Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Unser Wetter - ist das noch normal?

 60 Antwort(en).

Barbara begann die Diskussion am 04.08.03 (15:32) mit folgendem Beitrag:

Seit Wochen herrschen in Deutschland Temperaturen wie in den Tropen. Kiwi-, Feigen- und Zitronenernte sind spitzenmäßig, Brechbohnen, Erbsen und in vielen Gebieten auch das Korn dagegen verdorrt. Ist das alles noch normal?

In Spanien und Portugal brennen die Wälder
An der Nord- und Ostseeküste sind sämtliche Ferienquartiere ausgebucht
Windhose in Norddeutschland fällt innerhalb von Minuten mehr als 30 dicke Eichen
In Italien bricht das Stromnetz zusammen, weil die Klimaanlagen zu viel Energie heraussaugen
Immer mehr Menschen legen Wert auf eine Klimaanlage im Auto
In Kaufhäusern ohne Klimaanlage erstickt man
Hautkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung

Ist dieser Sommer nur eine Ausnahme oder erleben wir gerade die Auswirkungen einer schon lange angekündigten Klimaveränderung?


Gudrun antwortete am 04.08.03 (16:05):

Barbara

zu Deiner Frage:
...für mich nicht;-)

und sonst wohl auch nicht.
Mit Trauer und Besorgnis höre und lese ich von den verheerenden Waldbränden,die oftmals auch noch mutwillig gelegt werden.


Karaoke antwortete am 04.08.03 (16:33):

Ja, es ist unglaublich und sicher nicht mehr normal.
Es hat aber auch schon früher solche Wetterkapriolen gegeben.
Irgendwann in den 50ern war es auch mal wegen langer Hitze verboten war, den Garten zu giessen und Autos zu waschen.
Scheinbar kommt so etwas immer mal wieder vor.
Ist also nicht ungewöhnlich. Man vergisst es halt nur.


Karaoke antwortete am 04.08.03 (16:35):

Oh, da ist mir doch ein Wort zu viel reingerutscht.
Ein "war" bitte wegdenken. :-)


Barbara antwortete am 04.08.03 (17:57):

Der spinnt doch, der Petrus....

>>Seit Wochen japsen die Süddeutschen bei Temperaturen über 35 Grad Celsius. Nun hat der Sommer noch mal so richtig aufgedreht. Mit bis zu 40 Grad Celsius im Schatten ist es in Süddeutschland heißer als in den italienischen Urlaubsorten Rimini oder Venedig. Selbst auf der griechischen Insel Kreta ist es kühler als am Oberrhein.<<

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,259935,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,259935,00.html


Gudrun antwortete am 04.08.03 (19:08):

Habt Ihr schon mal daran gedacht,dass vor einem Jahr die Jahrhundertwasserkatastrophe so vielen Menschen Leid und Not brachte?
Und wenn das mit den hohen Temperaturen so weiter geht,bekommen wir wohlmöglich Wasser nur auf Zuteilung...von den Schäden in Land-und Forstwirtschaft ganz zu schweigen,die jetzt schon da sind.


schorsch antwortete am 04.08.03 (20:06):

1947 war ich in der Ajoi (Pruntruterzipfel der Schweiz) bei einem Bauern. Beim Heuen bekam ich - der doch sonst immun gegen die Hitze bin - Blattern von bis zu 2 cm Höhe auf den Schultern und am Rücken. Das Gras war dermassen verdorrt, dass ich für die Kühe die äusseren Blätter der Rüben abschneiden musste. Das schlimmste Erlebnis in jenem Sommer: Der Heustock eines Bauern entzündete sich von selbst - und es war kein Wasser mehr da zum Löschen.....


Barbara antwortete am 04.08.03 (21:13):

Wie sieht es mit dem Gletschereis aus, schorsch? Da müsste die enorme Hitze dieses Sommers doch auch einiges wegfressen. Ich weiß nur, dass sich das Eis in den letzten Jahren auffallend stark zurückgezogen hat. Merkwürdig ist für mich, dass es sich in strengen Wintern nicht wieder aufgebaut hat.


Wolfgang antwortete am 05.08.03 (02:24):

MOJIB LATIF - ein Klimaforscher, der das Institut für Maritime Meteorologie am Institut für Meereskunde in Kiel leitet - verwendet ein anschauliches Bild... Am besten, sagt er, vergleicht man den Einfluss des Menschen auf das Klima mit einem gezinkten Würfel. Das Zinken besteht darin, dass die Menschen die Temperatur der Erde infolge des Ausstoßes bestimmter klimarelevanter Gase, wie z. B. Kohlendioxid (CO2), über die Maßen erhöhen.

Unabhängig von der genauen Temperaturentwicklung werden wir aufgrund der durchschnittlichen globalen Erwärmung der Erde in den nächsten Jahrzehnten mit einer weiteren Zunahme von lokalen Wetterextremen zu rechnen haben. "Der Würfel ist schon jetzt gezinkt, und wir zinken ihn immer stärker.", sagt er seinen StudentInnen in seinen Vorlesungen.


schorsch antwortete am 05.08.03 (08:54):

@ Barbara

Das Schmelzen der Gletscher hat im Moment bei uns etwas fatal Gutes: Nur dank dem Schmelzwasser führen unsre grossen Flüsse überhaupt noch Wasser!

Am eindrücklichsten ist der Rückgang der Eismassen am Morteratschgletscher (Pontresina Graubünden) zu beobachten: Jedes Jahr, wenn wir zu ihm wandern, ist die Abbruchstelle um etwa 20 Meter weiter nach Hinten versetzt. Aber das ist ja nur EIN Mass. Im Gleichen Stil nehmen ja auch die Breite und die Höhe der Eismassen ab.

Noch etwas "Gutes": Ab und zu geben die Gletscher Leichen frei, wie z.B. den Ötzi, der vor zigtausend Jahren eingefroren wurde.....


