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THEMA:   Totensonntag - Erinnerung an die Toten

 16 Antwort(en).

pucki begann die Diskussion am 23.11.03 (11:31) mit folgendem Beitrag:

Der Totensonntag ist den Verstorbenen gewidmet. Für viele,
die einen Angehörigen verloren, sicherlich mit viel Weh-
mut und TRauer verbunden.
Während meines Spazierganges fielen mir von 3 verstorbenen
Politikern einige Episoden ein. Und ich glaube, auch das
gehört zum Totensonntag- nicht nur Trauer - sondern auch
die fröhlichen Stunden mit ihnen. -Wenn ich jemanden mit
diesem Beitrag verletzen sollte, bitte ich um Entschuldi-
gung.
Es betrifft die Politiker Sir Winston Churchill, Konrad
Adenauer und Herbert Wehner
So soll Churchill (weltbekannt duch sein: Sport ist Mord)
während einer Debatte entgegnet haben, als eine Abgeordnete
ihm zurief: "Wenn Sie mein Mann wären, würde ich ihnen Gift
in den Tee schütten!"--Churchill ganz kurz:"Wenn Sie meine
Frau wären, würde ich ihn sofort trinken!"
Konrad Adenauer ebenfalls während einer Debatte, als ihm
jemand den Vorwurf machte, er hätte seine Meinung von
gestern auf heute völlig geändert :" Was kann ich dafür,
wenn ich am anderen Tag klüger aufwache!"
Herbert Wehner, allen durch seinen verkniffenen Gesichts-
ausdruck und pfeiferauchend bekannt -fühlte sich während einer Aussprache von einem CDU Abgeordneten mit Namen
"Wohlrabe" -getroffen und schoß zurück...."Sie Übelkrähe!".....-
Herbert Wehner war privat ein ausgesprochen netter Mensch,
ausgestattet mit einem sehr guten Gedächtnis.

Quellenangabe liegt mir nicht vor - mir hat mein Mann diese
Geschichten so oft erzählt, daß es mir Spaß macht, sie hier
einmal mitzuteilen.


chris antwortete am 23.11.03 (16:17):

Liebe Pucki,

wir haben heute hier im Ort unseren Kirchweihsonntag,
Andreas-Kirche und feiern deshalb den Totensonntag
schon eine Woche früher!

Der lieben Verstorbenen zu gedenken ist ein schöner
Brauch! Für manch einen wird heute ein schwerer Tag sein,
all denen wünsche ich, dass ihre lieben Gedanken heute
helfen, einen Weg aus der Trauer heraus zu finden.

Der Weg ist nicht leicht!



Es ist die Zärtlichkeit der Toten

Beileid wünschen,
Nachrufe stammeln,
Blumen und Kränze niederlegen,
Kerzen anzünden-
all das sind äußere Formen,
in die Tiefe gehen eigentlich nur
unsere guten Gedanken,
unsere guten Wünsche,
unsere Gebete-
auch unsere Gebete für jene,
die von uns gegangen sind.

Je mehr wir bereit sind,
betenderweise an jene zu denken,
die uns verlassen haben,
die uns vorausgegangen sind,
um so mehr werden sie
uns nahebleiben
und uns beschützen helfen
und uns segnen.

- Es ist die Zärtlichkeit der Toten,
die uns Lebenden wohl-will;
die uns Gnade erfleht und Schutz.....
-Worte von Albert Ludwig Balling-


wanda antwortete am 23.11.03 (17:26):

Meine "Menschen, die nicht mehr unter uns weilen" sind mir nah, mal mehr mal weniger, das hat mit dem Totensonntag überhaupt nichts zu tun.


Felix antwortete am 23.11.03 (17:59):

Es gibt Menschen, die zeitliche Strukturen brauchen. Deshalb gibt es ja das Kirchenjahr und die Jahresfeiern und speziellen Gedenktage.
Bei mir stellen sich Momente des Gedenkens eher spontan ein oder werden durch Assoziationen ausgelöst.
Habt ihr eine geliebte Person schon einmal mit einem "Ungeburtstag" mit allem Drumm und Dran (Geschenk, Kerzen, Einladung, Glückwünschen etc.) spontan an irgend einem Tag im Jahr überrascht?
Wunderschön ... kann ich nur sagen ... versucht's einmal.

