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THEMA:   Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vor dem Aus?

 12 Antwort(en).

Medea. begann die Diskussion am 02.09.03 (08:28) mit folgendem Beitrag:

Laut einer dpa-Mitteilung könnte das Aus für die ABM zum Anfang nächsten Jahres geblasen werden, und zwar mit der Umsetzung der so genannten Hartz-III-Gesetze, die die Reform der Arbeitsverwaltung zum Ziel haben.
Klaus Brandner, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion sagte laut "Welt am Sonntag": "Wir müssen diese Maßnahmen auslaufen lassen. ABM brächten keine ausreichenden Eingliederungserfolge. Zudem hätten viele ABM-Projekte zu einer ungewollten Konkurrenz mit privaten Wirtschaftsunternehmen geführt und reguläre Beschäftigung verdrängt.
Die finanzielen Mittel sollten besser in sogenannte BSI-Projekte (Beschäftigung schaffende Infrastruktur) investiert werden."

Mir scheint das zwar eine späte, aber nicht zu späte Einsicht zu sein. Nun bleibt die Umsetzung abzuwarten.


Medea. antwortete am 02.09.03 (22:33):

Lieber Karl

bitte nimm dieses Thema aus dem Angebot heraus.
Es scheint niemanden zu interessieren, vor allem wohl auch deshalb, weil unsere Altersklasse von diesen Maßnahmen nicht mehr tangiert wird.
Danke.


Karl antwortete am 03.09.03 (10:14):

Liebe Medea,

wenn Du erlaubst, lasse ich das Thema stehen; denn prinzipiell ist es ja doch von Interesse. Ich selber habe mit ABM-Massnahmen keine direkten Erfahrungen, kann deshalb leider keinen sinnvollen Diskussionsbeitrag leisten. Aber das gilt sicherlich nicht für alle.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Medea. antwortete am 03.09.03 (11:16):

Einverstanden.
Vielleicht interessieren ja eher die BSI-Projekte ;-))
(Beschäftigung schaffende Infrastruktur) ?


Mechtild antwortete am 03.09.03 (16:52):

ABMs sind von der Arbeitsverwaltung finanzierte Maßnahmen, die vielen jungen Leuten den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht hat und öffentlichen Arbeitgebern die Möglichkeit gegeben Projekte zu machen, die sonst nicht finanziert wurden. Für den Arbeitnehmer war es eine verlängerte Probezeit mit der Hoffnung auf Festeinstellung. Zumindest hatte man die Möglichkeit den Arbeitsmarkt kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Mit den öffentlichen Geldern wurde Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit finanziert.
Heute gründen viele Arbeitslose eine Ich-AG. So wird die Statistik des Arbeitsamtes bereinigt, aber der Arbeitslose trägt das ganze Risiko.


rolf antwortete am 03.09.03 (19:12):

Es wurden aber auch reguläre Arbeitskräfte (z. B. Müllwerker) durch ABM-Kräfte ersetzt, weil die Kommune dadurch Lohnkosten sparte.


Wolfgang antwortete am 03.09.03 (20:36):

Ich frage mich, warum man diesen Missbrauch nicht verhindert hat oder die Verantwortlichen dafuer jetzt nicht wenigstens zur Rechenschaft zieht. Denn, ABM-Arbeitsplaetze duerfen nur ZUSAETZLICH eingerichtet werden; regulaere Arbeitsplaetze duerfen dagegen nicht umgewandelt werden, um Lohnkosten zu sparen. In dem Fall, rolf, den Du beschreibst, liegt eindeutig ein Verstoss gegen das entsprechende Gesetz vor.


schorsch antwortete am 04.09.03 (08:52):

Man stelle sich dieses Szenario vor: Um Geld (Löhne) zu sparen enlässt ein Unternehmen die obersten Kaderleute (natürlich ohne die derzeit üblichen feudalen Abgangsentschädigungen); sie ersetzt man durch das nächstuntere Kader; diese wieder durch das nächstuntere. Alle arbeiten mit dem gleichen Lohn, den sie bis dato hatten, jedoch mit höherer Verantwortung. Und so setzt man das Spielchen nach unten fort bis zum kleinsten Büezer. Dann stellt man anstelle dieser Arbeitslose ein, die schon Jahr lang auf einen Job warten.....

PS. Natürlich könnte man dann auch die inzwischen arbeitlos gewordenen Kaderleute von ehemals ganz oben ganz unten einstellen. Wäre das nicht eine sinnvolle Job Rotation?!


rolf antwortete am 04.09.03 (09:09):

Leider ist nicht so leicht zu beweisen, daß die ABM-Stelle nicht zusätzlich eingerichtet wurde.
Die entsprechende Stelle braucht doch nur vorher - natürlich unabhängig - abgebaut werden.


Wolfgang antwortete am 04.09.03 (13:03):

Im Prinzip, schorsch, wird das so gemacht. Viele Menschen denken, nur einfache Arbeiten werden in Billig-Lohn-Laender verlagert. Das aber stimmt schon lange nicht mehr. Immer mehr 'hoehere' Arbeiten, die nur von Spezialisten gemacht werden koennen, werden (bei gleicher Qualitaet) kostenguenstig irgendwo auf der Welt erledigt. Beispiele:

- Radiologen in Bombay checken die Ergebnisse der Computer-Tomografie von Patienten aus dem Massachusetts General Hospital in Boston (USA) zu einem Bruchteil des Lohnes amerikanischer Radiologen.

- Hunderte von Ingenieuren in Temesvar (Rumaenien) entwickeln fuer die Siemens-Tochter VDO Autoelektronik zu 10 Prozent der Lohnkosten ihrer deutschen Kollegen.

- Selbstaendige studierte ProgrammiererInnen kosten hierzulande zwischen 70 und 100 Euro pro Stunde... In Indien kosten (ebenfalls studierte) ProgramiererInnen rund 35 Euro die Stunde. In Vietnam und China werden selbst die indischen Loehne deutlich unterboten.

Folge: Die Investoren investieren zunehmend in Low-Cost-Manpower. Arbeit wird billig wie Dreck. Millionen bisher als 'unantastbar' angesehene 'hoehere' Jobs werden derzeit verlagert von West nach Ost und Fern-Ost. Massenarbeitslosigkeit droht hierzulande auch fuer die studierten Kollegen. Gerade die sogenannten Fuehrungskraefte sind ihrer Arbeit nicht mehr sicher.


schorsch antwortete am 04.09.03 (19:11):

....und wenn die Zitrone ausgepresst ist, dann liquidieren die Bosse ihr Unternehmen und machen a) ein neues auf in einem Billiglohnland oder b) setzen sie sich mit ihrem Gewinn aus der Liquidation in Mallorca zur Ruhe.....


Mechtild antwortete am 04.09.03 (20:38):

Wenn ich die Diskussion richtig verstehe gibt es noch schlimmer Bedrohungen für die regulären Arbeitsverhältnisse als ABM.


rolf antwortete am 05.09.03 (08:33):

Richtig Mechtild,
auch die subventionierten Zeitarbeitungs-Agenturen, die PSA, gehören dazu.