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THEMA:   Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied

 24 Antwort(en).

Helga B. begann die Diskussion am 17.02.03 (22:13) mit folgendem Beitrag:

Angeregt durch das Thema mit den realisierten Träumen kam mir der Gedanke, stimmt das o.g. Sprichwort eigentlich wirklich? Für mich selbst muß ich sagen, daß einige Themen mein ganzes Leben wie ein roter Faden durchliefen, und ich sie mir immer wieder gewünscht habe, daß sie aber eher nicht in Erfüllung gegangen sind. Oder ist das Sprichwort am Ende anders zu verstehen? Eure Meinungen hierzu würden mich sehr interessieren.


mechtild antwortete am 17.02.03 (22:56):

Jeder ist seines eigenes Glückes Schmied im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten in diesem Rahmen kann er aus seinem Leben machen was er möchte. Vorgegeben im Leben sind: Zeit (Jahrhundert der Geburt) Elternhaus, (damit Wohnort, finanzielle und erbliche Voraussetzungen) Geschlecht, Hautfarbe udgl.


pilli antwortete am 18.02.03 (08:06):

Welche Träume hast du dir erfüllt?

jeden!

und das "jeder seines Glückes Schmied ist"

ist ja das gehört ja eigentlich auch zum thema von schorsch.
:-)

denn,

den stoff aus dem meine träume sind, den webe ich und da kann ich mir das schnittmuster selbst erstellen. sobald es mir wichtig erscheint, setze ich einfach das hierzu erforderliche energiepotential frei und arbeite an der verwirklichung und zwar nicht mit kleinen tippelschuhen sondern schon eher in siebenmeilen-stiefeln :-).ob es jeweils sinnvoll ist, die frage stelle ich mir erst garnicht.

den traum, mit lust anstelle von stress zu arbeiten und diese leichtigkeit jeden tag erleben zu dürfen, habe ich mir erfüllt. den traum ungehorsam zu sein, damit ich niemals gefahr laufe, blind irgendwelchen regeln zu folgen, erfülle ich mir täglich neu.

materielle wünsche oder sogar träume, da dauerts halt manchmal...:-) aber was ich wirklich wollte, habe ich bisher auch bekommen. :-)

ich erinnere mich an bilder, die zu dem zeitpunkt, als sie mich faszinierten, unerreichbar schienen; als der traum, sie zu besitzen immer stärker wurde, fand ich die wege, die mittel zu beschaffen...heute schaue ich sie an und weiß, alle mühe und jeder einsatz hat gelohnt...und dabei hat es auch schon jahre gedauert, bis ich ein ganz besonderes bild bei mir aufhängen konnte; aber davon zu träumen, das war auch diese zeit wert.


schorsch antwortete am 18.02.03 (08:40):

Auch dem Schmied gelingt nicht alles beim Bearbeiten des glühenden Eisens. Und dem besten Schmied kann mal ein Unglück beim Schmieden passieren. Beispiel: Als ich mit 14 Jahren für ein Jahr zu einem jurassischen Bauern ging, da musste ich hin und wieder mit den Pferden zum Hufschmied, welcher die alten Hufeisen abriss und neue anpasste. Das ging so: Ein Rohling wurde im Feuer der Esse so lange erhitzt bis er rotwarm war. Dann hämmerte der Schmied die Form nach dem jeweiligen Huf des Pferdes. Wenn das Eisen dann genau die Umrisse des Hufes hatte, legte der Schmied das Eisen vorsichtig auf den Huf, den ich etwa eine Viertelstunde lang auf einem Holzbock festhalten musste. Huf besteht bekannterweise aus Horn wie unsere Fingernägel. Horn brennt resp. stinkt jämmerlich mit bestialischem Rauch. Einige Pferde wussten genau was jetzt kommt und versuchten bereits vor des Schmieds Versuch das Bein nach unten zu bringen. Eines aber wartete jeweils bis das Eisen auflag und schletzte den Fuss dann mit gewaltiger Kraft nach hinten, wobei der Schmied dann jedes Mal einen Sprung zur Seite machte. Bei jedem Versuch wurden Ross und Schmied nervöser - der Schmied fluchte und das Ross wieherte. Und wenns ganz bös ausging, kriegte der Schmied einen Hufschlag an den Körper. Dann drohte der Mann jeweils, das verdammte cheval umzubringen!
Hufeisen bringt Glück? Nicht Jedem!


