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THEMA:   positives denken...gift oder medizin? :-)

 45 Antwort(en).

pilli begann die Diskussion am 10.01.04 (01:37) mit folgendem Beitrag:

einer buchbesprechung des Buches von Günter Scheich "Positives Denken macht krank" entnahm ich:

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"Positives Denken" schafft ein Zerrbild der Realität, gefährdet die Karriere, zerstört Beziehungen - und macht krank.

Zu positiv gedacht, pleite gemacht

Positives Denken: Motivationstrainer schüren Sucht nach Höhenflügen - als Selbstbetrug auf direktem Weg zu Depression und Burnout
VON DIETMAR G. LUCHMANN

Als "Positives Denken" wird jener bizzare Irrweg in der Entwicklungsgeschichte des heutigen modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) bezeichnet, in dem Mensch gewordene Affen bei der Wahrnehmung ihrer selbst in schlimmer Realitätsverkennung in den Spiegel brüllen: "Ich bin der größte. Ich kann alles. Ich bin ein Adler." Und wie Ikarus - abstürzen. Der, so die griechische Sage, wurde bei seinem Flug von der Insel Kreta übermütig und stieg zu hoch. Mit seinen selbst geschaffenen Flügeln aus Federn und Wachs kam er der sengenden Sonne der Wirklichkeit zu nahe, das Wachs schmolz und die Flügel zerfielen.

Mit seiner eitlen und illusionären Selbstüberschätzung foppte der Mensch sich bereits, bevor die Entwicklung ihn als Krone der Torheit die Fähigkeit zur atomaren und ökologischen Selbstzerstörung herausbilden ließ. In dem Gedicht "Homo sapiens" karikierte der Wiener Feuilletonredakteur Christian Friedrich Hebbel (1813-1863) den lebensgefährlichen Mangel des modernen Menschen an Weisheit:
"Welch ein Narr ist der Mensch! In allem muss er sich spiegeln!
Selbst in Sonne und Mond hat er sein Antlitz entdeckt."

Waren es einst Schamanen und Stammeshäuptlinge, die sich die Fähigkeit ihrer Artgenossen zur Selbsttäuschung bei der Führung ihrer Sippe zunutze machten, so hat die postmoderne Industriegesellschaft die Perfektionierung von Täuschung und Selbsttäuschung zur schieren Grundlage ihres Funktionierens gemacht. Um ihren Anhängern die permanente Grenzüberschreitung in körperlicher und psychischer Hinsicht schmackhaft zu machen, hat sie die perverse Erscheinung des Motivationstrainers hervorgebracht.

Diese Dompteure der Selbstausbeutung fördern für beachtliche Gagen eine illusionäre Verkennung der Realität, die nicht nur die Gesundheit ruiniert, sondern letztlich Beziehungen und Karriere zerstört. Entsprechend dem herausragenden Stellenwert, den die Entwicklung der Arbeit in der Menschheitsgeschichte einnimmt, lässt sich am zunehmend psychisch und körperlich krankmachenden Zustand der Arbeitswelt verfolgen, wie deren motivationaler Overkill geradlinig in Angstzustände, Burnout, Depressionen, Frühverrentung und Arbeitslosigkeit führt.

Das einzig Positive an dem so genannten "Positiven Denken" ist, dass es seine Prediger reich macht - so könnte man meinen. Diejenigen freilich, die zu den Seminaren der selbsternannten Psycho-Gurus und Motivationstrainer pilgern und deren Produkte konsumieren, macht jene Art des positiven Denkens, die die Realität schlicht auf den Kopf stellt, langfristig krank statt glücklich. Das ist die Kernaussage des 1956 geborenen Diplom-Psychologen Günter Scheich in seinem Buch über den "Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen".

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bisher ist es mir gelungen, mich den netzen der "gurus" zu entziehen und auch "Dale Carnegie" hat mich nur laut lachen lassen. mit großem vergnügen erinnere ich mich an den auf bühnen hüpfenden "Strunz"...

wo sind sie hin, die einpeitscher der thesen, daß glück sei "hausgemacht"?

:-)


julchen antwortete am 10.01.04 (06:29):

Positives Denken macht krank???

Das ist das Hirnverbrannteste was ich je gelesen
habe.

Man stelle sich jemanden vor, der/die sowieso schon
ein bisschen auf der negativen Seite lebt und nicht so
richtig weiss was ueberhaupt verlangt wird - und
liesst dann sowas!!!

Man hat zuviel, man sollte sich schaemen denn Andre
haben weniger oder gar nichts...
Man ist gluecklich weil man ein liebe Familie und
gutgeratene Kinder hat, man sollte sich schaemen
denn Andre haben das nicht....
Man steht morgens froh auf und sieht jedem Tag mit
Wonne und Erwartung entgegen, man sollte sich
schaemen, denn Andre koennen das nicht....
Man kriegt vom Schiksal eins in den HIntern und faellt
hin, rappelt sich wieder hoch und kriegt irgendwie wieder ein Laecheln auf's Gesicht, man sollte sich schaemen,
denn Andre bleiben in der Misere liegen und
jammern....

Die Positiven-Gurus, die eine Menge Geld machen an
Leuten die "lernen" wollen positiv zu denken, haben
was zu verkaufen wie Rollschuhe (z.B.).
Manch einer moechte sie haben und lernen darauf
zu laufen.
Wenn das aber nichts wird, oder wenn einer mit
den Rollschuhen dann von der Bruecke hopst, dann ist der Rollschuh-Verkaeufer nicht schuld dran!

Wenn Guenter Scheich behauptet, dass positives
Denken unnoetigen Groessenwahn hervorrufen koennte, und zuviel Positives
Denken zu nichts Gutem fuehren kann, dann hat
der Mann augenscheinlich eine Macke und sollte
vielleicht selber mal einen Seelen-Klempner besuchen.
Ebensowenig muss o.G. Herr Scheich auch noch nichts
von Selbsherrschaft gehoert haben und schmeisst
wohl alle Menschen in den gleichen Topf!

Pilli, wenn'de mich fragst: benutze das Buch als
Fliegenklatsche!!!