Johanna antwortete am 05.08.03 (09:19):

Als ich 1957 im Internat war, wurde das Wasser so knapp, daß der Druck für die Leitungen des 3. Stockwerks nicht mehr ausreichte. Es hieß "Wasserschleppen" um sich waschen zu können, usw. Waldbrände hat es immer wieder gegeben. Vielleicht nicht in so einem Ausmaß, aber immerhin. Auch "Wiebke" Anfang der 90-er Jahre war wohl nicht "normal". Denn vorher hatte ich noch nie kleinere Flugzeuge auf dem Rücken (am Flughafen) liegen sehen - waren keine Windschneisen im Kölner Raum. Es kommt alles immer wieder..... wie schon gesagt wurde, man vergißt. Auch das Verbot zum Autowaschen, Gartensprengen - es war alles schon einmal da.
Und noch eine kleine Bemerkung: Jeder erlebt und fühlt Hitze und/oder Kälte anders.


Barbara antwortete am 05.08.03 (09:58):

Zum Punkt: hat es immer schon gegeben...

Wenn man das Thema Klimaveränderung diskutiert, werden ja die letzten hundert Jahre und nicht die letzten zehn oder zwanzig betrachtet. Die Industriealisierung bewirkte einen massiven Eingriff in die Natur. Ich denke, das wird niemand bestreiten.

Im Hamburger Abendblatt ist heute zu lesen:

"Aus einer Wettersituation kann man sicherlich keinerlei Rückschlüsse auf die Entwicklung des Klimas ziehen", unterstreicht denn auch Klimaexperte Dr. Mojib Latif, Professor am Kieler Institut für Meereskunde und ergänzt: "Aber die Häufung von Wetterextremen, die wir weltweit seit mehreren Jahrzehnten beobachten, lässt nur einen Rückschluss zu: Der Klimawandel findet statt." Dabei sei es kein Widerspruch, dass Deutschland dieses Jahr die Hitze ereilt hätte und vergangenes Jahr das Hochwasser. "Beide Wetterentwicklungen sind von unseren Modellen errechnet worden, beide sind nur zwei Seiten einer Medaille, und die heißt Klimaveränderung", unterstreicht Mojib Latif ausdrücklich.

Weltweit stieg die durchschnittliche globale Jahrestemperatur in den vergangenen 100 Jahren um 0,6 bis 0,7 Grad Celsius. "In Deutschland nahm sie sogar um ein Grad Celsius zu", sagt der Klimaexperte. Mindestens zwei Drittel davon gehen nach internationalen Studien auf das Konto der Menschen. Wenn die Erde aber immer wärmer wird, kommt mehr Energie in die Atmosphäre und das hat möglicherweise dramatische Auswirkungen auf das Wettergeschehen in der Zukunft.<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/08/05/193489.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/08/05/193489.html


Rachel antwortete am 06.08.03 (08:52):

Stimmt, solche Jahrhundertwetter, (ich wohne direkt an der Elbe und habe es miterlebt dieses Hochwasser - unten Hochwasser, oben vertrocknete auch alles!!!) wiederholen sich.
Und stimmt, für die Landwirtschaft ist es bitterböse!!! Doch man muss auch die andere Seite betrachten: So viel Sonne lockt die Menschen in Bäder, in Biergärten usw. - der Tourismus klatscht in die Hände, und ebenso die Wirtschaftszweige, die davon profitieren - Brauereien, Kosmetikindustrie u. ä. Die Menschen bleiben im Lande - eigene Adria-Sonne zu Haus!!!


Felix antwortete am 06.08.03 (09:32):

Die Frage nach der Normalität ... wird mit der Statistik beantwortet.
Und dabei kommt es auf verschiedene Betrachtungswinkel an:

- Dauer der Beobachtungsepoche (eigener Erlebnisbereich, über Jahrhunderte oder Erdgeschichtliche Zeiträume)

- Betrachtet man Durchschnittswerte und deren Veränderungen?

- Meint man Spitzenabweichungen von einem Durchschnittswert?

- Meint man die subjektive Empfindung der Hitzeperiode oder die effektiven Messwerte?

Mit andern Worten ... wir werden auf diese Frage auch unterschiedliche Antworten erwarten, die aber alle zutreffend sein können!


Mart antwortete am 06.08.03 (10:00):

Felix, das hast Du super zusammengefaßt!

Und wieder zeigt es sich, wie wichtig es ist zuerst zu klären, wovon man spricht.


Barbara antwortete am 06.08.03 (11:07):

Aber, Mart, es dauert dreißig Jahre bis wir erfahren, welche Auswirkungen unser Lebensstil auf unsere Um- oder besser Mitwelt hat. Das heißt, dass die nächste Generation das auslöffeln muss, was wir ihr eingebrockt haben. Ist es mit diesem Wissen verantwortlich zu sagen: erst einmal alles in Ruhe klären... nicht jeder Statistik glauben... genießen wir doch einfach diesen herrlichen Sommer?


dirgni antwortete am 06.08.03 (11:37):

"Und wieder zeigt es sich, wie wichtig es ist zuerst zu klären, wovon man spricht. "

Wird das nicht ein wenig einengend, wenn bei jedem Thema voher die Konstanten und Variablen, womöglich noch mit Datentyp, deklariert werden? :-)


Mart antwortete am 06.08.03 (12:28):


Es ist tatsächlich einengend, wenn hier berichtet und erzählt wird, wie die Hitze erlebt wird und welche Konsequenzen sie jetzt zur Folge hat, bzw. wann ähnliche Situationen bereits aufgetreten sind.

Wenn es aber darum geht, h e u t e zum Handeln aufzurufen, wobei das heutige Wirtschaftssystem, dass Umweltkosten immer noch zum allergrößten Teil externalisiert, und unser „way of life“ radikal geändert werden müssten, sollen aber alle bisherigen Ergebnisse der Klimaforschung einbezogen werden.