wuli antwortete am 18.02.03 (08:49):

Doch ja es stimmt! Mein Lebenslauf im Osten hatte es mir oft genug vorgeführt! Du warst dort bei allem was du machen wolltest vom Staat gegängelt. Will sagen, es war nicht so einfach, wolltest du eine deiner Ideen in die Tat umsetzen. Auch waren ansonsten die Möglichkeiten im allgemeinen recht beschränkt. Man mußte also sein eigenes Glück schon recht gewaltig schmieden! Ich habs so gemacht und hab dadurch so manches erreicht, was für Andere als unmöglich galt.


Marianne antwortete am 18.02.03 (08:53):

......

und ich hämmere mit dem Vorschlaghammer
auf das Glücksschwein...
das Glücksschwein...
das Glücksschwein!

und manchmal kommt was dabei raus!


Wenn ich ernstlich über die Frage nachdächte, käme ich zu ähnlichen Ergebnissen wie Mechthild.


pilli antwortete am 18.02.03 (10:04):

...und willst du nicht mein glücksschwein sein...

dann schlag ich dir den schädel ein.


Marianne antwortete am 18.02.03 (10:16):

Noch einmal über das Glück

Ich putze gerade so fröhlich und glücklich meine Wohnung und denke natürlich doch über die von Dir gestellte Frage nach.

Man kann sie von sich wegweisen – mein erstes Verslein.
Man kann Glück als das Erreichen von materiell oder durchaus auch demokratisch gesicherten Lebensumständen sehen – mein zweites Geständnis zu Mechthilds Worten.



Aber: frau kann Glück auch ganz ohne Schmied im Erleben, besser noch Einssein mit sich und der Umwelt. – Beispiel: im Herbst inmitten noch praller Fülle die langen scharfen Schatten- erfahren..

Und dieses Glück kann frau nicht schmieden – sie muss es auf sich zukommen lassen und mitten drin sein, ihre Ratio aussetzen.


Rachel antwortete am 18.02.03 (12:01):

Stimmt, das Sprichwort. Jeder bastelt doch mehr oder weniger an seinem Glück, oder daran, was er darunter versteht. Manche sind total glücklich über etwas, wo
andere nur den Kopf darüber schütteln. Für den einen
ist es Glück, für den anderen Normalität.
Wer will sich schon Glück von einem anderen aufdiktieren
lassen? Glück teilen kann man nur bedingt, nämlich dann, wenn der andere genau das Gleiche unter diesem Glück versteht. Aber ganz klar ist: glücklich zu sein, wobei, wodurch auch immer, es ist ein herrliches Gefühl....


rotti antwortete am 18.02.03 (13:50):

Dabei sollte man nicht vergessen, wenn man so ein Hufeisen findet, es immer richtig herum aufzuhängen. Es könnte leicht passieren, das sonst das ganze Glück herausfällt aus diesem Findling, dem viele Menschen in ihrem Glauben ihr Glück verdanken.
Da die gute alte Zeit, als die Hufeisen noch auf der Strasse zu finden waren, längst Geschichte ist, wird es mit dem Glück wohl immer schwieriger. Früher war es ein riesiges Glück Bananen für unsere Kinder zu erstehen, wie sieht es heute aus?
Obwohl das Wort immer noch so heißt, was hat es heute für eine Bedeutung?


Medea. antwortete am 18.02.03 (21:52):

Hallo rotti,

die Bedeutung ist gewachsen und heißt heute
"Bananen-Republik" :-)))


Rachel antwortete am 19.02.03 (08:39):

Ja, rotti, die Bedeutung des Wortes ist gewichtiger geworden. Für viele bedeutet Arbeit zu haben schon das größte Glück. Das Wort Glück wird differenzierter gesehen - Glück in der Familie, Glück in der Arbeitswelt u. ä. Früher war Glück eine Gesamtheit, alles war eingebunden, nichts vom anderen grundlegend abgetrennt, der berühmte rote Faden durchzog im Glück einfach alles....ich getraue mich zu behaupten, man war schneller glücklich...