Positives Denken hat Columbus auf den Weg geschickt, und Capt. Cook und Marco Polo. Positives Denken hat
eine Machtvolle Kirche in 2 geteilt und die Bibel
uebersetzt und gedruckt.
Positives Denken hat ueber 700 Ueberlebende der
Titanic produziert und positives Denken gibt taeglich
Kindern mit wirklich lausigem Elternhaus einen
Abschlussbrief irgendeiner Universitaet - "against
all odds" (Gegen jede Gewinnquote)!
Positives Denken hat uns von den Baeumen geholt,
uns Kunst und Literatur gegeben. Positives Denken
hat das elektrische Licht angezuendet, uns den
Merzedes beschert und das stunden-kurze rumhupfen
auf dem Planeten um ein paar Tage Sonne und Strand
zu bekommen.
Positives Denken hat uns zum Mond gebracht - und zum Mars. Es hat uns gelehrt einen Blinddarm zu entfernen und 2 Buben zu trennen, die niemals auch
nur im Bett sitzen konnten wenn sie weiterhin am
Kopf zusammengewachsen waeren.
Positives Denken bringt uns Menschen durch
Persoenliche- und Naturkatastrophen...jeden Tag..
irgendwo auf der Welt.
Positives Denken ist staerker als manche Krankheit
und viel staerker als jedes "Aufgeben" wollen.

Und dieser Mann behaupted es sei gift?


Ursula_J antwortete am 10.01.04 (08:47):

Ich habe noch nie etwas vom positiven Denken gehalten. Ich habe immer das Gefühl, dass die Leute sich dabei überschätzen und ziemlich weit weg von der Realität sind.
Das heißt nicht, dass ich, wenn ich krank bin oder in einer Schwierigkeit stecke, nicht davon ausgehe, dass ich die Kraft habe damit fertig zu werden.

Wenn es mir aber beschi..... geht, in den Spiegel zu schauen und mir zwanzig mal zu sagen, dass es mir gut geht, das finde ich Beschi....


dino9 antwortete am 10.01.04 (09:28):

ich kenne leute welche aus schlechte situationen immer noch etwas positives für sich sehen. das hat mit realitätsverlust wenig zutun. sie verzeifeln nur nicht an der momentan nicht so guten situation.
positiv eingestelte menschen können ihren mit menschen, in jeder hinsicht mehr bieten als andere, was sie dann auch wieder zurückbekommen.
bei den alten grichen konnte man, auf schulen, schon positives denken u. glück lernen.
gruß dino9


simba antwortete am 10.01.04 (10:06):

Ich hatte vor fast 20 Jahren eine Zeit, wo ich mal ziemlich tief unten war, weil meine Existenz auf dem Spiel stand - und da hab ich das Buch von Carnegie "Sorge dich nicht lebe!" gelesen. Mir hats geholfen. Ich sah dass es auch andere Menschen gibt denens schlecht ging und ich beileibe kein Einzelfall war - und das war für mich schon tröstlich. Ich las auch einige Sätze, die ich für merkenswert hielt und die mir heute noch im Gedächtnis sind. Es ging auch wieder bergauf bei mir, das will ich jetzt nicht dem Carnegie zuschreiben, aber sein Buch hat mir in dunklen Stunden Trost und auch ein bisserl Kraft gegeben. Das mag jetzt naiv klingen in den Ohren mancher, aber damit kann ich leben :-) Ich las auch noch zwei andere von ihm - Wie man Freunde gewinnt und Wie man zu Erfolg kommt, diese beiden Bücher haben mich überhaupt nicht beeindruckt und auch der Murphy nicht - aber das "Sorge dich nicht- Lebe" war wohl für mich das richtige Buch zur richtigen Zeit...


cilia antwortete am 10.01.04 (11:50):

Meine Großmutter, 1972 im Alter von 86 Jahren gestorben, hatte sicherlich keine Ahnung von Gurus oder „positiv denken“ aber sie war ihr ganzes Leben mit einem Spruch unterwegs: „Nichts Schlechtes wo nicht auch etwas Gutes dabei ist“. Wenn das nicht positives Denken ist.


pucki antwortete am 10.01.04 (12:23):

Auch ich dachte genau wie Ihr. Warum sollte posiitves
Denken solche negativen Wirkungen haben? Unterhielt mich
mit meinem Mann, der mir klarmachte, daß wir Optimismus
mit positivem Denken verwechseln. Er fand den Vergleich
mit Ikarus sehr gut und stimmt Günther Scheich voll zu.
Aber er meinte zu mir, man müsse viel über Philosophie
gelesen haben, um das zu verstehen. Also ran an die Bücher!


Wolfgang antwortete am 10.01.04 (12:53):

Genau... Frohen Mutes in die Welt schauen ist nicht gleichzusetzen mit der Ideologie und der mittlerweile dranhaengenden Industrie 'Positives Denken'.

Diese moderne Ideologie stammt aus trueben Quellen... Zitat von einer Webseite vom 'Referat Weltanschauungsfragen und Sekten im Bistum Trier' (s. Link):

"Beeinflußt durch Erkenntnisse der Psychologie, der Esoterik und der New-Age-Bewegung wurden die Theorien [des 'Positiven Denkens', W. M.] in den USA und Europa weiterentwickelt. Weitere Begriffe tauchten in diesem Zusammenhang auf: 'neues Denken', 'richtiges Denken', 'Kraftdenken', 'mentaler Positivismus'. Der letztgenannte Begriff wurde von Oskar Schellbach fuer sein 1921 gegruendetes 'Institut für mentalen Positivismus' benutzt. Schellbach sah im Positiven Denken schon damals die Methode, die fuer das 'Wassermannzeitalter' bestimmend sei. In den 60er Jahren begann durch die Vermarktung des 'Positiven Denkens' eine neue Aera."

Eine Ideologie ist per definitionem nicht in der Lage, rational denkende vernuenftige Menschen zu erzeugen. Im Gegenteil: Eine Ideologie ist dazu da, ueber die Wirklichkeit (die oft genug haesslich ist) einen schoenen Schein zu legen.

Systematisch geschoente Wirklichkeiten und die dahintersteckenden Ideologien gibt es zuhauf... Alle Religionen oder Quasi-Religionen arbeiten mit solchen Techniken. Ich gebe zu, dass es menschlich ist, und praktisch niemand ganz davon frei ist, Trost und Hoffnung auch dort zu suchen, wo diese mit Sicherheit nicht gefunden werden koennen.

