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THEMA:   Warum eigentlich nicht?

 15 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 18.05.03 (22:34) mit folgendem Beitrag:

Es wird nicht mehr bezahlt, was medizinisch möglich ist und für die Alten u. U. lebensverlängernd sein kann. Weil es zu teuer für die Jungen wird. Warum eigentlich nicht?


rolf antwortete am 18.05.03 (22:52):

weil die Kassen eh schon leer sind


Doris R. antwortete am 19.05.03 (01:28):

und die Alten keinen Wert haben!!


Karl antwortete am 19.05.03 (06:56):

... weil die Alterspyramide ein Kreisel geworden ist (auf dem Kopf steht).


mulde antwortete am 19.05.03 (08:07):

Weil,die,die verantwortlich sind nach dem Spruch handeln:
"was kümmert mich Frau und Kind sollen sie betteln gehn,
wenn sie hungrig sind."
Alle die es zu verantworten haben leiden doch nicht darunter.
Die Alten sind nur für den Wahlkampf ein Notwendiges Übel


Medea. antwortete am 19.05.03 (08:18):

...weil angenommen wird, d i e werden sich schon selbst zu helfen wissen ..:-(


Wolfgang antwortete am 19.05.03 (08:29):

Vielleicht sollte man den Verantwortlichen für unsere Krankenkassen nicht immer gleich Bösartigkeit oder Verantwortungslosigkeit unterstellen, sondern auch mal über folgende Sachverhalte nachdenken:

Es wird immer mehr Alte geben, die immer älter werden ("doppelter Alterungsprozess" ist der wissenschaftliche Begriff dafür). Ausserdem sind die Frauen in Deutschland in eine Art Gebärstreik getreten. Deshalb wird es immer weniger Junge geben. Karl hat die Folgen anschaulich geschildert mit der umgedrehten Alterspyramide.

Rückläufige Geburtenraten und damit eine schrumpfende Bevölkerung, die dazu noch altert, reduzieren auf Dauer das Wirtschaftswachstum des Landes. So trocknet allmählich die Basis für Steuern und Sozialabgaben aus. Die aber braucht man für die Alimentierung von Kranken und Pflegebedürftigen (in der Mehrheit sind das naturgemäss Alte). Dazu kommt noch, dass das medizinisch Mögliche wächst, aber immer teurer wird.

Was tun?


Ullika antwortete am 19.05.03 (09:25):

Was tun?
... ora et labora


schorsch antwortete am 19.05.03 (10:09):

Ich weiss nicht, wie es in Deutschland organisiert ist. In der Schweiz gibts eine ganze Kiste voll von unterschiedlichsten Kassen und Kässelis, die alle ihre Besoldeten und ihre eigenen Statuten haben. Schon der Apparat frisst einen unglaublichen Teil der Mitgliederprämien auf. Ich mache mich schon seit Jahrzehnten stark für eine einzige Kasse, mit einheitlichen Statuten, Bestimmungen und Beiträgen.
Seit Jahren konkurrenzieren sich diese Kassen, was wiederum für die Werbung und die zusätzlich dafür benötigten Angestellten einen Betrag kostet, der nachher für den eigentlichen Zweck fehlt, nämlich den Kranken die auflaufenden Kosten zu bezahlen. Durch diese Konkurrenzierung ergeben sich zudem Wechsel von einer Kasse zur anderen. Diese Wechsel fressen bestimmt bereits einen Zehntel der Zeitkapazitäten der Kassen auf - und bringen überhaupt keiner und niemandem einen Vorteil. Weil nach einer kurzen Zeit des scheinbaren Vorteils für das Mitglied sichtbar wird, dass zwar auf der einen Seite ein Vorteil vorgegaukelt wurde, auf der anderen Seite aber (Kleingedrucktes!) wieder ein Nachteil entsteht.
Es gibt bereits Familien, da ist jedes Familienglied in einer anderen Krankenkasse. Wo bleibt da noch die Übersicht!?

Übrigens: Diese Zersplitterung ist für die Leistungserbringer wie z.B. Ärzte und Apotheker ein hochwillkommener Dschungel, in dem man ungestraft wildern kann - weil die "Jagdaufseher" komplett keine Übersicht mehr haben darüber!


