Archivübersicht | Impressum

THEMA:   UNICEF, spende für Irak Kinder

 21 Antwort(en).

js begann die Diskussion am 11.04.03 (12:49) mit folgendem Beitrag:

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass Karl einen link zu UNICEF gelegt hat, noch deutlicher darauf, auch zu spenden; was ich soeben getan habe.
Natürlich bin auch:
gegen den Krieg im Irak,
vorsichtig beim Spenden,
illusionslos, was mein kleiner Tropfen bewirkt.

Aber: nun müssen wir einfach spenden, denn die Zeit läuft davon, da nützen alle Beweinungen von Aschen nichts.
Auch, wenn der Vergleich erlaubt ist, ein Wahlkampf ist mal vorbei, Zukunft ist nicht Gegenwart.
Auch wenn ihr alle recht habt mit der Kriegsablehnung, dem Protest, jetzt sind neue Tasachen geschaffen ob man will oder nicht.


Ullika antwortete am 11.04.03 (13:08):

Ich schließe mich den Worten an, vor allem, nachdem ich gestern die Bildern in der ZDF-Spendengala gesehen habe.


Gudrun antwortete am 11.04.03 (13:34):

Ja,ich habe die Sendung auch gesehen und bin Eurer Meinung!

Gudrun


Tuercis antwortete am 16.04.03 (13:21):

Auch ich habe bei der Spendengala mitgemacht und denke das jeder die 3 Euro übrig haben sollte , zumal es auch so einfach geht, da es ja gleich mit der Rechnung abgebucht wird.
Ich wünsche mir das viel zusammen kommen möge um den Menschen im Irak ein würdiges Leben zu ermöglichen


Wolfgang antwortete am 16.04.03 (15:49):

Interessant ist Deine Formulierung, Tuercis... Ein würdiges Leben soll "ermöglicht" werden... Von wem? Von uns? Per Bomben/Raketen? Per den Bomben/Raketen folgenden Spenden? - Ich glaube, für ein würdiges Leben der gedemütigten Menschen in der sogenannten "3. Welt" braucht es etwas anderes als Bomben/Raketen und Spenden - die zwei Seiten derselben Medaille.


DorisW antwortete am 16.04.03 (16:37):

Wie sieht deine Medaille aus und welche Seiten hat sie, Wolfgang?


Wolfgang antwortete am 16.04.03 (17:07):

"Meine" Medaille, Doris, sieht so aus: Lasst diese Menschen endlich in Ruhe, sowohl mit Bomben/Raketen, als auch mit Spenden... Zieht euch zurück auf euer angestammtes Territorium, versucht mit euren Ressourcen auszukommen, rüstet ab, vernichtet eure Massenvernichtungswaffen, liefert keine Waffen in alle Welt (um sie dort nachher zu zerstören). Und hört endlich auf, die Menschheit mit dem ganzen westlichen Schmonzens (Freiheit, Demokratie, Wohlstand, Benefizgalas, Frauenbefreiung, oder wie der Schwindel auch immer genannt wird) beglücken zu wollen. Lasst diese angeblich "unterentwickelten" Menschen in ihren angeblich "unterentwickelten" Ländern einfach nur in Ruhe! Sie brauchen euch nicht - weder eure mildtätigen Bomben/Raketen, noch eure mildtätigen Spenden! Sie leiden unter beidem, weil beides zwei Seiten derselben Medaille sind. Sie leiden unter dem Westen.


pilli antwortete am 16.04.03 (17:36):

mich hat letztendlich der leidenschaftliche aufruf von Karlheinz Böhm nicht zu spenden, wachgerüttelt.
die menschen, die dieses elend verursacht haben, die seien gefragt.

seinerzeit hörte ich von einer türkischen freundin, das mit gespendetem geld erneut nicht erdbebensichere häuser gebaut werden, so es denn tatsächlich bei den betroffenen ankommt.

anläßlich der flutkatastrophe las ich hier im forum einige beiträge, die davor warnten, geld an organisationen und staatliche stellen zu spenden. ein wiederaufbau an hochwassergefährdeter stelle...welch ein wahnsinn!

ich möchte niemandem die entscheidung abnehmen und es auch nicht bewerten. nur meine persönliche überlegung ist die, daß gerade UNICEF eine vielzahl von nicht ehrenamtlichen mitarbeiter gute gehälter zahlt, die dann wiederum das spendengeld verwalten. :-)

eine sehr schwierige frage m.e. und ich habe mich gewundert, warum bisher so wenige ihre meinung mitteilten.



