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THEMA:   Deutsche Sprache noch zeitgemäß?

 60 Antwort(en).

Klostermeier begann die Diskussion am 07.01.04 (20:45) mit folgendem Beitrag:

Bin ich da zu empfindsam oder geht es anderen Mitbürgern ebenso: alles, was heute neu auf den Markt kommt, erfunden oder eingerichtet wird, bekommt einen englischen Namen. Wer kein Englisch kann, ist heute fast nicht mehr in der Lage, Gebrauchsanweisungen zu lesen oder sich mit technischen Verkäufern usw. zu unterhalten. Für den Bereich Computer sehe ich ein, daß hier eine weltweit verständliche Kommunikation vonnöten ist, aber intern sollten wir doch darauf achten, daß das Kulturgut Sprache nicht zu sehr überfremdet wird. Frage: was machen eigentlich die beiden Institute für Deutsche Sprache (Mannheim und Berlin)? Beschäftigt man sich dort nur mit sich selbst oder ausschließlich mit der Vergangenheit?


Ruth antwortete am 07.01.04 (21:23):

Klostermeier, Du sprichst mir voll aus dem Herzen, aber irgendwie scheint es schon absolut selbstverständlich zu sein, dass Reklame, Liedertexte (um den Begriff "song" zu vermeiden) und Umgangssprache englisch bzw. amerikanisch sind. Ich befürchte, dass diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist und wir bald - sollten wir nur die deutsche Sprache beherrschen - als Fossilien angesehen werden.

Und dann gibt es noch etwas, was mich fast auf die Palme bringt: diese doofen Schlagwörter wie "mega", "die Chemie stimmt" und mehr. Man ist ja wirklich nicht mehr "IN" bzw. cool wenn man nicht auf dieser Welle schwimmt, aber da ich ja sowieso ein Grufti bin, kann mir das wurscht sein.


kurt3328 antwortete am 07.01.04 (22:02):

Ich stimme Euch beiden voll zu. Aber wir haben bei unseren Nachbarn doch gute Vorbilder. Wenn Ihr nur mal über die westliche Grenze schaut, da dürfen die Stuhlschiedsrichter beim Tennis ausschließlich in "französisch" ansagen.
Aber bei uns gehen die "Promi's" - vor allem die Politiker mit schlechtem Beispiel voran.
Meint der Kurt


kleinella antwortete am 07.01.04 (22:37):

Es ist doch teilweise auch hier im Forum so, daß man bestimmte Beiträge nicht versteht, wenn man die englische Sprache nicht beherrscht.
Ich halte zwar nichts von dementsprechenden Vorschriften, doch manchmal würde ich mir schon wünschen, es würde einer ein Machtwort in deutsch sprechen.


jako antwortete am 07.01.04 (22:40):

Wer so wie ich, seine Muttersprache über Jahrzehnte nicht mehr sprechen/lesen konnte oder durfte (wegen fast 50-jährigem Auslandsaufenthalt und einer Lebenssituation, die mir den Zugang zu meinen Wurzeln versperrte)sollte entweder gleichgültig diesem Phänomen gegenüber stehen oder aber auch besonders sensibel und empfindlich. Nun, ich bin weder noch, aber ich bemühe mich Tag für Tag seit den sieben Jahren, die ich wieder in Deutschland lebe, meine deutsche Sprache neu zu erlernen, zu erleben und zu pflegen. Obwohl auch ich ein grufti bin, muss ich gestehen, dass ich in der Umgangssprache auch gern etliche Schlagwörter verwende. Da ich mich immer nur in fremden Sprachen bewegt habe, kostet es mich keinerlei Anstrengung, aber vielleicht ziemt es sich ja nicht für eine in die Jahre gekommene Seniorin
:-)))???

Ein Problem mach ich mir für meine Person allerdings nicht draus. Für die heranwachsende Jugend stimmt es mich aber schon traurig, dass sie vielleicht eines Tage einen Übersetzer braucht um unsere Klassiker zu verstehen. Aber als ich in Italien Dante lesen wollte, ging das ja auch nur
mittels Übersetzung ins moderne italienisch.


Wolfgang antwortete am 07.01.04 (23:03):

Eine fremde Sprache lernen ist ungeheuer spannend... Gerade auch fuer SeniorInnen interessant ist das Angebot vom 'Telekolleg'. Dort kann man (als Einzelfach) Franzoesisch und Englisch fuer 4 Trimester belegen. Das Angebot umfasst Fernsehsendungen, Buecher, CDs, Praesenzunterricht...

Das Telekolleg wird veranstaltet von den Bildungs- bzw. Kultusministerien von Bayern, Brandenburg und Rheinland-Pfalz sowie vom Bayerischen Rundfunk (BR). Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) unterstuetzt das Telekolleg.

Der neue Lehrgang 2004/2005 beginnt am 01.03.2004. Hier gibt es weitere Informationen:

https://www.br-online.de/wissen-bildung/telekolleg/

Internet-Tipp: https://www.br-online.de/wissen-bildung/telekolleg/


hugo1 antwortete am 07.01.04 (23:32):

,,da ich nur ein bisschen sentimental bin, trauere ich auch nur ein bisschen den zeiten nach,in welchen man sehr gut ohne fremdsprachen auskam. Reisen durften wir kaum und mit etwas deutschrussischem kauderwelsch kam man recht gut bis nach bulgarien. Heute überwiegt mein ärger, selber schlecht ausländisch zu können vor dem geringem übel der nachlassenden wichtigkeit der deutschen sprache. Als meine kinder in den sechziger jahren zum sorbischunterricht, animiert wurden, haben wir uns erfolgreich dagegen gewehrt und sind heute froh darüber daß sie diese- heutzutage hier fast unbrauchbare- sprache, anderen prioritäten untergeordnet haben. Was sollen die ungarn, letten, littauer usw sagen ? Deren sprachen werden sich auch nur noch einige jahrzehnte notdürftig mit gewalt halten lassen, jedoch ein sprungbrett für die nächsten generationen werden sie nicht mehr sein, eher ein hemmnis. Was gäbe ich drum, wenn ich deutsch nur oberflächlich, dafür englisch, chinesisch, russisch und spanisch perfekt können würde. Beispiel geb ich "kernenergie" bei google ein dann bieten sich kaum 100 000 seiten an, geb ich "nuclear power" ein dann spuckt die suchmaschiene sage und schreibe weltweit 4,5 millionen beiträge aus, da ist doch klar was demnächst auf unere nachkommen zukommt. In 50 Jahren werden nur noch wenige nostalgisch spezialisierte historiker den feinheiten einer europäischen sprache nachtrauern (auch englisch wird, wenn auch bedeutend geringfügiger gewandelt werden) *gg*


DorisW antwortete am 08.01.04 (07:23):

@Klostermeier
"was machen eigentlich die beiden Institute für Deutsche Sprache (Mannheim und Berlin)?"
Das kann ich dir leider nicht beantworten, aber es gibt ja noch mehr Institutionen, die sich mit der deutschen Sprache beschäftigen, z.B. die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) mit Hauptsitz in Wiesbaden.