Internet-Tipp: https://www.bistum-trier.de/sekten/kinfos/posidenk.htm


Wolfgang antwortete am 10.01.04 (12:58):

Web-Tipp:

ZEIT 25/2001
Die Diktatur der Optimisten
'Du schaffst es!', 'Gib niemals auf!', 'Sorge dich nicht - lebe!' Die Entertainer der Erfolgsgesellschaft locken Verzagte, Berufsmuede und Karrieresuechtige zu Tausenden auf ihre Motivationskongresse. Begegnungen mit den Predigern der Erschoepfungslehre
Von CHRISTIAN SCHUELE
https://www.zeit.de/archiv/2001/25/200125_glueckspropheten.xml

ZEIT 25/2001
"Ich mache Sie reich"
Buecher, Kaffeetassen und Erfolgspakete - die Produkte der Motivationstrainer verkaufen sich millionenfach
Von CHRISTIAN SCHUELE
https://www.zeit.de/archiv/2001/25/200125_kasten.schuele.xml

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/archiv/2001/25/200125_glueckspropheten.xml


schorsch antwortete am 10.01.04 (13:07):

Wenn also positives Denken den Menschen krank macht, dann müssten im umgekehrten Falle also die grössten Miesepeter die gesündesten Menschen auf Erden sein!


Tobias antwortete am 10.01.04 (13:58):

Auch wenn es Leute gibt die meinen alles umkehren zu müssen, bleibt für mich PLUS positiv und MINUS negetiv und mit dem Gedanken werde ich auch das Wochende beginnen.
Gleiches wünsche ich auch euch.


Ursula_J antwortete am 10.01.04 (14:18):

Schorsch, unser positives Denken oder auch Optimismus genannt ist mit Pilli`s Beitrag nicht gemeint, sondern die Ideologien "Positiv Denken", das sind zwei ganz verschiedene Dinge.


Tobias antwortete am 10.01.04 (16:36):

Hallo Ursula _J !

Demnach habe ich es auch nicht verstanden was pilli mit positives Denken sagen wollte.
Einfach wie ich nun mal bin, wäre ich dir dankbar, diese Idealogien " Positives Denken ", auch mir zu erklären, denn mir ist der Umkehrsatz Positiv = Nagativ nicht geläufig.

Mit besten Dank im voraus Tobias


wanda antwortete am 10.01.04 (17:13):

ich würde das alles nicht so ernst sehen, kein Mensch kann ununterbrochen positiv denken, und nur das, würde ich meinen, kann krank machen.
In ganz schwierigen Situationen, meinetwegen, wenn man verschüttet ist, kann man realitätsbezogen nur kleine Hoffnungsschimmer zulassen. Das heisst für mich nicht positiv denken, sondern eher den Glauben an das Gute nicht zu verlieren. Möglicherweise ist das für andere das gleiche, aber für mich nicht.
Ich weiss von vielen Berichten, dass Menschen in der Kriegsgefangenschaft nur deshalb überlebten, weil sie an eine glückliche Heimkehr glaubten.
So etwas hilft zum Überleben und kann keineswegs das Gegenteil bewirken.


Ursula_J antwortete am 10.01.04 (17:18):

Hallo Tobias,

Wolfgang hat es doch schon erklärt. Er kann sich viel besser ausdrücken als ich. Ganz kurz erklärt, bei der oben genannten Ideologie suggeriert man sich z.B. dass man sich gut fühlt, der Größte, Beste usw. ist auch wenn es in Wirklichkeit (oft) nicht der Fall ist.

Vielleicht kann es jemand noch etwas ausführlicher erklären.


mart antwortete am 10.01.04 (17:32):

Wie wärs damit, sich zuerst informieren und lesen?

z.B.

https://www.psychotherapie.de/psychotherapie/mythen/01062102.htm

oder

https://www.psychotherapie.de/psychotherapie/mythen/01062101.html

mit vielen weiteren Links


utelo antwortete am 10.01.04 (17:46):

Ich denke meistens positiv, ohne jegliche Selbstüberschätzung oder ähnliches. Meine Krebserkrankungen habe ich ziemlich gut überstanden, weil ich immer wieder positiv gedacht habe, d.h. die Krankheiten sind früh genug erkannt worden, so dass die Heilungs- bzw. Besserungsmöglichkeiten noch erfolgreich waren.
In früheren schweren Zeiten hat das positive Denken über manche Hürde geholfen. Ich habe mir in miesen Situationen oft überlegt, dass es ja hätte noch schlimmer kommen können und bekam so wieder Mut zum Weitermachen.
Selbstüberschätzung, irgendwelche Idologien waren nie mein Ding, die Realität habe ich (fast) nie vergessen.
Ohne das positive Denken wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am leben.


cilia antwortete am 10.01.04 (18:02):

utelo, ich gebe dir in allem Recht. Einige Beträge sind nur im Internet angelesene pseudowissenschaftliche Aussagen, durch keinerlei Hintergrund belegt. Lassen wir einfach die Kirche im Dorf – nicht umsonst ist die menschliche Psyche grob in vier Typen gegliedert. Und wer positiv denkt, ohne von irgendwelchen Gurus davon überredet zu werden, ist nun einmal ein Optimist. Ich freue mich jedenfalls, dass der Kampf gegen deine schwere Erkrankung erfolgreich war.


jako antwortete am 10.01.04 (18:04):

>>Ohne das positive Denken wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am leben.<<

Idem, Utelo!


bernhard antwortete am 10.01.04 (19:15):

ich habe mich angestrengt und etwas länger ausholend beschrieben, was ich unter positivem denken verstehe:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/threads6/thread1382.php


Tobias antwortete am 10.01.04 (19:25):

Werte mart,

es ist schon richtig, wenn du schreibst, erst lesen!! Aber ist das zu Lesende nicht auch nur die Meinung eines Einzelnen?
Für mich ist positives Denken Leben und dabei möchte ich gerne noch einige Jahre bleiben.

Grüsse von Tobias


Wolfgang antwortete am 10.01.04 (19:36):

Ueber den persoenlichen Optimismus kann natuerlich nicht diskutiert werden (wie ja grundsaetzlich nicht ueber persoenliche Schicksale oder persoenliche Lebenstile diskutiert werden kann)... Insofern gehen viele Beitrage am Thema vorbei.