rotti antwortete am 19.02.03 (11:28):

Als ich gestern so über die Elbwiesen mit meinem rotti geradelt bin, hat mich dieses Thema noch einmal stark beschäftigt, dabei spürte ich gar nicht, wieviel km ich so dahin fuhr und fand, das dieser Gedanke doch einen Rückblick des bisherigen Lebens wert ist. Ich stellte fest, das es ein riesiges Glück für mich war, den Kampf um mein Leben nicht aufzugeben.Dann fiel mir das Sprichwort ein:
" Die Schwachen kämpfen nicht, die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde. Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre. Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich". (Berthold Brecht).Wie Recht hat er doch und wenn man dann Erfolge verspürt, ist man doch seines eigenen Glückes Schmied!im wahrsten Sinne des Wortes.
@ medea
über deine Aufklärung "Danke " :-))))
@ Rachel
auch für deine Worte ;-))


friedrich antwortete am 19.02.03 (18:03):

Zarah Leander sang 1933 die traurige Strophe: "Wir werden vom Schicksal getrieben --- und keiner weiß wirklich wohin !" Jedes Lebewesen ist vom unberechenbaren GLÜCK/Unglück abhängig, dh. also n i c h t seines Schicksals freier Gestalter.


schorsch antwortete am 19.02.03 (18:05):

Versuch einer Erklärung: Wenn neben mir ein Dachziegel auf den Boden fällt, ist das Zufall. Dass er mich nicht trifft, ist Glück!


Rachel antwortete am 20.02.03 (14:09):

rotti, zu kämpfen lohnt immer, gut, dass du es getan hast, und vielleicht immer noch tust. Übrigens, ich wohne auch an der Elbe, auch am Elberadweg, lächle....


Nuxel antwortete am 20.02.03 (16:12):

nun bin ich ganz nachdenklich geworden!
Wie oft sagt man fast gedankenlos:jeder ist...
Sind wir das wirklich in letzter Konsequenz?
Ganz zuerst wollte ich :ja sagen.Einfach so.Dann aber erinnerte ich mich an so viele Erlebnisse.
Wir haben alle Höhen und Tiefen erlebt,viele von uns haben schwere-auch unheilbare Erkrankungen und Unfälle,auch Operationen durchgemacht,liebe Angehörige oder Freunde
oder geliebte Menschen verloren.
Wir können unser Schicksal und Glück nicht selber bestimmen.
Aber,ich denke,wie wir es annehmen und meistern,darin liegt sehr viel eigene Kraft.
Und so sind wir auf Umwegen vielleicht doch:
unseres Glückes Schmied

Nuxel


Barbara antwortete am 20.02.03 (18:01):

Nuxel,

bisher fiel mir nichts zum Thema ein, denn eigentlich denke ich, Glück ist eben Glück, da muss man nichts dazu tun, kann sich einfach nur darüber freuen.

Dein Beitrag bringt mich auf folgende Gedanken:

Eigentlich ist man eher seines Unglückes Schmied...
Derjenige, der sein Unglück hinnimmt, resigniert, hat keine Chance, sein Unglück zu ändern, irgendwie aus dem Tief herauszukommen....

Der Schmied arbeitet mit dem glühenden Eisen bzw. Unglück, lässt es nicht in der ursprünglichen Form, findet sich nicht damit ab, resigniert nicht.

Wie vermutlich bei uns allen gab es manche Situation in meinem Leben, bei der ich mich gefragt habe:
Warum muss mir so etwas passieren?
Nach der ersten Schock- und Trauerphase habe ich den Kampf aufgenommen, das Beste daraus gemacht....

Jahre später erkennt man mitunter, wie wichtig dieses "Unglück" für die eigene Entwicklung war. Man hätte sich ohne diesen Kampf nicht derartig weiter entwickelt.

Eigentlich kommt es den Worten Schopenhauers nahe, dass der Mensch erst durch die Bewältigung seiner Probleme wächst. Hat ein Mensch nie Probleme bzw. Pech oder Unglück, kann er auch nicht wachsen.....


Nuxel antwortete am 20.02.03 (19:18):

@ Barbara

wiederholt habe ich Deine Worte gelesen.

