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THEMA:   Antisemitismus in Österreich

 24 Antwort(en).

Simba begann die Diskussion am 08.02.03 (11:21) mit folgendem Beitrag:

Ich las mir gerade den Artikel vom Tatblatt durch und ich muss sagen - so nicht! Hier werden Erziehungsberechtigte als Antisemiten diffamiert und halte das gelinde gesagte für eine Frechheit.
Ich habe die Kindergarten- und Schluzeit meiner Kinder genau mitverfolgt aber hier gab es keine Hetze gegen Juden weder mit noch ohne Worten. Bei uns gibt es sehr viele Flüchtlinge und auch Gastarbeiter und man hat sich in der Schule wirklich bemüht diesen Kindern alles zu bieten damit sie mit den unseren zusammenwachsen und ich denke das ist auch recht gut gelungen, die Freunde meines Sohnes waren Irakis, Türken und Kroaten.
Ich hab es so satt, mich als Österreicherin immer wegen des Antisemitismnus zu rechtfertigen, der gar nicht in mir ist. Wenn ich schon lese, dass "fast alle Österreicher" von den Arisierungen profitiert haben stellen sich bei mir die Haare auf. Es wird sicher so sein, dass es etliche Menschen gibt, die das taten - nur ich kenne niemand. Meine Mutter war ein Schulkind während der NSZeit und war als BDM mädchen auch nicht besonders glücklich in diesem Verein - aber es herrschte dort nun mal Anwesenheitspflicht. Mein Grossvater und mein Vater mussten in den Krieg ob sie es wollten oder nicht (man denke an den Fall Jägerstetter, der als Kriegsverweigerer hingerichtet wurde)und kamen krank wieder zurück - der eine physisch und der andere psychisch. Auch wurden die Eltern meiner Mutter ausgebombt und bekamen erst im Jahr 1961 (!) eine Ersatzwohnung. Während der Besatzungszeit wagte es niemand über den Krieg zu sprechen, ich denke es sass den Leuten noch immer die Angst vor der Bespitzelungen a la Gestapo im Nacken. In der Schule lernten wir wohl über den 2. Weltkrieg aber das Thema "Juden "kam nicht vor. Was wirklich mit ihnen passierte, erfuhr ich erst mit ca 20 Jahren, als ich das Buch "Exodus" las und ich war erschüttert und am Boden zerstört, weil ich bis dahin nicht wusste zu welchen grauenvollen Taten Menschen fähig sein können. Natürlich fragte ich auch meine Mutter, ob sie was davon gewusst hätte. Meine Eltern hatten nach dem Krieg sicher erfahren was passiert war - aber ich denke wenn sie es schon vorher gewusst hätten, hätten sie auch nicht viel ändern können, sie hatten genug zu kämpfen, selbst diese Zeit zu überleben. Ich weiss dass viele Österreicher zu Tätern wurden und auch viele dies gebilligt haben - aber ich verbiete mir, mich mit diesen über einen Kamm scheren zu lassen!

Internet-Tipp: https://www.rottenburg-stuttgart.paxchristi.de/bs.texte/bs.akt.5/


Nuxel antwortete am 08.02.03 (11:53):

Liebe Simba

Deinen Ärger kann ich sehr gut nachvollziehen!
Ich laufe gegen die Pauschalverurteilungen auch Amok!

Gruss Nuxel


schorsch antwortete am 08.02.03 (13:29):

Wehret den (Wieder-)Anfängen. Was viele nicht glauben wollen: Die Anzeichen deuten im Haiderland auf eine Wiederholung......


pilli antwortete am 08.02.03 (15:39):

@ Simba

du hast aus deiner für dich abgeklärten sicht geantwortet und ich verstehe durchaus, daß du dich nicht "über den Kamm scheren lassen willst" .

nur die eindeutigen aussagen dieser aufzählung nicht von eventuell mitlesenden österreichischen ST´lern kommentiert zu sehen, hat mich so nachdenklich gemacht. es entstand daher bei mir der eindruck, tja...wer hier nicht aufjault, der gehört wohl dazu...

