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THEMA:   "Kennet Sie des au"

 23 Antwort(en).

juergenschmidb begann die Diskussion am 12.01.04 (18:17) mit folgendem Beitrag:

"Kennet Sie des au?

das Thema "Sachen gibts..." von trux und karl hat mich auf die Idee gebracht, wieder mal einen Tex in verschiedene Dialekte oder Mundarten umzusetzen:

Das Original(Nr1) hab ich hier bei ST gefunden und geht so:

Nr.1

"Kennet Sie des au? Sie hend soebe im Telefonbuch oi Nummer nachgeschlage, des Buch wiedr zugeklabbd und beim Wähle den ledzde Teil dr Nummer scho wiedr vergesse."

(schwäbisch?, welches davon?)

Nr.2

"Kennts ihr des a? Grad erst hasd im Telefonbuach a Numma nochgschlong, des Buach wieda zuaglabbd und beim Wähln den letzdn Teil vo dera Numma scho wieda vagessn."

Münchnerisch, fast bayerisch;-))

Anmassung Nr 3(von mir)

"Kennta dett?, gjrade haste im Telefonbuch ne Numma nachjekiekt, wa, det Buch wieda zujeschlajen und beim Wählen von die Numma den letztn Teil schon wieda vajessn.

(soll berlinerisch sein, au backe)


Gruss Jürgen, wer macht weiter?


juergenschmidb antwortete am 12.01.04 (18:31):

Nachtrag:

Nr 4. von trux, schleswig-holsteinisches Platt

"Kennt ji dad ook? Grad hest im Telefonbook ne Nummer upschlagd, dat Book wedder toklappt und biem Wählīn denn letzten Deel von de Nummer wedder vergeetīn."


(Jürgen)


utelo antwortete am 12.01.04 (18:48):

Kennt ühr dat och? Jrad häs de im Telefonboch en Nummer nojeschlage, dat Boch widder zujeklapp un beim Wähle dä letzte Teil vun der Nummer alt widder verjesse (So ungefähr in Kölsch)


juergenschmidb antwortete am 12.01.04 (19:43):

vergessen kann heissen.

vergesse

vagessn

vajessn

vergeetīn

verjesse

und ?


mein Gott, wie hat der Duden da die Klammer geschafft? Alle Achtung.

Jürgen


Mulde antwortete am 12.01.04 (20:09):

jrade haste ins Telefonbuch na ne Nummer nachjeschlahn
klappste es willer zu- un beim wählen haste de letzten zwee Zahlen schon willer vorjessen!
Das ist anhaltisch !


chris antwortete am 12.01.04 (20:22):

in frängisch:

"Kennd Ihr daos aa?" Sie höm grad im Telefonböchla ee
Nummer gsöcht, das Buach widdr zugeschlaoche unn beim
Wählä dan ledzde täl von dara Nummer gleich widder vergassä.


simba antwortete am 12.01.04 (21:05):

Is eng des aa scho bassiad? Grod hobts im Telefonbiachl a Numma aussagsuachd unds Biachl wieda zuagschlogn, und bam wöhn hobts daun die letztn Zoin wieda vagessn ghobt? ( Weul i mi schon kenn, schreib i vuasichtshoiwa glei dīNumma auf, daun brauch i mi ned äagan..
und hiatzd pfiat eng.... ;-)


jeanny antwortete am 12.01.04 (23:47):

kennt der dat och?
du hues grad am telefonnsbuch en numero gesicht,t'buch erem zougeschloen a beim wielen hues de déi lescht zwou zuelen schon erem vergiess.


Felix antwortete am 12.01.04 (23:48):

"Kennsch das au? Do hesch im Telefonbuech grad e Nummere noogluegt, machsch 's Buech wieder zue und
bim Wähle hesch dr Räscht vo dr Nummere scho wieder verschwitzt!" (Baseldytsch)


julchen antwortete am 13.01.04 (07:29):

Kennt ihr das aach?

Da guckste ins Buch, und dann haustes widder zu,
un, herrgewidder, beim weehle haste die letzt nummer schon widder vergesse....

(hessisch - gepflegt :) )


jeanny antwortete am 13.01.04 (10:56):

@doris W
hier findest du das beste beispiel für''jargon''
hier schreibt jeder in seinem eigenen ''kauderwelsch.


DorisW antwortete am 13.01.04 (11:44):

"Terminologie" passt hier dann allerdings nicht so gut :-)


Felix antwortete am 13.01.04 (22:58):

Da versuchte ich heute Nachmittag eine Begriffsklärung ... die ich leider nicht korrekt publiziert hatte ... und so beginne ich das ganze Unterfangen von Neuem!

