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THEMA:   Frühverrentung und Arbeitslosigkeit

 9 Antwort(en).

Manfred Franz begann die Diskussion am 13.03.2000 (07:49) mit folgendem Beitrag:

Wenn man anerkennt, dass die Gesamtmenge der zu leistenden Arbeit keinesfalls zu- sondern, bedingt durch den technischwen Fortschritt, ständig weiter abnimmt, so sollten sich Politik, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen schon mal nach dauerhaften Lösungen umsehen. Diese müssten von einer sinnvollem, unter der Prämisse der gerechten und möglicht gleichmäßigen Verteilung der noch vorhandenen Arbeitsmenge ausgehen, statt von egoistischen Gruppeninteressen getragen zu werden.
Die Hoffnung, dass sich durch neue Bedürfnisse und Märkte wesentliche Mengen an Arbeitsplätzen schaffen ließen, trügt.
Es kann doch nicht sein, dass
-bei sinkender Arbeitsmenge die Zahl der Überstunden zunimmt,
-junge Leute zu Hause sitzen, während sich Alternde zur Arbeit quälen,
-durch geradezu panische Angst vor persönlicher Arbeitslosigkeit das Kündigungsrecht so markt- und arbeitgeberfeindlich geworden ist, dass sich jeder Unternehmer scheut, Arbeitskräfte einzustellen,
-einfach ignoriert wird, dass es letztlich volkswirtschaftlich gleich ist, ob jemand Arbeitslosengeld oder Rente von jeweils etwa 60% des ehemaligen Lohnes bezieht,
-die Gesellschaft, in welcher Form auch immer, ohnehin in jedem Falle für Alle aufzukommen hat.
Hinzu kommt, dass der Zeitüberhang, der aus dem für die unmittelbare Arbeit sinkende Zeitbedarf entsteht, viel stärker genutzt werden muss, die Qualifikationen den neuen Anforderungen anzupassen. Es sollte uns Deutschen die Schamröte ins Gesicht treiben, wenn wir ausgerechnet Ingenieure im Ausland anwerben müssen. Sind wir schon zum Entwicklungsland geworden?


Karl-Friedrich Fischbach antwortete am 13.03.2000 (20:09):

Lieber Herr Franz,

ich möchte zwei Ihrer Punkte kommentieren.
Sie schreiben: "Diese (die Lösungen) müssten von einer sinnvollen, unter der Prämisse der gerechten und möglichst gleichmäßigen Verteilung der noch vorhandenen Arbeitsmenge ausgehen".
Wenn Arbeit "gleichmässig" verteilt wird, dann spielt Qualifikation keine Rolle mehr. Gleichmäßige Verteilung kann also keine Lösung sein. Das Problem, das wir haben, ist, dass zwar sehr viel innovative Arbeit getan werden könnte, aber die Mehrheit der Deutschen völlig falsch ausgebildet wurde und wird. Naturwissenschaften und Informationstechnologie haben in unserem sogenannten Bildungsbürgertum immer noch einen viel zu geringen Stellenwert. Aus dem fehlenden Verständnis für naturwissenschaftliche Zusammenhänge nährt sich dann vielfach die dumpfe Ablehnung neuer Technologien. "Ein Computer kommt mir nie ins Haus" oder "Gene esse ich nicht" sind real gehörte traurige Reflexionen dieses Missstands.

Damit bin ich im Grunde schon bei dem Kommentar zu Ihrem letzten Absatz. Ich stimme voll zu, dass die gewonnene Maschinenzeit von den Menschen genutzt werden muss, sich fortzubilden. Dass wir heute genötigt sind, im Ausland Fachkräfte zu suchen (diesmal keine Gastarbeiter für die Drecksarbeit, sondern für die Kopfarbeit!) zeigt, wie dramatisch das Versagen der Bildungspolitik in Deutschland gewesen ist (und leider noch immer ist). Allerdings sollten wir uns glücklich schätzen, wenn ausländische Fachkräfte zur Verfügung stehen, obwohl diese in ihren Ländern sicher auch dringend gebraucht werden.