Wolfgang antwortete am 16.04.03 (18:32):

Ich denke, Pilli, kaum jemand bekennt sich als Nicht-Spender, weil das politisch nicht korrekt ist. Dafür fühlen die (angeblichen) Spender sich wohl auf der richtigen Seite und bekommen etwas fürs Spenden: Das Gefühl, sie hätten etwas Gutes und Richtiges getan.

Dabei vergessen sie eines: Nach den Soldaten kamen fast immer die Missionare (respektive die modernen Missionare, der Tross der Entwickelnden und Helfenden); manchmal war es auch umgekehrt. Die Globalisierung - das gross angelegte westliche amerikanische Projekt - ist aber nichts anderes als die Fortführung des alten Kolonialismus auf technisch höherem Niveau. Dafür wurden und werden die Soldaten gebraucht, gefolgt von den Missionaren. Und Propaganda ist nötig. Benefizveranstaltungen zum Beispiel, Tarnveranstaltungen, um den Raubzügen des Westens noch irgendeinen Sinn zu geben...

Die meisten Menschen des Westens sind von dieser scheinheiligen Doppelmoral durchdrungen. Fakt ist: Erst schmeissen sie alles kaputt mit milliardenteuren Bomben/Raketen, dann rauben sie ihnen ihr Öl/Gas und nebenbei spenden sie dann einen lächerlichen Betrag für caritative Zwecke. Der westliche Mensch hat immer schon seinen Ablass gebraucht. Frei nach dem alten christlichen Motto: Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt. ;-)

Internet-Tipp: https://www.politikerscreen.de/t-online/lexikon_detail.asp?ID=6


Karl antwortete am 16.04.03 (19:42):

Ich kann die Diffamierung der Spender nicht nachvollziehen. Es sind nicht dieselben Personen, die die Bomben geworfen haben oder dies angeordnet haben. Letztere haben laut Völkerrecht die Pflicht, den Wideraufbau zu betreiben. Aber wir, die wir gegen den Krieg waren, können doch jetzt die Menschen nicht verrecken lassen! Alles durch eine ideologische Brille zu sehen, vermag ich nicht. Die Spontaneität "Hier musst Du helfen" lass ich mir von Ideologen nicht rauben.

Ideologie hat noch keine Wunde geheilt, Menschlichkeit schon.


Barbara antwortete am 16.04.03 (21:37):

Karl:

>>Letztere haben laut Völkerrecht die Pflicht, den Wideraufbau zu betreiben. Aber wir, die wir gegen den Krieg waren, können doch jetzt die Menschen nicht verrecken lassen!<<

Die, die die Bomben werfen, haben nicht nur die Pflicht, den Wiederaufbau zu betreiben....
Lt. Genfer Konvention sind sie ebenso für die Versorgung und das Wohlergehen der Menschen verantwortlich!

Hier werden rührende Spendengalas gefeiert, ein paar herzergreifende Fotos verstümmelter Kinder gezeigt.... und dann fleißig das Geld der sicher gern helfen Wollenden einkassiert....

In mir steigt dabei eine ungeheure Wut auf. In einem anderen Thread habe ich bereits dargelegt, dass wir damit den Druck auf die Kriegstreiber nehmen... nach dem Motto: bombt ihr mal alles kaputt, tötet und verstümmelt die Menschen, wir kümmern uns dann medienwirksam um einige wenige... schenken ihnen eine Krücke oder Prothese....
Oh, wie sind wir doch barmherzig...
Wir sind ja auch die Guten...

Und die Kriegstreiber fallen in der Zwischenzeit über das nächste Land her. Wir sind ja inzwischen viel zu beschäftigt mit dem Verteilen der Spenden, als dass wir gegen das nächste schreiende Unrecht, das gegen die Menschen in Syrien in vollem Gange in Planung ist, auf die Barrikaden gehen.

Unfassbar ist für mich, wie ruhig es auf einmal überall auf der politischen Bühne ist. Man hat sich bereits damit abgefunden, die Bush-Krieger nicht aufhalten zu können. Also versuchen wir, ein paar Aufträge zum Wiederaufbau zu erhalten, uns bei den USA-Vertretern wieder manierlich zu zeigen... anstatt alle friedlichen Kräfte der Welt aufzurufen, sich diesen Kriegstreibern entgegenzustellen.

Spendengalas mit Glitzer-Garderobe, Prommis und allem Schicki-Micki passen nicht zu Verstümmelten in Krankenhäusern ohne Ärzte, ohne Schwestern, Medikamente, Strom, Wasser etc. Wir gaukeln uns damit vor, etwas für diese Menschen zu tun... Wir können etwas für sie tun, indem wir uns massiv dieser kriegerischen Politik widersetzen!