Was anderes ist die Ideologie und die daran haengende Industrie des 'Positiven Denkens'. Da gaebe es etliche Aspekte, die der Diskussion wuerdig sind.


mart antwortete am 10.01.04 (20:07):

Tobias,

Du schriebst, daß Du die Ideologie "Positives Denken" erklärt bekommen möchtest.

Der beste Weg dazu ist zu lesen, zu werten und zu denken.

Es wurden hier wohl genügend Links angegeben.


mart antwortete am 10.01.04 (20:15):

Aus dem unten angegebenen Link:

"Positives Denken ist ein allgemeineres, breiteres Thema als Psychokurse und Persönlichkeitsseminare - jeder einzelne Mensch kann das Positive Denken für sich reklamieren. Und auf den ersten Blick scheint es auch einleuchtend, dass Positives Denken hilfreich und richtig ist.

Wenn ich heute einen Vortrag zu diesem Thema halte, denken sicher viele von Ihnen: Wie kommt man überhaupt dazu, solch einen provokativen Titel zu formulieren? Denn im Grunde schafft man sich damit ja keine Sympathien und wird auch keinen Bestseller landen, weil man gegen den Trend Stellung bezieht.

1. Ich möchte daher erstens eine Definition von Positivem Denken geben, wie ich es verstehe und kritisiere.

2. Zweitens möchte ich auf die Autoren und Anbieter wie beispielsweise das weltweit bekannte Carnegie-Institut zu sprechen kommen.

3. Drittens möchte ich Ihnen die Wirklichkeit des Positiven Denkens darstellen - diese sieht nämlich häufig ganz anders aus.

4. Viertens möchte ich Ihnen aufzeigen, warum es unmöglich ist, dass die Wirkung des Positiven Denkens, so wie sie propagiert wird, tatsächlich eintritt.

5. Fünftens möchte ich ausführen, was wir an Selbsthilfe tun können, ohne banalen Ratschlägen oder den Vorgaben eines Gurus zu folgen.

6. Und sechstens möchte ich darauf zu sprechen kommen, warum der Markt des Positiven Denkens derart erfolgreich ist: das Buch von Carnegie rangiert seit über 20 Jahren in Deutschland auf der Bestsellerliste.




1. Was ist Positives Denken?
Positives Denken, wie ich es kritisiere, meint das zwanghafte, aufgesetzte, verkrampfte Positive Denken: "Denk 'immer positiv! Egal, was kommt. Egal, in welcher Verfassung du bist. Egal, wie die Umweltbedingungen aussehen!" Vermittelt wird dies durch Suggestion und "schmalspurpsychologische" Tricks. Wohlgemerkt bin ich nicht gegen einen gesunden Optimismus, der sich aus bestimmten Fähigkeiten eines Menschen oder bestimmten Umweltbedingungen ergibt, sondern gegen dieses zwanghafte, einhämmernde Positive Denken. In der einschlägigen Literatur wird von Anfang bis Ende in ständiger Wiederholung den Lesern eingehämmert, dass es dem Menschen grundsätzlich schlecht geht. Dann folgt das Erweckungserlebnis durch einen "Guru" des Positiven Denkens. Darauf hin denke ich positiv, weil ich dazu in der richtigen Weise angeleitet wurde. Und auf einmal funktioniert alles. Süffige Beispiele sollen die Richtigkeit dieser Erfahrung betonen...."


Bei Interesse halt weiterlesen und nachdenken.


Internet-Tipp: https://www.infosekta.ch/is5/themen/positiv_scheich1999.html


Tobias antwortete am 10.01.04 (22:29):

Liebe mart,

danke für deine Informationen. Dies ist jedoch nichts für mich. Ich bin mehr für die einfache Art und damit bin ich in meinem Leben bisher gut zurecht gekommen. Kompliziert habe ich in meinem Leben selten etwas, es würde auch nicht zu meinem Beruf passen.


Wolfgang,
doch, doch persönliche Erlebnisse sind gefragt. Wenn du jedoch so ohne Bindung Einträge bringst und diese dann mit Zeitungsausschnitten belegtst ist dies deine Sache.


pilli antwortete am 10.01.04 (23:11):

@ julchen

auch wenn ich das thema beginnend, wieder mal kopiert habe, so treffen die im buch gemachten aussagen schon mein empfinden. die bezeichnung "gift" ist von mir gewählt worden und das fragezeichen habe ich gesetzt, weil ich schon annahm, dass die fragestellung "gift oder medizin?" diskutierbar sein könnte.

meine meinung dazu ist, daß der begriff des "positiven denken" den ich sehr unterschiedlich verstehe zur "optimistischen denkart" ein gefährliches gift ist, daß in den vergangenen jahren von zigtausenden menschen konsumiert wurde. ein gift, daß die sich an der verabreichung dieser droge dumm und dämlich verdient habenden, sehr zielsicher eingesetzt haben, scharrenden hühnern zu suggerieren, sie könnten sich nur aus eigener kraft verwandeln in hoch in die luft fliegende adler.

ich habe mich verweigert und weigere mich immer noch, mit den fehlenden flug-kenntnissen und nur ausgerüstet mit der vielleicht höchst anzunehmenden positiven denkungsart, fliegen wie ein adler zu können. ich möchte meine basis, den hühnerhof, in dem ich sehr optimistisch auf eine hohe anzahl zu legender eier harre, nicht verlassen, denn wer sorgt dann für diese aufgabe? :-) wenn alle hühner adler werden, so wird es wohl nix mehr werden mit der "hühner-wirtschaft", meine ich mal.

ab und an dem kreisenden adler zuzuschauen, warum nicht? aber gleich davon träumen, ihm gleich sein zu können?

