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THEMA:   Die Menschheit wird nicht untergehen !

 22 Antwort(en).

Hanskarl begann die Diskussion am 25.06.03 (22:34) mit folgendem Beitrag:

Wenn ich so durch das Internet "google", so fallen mir immer wieder Forenbeiträge ins
Auge, die den Untergang prophezeien - den Untergang der Geldsysteme, der Wirtschaft,
der Sozialsysteme, der Moral, der Kultur und manches mehr - und, nicht zu vergessen,
die Resourcen ( welche genau ) sind endlich.

Ich halte dagegen:

1. Die Resource "menschlicher Geist" ( Erfindungsreichtum, Ideen ) ist
unendlich. Wenn also tatsächlich eine "Resource zu Ende geht", so ist die nächste da.

2. "Die öffentlichen Kassen sind leer" ist eine unverschämte Lüge, die Steuereinnahmen
sind, absolut betrachtet, seit dem Krieg ( mit einer Ausnahme ) jedes Jahr gestiegen. Die
Regierenden können mit dem Geld nicht umgehen.

3. "Der Sozialabbau führt ins Caos" - meine Eltern sind nach dem Krieg mit einem Bruchteil
dessen ausgekommen, was viele heute für das Existenzminimum halten. Ich erinnere mich
an eine glückliche Kindheit.

4. "Die Unternehmer und Manager bereichern sich und beuten die Arbeiter aus" - meine
Eltern machten sich selbstständig, mein Vater - ja, er war einer von diesen - begann mit
einem Bauchladen, von Haus zu Haus ziehend, mit Bürsten, Schnürsenkel, Nadeln,
Kurzwaren usw. - nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft.

In diesem Sinne könnte ich noch weiter argumentieren.

Wie ist Eure Meinung? Seht Ihr in uns Menschen auch eine dem Untergang geweihte
Art? Glaubt Ihr nicht auch, daß man mit sehr viel weniger, als uns heute zur Verfügung steht,
leben kann?


Gruß Hanskarl


Karl antwortete am 26.06.03 (08:43):

Lieber Hanskarl,


wir werden unseren Ideenreichtum und unsere Innovationskraft aber nur richtig einsetzen, wenn wir die drohenden Gefahren der Resourcenknappheit bei weiterhin überexponentiell wachsender Weltbevölkerung richtig und rechtzeitig in Betracht ziehen.

Kassandras haben immer eine sehr wichtige Funktion. Sie helfen, die Gefahren zu erkennen und ermöglichen erst dadurch, diese dann hoffentlich zu umschiffen.

Nichts wäre tödlicher als unbegründeter Optimismus.

Die Menschheit (vergesellschaftet mit der übrigen Natur und den Artefakten wie Computer, Roboter etc.) wird übrigens nicht statisch das bleiben können, was sie ist, sondern sie wird sich dynamisch weiterentwicklen müssen in stetiger Anpassung an die dramatischen, selbst verursachten Veränderungen der Lebensbedingungen auf dieser Erde.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


schorsch antwortete am 26.06.03 (08:58):

Aus der Tatsache, dass es ja Jahrtausende sooo gegangen ist, abzuleiten, es werde weitere Jahrtausende sooo weitergehen, wäre blauäugig. Noch nie in der Weltgeschichte konnte ein einzelnes Wesen einen solchen Einfluss auf alle anderen Zeitgenossen ausüben. Beispiel: Ein Einzelner kann heute eine A-Bombe basteln und damit Millionen einschüchtern und terrorisieren......


Antonius antwortete am 26.06.03 (13:08):

