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THEMA:   Alt werden - Last oder Lust?

 13 Antwort(en).

Pierre Helmer begann die Diskussion am 16.04.2000 (10:32) mit folgendem Beitrag:

Altwerden, Last oder Lust?
Jeder kennt in seinem Umfeld Menschen, die vorzeitig alt und krank wurden, aber auch den einen oder anderen, der im hohen Alter immer noch kraftvoll und mit Freude trotz aller Schicksalsschläge und Probleme sein Leben meistert. Der Unterschied scheint in der inneren Einstellung zum Leben und Altwerden zu liegen, die wir nachstehend beschreiben wollen.
Körper, Geist und Seele scheinen in uns eine völlig unterschiedliche Entwicklung zu entfalten.
Physiologen erklären uns, daß die körperliche Alterung, der Abbau der physischen Funktionen, im Alter von 20 Jahren beginnt.
In der Psychologie dagegen erfahren wir, daß der Geist, unser Verstand, dann erst richtig anfängt, sich zu entwickeln und erst in höherem Alter z.B. durch Gedächtnisschwäche, nachlassen kann.
Wie aber ist es mit der Entwicklung unserer Seele?
Unseren Körper trainieren wir in der Jugend und auch meist in den reiferen Jahren mit Bewegung und Sport. Der Verstand wird durch die Erziehung, die Schule, die weiter Ausbildung und die Erfahrungen des Lebens weiterentwickelt und geschult.
Doch wie entwickelt sich die Seele? Das metaphysische innere Leben überlassen die meisten, wenn sie sich überhaupt damit befassen, den Religionen, von denen sich viele Menschen später enttäuscht abwenden.
Wie aber können wir unsere Inneres entwickeln?
Es ist auffällig, daß Menschen, die vor der Zeit körperlich und geistig hinfällig werden, oft eine negative Lebensanschauung besitzen. Sie kritisieren vieles, wenn nicht alles um sich herum, sind meist nörglerisch und mißmutig. Der Grund liegt vielfach in einer ablehnenden inneren Haltung sich selbst gegenüber.
Dabei ist es so einfach, sich selbst positiv und liebevoll anzunehmen und damit auch zu den Mitmenschen eine bessere Einstellung zu finden. Es gibt da ein kleines Erkennungszeichen, das Lächeln. Schauen Sie sich einmal die Menschen an, denen Sie begegnen, oft genügt ein kleines Lächeln um im Gesicht und vielleicht auch in der Seele des anderen etwas zu ändern,
Das Alter wird fast immer dann zur Last, wenn wir uns selbst mit unserer inneren Einstellung in eine negative Haltung bringen. Es folgt unweigerlich Einsamkeit, denn wer will sich schon mit einem immer unzufriedenen Menschen abgeben. Als bestes Beispiel erscheinen mir Frauen, die schon mit 30 Jahren Angst vor dem Alter haben, sich jahrelang sich mit der Zahl 29 oder 39 schmücken, die 50 ist für viele, auch Männer, das absolute Ende. Männer und Frauen haben immer dann mit dem Älterwerden Probleme, wenn sie ihre altersbedingten physischen und auch geistigen Veränderungen nicht akzeptieren wollen. Dabei wissen wir alle, daß es die ewige Jugend nicht gibt und daß sie auch nicht wünschenswert ist. Wir können aber unsere innere Jugend erhalten und damit im Alter besser leben, wenn wir uns auf die Veränderungen vorbereiten und all die positiven Seiten des Älterwerdens erkennen und in uns lieben. Damit können wir gar nicht früh genug anfangen, am besten heute!!
An dieser Stelle sei all den Menschen gedankt, die mir in meinem Leben das Altwerden als etwas Schönes, Wertvolles gezeigt haben.
Freue mich auf Reaktionen Pierre Helmer


Marianne Otto antwortete am 16.04.2000 (11:41):

Lieber Pierre Helmer,
dieser Text hat mir sehr gefallen. Ich denke auch, daß es wichtig ist, mit sich selbst "im Reinen" zu sein, um sich wohlzufühlen. Dann strahlt man das ja auch auf andere aus und das Lächeln kommt sehr oft (nicht immer) zurück. Wenn das jeden Tag mal passiert, schenkt es so viel Lebensfreude. Und das haben wir ja schon zum Thema "Positives Denken" und "Lachen" diskutiert, daß uns das auch helfen kann, länger guter Dinge zu bleiben. Mir geht es so. Und ich habe mir vorgenommen, nicht zu jammern, wenn die Falten im Gesicht immer mehr werden und das Schuhezubinden nicht mehr ganz leicht geht :-))
Herzliche Grüße an alle
Marianne