Barbara antwortete am 19.05.03 (10:18):

Zum Einen müsste eine Aufklärung der Bevölkerung erfolgen, dass längst nicht gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen ist. Mit vielen chronischen Leiden muss man einfach leben... ein Arztbesuch bringt dem Patienten nichts. Er sorgt lediglich für ein Ansteigen der Kosten und das Einkommen der Ärzte.

Leider ist unser System so aufgebaut, dass ein Arztbesuch für einen Arbeitnehmer zwingend vorgeschrieben ist, da seine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt werden muss. Das hat ja seine Berechtigung... nur sollte dem Kranken eine Möglichkeit gegeben werden, seine Arbeitsfähigkeit eigenverantwortlich wieder herzustellen.

Dabei denke ich an meine Wirbelsäulenprobleme, die ich seit einem Unfall im Alter von 23Jahren habe. Mein Mittel in akuten Fällen war stets Wärme und Ruhe.... Als Berufstätige wurde genau das bei einer Erkrankung verhindert. Ich erinnere mich an täglich erforderliche Arztbesuche bei Glatteis und Kälte, nur um für ein paar Minuten an ein Elektrogerät angeschlossen zu werden, was mir nichts... wirklich gar nichts... gebracht hat. Ich habe mich wochenlang gequält und dachte nur: würde man mich doch in Ruhe lassen, dann wäre ich längst wieder arbeitsfähig.

Ich denke, ähnlich ergeht es vielen. Wie viele Arztbesuche, Röntgenaufnahmen und kostspielige Geräteanwendungen sind überflüssig? Wir müssen unseren eigenen Körper kennenlernen und mit einigen Schwächen einfach zu leben lernen. In unserer Gesellschaft sind wir jedoch auf eine lückenlose ärztliche Dokumentation angewiesen. Wer später nicht vorweisen kann, dass er ständig beim Arzt in Behandlung war, hat große Schwierigkeiten, seine Erkrankung z.B. bei einem Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente zu beweisen.

Dieses dringend notwendige Umdenken werden jedoch die starken Vertretungen der Ärzte und der Pharmazie zu verhindern wissen....

Auf der anderen Seite müsste wirklich alles unternommen werden, um unsere Gesellschaft kinderfreundlich zu machen. Dafür ist langfristig sehr viel Geld erforderlich. Leider denkt eine Regierung systembedingt nur bis zum nächsten Wahltermin. Insofern ist dieses Thema nur kurz vor den Wahlen ein Renner, um danach vom Finanzminister gestrichen zu werden.... Diese Handhabung einer jeden Partei wird sich für unsere Gesellschaft noch bitter rächen.


mechtild antwortete am 19.05.03 (15:02):

Ich halte es für richtig, dass nicht alles gemacht wird, was medizinisch möglich ist. Das Problem ist, wem gebe ich die Kompetenz zu beurteilen, was gemacht werden sollte und was nicht. Alle, die an dem medizinischen Prozess beteiligt sind haben auch subjektive Interessen. Die Mediziner und die Pharmaindustrie, weil sie daran verdienen und der Patient, weil er eine oft irrationale Hoffnung auf Besserung hat.
Es ist eine Frage der Werte, wie ich mit meinem Körper umgehe. Man kann bzw. muss mit manchem Gebrechen leben und eine Operation bringt nicht immer Besserung, aber es könnte eine Besserung eintreten. Das Risiko und die Schmerzen trägt der Patient selbst. Das Ergebnis ist meist erst nachher bekannt.
Altersgrenzen sind sicher keine Lösung, die Kosten dürften auch nicht den Ausschlag geben, noch mehr Gutachten fordern verteuert noch mehr. Guter Rat ist sicher nicht einfach. Aber je mehr Alte um so mehr Lobby haben wir Alten. Aber Privilegien abgeben müssen manche Alte noch lernen. Lasst die Jungen doch ran und schaut nur noch zu und greift Unterstützend ein.