Die beschäftigt sich ganz und gar nicht "nur mit sich selbst oder ausschließlich mit der Vergangenheit", sondern begleitet und beobachtet die Entwicklung der deutschen Sprache auf eine angenehm unaufgeregte und weltoffene Art. :-)


"Wir über uns

Eine Sprache entwickelt und verändert sich im Laufe der Zeit. Wie wir heute im Alltag sprechen und schreiben, wird zunehmend von den Medien und den Fachsprachen mitgeprägt. Darüber hinaus ist die deutsche Gegenwartssprache vielfältigen Einflüssen der internationalen Kommunikation ausgesetzt.

(...)

Aufgaben und Ziele
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Seit ihrer Gründung im Jahre 1947 sieht sie es als ihre Aufgabe an, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die deutsche Sprache zu vertiefen und ihre Funktion im globalen Rahmen sichtbar zu machen. Die GfdS hat sich zum Ziel gesetzt, die Sprachentwicklung kritisch zu beobachten und auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung Empfehlungen für den allgemeinen Sprachgebrauch zu geben."

Internet-Tipp: https://www.gfds.de


DorisW antwortete am 08.01.04 (07:30):

P.S. @Klostermeier

Um der Überfremdung des Kulturguts "deutsche Sprache" entgegenzuwirken, schlage ich dir vor, im ersten Schritt folgende Wörter aus deinem Beitrag zu entfernen:

Technisch, Computer, Kommunikation, intern, Kultur, Institut.

Im zweiten Schritt und mit Hilfe eines etymologischen Wörterbuchs (= Herkunftswörterbuch) finden wir bestimmt noch einige weitere fremde Übeltäter. *sfg*


Felix antwortete am 08.01.04 (09:43):

Die Umgangssprache ist das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen den Menschen eines mehr oder weniger abgegrenzten Sprachgebiets. Diese Sprache ist aber nichts Starres ... sondern verändert sich ständig.
Einfluss auf die Richtung und Geschwindigkeit dieser Änderung haben verschiedene Faktoren:
- Der Isolationsgrad der Region, Einwanderungsrate, Durchmischungsgrad, Einfluss der Medien, Reisetätigkeit der Bevölkerung, sprachlicher Bildungsstand, Modeströmungen etc.
Für die meisten deutsprachigen Regionen sind diese Änderungsfaktoren zur Zeit sehr stark in Richtung Amerikanisierung. Es besteht auch ein weltweiter Trend, Englisch als globales Verständigungsmittel anzuwenden. Immer mehr Nationen führen Englisch als erste Fremdsprache ein.
Die Kunstsprache <Esperanto> des polnischen Erfinders L.Zamenhof war eine brillante Idee ... konnte sich aber gegen Englisch nicht durchsetzen.

Störend empfinde ich den Modetrend, gute und klare deutsche Ausdrücke gezielt durch <neudeutsche> zu verdrängen. (Ihr bemerkt, dass z.B.< trend> schon soetwas wie ein Gewohnheitsrecht beansprucht und nicht mehr als Fremdwort auffällt!)

Was können wir selber tun? Gegen diese Modeströmung wenig .... aber für den Eigengebrauch eine bewusste Pflege unserer schönen Muttersprache ... auch hier im ST:


schorsch antwortete am 08.01.04 (10:02):

Wie bereits bemerkt wurde, sind die Sprachen einer laufenden Veränderung unterworfen. Viele Wörter, die wir heute für etwas Bestimmtes brauchen, hatten früher eine ganz andere Bedeutung. So ist das eben auch mit den eingedeutschen Amerikanismen. "Cool" bedeutet doch auch etwas ganz anderes, als für was es unsere Nachkommen verwenden!


Tessy antwortete am 08.01.04 (10:34):

"Seniorentreff" klingt doch angenehmer als "Altentreff" ;-)


iustitia antwortete am 08.01.04 (11:47):

Meister G o e t h e:
"Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist." (Faust II)

Das heißt heute für mich: In Deutschland lügt man, wenn man von Reformen spricht. Oder: Wenn man Alt und Jung mit Wirtschafts- oder Werbeenglisch zuquatscht.

Trotzdem gilt:
"...mein geliebtes Deutsch. (Faust I, Studierzimmer) (ohne dass damit andere Sprachen ausgeschlossen sind.)


DorisW antwortete am 08.01.04 (12:46):

Damit alle Liebhaber der deutschen Sprache sie auch richtig benutzen können, gibt es im beigefügten Link ein paar kleine Hilfestellungen: "Unsere vierzig alltäglichen Fehler" :-))

Auf www.netzine.de, nach Aussage des Betreibers Walter Laufenberg ein "politisch-literarisch-satirisches Zweiwochen-Magazin", gibt es übrigens noch vieles andere Lesenswerte, u.a. auch Bücher- und Filmrezensionen.

Internet-Tipp: https://www.netzine.de/vermischtes/extraservice.html


Medea. antwortete am 08.01.04 (12:52):

Altmeister Goethe - immer noch so modern wie zu seiner Zeit .... .-)


Irina antwortete am 08.01.04 (12:56):

""Seniorentreff" klingt doch angenehmer als
"Altentreff" ;-)" (Tessy)

"senior's blinddate" ?? :-))

Irina


Medea. antwortete am 08.01.04 (15:36):

Nach einer ap-Meldung vom 6.1.04 leidet jedes 5. Kind unter Sprachentwicklungsstörungen, das ergab eine Untersuchung des Mainzer Kommunikationsforschers Manfred Heinemann. Wie sich solche Defizite auf Schulleistungen auswirken können, zeigte anschaulich die PISA-Studie. Die Ursachen für Sprachprobleme sind unterschiedlich: zu wenig Kommunikation in der Familie, fehlende Sozialkontakte, zu viel Fernsehkonsum. Viele Pädagogen gehen davon aus, daß Kinder durch Nachahmen lernen. "Aber sie tun viel mehr als das. Sie sind auf der Suche nach einer Regelhaftigkeit" sagt Wissenschaftlerin Barbara Kochan, Professorin an der Technischen Universität Berlin.

Eltern, die selbst viele Defizite in der deutschen Sprache aufweisen, können schwerlich eine Vorbildfunktion übernehmen.


mart antwortete am 08.01.04 (15:58):

Ich habe in Erinnerung, daß die Leistungen am besten mit dem Ausbildungsgrad der Mutter korrelierten.


guitta antwortete am 08.01.04 (16:45):

Obwohl mehrsprachig, habe da auch so meine Probleme. Ich habe als Kind deutsch gelernt und kann es eigentlich ganz gut, denke ich. Oft jedoch lassen mich Ausdrücke im deutschen Fernsehen schmunzeln oder laut lachen, manchmal machen sie mich ärgerlich.