Auch ein zusätzlicher Hochzeitstag mitten im Alltag kann Wunder wirken!
Mit meier geliebten Margit feierten wir den "Kennenlerntag" jeden Monat am 19. .... heul ... schluchz ..


trux antwortete am 23.11.03 (18:24):

Alles hat seine Zeit, Felix, das haben die Menschen seit Jahrhunderten erfahren. Dies fällt mir ein, weil auch Advent vor der Tür steht.


Medea. antwortete am 23.11.03 (19:04):

Heute waren meine Mutter, meine Schwägerin und ich zur Kirche, ich gehe nicht sehr häufig, aber die Pastorin hatte so nett eingeladen, zudem haben wir zwei liebe Angehörige in diesem Kirchenjahr verloren, Meinen Vater im Februar, mein Tantchen am 7. November. Wunderbare Orgelklänge mit Bachscher und Edvard Griegs Musik (a-moll Fuge und aus Peer Gynt "Morgenstimmung" und "Ases Tod", Verlesung von Gedichten, für jedes verstorbene Gemeindemitglied wurde eine Kerze entzündet und eine zusätzliche für unbekannte Tote. Ich habe sie in Gedanken Felix' Margrit gewidmet, für den der heutige Tag schwer sein muß.
Zu Hause haben wir alte und neuere Fotos angesehen, wir haben uns erinnert und viel gelacht, und das tat einfach gut.
Jetzt läuft der Geschirrspüler, meine Tiere sind zufrieden um mich herum und ich hole mir gleich ein Weinchen und lasse den Abend ausklingen. Auf den Friedhof fahren wir erst morgen, heute wäre uns zuviel Trubel dort gewesen.


Felix antwortete am 24.11.03 (01:06):

Ich kann die Aussage: "Alles hat seine Zeit!" nicht richtig verstehen.
Die Tatsache, dass Gegebenheiten sich auch in der Zeitdimension und nicht nur im Raum abspielen, ist eher trivial.
Sollte es aber für alles Geschehen auf der Welt eine vorbestimmte Zeit geben, wäre dies gleichbedeutend, dass alles vorbestimmt abläuft.
"Kismet" sagen die Araber und ergeben sich in ihr vorbestimmtes Schicksal!
Das ist aber nicht mein Ding!


chris antwortete am 24.11.03 (02:32):

@ Felix,

Mit dieser Aussage, dass das Schicksal meines Sohnes
vorbestimmt war, hab ich lange gehadert! Und noch immer
werfe ich der Polizei vor, dass sie ihre Pflicht nicht
erfüllt hat. Aber es ändert nichts daran, dass er tot ist
und all mein Unverständnis hat mich nicht weiter gebracht.

Nur die Erinnerung an schöne Zeiten hilft mir, diese
schöne Zeit kann mir niemand nehmen und nur das läßt mich
leben und nicht das Unverständnis.

Vielleicht lerne ich es noch, anzunehmen, dass es
vorbestimmt war, aber noch bin ich weit davon weg.

Chris


schorsch antwortete am 24.11.03 (11:00):

@Felix

Auch ich bin kein Freund von organisierter Festerei oder Besinnlichkeit. Hingegen bin ich ein Freund von "Ungeburtstagen"! Am liebsten mag ichs, wenn eine Einladung von einer Sekunde zur anderen spontan geäussert wird. Leider scheiden sich da die Ansichten zwischen mir und meiner Partnerin.....


trux antwortete am 24.11.03 (13:37):