@ Ursula_J

gerade dem von dir genannten realitätsverlust verdanken viele menschen einen tiefflug vom allerfeinsten von ihren wünschen und vorstellungen, die andere ihnen gegen gutes geld verkauft haben. hochmotiviert und im glauben, die welt nun verändern zu können sind sie raketenhaft gestartet und taumeln nun, immer noch nach spiegel suchend, sich selbst hochzujubeln, in einer scheinwelt und der vision, die zauberformel gegen sorgen und allerlei unbill gefunden zu haben.

kraft und neue energie schöpfe ich gerade aus dem bewusst werden, daß nicht alles glatt und glücklich erlebt wird. und wenn ich mir vorstelle, nicht mehr weinen zu dürfen und dann auch nicht mehr die erleichterung spüren könnte, nur weil ich mir ein problem gerade "schön und positiv" schminke, dann fehlt mir etwas, meiner meinung nach, sehr entscheidendendes, konflikte bewältigen zu können. die dazu erforderlichen energien zu entwickeln und die motivation, veränderungen einzuleiten, das aber kann doch kein "einpeitscher" von der bühne her bewegen.

ich danke dir für die klarstellung der unterschiedlichen begrifflichkeit von "positiv denken" und "optimistischer erwartung".

@ simba
jede medizin, die hilft, ist kein gift. :-) und wenn du deine persönlichen dinge gut in den griff bekommen hast, ist das kein grund, daß es "naiv" klingt. ich habe das buch "sorge dich nicht.lebe!" vor jahren während eines gemeinsamen urlaubes mit 8 frauen auf der insel Iskia gelesen, exakt bis zur seite 91, da ging nix mehr...noch heute ist das lesezeichen an der gleichen stelle :-) aber sehr gut ist mir in erinnerung, daß einige der frauen das buch am strand gelesen haben ohne noch einen blick für anderes übrig zu haben. sie fanden sich in den zahlreichen beispielen wieder und staunten lauthals. so unterschiedlich kann jeweils die reaktion sein. :-) nun, mein grund es nicht weiterzulesen war der, daß ich viele in den U.S.A. spielenden beispielen lesend begegnete, die ich nicht nachvollziehen kann. meine skepsis verträgt sich nicht mit dem gedanken "alles ist machbar". vieles bestimmt...aber alles? na...
wenn mich ein cheffe zu einem Seminar anmelden würde, daß da lautet: "Wie man Müdigkeit vermeidet und immer jung aussieht" (Kapitel 25 aus diesem buch) könnte es sein, daß ich ihm zunächst empfehlen würde "Befolgen Sie diesen Rat - und Kritik kann Sie nicht mehr treffen." (Kapitel 21)
du siehst, vieles ist austauschbar.

:-)


pilli antwortete am 10.01.04 (23:26):

@ mart und Wolfgang

ich danke euch besonders für die ausgezeichneten hinweise und links.

ich hatte exakt heute morgen diese seiten gespeichert, nur reichte meine zeit nicht. :-) ich habe mich wirklich gefreut, daß ihr beide den gleichen ansatz getroffen habt.

die seiten "www.bistum-trier.de" bieten eine fülle, nicht nur unter der sicht des "C" :-)

ich kopiere mal:
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Positives Denken



Zwischen Positivem Denken und einer positiven Lebenseinstellung wird im Sprachgebrauch des Alltags kaum unterschieden.
Dies ist einer der Gründe, warum meist der weltanschauliche Zusammenhang übersehen wird, der dem "Positiven Denken" zu grunde liegt. Über Vorträge, Seminare, Kurse, Bücher, Bild- und Tonmedien wird diese Konzeption verbreitet. Wird der weltanschauliche Hintergrund unbedacht mit übernommen, kann das schädliche Folgen für die Wirklichkeitswahrnehmung haben, kann sachgemäßes Handeln behindern, menschliche Beziehungen beeinträchtigen und ggfl. ständige Schuldgefühle und Selbstvorwürfe erzeugen.

Daß eine positive Lebenseinstellung das Wohlbefinden beeinflußt, ist allgemein bekannt. Bekannt ist auch, daß in Krankheitsfällen der Wille gesund zu werden, die Ermutigung dazu von Freunden, Bekannten, Partnern, nicht zuletzt von Ärzten und dem Pflegepersonal diese Lebenseinstellung und den Lebenswillen positiv stärken kön nen.

Die öffentlich organisierten Formen zur Verbreitung des "Positiven Denkens" meinen etwas anderes. Selbstbewußtsein, sich selbst managen, positiv denken, leichter lernen. "Die Macht des positiven Denkens, Wohlstand entstehen lassen, innere Ruhe finden - Entscheidungen treffen, Lebensfreudeseminar", so heißt es in einer Einladung zu Vorträgen, zu denen man Wolldecke, Freizeitkleidung, Hallenschuhe oder warme Socken sowie einen Kostenbeitrag mitbringen soll.

Vorläufer des "Positiven Denkens" gab es schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hintergrund dafür war der "Mesmerismus", die Annahme, daß Magnetfelder im Menschen und in menschlichen Beziehungen mitbestimmend für das Wohlbefinden, aber auch für Krankheiten seien. Durch aktive Beeinflussung dieser "Kraftfelder" könne Heilung erreicht werden (Franz Anton Mesmer 1734 - 1815).

Beeinflußt durch Erkenntnisse der Psychologie, der Esoterik und der New-Age-Bewegung wurden die Theorien in den USA und Europa weiterentwickelt. Weitere Begriffe tauchten in diesem Zusammen hang auf: "neues Denken", "richtiges Denken", "Kraftdenken", "mentaler Positivismus". Der letztgenannte Begriff wurde von Oskar Schellbach für sein 1921 gegründetes "Institut für mentalen Positivismus" benutzt. Schellbach sah im Positiven Denken schon damals die Methode, die für das "Wassermannzeitalter" bestimmend sei. In den 60er Jahren begann durch die Vermarktung des "Positiven Denkens" eine neue Ära.
Joseph Murphy, ein Amerikaner, erschloß durch Berichte und Bücher die Methoden einem großen Leser- und Anwenderkreis. Sein Schüler, Erhard Freitag, der sich auch "Minister of Divine Science" nannte, versuchte Krankheiten auf ganz bestimmte falsche Denkstrukturen zurückzuführen. Nach der "Diagnose" soll dann "richtiges Denken" Heilung bringen.

