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THEMA:   was ist eigentlich "Kunst"?

 25 Antwort(en).

lola begann die Diskussion am 12.11.03 (18:27) mit folgendem Beitrag:

Was versteht Ihr unter "Kunst"? oder weiß einer von Euch - gar alle - was Kunst genau ist?
Wie kann - wie muss - man sie beschreiben?
Mich interessiert Eure Vorstellung!


karaoke antwortete am 12.11.03 (18:53):

Du lieber Himmel lola.
Was stellst du für Fragen!
Ich habe nur mal in den Brockhaus geschaut, wie er das definiert. Es ist müssig, darüber zu debattieren.
Jeder versteht unter Kunst etwas ganz anderes.
Was für einen schon Kunst ist, ist es für den anderen noch lange nicht.
Es gibt so unendlich viele Richtungen in der Kunst.
Denke nur an die Malerei. Wie viele Stilrichtungen es da gibt und wie sie interpretiert werden können.
Nein, da masse mir kein Urteil an, denn da gehen die Ansichten völlig auseinander.


schorsch antwortete am 12.11.03 (19:08):

Das Thema haben wir vor nicht allzulanger Zeit schon mal ausführlich behandelt - unter "Kunst, Literatur....". Ich denke, du wirst es im Archiv finden.


lola antwortete am 12.11.03 (19:15):

Ja, Karaoke,
das genau ist meine Meinung! Ist sie nicht legitime? Wer wollte für andere entscheiden? Und wie eng würde es für die Künstler, wenn "wir" sie in so enge Fesseln sperren wollten, indem "wir" entscheiden, was "Kunst" ist!
Wichtig scheint es mir, daß ich lerne zu empfinden, was mich anspricht, was mir etwas gibt! Wenn ich etwas für Kunst halte - da interessiert es mich nicht, ob andere es genauso sehen! Was hätte ich - der - davon?


jeanny antwortete am 12.11.03 (19:48):

vincent van gogh meint:
ich kenne noch keine bessere definition von kunst als diese:die kunst,das ist der mensch hinzugefügt zur natur,die er entbindet,die wirklichkeit,die wahrheit und doch mit einer bedeutsamkeit,die der künstler darin zum ausdruck bringt.

lew tolstoi:
die kunst ist das mikroskop,das der künstler auf die geheimnisse seiner seele einstellt,um diese allen menschen gemeinsamen geheimnisse allen zu zeigen.

edgar degas sagt.....
wer mir sagen kann,warum ein bild schön ist,dem bezahle ich eine flasche.

jeanny


iustitia antwortete am 12.11.03 (19:57):

Kunst...?
Wirklichkeit plus Temperament. (So ähnlich hat Benn es definiert. Ich habe nicht nachgeschlagen. )
"Temperament" meint auf jeden Fall: Kreativität, Subjektivität, Intelligenz - also z.B. n i c h t Gefühlsduselei, Sentimentalität oder Trivialität.
Aber auch die Temperamente, ein Stückchen "Kunst" zu verstehen, es zu beschreiben, sind unterschiedlich, je nach Interessen und Bedürfnissen, eben auch Geschmack.
Ja, über Geschmack soll man nicht streiten. Aber es ist interessant, ob Kitsch und Kunst verlangt wird. "Kunst" ist immer revolutionär. Nach ein, zwei Epochen wandert dann solche Kunst auch in die bürgerlichen Wohnstuben. Siehe van Gogh! Zur Erbauung.


Medea. antwortete am 12.11.03 (20:04):

Ein wenig ketzerisch:
schweigen zu diesen Kunstthemen, das scheint mir hier die hohe Kunst .... - ;-))


chatti antwortete am 12.11.03 (21:46):

Kunst bedeutet für mich, seine besondere Begabung (es gibt schließlich verschiedene Arten von Kunst) besonders gut zu beherrschen. Eigene Ideen zu haben und diese in Perfektion umsetzen zu können.
Kunst kann den einen Betrachter abschrecken, den anderen begeistern.
Kunst kann beim Maler schon aus wenigen Strichen bestehen, wenn er es versteht, einer einzigen Linie Ausdruckskraft und Form zu geben. Der Betrachter ist geneigt zu denken:“ Das könnte ich doch auch“. Jedoch, auf die schöpferische Idee kam es an.
Leider oft auch auf den Namen. Viele Künstler lebten in tiefer Armut, weil ihre Form der Kunst zu ihren Lebzeiten nicht zur Anerkennung kam.
Ich glaube, dem wahren „Künstler“ ist es egal ob er als Künstler betrachtet wird oder z.B. als Maler. Er malt aus Leidenschaft, weil er nicht anders kann, weil für ihn nichts anderes in Frage kommt.
Nun noch eine Kunst, der wir uns wohl alle nicht gerne verschließen, sie zu genießen, die Kochkunst. Wer denkt schon an so etwas, hört er „Kunst“
Nicht zu vergessen, die . .. . . . . . . . ach nein, ich behalt´s für mich und wende hier die „Kunst des Schweigens“ an, aber, die darf auch nicht vergessen werden. Schmunzel :-)
Wünsche noch einen kunstvollen Abend :-)


guitta antwortete am 12.11.03 (22:24):

