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THEMA:   "Political Correctness ..."

 16 Antwort(en).

uul begann die Diskussion am 19.01.04 (11:25) mit folgendem Beitrag:

Viele Redewendungen des Alltags, die ohne langes Nachdenken benützt werden, können wirklich diskriminierend sein oder andere verletzen.

In einigen Beiträge hier im Forum wurde auch die Floskel
" ...bis zur Vergasung" aufgeführt. Das haben auch wir als Kinder schon gesagt, noch lang bevor es dieses grausige Verbrechen der Nazis gab. (Ich bin schon so alt!)
Aber diese Redewendung hat einen ganz anderen Ursprung, nämlich aus der Kohlevergasung bzw. aus der Physik oder auch Chemie "Übergang in den gasförmigen Aggregatzustand"!
Wir haben also so lange gespielt oder uns erhitzt, bis wir sinnbildlich "vom festen unter Umgehung des flüssigen in den gasförmigen Zustand" geraten sind.
Wer kennt noch in den Städten die riesigen Gasbehälter, die an den Gaswerken standen? Dort wurde das Gas gespeichert, das vorher in der Kokerei erzeugt wurde, um es später an die Verbraucher weiterzuleiten. In meiner Heimatstadt gab es noch so ein "Kohlegaswerk", das wir als Grundschüler (damals noch Volksschule) besuchten, sozusagen "angewandter Physik- bzw. Chemieunterricht" in der 3. Klasse!

Dieser Ausdruck "...bis zur Vergasung" wurde also bestimmt von Schülern oder Studenten sicher bereits im 19. Jahrhundert oder noch früher "erfunden"...

Wer sich für Technik interessiert - hier ist noch ein Link zur Kohle!

Internet-Tipp: https://https://gw.eduhi.at/thema/energie/kohle/kohle.htm


pilli antwortete am 19.01.04 (11:56):

schon die überschrift ist fragwürdig :-) es gibt viel zu schreiben...die liste der "rechten" brgrifflichkeiten ist endlos. gerne beteilige ich mich an der darstellung

es ist m.e. wichtig aufzuzeigen, wie geschickt oft sprachllich argumentiert wird. aber abgesehen von der sicherlich stimmigen deutung eines wortes ist es eine überlegung wert, wie wertvoll ich ein wort halte, um es zu benutzen. "bis zur vergasung"...also das käme mir nie in den sinn, diesen begriff zu benutzen, deutung hin oder her!


iustitia antwortete am 19.01.04 (12:06):

Nach Heinz Küppers "Wörterbuch der deutschen Alltagssprache" (Bd. 2. S. 431) tauchte der Begriff zwischen 1920 und 1930 bei Chemiestudenten und bei Angehörigen der Reichswehr auf.
Mit der Vernichtung der Juden mit Zyklon B hatte er bis dato nichts zu tun.
Heute kann man den Begriff wg. dieser weltgeschichtlichen Konnotation aber nicht mehr unbemerkt und fidel gebrauchen.
Der inflationäre Begriff "Polit. Corr." wird fast immer als Abwehr von Einsichten gebraucht; um sich in Ignoranz zu suhlen.


schorsch antwortete am 19.01.04 (17:48):

@ uul: "...Wer kennt noch in den Städten die riesigen Gasbehälter, die an den Gaswerken standen?..."

Diese Kessel bestanden ja aus 2 Schalen, die präzise ineinander liefen. Mich hat die Frage fasziniert, wie diese beiden Schalen so gegeneinander abgedichtet werden konnten, dass sie nicht leckten. Die obere Schale setzte sich ja im Ausmasse des Gaskonsums laufend nach unten ab.
Ich habe dann 50 Jahre mit Dichtungen gearbeitet, aber hinter dieses Geheimnis bin ich nie gekommen. Vielleicht ist ein ehemaliger Gaswerkangestellter unter uns?


hugo1 antwortete am 19.01.04 (19:07):

hallo schorsch, damit kann ich dir aushelfen, das wird mit einer Wasservorlage gemacht, aber guck Dir mal folgende Webseite an. Hier werden sehr anschaulich Gasometer erklärt.
https://www.bhz.ch/fragen/2002/12/

Internet-Tipp: https://www.bhz.ch/fragen/2002/12/


hugo1 antwortete am 19.01.04 (20:02):

,,hier noch einige brauchbare Erklärungsversuche für verschiedene Gasometer und ihre Abdichtvarianten.
Der Ausdruck Gasometer geht wohl auf die Füllstandsanzeige der Gasspeicherbehälter zurück.

https://gasometer.org/
https://www.uni-essen.de/~gpo202/denkmal/gasometer.htm
https://www.swl.de/include/baum.htm?https://www.swl.de/de/dienstleistungen/gasometer-2.htm
https://www.gaswerk-augsburg.de/gasbehaelter.htm#gasbehaelter


mart antwortete am 19.01.04 (21:09):

Hugo,
nicht zum ursprünglichen Thema passend, aber vielleicht hast Du da praktische Erfahrung: Wie kann man im kleinsten Rahmen, Gase aus der Verschwellung besonders was Teer betrifft reinigen? Mich interessiert hier nicht Großtechnik, sondern praktische Erfahrung im allerkleinsten Bereich (Holzvergaser).


Felix antwortete am 19.01.04 (23:01):

Unglaublich, wie schnell ein solches Thema "vergasen" kann!


mart antwortete am 20.01.04 (01:19):

Felix, danke für deinen informativen Beitrag zu diesem Thema:-)))

Aber da du offensichtlich auch nichts beizutragen hast, --vielleicht ist folgender Link hilfreich:

Internet-Tipp: https://lexikon.idgr.de/p/p_o/political-correctness/political-correctness.php


schorsch antwortete am 20.01.04 (09:07):

Danke für die Aufklärung.


Felix antwortete am 20.01.04 (11:03):

@ mart

ob ich nichts <beizutragen habe> sei einmal dahingestellt .... korrekt wäre gewesen ... <... hat nichts beigetragen>
Auch das gehört zur <Correctness>!


mart antwortete am 20.01.04 (11:28):

Dann nur zu und trage bei!


pilli antwortete am 20.01.04 (11:54):

ist Felix nun träger von rechts oder linkstlastigem?

:-)))


mart antwortete am 20.01.04 (12:49):

Ich empfehle, fast wie immer, den Mittelweg zu nehmen.:-)


Mechtild antwortete am 20.01.04 (17:34):

Sprache kann sehr viel sagen. Bestimmte Worte oder Sätze kann man halt irgendwann nicht mehr sagen, weil sie falsch verstanden werden können oder aber auch auf etwas hinweisen sollen. Beispiel: „Negerküsse“ oder „Schülerinnen und Schüler“ Wenn es die Probleme wie Diskriminierung von dunkelhäutigen Menschen oder die Ungleichbehandlung von Frauen nicht mehr gibt, kann man die Begriffe wieder benutzen und diese komplizierte Schreibweise wie „SchülerInnen“ weglassen. Den Begriff „Bis zur Vergasung“, auch wenn er einen anderen Ursprung hat, kann noch nicht wieder benutzt werden. Es wollen immer noch zu viele Menschen die schrecklichen Verbrechen in den Konzentrationslagern vergessen oder auch gar nicht wahr haben..


pilli antwortete am 20.01.04 (17:52):

das "unwort des jahres" lautet:

"Tätervolk"

und das ist eine gute wahl, meine ich.


mart antwortete am 20.01.04 (19:42):

Da hast Du nun wirklich recht!

Und was der Kapuziner dazu, wenn er einen Besoffenen Kapuziner kauft - laßt euch sagen, ein Leckerbissen!