Dazu gehört --- auch ---- Statistik!!!! (Wie in fast allen modernen Bereichen, was aber dem Durchschnittsmenschen verborgen bleibt ---- er profitiert aber von dieser Analyse! Z.B. Medikamente)

Dazu gehört --- auch ---- eine Analyse, welcher Klimaforscher von wem abhängig ist bzw. bezahlt wird! ---= sehr aufschlussreich!

Durch sehr viele Diskussionen – auch mit Leuten, die aus dem Wirtschaftsbetrieb kommen – weiß ich, dass jede Gruppierung ihre Anschauung mit Daten untermauert.

Deshalb ist es notwendig, sich mit Messergebnissen, Statistiken und deren Aussagekraft zu beschäftigen.
Es ist notwendig, nach Möglichkeit gesichert nachzuweisen, inwieweit eine verschmutzte Atmospäre, andere Treibhausgase, eine Entwicklung Chinas in Richtung unserer Welt was Ernährung und Verkehr betrifft, ............zum Klima beitragen.

Im Augenblick ist nicht eindeutig zu beweisen, dass die „Ausreißer“ der letzten Jahre auf eine langfristige Klimaänderung hinweisen.

Aber Barbara, ich bin wie Du der Meinung, dass sofort gehandelt werden sollte, weil es

- mehr Hinweise auf eine langfristigere Erwärmung als auf ein Konstantbleiben oder auf eine Abkühlung gibt.

- auf jeden Fall eine Entwicklung der Wirtschaft in die richtige Richtung bedeutet.

- durch die langen Verzögerungen in der Atmophäre einen „point of no return“ geben könnte.

- Die Auswirkungen einer Klimaerwärmung in erdgeschichtlich extrem kurzen Zeiträumen extrem katastophal sein könnten (z.B.Golfstromverlagerung ).

- eine Verantwortung unserer Generation für die künftigen Generationen gibt.

Liebe Barbara, ich meinte nicht, dass man zuerst in aller Ruhe klären soll, um dann ---- wahrscheinlich zu spät ---- zu handeln.


Barbara antwortete am 06.08.03 (12:41):

Liebe Mart,

das weiß ich ja, denn schließlich bin ich Deinem Link gefolgt :-)

https://www.seri.at/Data/data/publications/an/wachstum.pdf

Internet-Tipp: https://www.seri.at/Data/data/publications/an/wachstum.pdf


pilli antwortete am 06.08.03 (13:54):

"genießen wir doch einfach diesen herrlichen Sommer?"

und ob! :-)

ich liebe diese hitze, den strahlendblauen himmel und die sonnenstrahlen, wenn sie frühmorgens durch das geöffnete fenster signalisieren, daß es nun an der zeit ist, einen weiteren wunderbaren warmen wonnetag zu begrüssen. :-)

ich weiß von meiner mutter zu berichten, daß 1947 (mein geburtsjahr) ein ähnlich heißer sommer erlebt wurde. bereits im april erinnerte sie sich habe am tag meiner geburt die sonne damals den tag mehr als üblich gewärmt.

meine süße wurde im juli 1976 geboren und da sind mir viele nächte in erinnerung, die ich auf der terrasse im liegestuhl verbracht habe. die weinkenner und genießer unter uns werden mir bestätigen, es war ein excellenter jahrgang der 76er.

nun sie sind nicht neu, diese heißen sommer, denn immerhin sind seit 1947 bereits 56 jahre ins mal kältere und mal wärmere land gezogen.

:-))


Barbara antwortete am 06.08.03 (14:51):

Heute im Hamburger Abendblatt gelesen:

>>Nord- und Ostsee: Längste Wärmephase seit 130 Jahren

.... PROF. GERD BECKER: Der Klimawandel wird nun sichtbar. Die Binnen-, Watt- und Schelfmeere bekommen das zuerst zu spüren. Selbst die Tiefengewässer in der Ostsee sind derzeit fast vier Grad wärmer als gewöhnlich. Und nach unseren neuesten Messungen in der Deutschen Bucht liegt auch die Temperatur der Nordsee um ein bis zwei Grad über den langjährigen Vergleichswerten. Da ist eine gewaltige Wärmemenge gespeichert.

ABENDBLATT: Ist das jetzt nur eine Episode im typischen sprunghaften Wechsel zwischen Kalt- und Warmphasen?

PROF. BECKER: Relativ hohe Wassertemperaturen werden schon seit etwa 1987 registriert. Aber jetzt erleben wir die längste und intensivste Warmphase der vergangenen 130 Jahre. Das ist zumindest für die Nordsee anhand jahrzehntelanger Messdaten nachweisbar. Seit nunmehr 25 Monaten in Folge bewegen sich die Wassertemperaturen über dem üblichen Monatsdurchschnitt. Dass das Meer innerhalb von zwei Jahren beständig zu warm ist, haben wir noch nie erlebt. Für die Ostsee liegen uns keine historischen Vergleichswerte vor, aber ich vermute, dass es da ähnlich aussieht.

ABENDBLATT: Aber die Hitzewelle wird irgendwann vorbei sein. Ist Erleichterung für die Meere an Deutschlands Küste in Sicht?

PROF. BECKER: Ich fürchte nein. Auch wenn irgendwann wieder eine Kaltphase kommt, so glaube ich, dass das frühere Niveau nicht wieder erreicht wird.<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/08/06/193952.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/08/06/193952.html


pilli antwortete am 06.08.03 (14:58):

"Wenn weise Männer nicht irrten,
Müßten die Narren verzweifeln."
(Goethe...mal wieder...)


Wolfgang antwortete am 06.08.03 (15:17):

Es ist ein beliebtes Spiel der DiskussionsteilnehmerInnen, persönlich Erlebtes einzustreuen, um damit den Eindruck zu erwecken, das sei zu verallgemeinern. Ich moechte mich an dem Spiel beteiligen...