Einige, aus dem Englischen oder Französischen übernommene Ausdrücke oder Bezeichnungen bedeuten wohl im Deutschen etwas ganz anderes als in der Ursprungssprache?? Dabei gibt es ein deutsches Wort für fast alle derer. Ihr habt so viele bekannte Schriftsteller und Poeten hervorgebracht! Was ist mit dem kulturellen Erbe?

Dass sich eine Sprache über die Zeit hinweg ändert, ist klar -das Volk macht die Sprache- aber so?


iustitia antwortete am 08.01.04 (20:01):

Heute im Deutschland-Radio gehört (dort aber noch nicht geprüft):
Das Institut für deutsche Sprache, Mannheim, teilte mit:
In drei Monaten wird ein Neologismus-Lexikon erscheinen, im Springer Verlag, vom Mannheimer Institut.
Zum Inhalt: 60 % der Neubildungen sind deutschen, 40% englisch-amerikanischen Ursprungs. Auffällig also, dass keine anderen Sprachen mehr beteiligt sind, wie früher das Französische mit Einwanderungswörtern.
Wer sich wie die deutsche Gesellschaft eben "verhandyt", sich garniert mit "ServicePoints" - sachlich und sprachlich gesehen, sich mit Testpuppen und Attrappen (Dummys genannt) umgibt, wie es die Wort-, Werbe- und Wirtschaftsklempner uns auferlegen wollen - hat natürlich eine techn. Elite gezüchtet, die kaum noch deutsch kann...
Ja, wie die Professoren sich zur Zeit gebärden, die sich für Elite-Unis bewerben wollen; sie schreien erst mal sehr "elitär": Geld her!
Man (Männer) halten es ja für Fortschritt, auf dem Mars rumspuken zu wollen. (Wie man früher einfach aus Latten, Papier und Klebe einen Drachen baute; fertig das Vergnügen..)
Die "Genies" sollten dienstverpflichtet werden, in Gesellschaft von Behinderten in Landeskrankenhäusern mit Holz- oder Stabilbaukasten, Playmobil, Lego- und Fischertechnik spielen zu lernen. Oder alles selber zu bezahlen, was sie so an Kokolores austüfteln für den Weltraum...
Da gibt es keine einzige AG, die den Quatsch finanziert; ein Professor aus Münster will Gold auf dem Mond fördern; aber die öffentliche Hand soll zahlen. Wie übrigens auch beim "Tansrapid" - auch schon als Sprachbildung eine Lüge: Die von der Deutschen Bank geplante AG kam nur auf einigen Prospekten an die Öffentlichkeit, nie an den Markt, weil die Entwicklung allen Kapitalisten zu teuer war.)

**
P.S.:
Mich interessieren Sprachfragen (nicht nur wegen der Schau-Sendung "Genial daneben..."):
Z.B.: "futsch" - woher kommt das Wort?
Oder die "Kitsche" (Apfelkitsche), ndr."appelkroos".
Ein paar Hinweise, aber keine Erklärungen fand ich zu "Kitsche", "Butzen" unter: https://www.wer-weiss-was.de/theme46/article254256.html#255551

Internet-Tipp: https://www.wer-weiss-was.de/theme46/article254256.html#255551


DorisW antwortete am 08.01.04 (20:33):

Hallo Anton,
Antwort zu deinem P.S. im Bereich "Kunst, Kultur, Literatur", wo du ein eigenes Thema dazu eröffnet hast.


Klostermeier antwortete am 08.01.04 (21:07):

Habe mich über den großen Widerhall (um nicht zu sagen Resonanz)doch sehr gefreut, wird dadurch doch klar, daß ich mit meinen Sorgen um die deutsche Sprache nicht allein bin.
Zunächst mal zum letzten Beitrag: Ich habe den Eindruck, daß Justitia ziemlich - mein längst verstorbener Deutschlehrer würde sagen - das Thema verfehlt hat.
Und noch jemand möchte ich direkt ansprechen: meine liebe DorisW, wenn Du unter "Aufgaben und Ziele" der GfdS sagst, daß man dort die Sprachentwicklung kritisch beobachten usw usw., warum hören wir denn nie etwas von den jetzt schon drei Instituten für Deutsche Sprache?
Kleinella wünscht sich, daß mal jemand ein Machtwort spricht. Kleinella, das ist es!!! Wie die Französin Marie Piers (Tennisspielerin), die da sagte: ich bin Französin und möchte nicht "Määääry" genannt werden, sondern "Marie" mit aaaa! Das Wort "Indentität" kann ich nicht mal korrekt übersetzen, aber jeder weiß, was damit gemeint ist. Ich bin der Meinung, wir verlieren unsere Identität, wenn die Sprache eines Goethe, eines Lessing und - ich will ihn ruhig mit einreihen - eines Richard v. Weizsäcker eines Tages ganz den Bach runter geht.
Müssen wir den die Sprache unbedingt der Zweckmäßigkeit unterordnen? Dann sollten unsere Enkel angehalten werden, ihren Kindern gleich die chinesische und eventuell die japanische Sprache zu lernen, damit sie jedenfalls etwas mitbekommen von dem, was in den Chefetagen der ehemals deutschen Firmen gesprochen wird. War das zu hart? Bevor Ihr mir diesen Satz jetzt um die Ohren haut, liebe Freunde, überlegt erst mal genau, was Ihr dem entgegenhalten wollt. Ich bin kein "Deutschtümler" und schon garnicht ein "Rechter" (Hitler und seine Schergen sind für mich immer noch die größten Verbrecher an der Menschheit), aber ein Patriot sollte man schon sein dürfen. Und der sagt mir, daß unsere derzeitige Demokratie u. a. auch hinsichtlich der deutschen Sprache mal ein Machtwort sprechen sollte, wie Kleinelle auch meint. Sonst tun es eines Tages die Rechten, und das wäre nicht gut.


iustitia antwortete am 09.01.04 (00:24):

Das erwähnte Wörterbuch ist dies:

Herberg, Dieter / Kinne, Michael / Steffens, Doris:
Neuer Wortschatz. Neologismen der 90er Jahre im Deutschen. X/598 S. - Berlin / New York: de Gruyter, 2004 (in Vorbereitung). ISBN: 3-11-017751-X, Preis: 98,00 EUR
Informationen, aber nicht, warum das Lexikon so teuer sein muss...:
URL. https://www.ids-mannheim.de/pub/preview.html

Internet-Tipp: https:// https://www.ids-mannheim.de/pub/preview.html


DorisW antwortete am 09.01.04 (08:03):

@
"wenn Du unter "Aufgaben und Ziele" der GfdS sagst, daß man dort die Sprachentwicklung kritisch beobachten usw usw., warum hören wir denn nie etwas von den jetzt schon drei Instituten für Deutsche Sprache?"
Hmmm... ich höre sehr wohl etwas davon - du nicht? Warum wohl? Vielleicht eine Frage der Publikationen, die du und ich zur Kenntnis nehmen oder auch nicht; eine Frage der Zeitung, die man liest, und welche Seiten man darin liest?