nun, Nuxel wird vielleicht nicht so genau gelesen haben, sonst hätte sie sicher nicht nur mit "Pauschalverurteilungen" gekontert. und Amok laufen, na dann mal los, aber bitte gegen die formationen mit den braunen hemden und den blankgewienerten stiefeln denke ich mal...oder?

und daß widerstand geleistet wird, liebe Simba auch gegen die subtilsten versuche zeigt u.a. der weiterführende link an widerst@nd MUND, dem mann oder frau folgen mag, wenn weiteres interesse besteht, zu erkennen, daß nicht pauschalisiert sondern gehandelt wird.
im vorliegenden fall der außenministerin ist hier der offene e-mail verkehr der zu diesem fall stattgefunden hat protokolliert und so möge sich jede und jeder ein eigenes bild machen.

Simba, meine sorge sind die tendenzen und wie weit diese erkannt werden. ich möchte dir gestehen, daß ich erst jetzt beginne zusammenhänge zu erkennen
und mich wirklich bemühe manches zu verstehen. nicht verstehen kann ich das von schorsch genannte "Haider" phänomen; irgendjemand muß diesem mann doch eine stimme gegeben haben?

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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Alexander Van der Bellen [mailto:alexander.vdbellen@gruene.at]
Gesendet: Dienstag, 4. Dezember 2001 12:09 An: kraut@web.de
Betreff: Re: Offene EmailSehr geehrter Herr Kraut,
zum wiederholten Male bedanke ich mich für Ihre Zusendungen, deren letzte
meines Erachtens die bisher interessanteste ist. Ich kann Ihnen versichern,
dass mich Ihre Arbeit regelmäßig wieder daran erinnert, wie tief verstrickt
Angehörige und SympathisantInnen der Regierungsparteien in die
rechtsextremistische Szene sind. Und ich halte es auch hinsichtlich der
tagespolitischen Arbeit für wichtig, diese Tatsache nie aus den Augen zu
lassen.
Aus diesem Grund ersuche ich Sie, mich auch weiterhin in Sachen Blau-Schwarz
und rechtsextrem mit Details am Laufenden zu halten.
Mit freundlichen Grüßen
A. Van der Bellen
----------------------------

https://www.no-racism.net/MUND/

Internet-Tipp: https://www.no-racism.net/MUND/


Nuxel antwortete am 08.02.03 (16:17):

Pilli,
wenn Simba schreibt:
Erziehungsberechtigte werden als Antisemiten "verurteilt" ist doch eindeutig eine Pauschalierung erkennbar,oder?

Dass auch nur der geringste Ansatz in dieser Denkweise
nicht nur verachtenswert ist,sondern im Keim erstickt werden muss,ist doch wohl klar!
Oder?
Das sollte aber für alle Menschen gelten,egal welcher Rasse und Glaubensrichtung sie angehören!


Simba antwortete am 08.02.03 (19:15):

@Schorsch,
Österreich wird weder jetzt noch in Zukunft ein Haiderland werden, denn spätestens seit der letzten Wahl sind vielen seiner Anhänger nach seinem unmöglichen Benehmen die Augen aufgegangen und sie haben sich von ihm distanziert. Dies sah man auch in den Wahlergebnissen: hatte die FPÖ im Jahr 1999 26,9% aller Wählerstimmen bekommen, so erreichte sie im Jahr 2002 nur 10,01%. Meines Erachtens wird Haider in den nächsten Jahren politisch keinen Fuss mehr auf den Boden bekommen und das ist auch gut so.
@pilli,
das "Phänomen Haider" kann ich dir nur aus meiner Sicht erklären: betonen möchte ich dass ich nie für ihn gestimmt habe - aber ich kenne einige Leute in meinem Bekanntenkreis die dies machten. Die sind ganz sicher nicht rechtsextrem, sondern einfach Menschen, die von der rotschwarzen Proporzregierung (sprich grosse Koalition) enttäuscht waren und der SPÖ und der ÖVP einfach mal die Rute ins Fenster stellen wollten, in dem sie im Jahr 1999 vermehrt die FPÖ wählten. Dass diese Partei dann soviel Stimmen bekommen würde, hatten sie sicher nicht erwartet. Haider war ein guter Oppositionspolitiker, der es verstand die (schon vorhandene) Unzufriedenheit in Volk zu schüren und ordentlich anzuheizen. Es ging da um Politikerprivilegien, Steuersenkungen, die Benesdekrete und auch um die Osterweiterung. Wenn täglich Raubzüge in der Grenznähe stattfinden und alles von Banden gestohlen wird was nicht niet- und nagelfest ist, ist es klar dass sich die Gemüter erhitzen - auch bangten die Leute um ihre Arbeitsplätze, wenn erst die Grenzen für die Arbeiter aus dem Osten offen sind. Und dann kam die FPö in die Regierung und man erwartete Reformen. Letztendlich konnte diese Partei kein einziges Wahlversprechen halten, weder die Verhinderung der Osterweiterung, noch die Steuerreform, noch die Aufhebung der Benesdekrete und auch nicht die Sicherung der Arbeitsplätze und und und.... Haider versuchte zu retten was zu retten war - aber seine Vorgehensweise befremdete nicht nur seine Gegner sondern auch seine Freunde und liess manchmal an seinem Verstand zweifeln. Jetzt sitzt er im Bärental und träumt von einer neuen Partei, mit ihm als Vorsitzenden ...