Ende der 60er Jahre war es, da habe ich einen Super-Sommer erlebt... Monatelang tagsüeber um die 40 Grad (im Schatten). Die Wochen davor und die Wochen danach war es auch nicht viel kaelter... tagsueber so um die 25-30 Grad (im Schatten). Kaum Regen hat's gegeben. Ihr seht, alles schon mal dagewesen und kein Grund, weiter nachzudenken.

Ach, ja... Ich sollte vielleicht noch erwaehnen, wo ich mich damals aufgehalten habe: Es war in der Sahara im Grenzgebiet von Algerien, Libyen und Niger. *fg*


pilli antwortete am 06.08.03 (15:30):

nun der vergleich zwischen der rheinischen tiefebene und der wüste...hat was...


:-)))


Mart antwortete am 06.08.03 (15:32):

Ach, da muß ich auch etwas einstreuen:

Im Karbon vor ca. 300 Mio. Jahren war bei uns in Mitteleuropa ein so herrliches tropisches Klima. Noch heute leben wir von den Benefiten, die in dieser paradisischen Zeit entstanden sind.

Was kann dabei so schlecht sein?


Wolfgang antwortete am 06.08.03 (17:21):

Genau... Warum sich Gedanken machen... Alles schon mal dagewesen, wenn auch vor ein paar hundert Millionen Jahren (gab's damals eigentlich schon Menschen?). Und dann das epochale Ereignis am Rhein vor 56 Jahren (wer das nicht persoenlich erlebt hat, hat keine Ahnung vom Wetter). :-) - Heute schaffen wir den Klimawechsel mit allem drum und dran in schlappen hundert Jahren. Unbestritten: Wir werden immer besser und vor allem schneller. Wie heisst der bekannte Spruch: Die Lage ist aussichtslos, aber nicht ernst (oder so aehnlich)... *sfg*


pilli antwortete am 06.08.03 (17:28):

da antworte ich doch mal sommerlich locker und mit der mir eigenen rheinischen leichtigkeit:

"wir lassen uns das leben nicht verdrießen...
das leben nicht und auch den sonnenschein..."

:-)

wie meinte Konrad Beikircher:

"es ist noch immer gut ausgegangen..."


Mart antwortete am 06.08.03 (18:19):

Und das sagten die Ammoniten und die Belemniten, und die Sigillarien und die Foraminiferen und die .........


Felix antwortete am 07.08.03 (18:19):

.... oh nein ... es starben auch ganze Tier- und Pflanzengruppen unwiederbringlich aus ....
... aber für die Biosphäre unseres blauen Planeten wäre dies vielleicht eine neue Chance .... wenn die lästigen "Parasiten" verschwinden würden!

&:<)))


Medea. antwortete am 07.08.03 (19:08):

Ja, liebe Mart,
das waren noch Zeiten, als die Benefiten, die Belemniten und Sigillarien entstanden :-), sowie die Foraminiferen (kleinster Plural von Foren ;-) .....
ich erinnere mich noch gut an die Stalakmiten und Stalaktiten - alles vergangen und vorbei .... :-((

Höre gerade "Darum lieb' ich den Sommer" - wunderbare gesellige Musik des 16. Jahrhunderts mit den Münsterschwarzacher Madrigalisten - und allen Unkenrufen zum Trotz genieße ich egoistisch diese warmen Vorabendstunden.


pilli antwortete am 07.08.03 (21:08):

liebe Medea.

frisch geduscht und voller sonnenenergie sitze ich zwischen stapeln von kochbüchern... vor mir ein eiskalter melonen-cocktail und höre von der cd "Wiener Melange" die "Petersburger Schlittenfahrt" und im radio "chansons und liederliches"

datt kühlt ungemein :-))))

hach...und morgen wieder hoffnung auf hochsommerliches wetter

:-)


Mart antwortete am 08.08.03 (08:30):

Ich finde die jetzige Hitze großartig. Das Obst reift heuer um mindestens um 3 Wochen früher und ist picksüß, unser Wein wird heuer ein Jahrhundertwein (1000 m Seehöhe)!

Ich bedaure die armen Leute, die im Süden in einer warmen Brühe baden müssen, und genieße das hier und jetzt in vollen Zügen.

Mir ist es recht, wenn dieser herrliche Zustand auch in der Zukunft anhält. Mir kann es hier in meinen Bergen nicht warm genug sein. Endlich linde Sommernächte unter einer riesigen Ulme an meinem Teich mit Fledermäusen, die sich darüber tummeln.


Barbara antwortete am 08.08.03 (13:47):

Spiegel-online meldet:

>>Hitzehoch "Michaela" lässt selbst in der Nacht nicht nach: Die Nacht zum Freitag war die heißeste Nacht in Deutschland seit Beginn der Messungen.

An der Weinstraße in Rheinland-Pfalz lag die Tiefst-Temperatur mit 26,7 Grad so hoch wie noch nie an irgendeiner Station des Deutschen Wetterdienstes, berichtete Meteorologe Norbert Bonanati am Freitagmorgen in Offenbach. Bisheriger Rekordhalter war Freiburg mit 26,0 Grad am 5. Juli 1957.

Die heißen Nächte machen das Schlafen zur Qual. Dagegen wird das Sexualhormon Testosteron vermehrt gebildet. Statt zu ruhen, geben sich viele Menschen dem Sex hin. Umfragen zeigen: Doppelt so häufig, wie normal.<<

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,260461,00.html

Vielleicht hat nun Petrus die Lösung unserer Sozialprobleme in die Hand genommen. In neun Monaten sind wir schlauer :-)


Medea. antwortete am 08.08.03 (16:02):

Einen heißen Sommer muß es auch im Jahre 1608 gegeben haben. Ein Martin Behm dichtete die folgenden Zeilen:

Herr Gott, du Herrscher aller Welt,
Gut Wetter du bescherest.
Du machst mit Früchten reich das Feld,
dadurch du uns ernährest.
Du gibst uns Obst, Getreid und Wein,
dazu Tier, Fisch und Vögelein,
erhältst uns Leib und Leben.

