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THEMA:   Deutscher Sprachgebrauch

 41 Antwort(en).

KikiM begann die Diskussion am 03.10.02 (20:30) mit folgendem Beitrag:

An alle klugen Koepfe im Treff!

Kann mir jemand sagen woher der Ausdruck
"Luegen wie gedruckt" herkommt?
Auf welch Gedrucktes bezieht sich das?


Hans-Jürgen antwortete am 03.10.02 (22:22):

Hallo KikiM,

in Büchmann: "Geflügelte Worte" fand ich folgenden Hinweis:

>Am 13.2.1869 sagte Bismarck im preußischen Herrenhaus: "Es wird vielleicht auch dahin kommen zu sagen: 'Er lügt wie telegraphiert'" - nachdem man bisher gesagt hatte: "Er lügt wie gedruckt", was sich frühestens bei Adalbert von Chamisso (1781-1838) belegen läßt.<

Es gibt viele "geflügelte" Worte, die sich auch lustig kombinieren lassen. Mein Vater pflegte manchmal scherzhaft zu sagen: "Der Zahn der Zeit, der schon so viele Tränen getrocknet hat, wird auch über diese Sache Gras wachsen lassen."

Mit freundlichem Gruß,
Hans-Jürgen


KikiM antwortete am 04.10.02 (00:02):

Hallo Hans-Juergen!

Deine Zuschrift hat mir Spass gemacht.
Musste recht lachen. Danke
Bei meinen Recherchen stiess ich auf viele
Redensarten, die ich noch nie gehoert hatte
z.B. >da beisst die Maus keinen Faden ab.<
was wohl so viel heisst wie >da laesst sich nichts dran aendern< (nehme ich an)
Dann fand ich eine Website, da wurden die Redensarten in Zeichnungen uebersetzt. (Siehe unten!)

Internet-Tipp: https://www.kakteenfarm.de


KikiM antwortete am 04.10.02 (03:45):

Vergesst die "Kakteenfarm"

Sie ist haesslich!


Hans-Jürgen antwortete am 04.10.02 (09:54):

Hallo KiKiM,

eine reichhaltige Sammlung bildhafter Redensarten mit ausführlichen Erklärungen findet man unter der unten angegebenen Adresse. Ob "lügen wie gedruckt" mit dabei ist, habe ich nicht geprüft; es sind zu viele und weder thematisch noch alphabetisch geordnet.

Viel Spaß!
Hans-Jürgen

Internet-Tipp: https://www.guteseiten.com/Info_allgemein/phraseologie.htm


:-) antwortete am 04.10.02 (10:18):

lügen wie gedruckt
Lüge wird in vielen Wendungen durch Zusätze verstärkt. Die Redensart bezieht sich auf das alte Mißtrauen gegenüber Druckerzeugnissen, bei denen der Verfasser nicht leibhaftig anwesend ist, um für die Wahrheit seiner Worte zu bürgen. In vielen Kulturen mit mündlicher Tradition wird der schriftlichen Überlieferung stark mißtraut, weil sie für Verfälschungen und Propaganda anfällig ist.
Die Redensart bewahrt noch etwas von dieser Einstellung der Gedächtniskultur gegenüber der modernen Schrift- oder Buchkultur.

Seite 4 des o.g.Link


Eddie antwortete am 04.10.02 (11:01):

@ KikiM

Wo der Ausdruck herkommt, kann ich Dir auch nicht sagen.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass er daher kommt, weil in der Presse viel gedrucktes gelogen ist.

Dann kenne ich noch folgende Aussage:

Lesen und Schreiben kann er nicht, aber lügen wie gedruckt. ;-))

PS.
www.Kakteenfarm.de finde ich sehr witzig.
Ich finde die Web-Site sehr lustig.

mfg
Eddie


WANDA antwortete am 04.10.02 (16:50):

Da Redensarten verloren gehen, wenn wir sie nicht mehr sprechen s.o. da beisst die Maus keinen Faden ab, sollten wir versuchen diese öfter zu gebrauchen.
Sie sollten nicht verloren gehen, weil sie immer auch zum Denken anregen. Viele unserer Redensarten gibt es auch in anderen Sprachen, nur nicht wörtlich übersetzt.


Reggie antwortete am 04.10.02 (18:07):

I am in the picture !


