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THEMA:   Was haben andere Religionen equivalent zu den (christlichen) zehn Geboten?

 15 Antwort(en).

doris16 begann die Diskussion am 10.11.03 (02:03) mit folgendem Beitrag:

Diese Frage folgt einem Thema im heutigen Chat, das sich vor allem mit Ehrlichkeit und "altmodischen" Verhaltensregeln beschäftigte.


Medea. antwortete am 10.11.03 (07:54):

Glaubensgrundsätze

Die Grundsätze des Islam, die fünf Säulen, die zu erfüllen jeder Muslim verpflichtet ist, sind:

Das Glaubensbekenntnis Schahada: "Ich bekenne, daß es keinen Gott außer Gott gibt und Muhamed ist sein Prophet. (Wer sich einmal zum Islam bekannt hat, ist nach islamischem Recht bis zum Tode Muslim)

Das Gebet Salat ist eine Pflicht. Zu festgelegten Zeiten - zu denen der Muezzin ruft - werden Gebete gesprochen. In der Morgendämmerung, mittags, nachmittags, abends und bei Einbruch der Nacht. Zuvor erfolgt unter fließendem Wasser die rituelle Reinigung.

Das Almosengeben Zakat ist eine genau geregelte Steuer. Die Erträge werden für Bedürftige und Kranke verwendet oder zum Aufbau religiöser Schulen. Die Höhe ist unterschiedlich und variiert zwischen 2,5 und 10 %.

Das Fasten Saum. Im Ramadan wird von Beginn der Morgendämmerung, wenn man einen schwarzen Faden wieder von einem weißen unterscheiden kann, bis Sonnenuntergang gefastet, nichts gegessen, nichts getrunken, nicht geraucht und Enthaltsamkeit geübt.

Die Pilgerfahrt Hadsch. Einmal in seinem Leben soll der Muslim die Pilgerfahrt nach Mekka antreten, die im letzten Mondmonat stattfindet. Zu den auszuführenden Riten gehört das Umkreisen der Kaaba, das Verweilen auf dem Hügel Arafat, der Lauf zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa und die rituelle Steinigung Satans.


schorsch antwortete am 10.11.03 (09:52):

Jeder Glaube ist so viel Wert, wie man ihn lebt!

Die Christen haben ja im Prinzip nichts anderes gemacht, als aus anderen Religionen das auszuleihen, was ihnen am vernünftigsten schien. Wenn man das, was die katholische Kirche vor Jahrzehnten noch predigte - und was heute noch aus dem Vatikan gepredigt wird - ehrlich betrachtet, kommt man nicht umhin zu denken, dass wir Christen den Andersgläubigen keine Heilslehren verkaufen sollten....


tiramisusi antwortete am 10.11.03 (10:01):

Monotheistische Religionen aber auch die afrikanischen Stammesreligionen, Naturreligionen aus Südamerika oder die Religionen des alten Amerikas, der Hochkulturen wie Olmeken, Maya, Azteken, die Religion der alten Ägypter und die des Nordens sind immer auch ein wenig Angst vor der Freiheit - und so begibt man sich in die Unfreiheiten eines fest gesteckten Rahmens, eines Spielfeldes, auf dem die Linien klar erkennbar und die Spielregeln feststehehn.

Da wir Menschen so viel Angst vor der Freiheit haben, sind wir verführbar für Religionen und Sekten aller Coleur, weil sie uns "Sicherheit" vorgaukeln und wir oft nicht einmal Verantwortung übernehmen müssen - wir müssen uns "nur" an Gebote halten ...


Irina antwortete am 10.11.03 (13:11):

Gemeinsam? --- Allah akbar !



Irina


Felix antwortete am 10.11.03 (16:26):

Weshalb sollen dies <christliche> Gebote sein? Nach der jüdischen Mythologie werden sie auf dem Sinai dem Propheten Mose in Form von eingravierten Gesetzestafeln übermittelt.

Da auch der Islam das alte Testament als Grundlage ansieht, haben alle drei grossen monotheistische Religionen die gleichen 10 Grundgebote.
Ihre Auslegung ist dann wieder eine andere Sache.