Schau, wie jetzt bei der dürren Zeit,
die Frücht' im Feld vergehen.
All Kreatur um Regen schreit,
die Menschen jammernd stehen.
Es lechzt das Vieh, dürr ist das Land,
drum tu au deine Gnadenhand.
Gib Guts, wend allen Schaden.

Send uns herab vom Himmels Saal,
ein warmen fruchtbarn Regen.
Behüt vor Schloß und Wetterstrahl,
gib zum Gewächs dein Segen.
Bescher uns unser täglich Brot,
gib, was für Leib und Seel ist not,
hilf, daß wir selig werden.


Barbara antwortete am 09.08.03 (00:37):

Das Rekordhoch „Michaela“ ist eigentlich ein Weihnachtsgeschenk:

>> Ein Justizverwaltungsbeamter aus dem baden-württembergischen Hegau schenkte seiner gleichnamigen Frau die Patenschaft für das 39. Hoch des Jahres 2003.

„Zunächst wusste sie wenig mit dem Geschenk anzufangen“ erinnert sich Pascal Simon heute an die ungewöhnliche Überraschung unterm Weihnachtsbaum. Es war ja nur ein offizielles Papier der Freien Universität (FU) Berlin. Die beiden konnten nicht ahnen, dass es ein potenzielles Rekord-Hoch werden würde.

Am 1. August tauften die FU-Meteorologen das Hoch offiziell. „Da habe ich mir schon gedacht, dass es heiß wird,“ sagt Simon. Es kam noch dicker: Seit Tagen sorgt „Michaela“ für Temperaturen knapp unterhalb der 40-Grad-Grenze - der historische Hitze-Rekord von 40,2 Grad aus dem Jahre 1983 könnte fallen. Und ein Ende ist nicht abzusehen.<<

Giampiero Marracchi vom Wetterforschungszentrum in Florenz kommt es so vor, als habe sich der meteorologische Äquator um 20 Breitengrade nach Norden verschoben:

„Es ist so, als würde die (afrikanische) Wüste nach Norden wandern.“

Web-Tipp: Süddeutsche Zeitung

Der heißeste Tag seit über 100 Jahren

Seit Tagen haben wir darauf gewartet. Nun hat das Hoch "Michaela" das saarländische Örtchen Perl-Nennig mit 40,8 Grad eingeheizt.

https://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/771/15756/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/771/15756/


pilli antwortete am 09.08.03 (08:11):

Harald Schmitt meinte gestern, in seiner letzten sendung vor den sommerferien, ohne die "Hitze-Reporter",
was sollten wir da lesen im diesjährigen sommerloch?
-------------

die berichterstatter der jeweiligen sender, deren arbeitsplatz ansonsten an den unterschiedlichsten aktuellen plätzen in der welt vestreut zu finden ist, melden sich in diesen tagen von schwimmbädern und kleingarten-idyllen.

von Kleinkleckersdorf bis Sylt haben sie position bezogen.
die temperaturmesser sind umlagert und die dorfältesten werden bald lange wartelisten führen , bevor der temperaturgeile blick der starreporter auf das thermometer fallen darf.

die kleinsten grad-unterschiede sind nun den abendlichen kommentar wert...

wann wird`s mal wieder richtig winter?

:-)


pilli antwortete am 11.08.03 (08:53):

guten morgen Medea. :-)

gerade sind die hitzigen worte eines weiteren poeten in die mail box eingeflogen und schon weitergeleitet; vielleicht können wir eine statistik aus literarischer sicht darstellen und so dokumentieren und vielleicht auch rückschlüsse ziehen?

:-)

dem von dir vorgestellten Martin Behn (1608)

möchte ich Hans Aßmann von Abschatz (1646-1699) anbieten.

-------------------
Buß-Gedancken bey grosser Hitze


Wo soll ich fliehen hin/ daß ich im Schatten sitze?
Es brennt des Höchsten Zorn mit angeflammter Hitze
Den von Gerechtigkeit und Unschuld-blossen Geist/
Der Thränen aus dem Aug/ und Blutt vom Hertzen schweist.
Kein Kürbiß-Blat beschirmt mich nicht/
Wenn dieser Sonne Feuer sticht/
Kein dunckler Wald noch düstre Höle
Kühlt oder birgt die matte Seele.

Der Unschuld reines Kleid/ zu dem ich war erkohren/
Hab ich durch Evens Lust und Adams Biß verlohren/
Mein Wahnwitz reist mir selbst den Rock des Heiles ab/
Den mir der Tauffe Bund doch zu gebrauchen gab.
Die mit viel Schuld beschwärzte Schoß
Ist leider aller Zierde bloß/
Nichts hab ich mehr mit Furcht und Zagen/
Als nackte Dürfftigkeit zu klagen.

Wo soll ich fliehen hin? der Tag will kühle werden/
Die Gnaden-Sonne neigt sich weit von mir zur Erden/
Von fernen dräuet mir Zahnklappern finstrer Grufft/
Von Hinten schrecket mich das Stürmen schwartzer Lufft:
Wie sich ein Aespen-Laub bewegt/
Wenn Eurus Zweig an Zweige schlägt/
So sieht man unter solchem Wittern
Mein höchsterschrocknes Hertze zittern.

Wohin verberg ich mich für Gottes Angesichte?
Der tieffsten Berge Klufft ist seinen Augen lichte!
Sezt ich dem Rücken gleich Matutens Flügel an/
So weiß ich/ daß sein Blick mich doch ereilen kan.
Des abgelegnen Meeres Grund
Ist ihm durch alle Flutten kund/
Wolt ich mir in die Hölle betten/
So findt sich da auch kein Erretten.