Und wenn Kunst einfach nur ein ganz besonderes Können ist?
Handwerkskunst zum Beispiel?


chatti antwortete am 12.11.03 (22:40):

Das ist Voraussetzung dazu, daß er sein Handwerk versteht.
Hat er dazu noch eigene Ideen, schafft etwas Neues, ist kreativ, dann könnte man es doch schon so sehen, wenn man will oder?


pamina antwortete am 12.11.03 (22:59):

Kunst ist Kunst - und alles andere ist alles andere! :-)))


dirgni antwortete am 12.11.03 (23:07):

Ja pamina,

eine konkretere Anwort gibt es wohl nicht :-)


natschi antwortete am 12.11.03 (23:56):

Jeder Maurer ist ein Künstler,aber nicht jeder Künstler ist ein Maurer


Irina antwortete am 13.11.03 (08:18):

"Kunst" kommt von "können". :-)
Nicht jeder "kann".
Dies würde bedeuten, daß "künstlerisch sein" eine Veranlagung ist.
:-)

Guten Morgen
wünscht Irina


Felix antwortete am 13.11.03 (10:35):

Zu dieser Frage stehen schon viele Beiträge im Forum oder dessen Archiv.
Also bitte im ST Google suchen lassen!

Hier beispielsweise ein Beitrag, den ich am 18.10.02 geschrieben habe:

"...Ein unerschöpfliches Thema. Da ich in der Familie und in meinem Bekanntenkreis viele "Kunstschaffende"
habe, werde ich auch regelmässig in solche Diskussionen einbezogen.
Mein Vorschlag ist folgender:
Statt vom umstrittenen Begriff "Kunst" ... wäre es neutraler von "kreativem Schaffen" zu sprechen. Das hat
etwas mit Originalität, persönlicher Leistung oder ganz allgemein mit einem Bereich des individuellen
Ausdrucksverhaltens zu tun.
Selbstverständlich kann dieses Ausdrucksverhalten in den unterschiedlichsten Bereichen auftreten.
- sprachlich: Schriftstellerei, Dichtung, Texter, Erzähler etc.
- akustisch: Komponist, Interpret mit Instrument oder Stimme etc.
- körperlich, mit dem eigenen Körper: Tanz, Pantomimik, Artistik, Athletentum etc.
- gegenständlich, Objekte schaffend: Plastiker, Steinhauer, Skulpteur, Architekt etc.
- bildhaft: Malerei, Trickfilme, Illustration, Fotografie, Gestaltung etc.
- schauspielerisch: Schauspielerei, Film, Theater, Kabarett, Puppentheater, Aktionen etc.

Man wird auch bemerken, dass die Bereiche nicht vollständig und untereinander sauber abgrenzbar sind.
z.B. Ballett gilt als Gesamtkunstwerk mit akustischen, choreografischen, tänzerischen, bildhaften,
gestalterischen Aspekten.
Eine Tinguely-Plastik ist gestaltet, bewegt sich und kann Geräusche erzeugen.

Als "Kunstwerk" wird in der Regel "kreatives Schaffen" bezeichnet, das über das Durchschnittliche hinausgeht
oder durch seine Innovativität, Originalität oder Ästhetik auffällt.
Die Auswahl ist von diversen Faktoren abhängig:
das historische Umfeld, der herrschende Zeitgeist, das kulturelle Milieu, die Persönlichkeit des/der
Schaffenden, subjektive Geschmacksfaktoren, Liebhabereien, Art und Intensität der
Vermarktung,Modeströmungen, Auswahl an Konkurrenz-Produkten, wirtschaftliche Lage etc.

Also ... wer meint, er wisse, was "Kunst" ist ... und was nicht ... ist in meinen Augen ein Pluffer, ein Ignorant
oder einfach naiv!..."