Trotzdem: Ups - Ops- Ops-OPTimismus muss sein! Gerade für die den öffentlichen Briefverkehr verreichern. Na, natürlich be -
Und was, ja! Ups!
Gib mir mal ne Aspirin! Danke!
Ja, was sollen wir unseren unbekannten Verzweifelnden, den zu frühen Toten in der Statistik - und den Stars, den Erwachsenen unter den Suizidanten (nach dem definiten Prinzip "endgültige Abrechung mit der irdischen Spieler- oder Politiker-Existenz") - dem Mölli - oder den Nachfolgern - ja, was sollen, können und dürfen wir d e n e n nachschreiben in unseren Beileidsbriefchen und Forumsbeiträgen und Leserbriefen (, die die Kandidaten gar nicht mehr hören wollten von ihren Frauen und Kindern und Pastören oder lesen wollten von uns, den Schwätzern): D i e sind doch in den Tod gegangen, weil sie NICHT GLAUBEN WOLLTEN, dass die WELT mit ihnen UNTERGEHT!
So haben wir nicht nur globale Aufgaben, wie Karl schrieb, sondern psychologische Aufgaben: Das öffentliche Leben von Angebern, von Stars, von Möchtegerns, von gackernden Idioten ein wenig freizuhalten - durch frühzeitige Kritik an den koksenden oder fallschirmspringenden oder nix-kapierenden, aber immer lamentierenden und Deformen betreibenden Angebern und Steuerreform-Vorziehen-Wollenden (also allen, ob schwarz ob grün; dieser kontengeilen Kapitalpoke, die Vaduzenstein für eine Bank im "Monopoly" auf der Goethestraße hält - und wissen, dass sie sich aus jedem Gefängnis freikaufen können. Wenn man nicht noch einen Rest Selbstzweifel hat wie Mölle, Barschel und Maulwurfel oder wie die heißt, die - ach, Schwamm drüber...)


Wolfgang antwortete am 26.06.03 (13:12):

Die (in ihren Zentren kapitalistisch organisierte und auf fossilen und atomaren also endlichen Energieträgern basierende) Industriegesellschaft hat ein Problem: Ihre Hauptenergieträger (Öl/Gas) haben ihr Fördermaximum
erreicht. Die zwangsläufige Folge: So erzeugte Energie wird zuerst teuer und dann (vor dem endgültigen Versiegen der Quellen) unbezahlbar. Anders ausgedrückt: Unsere derzeitige Art und Weise der Produktion und Konsumtion von Gütern ist nicht nachhaltig.

Dass der westliche 'american way of life' ein Auslaufmodell ist, sollte uns nicht weiter stören. Ist dieser Weg doch nur ein Weg gewesen der Verschwendung nicht-erneuerbarer Ressourcen und der Zerstörung der für Menschen günstigen Naturbedingungen.

Viele Menschen reagieren auf die sich ändernden Bedingungen mit Angst. Dabei ist eine (Energie-)Wende nicht nur mit Risiken, sondern auch mit Chancen verbunden. Die Chancen überwiegen m. E.. Schliesslich ist eine sichere, saubere und nachhaltige Energiebasis möglich mittels erneuerbarer Energien. :-)


Wolfgang antwortete am 26.06.03 (13:14):

Webtipp...

Notwendigkeit und Machbarkeit der Energiewende
Kurzfassung des Vortrags im Rahmen der 3. Bucher Zukunftswerkstatt, Berlin Buch, 20.5.1998
Von Dr.-Ing. VOLKER QUASCHNING
https://emsolar.ee.tu-berlin.de/publis/buch98/

Internet-Tipp: https://emsolar.ee.tu-berlin.de/publis/buch98/


Tobias antwortete am 26.06.03 (18:21):

Hallo Hanskarl,
" Nr. 2 Regierungen können mit Geld nicht umgehen. "
Nur Regierungen ?? Wenn Beraterbanken ( Dresdner Bank )es nicht mehr können und das sind doch die Oberprofis was Geld anbelangt.
Wenn, wie eben gemeldet, die " Mannheimer Versicherung " oder nach dieser Meldung " Verunsicherung " vor der Pleite steht. 1000 % Geldvermehrer und Lehrer was Geldanlage betrifft. Halten Vortäge und lehren uns, wie Geld anzulegen oder auszugeben ist.

Frage : Wie sieht es denn mit uns aus, kann die Mehrzahl der deutschen Bundesbürger überhaupt noch mit Geld umgehen ? Glaubst du wirklich nur die Regierung kann es nicht ?