Was willst Du damit anderes sagen,als ich????

ich benötige keinen Schopenhauer,um mein gar nicht so einfaches "Schicksal" zu bewältigen und trotzdem--oder gerade deshalb "mein" Glück empfinden und erleben zu können---weil ich es will!


Rachel antwortete am 21.02.03 (07:38):

Nuxel, ich würde dazu nicht mal *Umwege* sagen. Du schreibst richtig von Höhen und Tiefen - auf den Wegen liegen nun mal Steine, manchmal ganze Felsbrocken, fast unüberwindbare Berge - aber dies alles gehört zu unseren
gangbaren Wegen dazu. Manch einer macht sogar Umwege, um
auf sein Glück zu stoßen.....


Barbara antwortete am 21.02.03 (10:39):

Nuxel,

warum sollte ich etwas anderes sagen wollen als Du?

Deine Worte haben mich darauf gebracht....
Ist es so schrecklich, dass Schopenhauer das auch schon gesagt hat?

Ich finde es schön, dass wir einer Meinung sind ;-)))


Helga B. antwortete am 21.02.03 (14:05):

Danke Nuxel(und den anderen), Du hast mir so ziemlichaus der Seele gesprochen. So ähnlich sehe ich es auch. Manche Dinge möchte man doch unbedingt erzwingen, aber sie wollen und wollen nicht klappen. Und vielleicht ist das dann hinterher gut und richtig so. Es gibt eben zwei Tragödien im Leben: Einmal wenn die Wünsche in Erfüllung gehen und einmal dann, wenn sie nicht in Erfüllung gehen. In diesem Sinne tschüs.


MariaM. antwortete am 22.02.03 (04:19):




"Jeder ist seines Glückes Schmied". Interessiert euch "nebenbei", woher dieses geflügelte Wort herkommt? Ich versuch's mal, ganz arg verkürzt...

Im 6. Jahrhundert v.u.Z. entstand das Amt des Zensors (censere, einschätzen), der hatte "sittenrichterliche" Befugnisse und vor allem die Bürger ihrem Vermögenszensus entsprechend in 5 Klassen einzuteilen. Zensor, Zensur, Prüfer, Prüfung.
Einer der bedeutendsten Zensoren war Appius Claudius Caecus (312 v.Chr.) - gleichzeitig der 1. namentlich bekannte römische Schriftsteller. Er war ein "Fan" der Plebejer ("Menge", "MaSSE" der Bauern,Handwerker und Händler, freie Bürger,aber ohne politische Rechte, später Schimpfwort Plebs) und setzte viele Maßnahmen in ihrem Sinne durch - er rief zu altrömischer Tüchtigkeit auf, die das private und das Wohl das Staate festigen sollten - seine Maxime:

Jeder ist seines Glückes Schmied...

Okay, okay - was aber verstehen wir HEUTE eigentlich unter Glück? Was ist für Euch Glück?

Glück ist das Wissen, ich werde geliebt, sagt man in Persien. Glück ist, Freunde zu haben, sagt man in Schottland. Glück ist oft nach drei Jahren, was heute noch als Unglück erscheint, sagt Kung Futse. Sei glücklich, aber bitte, sprich nicht darüber, sagt Goethe.

Was ist Glück? Nein, ich muss doch nicht dauernd neue Threads eröffnen, das ist eine Ergänzung zu Helgas Frage. Können wir nicht einfach hier weiterreden? Wer z.B. beruflich 14 Tage "aussteigen" muss, findet vor lauter neuen Themen keinen Anschluss mehr.

Helga, was ist für dich persönlich Glück?


schorsch antwortete am 22.02.03 (13:48):

Glück ist für mich schon die Abwesenheit von Unglück!


henner antwortete am 22.02.03 (16:47):

da halte ich es mit Busch (der olle Wilhelm),dem man nachfolgende Aussprüche unterstellt.
,,Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt wird, kriegt augenblicklich Junge.
Ach!, reines Glück genießt doch nie, wer zahlen soll und weiß nicht wie.

Dem Glücklichen schlägt kein Gewissen.
https://www.daszitat.de/Autoren/B/busch.html