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THEMA:   Sinn des Lebens

 51 Antwort(en).

doris16 begann die Diskussion am 23.12.03 (06:36) mit folgendem Beitrag:

Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben - aber es hat nur ganz genau soviel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind. (Hermann Hesse)
Wer möchte hierzu Stellung nehmen?

Internet-Tipp: https://www.lebe-dich-selbst.de


Gudrun_D antwortete am 23.12.03 (08:20):

Wenn ich so zurückdenke,habe ich nie *verlangt*,das Leben müsse einen Sinn haben.
Wir werden ungefragt in unser Leben geboren.
Ich denke Elternhaus und Erziehung,Bildung und Treue zu uns selber sind der Grundstock für alles,was wir 'erleben' und was wir daraus machen.
Wohl kaum ein Mensch denkt über den Sinn des Lebens nach,wenn er gesund ist und keine Sorgen hat.
Es gibt soviel,über das wir uns freuen können.
Genauso viel Trauer oder Enttäuschung begleitet viele im Leben.
Als junge Frau sah ich -ganz natürlich-den Sinn meines Lebens: meinen Kindern eine gute Mutter zu sein.
Ich war aber auch sehr gerne *Ehefrau*-das war damals eigentlich gar nicht so schwer,war ich doch zu der Zeit nicht berufstätig,hatte also für alle Aufgaben -und für mich selber-Zeit genug.Warum sollte ich nach dem Sinn des Lebens 'fragen'-ich lebte ihn ja!
Als ich später in den erlernten Beruf zurück ging und mich ständig weiterbilden konnte,(bis weit über mein 50.Lebensjahr) erfüllte ich diesen auch mit ganzem Herzen!
Natürlich begleiteten mich auch Sorgen und Leid-ist das nicht wie Licht und Schatten?
Jetzt trage ich soviele Lebensjahre mit mir rum und gebe meinem Leben immer noch einen Sinn!
Ja,wirklich,es hat tatsächlich "Sinn" sein leben "sinnvoll" zu gestalten,für Lebendiges da zu sein,täglich aufgeschlossen sein,wenn es gilt,noch weiter dazu zu lernen.
Gesundheitliche Einschränkungen sind natürlich da-solange aber mein Denkvermögen mich geistig beweglich sein lässt,meine Familie inklusiv des Urenkelchens noch gerne mit mir zusammen sind,Gespräche und Unternehmungen mit mir suchen,hat mein Leben seinen Sinn!

Und,ich habe nun soviel Zeit für alles,was mich interessiert
und das ist doch sinnvoll-oder?


Felix antwortete am 23.12.03 (09:06):

In letzter Zeit habe ich häufiger als auch schon die Frage nach dem Sinn des Lebens ... besonders meines jetzigen Lebens ... gefragt.
Es ist eine spezifisch menschliche Frage, die vermutlich sonst von keinem Wesen gestellt wird. Es sei denn, es gäbe im Kosmos ähnliche realisierte Denkstrukturen.
Philosophisch ist die Frage eher unzulässig, weil die finalistische Frage, das heisst die Frage nach dem Zweck oder Sinn eines Sachverhaltes, voraussetzt, dass dieser von einer Instanz beabsichtigt wurde.
Beim Betrachten der Evolution, das heisst von der Entwicklung von der toten Materie zu Einzellern, zu Pflanzen und Tieren bis zum Menschen kann sich auch die Frage nach dem Sinn oder Zweck stellen ... muss aber nicht unbedingt.

Am Beispiel der Landeroberung der Amphibien betrachtet:
- Version mit dem Glauben an einen Sinn oder Zweck:
"Im Gegensatz zu den Fischen haben Amphibien auch Lungen entwickelt, d a m i t sie auch an Land leben können."

- Version mit keiner zweckgerichteten Entwicklung:
"Weil gewisse Mutationen Fische befähigten, den Sauerstoff auch direkt aus der Luft aufzunehmen ... konnten sie das Land erobern und wurden somit zu Amphibien."

Naivgläubige können einen Schöpfer annehmen, der alles geplant und nach seinem Willen geschaffen hat. Dann müsste man diesen nach dem Sinn fragen. Es gibt ja genügend Menschen, die von sich behaupten ... sie hätten auf diese Frage sogar eine Antwort erhalten! Einige davon sind als Religionsschöpfer in die Geschichte eingegangen.
Ich für mich bemühe mich ganz pragmatisch guterreichbare, kurzfristige Ziele anzustreben und als Sinngeber für die nächste Lebensstrecke zu betrachten.
Das Grübeln nach einer endgültigen Zielsetzung und Sinngebung würde mich nur lähmen und lebensunfähig machen ... ein Grund womöglich es vorzeitig zu beenden!


schorsch antwortete am 23.12.03 (09:07):

Statt vom Leben zu verlangen, dass es einen Sinn habe, versuche ich, dem Leben einen Sinn zu geben.....


simba antwortete am 23.12.03 (09:08):

Der Sinn bestimmter Ereignisse ist für mich manchmal erst weit hinterher erkennbar - besonders solche die schwere Verluste in meinem Leben brachten. So habe ich dann auch erkannt, dass grade das passieren musste um mich zu dem zu machen was ich bin. Um den Sinn des Lebens mache ich mir auch so meine Gedanken, denn wenn es Gott nicht gäbe und das Leben nur zufällig entstanden wäre - was hätte dann ales für einen Sinn? Das ganze Leid und der Schmerz der Lebewesen auf dieser Erde? Solange wir leben werden wir das wohl nie rausfinden - und hinterher womöglich auch nicht - oder doch? Ich bin voller guter Hoffnungen :-)

"Der Sinn der Welt muß außerhalb ihrer liegen. In der Welt ist alles, wie es ist, und geschieht alles, wie es geschieht; es gibt in ihr keinen Wert - und wenn es ihn gäbe, so hätte er keinen Wert."
(Ludwig Wittgenstein)


simba antwortete am 23.12.03 (09:18):

Felix, wenn du dich entschlossen hast nicht zu glauben, dann ist ok für dich - aber wenn du Leute die glauben, als naiv bezeichnest, so gefällt mir das gar nicht. Möglicherweise ginge es dir jetzt besser, wenn du an was glauben könntest - mir hats sehr geholfen, als mir Menschen die ich liebte, wegstarben...


Karl antwortete am 23.12.03 (09:26):

Lieber Schorsch,


Du triffst m.E. den Nagel auf den Kopf. Auch ich bemühe mich, meinem Leben einen Sinn zu geben. Für mich wäre es ein Alptraum verurteilt zu werden, lebenslänglich am Strand liegen und der Muse frönen zu müssen. Ich liebe das, doch immer nur für eine kurze Zeit.