Guten Abend wünscht Tobias


Medea. antwortete am 26.06.03 (19:24):

Nein Tobias - die Mehrheit der Menschen kann eben nicht mit Geld umgehen - ich weiß die genaue Zahl jetzt nicht mehr, aber Millionen von Haushalten sind hochverschuldet hier in unserer Bundesrepublik Deutschland.


henner antwortete am 26.06.03 (20:41):

@ Medea ,,die genaue Zahl verschuldeter Haushalte ändert sich von Stunde zu Stunde, leider in Richtung mehr. Angenommen ,das gesamte Geldvermögen betrüge 1000 DM
1993 besaß davon:
ein Viertel der Haushalte (zusammen)ca 1 DM
die "obersten 10% der Bevölkerung: 460 DM
2001 besitzen die obersten 10% schon über 500 DM
die ärmsten 25% sind mit 15 DM Verschuldet
0,5% der Bevölkerung besitzen mehr als 250 DM
,,wie sollen da die Ärmsten lernen mit Geld umzugehen,(sie können höchstens, falls sie mal welches haben, es ausgeben) da könnte man gleich verlangen, die Reichsten sollten lernen ohne Geld auszukommen.
Ein ausblutender Staat muß sich Geld von den "Vermögenden " leihen und Zinsen zahlen. Für diese Rückzahlungen und Zinsen an die "Reichen" muß der Staat den "Normalbürgern" in die Taschen greifen.


Hanskarl antwortete am 26.06.03 (21:11):

@Karl

Ich halte es mit Hegel: Die Notwendigkeit schafft die Möglichkeit.
Oder mit Carlo Schmidt: Die normative Kraft des Faktischen.
Oder mit K.B. : Zur Not geht viel.
Oder mit Charles Darwin: survival the fittest

Daher bin ich grundsetzlich und GRENZENLOS optimistisch.

@schorsch

Nun, seit Jahrtausenden hat der Mensch sich aufgrund seines "Einfallsreichtrums" behaupten
können - warum sollen den Menschen ihre Ideen plötzlich ausgehen? Meine Einstellung hat
etwas mit "Selbstvertrauen" ( eigentlich falsch, besser Unsvertrauen ) zu tun.

@Antonius

????

@Wolfgang

Die Resource "Pferdedroschken" wäre heute auch nicht in der Lage dem Mobilitätsbedürfnis
der Menschen zu genügen - es kam rechtzeitg das Auto. Die Resource Erdöl ist laut CLUB of
ROM bereis seit 1984 nicht mehr vorhanden. Die Resource Kern-Energie ist unfassbar groß.
Die Autos werden in absehbahrer Zeit mit Wasserstoff fahren.

Die Menschen wollen offensichtlich mehrheitlich dieses System, sonst wäre es nicht da
und sonst würden nicht Millionen nach Europa oder Amerika auswandern, wenn man sie ließe.

Wenn die Menschen ein anderes System wollen, werden sie es sich schaffen. Vor Veränderungen
hatten schon immer viele, aber eben nicht alle Angst, schließlich hat sich die Menschheit immer
geändert - alles fließt, sagten schon die Griechen und meinten wohl die Veränderungen.

@Tobis

Du has recht. Aber die Unfähigkeit der Regierenden müssen alle Bürger ausbaden, die Unfähigkeit
der Dresdener Bank, z. B., nur die Betroffenen, die sind dies freiwillig. "Wer sich in die Hände
einer Bank begibt, kommt darin um ( K.B. )"

Ich kenne eine sehr große Anzahl von sogenannten "Kleinen Leuten" die nicht mehr ausgeben,
als sie einnehmen.

@Medea

Aber noch mehr Millionen von Haushalten sind n i c h t verschuldet und leihen der Regierung,
den Ländern und Komunen Geld, denn bei wem hätte der Staat wohl die rund 1 Billion Euro
Schulden, wenn nicht bei seinen Bürgern.

Danke für Eure Meinungen

Gruß Hanskarl


Hanskarl antwortete am 26.06.03 (21:20):

@henner

Die Reichen leihen dem Staat nicht das Geld sondern die kleinen Leute. Die Reichen
kaufen doch keine Bundesschätzchen oder Komunalobligationen und dergl. - sie,
die Reichen haben ihr Geld im Ausland ( zu besseren Anlagebedingungen ) oder
aber im Produktions- oder Immobilienvermögen im Inland zu ebenfalls besseren
Bedingungen als sie die öffentliche Hand sie bietet.

Ich behaupte, es sind gerade Armut lehrt mit Geld umzugehen, nicht in gleichem
Maße aber Reichtum.