MfG


Michalowsky antwortete am 14.03.2000 (07:53):

Zum letzten Satz von Karl Fischbach:

Die Konkurrenz um fähige Fachkräfte ist international, diejenigen Arbeitsanbieter kommen zum Zuge, die die besten Konditionen - in vielerlei Hinsicht - bieten können. Wenn man den Aufschrei nach der Schröder-Initiative bei der Cebit in unserem Lande vernimmt, kann man unseren jungen Leuten nur empfehlen, das Angebot der Green Card zu nutzen und hier zu verschwinden. Die Zurückbleibenden können ja - soweit sie sich das leisten können - die Aktien der US-Firmen kaufen, die ihre Töchter und Söhne angeworben haben. Dann kommen sie auch auf ihre Kosten. Einschlägige persönliche Erfahrung liegt vor.


Giefing antwortete am 14.03.2000 (09:42):

wenn unsere arbeitslosigkeit und frühverrentung eine strukturelle ist, so verstehe ich das so dass wir alten ganz einfach versäumt haben, die zeichen der zeit zu sehen und rechtzeitig den beruf zu wechseln. wir haben nicht reagiert darauf, dass unser erworbenes wissen nicht mehr für die zukunft ist. warum kann einer der 50 ist nicht total umsteigen auf etwas neues: informatik statt bauwesen, infotech statt lehrer. natürlich braucht das wieder 2 bis 4 jahre ausbildungszeit. auch die ausbildung für die jugendlichen wird nicht länger als 10 jahre ausreichen und danach wieder veraltet sein. wer riecht, dass seine branche am plafond ist, sollte schleunigst umsteigen. die beamteten trendforscher könnten ja vierteljährlich eine Liste von berufsbildern ausgeben, für welche umschulung im ausmass der arbeitslosenunterstützung finanziert wird. natürlich kostet das etwas und wahrscheinlich mehr als wenn man fertige ingenieure aus indien importiert und wieder heimschickt, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. aber erst eine grundsätzlich neue ausbildung um die 50 schafft die möglichkeit, der strukturellen arbeitlosigkeit und frühverrentung zu entgehen.


Richard Dammann antwortete am 14.03.2000 (16:55):

Zur Frage der Zuwanderung fällt mir ein:
In unserer Gemeinde gibt es einen Kindergarten, das Verhältnis der Kinder von Familien aus anderen Ländern zu den Freiburger Kindern beträgt etwa 50/50.
Mit den Freiburgern alleine wäre der Kindergarten nicht mehr zu halten und 6 Frauen
arbeitslos.
Ich freue mich immer wenn ich die bunte Gesellschaft sehe, und hoffe sehr daß alle bei uns bleiben können.
Noch mehr ? Das wäre noch besser !


Gerhard Schmutz antwortete am 22.03.2000 (22:13):

Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß es mit 50 nicht mehr so leicht ist, sich umzustellen, sich mit PC etc auseinanderzusetzen. Ich habe in den letzten 10 Berufsjahren mich dreimal in ein neues Aufgabengebiet eingearbeitet und es fiel mir jedesmal schwerer .Mit Ausdauer, Zähigkeit und Zeit, die mir nicht immer bezahlt wurde, habe ich es geschafft.
Das mit der gerechten Verteilung der Arbeit ist öfter Theorie, den für eine befristete Aufgabe, die Erfahrung voraussetzt, ist eine ausgebildete Kraft nicht immer verfügbar.
Doch wird die Situation auf dem Arbeitsmarkt in der heutigen Zeit von den Chefs oft brutal und oft auf eine abscheuliche Art ausgenützt.


Erica Jensen antwortete am 23.03.2000 (00:47):

An Manfred Franz

Du schreibst u.a.:
- einfach ignoriert wird, dass es letztlich volkswirtschaftlich gleich ist, ob jemand Arbeitslosengeld oder Rente von jeweils etwa 60% des ehemaligen Lohnes bezieht,
-die Gesellschaft, in welcher Form auch immer, ohnehin in jedem Falle für Alle aufzukommen hat.