Last Decken Babylons mit stoltzem Ruhme sticken/
Mich kan kein fremder Zeug bey eignem Mangel schmücken/
Ich poche nur umsonst auff Arbeit meiner Hand/
Und würcke nichts als Müh und Frevel zum Gewand.
Mit Adams welckem Feigen Blat
Bedeck ich meine Missethat/
Mein Thun gleicht leichten Spinnenweben/
Und kan mir keine Kleidung geben.

Weg mit geborgtem Schmuck und eigner Flecken Kleide/
Mein Jesus beut mir an die Rosin-rothe Seide/
Durch sein selbst eigen Blutt gefärbt ans Creutzes Stamm.
Ward nicht das erste Kleid/ (er ist das reine Lamm
Für mich von Anbeginn geschlacht:)
Durch Gott von Fellen selbst gemacht?
In sein Verdienst will ich mich kleiden/
Und so getrost von hinnen scheiden.


:-)

vielleicht finden wir gemeinsam noch weiteres als zeitdokument.


schorsch antwortete am 11.08.03 (09:14):

Wetten, dass sich dieser Sommer als "Traumsommer" in den Gedächtnissen unserer Enkel einprägen wird?


WANDA antwortete am 11.08.03 (17:52):

Wieso nur bei den Enkeln ? Es ist doch für alle ein Traumsommer.


henner antwortete am 11.08.03 (17:58):

was heißt hier "Traumsommer", ? Das trifft bestimmt auf die Ostseeküste zu, aber in der Kölner Bucht kenn ich Leute, die sprechen eher von einem Alptraumsommer ( keine Lüfter mehr im Baumarktangebot, der Hund kann nur in den frühen Morgenstunden ausgeführt werden, die Wohnung kühlt nachts nicht unter 25 °C ab, im Fernsehen ne Unmenge Waldbrandbilder usw.)


schorsch antwortete am 11.08.03 (18:07):

Liebe Wanda, du wirst den "Traumsommer" spätestens dann als "Albtraumsommer" erleben, wenn du für landwirtschaftliche Produkte den doppelten Preis bezahlen musst. Bei uns in der Schweiz jedenfalls sehen viele Felder und Wiesen bald so aus wie die Vorzonen zur Sahara. Ich erlebe es selber im eigenen Garten: Zwiebelernte etwa ein Drittel einer Normalernte; Kartoffeln etwa halb so gross wie sonst; jeden Morgen und Abend seit vielen Wochen Wasser tragen, damit wenigstens das Wichtigste nicht verdorrt; für den Rasen reichts überhaupt nicht mehr - vermutlich muss ich ihn im nächsten Frühjahr neu ansähen.......


Wolfgang antwortete am 11.08.03 (18:31):

Ein Gutes hat der (Alb-)Traumsommer... Man denkt ueber die Abschaltung der Atomkraftwerke nach, weil die Fluesse zu warm sind und die Brennstaebe damit nicht mehr ausreichend gekuehlt werden koennen. - Nur: Woher dann den Strom nehmen? Vielleicht doch per Sonnenenergie, denn Sonnentage wird es ja kuenftig bei uns reichlicher geben? :-)


Mart antwortete am 11.08.03 (18:47):

Ein Vorschlag, der von der Presse (=konservative Tageszeitung in Ö.) gemacht wird:

"Ein andauernder Hilftopf (erg. staatlicher Ausgleich der Dürreschäden) würde zudem eine dringend mötige Reaktion auf den Klimawandel verzögern:
Daß die Bauern sukzessive auf Arten und Sorten umstellen, die besser an die neuen Anforderungen angepaßt sind. Das ist wohl die allerwichtigste Maßnahme, um die Folgen der Klimaveränderung überleben zu können - Entschädigung hin, Versicherung her." Martin Kugler


henner antwortete am 11.08.03 (20:51):

@ schorsch,,, Deine Befürchtung mit dem verdorrenden Rasen:"vermutlich muss ich ihn im nächsten Frühjahr neu ansähen.." ist wohl eher unbegründet, falls Du nicht englischen Wembleystadionrasen der Extraklasse bevorzugst, sondern mit einer halbwegs naturbelassenem Alltagswiese vorlieb nimmst, seh ich für Deinen Garten spätestens nach dem nächsten Land bzw Dauerregen eine grüne Wiederauferstehung und -leider auch wieder allwöchentliche Rasenmäherbewegungsbeschäftigungstherapie für Dich oder Deine Gärtner


Barbara antwortete am 12.08.03 (00:53):

In den USA werden Wissenschaftler massiv unter Druck gesetzt, wenn sie über Ursachen der Erderwärmung berichten, die von Menschen gemacht sind.

Patrick Illinger schreibt in der Süddeutschen Zeitung:

>>Unseriöse Wissenschaftler und hartnäckige Lobbyisten torpedieren in den USA jeden Ansatz sinnvoller Klimapolitik

....Doch sogar Skeptiker äußerten sich erstaunt darüber, wie Politik die Wissenschaft verbiege, berichtete die New York Times.

Unter dem Eindruck anhaltender Kritik an dem Papier von Soon und Baliunas, unter anderem in einer Veröffentlichung der angesehenen Zeitschrift Eos, verfasste der Chefredakteur von Climate Research, Hans von Storch, einen kritischen Leitartikel in eigener Sache. Nachdem der Herausgeber ihm jedoch davon abriet, das Gutachtersystem des Hauses zu kritisieren, ist von Storch von seinem Posten zurückgetreten. „Die Studie war fehlerhaft und hätte nicht veröffentlicht werden dürfen“, sagt der Klimaforscher vom deutschen GKSS-Institut für Küstenforschung in Geesthacht. Mittlerweile ist auch bekannt geworden, dass die fragliche Studie mit 53000 Dollar vom American Petroleum Institute unterstützt wurde und die beiden Autoren einen Teil ihres Einkommens vom George-C.-Marshall-Institut beziehen, das seit Jahren in Washington gegen Begrenzungen von Gasausstoß kämpft.