Oder siehe auch hier:
/seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a31.html


trux antwortete am 13.11.03 (14:10):

@ Felix,
fehlt bei Deiner Aufzählung nicht noch der Erfolg eines Werkes? Erklärt man nicht ein Bild (gemalt oder fotografiert) dann zur Kunst, wenn damit ein hoher Preis erzielt wurde? Was bedeuten könnte, daß man bei der Planung und Erstellung des Werkes nur den Verkauf bzw. einen hohen Zuwendungsgrad der Betrachter im Auge hat. Wenn dem so wäre, dann spielen auch Werbung und Name des Herstellers eine Rolle. Bei Ausstellungen z.B. wird man das Werk werbewirksam anbieten, was auch eine Kunst ist. Werbung = Kunst?


DorisW antwortete am 13.11.03 (14:12):

Wenn etwas sich so hartnäckig einer Definition entzieht, existiert es vielleicht gar nicht *fg*


simba antwortete am 13.11.03 (14:57):

Kunst ist das, was über die Meisterschaft hinausgeht - las ich mal irgendwo...


feldi antwortete am 13.11.03 (17:04):

Im Blumenladen:

"Fräulein, sind diese Blumen künstlich?"
"Natürlich!"
"Was denn nun, künstlich oder natürlich?"
"Natürlich künstlich!"


hanskarl antwortete am 13.11.03 (22:22):

Hallo,

Kunst ist, was nicht jeder kann.

Zum Glück sieht die Welt nicht so aus,
wie manche Künstler sie darstellen.

Gruß Hanskarl


frieder antwortete am 16.11.03 (19:36):

Ich sitze neben der Künstlerin Irene. Irene ist 6 Jahre alt. Sie malt eben eine Mama mit dreieckigem Rock. Der Kopf ist viel zu klein und die Finger sind so dick, als wären sie aufgeblasen. Scheußlich!
Doch da erscheint mir spontan ein berühmtes Bild von Paplo Picasso. Eine wulstige Frau mit wulstig dicken Fingern. ........ Picasso war ein anerkannter Künstler - und Irene auch?
Nein, Irene kann nur malen, was sie er-kennt. Der Rock wird dreieckig statt rechteckig, da sie diese Form noch nicht in ihrem Bewußtsein greifbar vorhanden ist.

Von Charlotte gab es zum Geburtstag eine fantastische Torte. Allerdings der Boden war viel zu fest und etwas speckig geworden, doch die Dekoration prima :
Kleine Figuren aus flüssiger Schokolade, daneben geformte Sahnehäufchen. So viele Ideen da unter zu bringen, ein wahres Wunderwerk. Ist eine so gestaltete Tortendekoration Kunst?
Ja-nein! Wenn Charlotte eben nur diese Dekoration kennt, dann ist es mehr handwerkliches Können.
Kunst ist es, wenn sie immer wieder neue Figuren, Anordnungen, ja sogar neues Materialien, findet.

Herbert sitzt seit Tagen am Klavier. Er beteiligt sich an einem Wettbewerb für junge Künstler. Gewinnen kann er nur, wenn es gelingt, etwas ganz eigenes, persönlich aus zu drücken. Aber er ist einfach mit seiner Kreationen nicht zufrieden. Er meint, daß er immer wieder bei dem Gewohnten hängen bleibt. Nein, sagt er, es muß etwas Neues entstehen. Entsteht so Kunst?
Ja, Etwas eigenes - aus dem Bauch, dem Hirn kommendes ausdrücken, ausformen, gestalten.

Unsere Frau Nachbarin ist stolz auf die schöne Plastikente, die jahraus, jahrein auf der Fensterbank
steht und nachts von innen rosarot beleuchtet ist. Bei ihr hängt in der Küche überm Kühlschrank ein
Kruzifix. Ist das Kunst?
Nein. Von der Ente °made in China° wurden Hunderttausende maschinell hergestellt. Das Kruzifix ist das Sinnbild für christliche Frömmigkeit. Kann man Frömmigkeit in der Küche darstellen?
Nein. Beides ist zweifellos kitschig. Beides entbehrt der Wahrheit, der Übereinstimmung des Dargestellten mit dem Echten.

Ich halte an diesen Wahrheiten nicht fest, wenn klügere vorgebracht werden.
Grüße von Frieder


schorsch antwortete am 17.11.03 (09:50):

Kunst ist alles, was ich selber nicht kann.

Ogottogott - sooo viele Künste gibts..... ):--((((


uul antwortete am 17.11.03 (11:59):

Kunst kommt von "können" - wenn es von "wollen" käme, hieße es "Wunst" ...
;-))


pilli antwortete am 17.11.03 (13:21):

@ frieder

klügere kann ich dir nicht anbieten :-) aber vielleicht erweiternde?