Weisst Du eigentlich wer "die Gesellschaft" ist?
Die Steuerzahler, alle die auf irgendeine Weise "Lohn" (Entschädigung für geleistete Dienste resp. Arbeit erhalten = verdienen) erhalten. Die Gesellschaft funktioniert NUR, wenn ALLE die RECHTE haben auch ihre PFLICHTEN nachkommen = im Klartext Steuern bezahlen. Es gibt soziale Schicksale zugegeben, es müsste aber gründlicher abgeklärt werden -. wer und warum.Von Was willst Du deine 60% von ehemaligen Lohn, da hättest Du früher vorsorgen müssen. Sicher hast Du Arbeitslosengeld zu gute - aber doch nur vorübergehend; in dieser Zeit hättest Du ja etwas für Weiterbildung, Umschulung oder was alles machen können. Wer heute dazu nicht (auch mit +50) bereit ist, und aus Bequemlichkeit oder Nichtwollen zu hause hockt und den lieben Gott en guter Mann sein lässt, hat nichts zu verlangen. Das alte Sprichwort - wer zahlt befiehlt - hat noch Gültigkeit.
Etwas ist faul im Deutschen Lande. Ich staune ob die Menge Menschen, die als Sozialempfänger leben, die aber durchaus arbeitsfähig sind. Arbeit verteilen nützt nicht; wer kein Multitalent ist hat wenig zu sagen verschweige zu verlangen. Die Mentalität in Hilfsarbeiterschichten ist nur auf Rechten aber keine Pflichten ausgerichtet. Schulmädchen, die sich schwängern lassen um nichts machen zu müssen, gar nicht daran denken irgend etwas zu arbeiten oder lernen. (Die in den langweiligen TV-Talkshows am Nachmittag regelmässig kommentiert werden.) Es rentiert besser als Sozialempfänger zu leben. Vater Staat soll für sie aufkommen. Ich finde diese Einstellung verwerflich. Wer heute nicht bereit ist, etwas zu lernen oder und arbeiten, gelegentlich auch eine branchenfremde Arbeit annimmt (sprich Hilfsarbeit) vorübergehend zu verrichten, ist nicht lebensfähig und ist meiner Ansicht nach, wirklich nur eine Belastung der Gesellschaft (sprich Steuerzahler). Die Steuern musste dieses Verlangen nach massiv erhöht werden auf 50-75% vom Einkommen. Es geht doch nicht, dass jeder wo arbeitet,
1 Arbeitslose,
1 Arbeitsscheue
1 Frührentner und
1 Rentner finanzieren muss.
Das ist ja verfluchter als Sklavenhaltung!


-die Gesellschaft, in welcher Form auch immer, ohnehin in jedem Falle für Alle
aufzukommen hat.


Karl-Friedrich Fischbach antwortete am 23.03.2000 (15:26):

An Erica Jensen?

Die unterlegte E-mail-Adresse fool@nobody.com sagt schon alles über diesen Beitrag. In der Wortwahl schlimm, inhaltlich dumm und natürlich anonym.


Erica Jensen antwortete am 24.03.2000 (00:22):

An Karl-Friedrich Fischbach

Dies ist ein Forum. Warum antwortest Du nicht hier, oder bis Du einen von die es nicht verdient ewig "mitgeschleppt" zu werden? Meinst Du wohl Du kannst mich abschiessen. Schliesslich weiss ich das meine Ansicht für viele unbequem ist, nämlich die "nutzniesser. Damit meine ich weder Rentner, Invalide oder vorübergehend arbeitslose, sondern dene ich beschrieben haben.


doris schmidt antwortete am 30.04.2000 (16:38):

an eriks jansen. warum bist du so aggressiv? schaue dich doch um! das sagen hat doch tatsächlich nur der, der das geld hat, und das ist in der regel nicht der sogenannte kleine mann, sondern die bosse. wenn es denen eifällt, daß irgentjemand zu teuer oder zu aufmüpfig im betrieb ist hat der kein leichtes leben mehr.
investionen gehen auch zu lasten der arbeitnehmer die sich vedammmt nochmal ganz schön abstrampeln müssen um über die rundenzu kommen. was machst oder bist du überhaupt. daß du auf solch einem hohen roß sitzt? auch ein geswängertes schulmädchen ist ein Mensch!!!