Das aufgeworfene Thema ist sehr spannend. Ich hoffe, wir können damit über die Weihnachtsfeiertage zuviel Muse noch etwas entgegenwirken .-))

Gute Wünsche für frohe Festtage, Karl


Felix antwortete am 23.12.03 (10:03):

@ simba

Dass man im Nachhinein gewissen Ereignissen eine Sinn zuordnet ist grundsätzlich zu unterscheiden von der Annahme, diese Ereignis hätten sich aus einer Sinnhaftigkleit ergeben.
Wenn ich durch eine Unachtsamkeit verunfalle und dadurch zu einem Spitalaufenthalt verknurrt werde, kann man den Sinn des Unfalls auch dann nicht so interpretieren, auch wenn ich dadurch eine wichtige Bekanntschaft mit einem Arzt oder Mitpatienten machen durfte.
Oder man glaubt an ein vorbestimmtes Schicksal ... Dann wäre der einzige Sinn des Lebens, dieses zu erfüllen ... hirnrissig!

zu Ludwig Wittgenstein:
Sein Hauptwerk "Tractatus logico-philosophicus" (1921) beginnt mit der schwerverständlichen These:
1 "Die Welt ist alles, was der Fall ist."
1.1 "Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge."
1.1.1 "Die Welt ist durch die Tatsachen bestimmt und durch das, dass es a l l e Tatsachen sind."

etc.

Da ich mich mit formaler Logik beschäftigt habe, kann ich ihn wenigstens lesen ... Seine Tautologien und andern logischen Formel sind für die meisten unverdaulich.
Dein Zitat muss im Zusammenhang seiner Philosophie gesehen werden.


Felix antwortete am 23.12.03 (10:19):

Lieber Simba,

ich verwende den Ausdruck "naiv" im Sinne von "kindlich", "unbefangen", "unkritisch" ... Ob das negativ ist, hängt vom Standpunkt ab.
Manchmal wäre ich froh ... ich könnte das Geschehen "naiver" betrachten, als ich es mache.
Ich will niemandem seinen kindlichen Glauben wegnehmen ... Ich selber habe ihn einfach verloren.
Ob es mir besser ginge ... möchte ich dahingestellt lassen.
Geöffnete Türen bei Erkenntnisprozessen lassen sich eigentlich nur durch pathologische Einwirkungen wieder schliessen, was ich bei mir natürlich nicht ausschliessen kann.


simba antwortete am 23.12.03 (10:37):

@Felix,
du hast recht der Wittgenstein ist für mich so ziemlich unverdaulich - vielleicht wird ers ja irgendwann - wenn nicht, machts auch nix - dann wills halt nicht sein dass ich ihn lese ;-)
Ich bin mir sehr wohl der Evlolutionsthorie bewusst, und es wird schon alles so verlaufen sein, wie es die Wissenschaftler sagen - aber es sind doch einige Rätsel geblieben... einige Nischen für jene die glauben wollen -Gottseidank :-)
Rechtzeitig vor Weihnachten hat GEO einen Bericht über das Leben und Sterben von Jesus herausgebracht - ich will ihn euch nicht vorenthalten...

Internet-Tipp: https://www.geo.de/


eko antwortete am 23.12.03 (10:40):

...."Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben"....

"Wir?"

Nun ja, zu diesen "Wirs" kann ich mich nicht zählen.

Wenn ich in mich hinein höre, kann ich nicht erkennen, dass ich das verlangen würde.

Ich denke aber, dass wir s e l b s t unserem Leben einen Sinn geben müssen, einfach deshalb w e i l wir leben.

Ob mein Leben einen Sinn hat oder nicht, hängt einzig und allein von mir selbst ab, denn alles was mir geschieht, löse ich selbst aus.

Da werde ich Widerspruch bekommen, aber ich bleibe dennoch dabei.

Ich bin gerne "naivgläubig", weil ich weiß, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als das, was ich mit meinem Verstand erfassen kann. Verstand macht sowieso nur einen Bruchteils unseres Denkvermögens aus. Gefühle sind in unserem Denken und Handeln weitaus umfassender und tiefer verankert.

Wer meint, dass nur das gilt, man mit seinem Verstand erfassen kann und alles andere ins Reich der Träumerei und Naivität verbannt.........der lebt am wahren Leben vorbei.

Aber ich will hier nicht in die allgemeine gegenseitige Verurteilung mit einstimmen. Wer sein Leben gerne träumend am Strand verbingen möchte und dies als den Sinn seines Lebens ansieht, der soll es tun.....und ich werde mich hüten, darüber zu urteilen. Und wer meint, den Sinn seines Lebens in der Ablehnung irgendeines Glaubens, sei es christlich, moslemisch, jüdisch, buddhistisch oder was auch immer, sehen zu können oder zu müssen, der soll es auch tun.

Da wir uns unser Lebens selbst bereiten, können, müssen oder dürfen wir auch das in Empfang nehmen, was aus unserem Verhalten entsteht.


jako antwortete am 23.12.03 (14:52):

@ Felix,
Ich glaubte schon als sehr kleines Kind, ohne religiös erzogen worden zu sein. Damals war ich naiv, kindlich und all das was Du über Gläubige sagst. Heranwachsend habe ich mich jahrelang nicht mehr um meinen Glauben und um einen Gott gekümmert. Da setzte ich andere Prioritäten. Erst als ich an einem absoluten Tiefpunkt in meinem Leben angelangt war, begann ich Antworten zu suchen. Es dauerte Jahre, bis ich den Glauben fand, der mich heute beseelt. Ich weiß aber, dass ich heute weder ein naiver Mensch bin, noch ein unbefangener oder unkritischer. Und als kindlich haben Menschen, die mich kennen, auch noch nie bezeichnet.
Wahr ist, dass ich mir eine Begeisterungsfähigkeit erhalten habe, die vielleicht nur Kindern zueigen ist.

Ehrlich gesagt, darüber bin ich sehr froh.
Und was den Sinn m e i n e s Lebens betrifft, so habe ich ihn sehr wohl gefunden und lebe danach. Auch darüber bin ich sehr froh.

Im Übrigen schließe ich mich e k o an:
Soll es doch jeder halten wie er will.


chris antwortete am 23.12.03 (15:04):

Sinn des Lebens ....

viele suchen danach und finden ihn nicht! Vielleicht habe ich es als Frau
leichter einen Sinn in meinem Leben zu sehen. Ich hatte Familie und Kinder,
bin meinen Eltern dankbar für die Liebe und Geborgenheit, die sie mir als
Kind gegeben haben.

Für mich ist wichtig, dass ich mit mir selbst zufrieden bin, dass dies so
ist, habe ich viel meinem verstorbenen Sohn zu verdanken, der mir
den Sinn des Lebens gezeigt hat und mir Wege gezeigt hat, die ich sicher
alleine nicht hätte gehen können.

Sinn des Lebens heisst für mich, mich selbst zu lieben und meine Liebe
an die Menschen weiterzugeben, die mir wichtig sind.

Ich wünsche Euch allen ein Frohes Fest!
.
Jeder möge es für sich so feiern, wie es für ihn wichtig ist und wie es
aus Familientradition gefeiert wird.