hans joachim schmidt u. ehefrau doris antwortete am 16.04.2000 (14:50):

in unserer familie gibt es zwei alte unzufriedenen einsame frauen, mutter und schwiegermutter. die eine ist 84, und die andere 87. für uns ist es wahnsinnig schwer mit ihnen umzugehen da beide kaum oder gaerkeinen anteil an unserem leben nehmen sondern nur alles auf sich reflektieren und dadurch auf uns egoistisch und desinterressiert wirken. genauso ist das verhalten gegenüber den enkelkindern die natürlich nie lust haben die omas zu besuchen, wir fragen uns haufig, wo bleibt die weisheit des alters? aus dieser sicht haben wir uns natürlich vorgenommen nie so zu werden wie unsere mütter denn toleranz und anteilnahme sind unserer meinung nach eigenschaften die auch "alte leute"den bezug zur nachfolgenden genaration nicht verlieren läßt.hoffentlich gelingt uns da, wenn wir mal älter als 75 sind und werden.
doris schmidt


Pierre Helmer antwortete am 16.04.2000 (19:28):

Wie im Beitrag von Doris und Joachim geschrieben, ist es sicher so, dass die beschriebene Altersweisheit nicht bei allen Menschen höheren Alters eintritt. Der Grund ist meist, dass sie sich auf diese Zeit nicht vorbereitet haben, von vielen für sie negativen körperlichen und auch geisteigen Veränderungen überrascht wurden.

Meist hatte sie auch in jüngeren Jahren vergessen die Möglichkeit Freude zu erleben zu entwickeln.

Wenn dann noch eine gewisse Altersstarrheit dazu kommt, ist es für die Familie meist nur schwer zu ertragen. So kommt es aus diesen Gründen dann oft zu einer Vereinsamung, einem Heimaufenthalt.

Dies aber sollte den Jüngeren zu denken geben und ihre Haltung zu sich selbst frühzeitig ändern, damit sie im Alter sozial verträglich sein können.


Bruno peters antwortete am 18.04.2000 (21:33):

Also, zu den nicht wünschenswerten eigenschaften, die hier beklagt werden:
Im alter kommen einfach Charakterzüge, die der menschn schon immer hatte, stärker heraus. Wer ein "ungelebtes Leben" Geführt hat, wird auch im alter ziemlich unleidlich sein.
Bruno


Manfred Franz antwortete am 20.04.2000 (07:04):

Wichtig ist meiner Ansicht nach, dass man stets und immer versucht, Anderen eine Freude zu machen. Und sei sie (materiell) noch so klein. Dazu ist man nie zu alt! Im Gegenteil: Man hat doch jetzt im Ruhestand etwas mehr Zeit dazu.
Schon die Anteilnahme am Denken und Fühlen, an Geschick oder Missgeschick der Anderen wird oft als Glück empfunden.
Selbstverständlich muss dabei immer auch der nötige Abstand gewahrt bleiben: Wir gelten sonst schhnell als aufdringlich- und die Vereinsamung nimmt trotz allen guten Willens wieder zu.


Pierre Helmer antwortete am 20.04.2000 (11:22):

Lieber Franz,

Der Gedanke, anderen eine Freude zu machen ich wunderschön, nur scheint es mir wichtiger, sich selbst mehr Freude zu schenken. Das klingt auf den ersten Blick egozentrisch, aber wenn wir tiefer hineinsteigen werden wir sehen, dass wir nur dann anderen wirklich helfen und Freude bringen können, wenn wir selbst im Gleichgewicht sind.

Sind wir das nicht, dann können wir dem anderen mit unserer Hilfe kaum helfen, sondern sogar schaden.


Liebe Grüße Pierre


Ursula Trautmann antwortete am 24.04.2000 (00:50):

Wer ist Pierre Helmer ! Warum so salbungsvoll? Alle Antworten triefen vor Gutsein, gut bleiben. Auch Senioren sind Menschen mit Stärken und Schwächen. Bleibt bitte locker!