@"Das Wort "Indentität" kann ich nicht mal korrekt übersetzen, aber jeder weiß, was damit gemeint ist."
Jetzt halt dich fest: *ich* weiß *nicht*, was damit gemeint ist. Das Wort "Indentität" kenne ich nämlich gar nicht und finde es auch in keinem Wörterbuch. Grübel...

@"Müssen wir den" (meinst du vielleicht "denn"?) "die Sprache unbedingt der Zweckmäßigkeit unterordnen?"
Tja, warum denn nicht? Sprache ist ein *Werkzeug* zur Verständigung und findet darin ihren wichtigsten Zweck.

@"Und der" (wer?) "sagt mir, daß unsere derzeitige Demokratie u. a. auch hinsichtlich der deutschen Sprache mal ein Machtwort sprechen sollte"
Um Goethes willen, nein! Schlimm genug, dass uns eine Rechtschreibdeform in Form eines Machtwortes aufgezwungen wurde. Sprache ist erfreulicherweise eine so demokratische Angelegenheit, dass sie zu großen Teilen von der Gesamtheit ihrer Benutzer, also dem Volk geprägt wird, ohne dass sich da irgend jemand einzumischen hat. Was hältst du von dem Verbot in der Türkei, die kurdische Sprache zu benutzen? Ziemlich totalitäre Geschichte, oder? Und du verlangst, dass eine Regierung Menschen vorschreibt, welche Wörter sie zu benutzen haben?

@"Sonst tun es eines Tages die Rechten, und das wäre nicht gut." Spaßiges Argument. Lasst uns rechte Politik machen, bevor es die Rechten tun? *rofl*


@iustitia
"warum das Lexikon so teuer sein muss" - vermutlich wegen der niedrigen Auflage? Leider ist nur ein Bruchteil derer, die ihre geliebte deutsche Sprache schützen und bewahren wollen, dazu bereit, Zeit und Geld dafür zu investieren, Entschuldigung, "auszugeben".

Eine Schlussbemerkung noch:
Bitte bedenkt, dass das Bild der Sprache in der Öffentlichkeit sehr verzerrt ist. Die Sprache, die durch die Öffentlichkeit wahrgenommen wird, ist eben die, die auch in der Öffentlichkeit benutzt wird, also zum allergrößten Teil die laute, plakative Sprache der Medien (inklusive Werbung). Dass diese Sprache sich von einer normalen Kommunikation im Alltagsbereich unterscheidet, ist doch völlig normal und sogar nötig, sie will ja Aufsehen erregen.
Aber hört doch mal den Leuten bei einer ganz normalen Unterhaltung zu: reden die so? In der Regel nein!


hugo1 antwortete am 09.01.04 (17:51):

@ Doris das mit der Indentität/Identität find ich mal wieder zielführend fastzutreffend. Google findet doch tatsächlich sage und schreibe über 1200 mal das falschgeschriebene Wort Indentität für die gemeinte Identität, diese aber über 380 000 mal. Auch Intendität, Indedität, idendität und andere kuriose Verhunzungen gibts dort zu finden, werden jedoch fast immer sinnverstanden angewendet oder besser angewandt ?? *gg*


DorisW antwortete am 09.01.04 (18:10):

Schlaue Ebayer machen sich den "Indentitäts"-Effekt zunutze, indem sie gezielt nach falsch geschriebenen Artikelbeschreibungen suchen und so Schnäppchen finden, die an den Richtigschreibern vorbeigehen :-)

Aber psssssssst!, ist ein Geheimtipp ;-)


cilia antwortete am 09.01.04 (19:18):

Die Beiträge zur Deutschen Sprache in diesem Forum sind sehr vielfältig. Nur – die deutsche Sprache ist nur eine Untergruppe der germanischen Sprachen, genauso wie Englisch Wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt, spielen viele Faktoren zusammen, wenn es um die Entwicklung einer Sprache geht. Hätte sich Deutsch nicht weiterentwickelt würden wir wahrscheinlich noch Althochdeutsch im besten Fall Mittelhochdeutsch sprechen und uns untereinander überhaupt nicht verstehen. Wobei ich schon oft schmunzelnd festgestellt habe, dass ich in entlegenen Tälern Österreichs kein Wort verstehe. Die hier in den Beiträgen geächteten Amerikanisem sind sicher ein Teil der Entwicklung wobei ich gerne das Wort „Handy“ in den Raum stelle, welches überhaupt nicht aus dem englischsprachigen Raum kommt. Ein Brite oder Ami hätte keine Ahnung was wir meinen, den für ihn ist es ein Mobilphone. Also ist Handy eine rein deutschsprachige Erfindung. Anderseits sollten wir nicht vergessen, dass in Amerika der Begriff „Kindergarten“ noch immer verwendet wird, also einer von vielen Beiträgen der deutschsprachigen Einwanderer. Denn wer hat in Großbritannien schon einmal irgendwo Kindergarten gelesen. Beim Lesen der Beiträge erinnerte ich mich gut an die Sprache meiner Jugend, die sich grundlegend von jener Sprache unterscheidet, die ich heute verwende. Wahrscheinlich werden sich die Jugendlichen dieses Jahrzehnts in einigen Jahren wie „Erwachsene“ ausdrücken und sich einer durchaus geschliffer Sprache bedienen. Und in zehn Jahren, werden sich die dann Zehnjährigen wieder Wörter bedienen, die von den dann 20 und 30jährigen nur kopfschüttelnd kommentiert werden. Natürlich bleibt immer etwas im täglichen Sprachgebrauch auch für die Zukunft hängen, aber jetzt gleich mit erhobenen Zeigefinger auf die Sprachsünder loszugehen finde ich übertrieben.


iustitia antwortete am 09.01.04 (19:50):

In zwei Lokalzeitungen habe ich heute den Bericht vom Mannheimer Institut über das neue Lexikon gefunden, mit schönen Angaben, welche deutschen Sprachbildungen es in den letzten zehn Jahren auch gegeben hat.
Ja - zum "Handy"; ssssön, dass es "deutsch" ist; wenn die Schreibweise auch noch irgendwie deutsch wäre, könnte man ja an historische Sprachbildungen wie "händeln" (nicht von: to handle!), also (mit den Händen) "in Händel verwickelt sein" denken. Der Umlaut für Varietäten bei Personalformen, Plural und Konjunktive war also früher selbstverständliche Bildungshilfe, wie in den Ablauten: lese, las, läse; oder bei Vater, Väter; aber für englisch gehörte und tradierte Wörter fehlt uns die deutsche morphologische Hilfe zunehmend.
Ja, wozu verhülfe uns das - wenn wir bei Neuwörtern vom deutschen Sprachgefühl noch ausgingen (vielleicht bleibt's beim Konjunktiv)?
(Nachtrag: Aber das Y ist eben ein engl. Adverb-Y, quickly - oder wie bei Quicky (oder: -ie??). Landschaftlich und umgsspr. ist "quick" ganz selbstverständlich für schnell. Was mal was mit "keck" zu tun hatte: "Doch den kecken Reitersmann..." (Mörike)
Aber in Dichtung, in Schlagern, in Szenesprachen gibt es immer wieder Neubildungen, also kreativen Umgang.