Internet-Tipp: https://www.smoc.net/haiderwatch/bio.html


Marianne antwortete am 08.02.03 (19:34):

Ich bin zwar keine Österreicherin, lebe aber 43 Jahre hier in meiner 2. Heimat.

Wenn es hier Antisemitismus gibt, ist es diese Art von verstecktem, unreflektierten Alltagsfachismus, den wir alle kennen, vor allem die kennen, die keine Ausgrenzungstendenzen in sich haben.
Und da ich eben auch Deutsche bin, weiß ich, dass es diese Art von Fremdenphobie auch in Deutschland gibt. In vielen Gesprächen mit Schweizer Wohnmobilklubfreunden weiß ich, dass auch in der Schweiz dieses Phänomen zu finden ist.

Aber anzunehmen, diese Beobachtungen seien "typisch österreichisch" zeigt von einer unrealistischen Sicht auf dieses zu beobachtende Phänomen. Nicht alle Österreicher haben 1999 Haider gewählt,sondern nur 27 Prozent. Im Herbst 2002 ist die Haiderpartei auf unter 10 Prozent abgestürzt,trotz gleicher Wahlparolen.

Ich bin der Meinung, dass wir hier in unserem Lande dieses Problem alleine bewältigen werden. Weise Bemerkungen aus unberufenem Munde aus dem Ausland tragen zur Problemlösung nichts bei.
Im übrigen hat sich Simba ja in aufrichtiger und anerkennungswerter Weise geäußert und durch Wiederholung von Argumenten werden diese auch nicht wahrer.


Simba antwortete am 09.02.03 (00:10):

@Marianne,
danke dir, du sprichst mir aus der Seele: Österreich ist durchaus selbst in der Lage, offenen und versteckten Antisemitismus zu erkennen und auch Massnahmen dagegen setzen,ohne sich deswegen von Ländern massregeln lassen zu müssen, die selbst stark rechtsextreme Parteien haben. Ich darf erinnern an Lega Nord, Vlaams Block, Schönhuber, Le Pen , Fortuyn, und auch an jüdische Vermögen die noch immer in Schweizer Banken liegen, und und und...
Weiters möchte ich noch erinnern, dass Österreich ein Land ist, in dem immer schon Verfolgte eine neue Heimat gefunden haben, 1956 die Ungarn und 1968 die Tschechoslowaken, sowie viele Bosnier und Kroaten, die während des Balkankrieges aus ihrer Heimat verjagt wurden - auch daran sollte man denken, wenn man über blankgewienerte Stiefel und braune Hemden schreibt.


angelika antwortete am 09.02.03 (11:02):

vielleicht wäre zu erwähnen, dass die von pilli zitierte seite aus österreich stammt und der text von österreichern und österreicherinnen verfasst wurde..? nur so ...