Irene mit Picasso zu vergleichen ist ein geniales beispiel und als ich es las, empfand ich augenblicklich ein verbindendes annähern an eigenständigkeit mit den unterschiedlichsten stilmitteln...und...das ist doch eines der fundamentalen erkennungszeichen für "kunst"? :-)

ich erkannte spontanität bei Irene und habe erfahren, daß auch Picasso u.a von der monochromie (blaue und rosa periode) tendenzen zeigte, die mit "Spontanität" bezeichnet werden.

seine werke im wechsel von naturalistischen impressionen bis hin zu streng geometrischen darstellungen und doch auch wieder das entstehen von bildern, die plastische formen verneinen, bis hin zur reduzierung der menschlichen gestalt als strichmännchen, zeigen seine wege, deren ziele u.a. hinführten zum begründer des "Kubismus" ("Gegenstände lösen sich auf und verschmelzen mit dem sie umgebenden Raum..")

ich meine, du solltest die weitere künstlerische entwicklung von Irene aufmerksam beobachten und klugerweise einige ihrer blätter aufheben :-)

das beispiel der kreativ tätigen Charlotte mit ihrer erkennbaren leidenschaft, langweilige und stereotype backbuch-torten zu phantasievollen, wahren wonne-genüssen zu verwandeln, ist ebenso excellent gewählt :-)bei entsprechender entfaltung und entwicklung zur kreation neuer ingredienzien und formen sollte sie aufgenommen werden in die gemeinschaft der meist unbekannt bleibenden, die aber dennoch begeistern, weil sie es vorzüglich verstehen, mit liebe und begeisterung unseren gaumen zu umschmeicheln. :-) ich habe soeben entschieden, daß meine "Weihnachtstorte" in diesem jahr ihren namen tragen wird. :-)

dem "Enten- und Hühnerhof-Bilder-Wahn" beispiel möchte ich nur die frage anschliessen, warum "Kitsch" so viel mehr anerkennung findet, als eine kleine sehr einfach geformte und selbsthergestellte form aus ton? :-)


lola antwortete am 18.11.03 (22:45):

Jetzt muss ich es euch sagen - ich bin begeistert, wie ihr ernsthaft jeder seine Meinung zum Audruck bringt! Ich empfinde eine Fülle von gerechtfertigten Meinungen, die alle zu Nachdenken anregen!
Ich kann nur sagen: TOLL!!!!
Diese Diskussion hat mir sehr viel gegeben und auch viel über den ST gesagt! Ich fühle mich recht zufrieden - fast glücklich!
Ich danke Euch!


frieder antwortete am 19.11.03 (21:35):


An Pilli!
Ich freue mich über deine sachlichen An- u. Einsichten. Nachdenken macht Dir offensichtlich Spaß.
Aber nun eine Antwort auf Deine Frage: " Warum Kitsch so viel mehr Anerkennung findet...."
Kitsch hat viele Fasetten. Eine davon ist die :
Kitsch entsteht, wenn gefühlte oder mit dem Verstand erkannte Eigenschaften ganz objektiv sich nicht mit dem Original vergleichen, ausdrücken, ausstrahlen lassen. Kurz etwas vortäuschen.
Z.B. Lebendige und künstliche Pflanzen.
So auch die Verherrlichung (Sublimierung) niederer Beweggründe.

Kitsch ist eigentlich ein Adjektiv, also eine Haltung gegenüber einer Sache.
Unsere soziale Umwelt hat über viele Menschen die Macht und zwingt ihnen auf, was sie zu lieben und zu hassen haben. Einige Beispiele: Massen im Stadion, in Konzerterten, in Galerien, in Fanclubs. So auch Verherrlichung wie Glorifizierung von Gewalt, Krieg, Überlegenheit, Abhängigkeit) Kitsch als ein soziale Phänomen.
Doch mit diese Wertung soll nicht den Eindruck entstehen, daß es nur es nur niedrige Beweggründe sind, die den Vielen Spaß macht. So ist der Mensch und zwar seit Jahrtausende. Kreatives Schaffen ist ganz einfach nicht in jedermann. Das genießen - und nur angenehmes macht Freude - muß sein.
Was uns Menschen hier von einander unterscheidet, ist das Wissen um die Wirkung, die - wie Du schreibst - eine selbst bemalte Vase oder die euphorischen Hingabe an ein packendes Fußballspiel, von deren Mannschaft ich weiß, daß es hinter den Kulissen um Millionen von Reichen und gekauften Menschen geht.

Liebe Grüße von Frieder