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THEMA:   Kannte er schon unsere (und andere) Foren ?

 5 Antwort(en).

Geli begann die Diskussion am 15.07.03 (18:21) mit folgendem Beitrag:

Zufällig gefunden ;-))):

„Der imaginäre Garten, worin die Fragen gesät werden und die Antworten wachsen, ist groß. Es gibt Nutzfragen, wie es Nutzpflanzen gibt, und man erntet nahrhafte Antworten. Es gibt Zierfragen, und die buntblühenden Antworten tun uns wohl. Sie schmücken das Heim, bis sie welken, ungemein. Mehr haben sie nicht im Sinn. Es gibt pompöse Fragen. ... Die plustrigen Antworten hierauf nehmen im Garten viel Platz weg. Aber sie sind beliebt und weitverbreitet. Es gibt parasitäre Fragen und Antworten. Sie pflegen sich auf echten, knorrigen und schattigen Antworten anzusiedeln und, von diesen unbeachtet, aus zweiter Hand zu leben. Es gibt ungenießbare und giftige Antworten, die sich von den eßbaren kaum unterscheiden. Unkraut, das keiner gesät hat, wuchert zwischen Würzkräutern und grünem Antwortkohl. Manchmal kommen Gärtner mit ihren Scheren und stutzen große und mächtige Antworten, damit sie das liebliche Landschaftsbild nicht stören. Und zuweilen stecken Scherzbolde farbig aufgedonnerte Papierblumen zwischen echte Dahlien und Astern. Da kann es dann geschehen, daß ein kurzsichtiger Botaniker den Spaß nicht merkt, sondern über die vermeintlich neue Blumensorte ein dickes Buch schreibt. Besonders hübsch und sehenswert sind die am Gartenrand gelegenen Spezialbeete mit den dort blühenden Antworten auf jene Fragen, die uns schlichten Bürgern nie kämen. Sie wirken exotisch wie Orchideen ...“

Aus: Das Erich Kästner Lesebuch (Copyright Diogenes Verlag AG Zürich 1978)


Medea. antwortete am 15.07.03 (18:33):

leises Lachen:

... und Ähnlichkeiten mit uns STlern wären rein zufällig und nicht beabsichtigt ... ;-))


DorisW antwortete am 15.07.03 (21:54):

Genial :-)


Karl antwortete am 15.07.03 (22:37):

Danke für dieses Fundstück, Geli. Wir sollten das beim Lesen bedenken ;-)


jako antwortete am 16.07.03 (01:01):

Herrlich, Geli, hat gut getan, das zu lesen :-)))


Felix antwortete am 17.07.03 (10:52):

Schönes Bild ... lieber Erich Kästner ... wie Vieles, das du uns hinterlassen hast ... regt zum Weiterspinnen an .....

... und die an der Oberfläche sich ausbreitenden Wucherungen, die keine tiefgehenden Wurzeln haben ... und rasch austrocknen ... nicht zu vergessen die stachligen und dornigen Gebilde ... die bei grober Handhabung zu schmerzhaften Verletzungen führen können. Es gibt aber auch solche mit Brennhaaren ... da können auch sanfte Berührungen schon Schmerz auslösen.
Von der Verbreitung unterschiedlichster Gerüche haben wir auch noch nicht gesprochen. Vom betörenden süsslichen Parfum bis zum penetranten Aasgeruch der Stinkmorchel gibt es alle Schattierungen. Oft kontrastiert der aufdringliche Geruch mit dem lieblichen Erscheinungsbild der Blütenpracht.
Erweitert man die Sinne noch um den Geschmack wäre man über das weite Spektrum erstaunt. Da gibt es die unterschiedlichsten Qualitäten ... von geschmacklos bis beissend scharf oder widerlich bitter, verdorben, faulig ... verführerisch himmlisch ... versalzen, fade, dominant einseitig würzig ... etc.

Ein anregendes Bild ... dieser Garten ... lassen wir ihn nicht von Unkraut überwuchern ... aber auch nicht steril zurückstutzen!