Simba antwortete am 09.02.03 (11:51):

Tja Angelika, Nestbeschmutzer gibt es überall, schlimm wirds, wenn sie das wirkliche Bild von Österreich verzerren. Dass es rechtsextreme Elemente gibt - nicht mehr als in anderen europäischen Ländern auch, daran besteht kein Zweifel, nur dass deswegen ganz Österreich mit brauner Farbe zugeschüttet wird, gefällt mir ganz und gar nicht.Am besten ists man kommt her und überzeugt sich selbst :-) Ich habe meinen Standpunkt klargelegt, wer mag kanns glauben, wer nicht solls lassen. Hinweisen möchte ich noch darauf, dass Österreich ein beliebtes Ziel für politisch Verfolgte ist und auch für Wirtschaftsflüchtlinge, und brennende Asylantenheime braucht man hier auch nicht zu befürchten....

Internet-Tipp: https://www.stmkaktiv.at/aktuelles/weisenbericht.htm


Marianne antwortete am 09.02.03 (11:52):

@ Angelika

Es gibt überall Studentenzeitungen - gut gemeint gemacht, aber eben wirr und unreflektiert.

Wie heißt es so schön: Wer als Junger nicht links ist, hat kein Herz .
Und das muss frau/ man in Österreich den Redakteuren des "Tatblattes" zugestehen, nicht nur als eine, die eben auch links war- was immer das heißen mag, sondern mit der gebotenen Nachsicht des Alters.
.

Ein vernünftiger Mensch zieht auch noch andere Quellen heran, wenn er untersuchen will, ob die Österreicher Faschisten oder Antisemiten sind, nicht nur eine links unabhängige Studentenzeitung.
.


pilli antwortete am 09.02.03 (12:29):

ich danke beiden ladies für ihren mut, die wohl allen bekannten zahlen hier noch einmal aus österreichischer sicht anzubieten. mit für das jahr 1999 unglaublichen zahlen von fast 30% aller wähler und immerhin dann jetzt noch 10 % habt ihr mir das bestätigt, was ich wissen wollte.

ob österreich nun in der lage ist offenen und versteckten antisemitus zu erkennen,das weiß ich nicht, denn unter österreich verstehe ich die landesbezeichnung, gewählt haben die menschen und hier hat jeder 3. wähler es zumindest 1999 nicht erkannt. das amtliche wahlergebnis überzeugt mich, wenn ihr erlaubt, mehr.
und auch die jetzt noch vergleichbaren 10% der wählerschaft bestätigen meine annahme. zur erinnerung mal ein zitat des Herrn Haider:

"Wer nicht gelernt hat zu arbeiten, der wird auch in der Zukunft kein Wohlstandsgebiet aufbauen können, und das muss also auch an die
Osteuropäer gesagt werden." (in Zeit im Bild vom 1. 5. 1991)

welche länder euch maßregeln,weiß ich auch nicht, die menschen, die aber immer wieder nachfragen, erinnern und wachrütteln, die haben meinen respekt.

und blankgewienerte stiefel und braune hemden, was stört euch daran, daß ich die nicht mag? sollten wir nicht gemeinsam überlegen wie subtil agiert werden kann und wie wir lernen uns davor zu schützen?

pilli,
die niemals "christine" sein will


pilli antwortete am 09.02.03 (12:31):

möchtest du alle links erfahren?

die vielzahl der hinweise auf widerstand in österreich, genau das hat meine überlegungen geweckt,

daß gerichte sich in österreich und überall auf der welt damit beschäftigen, was behauptet werden darf oder nicht
zeigt dir beispielsweise der link zu Standard.at...vielleicht findest du hier nicht nur jugendlich unreflektiertes...