Barbara antwortete am 16.04.03 (21:52):

Spiegel-online:

>>AMERIKANISCHE KRIEGSKOSTEN

63 Milliarden für den Krieg, 2,5 Milliarden für den Wiederaufbau

Rund 20 Milliarden Dollar hat der Krieg gegen den Irak die USA bisher gekostet. Diese Zahl wurde heute vom Pentagon bekannt gegeben. Mit weiteren 59 Milliarden wird gerechnet. Offiziell laufen die Ausgaben unter der Rubrik "Terrorismusbekämpfung".

Washington/St. Louis - US-Präsident George W. Bush unterzeichnete heute ein umfassendes Kriegsausgabengesetz. Es hat ein Gesamtvolumen von 79 Milliarden Dollar (rund 73 Milliarden Euro), wovon der Löwenanteil von 62,9 Milliarden Dollar dem Pentagon zufließt. 2,5 Milliarden sind für den Wiederaufbau des Irak nach Kriegsende vorgesehen und 3,9 Milliarden zur Stärkung der inneren Sicherheit in den USA.
Das Gesetz schließt auch Hilfen für die in Bedrängnis geratenen US-Fluggesellschaften ein. Sie erhalten 2,3 Milliarden Dollar für Sicherheitsmaßnahmen. Außerdem werden die Bundeszuschüsse für die Kriegs-Risiko-Versicherungen der Fluggesellschaften um ein Jahr ausgedehnt. Das macht für sie Einsparungen im Umfang von rund 600 Millionen Dollar aus.

Bislang hat das US-Militär rund 20 Milliarden Dollar für den Irakkrieg aufgewendet. Diese Zahl nannte der Rechnungsprüfer im Verteidigungsministerium, Dov Zakheim. Den Angaben des Revisors zufolge gliederten sich diese Kosten in nahezu sieben Milliarden Dollar für den Einsatz der Soldaten, knapp über zehn Milliarden Dollar für die Kampfeinsätze sowie rund drei Milliarden für Munition und Gerät.

Für Tausende von US-Soldaten, die in nächster Zeit noch im Irak bleiben sollen, seien grob geschätzt zwei Milliarden Dollar monatliche Kosten für das im September endende Haushaltsjahr zu veranschlagen.<<

Vielleicht kann ich nicht lesen, aber irgendwie fehlen mir die veranschlagten Gelder zur Hilfe der Bevölkerung...

Ach ja, diese Belastung wurde ihnen ja abgenommen....

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,245259,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,245259,00.html


Karl antwortete am 16.04.03 (22:01):

Liebe Barbara,

ich teile deinen Zorn über kriminelle Regierungen, die über Leichen gehen. Weil ich mich auf der Seite der Menschen sehe, auf die die Bomben fallen, war ich gegen diesen Krieg.

Ich stehe weiter auf der Seite dieser Menschen. Ich kann ihnen die Hilfe nicht verweigern, weil ich der amerikanischen wie britischen Regierung alles Mögliche an den Hals wünsche.

Ich kann nicht vor einem Krieg Partei für die Menschen ergreifen und nach dem Krieg nur sagen "Seht her, ich habe doch gewusst, wie schlimm alles wird" und Hilfe verweigern, um Recht zu behalten.

Natürlich sehe ich auch den Punkt, den Du und den auch Wolfgang macht. Möglicherweise kalkulieren die Kriegstreiber tatsächlich ein, dass nachher die sogenannte "humanitäre" Hilfe die Folgen des Krieges mildert. Letztlich ist aber der Einsatz für die Menschen nicht in eine Vor- und Nachkriegszeit teilbar. Entweder stehe ich auf ihrer Seite oder nicht.

Würden alle Menschen konsequent "Menschlichkeit" praktizieren, gäbe es keine Kriege. Natürlich ist die Vermeidung von Kriegen wichtigstes Ziel, aber die Verweigerung der Hilfe für Kriegsopfer auf dem Altar der Rechthaberei kann ich nicht gut heißen.

Halte zu den Menschen, dann weißt Du, was Du zu tun hast, vor einem Krieg (entschiedenen Widerstand leisten) wie angesichts seiner Opfer (Hilfe leisten).