In seinem Buch "Kraftzentrale Unterbewußtsein" werden von Freitag im Kapitel "Psychosomatische Krankheiten und ihre Überwindung" eine Reihe von Krankheiten aufgezählt, Diagnosen gestellt und Ratschläge gegeben. Z.B. Gehirntumor; Ursachen: falsches Denken, Starrköpfigkeit, Unwilligkeit, alte Gedankenmuster materialisieren sich zu einem Tumor. Suggestionen: Alles Leben ist ewiger Wechsel. Meine Gedanken erneuern sich immer wieder. Ich denke selbständig. In meinem Denken betrachte ich alles vom ewigen, göttlichen Standpunkt. Gottes Liebe durchströmt und regeneriert mich. Ich bin zu vollkommenem Leben erwacht (Erhard E. Freitag: Kraftzentrale Unterbewußtsein. Hilfe aus dem Unbewußten, Sonderausgabe, München, 1986, S. 381).

fortetzung


pilli antwortete am 10.01.04 (23:28):

fortsetzung:

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Hier wird deutlich: Der Mensch wird gesehen wie eine durch Management-Anleitungen zu programmierende Maschine. Richtig eingestellt, ist Erfolg, Gesundheit, Heilung, Glück, Freude logische Konsequenz. Mit Kalendern, täglichen Sinnsprüchen, Büchern, Kassetten bis zu Telefonanweisungen kann der Bewußtseinsoptimismus auf Dauer gestellt und programmiert werden.

Die Sehnsucht vieler danach beschert den Vermarktern des "Positiven Denkens" zunächst einmal den Wohlstand, der anderen versprochen wird. Die Begriffe "Liebe Gottes" bzw. auch "göttliche Kraft" werden hier im Dienst einer Ideologie mißbraucht. Nicht der im christlichen Gebet zum Ausdruck kommende Charakter des Dialogs, in dem der Mensch als Geschöpf seinem Schöpfer gegenübersteht, sich ihm bittend, hoffend und vertrauend auf seine Gegenwart und Hilfe zuwendet, ist die Grundlage die allein die Wirklichkeit des Menschen zutreffend bestimmt.

Die Kritik aus "psychologischer Sicht" richtet sich vor allem gegen "mechanische" Bewußtseinsprogrammierung, die nicht die je individuelle Biographie des Menschen im Blick hat, die Bearbeitung seiner Ängste, Sehnsüchte, Fragen begleitet, und ihn in seiner persönlichen Eigenständigkeit, Verantwortungsbereitschaft und -fähigkeit fördert (vgl. Artikel Positives Denken von Thomas Kirschner in: Psychologie heute, Nov. 1988, S. 33 - 36).

Die Propagandisten und Anhänger des "Positiven Denkens" müssen sich fragen lassen:


Was passiert, wenn jemand trotz positiver Programmierung krank wird?
Wenn jemand einen Unfall verursacht, andere oder/und sich selbst schadet, leidet?
Was ist mit den Opfern von Kriegen?
Was mit denen, die unter sozialer Ungerechtigkeit , extremer, unverschuldeter Armut, Krankheit leiden? - Haben sie sich falsch gemanagt?
Die Unterdrückten und Zukurzgekommenen überall auf der Welt; - Haben sie falsch gedacht? - Denken sie zu wenig positiv, weil der Wohlstand, die innere Ruhe sich nicht einstellen wollen? - Sind sie schließlich selbst schuld an ihrem Unglück?
Wie steht es schließlich mit der sozialen Verantwortung der "Erfolgreichen"? - Was sind ihre Aufgaben und Pflichten im Dienst sozialer Gerechtigkeit?
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das sind die beweggründe, die mich fragen liessen.

:-)

@ bernhard

mmmhhh...sehr treffend und gleich so ungewohnt "wortreich"?

:-)


pilli antwortete am 10.01.04 (23:37):

link nachtrag:

https://www.bistum-trier.de/sekten/kinfos/posidenk.htm.

Internet-Tipp: https://www.bistum-trier.de/sekten/kinfos/posidenk.htm.


dirgni antwortete am 10.01.04 (23:41):

"Denken sie zu wenig positiv, weil der Wohlstand, die innere Ruhe sich nicht einstellen wollen? - Sind sie schließlich selbst schuld an ihrem Unglück?"

Ich denke, darin liegt das Negative im "Positiven Denken". Unsere Gesellschaft braucht sich keine Gedanken mehr um die Kranken und Unglücklichen machen - sind ja alle selbst Schuld, wenn sie krank oder unglücklich sind. Haben halt nicht positiv genug gedacht.


mart antwortete am 11.01.04 (00:00):

dirgni,

Du hast super zum Ausdruck gebracht, was mich am allermeisten an dieser Welle,- die aber inzwischen ein Schaumkrönchen geworden ist, selbst in den Mitarbeiterschulungen -, stört.


BarbaraH antwortete am 11.01.04 (00:05):

Unter Positivem Denken verstehe ich eine Art der Selbstsuggestion. Menschen mit schwachem Selbstbewusstsein haben oft einen unsicheren Blick, keine gerade Körperhaltung, schauen traurig aus.... Fragen des Selbstzweifels wie "warum habe ich immer Pech", "warum mag mich keiner" etc. kreisen ständig in ihrem Kopf. Durch Selbstsuggestion anhand von Sätzen wie "ich bin stark", "ich bin selbstbewusst", "alle haben mich gern", "ich bin sportlich" etc. können sie ihre Unsicherheit allmählich überwinden.

Sagt man sich derartige positive Sätze z.B. vor dem Einschlafen voller Überzeugung immer und immer wieder, begleiten sie unsere Träume und können uns am Morgen selbstsicherer erwachen lassen. Das hört sich ganz einfach an.... ist jedoch Schwerstarbeit für jemanden, der an seinen Lebensumständen zu verzweifeln droht.

Vielleicht sollte man sich ein Vorstellungsgespräch vorstellen. Wie wird sich jemand verkaufen, wenn er selbst von seinem Versagen überzeugt ist? Welchen Blick, welches Auftreten hat er? Und wie tritt jemand auf, der von seiner eigenen Stärke überzeugt ist? Welchen Blick, welches Auftreten hat er?

Ich denke, derartige Suggestionen kosten nichts, jeder kann sie ausprobieren, sie können manchem helfen.... und schaden können sie gewiss nicht. Bücher über Positives Denken können übrigens kostengünstig in jeder Bücherei ausgeliehen werden....