Für mich wird es wie alle Jahre schwer werden, doch die Liebe zu meinem Sohn
wird mir auch dieses Jahr wieder helfen, die schönen Stunden und die
lieben Erinnerungen, als das kostbarste Gut zu betrachten, das mir geblieben ist!


Chris


mart antwortete am 23.12.03 (16:20):

Wer Viktor Frankl nicht kennt, hat etwas versäumt. Gerade zu diesem Thema hat er sehr viel zu sagen.


Frankl erklärt u.a. woher das Leeregefühl und Sinnlosigkeitsgefühl kommt:

"Im Gegensatz zum Tier sagt dem Menschen kein Instinkt, was er muß, und im Gegensatz zu früher sagt ihm keine Tradition mehr, was er soll - und nun scheint er nicht mehr recht zu wissen was er will."



„Menschsein ist erst dort gegeben, wo wir handeln und uns einer Aufgabe widmen. Oder dort, wo wir einen Menschen lieben, indem wir ihn nicht nur in seiner Einzigartigkeit erfassen, sondern auch in seinem Wert bejahen.“


Irina antwortete am 23.12.03 (16:33):

"Die letzten 120 Stunden im Leben des Nazareners. Ein Thriller aus den Anfängen des Christentums."

Das liest man auf der von simba zitierten Seite.
Unschwer zu erkennen, was mir persönlich an diesen beiden Sätzen nicht gefällt.
Multi-Dezennien-Jargon - eine neue Form der Berichterstattung?


Irina


schorsch antwortete am 23.12.03 (17:23):

Nach Weihnachten bis einige Tage nach Neujahr werde ich mir eine Woche Zeit nehmen, etwas ersthafter über das Thema nachzudenken. Darum mache ich hier im ST eine Pause..... (;--))))


julchen antwortete am 24.12.03 (05:11):

Felix sagt:
....Oder man glaubt an ein vorbestimmtes Schicksal ... Dann wäre der einzige Sinn des Lebens, dieses zu erfüllen ... hirnrissig!...

Millionen von Bhuddisten glauben dass wir Leben
um etwas zu Lernen.
Wer die Klasse nicht schafft, muss sie eben wiederholen - solange bis die Lektion gelernt und
verstanden ist.

Bescheidenheit, Naechstenliebe, oder auch
Ehrlichkeit (z.B.) koennen eines der Klassenziele sein.
Fuer Bhuddisten ist der Sinn des Lebens die jeweilige
Lektion wirklich zu verstehen und nach etlichen Klassen (Leben) dann endlich das vollkommene verstaendnis und damit die vollkommene Seelenruhe zu haben.

Daran sehe ich nichts Hirnrissges, Naivglaeubiges, Kindliches, Unbefangenes, Unkritisches, oder Negatives.
Darin sehe ich nur Menschen, deren Ziel es ist Andre
niemals zu richten, zu korrigieren oder zu zweifeln....
Menschen die nur sich selber Richten, korrigieren oder
bezweifeln und versuchen es naechstens Besser zu tun.

In gewisser Beziehung glauben Bhuddisten, dass sie
ein bestimmtes Schiksal erfuellen muessen um
nach muehevoller, traenenreicher Arbeit zum Endziel
zu kommen.
Eine Art Rollenspiel, wenn man so will!
In deinem Leben tut man schreckliche Dinge ohne darueber nachzudenken was die Konsequenzen fuer Andre
sind - im Naechsten Leben muss man aber spueren
wie sich die gleiche Peitsche von der Anderen seite anfuehlt.
Nur so versteht man beide Seiten und den Zweck!

Dies, scheint mir, ist doch ein Guter Sinn fuer das
Leben - auch wenn man nicht sofort versteht warum
einem dieses oder jenes passiert, oder warum man
dieses oder jenes tut.


Medea. antwortete am 24.12.03 (06:32):

Sinn des Lebens ....

vielleicht ist es meiner, daß ich so gerne in dieser Welt - trotz aller Mißstände und Widrigkeiten - leben darf.....


hl antwortete am 24.12.03 (09:28):

Zitat von Mart:
„Menschsein ist erst dort gegeben, wo wir handeln und uns einer Aufgabe widmen. Oder dort, wo wir einen Menschen lieben, indem wir ihn nicht nur in seiner Einzigartigkeit erfassen, sondern auch in seinem Wert bejahen.“

Ergänzend dazu: Ich sehe den Sinn des Lebens darin, "Mensch zu sein" gemäss obigem Zitat

und: "Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts" (S.Kierkegaard).

Ich wünsche ein "sinnvolles" Weihnachtsfest! :-)


jako antwortete am 24.12.03 (09:56):

@julchen,

ich sehe es ganz ähnlich wie die Buddhisten. Nur dass ich der Meinung bin, dass, wenn man sich sehr anstrengt, es auch in EINEM Leben schaffen könnte. Aber wie auch immer, ich sage seit Jahrzehnten zu allen, die mir nahe stehen, dass ich in meinem Leben einen einzigen Lernprozess sehe. Und in allem Schweren (Trauer, Krankheit, Verzicht etc.)versuche ich immer zu erkennen, was ich daraus lernen kann oder sogar muss, um auf meiner Entwicklungsleiter eine Stufe höher zu klettern.
Es sind 30 Jahre her, dass ich mir über den Sinn des Lebens ernsthaft anfing, Gedanken zu machen. Und ich suchte genau das und nur das, was Du mit Seelenruhe bezeichnet hast. Denn so wie bisher hielt ich mein Dasein nicht mehr aus. Um weiterleben zu können, musste ich meinen inneren Frieden finden. Es ist ein langer und auch schmaler Weg, aber wenn ich zurückschaue, bin ich heilfroh, ihn eingeschlagen zu haben. Auslernen aber tut man nie. Es öffnen sich immer neue Türen, durch die man gehen muss oder kann(wem das "man" nicht gefällt, kann ja "ich" lesen).
Gerade in diesen Tagen ist mein Weihnachtsurlaub geplatzt - die Enttäuschung war momentan auf allen Seiten groß. Aber sie dauerte nur wenige Minuten, denn es hat sich stattdessen anderes, Positives ergeben.

Ich wünsche allen einen Heiligen Abend, der Licht und Frieden im Herzen verbreitet.

jako


schorsch antwortete am 24.12.03 (10:01):

@ julchen: "...im Naechsten Leben muss man aber spueren
wie sich die gleiche Peitsche von der Anderen seite anfuehlt...."

Oh Gott - ich spüre schon die Peitschenhiebe, die mein geschundener Körper einmal wird aushalten müssen!

Spass beiseite; der Wunsch jeder geschundenen Kreatur ist wahrscheinlich, dass es ihr im nächsten Leben besser gehe....


simba antwortete am 24.12.03 (10:48):

Dabei könnte man schon in diesem Leben die Kreaturen nicht so schinden...