Danke für den Beitrag

Gruß Hanskarl


henner antwortete am 26.06.03 (22:12):

@ Hanskarl :" Die Reichen leihen dem Staat nicht das Geld sondern die kleinen Leute" dem ist wohl nicht ganz so.
1. haben die "Kleinen Leute" nicht entsprechende Mittel um
den Staat damit zu beglücken (durch ihre Abgaben,
Steuern, Niedrigeinkommen sind sie kaum dazu in der
Lage )

2.legten z.B vorletztes Jahr die Privaten ca 100 Mrd € und
die Banken u. Versicherer 16 Mrd € zur Seite.
3. wurde von dieser Summe die knappe Hälfte von Unternehmen
als Kredit aufgenommen den Rest (bis auf ca10 Mrd € die
ins Ausland gingen) 56 Mrd € nahm der Staat als
Schulden auf.

und Hanskarl, wenn Du sagen würdest "Armut lehrt ohne Geld auskommen" würde ich auch nicht widersprechen. Aber Armut müsste dann definiert werden u. das könnte entsprechend der jeweiligen eigenen Situation politisch,philosophisch,praktisch je nach Ansicht, Anschauung und Einstellung zu recht verschiedenen Beiträgen hier führen.


Hanskarl antwortete am 26.06.03 (23:04):

@henner

>2.legten z.B vorletztes Jahr die Privaten ca 100 Mrd € und
>die Banken u. Versicherer 16 Mrd € zur Seite.

Die Banken und Versicherer gehören ja auch "Privaten" wie letztlich alles Vermögen
Personen ( nicht Institutionen ) gehört.

> ... 56 Mrd € nahm der Staat als Schulden auf.

Dabei handelt es sich ja nur um die NEU-Verschuldung, also zusätzlich zu den vor-
handenen Schulden.

> Armut müsste dann definiert werden ...

Sicher richtig. Ich meinte mit dem Begriff Armut wertfrei, den Zustand mit wenig Geld
( nicht "ohne Geld" ), zur Unterscheidung vom materiell sorglosen Leben der Reichen.

Der Ausgangspunkt war ja,
>2. "Die öffentlichen Kassen sind leer" ist eine unverschämte Lüge, die Steuereinnahmen
>sind, absolut betrachtet, seit dem Krieg ( mit einer Ausnahme ) jedes Jahr gestiegen. Die
>Regierenden können mit dem Geld nicht umgehen.

und ich bin immer noch der Meinung und sehe dies in meiner Umgebung, daß Menschen
mit weniger Geld ( die Armen ? ) eher mit Geld umgehen lernen als die Regierenden. Der
Grund liegt in der Tatsache, daß "anderer Leute Kuh leicht zum Markt zu treiben ist".

Danke für Deine Antwort.

Gruß Hanskarl


Wolfgang antwortete am 27.06.03 (05:48):

In wirtschaftlichen Krisenzeiten wächst das Bedürfnis nach einfachen Weltdeutungen... Ein beliebtes (aber trotzdem falsches) Deutungsmuster: Privatiers können mit dem Geld besser umgehen als Staatsdiener. Gerade lese ich zum Beispiel vom Versuch der italienischen enorm hoch verschuldeten Firma Fiat, aus ihren wirtschaftlichen Schwierigkeiten herauszukommen. Über 12.000 Stellen sollen gestrichen und zwölf Werke sollen geschlossen werden. Dadurch sollen die Kosten gesenkt und die Arbeitsproduktivität erhöht werden. Gleichzeitig will Fiat fast 2 Milliarden Euro mehr investieren (finanziert nicht durch weitere Schulden, sondern per Kapitalerhöhung durch Beteiligung in- und ausländischer Banken). Vor allem wird in die Forschung investiert (während aus kostenträchtigen unproduktiven Beschäftigten desinvestiert wird).

Das Beispiel soll zeigen: Auf veränderte Bedingungen muss reagiert werden. Eine böse Absicht oder besondere Inkompetenz ist den italienischen Managern nicht zu unterstellen. Im grossen Spiel ums Geld läuft nicht alles rund. Das hysterische Geschrei (vor allem in Deutschland) über angeblich versagende Regierende und Manager geht am Thema vorbei. Es gibt Chancen, aber auch Risiken. Man kann gewinnen und produktiv und nachhaltig werden (falls man das Richtige tut), man kann aber auch verlieren (wenn man alt denkt und an überholten Strukturen klebt). Vor Pessimismus und vor allem vor Optimismus sei gewarnt (die Pessimisten und die Optimisten sind wegen ihrer überzogenen Erwartungen Teil des Problems)... Realismus ist angesagt.