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Barbara antwortete am 16.04.03 (22:07):

Hier ist noch eine Spende für ein Glasauge und etliche Sch...tüten gefordert:

>>(SZ vom 17./18.4.2003) — Der Krieg ist zu Ende — für George Bush. Für Nadscha Munir Dschumma aber beginnt er erst, der Kampf um ein neues Leben. Nadscha Munir Dschumma liegt im Numama-Krankenhaus in Bagdads Stadtteil Adhamia, und er ist das, was man einen einfachen Menschen nennt — Arbeiter, 40 Jahre alt, verheiratet, vier Kinder.

Am 6. April traf ihn in einem Wohnviertel ein Geschoss, das, wie er meint, aus einer Streubombe stammt. Nun liegt er da mit schweren inneren Verletzungen und künstlichem Darmausgang, sein rechtes Auge ist für immer verloren.<<

https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/ausland/politik/65349&datei=index.php

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/ausland/politik/65349&datei=index.php


Tuercis antwortete am 17.04.03 (00:41):

dieser wahnsinnige Krieg hätte verhindert werden können,und ich kann es immer noch nicht begreifen, das im <Sicherheitsrat sich nicht noch mehr Länder gegen diesen Krieg ausgesprochen haben oder habe ich da was verkehrt verstanden?
Und wer sollte denn jetzt den Menschen dort helfen, wenn nicht wir? Obwohl das sicherlich auch nur ein Tropfen auf dem Stein ist, aber die Hände jetzt einfach in den Schoß legen das kann ich einfach nicht. Würde auch gerne Sachspenden schicken, wenn mir jemand eine gute Organisation nennen kann.


DorisW antwortete am 17.04.03 (07:28):

Barbara und andere,
ihr geht offensichtlich tatsächlich davon aus, dass, wenn nicht gespendet würde, die Kriegsverursacher mehr Geld für die Linderung der Kriegsfolgen ausgeben würden / müssten und ihnen dieses Geld für die Bomben des nächsten Krieges fehlt...

Das glaube ich einfach nicht! Es stünden dann ganz einfach weniger Hilfsgüter und -leistungen zur Verfügung!

Im übrigen ist es mir lieber, die zerbombte Bevölkerung erhält Wasser, Brot, Medikamente aus den Händen einer Hilfsorganisation als aus den blutbefleckten Händen eines GIs, der vor Tagen vielleicht noch die Eltern des Kindes über den Haufen gebombt hat, das ihm jetzt für die Almosen auch noch dankbar sein muss...

Ach ja, und zum Thema Gewissensberuhigung: natürlich habe ich das Gefühl, etwas Gutes zu tun, wenn ich spende. Warum auch nicht? Ich kann nicht erkennen, was daran verkehrt ist... Aber einen Ablass meiner Sünden will ich mir damit ganz gewiss nicht erkaufen, ich bin nicht katholisch und außerdem bräuchte es dafür schon etwas mehr als 50 Euro ;-)


Gudrun antwortete am 17.04.03 (07:30):

Ich habe gespendet.
Folgte einem Spendenaufruf,dessen Initiatoren GLAUBHAFT versicherten,dass keine Verwaltungsgebühren von den Spendengeldern abgezweigt werden!

Angesichts des Leids und der katastophalen Zustände in den Krankenhäusern kann ich mein kleines bischen Hilfe nicht verweigern!

Gudrun


Barbara antwortete am 17.04.03 (08:31):

DorisW,

ja, ich denke, der Druck auf die Täter wäre größer.... wenn nicht die Barmherzigen der Welt sich um ihre Opfer kümmern würden....
Evtl. würden sie sich gründlicher überlegen, ob diese Art von "Politik" zukunftsweisend ist...

Deine Worte:
>>Im übrigen ist es mir lieber, die zerbombte Bevölkerung erhält Wasser, Brot, Medikamente aus den Händen einer Hilfsorganisation als aus den blutbefleckten Händen eines GIs, der vor Tagen vielleicht noch die Eltern des Kindes über den Haufen gebombt hat, das ihm jetzt für die Almosen auch noch dankbar sein muss...<<

Auch das sehe ich anders...
Vielleicht würde dieser Dienst in manchem Hirn eines Kriegers einen Denkprozess auslösen... Ihnen würde evtl. bewusst werden, was sie mit ihren Bomben, die aus sicherer Entfernung mittels High-Tech "ganz gezielt auf militärische Ziele" abgeworfen werden, anrichten....
Bei weiteren Kriegseinsätzen hätten sie die Bilder der verstümmelten Kinder, Väter, Mütter... vor Augen.... und nicht das Zielkreuzchen auf ihrem Laptop.