Felix antwortete am 24.12.03 (15:10):

Ich habe mich auch eingehend mit der buddhistischen Weltanschauung befasst und Orte besucht, wo Buddhisten in der Mehrzahl sind.
Auf meinen Reisen durch Indien, Nepal, Thailand und Sri Lanka u.a.m. erlebte ich viele Zeremonien und Feste, bewunderte ihre Tempelanlagen, sprach mit den Mönchen und ging auch den heiligen Orten nach, wo Buddha gewirkt haben soll.
Der Buddhismus, wie auch andere Anschauungen (wie z.B. der Jainismus), die an eine Wiedergeburt und die Wirksamkeit der Karma glauben, haben für die Gläubigen den Vorteil, dass sie sich nicht unbedingt in ihrem jetzigen Dasein realisieren müssen. Deshalb ist für sie ein Kastenwesen oder andere soziale Ungerechtigkeiten erträglicher als für einen Christen. Sie können sich mit weiteren Chancen, die sie ja zu bekommen glauben, in einem weiteren Leben realisieren.
Eine kluge Ansicht vorallem für die, die bereits in der Oberschicht leben ... Sie brauchen keine Revolution von unten zu befürchten.
Im Gegensatz zu Christus kam Buddha ja nicht aus der Unterschicht.

Auch hier gilt: "Selig sind die ... die an so was glauben!"

@ julchen

Was soll das mit dem vorbestimmten Schicksal zu tun haben?
Ein Lernprozess ist doch alles andere als vorbestimmt.
Lies nochmals, was ich "hirnrissig" gefunden habe, nach!


julchen antwortete am 26.12.03 (06:05):

Hallo Felix,
"....Was soll das mit dem vorbestimmten Schicksal zu tun haben?..."

vielleicht nichts - vielleicht sehr viel.

Fuer mich kommt die Vorbestimmung in dem Moment
ins Spiel, in welchem ich verstehe wie Bhuddistischer
Glaube aufgebaut ist.
Dass es dort ein Endziel gibt, nicht nur ein Sterben
und hoffen auf Paradies (Christen/Muslems), oder
ein Lebensende mit Hoffen auf
eben ein Nichts (Atheisten).

Wie Bhuddisten, glaube ich dass ich Aufgaben zu
erfuellen habe.
Angenehme, weniger Angenehme, Gute, Schlechte
und auch Solche die mir Scheusslich sind.
Den Grund verstehe ich selten, aber ich glaube
dass Sie mich letztendlich dorthin bringen werden,
wo ich sein soll - was mir eben bestimmt ist!

Nicht damit zu sagen, dass ich nur sitze und bete
und gar nichts tue und darauf warte dass Hoehere
Wesen mich lenken oder fuer mich tun!
Das Lenken und Tun muessen wir schon selber erledigen. (Wer sich "ver" tut muss vielleicht von
vorne anfangen).....wer weiss.

Aber die Letztendliche Vorbestimmung - die wartet
auf uns Alle in irgendeiner Form.

Auch sollte man nicht nur an sein eigenes Leben
denken, sondern auch in Betracht ziehen, dass alles
was uns widerfaehrt auch unsre Kinder betrifft.
Und deren weiteren Lebensweg, Charakter und
Lebenseinstellung formt und beeinflusst.

Felix sagt: "Auch hier gilt: "Selig sind die ... die an so was glauben!"

SeeligER sind vielleicht die, die ueberhaupt an
irgendwas Glauben.

Glauben heisst "Nicht Wissen". Niemand weiss
was genaues - auch Atheisten und Sarkasten nicht.


Rosmarie antwortete am 26.12.03 (08:43):

Die Frage nach dem Sinn des Lebens finde ich sehr interessant! Ich bin fast erschrocken, als ich feststellte, dass ich mich eigentlich nie danach frage. Ich stelle mir immer nur Unterfragen: "Was ist wichtig in deinem Leben? Wie sollst du dich verhalten? In welche innere Richtung sollst du gehen? Und...und...und...

Mein Lebenssinn? Vielleicht ganz bescheiden, DIESES Leben, wie es sich mir bietet, so zu leben, dass ich den Platz, den ich vorgefunden habe, ein bisschen besser zurücklasse, als ich ihn vorgefunden habe.

Aber mir sagen auch viele andere Antworten zu, die hier gegeben wurden, besonders auch die von Julchen und Jako.
Liebe Julchen, deinen buddhistischen Ansatz teile ich weitgehend, auch wenn ich keine Buddhistin bin. Ich glaube allerdings nicht an Vorbestimmung. Aber wenn ich dein letztes Posting so lese, bin ich mir nicht sicher, ob wir mit dem Wort "Vorbestimmung" dasselbe meinen.
Ich stelle mir darunter vor, dass z.B. ein bestimmtes Verhalten von mir in einer bestimmten Situation vorbestimmt wäre, dass ich also keine Wahlfreiheit hätte, mich anders zu verhalten. Das glaube ich nicht. Aber daran, dass es uns "vorbestimmt" ist, dass wir Aufgaben im Leben zu erfüllen haben, daran glaube ich schon. Nur sehe ich das so, dass nicht die einzelnen Aufgaben festgelegt sind, sondern nur die allgemeine Tatsache, dass wir an Aufgaben lernen müssen. Unsere Aufgaben, denke ich, suchen wir uns selber aus (allerdings wohl nicht alle).

Sehr schön, ein bisschen lustig, ein bisschen melancholisch, eben weise, finde ich das Zitat von Prof. Rensch, das Ursula eingesetzt hat.
"...Am Ende werden wir halt weise -
Am Ende sind wir eben - Greise."

So resigniert, wie es klingt, ich glaube, dass tatsächlich unsere Weisheit, Toleranz und viele andere positive Eigenschaften sehr von der zunehmenden Kraftlosigkeit im Alter mitbestimmt werden... :-)


schorsch antwortete am 26.12.03 (09:08):

Das Leben besteht aus lauter Strassen. Und alle paar Meter gibts eine Weggabelung mit mindestens zwei Möglichkeiten. Ich habe die Wahl. Der eine zieht es vor, den im Moment bequemer scheinenden zu wählen. Der andere hat es lieber ein bisschen unbequemer. Ich selber versuche, den sichereren zu wählen.


Felix antwortete am 26.12.03 (11:10):

@ julchen

ich wehre mich gegen jegliche Schubladisierung. Ich bin weder ein Atheist noch ein Sarkast. Am ehesten trifft die Bezeichnung "Suchender" zu. Ich bin neugierig, für Lernprozesse offen, weiss sehr wohl, dass ich im Grunde nichts wissen kann, hinterfrage alles kritisch und begnüge mich nicht damit, d a s zu glauben, was mir Indoktriniert wurde und immer noch wird.
Für mich ist das die richtige Einstellung, für mich stimmt das so ... ob irgend etwas mich selig machen soll, ist für mich nicht von belang.
Dies stimmt wenigstens für meinen jetzigen Geisteszustand. Was ich später, nach einer jederzeit möglichen Demenz denken werde, weiss ich zur Zeit noch nicht.
Auch der blitzgescheite und aufgeklärte Voltaire soll in der Agonie noch einen Rückzieher versucht haben. Das kann man ihm wohl verzeihen!
Weshalb soll nicht jeder das Nirwana erreichen, wenn seine "Hardware" von der Entropie aufgelöst worden sind?
Diesem Zustand gehe ich getrost und furchtlos entgegen und brauche keine vorgegaukelten Kontrukte der Religionen.