Veränderungen ängstigen, ja überfordern viele Menschen. Es wird sich trotzdem etwas ändern. Möglicherweise hin zu etwas Besserem. Business as usual... :-)


schorsch antwortete am 27.06.03 (10:20):

Produziert kann nur werden, was auch verkauft werden kann. Und verkauft kann nur werden, was gekauft wird.....

Was das heissen soll?

Wenn der Markt (z.B. Fiat) 1 Million Autos pro Jahr herstellen würde, aber nur die Hälfte kann verkauft werden, lägen plötzlich eine halbe Million Neuwagen an Halde. Verschrotten, damit wieder Arbeit entsteht?

Andere Idee? Fiat könnte ja die Werbung verstärken? Wenn aber nur die Anzahl XXX`XXX Neuwagen gekauft werden auf der ganzen Welt, dann nützt verstärkte Werbung zwar Fiat, aber auf Kosten von z.B. Opel. Ist das gewünscht?

Wie ich schon oft hier gesagt habe: Der Markt (die Arbeitsmenge) ist ein Kuchen. Wenn jemand ein grösseres Stück abschneidet als ihm zusteht, bekommen anderer entweder kleinere - oder gar keine - Stücke!


Wolfgang antwortete am 27.06.03 (11:42):

Tatsächlich wird immer mehr produziert, als verkauft werden kann. Das ist so in modernen industriellen kapitalistischen Volkswirtschaften. Bedarfsdeckung ist nicht der Zweck unserer Wirtschaftsordnung (allerhöchstens ein in Kauf genommener, von den Produzenten als unangenehm, von den Konsumenten als angenehm empfundener Effekt)... Und es gibt auch keinen Plan, wer was in welcher Menge produzieren soll. Ohne "zu viel" Produziertes gäbe es unsere Wirtschaftsordnung schon lange nicht mehr. Aber das ist auch nicht das wirkliche Problem.

Worauf es ankommt: Unsere Art des Produzierens und Konsumierens muss nachhaltig gemacht werden. Schon aus dem Grund, weil die alte fossile bzw. atomare Energiebasis höchstens noch ein, zwei Generationen lang hält. Die neue Energiebasis und die damit verbundenen neuen Techniken und neuen (dezentralen) Strukturen sind schon da... Der Zug nimmt täglich mehr Fahrt auf und ist mittlerweile schon so schnell, dass den Ewiggestrigen die Luft wegbleibt... Ausserdem, denke ich, fährt der Zug dieses Mal in die richtige Richtung. :-)

Webtipp...

FREITAG - 01.10.1999
Machtwechsel via Technik
SOLARE WELTWIRTSCHAFT - Hermann Scheers Plädoyer gegen die "Hegemonie der Pyromanen"
Von STEFANIE CHRISTMANN
https://www.freitag.de/1999/40/99401201.htm

Internet-Tipp: https://www.freitag.de/1999/40/99401201.htm


Hanskarl antwortete am 27.06.03 (17:34):

@Wolfgang

>In wirtschaftlichen Krisenzeiten wächst das Bedürfnis nach einfachen Weltdeutungen..

"Komplexe Zusammenhänge bestehen aus einfachen Zusammenhängen. ( K.B.)" habe ich
mal gelesen.

>Ein beliebtes (aber trotzdem falsches) Deutungsmuster: Privatiers können mit dem Geld besser
>umgehen als Staatsdiener.

Mit eigenem Geld wird "besser" umgegangen, als mit dem Geld anderer. Manager gehen eben
auch mit dem Geld anderer um, dem der Aktionäre, man sollte sie persönlich mehr haften lassen.

>Man kann gewinnen und produktiv und nachhaltig werden (falls man das Richtige tut), man
>kann aber auch verlieren (wenn man alt denkt und an überholten Strukturen klebt).