Internet-Tipp: https://mcwasi.net/fpoe/haider_trottel.html


Angelika antwortete am 09.02.03 (12:55):

Marianne und Simba: es ist doch nicht nur ein Gespenst in den Köpfen von jungen Leuten - es ist ein Problem, von dem ich feststelle, dass die ältere Generation es verleugnet. keiner der sehr geschätzten ÖstereicherInnen hier im Forum ist persönlich gemeint - nur stellt man fest, dass das Problem in Deutchland sicher auch vorhanden ist, es hier aber doch weniger Leute gibt, die das verleugnen wollen - im Gegenteil: gerade die älteren MitbürgerInnen sind empört über die Rechtslastigkeit in bestimmten Regionen, besonders unter der jüngeren Generation. In Österreich streiten jedoch die meisten ab, dass es da ein Problem gibt - und wer waren die Wähler, die eine unbedeutende knapp 5% FPO innerhalb von 13 Jahren zu einer 27% Partei machten?
Im Vorwort des Buches "Dreck am Stecken" heisst es:"Der Skandal heißt also nicht Haider. Haider wäre bedeutungslos hätten ihn nicht 27 Prozent der WählerInnen gewählt. Das ist der Skandal." Dieser Schluß packt aber das Problem nicht bei der Wurzel. Nicht die Wähler sind der Skandal sondern die Medienlandschaft und unerhörte Medienkonzentration sowie der Zustand der politischen Kultur, die nicht die konkrete Ablehnung des Antisemitismus beinhaltet.

Geschrieben wiurde das Buch nicht von Studenten. Die Herausgeber sind Ruth Wodak (geboren 1950, o.Univ.Prof. für Angewandte Sprachwissenschaft an der Universität Wien. Gastforscherin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; Leiterin des Wittgenstein Forschungszentrums Diskurs, Politik, Identität. Zahlreiche Buchveröffentlichungen.) und Anton Pelinka (geb.1941 in Wien) ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck und Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Konfliktforschung in Wien. Veröffentlichungen v.a. zu Fragen des politischen Systems in Österreich (zuletzt: "Austria: Out of the Shadow of the Past", Boulder 1998; "Österreichische Politik. Grundlagen, Strukturen, Trends" – gemeinsam mit Sieglinde Rosenberger, Wien 2000) und zur Demokratietheorie (zuletzt: "The Politics of the Lesser Evil. Leadership, Democracy and Jaruzelski’s Poland", New Brundwick 1999)
Mehr zu dem Buch - incl. einer Leseprobe - gibt es unter dem beigefügten Link.

Bitte richtig verstehen: Es wird keinem von den STlern persönlich etwas unterstellt, es ist m.E. nur erschütternd, dass so viele Österreicher nicht wahr haben wollen, was in ihrem Land passiert - und das nicht heimlich in den Köpfen sondern ganz öffentlich auch über die Medien.









Angelika antwortete am 09.02.03 (13:11):

Der Link zu dem Buch lautet:

https://www.czernin-verlag.com/index.php3?target=buecher&bkid=108&ktid=2


Marianne antwortete am 09.02.03 (13:27):

@ Angelika
Ich kenne Ruth Wodak als Lehrende und als Seminarleiterin. Wenn sie diesen Diskussionsstrang verfolgen würde, würde sie sich wie Simba und ich es taten dagegen wehren, Österreich als Hort des Antisemitismus bezeichnet zu wissen.
Und ich habe, wahrscheinlich im Gegensatz zu Dir, vieles von Wodak gelesen. Anton Pelinka ist ein Freund. -Ich habe 15 Jahre in Innsbruck gelebt.Der ist genau so wie ich, der Meinung ,dass der beginnende Antisemitismus bekämpft werden muss ( aber nicht nur hier bei uns, sondern überall, wo er auftritt).


katharina antwortete am 09.02.03 (13:45):

nun melde ich mich doch nocheinmal zu wort, habe ich da doch was angestoßen (wenn auch an anderem ort).

dass es in österreich alltagsfaschismus und antisemitismus nach wie vor gibt, wurde hier von niemandem infrage gestellt. (tatsache ist, dass ein unübersehbar kritischer text reflexhaft(?) (aus lesekompetenzdefiziten?) als antisemitisch eingeschätzt wurde).
infrage stellen möchte ich aber doch, welchen sinn es haben soll, wenn hier in einer art wettbewerb weristamantisemitischsten deutschland mit österreich verglichen wird.
ich kann nicht so gut googeln wie manche andere hier, aber ich bin überzeugt, dass sich auch untersuchungen zum antisemitismus in deutschland finden lassen. und es wäre ja durchaus interessant, die unterschiedliche situation (ausgehend von unterschiedlichen voraussetzungen) in d und ö zu diskutieren. aber darum scheint es ja nicht zu gehen. dazu müsste man sich nämlich mit dem zitierten (durchaus auch in quellenkritischer weise!) beschäftigen, es lesen, sich gedanken machen usw. kurzum: das hieße beschäftigen, anstatt nach argumentativen prügeln zu suchen.