„Wir sind kurz vor dem Punkt, eine demokratische und eine republikanische Wissenschaft zu haben“, klagt der Experte für Wissenschafts- und Technikpolitik, Roger Pielke aus Colorado. Dabei gelingt es offenbar kleineren Gruppen von Wissenschaftlern zunehmend, den im Grunde längst fundierten Gesamtzusammenhang von Kohlendioxid-Emission und Klimaänderung zu verwässern.

„Die seriöse Wissenschaft verliert ihre Kraft“, fürchtet auch Hans von Storch. In diesem politischen Klima verspürt Präsident Bush nicht viel Gegenwind, wenn er seine Klimapolitik darauf beschränkt, wie in der vergangenen Woche neue Fragenkataloge aufzubringen, deren Klärung es bedürfe, bevor man die Industrie beschneidet (www.climatescience.gov).<<

https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel962/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel962/


WANDA antwortete am 12.08.03 (08:03):

schorsch, in der Beziehung hast Du recht, meine Kartoffeln sind auch klein, aber Johannisbeeren, Brombeeren, Äpfel und Kürbisse habe ich en masse. Natürlich habe ich auch Mitleid mit denen, die die Hitze nicht so vertragen.
Ein langes Leben hat mir gezeigt, dass man Dinge, die man nicht ändern kann, annehmen muss und dann geht alles viel besser.LG


schorsch antwortete am 12.08.03 (11:13):

Danke henner für deinen Zuspruch die Hoffnung, die ich dadurch bekomme....

Danke Wanda, dass du mir mitteilst, dass wenigstens deine Brobeeren grösser sind als meine Kartoffeln.....

(;--))))


Barbara antwortete am 12.08.03 (12:54):

Frage: Wie kann man am besten der hiesigen Hitze entfliehen?

Antwort: Mit einem Urlaub in Afrika!

>>"Man sieht mehr Tiere als sonst", befand die Berlinerin Melanie Poppe nach ihrem Urlaub am Kap. Ihre Schilderungen über die heißen Temperaturen in ihrer Heimat lösten selbst bei hartgesottenen Südafrikanern Schaudern aus.

"Bei solchen Temperaturen würde ich auswandern", sagte eine mitfühlende Postangestellte am Kap der Guten Hoffnung.<<

https://www.frankfurter-rundschau.de/startseite/startseite/?cnt=268401

Internet-Tipp: https://www.frankfurter-rundschau.de/startseite/startseite/?cnt=268401


Medea. antwortete am 12.08.03 (21:02):

Vom Schwimmen in Seen und Flüssen von Berthold Brecht

Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben nur in dem Laub der großen Bäume sausen, muß man in Flüssen liegen oder Teichen,
wie die Gewächse, worin Hechte hausen.
Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt, wird ihn der kleine Wind vergessen, weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.

Der Himmel bietet mittags große Stille. Man macht die Augen zu, wenn Schwalben kommen. Der Schlamm ist warm. Wenn kühle Blasen quellen, weiß man, ein Fisch ist jetzt durch uns geschwommen.
Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm, wir liegen still im Wasser, ganz geeint, nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen, fühl ich, daß Sonne überm Tümpel scheint.

Wenn man am Abend von dem langen Liegen, sehr faul wird, so daß alle Glieder beißen, muß man das alles, ohne Rücksicht, klatschend in blaue Flüsse schmeißen, die sehr reißen,.
Am besten ist's, man hält's bis zum Abend aus. Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt. Bös und gefräßig über Fluß und Sträuchern, und alle Dinge sind, wies ihnen frommt.

Natürlich muß man auf dem Rücken liegen, so wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen. Man muß nicht schwimmen, nein, nur so tun als gehöre man einfach zu Schottermassen. Man soll den Himmel anschaun und so tun, als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt.
Ganz ohne großen Umtrieb, wie der liebe Gott tut, wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt.


pilli antwortete am 12.08.03 (23:37):

vollmondige sommernachtsgrüße für streunende katzen :-)

-----------------

Bin kein sittsam Bürgerkätzchen,
Nicht im frommen Stübchen spinn ich,
Auf dem Dach, in freier Luft,
Eine freie Katze bin ich.

Wenn ich sommernächtlich schwärme
Auf dem Dache in der Kühle,
Schnurrt und knurrt in mir Musik,
Und ich singe was ich fühle.

Also spricht sie. Aus dem Busen
Wilde Brautgesänge quellen,
Und der Wohllaut lockt herbei
Alle Katerjunggesellen.

Wunderbare Macht der Töne
Zauberklänge sondergleichen!
Sie erschüttern selbst den Himmel,
Und die Sterne dort erbleichen.


Heinrich Heine
(aus Mimi, 1,3 und 9.Strophe)


Medea. antwortete am 13.08.03 (14:31):

Wunderschön, pilli

bitte gelegentlich auch die übrigen Heine-Verse.


pilli antwortete am 13.08.03 (14:46):

àber gerne doch :-) buch liegt schon für dich bereit...mehr dann aber im lit-forum...

:-)


pilli antwortete am 13.08.03 (14:55):

na gut...:-) dann doch hier wegen der besseren zuordnung

p.s.
und wegens "Primadonna Philomele"...datt hat keinen bezug zu ladies des ST...lach

----------------
Mimi

Bin kein sittsam Bürgerkätzchen,
Nicht im frommen Stübchen spinn ich.
Auf dem Dach in freier Luft,
Eine freie Katze bin ich.

Wenn ich sommernächtlich schwärme,
Auf dem Dache, in der Kühle
Schnurrt und knurrt in mir Musik,
Und ich singe, was ich fühle."

Also spricht sie. Aus dem Busen
Wilde Brautgesänge quellen,
Und der Wohllaut lockt herbei
Alle Katerjunggesellen.

Alle Katerjunggesellen,
Schnurrend, knurrend, alle kommen,
Mit Mimi zu musizieren,
Liebelechzend, lustentglommen...