cilia antwortete am 09.01.04 (20:25):

jetzt muss ich noch nachsetzen: in Österreich wird um jeden einzelnen Begriff gejammert. Die Marmeladediskussion ist ja zu unseren Gunsten ausgegangen, aber da geht es auf EU-Ebene noch um Paradeiser (Tomaten), Marillen und alle Produkte rundum (Aprikosen) und noch vieles mehr. Da fällt mir noch ein Satz von Karl Kraus zum Thema Deutsche und Österreicher ein, den wir uns vielleicht hinter die Ohren schreiben sollen: "Was uns trennt ist die gemeinsame Sprache".


berlin antwortete am 09.01.04 (23:33):

Zweifellos, die Sprache, die heute gesprochen wird, ist die Sprache der Zukunft.Kindergarten ist out, KIKA ist in,was bedeutet in, es ist Mode sich so auszudrücken. Grosseltern,die das Wort Kindergarten benutzen werden ausgelacht.Kika ist kein Fremdwort.Reines,gutes Deutsch.
Ich schreibe nicht als Grammatikerin, sondern als Normalbürger, in den Antworten spüre ich einen Angriff auf die englische Sprache, Deutsche sprechen oder verwenden
kein Englisch, sie sprechen ein reines Kauderwelsch, ist das ein deutsches Wort? Halb Deutsch, halb Englisch und dann
die amerikanische Aussprache, Amerikaner haben ihre Wurzeln
im Europa, nicht in der EU, sondern im Kaukasus, dort endet Europa.Ihnen geht es wie uns Deutschen, wir leihen uns
Fremdwörter, benutzen sie aber was sie wirklich bedeuten:
Keine Ahnung.Guten Rutsch ins Jahr 2004, oder ähnliche
Redewndungen hörte man in den letzten Tagen täglich. Wieviele Deutsche wissen, was diese Redewendung bedeutet.
Ich weiss es, Antwort erbeten.
Ich spüre hier einen Angriff auf Alles Fremdes, was sich
irgendwie in die deutsche Sprache "eingeschlichen" hat. ein Angriff auf die englische Sprache.
Schauen wir mal zurück:
Wohnt man in einem Bungalow (Ein Traum vieler Senioren)
braucht man zum Schlafen nicht in die erste Etage zu gehen.
Die Gästetoilette befindet sich oft im Paterre.
Bei Sonnenschein sitzt man auf der Terrasse über der sich oft eine Markise befindet oder man lässt die Jalousie herunter, wird es trotzdem noch zu heiss, schaltet man den Ventilator ein. Viele Femdwörter.
Die Liste der Fremdwörter , die wir im Unterbewusstsein benutzen ist endlos. Ich muss lächeln, tragen die Damen
Schlüpfer oder Slips?
Gedächtnisstraining: Weviele Fremdwörter spreche ich tagtäglich aus?


hl antwortete am 10.01.04 (00:00):

Wörter, die täglich gebraucht werden sind keine "Fremdwörter", nur ihre Herkunft ist aus einer anderen Sprache. So wie die französische Markise oder Toilette mittlerweile "deutsch" geworden ist so wird es auch mit den englischen Wörten passieren (oder wie nennt ihr euren personal computer?) ;-)


PS (oder Nachschrift?): Ich trage Unterhosen, allerdings bin ich auch keine Dame. :-)))


pilli antwortete am 10.01.04 (01:10):

@ berlin

ich meine mal, daß ich nur soviele Fremdwörter tagtäglich aussprechen kann, wie die "Mengengrenze des aktiven Wortschatzes im Gedächtnis" das erlaubt. :-)

sollte ich nun überfordert sein und dazu käme noch ein unvermögen, weiteres lernen zu können oder der fehlende wunsch, lernen zu wollen...tja dann bleibt nur noch, die jalousie runterzuziehen vor all den unlöblichen verfremdungen. :-)

u.n. (unlöbliche nachfrage):
und wenn ich nun auch keine "Dame" bin und keine unterhosen trage?

:-)


Medea. antwortete am 10.01.04 (08:20):

Na, i c h bin schon gelegentlich eine Dame und trage auch noch im Winter lange Unterhosen :-) -
allerdings nennen die sich dann Leggins .... ;-))
inzwischen längst aus dem Englischen eingedeutscht.

Die oben angeführten Wörter sind als Lehnwörter aus dem Französischen in unseren Sprachgebrauch übergegangen, nicht zuletzt verbreitet durch Napoleones Soldaten Anfang des 19. Jahrhunderts - mir gefallen sie und gehören doch längst dazu.

Angriff auf die englische Sprache?
Warum nicht, vielleicht läßt sich noch so einiges aufhalten? :-))
Wäre mal interessant zu wissen, was aus dem Deutschen so in die englische Sprache übernommen wurde?
Aus dem Stegreif fällt mir nur "Kindergarten" n i c h t KITA :-)) ein.


DorisW antwortete am 10.01.04 (14:50):

Bitte nicht Kiga, Kita und KIKA verwechseln. ;-)
Kiga ist der Kindergarten, Kita die Kindertagesstätte und KIKA der Kinderkanal im Fernsehen. Das Beste am KIKA ist "Bernd das Brot":
Bernd: "Passt gut zu meinem anderen Hobby."
Briegel: "Du hast ein Hobby, Bernd?"
Bernd: "Doch, ich habe ein Hobby. Ich lerne das Muster meiner Rauhputztapete auswendig."
https://www.kika.de/_inhalte/tv/sendungen/t/tolle_sachen/index_bernd.shtml

@Medea.
"Wäre mal interessant zu wissen, was aus dem Deutschen so in die englische Sprache übernommen wurde?"
So einiges... Auf der von mir zitierten Seite (siehe Internet-Tipp) sind ein paar Beispiele aufgelistet.
Überraschend mag es dabei scheinen, dass "über" in den USA zu einem Modewort geworden ist... aber das ist vielleicht auch gar nicht so schlecht, denn die deutsche Originalbezeichnung für Nietzsches "Übermensch" sagt doch etwas anderes aus als die englische Übersetzung "Superman" ;-)

Internet-Tipp: https://www.detlev-mahnert.de/aktuelles-09-03.html#2


Klostermeier antwortete am 10.01.04 (15:49):

DorisW.Zitat: Herr, lehre mich die wunderbare Weisheit, daß ich mich irren kann. Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen. Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht weiter zu geben - aber Du verstehst, o Herr, daß ich mir ein paar Freunde erhalten möchte. (Therese von Avila, 1515 - 1582).