Lisa1 antwortete am 19.05.03 (16:17):

Warum nicht bezahlt werden kann, ist denke ich schon beantwortet:


-weil die Kassen eh schon leer sind
-... weil die Alterspyramide ein Kreisel geworden ist (auf dem Kopf steht
-von mulde ,sinngemäß- Verantwortung übernehmen

Was können wir ändern, es sind etliche Umstellungen erforderlich.
Als erstes müsste unsere Umwelt familien - und kinderfreundlicher gestaltet werden.
Ich denke, viele junge Ehepaare nehmen zuerst Bleistift und Papier und errechnen,
ob sie sich Kinder „leisten „ können .Werden jetzt nicht auch etliche Erleichterungen für junge Familien gestrichen ?
Es gibt junge Ehepaare ,die sich bewusst „ für“ Kinder entscheiden und auf etliche ihnen unwichtige Güter
verzichten , oft geht es doch in unserer Gesellschaft ums Mithalten können ,darum müssten diese im ersten
Satz erwähnten Paare mehr Unterstützung und Anerkennung erfahren.
Das der Arztbesuch der chronisch Erkrankten überflüssig ist, bezweifle ich,chronische Erkrankungen brauchen oft eine engmaschige Behandlung, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder zu verlangsamen (z.B. MS)
Etliche neue Apparaturen im Gesundheitswesen erachte ich auch als überflüssig,z.B. musste ich zur Nachbetreuung
einer OP zu einem Krankengymnasten und habe dabei ähnliche Erfahrungen wie Barbara gemacht.
Auch der von Schorsch angesprochener Kostenfaktor sollte bedacht werden, ist so viel Verwaltung nötig?

Wie schon oft erwähnt- die Werte sind es !


Medea. antwortete am 19.05.03 (17:01):

Ja - und wieder etwas mehr Mut bei den jungen Ehepaaren zum Kind. Gestern von meiner Tochter belauscht :-)
Lena (3 Jahre) telefoniert mit ihrem Kindertelefon.
"Hallo Josef, möchtest Du mich besuchen kommen?,
Ach, Du kannst nicht? Dann vielleicht Maria?
Ach, die ist krank" Kleine Pause und dann:

"Und was ist mit Jesus!?"


mulde antwortete am 19.05.03 (17:17):