Mexi antwortete am 26.12.03 (14:36):

hallo Schorsch, ich liebe deine Beiträge, da sie so kurz und doch voller Inhalt sind...


doris16 antwortete am 26.12.03 (20:47):

Ich freue mich sehr über die rege, anregende Diskussion, die meine Frage ausgelöst hat und freue mich ganz besonders, dass sie so gänzlich ohne persönliche Angriffe geblieben ist.
Zu dem Thema möchte ich nun noch auf die Bücher von Thorwald Dethlefsen hinweisen, u.a. Schicksal als Chance; Das Leben nach dem Leben; Das Erlebnis der Wiedergeburt. Nachdem ich das erst genannte Buch gelesen hatte, änderte sich meine Perspektive insofern, als ich den Sinn des Lebens als ganz persönlichen Lernprozess sah. Demzufolge fielen Erlebnisse, wie die Stücke eines Mosaiks, zu einem mehr oder weniger deutlichen Bild zusammen. Vor allem aber fiel mir dadurch gewissermassen ein Stein vom Herzen, indem diese Erlebnisse nun selbst einen Sinn hatten und dieses Leben nicht in einem Nichts enden wird.


julchen antwortete am 26.12.03 (21:56):

Rosemarie

.."Ich stelle mir darunter vor, dass z.B. ein bestimmtes Verhalten von mir in einer bestimmten Situation vorbestimmt wäre, dass ich also keine Wahlfreiheit hätte, mich anders zu verhalten. Das glaube ich nicht. Aber daran, dass es uns "vorbestimmt" ist, dass wir Aufgaben im Leben zu erfüllen haben, daran glaube ich schon. Nur sehe ich das so, dass nicht die einzelnen Aufgaben festgelegt sind, sondern nur die allgemeine Tatsache, dass wir an Aufgaben lernen müssen. Unsere Aufgaben, denke ich, suchen wir uns selber aus (allerdings wohl nicht alle)..."

Genau das meinte ich, wenn ich sage das Tun und
Lenken muessen wir selber erledigen.

Felix sagt:

..Naivgläubige können einen Schöpfer annehmen..

....ich verwende den Ausdruck "naiv" im Sinne von "kindlich", "unbefangen", "unkritisch" ......

...Auch hier gilt: "Selig sind die ... die an so was glauben!"...

...und brauche keine vorgegaukelten Kontrukte....

Tut mir leid wenn ich dich missverstehe, Felix,
aber Du wirst mir zugestehen muessen dass alle
diese Zitate von Dir ein klitzekleines bisschen einen
ablehnenden Ton an sich haben.
Irgendwie vereinbart sich das fuer mich nur schwer mit
einem "Suchenden" der " fuer Lernprozesse offen ist".
Sondern eher mehr mit jemandem, der genau weiss
was er will und denkt und anderem Denken von
vorneherein ein bisschen Ablehnend entgegesteht.

Kritisch hinterfragen tun andre auch, ich tu's z.B.
eben grade.


Felix antwortete am 26.12.03 (23:54):

... und trotzdem kann ich ein Suchender sein, auch wenn ich gewisse Dinge für mich bereits abgehakt habe.


jako antwortete am 27.12.03 (00:37):


Wenn Felix von sich sagt, er sei ein "Suchender", dann muss ich (wir, man)das akzeptieren, denn nur e r weiß über sich selbst Bescheid. Jeder Mensch geht doch seinen Weg auf seine ganz eigene Weise.
Ich jedenfalls weiß, dass nur i c h weiß, wie es in m i r aussieht, und da niemand m e i n Inneres beurteilen kann, kann auch ich niemals das eines anderen Menschen beurteilen, ja wahrscheinlich nicht einmal verstehen.


mart antwortete am 27.12.03 (01:09):

Felix,


Aus Siddhartha (Govinda) von Hermann Hesse

"Wenn jemand sucht", sagte Siddhartha, "dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch Dinge sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Suchender, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht."


Rosmarie antwortete am 27.12.03 (09:31):

@ Julchen

Es ist doch gut, dass wir uns in unseren Gesprächen verständigen und Begriffsmissverständnisse ausräumen können. Ursprünglich hatte ich dich nämlich mit der "Vorherbestimmung" missverstanden.

Ob ich Felix missverstehe, bezweifle ich. Seine Ausdrücke sind oft sehr wertend negativ. Darin kann auch ich keine Offenheit anderem gegenüber und wenig Suchendes erkennen.

Aber ich denke, dass es vielen Menschen, die selbst nicht glauben können, so geht, dass sie sich im Grunde darüber ärgern, dass andere von etwas getragen werden, zu dem sie absolut keinen Zugang finden können und das ihrem ansonsten bestens funktionierenden Intellekt nicht einleuchtet.
Bei den meisten führt das allerdings nur zu einem gleichgültigen Schulternzucken oder einem toleranten Lächeln. Sie wenden sich eigenen ausfüllenderen Dingen zu.
Bei einigen anderen aber staut sich vielleicht unbewusste Wut an, besonders wenn sie ansonsten Suchende sind. Und wenn dazu die Lebenssituation so sein sollte, dass man sich besonders mit Glaubensdingen oder dem Weiterleben der Seele beschäftigt, mögen solche Gedanken, wie wir sie hier äußern, zum Stachel in der Seele werden.
Dann wird verbal vielleicht gedankenloser hingelangt, als es sonst passieren würde...
Auf Felix bezogen kann ich mir nicht denken, dass er absichtlich verletzend sein wollte, eher dass der Gaul der überdeutlichen Ausdrucksweise mit ihm durchgegangen ist... ???

Ich möchte aber mal wissen, wie es sich für Nichtgläubige anfühlte, wenn ich sagte: "Herrje, ist das hirnrissig, diese Wahrheit nicht zu erkennen! Da muss ja jemand dumm, naiv und von den längst überholten Behavioristen manipuliert worden sein, um dies nicht zu sehen!" Vermutlich würde sich derjenige auch abgewertet fühlen.
Aber dies war nur ein Beispiel. DAS meine ich nicht ernst. Schließlich sind Glaubensdinge bisher noch nicht zu beweisen gewesen. So wenig wie das Gegenteil.