Vorsichtig wäre ich, wenn für diese Erkenntnis Geld gefordert wird, denn Menschen in Notsituationen sind oftmals leichte Opfer für geschäftstüchtige Gurus.


pilli antwortete am 11.01.04 (00:51):

also vor dem einschlafen denke ich bestimmt nicht an derartiges...ich versau mir doch meine erotischen träume nicht auch noch durch solche gedanklichen krücken...lach

jemand, der sich mühsamst durch das vorstellungsgespräch quälen muss, schadet meines erachtens sich selbst aber vor allem dem mitarbeiter-team und nicht zu vergessen denjenigen, von dessen geld das zukünftige leben finanziert werden soll.

meiner meinung nach sind nicht wenige der jetzt zahlreichen arbeitslosen in der riege der "ich kann es, ich kann es, ich kann es !!!" schreienden zu finden, weil sie es eben nicht konnten...:-) und da halfen auch nicht die teuren seminare und kurse, die das Arbeitsamt gerne finanziert hat, damit diese leute aus der statistik "verschwanden".

:-)


julchen antwortete am 11.01.04 (05:29):

Ich muss sagen dass ich einigermassen aus
dem Wankel bin mit einigen der obigen Beitraege!

Vieles ist nichts weiter als eine Ansammlung
eben negativen Denkens. Von der "Wird ja eh nix"
Sorte!

Optimismus und positives Denken sind ganz grundmaessig das Gleiche und KOENNEN nicht
gelernt werden.

Man hat es, oder man hat es eben nicht. Die es
haben brauche keine Gurus. Die es nicht haben,
denen wird kein Guru der Welt weiterhelfen.
Siehe Jako's Beitrag!

Was ich allerdings merkwuerdig finde, ist wieviele
Beitraege den Glauben widerspiegeln dass positives
Denken unbedingt mit negativem Groessenwahn
zu verbinden sei.

Fast bekomme ich das Gefuehl, dass Positives Denken (als Solches) verpoent und nicht gesellschaftsmaessig ist.


mart antwortete am 11.01.04 (08:04):

Also, dann ein persönliches Erlebnis mit einem für mich sehr aufschlußreichen Detail aus einem freiwilligen/unfreiwilligen Fortbildungsseminar über Positives Denken:


Es wurde zur Einführung das Bild eines Schubkarren gezeigt, der von seiner Konstruktion einfach nicht funktionieren konnte - Aufforderung unsere Gedanken dazu niederzuschreiben:

Nun, ein (kleiner)Teil der Teilnehmer versuchten mit physikalischen Argumenten die Konstruktionsmängel zu analysieren.

Das ergab aber in der Besprechung keine positiven Punkte - nein, die Antwort, man könnte ja den Schubkarren als Dekoration und als Blumenkistel verwenden war die RICHTIGE POSITIVE Antwort.

Und hier komme ich einfach nicht mit. Vor allem, da mir der Seminarleiter als rein wirtschaftlich ausgerichteter Mensch anschließend über sein riesengroßes Erstaunen erzählt hat, daß auch ein Boot aus Beton (was sein Sohn in einer Projektgruppe an einer HÖheren Technischen Lehranstalt mitkonstruiert und mitgebaut hat) schwimmen kann.

Nun, das ist für mich typisch für die naturwissenschaftsfeindliche heute weit verbreitete Denkungsart - Archimedes hat eben schon vor zu langer Zeit gelebt - und ein Geplappere ist eben simpler als die Anwendung mechanischer (und hydrostatischer) Gesetze.

Eine optimistische Einstellung - und das in Seminaren eingehämmerte "Positive Denken" sind zwei paar Schuhe.


Aus verschiedensten Gründen ist die persönliche Einstellung zu sich, zum Leben, zu Problemen und zu seinen Mitmenschen unterschiedlich positiv bis negativ gefärbt - mit sehr vielen Zwischenabstufungen - und es ist sicher sinnvoll, darüber nachzudenken. Der pure Optimist aber auch der pure Pessimist sind für sich und die Umgebung eine Qual und kontraproduktiv.


simba antwortete am 11.01.04 (08:47):

@Pilli, es könnte aber auch sein, dass sie die Nerven wegschmeissen weil sie von Versagensängsten geplagt sind. Meine Tochter - eine sicher gescheite junge Frau hatte schon als Kind grosse Angst vor Prüfungen denen regelmässig Migräneanfälle mit Erbrechen,usw. vorausgingen. In dieser schlechten Verfassung hatte sie nicht immer so tolle Noten, obwohl sie sich bestens vorbereitete. Um etwas Druck von ihr zu nehmen, wurde sie in eine niedrigere Leistungsgruppe verfrachtet, die ihr dann in einer höheren Schule wieder schadete, weil sie dann umso mehr lernen musste, um das Versäumte nachzuholen. Die Migräneanfälle bei Überforderung sind ihr geblieben - kein Wunder bei Fulltimejob, Haushalt und zwei lebhaften Kindern. Und ihr Bub beginnt jetzt leider auch schon damit, sich vor Schularbeiten zu fürchten. Es ist heutzutage sicher für viele Leute nicht einfach sich im Berufsleben durchzusetzen, denn die Anforderungen welche die Industrie und der sogenannte Raubtierkapitalismus an sie stellen, macht alle zu Getriebenen und mancher kann sich genötigt fühlen , irgendwelche Seminare zu besuchen um sein Selbstbewusstsein zu stärken. Mich wundert es nicht wenn Carnegie, Strunz und Co boomen. Ich habe vor einigen Wochen eine Anzeige in eine Zeitung gesetzt, weil ich eine Aushilfe brauchte - es waren über hundert Anrufe, von arbeislosen Bankkaufleuten die wegrationalisiert wurden bis zu Flugbegleiterinnen war alles dabei...


BarbaraH antwortete am 11.01.04 (10:13):

Das Beispiel der Schubkarre gefällt mir. Zum Lastenbewegen mag sie untauglich sein. Warum sollte sie jedoch nicht in einem Schaufenster als Dekoration ein wahrer Blickfang sein und damit viele Menschen anlocken und erfreuen können? Wer bestimmt den Wert dieser Schubkarre? Kommt es nicht allein auf die Perspektive an, aus der wir etwas betrachten und uns anmaßen, ihren Wert bestimmen zu können?