Barbara antwortete am 17.04.03 (09:51):

Folgenden Artikel der Frankfurter Rundschau empfehle ich zu lesen:

>>Humanitäre Hilfe darf nicht die Hure der Politik sein

Der Irak-Krieg hat erneut gezeigt: Hilfsorganisationen müssen sich über die ethischen Grundlagen ihrer Arbeit verständigen / Von Cornelia Füllkrug-Weitzel

Angesichts des kriegsgebeutelten Iraks ist es an der Zeit, dass Hilfsorganisationen sich erneut Rechenschaft über ihre ethischen Grundlagen ablegen.
......
Ich verzichte auf eine "Anklage" von Politik und Medien und möchte uns humanitären Hilfsorganisationen stattdessen selbst kritische Fragen stellen. Uns, die wir uns auf den Code of Conduct verpflichtet haben, dessen zentrale Aussage lautet: "Wir werden darauf achten, dass wir nicht zum Instrument der Außenpolitik von Regierungen werden.
......
Die gegenwärtige Situation gibt Anlass zu der Behauptung, die zivilen humanitären Hilfsorganisationen stehen in solchen Konflikten zunehmend in Gefahr, zu effizienten humanitären "Dienstleistern" funktionalisiert zu werden, die sich nicht nur der kriegerischen Logik zu beugen haben, sondern in die konkreten militärstrategischen Planungen eingebaut - neudeutsch "eingebettet" - werden.

Der humanitären Hilfe im Tross der Besatzungsmacht wird die Funktion zugewiesen "to win the hearts and minds of people". Colin Powell nannte jüngst die humanitären Organisationen selten unverblümt "einen Machtmultiplikator, einen wichtigen Teil unserer Kampftruppen". Entsprechend werden Vorgaben gemacht, wer wem helfen darf - entsprechend den politischen und militärstrategischen Zielsetzungen.

Diese Art von Zusammenarbeit wird nicht durch argumentative Überzeugungsarbeit von Regierungsseite bewirkt, sondern sie kommt vor allem über Konkurrenz und Zugang zu öffentlichen Mitteln, Gunst- bzw. Ungunstbeweise der großen Medien, und damit des davon abhängigen Spendenmarktes zu Stande.<<

https://www.frankfurter-rundschau.de/startseite/startseite/?cnt=195899

Internet-Tipp: https://www.frankfurter-rundschau.de/startseite/startseite/?cnt=195899


js antwortete am 17.04.03 (13:17):

alles hóchinteressant, was hier geschrieben wurde, vieles richtig, hat aber meine Spendenbereitschaft in diesem Falle nicht geändert, obwohl auch ich den ganzen Hilfsorganisationen sehr kritisch gegenüberstehe.
Hoffe, dass ein wesentlicher teil die richtigen erreicht, mehr erwarte ich nicht.

Und das, obwohl die Schadenanrichter ungeschoren davbon kommen; das war auf der Welt immer so, wird so bleiben.
Schönes Osterfest.


Wolfgang antwortete am 23.04.03 (13:46):

Die Spendenfluss ist so gut wie ausgetrocknet. Viel zu viel Schindluder wurde mit der Spendenbereitschaft getrieben. Die sich humanitär nennenden Organisationen jammern ob der wenigen Spenden. Die meisten Menschen haben mittlerweile begriffen, dass sie nützliche Idioten sein sollen in der Kriegsstrategie (zu der auch die Arbeit der "humanitären Organisationen zählt) der BUSH-CHENEY-Öl-Gas-Junta. Wer aber möchte schon ein nützlicher Idiot sein?

Das Spiel (Spenden-)Geld für Öl funktioniert nicht. Das ist gut so. Denn Spenden sind (viel zu wenig) Geld vom reich gedeckten westlichen Tisch (für den dieser Krieg geführt wurde), das die Armen noch abhängiger Macht, als sie es schon sind. Spenden sind zwar gut fürs persönliche Wohlbefinden derer, die genug haben. Die Armen in der sogenannten "3. Welt" wollen aber ihren Teil des Tisches und nicht die Brosamen, die ab und zu davon herunter fallen.


DorisW antwortete am 23.04.03 (14:47):

Ja, ich sehe das Thema mittlerweile auch etwas differenzierter, insbesondere seit ich diesen Zeit-Artikel über "Hungersnöte" in Äthiopien gelesen habe:

"Der inszenierte Hunger
In Äthiopien gibt es Wasser genug - doch die Entwicklungshelfer der UN reden der Welt eine Dürrekatastrophe ein"
(https://www.zeit.de/2003/17/Aethiopien)

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/17/Aethiopien