@ Doris
Die Bücher kenne ich. Sie können sehr zum Nachdenken anregen. Weiß eigentlich jemand, was Dethlefsen in den letzten fünfzehn Jahren gemacht hat? Schreibt er noch? Was mich nämlich etwas verunsichert hat, war, dass nach diesen Büchern in Details einleuchtende Kritik geübt wurde, dass ich danach aber keine ähnlichen Bücher mehr von ihm gesehen habe. Vielleicht habe ich ja nur geschlafen. Aber es könnte ja auch gut sein, dass seine Zeit von etwas anderem völlig ausgefüllt wird.?


Felix antwortete am 27.12.03 (11:02):

Weshalb versuchen einige von euch mich immer wieder in die Rolle eines Fehlgeleiteten zu drängen, der verzweifelt nach dem Sucht, was ihr Erleuchteten, Besitzer der Wahrheit, schon längst gefunden habt?
Ob ich mich darüber ärgere, dass ich das nicht glauben kann, was mir indoktriniert wurde? Da muss ich euch leider enttäuschen. Darüber bin ich sogar heilos froh auch wenn euch das nicht ins Konzept passt. Ich habe wenigstens im Bereiche des Denkens meine Freiheit bewahren können.
Habt ihr euch auch schon gefragt, weshalb ihr ausgerechnet an d a s glaubt, was eure Vorfahren und eures soziale Umfeld auch glaubt.
Weshalb wird das Kind von Moslems in der Regel auch ein Moslem und ein Buddhist oder Hindu desgleichen?
Merkt ihr nicht, dass ihr angepasst und gehorsam seid ... und dass euer Glaube nicht aus euch heraus stammt, sondern von aussen an euch herangetragen wurde?
Also verurteilt einen Suchenden nicht, der zugibt, dass ihn bis jetzt diese zahlreichen Mythologien und Glaubensinhalte nicht überzeugen konnten... schon gar nicht in der Umsetzung ins reelle Leben und Verhalten der Gläubigen.
Ihr beleidigt mich, wenn ihr mir unterstellt ... ich würde absichtlich jemanden von euch verletzen wollen.
Wenn ihr euch verletzt fühlen solltet, dann deshalb, weil ihr euch durch meine Gedankengänge verunsichert fühlt. Deshalb standen ja auch viele Werke der Aufklärung auf dem vatikanischen Index.
Dann schaut bitte beiseite, ignoriert mich und zieht euch in eure Selbstgerechtigkeit zurück!


Rosmarie antwortete am 27.12.03 (11:40):

Lieber Felix,

mein Gedankengang ging dahin, warum einzelne - immer nur einzelne von der endlos großen Menge "Nichtgläubiger" (in der modernen Gesellschaft gibt es ja sowieso angeblich mehr Ungläubige)! - immer von Neuem gläubige Menschen mit Worten abkanzeln, die diese als abwertend empfinden müssen. Warum lassen sie deren andere Meinung nicht einfach stehen?

Von deiner Einstellung des Nichtglaubens hat sich hier niemand betroffen gefühlt. Oder sollte mir da eine abwertende Bemerkung gegenüber deinem Nichtüberzeugtsein entgangen sein? Aber betroffen sind so manche sehr wohl von deiner Wortwahl gegenüber der Einstellung anderer hier Schreibender.

Im übrigens formulierst du unscharf, wenn du alle "Gläubigen" in denselben Minderbemitteltentopf wirfst. Glauben gibt es so viele wie Sand am Meer. Und keineswegs alle beruhen einfach auf Tradition. Ich z.B. nehme mir die Freiheit, meine ganz eigenen Vorstellungen zu haben, andere als christliche. Diese Vorstellungen finde ich zwar teilweise in allen möglichen Varianten bei verschiedenen Völkern wieder, aber immer nur Details davon. Warum also soll ich mich unwidersprochen von dir wie folgt abwerten lassen: " Merkt ihr nicht, dass ihr angepasst und gehorsam seid ... und dass euer Glaube nicht aus euch heraus stammt, sondern von aussen an euch herangetragen wurde?" Was du nicht alles weißt! Ich empfinde derlei Aussagen als arrogant. Zudem teilst du nicht nur mit dem Hammer, sondern auch in einem undifferenzierten Rundumschlag aus.

Im übrigens hat auch die Kirchenablehnung eine lange Tradition. Wieso siehst du dich also als Freier, der ganz seinen eigenen Vorstellungen nachkommt, und die Christen hier im Forum als angepasste, nichts hinterfragende Dummchen? Auch du bist in unserer Kultur aufgewachsen. Auch du bist mit tausenden Ungläubigen konfrontiert worden. Voltaire und viele andere Philosophen haben auch dich beleckt...
Wie fändest du es, wenn ich sagte, dass du ja nur ein beschränkter Nachbabbeler von diesen Leuten bist?
Aber ich sage dies nicht, weil ich dies für richtig hielte, sondern nur, damit du endlich spürst, wie verletzend deine so hart ausgedrückte Rede ist.


Rosmarie antwortete am 27.12.03 (12:43):

Lieber Felix,

nur, damit kein zu falscher Ton in diese Diskussion kommt, möchte ich noch etwas nachschieben. Meine Aussagen richten sich nicht gegen deine Einstellungen, sondern allein gegen Teile deiner Ausdrucksweise.

Ansonsten schätze ich dich sehr als besonders interessanten Diskussionspartner für viele Themen. Aber das dürftest du ja wissen... :-)))


Felix antwortete am 27.12.03 (17:21):

Liebe Rosmarie,

das mit der Retourkutsche verfängt hier nicht. Die Annahme ist völlig absurd, ich würde mein freies Denken einem Vordenker nachplappern. Ich wüsste nicht, wen du damit gemeint hast. Voltaire und andere mir bekannte Persönlichkeiten verwenden andere Argumente.
Ich möchte aber diejenigen Katholiken gerne kennenlernen, die von sich aus auf die Dogmen und Glaubensgrundsätze ihrer Kirche gekommen sind ... ohne dass man ihnen das gelehrt hätte. Um hier nur eine Glaubensrichtung als Beispiel einmal zu nennen.
Diese Beispiele lassen sich natürlich nicht einfach auch auf jemanden anwenden, der prinzipiell den Akt des Glaubens auf sich selber bezogen nicht nachvollziehen kann.
Nichtglauben ist nicht einfach eine spezielle Form des Glaubens.


hl antwortete am 27.12.03 (17:33):

Scheinbar gehst du davon aus, Felix, dass Gläubige die Lehren, Dogmen oder Glaubensgrundsätze ihrer Kirche oder Religion widerspruchslos und ohne jegliche Reflexion in sich aufsaugen.

Dies mag - zum Teil - vielleicht für Kinder gelten, doch den Erwachsenen solltest du doch die Fähigkeit des Denkens zugestehen und wer als Erwachsener "glaubt" tut es sicher aus eigenem Entschluss und nicht weil man es ihm aufgezwungen hat.