Typisch christliche Gebote sehe ich eher in der Bergpredigt:

Nächstenliebe, auch dem Feind gegenüber, Wange hinhalten, Neuwertung durch Seligpreisungen etc.


Medea. antwortete am 10.11.03 (19:49):

Wo stehen denn die zehn Gebote im Koran?


tiramisusi antwortete am 10.11.03 (20:37):

Marhaba, Medea -
zB in sure al-Ahzâb (7) vers 145
"Wir schrieben für ihn auf die Tafeln über jegliches Ding - eine Ermahnung und eine Erklärung von allen Dingen: "So halte sie fest und heiße dein Volk das Beste davon befolgen. Bald werde Ich euch die Stätte der Frevler zeigen."...

Die sog. 10 Gebote kommen in verschiedenen Suren immer wieder vor. Im arabischen werden die gebote mit "abwâb" bezeichnet, was soviel heisst wie Kapitel. Die Erklärungen zu den einzelnen Geboten ist viel ausführlicher, als wir es kennen.
Aus der islamischen Tradition lesen sich die Überschriften so:
1 - "Oh Moses geselle nichts Meinem Kult [desGottesdienstes] bei (lâ tushrik bî shai'an) ! Denn Mein Wort wird sich als richtig und wahr erweisen, das Feuer wird gegen ds Gesicht der Beigesellenden schlagen (dh. der Polytheisten, al-mushrikîn)".

2 - "Sei deinen Eltern dankbar! Ich werde dich vor dem Verderben schützen, deinen Lebensaufenthalt verlängern, dir (hiernieden) ein angenehmes Leben gewähren und dich zu einem besseren geleiten".

3 - "Töte keine Seele, die Gott dir verboten hat zu töten, ausser was rechtens ist (im göttlichen Gesetz)! Sonst wirst du sehen, wie die ganze Erde dich erdrücken wird (dh. du wirst in Angst und Verzweiflung sein, woimmer du hinkommst), die Himmel werden sich dir gänzlich verschliessen und du wirst mit Meinem Zorn in die Hölle kehren".

4 - "Schwöre nicht falsch in Meinem Namen! Denn weder heilige Ich, noch reinige Ich den, der mich nicht ehrt (in Gottesehrung)(lam yunazzih-Nî) und Meinen Namen nicht Ehrerbietung entgegen bringt (lam yu'azzim Asmâ'î)".

5 - "Beneide nicht deine Mitmenschen aufgrund der Wohltaten, die Gott ihnen gegeben hat! Denn der Neid ist der Feind Meiner Gunst, er setzt sich Meinem Beschluss entgegen und gerät in Zorn gegen Meine Verteilung (der Wohltaten), die ich unter meinen Dienern vornehme.

6 - "Bezeuge nichts, wenn dein Ohr nichts gehört und dein Herz nichts bewahrt hat! Denn Ich werde am Tage des Gerichts den lähmen der fasches Zeugnis gebracht hat (ahl al-shahâdât), um mit ihnen eifrig abzurechnen (hathîthan)".

7 - "Begeh' keine sexuellen Ausschweifungen; stiehl nicht! Sonst werde Ich Mein Antlitz vor die verbergen und dir die Pforten der Himmel verschliessen".

8 - "Begehr' (wrtl. liebe) für deinen Nächsten (wrtl. die Leute), was du für dich selbst begehrst (wrtl. liebst) ".

9 - "Opfere nichts rituell für einen anderen als für Mich! Denn ich werde kein Opfertiel annehmen, ausser dem über welchen Mein Name ausgerufen wurde, aufrichtig und für Mein Antlitz".

10 - "Weihe dich Mir am Samstag, wie auch alle in deiner Familie!"
(quelle: la tradicion islamique)


seewolf antwortete am 11.11.03 (00:06):

Oh - ich bin ein Freund der Ziffer 5 :-)


julchen antwortete am 11.11.03 (06:26):

Fast alle Religionen, jedenfalls die, die auf Einen
"Gott" basiert sind, haben sehr viel gemeinsam.