Die obigen sprachlichen Varianten, den gleichen Satz wiederzugeben, haben nichts mit den Begriffen: Terminologie, Jargon oder Kauderwelsch zu tun, sondern mit verschiedenen deutschen Mundarten oder Dialekten.
Diese sind Idiome, das heisst spezielle Ausformungen einer Sprache, die meist durch räumliche Isolation oder besondere Einflüsse entstanden sind. Dialekte können von der Stammsprache so weit entfremdet sein, dass sie als eigene Sprache gelten.
Kauderwelsch sprechen wurde ursprünglich für <unverständlich sprechen> verwendet. Heute bedeutet Kauderwelsch eher in einem Durcheinander zwischen zwei Sprachen sprechen.
Wenn die Sondersprache in bestimmten sozialen Schichten gesprochen wird, spricht man von Slang oder Jargon. Jargon braucht man auch, wenn es die typische Sprache gewisser Tätigkeitsbereiche ist. So gibt es einen Militärjargon, Fussballjargon, Börsenjargon, eine Jägersprache, Gaunersprache etc.
Unter Terminologie versteht man in der Regel die ganze Systematik einer Fachsprache. Fachausdrücke sind oft klarer definiert und dienen der Eindeutigkeit einer Aussage. Geläufig sind u.a. die medizinische, mathematische, juristische oder philosophische Terminologie. Der gleiche Begriff kann in verschiedenen Terminologien unterschiedliche Bedeutungen haben. In der Medizin ist z.B. ein negativer Befund durchaus positiv!


julchen antwortete am 14.01.04 (04:54):

och gewidder,Felix,

da haste awwer wirklisch recht!
Net dass mers all verstanne haette, aber swerd wohl
stimme.

:)))


chris antwortete am 14.01.04 (08:19):

Für die Mundart gibt es weder Rechtschreibregeln noch
Vorschriften.

Es ist ja teilweise von Ortschaft zu Ortschaft unterschiedlich,
wie manche Wörter ausgesprochen werden.

So wie ich weiss, bemüht sich im Fränkischen Raum auch
ein Universität, die unterschiedlichen Dialekte zu
erkunden und festzuhalten.

Versuchen wir doch, diese Sprachvielfalt zu erhalten. Für
mich ist es durchaus noch interessant meiner 92 j. Nachbarin
zuzuhören, um wirklich noch einiges davon zu bewahren.

Chris


juergenschmidb antwortete am 14.01.04 (08:34):

des vom schweiza find e klass, denn jetz kunnt ma ja kunnt ma ja direkt dort unsan dialekt aa do im forum neischreim, wenn ma moana, dass mid dem deidlicha was zum song war.

Hawe die Ehre, Schorsche, alias Jürgen Schmidbauer


juergenschmidb antwortete am 14.01.04 (08:36):

scusi, hab schweiza mit felix verwechselt, ja ja das Gedächtnis...


schorsch antwortete am 14.01.04 (09:58):

@: "...Hawe die Ehre, Schorsche, alias Jürgen Schmidbauer..."

Bitte nicht zu verwechseln mit dem Schorsch!

Noch etwas zu den Gebietsabgrenzungen der einzelnen Slangs: Es gibt sie gar nicht. Schon von einem Dorf zum anderen sind mehrere Wörter verschieden. Es kann sogar vorkommen, dass in einem scheinbar sprachlich homogenen Gebiet plötzlich eine "Enklave" eines ganz anderen Dialekts auftauscht. Und: Durch das Beieinandersein in Kreisschulen verwischen und vermischen sich die Dialekte laufend.


Felix antwortete am 14.01.04 (17:01):

Früher, als die Durchmischung noch weniger stattfand, konnte ich in Basel am Jargon ziemlich eindeutig feststellen in welchem Quartier der Sprechende aufgewachsen war.
Da gab es das typische Dalbanesisch, wie es der <Daig>, die "Mehrbesseren" im St.Albanquartier sprachen.
Charakteristisch sind die ai für ei oder die y statt ü, ai statt eu/äu
Also z.B. <Maitlibai> Beine eines Mädchens, <Lyt> statt Lütt (Leute), <Baimli) statt Bäumli (Bäumchen),
<Lay> statt Leu (Löwe), <hit> statt hüt (heute) etc.
Dazu kamen viele französische Lehnwörter wie: <Paraply> = Regenschirm, <Rydykül>=Tragbeutel für Damen,
<Ammedyssli>= Pulswärmer, <Schääse>=Pferde-Kutsche, <Ceintüron>=Ledergurt (auch im Militärjargon) etc
Viele Ausdrücke kamen nur in diesem Jargon vor. z.B. <kummlig> für angenehm, <karfangle> schlecht riechen,
<gschpässig> ausgefallen, eigenartig etc..