So wie dein "freies Denken" sich im Laufe deines Lebens entwickelt hat, so entwickelt sich auch der "Glaube" im Laufe eines Lebens.


marie37 antwortete am 27.12.03 (17:33):

Diese Frage nach dem Sinn des Lebens hat mich sehr nachdenklich gemacht. Muss das Leben einen Sinn haben? Was bedeutet dieser Satz überhaupt: "Der Sinn des Lebens"? Die Frage danach? Ist es die Aufgabe, der wir uns stellen wollen, die wir für uns ausgesucht haben?
Mit Glauben hat das meines Erachtens wenig zu tun.
Auf jeden Fall ist das Leben spannend. Für mich ist es spannend, zusehen zu dürfen, wie sich die Enkel entwickeln. Oder an die Entwicklung, die wir selbst durchmachen, auch als Senioren.
Und ab und zu die "Aha-Erlebnisse", die mir geschenkt werden.
Ein solches Erlebnis hatte ich, als ich im Gemeindearchiv nach Unterlagen über einen Dorfbewohner, von dem man erzählte, dass er im KZ umgekommen sei, gesucht habe.
Niemand wusste Genaueres über die Sache.
Ich wollte die Geschichte in einem Theaterstück verwenden und wusste genau, die Geschehnisse müssen hieb- und stichfest sein, sonst würde ich mich im Dorf nicht mehr blicken lassen können. Also habe ich im Archiv nach Unterlagen gesucht. Ich stand vor einem großen Regal mit vollkommen ungeordneten Aktenbündeln und griff ohne Überlegung in die Mitte hinein, zog ein Bündel heraus. Die Aufschrift war: Entmündigungen ab 1896.
Viel zu alt, dachte ich, und wollte das Bündel schon wieder in das Regal zurücklegen. Was mich bewogen hat, die Schnur zu lösen, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hatte ich beim ersten Aufschlagen genau die Papiere, die ich gesucht habe.
Der Betreffende Mann war Hitler-Gegner und machte aus seiner Gesinnung keinen Hehl. Er wurde wegen Trunksucht entmündigt, kam nach Dachau und von dort nach Mauthausen. Der Arbeit in den Steinbrüchen von Mauthausen war er nicht lange gewachsen. Nach einem halben Jahr dort ist er umgekommen.
Ich weiß nicht, ob diese Geschichte zur Frage nach dem Sinn des Lebens passt, aber für mich war das ein Fingerzeig, mit meinem Vorhaben weiter zu machen.
Ob das der Sinn meines Lebens ist? Ich weiß es nicht.
Gruß Marie

Internet-Tipp: https://www.kraichgaumundart.de


Rosmarie antwortete am 27.12.03 (18:48):

Liebe Marie,

du hast völlig Recht, der Sinn des Lebens ist unabhängig davon, ob und was jemand glaubt. Ich hatte mich ablenken lassen.

Deine Suche nach diesen Unterlagen und das, was du gefunden hast (und wie du es gefunden hast), beeindrucken mich. Sicher ist der Sinn eines bestimmten Lebens manchmal eine deutlich erkennbare Aufgabe, die für die Allgemeinheit wichtig ist. Aber ich vermute, dass es oft eine Reihe von Aufgaben ist, die nacheinander "dran" sind. Aber so siehst du das vielleicht ja auch?

Ich halte prinzipiell "kleine, bescheidene" Leben für genauso sinnvoll wie Leben mit großen Leistungen. Und wie steht es mit dem Sinn eines Säuglingslebens, das behindert ist und schon nach kurzer Zeit sterben muss? Für mich hat auch solch ein Leben Sinn. Nur kann ich ihn wahrscheinlich nicht erkennen. Aber das heißt in meinen Augen nichts. Wie seht ihr das?

Übrigens gefällt mir deine Formulierung besonders gut: "Auf jeden Fall ist das Leben spannend. Für mich ist es spannend, zusehen zu dürfen, wie sich die Enkel entwickeln. Oder an die Entwicklung, die wir selbst durchmachen, auch als Senioren."
Enkel habe ich leider (noch) keine. Aber mir wird oft bewusst, dass ich auch jetzt in den höheren Jahren eine auffällige Entwicklung durchmache. Und die finde ich auch äußerst spannend! :-)))


chatti antwortete am 27.12.03 (19:12):

Marie, verstehe ich dich recht, dass du deinen Sinn des Lebens evtl. darin vermutest, die Lebensgeschichte dieses Mannes aufzurollen, d.h., ihn zu rehabilitieren? Ich finde, es ist auf jeden Fall ein gutes Vorhaben, alles in einem Theaterstück der Öffentlichkeit zu präsentieren und vielleicht schaffst du es, dass damit einige Leute, besonders in deinem Dorf, nachdenklich werden.
Den Sinn des Lebens suchen. . . . . . Von allen Lebewesen der Welt kommt nur der Mensch auf diese Idee.
Sie ist aber sehr spannend. Nur, wirklich erklären kann sie niemand. Genauso wenig, wie die Frage nach dem, was nach diesem Leben kommt. Alles sind Vermutungen. Jeder bastelt sich nach dem, was er erfahren hat, aus Kirche, Familie und Medien, seine eigene Vorstellung zurecht.
Ich jedenfalls versuche so zu leben, dass ich mit den 10 Geboten nicht in Konflikt komme und die Aufgaben oder Situationen, die das Leben mir stellt, zu erfüllen. Zu kurz darf oder sollte dabei auch nicht die ganz normale Freude am Leben kommen.
Dem Leben einen Sinn geben. Auch diese Aufgabe ist schwer zu erfüllen. Hat der Erfinder des Rad´s z.B. dem Leben einen Sinn gegeben? Berühmte Maler, Komponisten, Politiker, Erfinder?
Wenn ja, was ist dann mit all den anderen Menschen, die nur ganz normal leben?
Wir sind Lebewesen dieser Welt. Ist das nicht Sinn genug?
Ist es der Sinn des Lebens, für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen? Das wäre doch wiederum zu einfach.
Außerdem stellt sich noch die Frage, warum so viele Menschen das Leben sinnlos finden.
Auf eine alle zufriedenstellende Antwort dieser Frage/n wird die Menschheit wohl noch lange warten müssen.


marion antwortete am 27.12.03 (19:32):

Hallo,
macht es eigentlich Sinn nach dem Sinn des Lebens zu fragen, wenn man wie ich überhaupt nicht weiß, "Was der Sinn des Lebens" ist.
Ich habe damit enorme Schwierigkeiten. Leider!
Gib es einen Ort, an dem man den Sinn des Lebens finden kann?
Einen schönen Samstagabend wünsche ich


julchen antwortete am 28.12.03 (00:53):

Ich glaube ich versteh es jetzt.

Felix geht davon aus dass nur Er alleine nicht
nachplappert, sich niemals anpasst, und er alleine
weiss wie man fuer sich selber denkt...kritisch
hinterfragt und sich nichts vorgaukeln laesst.

klar...ist doch ganz logisch

:)))

Na, dann koenne wir uns ja alle getrost heimgeigen lassen.


navallo antwortete am 28.12.03 (01:48):

Die Frage nach dem Sinn des Lebens hat viele Aspekte. Jede Antwort trifft immer nur einen Teilbereich und bleibt damit lückenhaft unbefriedigend.