Ich verstehe in diesem Zusammen "nachhaltig" nicht. Meiner Meinung nach sollten die Worte
"Richtig" und "Falsch" durch "geeignet" und "ungeeignet" ersetzt werden. Denn, Erfolg ist ein
Ziel erreichen. Man erreicht jedes Ziel, wenn man das geeignete tut ( zu tun in der Lage ist ). Was
richtig oder falsch ist / war, zeigt erst die Zukunft ( und bewertet die Historie ). Mit Konrad Lorenz
bin ich der Meinung, das den Menschen nur Versuch und Irrtum bleiben um ihren Weg zu bestimmen.

@schorsch

>Wie ich schon oft hier gesagt habe: Der Markt (die Arbeitsmenge) ist ein Kuchen. Wenn jemand ein
>grösseres Stück abschneidet als ihm zusteht, bekommen anderer entweder kleinere - oder gar keine -
>Stücke!

Dieser Kuchen ist aber nicht immer gleich groß, er wächst. Als ich ein Kind war, lernten wir in der
Schule, daß auf der Erde 2 Milliarden Menschen leben ( und keiner brauchte ein Handy, einen
Computer, einen Fernseher, ja, noch nicht einmal einen Külschrank ) - heute sind es wohl 6 Millliarden
Menschen, wenn ich das richtig weiß. Die Aufgabe der Werbung ist es auch für neue Produkte
neue Märkte zu schaffen, schlicht den Wunsch zu wecken diese zu besitzen. Dies ist auch eine
Erklärung für die Forderung von permanentem Wachstum.

Gruß Hanskarl


Hanskarl antwortete am 27.06.03 (17:50):

@Wolfgang

>Worauf es ankommt: Unsere Art des Produzierens und Konsumierens muss nachhaltig gemacht
>werden. Schon aus dem Grund, weil die alte fossile bzw. atomare Energiebasis höchstens noch ein,
>zwei Generationen lang hält. Die neue Energiebasis und die damit verbundenen neuen Techniken und
>neuen (dezentralen) Strukturen sind schon da... Der Zug nimmt täglich mehr Fahrt auf und ist
>mittlerweile schon so schnell, dass den Ewiggestrigen die Luft wegbleibt... Ausserdem, denke ich,
>fährt der Zug dieses Mal in die richtige Richtung. :-)

Es gibt in der Physik den Begriff des Potentialgefälles. Eine Energieumwandlung erfolgt immer entlang
dem Potentialgefälle ( 1. Hauptsatz der Wärmelehre, von Lorenz Meyer ).

In der Biologie wird dieser Begriff wohl mit "evolutionärem Druck" umschrieben.

Ich will mit diesen Ausführungen darauf Hinweisen, daß mir, ohne die erforderliche Notwendigkeit,
also nur auf dem Wege der Vernunft, Veränderungen nicht möglich scheinen.

Nach meiner Lebenserfahrung gab es bisher nur zwei Motive für Veränderung: die Not oder der Profit.

@Alle

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern für die sachliche Diskussion auf hohem Niveau.


Gruß Hanskarl


Wolfgang antwortete am 28.06.03 (13:29):

Ob die Menschheit (unter den für Menschen auf der Erde günstigen Naturbedingungen) noch eine lange Zukunft haben wird, ist nicht ein für allemal festgelegt. Die Evolution hat kein Ziel und schon gar nicht das Ziel, Menschen unter Artenschutz zu stellen. "Vom Einzeller zum Menschen" wird gerne kolportiert. Als sei die Evolution ein Beförderungsmittel mit einem Weg in eine bestimmte Richtung, und als habe sie eine Endhaltestelle.

Nein: Die Evolution ist ein Spiel mit Regeln aber auch mit Freiräumen, die kreativ gestaltet oder ausgefüllt werden können, zu unserem Nutzen, aber auch zu unserem Schaden.

Wir Menschen sind nicht die Krone irgend einer Schöpfung. Was wir allerdings haben ist der Verstand. Den können wir einsetzen, wie wir das für richtig halten... Wir können mit der Natur- und damit mit der Menschenzerstörung so weiter machen wie bisher, wir können aber auch nachhaltig produzieren und konsumieren (was nur möglich sein wird auf Basis einer solaren Wirtschaft). Alles ist möglich. Was eben nicht heisst, dass wir alles machen dürfen, zu was wir im Stande sind, sondern nur das tun dürfen, was die derzeit (noch) für uns günstigen Naturbedingungen dauerhaft zulassen.