@schorsch, Felix.
Ich war gerade dabei, eine kleine Einleitungsrede für die Adventsfeier unseres Computerclubs vorzubereiten als ich auf dies Diskussionsthema im ST stieß. Wir erwarten zur Feier so an die 120 Teilnehmer/innen. Ich konzentrierte mich beim Schreiben auf Advent und Weihnachten. Mir ging durch den Kopf wie es denn früher bei meinen Eltern und Großeltern war, was ich darüber gelesen, was ich selbst erlebte und wie ich heute denke und fühle. Auch ich bin eher ein spontaner Typ (wer nicht?), der sich nicht unbedingt vom Kalender anregen lassen will, so oder so zu sein. Dennoch, ich kann es nicht erklären, ist mir am Totensonntag schwerer zumute als sonst im Jahr. Vielleicht, weil der Totensonntag auch daran erinnert, woher ich komme und wohin ich gehe.
In der festgeschriebenen Adventszeit leben und erleben wir ein Stück Kultur und ich denke, es ist kein Fehler, wenn wir dies nächsten Generationen weiterreichen. Das Lied „Stille Nacht“ singen viele Menschen in der Welt und wir werden es mitsingen. So dachte ich als ich schrieb: „Alles hat seine Zeit“.


natschi antwortete am 24.11.03 (19:13):

Es bedarf weder Totensonntag noch Allerheiligen um an seine verstorbenen Liebsten zu denken.
Es sind viele Kleinigkeiten, die, oft manchmal gerade dann wenn man es am wenigsten will, Assoziationen hervorrufen.
@Felix
Auch Du wirst Dich eines Tages mit dem Schicksal abfinden müssen,es bleibt einem nichts anderes übrig, wenn man weiterleben muß.
Auch ich mußte das nach dem Tod meines Mannes erfahren.
@Cris
Auch Dich kann ich sehr gut verstehen, da ich mein einziges Kind sechs Jahre später auf unerklärliche Weise verlor.
Was bleibt?
Trauer, Wut und die Hoffnung, daß es eventuell nach dem eigenen Tod doch ein Wiedersehen gibt.
Ich wünsche Euch nur schöne Erinnerungen.
Natschi


chris antwortete am 25.11.03 (07:52):

@natschi,
ich denke vielen hier geht es so, sie haben liebe Menschen
verloren und trauern um sie. Ich denke, das darf auch so
sein.
Ich kann heute nach über 6 J. sagen, dass die Trauer bleibt,
man lernt damit umzugehen und man weiss, wie man sich helfen
kann. Für mich sind es die lieben Erinnerungen an schöne
Stunden und ich denke, die hat fast jeder.

@trux,
die Erinnerung an gemeinsame Stunden mit meinen Kindern, vor dem Adventskranz
beim anzünden der Kerzen, beim basteln und singen
von Advents- und Weihnachtsliedern, diese lieben
Erinnerungen helfen mir auch heute. Doch leider gibt
es auch manchmal schwere Stunden und dann ist es sicher
gut, wenn man Menschen um sich hat, mit denen man
reden kann.


Chris


schorsch antwortete am 25.11.03 (08:35):

Wenn ein mir nahe stehender Mensch stirbt, dann tröste ich mich jeweils mit dem Gedanken "Was alles ist ihm wohl erspart geblieben?".....


pilli antwortete am 25.11.03 (09:04):

trauerarbeit, ja die sollte geleistet werden. aber immer mehr scheint mir, sind menschen alleine dazu nicht fähig. noch nach jahren ist für mich rasch zu erkennen, daß die harte arbeit, die trauer bedeuten kann, von manchen nicht geleistet wird.

das immer wieder "auskramen" alter erinnerungen steht für mich, daß konsequent gewehrt wird, sich der realität konsequent in der art zu verweigern, daß der abschied "akzeptiert" werden muss. ein bewußtes kurzes vielleicht durch einem besonderen anlass gegebenes "erinnern" nicht nur des traurigen anlasses, sondern auch der freudvollen momente kann me.e. hilfreich sein.

abschied ist für mich etwas sehr persönliches und gehört nicht auf ein tablett vor sich hergetragen. wenn manche tote und mancher toter ahnen würde, wie er oder sie nach dem tod dazu dienen, andere zu unterhalten, ich bin sicher, blitz und donner würde er bewegen, dieses jammertal aufzurütteln.

cafe-haus-trauer,aber bitte mit sahne und süßen likörchen ertränkt, oftmals beobachtet :-)und selten erfahren,
daß die "privatsphäre" auch des verstorbenen gewahrt bleibt.