ein wort zu pilli, deren unsägliche einlassungen in mir eh noch nie den gedanken aufkommen ließen, dass sie eine "christine" sein könnte.dazu empfinde ich dich als viel zu unreflektiert und nach-feindbildern-gierig.
weißt du, *dir* möchte ich nie in die hände fallen. worte im mund herumdrehen und destruktiv alles niederaggressieren, das dir vor die flinte kommt. was mich betrifft, ich bin da froh, im virtuellen raum zu sein und noch froher, dass ich einen platz verlassen kann, wo so jemand herumwütet.

mit grüßen
katharina


pilli antwortete am 09.02.03 (13:58):

@ Marianne

wer außer dir, Marianne hat geschrieben:

"Österreich als Hort des Antisemitismus bezeichnet zu wissen."

???

woher weißt du, das du mehr von Wodak gelesen hast?

und wieso muß bestätigt werden, daß Antisemitismus bekämpft werden muß? ist das nicht selbstverständlich?

nun beide sind dir bekannt, auch ihr e-mail account?
ich möchte beide anschreiben, vielleicht mögen sie uns ihre meinung selber mitteilen?

bitte verstehe das nicht als eine abwertung deiner annahme, was beide von unserer diskussion halten. nur im original liest es sich halt besser.
daß du das so einfach übernimmst, zu sagen können, was andere denken, das finde ich schon schwierig...


Angelika antwortete am 09.02.03 (14:34):

@marianne: na dann hast du ja auch sicher das buch -
aber dein letzter beitrag ist doch keine antwort auf meine frage!

irgendwo habe ich sinngemäss gelesen" ich habe es satt, als österreicherin immer wieder wegen rechtsradikalismus und ausländerfeindlichkeit angegriffen zu werden, besonders dann, wenn die kritiken aus dem ausland komme´!
liest man den satz laut, birgt der satz an sich schon wieder einen ansatz von ausländerfeindlichkeit. findest du nicht? man könnte auch sagen "ich habe es satt, wenn immer wieder gemeckert wird, dass wir "negerküsse" und "mohrenköpfe" verkaufen, besonders wenn das die schwarzen sagen!" ... die reihe liesse sich fortsetzten.

es geht hier auch um keinen wettbewerb, nur um die frage, dass man das problem in österreich offenbar nicht wahr haben will - wer waren denn die 27%, die haider gewählt haben - kennst du von denen keinen persönlich ????

ja, bekämpft werden muss es - aber der kampf dagegen fängt auch damit an einzugestehen, dass das problem massiv vorhanden ist - auch in österreich.


Simba antwortete am 09.02.03 (14:52):