Meine Meinung:

Wir sollten uns zwar mehr anstrengen, aber einen nachhaltigen und friedlichen Weg gehen, also den gewohnten Weg der Nicht-Nachhaltigkeit und des Krieges gegen die Natur verlassen. Wir sollten das sofort und konsequent tun... Tun wir das nicht, wird es auf der Erde - dem einzigen Biotop, das wir haben - schnell eng werden für uns.

Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/inhalt.html


Hanskarl antwortete am 28.06.03 (17:14):

@Wolfgang

Deine Darlegung und Einschätzung überzeugt. "Das Spiel ist offen". Ja, aber es ist nicht frei, "offen"
nur in Grenzen.

>Wir können mit der Natur- und damit mit der Menschenzerstörung so weiter machen wie bisher, wir
>können aber auch nachhaltig produzieren und konsumieren (was nur möglich sein wird auf Basis einer
>solaren Wirtschaft). Alles ist möglich. Was eben nicht heisst, dass wir alles machen dürfen, zu was wir
>im Stande sind, sondern nur das tun dürfen, was die derzeit (noch) für uns günstigen
>Naturbedingungen dauerhaft zulassen.

Wir leben in einem "Energieabbauenden System" - einem Teil unseres Weltalls, in dem die Entropie
zunimmt - es kann gedacht werden, daß es gegensätzliche Systeme gibt, dann liefen die Prozesse
umgekehrt ab. D.h. alle uns bekannten Sonnen verbrennen ihre Energie und strahlen diese ab -
sie verbrauchen die Resourcen, die Entropie des ( uns bisher bekannten ) Weltalls nimmt zu.

Dieses Gesetz der z u n e h m e n d e n Entropie steht für unsere Erde ( für Mensch, Tier und
alle energetischen Prozesse ) über allen anderen Gesetzen, es dominiert sie und setzt uns Grenzen
und bestimmt letztlich die Richtung unserer Entwicklung.

Wer also "zerstört" verhält sich konform - er hat schnelleren ( leichteren ) Erfolg ( Profit ), als
der, der sich "nachhaltig" verhält.

Ich glaube, daß sich das ( rationale ) nachhaltige Wirtschaften nie durchsetzen wird.

Zugegebenermaßen beruht mein Wissen auf dem jetzigen Kenntnisstand der Physiker - dennoch
wird unsere Sonne ihr Verhalten nicht umkehren und sich damit die uns bestimmenden Verhältnisse
nicht ändern.

Ich werde weiter über Deine Aussagen nachdenken.

Gruß Hanskarl


Wolfgang antwortete am 28.06.03 (21:26):

Merkwürdig, Hanskarl, auf einmal betätigst Du Dich selbst als Untergangsprophet. ;-) - Aber, Spass beiseite... Die Entwicklungen der Technik (wie auch der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse) sind nicht vorhersehbar. Deshalb wäre es auch fahrlässig, sich alleine auf das Prinzip Hoffnung zu verlassen. Wir können aber mit der Sonne als Energiespender sicher noch ein paar Milliarden Jahre rechnen. An menschlichen Maßstäben gemessen wird also die Sonnenenergie praktisch unendlich lange und in praktisch unendlicher Menge vorhanden sein. Nicht so die fossilen und atomaren Energiequellen... Die werden schon in ein zwei Generationen zur Neige gehen, wenn wir weiter so wie bisher hemmungslos die knappen Vorräte verschwenden. Und schon in ein, zwei Jahrzehnten wird Energie aus diesen nicht-erneuerbaren Energiequellen sehr, sehr teuer werden.

Ich möchte mich ausnahmsweise auch als Prophet betätigen... M. E. hat die Zeit der Energien aus erneuerbaren Energiequellen bereits begonnen. Das solare Zeitalter ist da. Die, die jetzt noch an ihrem alten Denken und seinen alten Wirtschaftsstrukturen hängen, werden nicht mehr lange viel zu sagen haben. Gott sei Dank... Eine bessere Welt mit einer sicheren und sauberen und dezentralen und nachhaltigen solaren Energiebasis ist möglich. :-) Man muss es versuchen. Dafür muss man aber den nicht-nachhaltigen Weg in den sicheren Untergang verlassen.