Übertragen auf den Menschen könnte das heißen: vielleicht ist Dein gegenwärtiger Platz einfach nicht der richtige für Dich. Glaube an Deine Fähigkeiten! Auch für Dich gibt es einen Platz, der für Dich genau der richtige ist!

Wenn das kein Beispiel für positives Denken ist! Als VorgesetzteR dieser Person kann ich ihr täglich das Gefühl geben, ein vollkommener Versager zu sein oder aber sie motivieren, "ihren" Platz in der Firma bzw. Gesellschaft zu finden.


mart antwortete am 11.01.04 (10:47):

Mein Schubkarrenbeispiel kann so oder so gesehen werden, ich sehe es als anschauliches Beispiel und als eine Erklärung für den inzwischen dokumentierten naturwissenschaflichen Abstieg.

Um meinen kritischen Standpunkt zu verdeutlichen ein weiteres Beispiel:

Lernen des Positiven Denkens anhand von Enron-Aktien:


"Ach wie hübsch, die kann ich ja zum Tapezieren meines Zimmers verwenden!"

PS: Ob jemand, der Probleme hat seine Stelle in der Welt zu finden, das Beispiel des Schubkarrens wohl hilft?

Und ansonsten ist es wohl eine Binsenweisheit, daß es versch. Aspekte ein- und derselben Sache gibt. Aber dafür den "Einpeitschern" viel Geld in den Rachen stecken?


hugo1 antwortete am 11.01.04 (10:50):

von der,,Schubkarre ! ?da fällt mir eine Episode (witzchen)aus alten "guten" DDR-Zeiten ein. zum Thema : Sozialistische Persönlichkeit,,Der Bauhilfsarbeiter Hugo durfte immer die Ziegeln und den Mörtel bis zur 5.Etage des Plattenneurohbaues mittels elektr. betriebenem Hubmittel transportieren. Nachdem wiedermal der Strom ausfiel und alle Maurer und Hilfsarbeiter sofort fröhlich ob der unfreiwilligen bezahlten Pause den Bauwagen aufsuchten, suchte Hugo die Gegend nach Brettern ab, legte diese im Treppenhaus auf die Stufen, und schob darauf mit Schwung seine gut gefüllte Schubkarre hinauf. Bei seinen Arbeitskollegen führte dies zwar zu einem Stirnerunzeln (und noch viel mehr-eher mit dem Zeigefinger an die Stirne tippen usw,,,,) wurde jedoch -von wem auch immer, der Obrigkeit kundgethan. Diese, bestehend aus BGl-Vorsitzendem, Parteisekretär, Chef des Neuererwesens usw schritt zur Tat in Form einer Begehung der Baustelle mit Auszeichnung des tüchtigen Herrn Hugo. Dieser, etwas konsterniert, nahm Blumenstrauß, Präsentkörbchen und Urkunde zwar leicht grinsend in Empfang, konnte sich jedoch des inneren Beschwerdedranges nicht widersetzen und flüsterte seinem Polier halblaut zu: Für so,nen Mist (Blumen etc pp)geben sie Geld aus, aber für ne vernünftige größere Schubkarre, da reichts nicht,,


mart antwortete am 11.01.04 (11:48):

Könnt es sein, daß das kommunistische System an zu viel "Positivem Denken" zugrunde gegangen ist. Natürlich hätte man es anders genannt, weil dieser amerikan. Ausdruck sicherlich verpönt gewesen wäre.

So in dem Sinn: Stellen wir Schubkarren her, brauchen kann man sie auf jeden Fall - zumindest um die Gartenzwerge hineinzustellen!

PS. Entschuldigung für meine füheren schweren Grammatikfehler, aber meine 6 köpfige Familie läßt sich nicht ganz ausblenden.


pilli antwortete am 11.01.04 (12:17):

@ Simba

zugeschüttet mit zu berechnenden inventur-listen habe ich mich gerade zur entspannung mal bei hausarbeiten.de eingeklickt...ich meinte mich zu erinnern, da etwas gelesen zu haben, daß dich bezgl. deiner tochter interessieren könnte.

es hat auch noch andere arbeiten, die m.e. recht aufschlussreich sind.

Internet-Tipp: https://www.hausarbeiten.de/rd/faecher/hausarbeit/psa/10101.html


pilli antwortete am 11.01.04 (12:54):

nachtrag für Simba.

https://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/psa/19135.html

Internet-Tipp: https://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/psa/19135.html


simba antwortete am 11.01.04 (13:21):

Ich danke dir Pilli - der erste Link liess sich nicht öffnen - jetzt hats aber geklappt :-)


Tessy antwortete am 11.01.04 (13:44):

Negativ-Beispiel für positive (Wort)Verpackung:

Ihr dürft jetzt Eigenverantwortung tragen!

Übersetzung - öffnet eure Geldbörse weit


pilli antwortete am 11.01.04 (14:23):

@ Simba

den ersten link kopieren und dann in die "Adresszeile" einfügen...ich hatte mich auch schon gewundert :-)


mart antwortete am 12.01.04 (19:39):

Folgendes habe ich in einer Anzeige für den Jahresgottesdienst eines Verstorbenen gefunden. Ich finde es bringt positive (hier im positiven Sinn gemeint) und negatives (auch hier nicht im üblichen Sinn von negativ gemeint)Gedanken zum Ausdruck, wobei mir persönlich eine Entscheidung zwischen beiden schwer fallen würde. Beides hat zu bestimmten Zeiten und unterschiedlichen inneren Gestimmtheiten seine Berechtigung.

"Er ist gegangen.
Du kannst darüber weinen, daß er gegangen ist,
oder du kannst lächeln, weil er gelebt hat.
Du kannst deine Augen schließen und beten, daß er wiederkommt,
oder du kannst sie öffnen und sehen, was er zurückgelassen hat.
Dein Herz kann leer sein, weil du ihn nicht sehen kannst,
oder es kann voll Liebe sein, die er für dich und andere hatte.
Du kannst immer daran denken, daß er gegangen ist,
oder du kannst ihn im Herzen tragen und in dir weiterleben lassen.
du kannst weinen und ganz leer sein
oder du kannst tun, was er von dir wollte:
daß du lächelst,
deine augen öffnest,
Liebe gibst und weitergehst."