iustitia antwortete am 11.01.04 (11:45):

Vor vier Jahren etwa haben wir - eine vierköpfige, "schulpflichtige" Familie (2x Lehrer/in, 2x Schüler/in) - über Tage hinweg uns erzählt, welche Fremdwörter, welche Lehnwörter, welche deutschen Neubildungn wir mit nach Hause brachten, auch wenn wir die Wörter nicht selber gebrauchen wollten. Es gab damals als erstes Wort, das ich heute noch weiß, den "Lapptopp" (und gedruckt hatten wir es noch nicht gesehen, war also schwer von der Rechtschreibung her einzuschätzen, bis wir die Ableitung von "Knie" kapierten. Heute haben wir schon den "Schlepptopp" als hübsche Sprachbildung.
Ich habe das Experiment (Einträge ins Tagebuch) erneut begonnen:
Am Freitag: "schokoladig", am Samstag: "obstig" (von Obst; wozu wir bisher kein Adjektiv hatten).
Die Sprache dieser Neologismen entstammt natürlich den Werbe-Strategien und ihren Vermarktungszwecken; was davon übrigbleibt im Alltag -? Die "Geil"-Kombinationen sind schon "drin" (ich sag nicht mehr "in"), in der Alltagssprache, natürlich nicht in allen Schichten, in allen Kontexten, in allen Funktionen.
Den meisten Quatsch kann man ja ironisch verwenden.


navallo antwortete am 11.01.04 (12:24):

Unser Jüngster (25) lebt in eine WG. Wer dort "Yankee-Deutsch" gebraucht, zahlt einen Obulus (1€) in eine gemeinsame Kasse. Seitdem hören wir von ihm auch kein "geil", "cool" oder "o.k." mehr.


DorisW antwortete am 11.01.04 (18:39):

@Klostermeier,

danke, aber an Freunden fehlt es nicht :-)

Wenn es dich ärgert, dass ich dir deine "Indentitaeten" und Ähnliches unter die Nase reibe - nun, damit musst du leben und wirst das bestimmt auch schaffen.
Mich persönlich interessiert es nicht im Mindesten, wie gut und korrekt hier jemand seine Beiträge formuliert (wenn ich auch gestehen muss, dass es für mich ein intellektueller und ästhetischer Genuss ist, einen Text zu lesen, der in Orthographie, Grammatik und Stil nichts zu wünschen übrig lässt, und erfreulicherweise hat es hier einige Schreiber, die mir dieses Vergnügen immer wieder verschaffen :-)))
Mir würde es jedoch im Normalfall nicht einfallen, einem Diskutanten seine Fehler aufs Brot zu schmieren. Verständlichkeit ist die Hauptsache bei einem Diskussionsbeitrag und nicht schulbuchmäßige Korrektheit.

Es ärgert mich aber, wenn du das "Kulturgut Sprache" vor Überfremdung schützen willst und dir anmaßt, irgendwelche "Machtworte" einzufordern und dann selber so schlampig damit umgehst.

Ich habe den Eindruck, hinter dem Ärger über den Einfluss fremder Sprachen auf die deutsche Sprache steckt manchmal nur Unsicherheit und Hilflosigkeit angesichts unbekannter Aussprache und Schreibweise, die dann in Aggressivität umschlägt. Schade eigentlich.


hugo1 antwortete am 11.01.04 (19:53):

ohhh Ihr Lieben beiden @ DorisW und Klostermeier,,,das erfreuet mein Herze gar sehre, daß Ihr es Niemandem- also auch mich- nicht verunübeln wollet und zugestehet mal,n Fehler hier mit hereinzubringen und diesen mit zweideutlichem Augengezwinker übersähet. Da ich voms Dorf komme und blauäugelich bin, bin ich auf solcherarten Toleranzen sehre angewiesen und bedauere nur, das Ihr mir hier nicht mit Rotstiften meine Texten anstreichen könnet. Das währe prima und iche könnte mich immerzu veresseren, wenn ihr mir den Gefallen tätet mich auszubessern. *g*


iustitia antwortete am 11.01.04 (21:28):

"Cool" ist ein gutes Beispiel. Wer den Ausdruck "cooler" Typ hört, denkt sofort in englischer Sprache und Rechtschreibung - wir brauchten nur zu denken: "kuhler" Kerl - weil wir ja noch über k ü h l (=kalt, gefühllos) verfügen.
Dass wir vom Englischen dominiert werden in unserem Sprachgefühl, so dass wir yankee-mäßig sprechen, ist auch an anderen Wörtern erkennbar.
Da macht Werbung den Gebrauch von "slim" überdeutlich; wir hören aber kaum noch raus: "schlimm" - eben bei den unsinnigen, krankmachenden Diäten.
Dass englisches Werbe-"speech" deutsches Sprachdenken überlagert, kommt häufig vor. Wir kriegen es mit von abenteuerlichen, idiotischen Bildungen bei neuen Firmen oder alten, die sich als neu platzieren wollen. Beispiele hat ja jeder, der sich kritische Erkenntnisse gegenüber politischem, wirtschaftlichem, politischem und sportlichem "Slang" leistet. (Oder: "Jargon", das stammt aus dem Frz.; gibt es einen deutschen treffenden Ausdruck?
"Dummsprache" fällt mir ein.)
Man kann fast täglich von einer neuen Sportart und ihren notwendigen Apparaturen etc. hören.


DorisW antwortete am 12.01.04 (07:18):

@hugo1 antwortete am 11.01.04 (19:53):
Mönsch hugoooooooooooooo... du erinnerst mich an ein gar schröckliches Versäumnis - ich habe es sträflicherweise unterlassen zu erwähnen, welch ein Genuss mir deine liebenswerten Augenzwinkereien sind ;-)
Nein, also im Ernst, ich hoffe wirklich, dass das deutlich genug geworden ist: es kümmert mich wirklich keinen Deut, wie viele Variationen amtlicher deutscher Schreibweise einer in seine Sätze zaubern kann, sondern nur, ob er was Vernünftiges zu sagen hat - aber wer als Hüter der deutschen Sprache auftritt, muss es sich schon gefallen lassen, an seinen eigenen Maßstäben gemessen zu werden :-)

@iustitia
""Jargon", das stammt aus dem Frz.; gibt es einen deutschen treffenden Ausdruck?"
Mir fällt dazu "Terminologie" ein. Aber dieses Wort ist selbst schon wieder Bestandteil einer bestimmten Terminologie ;-)


Klostermeier antwortete am 12.01.04 (09:33):

Warum denn gleich so bissig, Doris.
Merke: wer da meint, immer nur andere zum Wohlverhalten erziehen zu müssen, wird sehr bald einsam werden. Deine prompte und empfindsame Reaktion auf das Thema "Freunde erhalten" zeigt mir, daß Du anscheinend bereits auf dem besten Wege dahin bist.


iustitia antwortete am 12.01.04 (09:48):

Na, Doris kann für sich sprechen. Trotzdem reizt es mich:
Für Hugo Sowieso und Klostermeier:
Eure speculationes über Freunde sind wahrlich fürtrefflich.
Ich muss euch loven und loben: Euer Leben ist eine giving story. Ich habe feeled, dass man so wie ihr: contemporary must be. I suggest: My ideas also are bei euch: the hand-taylored story mit den neuen Technologien zu combinen. And the success ist bountyfull for your letters. Und die audience hat ab initio mundi et initium erat in geo, äh, deo: All parties of your convinience are - äh, yes: traumhaft. Möge sich euer spirit-witz with the beagle combinen und erobern the Mars of all earthlings with long patterns. Global Thinkers an die Front der Frauen. Dass sie das Feminale beglücken. Amen!


pilli antwortete am 12.01.04 (10:03):

und ich dachte, daß Klostermeier hier den oberlehrer spielen möchte...hihi...damit "doitsches" nicht vergessen wird.