Brauchen keine Instrumente,
Sie sind selber Bratsch und Flöte;
Eine Pauke ist ihr Bauch,
Ihre Nasen sind Trompeten.

Sie erheben ihre Stimmen
Zum Konzert gemeinsam jetzo;
Das sind Fugen, wie von Bach
Oder Guido von Arezzo.

Das sind tolle Symphonien,
Wie Capricen von Beethoven
Oder Berlioz, der wird
Schnurrend, knurrend übertroffen.

Wunderbare Macht der Töne!
Zaubertöne sondergleichen!
Sie erschüttern selbst den Himmel,
Und die Sterne dort erbleichen...

Nur das Lästermaul, die alte
Primadonna Philomele,
Rümpft die Nase, schnupft und schmäht
Mimis Singen - kalte Seele!

Doch gleichviel! das musizieret,
Trotz dem Neide der Signora,
Bis am Horizont erscheint
Rosig lächelnd Fee Aurora.

Heinrich Heine (1797-1856)


Medea. antwortete am 13.08.03 (15:54):

Hach - zu und zu schön .....
.... schnurrt und knurrt in mir Musike ....

der gute alte Heine ....
rückt die Dinge wieder zurecht ......
Danke schön. ;-)


DorisW antwortete am 14.08.03 (07:36):


All Morgen ist ganz frisch und neu :-)))


schorsch antwortete am 14.08.03 (08:54):

Ein Wunder: Es donnert. Wenns nun nur auch noch regnen könnte.......


Barbara antwortete am 14.08.03 (13:32):

In Frankreich spricht man von 3000 Hitzetoten... allein im Großraum Paris von 2000:

>>Der einzige Vergleich für eine solche Situation ist Chicago 1995. Damals starben 700 Menschen in drei Tagen", erklärte der französische Gesundheitsminister Mattei.
.....
Die Leichenhallen im Großraum Paris sind seit Tagen überfüllt, das landesweit größte Bestattungsunternehmen hat mit dem Errichten von Kühlzelten in den Vororten begonnen. Einige gerichtsmedizinische Institute stellten ihre Plätze zur Verfügung. Leichen liegen mehr als zwei Tage in den Wohnungen, bis sie abgeholt werden, sagte der Sprecher der Polizeigewerkschaft, Mohammed Douhane, im Radio France-Info.
.....
Um den Notstand bei Krankenhäusern und Bestattungsunternehmen zu beheben, hat Premierminister Jean-Pierre Raffarin am Mittwochabend einen Notplan für den besonders schwer betroffenen Großraum Paris eingeleitet.

Mit diesem Plan, der für Seuchen, Naturkatastrophen und Anschläge gedacht ist, kann das gesamte verfügbare Hilfspersonal im Gesundheitswesen mobilisiert werden.<<

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,261214,00.html

Die meisten Toten sind über 80J. alt und/oder Schwerstkranke. Ich gehe noch immer davon aus, dass Petrus sich der Lösung der Probleme unseres Gesundheitssystems angenommen hat :-(

Im Norden ist heute Verschnaufen angesagt:
20°C und ab und zu ein Schauer... einfach traumhaft!

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,261214,00.html


Gudrun antwortete am 14.08.03 (13:59):

Barbara

son bischen schwarzer Humor?
Wenn schon Petrus DIE Lösung weiss...
warum dann nicht für alle,so ab---na,was meinst Du denn?;-)

Bis zur nächsten Eiszeit schaffen wir das sowieso nicht mehr....
warum streiten sich da eigentlich noch soviele über irgendetwas?


Medea. antwortete am 18.08.03 (19:43):

Es war Sommer .....

Es war ein schöner Tag, der letzte im August.
Die sonne brannte so, als hätte sie's gewußt.
Die Luft war flirrend heiß, und um allein zu sein,
sagte ich den andern: Ich hab' heut' keine Zeit.
Dann traf ich sie und sah in ihre Augen
und irgendwie hatt' ich ds gefühl,
als winkte sie mir zu und schien zu sagen,
komm, setzt dich zu mir.

Ich war 16 und sie 31 -
und über die Liebe wußte ich nicht viel.
Sie wußte alles, und sie ließ mich spüren,
ich war kein Kind mehr....
Und es war Sommer....

Wir gingen beide hinunter an den Strand,
und der Junge nahm schüchtern ihre Hand.
Doch als ein Mann sah ich die Sonne aufgehn'.....
Und es war Sommer,
das erste Mal im Leben ....
Und es war Sommer,
das allererste Mal.
Doch als ein Mann sah ich die Sonne aufgehn'...
Und es war Sommer ......

(Peter Maffay)


Medea. antwortete am 18.08.03 (19:43):

Es war Sommer .....

Es war ein schöner Tag, der letzte im August.
Die sonne brannte so, als hätte sie's gewußt.
Die Luft war flirrend heiß, und um allein zu sein,
sagte ich den andern: Ich hab' heut' keine Zeit.
Dann traf ich sie und sah in ihre Augen
und irgendwie hatt' ich ds gefühl,
als winkte sie mir zu und schien zu sagen,
komm, setzt dich zu mir.

Ich war 16 und sie 31 -
und über die Liebe wußte ich nicht viel.
Sie wußte alles, und sie ließ mich spüren,
ich war kein Kind mehr....
Und es war Sommer....

Wir gingen beide hinunter an den Strand,
und der Junge nahm schüchtern ihre Hand.
Doch als ein Mann sah ich die Sonne aufgehn'.....
Und es war Sommer,
das erste Mal im Leben ....
Und es war Sommer,
das allererste Mal.
Doch als ein Mann sah ich die Sonne aufgehn'...
Und es war Sommer ......

(Peter Maffay)


schorsch antwortete am 19.08.03 (08:44):

Im Moment haben wir bei uns 24°. Ich sitze in Shorts am PC - und fröstle. So schnell kann man sich an etwas gewöhnen.....