Ganz im Gegensatz dazu gab es den Slang des unteren Kleinbasels <Schärbeviertel> genann. Dort war das <Höschdütsch> zuhause. Hunderte von originellen Neologismen prägten diese vulgäre Gassensprache.
<Grampolschybe> oder <Schnägg> für Fünffränkler, <d'Schmier> oder <Hermandad> für Polizei, <Trottoiramsle> oder <Schnalle> für Prostituierte, <Megg> oder <Stenz> für Zuhälter, <Gartehaagflicker> für Zahnarzt, <Höhleforscher> für Gynäkologen, <Pfütze häll> für helles Bier, <Servierdüse> für Kellnerin, <Raasemäyer> fur Coiffeur, <Drachefueter> für Pralinen, <Zaschder> für Geld, <Lämpe> für Streit, <Zimmerlinde> für Ehefrau, <Aastandsbäse> für Blumenstrauss etc.


juergenschmidb antwortete am 14.01.04 (19:01):

Lieber Felix,
obwohl das ja vom Thema ein wenig wegführt, so ist es dennoch interessant und führt mich nun doch zu der Frage, ob es für "euch"? dazu ein Nachschlagewerk gibt, ähnlich dem "Schmeller", in dem akribisch nach dem damaligen Stand, glaub 19.es Jahrhundert, die Dialekte des bayerischen Bodens lexikalisiert wurden?

Un jetz winsch e eich an schena omd, moang is ja aa no a doog.

Jürgen


chris antwortete am 14.01.04 (19:50):

Beim stöbern im Internet fand ich den u.g. Link, er weisst
auf viele Dialekte hin.


chris

Internet-Tipp: https://www.ex.ac.uk/~pjoyce/dialects/obfraenk.html


Felix antwortete am 15.01.04 (01:37):

Ja, lieber Jürg,

das umfangreichste Werk an dem man schon seit mehr als 140 Jahre arbeitet und das z.Z. ca. 14 Bände umfasst, ist das sogenannte "Idiotikon" (von Idiom) das Schweizerdeutsche Wörterbuch.
Genaueres unter meinem Link zu erfahren oder <Idiotikon> im Google nachschauen.

Für viele Regionen existieren spezielle Wörterbücher und Grammatik-Abhandlungen.

Für meinen Basler Dialekt besitze ich z.B.

- <Baseldeutsch-Wörterbuch> von Rudolf Suter, Christoph Merian Verlag, Basel 1984
- <Baseldeutsch-Grammatik> auch von Rudolf Suter, gleicher Verlag 1992

Internet-Tipp: https://www.sagw.ch/dt/Kommissionen/woerterbuch/geschichte.html


schorsch antwortete am 15.01.04 (09:25):

E rede wiä mer der Schnabu gwachsen esch!

Unser Dialekt wird oft als "Bahnhofbüffee-Olten-Dialäkt" charakterisiert; weil wir hier im Zentrum zwischen Basel-Bern-Luzern-Zürich liegen.


Ruzenka antwortete am 18.01.04 (13:57):

Felix, Du Baaslerpeppi....

Zürcherisch würd's ungefähr so töne...

Känned ihr das öppenau? Grad hani im Telefonbuech nach enere Nummere glueget, da hanis Buech wieder zueklappet und ha bim wähle de letschti Teil vo der Nummere scho wieder vergässe....Bin ich en Dubbel!

Da ja der Beiträg mit der schwäbischen Mundart begonnen hat, möchte ich auf das " Schwäbische Dictionärle" gesammelt von Renate und Peter Herwig und im Herwigverlag erschienen aufmerksam machen. Es entstammt dem im selben Verlag erschienenen Buch " Der schäbische Spruchbeutel ". Sehr vergnüglich!

z.B.
ärschlings rückwärts
ätschgäbele schadenfrohes Auslachen
Bäbberle Aufkleber
Blonze Blutwurst oder eine dicke Frau
Entaklemmer Geiziger Mensch

Und für mich ein ganz besonders liebes, welches man an schwäbischen PKW's oft als Aufkleber entdeckt:

Heiligs Blechle, was sowohl ein Ausdruck der Verärgerung sein kann, Bedauern, Verwunderung usw.
Ursprünglich war dieses heilige Blechle eine Blechmarke,
die im Mittelalter von Klöstern an Bedürftige als Essenbon abgegeben wurde

Übrigens: Dieses Thema ist so amüsant und interessant, dass es hoffentlich noch sehr viele Beiträge gibt. Das wünscht sich Eure Ruzenka