"Es ist wichtig, dass wir uns darüber klarwerden, wie wenig wir über diese unvorhersehbaren Folgen unserer Handlungen wissen. Die besten Mittel, die uns zur Verfügung stehen, sind noch immer Versuch und Irrtum: Versuche, die oft gefährlich sind, und die noch gefährlicheren Irrtümer - manchmal gefährlich für die Menschheit." (POPPER, KARL R.: Auf der Suche nach einer besseren Welt, 4. Aufl., München 1959, S.39.)


Wolfgang antwortete am 29.06.03 (14:16):

Hier sind noch ein paar Zahlen, die alle die nachdenklich machen müssten, die meinen, das Erdölzeitalter, ihr gewohntes Zeitalter, sei ein ewiges Zeitalter. Dabei geht diese relativ kurze Epoche (s. Grafik BGR Abb. 1 - https://www.bgr.de/b123/kw_aera/abb_1.gif ) gerade ihrem Ende entgegen. Es entfällt nämlich die wichtigste Energiegrundlage der sogenannten entwickelten Länder.

Es gibt eine Menge Studien darüber, wann der Höhepunkt der Erdölproduktion erreicht sein wird... Die seriösesten und damit wichtigsten Studien gehen davon aus, dass dies etwa zwischen den Jahren 2025 bis 2050 sein wird, Nur eine einzige Studie (ODELL 1990) verlegt diesen Zeitpunkt etwa auf das Jahr 2075 (s. Grafik BGR Abb. 12 - https://www.bgr.de/b123/kw_aera/abb_12.gif ). Nach dem Höhepunkt der Erdölproduktion wird die geförderte Menge stetig abnehmen. Der Preis für das geförderte Öl wird dann sprunghaft ansteigen. Um es flapsig auszudrücken: Die scheinbar ewig dauernde Party ist dann erst einmal vorbei.

Zur notwendig gewordenen Anpassung bleibt also nicht mehr viel Zeit. Ob wir das wollen oder nicht oder gutheissen oder schlecht oder hoffen oder bangen: Innerhalb ein, zwei Generationen werden sich die meisten unserer auf relativ billigem Erdöl aufgebauten Strukturen und Verhaltensweisen ändern. Eine derart rasche Erschöpfung der wichtigsten alten Energiebasis und eine derart kurze Phase der Anpassung an eine neue Energiebasis hat es in der Menschheitsgeschichte noch nicht gegeben.

Quelle der Zahlen und Grafiken... Bundesanstalt fuer Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
https://www.bgr.de/

Internet-Tipp: https://www.bgr.de/


Hanskarl antwortete am 29.06.03 (16:15):

@Wolfgang

>Merkwürdig, Hanskarl, auf einmal betätigst Du Dich selbst als Untergangsprophet. ;-)

Da wäre ich dann aber wirklich falsch verstanden worden.

>M. E. hat die Zeit der Energien aus erneuerbaren Energiequellen bereits begonnen. Das
>solare Zeitalter ist da.

Ich habe nichts gegen die Nutzung der Sonnenernergie. Wie ich an anderer Stelle bereits
dargelegt habe: der Zweck einer Solaranlage ist ( Sonnen- ) Energie umzuwandeln und ge-
gebenenfalls auch zu speichern.

Damit steht sie im "Wettbewerb" mit den natürlichen Energiespeicherprozessen - Photo-
synthese, Erdöl, Kohle, Holz, Wasserkraft, tierisches und menschliches Leben und andere.
Diese Prozesse laufen "kostenlos" d. h. für den Menschen als Nutzer ohne Investitions-
kosten ab - eine Solaranlage kostet Geld ( Investition ) und muß daher in ihrem Ergebnis
( den Kosten der gelieferten Energie ) das "Energieäquivalent" ( Kosten-Mittelwert aller
an einem Ort verfügbaren Energiearten ) übersteigen. Dieser Tatsache wird z. Zt. durch
staatliche Subvention entgegengewirkt.

Tenor meines Themenbeitrages ist ( siehe oben ), die Resource "menschlicher Geist"
ist unendlich groß. Aus dieser Tatsache schöpfe ich meinen Optimismus. Im übrigen
neige ich zu der Haltung ( im Sinne von Versuch und Irrtum ): lasst die Menschen mal
machen.

Gruß Hanskarl