Margit Ehrlich antwortete am 30.04.2000 (13:02):

Liebe Ursula, ich schließe mich Ihrer Meinung bezüglich P. Helmer an. Für mich klingt es sehr dozierend und abgehoben ohne dass es mich innerlich berührt.


doris schmidt antwortete am 30.04.2000 (18:10):

bis jetzt sind alle antworten sehr klug und weise, abernoch niemand hat mir gesagt, wie ich mit den alten frauen in meiner familie umgehen soll, auch weiß niemand,wiee man selbst verhinderrt so zu werden, ich weiß nur, das ich so garstig und egoistisch nicht werden möchte, befürchte aber, daß in gewissen grenzen alle "alten Leute" ihre macken entwickeln.
viele Grüße doris


Fritzi Hafner antwortete am 03.05.2000 (20:29):

Zu diesem Thema möchte ich diesen Gedankenbeitrag leisten.
Was ältere Menschen oft so einsam und traurig macht, ist nicht die verlorene Jugend, die vorhandenen Falten. Ja nicht einmal die vielen Wehwehchen die sich einstellen, sondern die Bewertung die ihnen zuteil wird. Das Gefühl der Wert und Wehrlosigkeit. Was er sagt, wird als "gestrig" abgetan. Der ältere Mensch der immer gebraucht wurde ist langsam überflüssig, soll keine Wünsche mehr haben und ist lästig, wenn er noch "teilhaben" will. Ein eigener Wille wird als eigensinnig abgetan. Am Ende weiß man, alt zu werden ist nur ein Segen wenn man gesund ist und keiner Hilfe bedarf. Wenn einem alten Menschen zu Lebzeiten nur ein Bruchteil der wunderbaren Worte zu Teil würden die an seinem Grab gesprochen werden, wäre die Traurigkeit und Einsamkeit
nicht so groß------Ich bin selbst 74 und sehr positiv. Habe gute Kinder und schon erwachsene, (Studierende) 6 Enkel. Schätze mich auch sehr glücklich. Habe jedoch in meinem langen Leben viel gesehen und beobachtet und gesehen dass Alt werden viel öfter eine Last ist als Lust. Und als Lust würde nicht einmal ich das älter werden bezeichen, obwohl es mir nie im Leben so gut ging wie jetzt. Und nun können sie staunen, Durch meine Kinder und Enkel und all ihre Liebe. Ich wünsche Euch Allen Freude und Zufriedenheit. Fritzi :-) :-)


Margit Ehrlich antwortete am 06.05.2000 (10:36):

Liebe Fritzi, ich glaube, dass das Gefühl der Wehr- und Wertlosigkeit vieler alter <menschen daher kommt, dass sie irgendwann auf einer Entwicklungsstufe stehen bleiben und nicht mehr bereit sind, Neues aufzunehmen. Wenn Großeltern die neue Rechtschreibung beklagen, "weil sie nun ihren Enkeln nichts mehr beibringen können", dann kann ich nur sagen: Macht euch doch wenigstens mit den Grundzügen vertraut. Das fördert die geistige Fitness und ihr seid nicht mehr "von gestern". Die Grenze zwischen Weisheit des Alters und Starrsinn ist fließend, wir können, ohne uns etwas zu vergeben, auch von jungen Menschen etwas lernen. Vielleicht werden wir ja für das geliebt, was wir nicht wissen aber bereit sind, zu tolerieren.
Herzliche Grüße
Margit


Gerlinde antwortete am 31.05.2000 (22:01):

Jorge Luis Borges hat mit 85 J.dies geschrieben,zwei jahre später war er tot.
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,im nächsten Leben würde ich versuchen mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen,ich würde mich mehr entspannen.Ich wäre ein bißchen verrückter als ich gewesen bin,ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.Ich würde nicht so gesund leben.Ich würde mehr riskieren,würde mehr reisen,Sonnenuntergänge betrachten,mehr bergsteigen,mehr in Flüssen schwimmen.
Ich war einer dieser klugen Menschen,die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten.Freilich hatte ich auch Momente der Freude.
Aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,würde ich versuchen,nur mehr gute Augenblicke zu haben.Falls du es noch nicht weißt,aus diesen besteht nämlich das Leben.Nur aus Augenblicken.Vergiß nicht den jetzigen.

Wenn ich noch einmal leben könnte,würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst barfuß gehen.Und ich würde mit mehr Kindern spielen,wenn ich das Leben noch vor mir hätte.

Aber sehen Sie.....
ich bin 85 jahre alt und weiß,daß ich bald sterben werde......


Monika antwortete am 02.06.2000 (21:50):

Ich bin auch der Meinung das Alter eher Last als Lust ist. In meiner Familie gibt es auch zwei alt Frauen, Mutter und Schwiegermutter 85 und 96 Jahre alt.
Wenn man so direkt miterlebt wie beschwerlich das Leben wird dann hat man keine große Lust ebenfalls so alt zu werden. Es ist leicht gesagt Anteilnehmen am Leben und an den Neuerungen,wenn das Seh und Höhrvermögen auf ein minimum reduziert ist kannst du alles vergessen.