mittlerweile haben sich viele organisationen, die auf trauerbegleitung spezialisiert sind, gegründet. einige wenige nenne ich:

"Omega" mit dem sterben leben e.V. (bundesweit)
Dr. Petra Muschaweck/Hann.-Münden
fon 05541-5356

"TrauerWege" Beratung und Begleitung von Menschen in Verlust- und Krisensituationen e.V. (regionale Organisation)
fon (Mainz) 06131-231100

"Nakos" ist eine überregionale kontakt- und informationstelle zur anregung und unterstützung von selbsthilfegruppen.
fon (Berlin) 030-8914019

entnommen habe ich die adressen dem buch von Patricia Kelley, "Trost in der Trauer" ein Begleitbuch
(ISBN 3-426-87050-9)

"Patricia Kelley lebt in Washington D.C. und hat eine über zwanzigjährige Erfahrung als Krankenschwester im Hospizbereich. Sie hält international Vorträge und Seminare zu den Themen Sterbe- und Trauerbegleitung."
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"Der Tod ist seelisch ebenso wichtig wie die Geburt und wie diese ein integrierender Betandteil des Lebens"
(C.G. Jung)



chris antwortete am 25.11.03 (09:51):

Liebe Pilli,

Trauerarbeit, kann für jeden von uns anders sein.
Glaub mir, ich war in einer Gruppe von Eltern,
die hatten alle die Kinder verloren. Doch die Gruppe
hat mich hinunter gezogen und brachte mir keinen
Weg aus meiner Trauer. Ich denke, es muss jeder für sich
selbst herausfinden, was ihm hilft.

Für mich sind es die lieben Erinnerungen an schöne Zeiten
und ich denke, das ist etwas, das mir niemand nehmen kann.

Der Gedanke an den Tod, ist für jeden anders, aber doch etwas, das jeden von uns morgen schon treffen kann.

Ich für mich kann sagen, ich habe gelernt mit der Trauer umzugehen,
obwohl es immer wieder Tage gibt, von denen ich weiss,
dass sie mir schwer fallen werden.

Wichtig scheint mir, dass man Menschen um sich hat,
die einen aus der Trauer heraushelfen und die Impulse
setzen für ein Leben voll Freude!


Chris


pilli antwortete am 25.11.03 (10:26):

ja chris,

du schreibst "mit der trauer umgehen"; aber eben das bedingt meiner meinung nach das "akzeptieren" des abschiedes. jemand "gehen zu lassen" und nicht eine scheinwelt aufzubauen, in die nahestehende menschen miteinbezogen werden. warum nicht mal "gedenktage" mit fröhlichen erinnerungen begegnen? was nun richtig oder falsch ist, kann niemand für andere entscheiden :-)da gilt es den eigenen weg zu finden.

die trauer zu verdrängen, sich dem schmerz nicht zu stellen, solange wird der trauerprozess dann auch dauern.
erst das "entlassen" aus gemeinsamen beziehungen birgt eine chance, das "ohne" damit zu leben, neu lernen zu können.

oft erfahre ich, daß menschen sich wahllos in "neues" stürzen, um ersatz zu erhalten, ohne zuerst die erforderlichen "hausaufgaben" bewältigt zu haben, das finde ich schwierig. :-)

sich aber der toten angemessen und auch mit einem zwinkern zu erinnern, das habe ich für mich entschieden.


Felix antwortete am 26.11.03 (11:20):

Bei mir kommt es sehr darauf an, wen man verloren hat. Bei meinen betagten Eltern war es ein Abschied, wie wenn man auf eine lange Reise gehen würde. Bei ehemaligen Schülern war es ein starkes Gefühl des Bedauerns. Bei Kollegen/innen oder Mitschülern/innen kam es sehr auf die persönliche Nähe an, die man mit ihnen erfahren hatte.
Diese Gefühle kann ich nicht vergleichen mit der entsetzlichen Leere, die entsteht, wenn der geliebte Partner brutal entrissen wird!
Die "Trauerarbeit" ... ein unsympathischer Begriff ... ist dann eine ganz andere ...