Alle haben "Grundregeln"..Manche 10, manche ein
paar mehr oder weniger.
Die meisten dieser Gebote/Grundregeln sind sich einig im Sinn und gleichen sich auch im Wortlaut.
Vor allem die Juedischen, Christilichen und Islamischen, da diese mehr oder weniger von einander
geboren wurden.

Aber auch in abgelegenen Stueckchen der Erde finden
sich diese "Grundregeln" wieder unter Voelkern, die
jene bereits beachteten ohne mit Christen (etc) jemals
in Beruehrung gekommen zu sein.

Auf was laesst das schliessen?
Einen Gott? oder Einen Ueberbringer der Regeln?

Die 10 Gebote der "Christenheit" mal analysiert, so
muss man schliessen, dass wenn JEDER alle
diesen Geboten folgen wuerde (vom ersten mal abgesehen), dann gaebe es keine sozialen probleme.

Wuerden wir nicht andern was neiden, stehlen, dafuer toeten, luegen; wuerden wir nicht ehe-bruch begehen, und unsere "Aelteren" in Ehren halten waere die
Menscheit der Sache schon einen grossen Schritt
naeher.

Leider sind wir nur Menschen, egal welcher Religion!


Medea. antwortete am 11.11.03 (07:57):

Da gibt es vernünftige Gebote, aber die wenigsten Mitglieder einer Religion halten sich daran - ganz im Gegenteil, es wird gemordet, gestohlen, gehurt, begehrt, gelogen, falsch geschworen, nicht in Ehren gehalten, verstoßen, gequält ....
es ist, als würden die Welt in der Mehrzahl von Idioten bevölkert.


iustitia antwortete am 11.11.03 (09:56):

Die "Zehn Gebote" in ihren ähnlichen Formulierungen sind ja nicht als religiöse Vorschriften durchsetzungsfähig geworden, sondern in den Demokratien (nach dem Prozess der Aufklärung); Strafgesetzbuch, BGB, Grundgesetze, UNO-Charta sind - verglichen mit den prophetischen Religionen - noch so neue Vor-Schriften und Anforderungen, dass wir nicht nur im Vatikan bei den Heiligen Männlein, sondern auch noch in allen anderen Zentren (ob Jersualem oder in den arabischen Familien-Diktaturen oder im Weißen Haus, wo ein Mann sitzt, der zum Kriegführen Präsident werden wollte) - dass wir noch einige Jahrhunderte brauchen, um mit solchen Machtspielen und Aggressions- und Männlichkeitsvorstellungen und angeblich religiösen Geboten im Sinne des Humanismus friedlich im Interessenausgleich fertig werden können.
Männerchen wie Hohmann glauben eben ein solches positives Menschlichkeitsziel nicht; sie wollen Schuld verteilen, Hass verbreiten, um sich selber durchzusetzen, d.h. also ihre Komplexe und traumatischen Erfahrungen rächen zu können; da gibt es keine Einsichtsfähigkeit, höchstens Täuschungen, Betrug, falsche Entschuldigungen; alles ist gerechtfertigt, taktisch.


DorisW antwortete am 11.11.03 (10:08):

Warum ist Machtstreben bei dir so eindeutig männlich besetzt, Anton?


julchen antwortete am 12.11.03 (03:23):

Amen, Medea :))
wir sind uns einig.

iustitia, leider glaube ich nicht dass sich in den
naechsten 2000 viel aendern wird.
Mensch ist und bleibt Mensch....


marusa antwortete am 24.11.03 (20:42):

Muß man unbedingt Gebote haben, um sich menschenwürdig und tolerant zu verhalten?


hugo1 antwortete am 24.11.03 (21:26):

@ marusa ,ja ich denke schon, ansonnsten tritt sofort das "Recht des Stärkeren" in Kraft und gerade dieser Stärkere könnte ja ein Skalpjäger, Kannibale oder aus unserer heutigen Sicht ein sonnstiger Abartiger sein. Dabei ists egal ob sich diese Regeln nun Gebote, Gesetze, Vorschrift oder sonstwie nennen.
Die Eigenschaft menschenwürdig/menschlich zu sein wird jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich interprediert werden.