Wie ich schon mal schrieb, das Wahlergebnis im Jahr 1999 ist auf die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der rotschwarzen Koalition zurückzuführen und man erhoffte sich von Der FPÖ die Abschaffung des Proporzes und und der Misswirtschaft der Parteien, an Antisemitismus haben hier sicher die Allerwenigsten gedacht.
Was ist eigentlich passiert in den drei Jahren, schwarz- blauer Regierung, nachdem 26.9 % der Wähler sich für die FPÖ entschieden? Hat man Pläne zur Eroberung der Nachbarländer ausgearbeitet? Hat man begonnen Konzentrationslager zu bauen? Hat man Österreicher jüdischen Glaubens und andere Mitglieder von Minderheiten des Landes verwiesen? Hat man nichtösterreichische Mitbürger entrechtet, und eingesperrt? Hat man begonnen Österreich heimlich aufzurüsten? Nichts von alledem:
Die EU schickte einen Rat von Weisen nach Österreich um die Situtation zu prüfen, und nach gründlicher Beratung wurde Österreich ein gutes Zeugnis ausgestellt. "Der den in Österreich lebenden Minderheiten durch das österreichische Rechtssystem gewährte Minderheitenschutz reicht weiter als der, der in vielen anderen EU-Staaten gewährt wird." Soweit der Bericht des Weisenrat.
Die 150.000 überlebenden Zwangsarbeiter aus der Kriegszeit erhielten erhielten spät aber doch einen Betrag von ca sechs Milliarden Schilling. (436 Millionen Euros)
Haider beleidigte Ariel Muzicant, den Präsidenten der israelischen Kultusgemeinde und zog auf dessen Anzeige seine Behauptungen mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Ich denke wenn man in Österreich so wäre, wie es im Ausland angenommen wird - hätte ja Herr Muzicant sich gar nicht gegen Beleidigungen Haiders wehren dürfen?
Man startete ein Volksbegehren gegen den Ankauf von 24 Abfangjägern, obwohl bei unseren Draken schon die Gefahr besteht, dass sie auseinanderfallen wenn sie sich in die Lüfte schwingen, denn sie blicken schon auf eine ca. dreissigjährige Flugerfahrung und Aufklärungsarbeit zurück ;-) Also keine Spur von Aufrüstung.... Ich weiss, dass diese Argumente nicht an der Überzeugung von jenen rütteln können, dass bei uns gefährliche Antisemiten hausen und so lass ich es denn sein - möge jeder glauben was er will!


Simba antwortete am 09.02.03 (15:02):

@Angelika
Ich hoffe sehr, du hast den Satz " ich habe es satt, als österreicherin immer wieder wegen rechtsradikalismus und ausländerfeindlichkeit angegriffen zu werden, besonders dann, wenn die kritiken aus dem ausland komme´!" nicht hier in diesem Thread gelesen, denn hier steht er nämlich nicht.


Angelika antwortete am 09.02.03 (15:55):

...simba... ich schrieb "irgendwo"! und nicht "seniorentreff"....und zwar weil ich es irgendwo gelesen habe....


Hermann Penker antwortete am 09.02.03 (17:57):

Wenn alle Haiderwähler rechts einzustufen sind, was hier ja offensichtlich geschieht, wo sind diese "Neonazis" bei den letzten Wahlen dann hingekommen?
Vielleicht hat man schon einmal etwas von Protestwählern gehört, vor allem gefördert durch den Proporz, wie ihn Rot-Schwarz in Österreich praktiziert hat? Ich kann mir vorstellen, dass Deutschland mit dem gleichen Prozentsatz an Neonazis, wie er in Österreich existiert, ganz zufrieden wäre.


schorsch antwortete am 10.02.03 (10:13):

Simba antwortete am 09.02.03 (14:52):

Wie ich schon mal schrieb, das Wahlergebnis im Jahr 1999 ist auf die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der rotschwarzen Koalition zurückzuführen und man erhoffte sich von Der FPÖ die Abschaffung des Proporzes und und der Misswirtschaft der Parteien, an Antisemitismus haben hier sicher die Allerwenigsten gedacht.

Meine Meinung: Am einfachsten ist es Opposition zu betreiben, so lange man nicht dazu verpflichtet wird, das zu halten, was man den WählerInnen versprochen hat! Ist die Opposition nämlich mal am Ruder, schaut sie zuerst, dass alle ihre nahen Gefolsgleute, die mitgeholfen haben zu schreien und das Volk zu blenden, ihre Pfünde erhalten. Wenn das erledigt ist, ist es schon bald wieder Zeit für Neuwahlen!
In der Schweiz zum Beispiel verspricht die Opposition (wie in den umliegendenn Ländern auch), alle "bösen Ausländer" aus dem Lande zu jagen. Wäre diese Opposition mal am Ruder, würde sie bald merken, dass erstens interantionale Abkommen das "Hinausjagen" verhindern und dann zweitens immer zuerst ein anderes Land da sein muss, das die Bösen aufnimmt.


Simba antwortete am 10.02.03 (22:04):

@ Hermann Penker @Schorsch

genau das meinte ich, leider ists nicht zu allen durchgedrungen, ich danke euch für eure fairen Antworten!