@ justitia

ich bin schrecklich neugierig und du musst nicht antworten...aber...bist du eigentlich sehr nüchtern oder sehr betrunken, wenn du sowatt schreibst?

interessiert mich wirklich...

:-)


Felix antwortete am 13.01.04 (00:20):

Warum ist es gewissen Menschen versagt, die Sprache ganz einfach als variables wandlungs- und anpassungsfähiges Mittel der Kommunikation zu betrachten. Auch die Schönheitskriterien bei der Beurteilung einer Sprache sind wandelbar wie die Geschichte zeigt.
Wer heute für seine Angebetene einen Hexameter kreiert, dürfte als schrulliger Philologe gelten. Ich hätte daran trotzdem meinen Gefallen. Ob je ein SMS in diesem Versmass verschickt wurde?

Ich musste jahrzehntelang Aufsätze lesen, korrigieren und beurteilen. Eine schwierige und zeitaufwändige Angelegenheit. Dabei wurde mir klar, wie subjektiv eine solche Beurteilung ist. Dies wurde auch experimentell immer wieder nachgewiesen.
Man hat schliesslich auch Lektoren von berühmten Buchverlagen mit Texten von arrivierten Autoren getestet. Die Urteile widersprachen sich.
Fazit: Erfreut euch an sprachlichen Produkten, die euch faszinieren und lasst seichte Texte mit oder ohne Lehnwörter links liegen, wenn sie euch nerven!


iustitia antwortete am 13.01.04 (01:41):

pilli - ja?
Schüchtern, nüchtern, büchtern...? Klüchtern, spüchtern? Ja - wie ein Spüchter, wo wild, steil aufwärts, segelnd ausgleiten - und dem Sperber entkommen - kennste vielleicht..?
Ignoro - ich schreib gerne Satiren. Immer weniger, äh, öfter, aber immer besser bessessener.
Ob ich drinke - und imma tief sinke .- das weiß nur mein - wer? Wie heißt du, Kleine? Was? Wie die, die sich mit der Schlange vergiftete - äh, wie heißt die, das war keine Deutsche. Und Rommel stand noch nicht vor Ägypten, dich zu retten. Aber, warum willste deinen Namen nich nennen. Ach, Berufgeheimnis. Na, dann kuck ich dich mir als Film an. ja, die Liz, als sie noch nicht so dick war. Aber warum hat die den den Mamba-Biss überlegt, äh - überlebt..? Äh, Kleopatra - warum knallste denn die Tür zu!! Da fallen die Kakerlaken doch vonne Decke! Hab ich dir nicht für 45 Minuten bezahlt? Ich bin doch Beamter. Und du bist mein Notdienst. Für 10 € kann ich doch wohl mehr verlangen, als dass du mir einen Kamillentee braust.
Ich hab grade das Video zurückgespult - und gesehen, dass du mir auch noch in den Kimallentee gespuckt hast.
Das zeig ich an.
*
Gestern, da warst du viel lieber. Da hast du mir ein neues, deutsches Wort geschenkt. Du standest am Fenster - und wolltest schon abfahren, mit deinem sanito-senior-ambulance-taxi. Da fragte ich dich, richtig empathisch in der vibirierenden Kehle: "Na, du kuckst aber, richtig - so fenstrig! - Willze los, Mädken?"
Ja, das Wort "fenstrig" hast du mir geschenkt, mein Schatz, weil ich es an deinen Augen und Lippen abgelesen habe.
*
Reicht...? - Die Oberschwester kommt und stopft mich unter das Laken.


schorsch antwortete am 13.01.04 (09:02):

Zünd dir eine Taschenlampe an und schreib weiter.......


jeanny antwortete am 13.01.04 (10:49):

jargon-
fachsprache;kauderwelsch


seewolf antwortete am 13.01.04 (13:13):

Zitat aus Spiegel-online heute:

MATHEMATIKER FORDERT SPRACHREFORM

Zwanzigeins statt einundzwanzig

Deutsche Sprache, schwere Sprache: Die Aussprache von Zahlen sei völlig verdreht, diagnostiziert Lothar Gerritzen. Der Bochumer Mathematikprofessor macht sich dafür stark, dass Schüler künftig "zwanzigeins" sagen dürfen - wie in den meisten anderen Sprachen.

Der Brite oder Amerikaner sagt "twenty-one" (zwanzigeins), der Franzose "vingt et un" (zwanzig und eins), und ähnlich heißt es auch in fast allen anderen modernen Sprachen. Nur die Deutschen gehen einen Sonderweg und sagen "einundzwanzig". So darf es nicht bleiben, findet der Bochumer Mathematikprofessor Lothar Gerritzen. "Unser Sprachgebrauch muss sich um die unverdrehte Variante erweitern", fordert der Wissenschaftler, "es sollte möglich sein, zum Beispiel im Unterricht das englische 'twentyone' einfach in 'zwanzigeins' zu übersetzen." ( - zum Artikel Link unten anklicken - )

In der Tat: man sagt ja auch nicht "25und100" sondern "Hundertfünfundzwanzig" (auch nicht konsequent!)...

Besser etwa: "Hundertzwanzigfünf" ???

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,281567,00.html


dirgni antwortete am 13.01.04 (14:37):

Nun der Franzose ist vielleicht kein ideales Beispiel:
Er sagt nicht Achtzig oder Neunzig, sondern quartrevingt (vierzwanzig) und quartrevingtdix (vierzwanzigzehn) - Sprachen sind nunmal gewachsen und nicht logisch konstruiert.

Wollen wir doch annehmen, daß auch nachkommende Generationen diesem Problem gewachsen sind. Latein wird im allgemeinen als logische Sprache bezeichnet und trotzdem :-) Logisches Denken ist nicht jedermanns Sache.


Felix antwortete am 13.01.04 (16:36):

Hallo dirgni,

Bitte sei mir nicht böse, aber wenn du als Beispiel schon meine Muttersprache erwähnst ... dann bitte korrekt.