· Für den lieben Gott und sein Bodenpersonal besteht vielleicht der Sinn meines Lebens darin, daß ich schön fromm und artig meine inneren Schweinehunde niederringe, so daß der Herrgott mich eines Tages, mit kurzem Hemd, Flügeln und Harfe ausgestattet, auf den Hallelujawiesen frohlocken lassen kann.

· Für Mutter Natur ist der Sinn meines Lebens die Arterhaltung. Sie belohnt das mit Lustgewinn.

· Für die menschliche Gesellschaft besteht der Sinn meines Lebens darin, zu ihrem Fortkommen nach meinen Möglichkeiten ein winziges Scherflein beizutragen.

· Für den Melker Staat besteht der Sinn meines Lebens darin, daß er mir mit seinen kalten Fingern möglichst viele Steuern und Abgaben abmelken kann und daß ich mich jedem noch so schwachsinnigen Erlasse bedenkenlos füge.

· Für Politiker besteht der Sinn meines Lebens darin, alle enttäuschten Hoffnungen alzheimerhaft rasch zu vergessen, in Sachfragen ihren Laiendarstellern mehr als den Fachleuten zu vertrauen und tunlichst ihre Partei jedesmal wieder zu wählen.

· Für meinen Arbeitgeber bestand der Sinn meines Lebens darin, mit minimalen Kosten dem Unternehmen von maximalem Nutzen zu sein.

· Für Kneiper und Bäcker besteht der Sinn meines Lebens im Einkehren und im Brötchenkaufen.

· Für meine Kinder besteht der Sinn meines Lebens darin, daß ich für sie sorgen und sie schützen kann, bis die Brut flügge geworden ist.

· Für meine Frau besteht der Sinn meines Lebens im füreinander Dasein.

· Für mich ist Sinn des Lebens zu existieren, ohne mich permanent nach dem Sinn zu fragen. Das habe ich schon vor mehr als 40 Jahren aufgegeben, weil sich nach jahrelangem Grübeln keine wahre Erleuchtung einstellte. Wenn ich trotzdem bisweilen einem der vorangehenden Punkte genügte, so geschah das ohne nachdenkliche Absichtserklärungen, quasi triebhaft wie das Leben selbst.

Sicher ist es auch nützlich, sich Ziele zu setzen, "dem Leben einen Sinn zu geben" . Aber das allein kann nicht der Sinn des Lebens sein, weil unerreichte Ziele nicht dessen Sinnlosigkeit beweisen.


Felix antwortete am 28.12.03 (11:36):

@ julchen

es ist wieder einmal symptomatisch für deine streitsüchtige Natur, Anwürfe so gemein absolut abzufassen, dass sie nach heftigem Widerspruch schreien.

Ich habe in keiner Weise behauptet der Einzige zu sein, der versucht selbständig zu denken und nicht einfach tradiertes Gedankengut zu übernehmen und zu meinem Glaubensinhalt zu machen.
Ich bin da in sehr guter Gesellschaft. Solche Denker gab es seit eh und je. Einige von ihnen endeten allerdings als Ketzer auf dem Scheiterhaufen oder in den Verliessen der Inquisition.

Wie du mir klar machen möchtest, wäre es dir auch recht, wenn ich mundtot gemacht, möglichst schnell von dieser Bildfläche verschwinden würde.

Diesen Gefallen mache ich dir allerdings nicht.

... und nun kannst dich wieder tiefbefriedigt in die Tasten werfen und deiner Befriedigung huldigen!


Rosmarie antwortete am 28.12.03 (13:07):

"...es ist wieder einmal symptomatisch für deine streitsüchtige Natur..." ???

Felix, du vergreifst dich gewaltig im Ton.


marie37 antwortete am 28.12.03 (20:24):

Den Sinn des Lebens, denke ich, findet jeder auf eine andere Art und Weise. Es kommt auf die Einstellung an, auf die Erziehung, auf das eigene Lebensgefühl. Eine positive Lebenseinstellung lässt uns leichter den vermeintlichen Sinn des Lebens erkennen.
Ich denke, jedes Leben hat seinen Sinn, auch wenn es noch so unscheinbar ist.
Der Sinn des Säuglingslebens, ein Leben, das auch noch behindert ist, wie Rosmarie schreibt, geht vielleicht irgendwann einmal den Eltern auf und kann für sie eine Bereicherung sein.

Das klingt vielleicht allzu pathetisch. Sollte es eigentlich nicht.

Schönen Abend noch und Gruß von
Marie

Internet-Tipp: https://www.marliese-echner-klingmann.de


jeanny antwortete am 28.12.03 (23:27):

von Mascha Kaléko

Du suchst und suchst.Und kannst den Sinn nicht finden.
Gib's auf;denn so wirst du ihn nicht ergründen.
Pfeif dir ein Liedchen,träume vor dich hin,
wie oft enthüllt im Un-Sinn sich der Sinn!


julchen antwortete am 29.12.03 (00:02):

Felix,

das ist nonsense.

Leute mundtot machen wollen ist sooooo nicht mein
Ding.
Im Gegenteil, wieviel aermer ist das Leben oder
eine Diskussion ohne
einen gelegentlichen wuerdigen Opponenten.

Als streitsuechtig wuerde ich mich allerdings nicht
bezeichnen, obgleich ich bei Gelegenheit schon
gerne mal den Teufels Advokaten mache :)))

Bei manchen bringt ein bisschen Herausforderung
das Beste zur Oberflaeche - bei Andern eben nicht.

Wahres Wort jeanny,
oder wie Adam zur Eva sagte: Es ist ein langer Weg
zurueck zum Paradies, reg Dich ueber Kleinkram
nicht auf.


Tobias antwortete am 29.12.03 (19:22):

So vor dem Ende eines Lebens fragte ich mich nicht mehr nach dem Sinn des Lebens, sondern was war der Sinn meines Lebens ?

Ich war da, habe mitgelebt, gute, schlechte Zeiten erlebt, aber den SINN DES LEBENS werde ich wohl nicht rausfinden.


linus antwortete am 23.01.04 (09:10):

Hallo Felix,

endlich ein Philosoph ! Ich begrüße dich ganz herzlich - bin Laie und selbst kein Philosoph (Informatiker, Ingenieur); lese aber wahnsinnig gerne (in) Philosophen und denke selbständig darüber nach.

Auch Wittgenstein hat mich wegen seiner herausragenden Struktur - in seinem großen Sprachspiel, dem Tractatus - sehr angesprochen und mir damit eine wichtige Verbindung zu Verbindungen ... aufgezeigt (Frege, Carnap).

Habe in München einen Philosphischen Workshop ins Leben gerufen. Lese im Augenblick (immer noch) Kant und Chomsky.

Würde mich freuen mit dir hin und wieder ein paar Fragen besprechen zu können !