Von Wolfgang, über Karl bis Schorsch und Barbara
Ihr habt alle recht
Jeder auf seine Art, aber was recht ist, sollte auch recht bleiben.
Zu all diesen wirklich ernsten Fragen
„Es geht ein Ruf wie Donnerhall“ nur wer hört ihn oder will ihn hören?
Nun sollte man jedoch die heutigen politisch Verantwortlichen nicht allein
Den „schwarzen Peter“ zuschieben.
Da muss viel länger zurück gesucht werden, in allen (ALLEN) ehemaligen
Bundesdeutschen Regierungen.
Es gab das Wirtschaftswunder, man nannte das vordergründig Sozialstaat.
Gemeint war, jedoch (bis heute) die Wahrung des Besitzstandes
Zur jährlichen Anpassung der Renten und anderen Sozialbezügen
Wurde laut tönend polemisiert.
Damit wurde das gemeine Volk von Wahl zu Wahl ruhig gestellt.
Verschwiegen wurde jedoch das Anwachsen des Reichtums einer kleinen elitären
Schicht.
Diese Schicht verstand es hervorragend die Kosten dem Staat vorzuenthalten
Und alles der unteren Schicht aufzuladen.
Zur Umkehr der Alterspyramide, ja das stimmt.
Nur, auch sind ursächlich in der Vergangenheit die Gründe zu suchen
Nur ein paar Gründe aus meiner Sicht.
Die positive Veränderung der Produktionsweise im allgemeinen.
Die Veränderung der Lebensart an sich- Auto – geringere Arbeitszeiten
Es werden tatsächlich immer weniger Kinder geboren, nur das ist kein Geburtenstreik
sondern wohl mehr eine über Jahrzehnte hinweg durch Presse und Medien falsche
Propagierung einer zeitgemäßen Lebensart.
Aus der Mehrkindehe wurde die Einkind Ehe
Aus der ehelichen Gemeinschaft mit all ihren Freuden und Kümmernissen
Wurde durch die Yello – Presse die eheliche „Kapitalgesellschaft“ nach dem
Von ihr (noch heute) so gehuldigter Lebensstiel der „Reichen und Schönen“
Als das Allheilmittel angesehen und in allen Formen Kopiert.
Von wieder anderen wurden die Kosten und ihre Auswirkungen zu recht genannt.
Wozu brauchen wir in der BRD 356 gesetzliche Krankenkassen, die auch nur nach einem
Einheitlichen Behandlungskatalog arbeiten.
Das sind enorme Betriebskosten - Fachbezogen --- da würden mit Sicherheit 3-4 Kassen ausreichend sein.
Die Jugend soll es mal später richten, Nur mit Kindereinrichtungen da hält sich bedeckt.
1. sind Kostenintensiv 2. sie sind nicht gewinn bringend!
Die Krankenbetreuung wird zu sehr nach mächtigen Ärztelobby nur noch nach „was kann daran verdient werden.
Nicht die Kassen sind die Vorreiter der Bremse bei den Ärzten – das ist wohl mehr der
Ärztebund mit seinen Profitgierigen Forderungen der Maßstab.
Neuerdings spricht wieder vom Reaktivieren des Systems der DDR Polikliniken dort gab es auch die „Hausärzte“ und Arzt seiner Wahl man hatte in der Regel aber die meisten
Disziplinen gleich im Hause - spart sicher Kosten.
Aus den USA kam das Modell der „Wirtschaftsberater“ deren Vorschläge waren doch immer
Schmeißt die alten raus - werden krank und kosten Geld – junge sind weniger krank!
Nicht der Staat muss die Lehrstellen schaffen – nein das ist einzig und allein Aufgabe der
Wirtschaft.
So wie es zur Zeit Aussieht kann eine junge Mutter ihr Baby gleich beim Arbeitsamt als
Arbeitslos melden.
Der Staat ansich kann soviel Steuern senken – gewinn orientierten Wirtschaft reicht das nicht
Denen interessiert Deutschland am wenigsten - dort zählt nur das unterm Strich.


pilli antwortete am 20.05.03 (08:03):

fitness-vorsorge mag helfen :-)

gerade höre ich den begriff firmen-fitness...na denn!
gemeinsam 2x in der woche mit firmen-t-shirt dekoriert, natürlich nach feierabend, mit den lieben kollegen schwitzen und schnaufen und datt auch noch mit der unterstützung des Deutschen Sportbundes und dem ziel des sportabzeichens...

...hat doch was :-)

aber watt machen die anderen?

:-)


Barbara antwortete am 20.05.03 (10:31):

Thema: Einfluss der Ärzte-Lobby

Unsere arme Bundesgesundheitsministerin :-(

Die Ostseezeitung schreibt heute:

>>Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) muss sich beim Deutschen Ärztetag in Köln auf geballten Widerstand gegen ihre Gesundheitsreform einstellen. „Schmidt muss damit rechnen, dass die Hausärzte, Fachärzte und Psychotherapeuten sich geschlossen und massiv gegen den Entwurf des Gesundheits-Modernisierungsgesetzes wehren“, erklärte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gestern. Schmidt will heute in Köln auf dem Ärztekongress reden, zu dem bis Freitag 250 Delegierte erwartet werden.<<

Der damalige Gesundheitsminister Seehofer (CSU) hatte gegen einen derartigen Boykott ein ganz simples Mittel: er schaffte die sich wehrende Institution einfach ab.... und keiner hat sie anschließend vermisst. Vielleicht sollte Ulla Schmidt mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung endlich ebenso verfahren. Sie kostet enorm viel und keiner weiß, wozu sie eigentlich gut ist. Unter anderem boykottiert sie seit Jahren die Forderung, den Patienten über die von ihm verursachten Kosten zu informieren.

https://www.ostsee-zeitung.de/po/start_165055.html

Internet-Tipp: https://www.ostsee-zeitung.de/po/start_165055.html