In Frankreich:
60 soixante (sechzig)
70 soixante-dix (sechzig-zehn)
72 soixante-douze (sechzig-zwölf)
79 soixante-dix-neuf (sechzig-zehn-neun)
80 quatre-vingt (vier-zwanzig)
90 quatre-vingt-dix (vier-zwanzig-zehn)
95 quatre-vingt-quinze (vier-zwanzig-fünfzehn)
99 quatre-vingt-dix-neuf (vier-zwanzig-zehn-neun)

In der Schweiz ist die vereinfachte Form längst geläufig:
70 septante (siebzig)
80 huitante (achzig)
90 nonante (neunzig)

Auch in Frankreich gibt es Reformbestrebungen.


dirgni antwortete am 13.01.04 (17:25):

Hallo Felix,

wenn ich gewußt hätte, daß ich mich mit Dir "anlege", hätte ich mich natürlich nicht zu Wort gemeldet :-)

Ich schrieb, der Franzose "sagt"!: da hört man als Ausländerin die Bindestriche nicht. Und es waren auch nur zwei Beispiele, ohne daß ich mir anmaßen würde, hier korrekten Französischunterricht zu geben. Würde zum Thema - Deutsche Sprache noch zeitgemäß - auch nicht gut passen.


Felix antwortete am 13.01.04 (22:18):

Hallo dirgni,

natürlich hast du dich mit mir in keiner weise <angelegt> ... warum denn immer so überempfindlich?
Ich habe deinen berechtigten Hinweis auf die Zahlwörter im Französisch nur präzisiert ... sonst nichts!


linus antwortete am 17.01.04 (06:31):

ich finde die Diskussion unverständlich, obwohl sie in ordentlichem Deutsch, Englisch (m.E.) oder Französich (?) statt findet.

Wichtiger scheint mir die Notwendigkeit zum klaren Denken und gelassenem Hinnehmen, dessen was in der Welt passiert, zu sein.

Wir sind hier ja im Sprachgebrauch frei und wir können uns uneingeschränkt unseres Verstandes bedienen oder ? Wir werden an dem was in der Welt passiert nichts ändern, solange wir die Ursache nicht beseitigen.

Das setzt voraus, dass wir zunächst die Ursache klären oder ? Es trifft zu, dass wir in bestimmten 'Sprachräumen' einfach 'zugemüllt' werden. Aber wir müssen uns dort ja nicht aufhalten.

Es gibt Bereiche wie die Informationstechnik, wo traditionell englisch vorherrscht und wo wir uns anpassen müssen. So gibt es hier schwer Ersatz für die Hardware und den Server.


iustitia antwortete am 17.01.04 (10:52):

Danke, seewolf,

für Hinweis auf Gerritzens, Lothar,
Sprechverzählerei, ach, Versprecherei:

Drei, zwei, eins, ich bin dabei -
auf Kopf von Uni-Manne,
Professorchen genannt,
durch SPIEGEL-online bekannt,
zu entleeren die Zehnmal-Kaffekanne.
Für Kabarettisten wär das sprachlich ja ein Thema,
dem Dr. Mathemann genügt allein das Ein-Fach-Schema.
Ich zaubre: zwei, drei, eins und ricke, racke: mahlen!
Das Landesamt für Besoldung verdreh ihm mal die Zahlen.


linus antwortete am 18.01.04 (11:52):

Die deutsche Sprache sollte - wie jede andere - Gedanken möglichst klar zum Ausdruck bringen.

Ein schlechtes Beispiel liefert uns hier in der Diskussion "iustitia" ein gutes "klostermann" (das besondere an diesem Thema ist ja seine Selbstreferenz...).

Warum sprechen und reden wir (Deutschen) überhaupt ? Natürlich nicht nur, um (inhaltliche) Aussagen mit einem Wahrheitswert zu machen, sondern auch aus anderen mannigfaltigen Gründen. Wittgenstein, der bedeutendste Sprachphilosoph dieses Jahrhunderts, nennt es "Sprachspiele" und meint damit die unterschiedlichen Sprechweisen, in denen wir mit unterschiedlichen Motiven, in vielerlei Rollen, auf verschiedene Weise miteinander reden.

Die neuere Sprachphilosophie hat jetzt auch Befehlen bzw. Auffordungen und Fragen in den Blick genommen (Austin).

Es gibt welche, die quatschen einfach daher oder labern vor sich hin, mancher oder manche mag einfach etwas schreibend tun und das Gefühl dabei haben, jemand hört zu usw. Das Band der Alternativen reicht sicher bis hin zu denen, die Erkenntnisse gewinnen wollen.

Für keine der Möglichkeiten liegt ein objektiver Maßstab zur Bewertung und Beurteilung vor; jede davon hat ihr "Recht" und ihre Bedeutung. Wenn uns welche - besonders auch Werbung und Medien - auf ihre Art und Weise ansprechen wollen, haben wir stets die Freiheit, unsere Aufmerksamkeit woanders hin zu lenken.

Ob wir hier in dieser Runde diese unsererseits ansprechen ? - ich glaube kaum. Wir können hier maximal unsere Erkenntnisse und Erfahrungen zu Themen erweitern, aber das wäre schon sehr viel.


Medea. antwortete am 18.01.04 (13:57):

Was nützt es mir, lieber Linus, wenn ich hier meine Erkenntisse und Erfahrungen zwar für mich selbst erweitere, aber bei der Weitergabe scheitere, weil nur die wenigsten
sie annehmen wollen .. :-)))


linus antwortete am 19.01.04 (07:17):

Hallo Medea,

nicht die große Masse zählt, zwei oder drei gute Gesprächspartner genügen schon. Es ist immer schwierig jemanden zu finden, der ein gutes Gespräch führen möchte.

Ich suche und hoffe unter Senioren einen gereiften Erkenntiswillen vorzufinden.


Medea. antwortete am 19.01.04 (09:05):

.... dann drücke ich Dir die Daumen, daß es nicht ein zu langes Suchen wird ... :-))


dirgni antwortete am 19.01.04 (10:38):

@ linus
"Es gibt welche, die quatschen einfach daher oder labern vor sich hin"

Ich empfinde genau das bei so manchem Beitrag, z.B. die Formulierungen "guter Gesprächspartner", "gutes Gespräch", "gereifter Erkenntniswille" - so allgemeine Floskeln sagen doch überhaupt nichts über die Vorstellungen und die Gedanken eines Diskussionspartners aus.


Felix antwortete am 19.01.04 (23:11):

Die Frage war, ob die Deutsche Sprache noch zeitgemäss sei. An der Entwicklung der Diskussion können wir sehen, dass es weniger um die Sprache sondern um ihre Aussage geht .... und da suche ich in einigen der letzten Beiträgen vergeblich danach. Floskelhafte leere Worthülsen, die zwar gelehrt tönen mögen ... aber mehr nicht!