Rosmarie Schmitt antwortete am 06.10.02 (09:33):

Hallo miteinander,

die Redensart "Weiß der Kuckuck!" ist wohl allgemein bekannt, und ich kann sie mir auch erklären. Aber es wird auch "Weiß der Geier!" benutzt. Wieso wohl?


Reggie antwortete am 06.10.02 (14:29):

"Erschossen wie Robert Blum auf der Gardinenstange" hat meine Mutter immer gesagt (Schlesien).
????????????????


KikiM antwortete am 07.10.02 (04:18):

@Reggie

Which picture, >Gruppenbild mit Dame<? ;)

An alle Teilnehmer!
Diese Seite macht Spass!
Vielleicht faellt Euch noch mehr ein.

@ Hans-Juergen!
Danke fuer die website.
Werde sie gleich ansehen.
War erst einmal zum Wochende fort.
Wuensche allen eine gute Woche.


Nuxel antwortete am 07.10.02 (09:27):

Wie oft sagen wir:

es ist zum aus der Haut fahren

oder

rutsch mir doch den Buckel runter

wer stellt sich das schon bildlich vor?

Was meinen die Schwaben,wenn sie sagen:

heiligs Blechle


Tessy antwortete am 07.10.02 (10:18):

An was ihr euch so erinnert!
Das schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht! ;-((


nuxel antwortete am 07.10.02 (13:02):

Ja,und wem ist nicht schon öfter:

eine Laus über die Leber gelaufen?

hat ein Gesicht gemacht,wie 3 Tage Regenwetter?

und meine Mannheimer Freundin möchte :

grad auf der Sau fort

wenn ihr Mann sie arg nervt....tut er wirklich;-))


DorisW antwortete am 07.10.02 (14:32):

Meine Mutter sagt, wenn sich jemand als was Besseres vorkommt:
"Die können mir alle keinen Pfennig wechseln!"


WANDA antwortete am 07.10.02 (19:07):

Unter vielen vielen Redensarten gab es in meiner Familie noch den Satz: Das ist ja ein Kolkwitzer Stück !
Und zwar kam der, wenn etwas unerhört war oder unüblich.

Nach dem Mauerfall waren mein Mann und ich in Görlitz. Ich wusste, dass dort ein Grossonkel und zwar ein Junggeselle eine Apotheke in der Nähe hatte, in der ich als Kleinkind auch gewesen war.
Mit Hilfe einer Apothekerin fanden wir Auszüge und konnten erfahren, dass diese Apotheke in Kolkwitz gestanden hatte.
Wir fuhren dort hin und fanden ein Riesenhaus, total verwahrlost und eben sehr, sehr gross, viel zu gross für einen Junggesellen und auch das Grundstück mindestens 3000 quadratmeter.
Da kam mir der Gedanke, dass der Ausspruch - ein Kolkwitzer Stück - vielleicht eine nur in der Familie gebräuchliche Redensart war. Der letzte, der das hätte wissen können, war mein Onkel, aber er konnte mir keine Auskunft geben, obwohl auch in seiner Familie bei etwas pompösen vom Kolkwitzer Stück gesprochen wurde.
Wenn nicht einer von Euch das schon mal gehört hat, dann bleibe ich bei meiner Meinung, dass das ein familieninternes
geflügeltes Wort war.


Reggie antwortete am 08.10.02 (10:52):

Familien-intern, das gibt es wirklich.

Wir spielten ein Spiel, das hieß "Hundert Gäste". Niemand kennt diesen Namen. Spielen könnte es jeder (3 Personen).

Oder : "Der Kaffee fällt runter" (situationsbedingt entstanden). Damit wurde der andere aufgefordert, nichts mehr zu sagen, weil jemand mithörte.


WANDA antwortete am 08.10.02 (15:57):

Nur der Ordnung halber, dieses Kolkwitz liegt bei Cottbus.


Dorothee antwortete am 08.10.02 (22:47):

Hallo Wanda,
mein oder sein "heiligs Blechle" ist eine Sache, die für diese Person etwas sehr wertvolles ist - früher oft auch für das Auto gebraucht, doch das hat ja inzwischen an Einmaligkeit abgenommen.
Mit freundlichem Gruß
Dorothee


Dorothee antwortete am 08.10.02 (22:50):

Entschuldigung, da habe ich Wanda mit Nuxel verwechsel!
Kommt hoffentlich nicht wieder vor!
Dorothee


Nuxel antwortete am 09.10.02 (10:57):

Hallo,Dorothee

danke,für die "Aufklärung" die Namensverwechslung ist nicht schlimm-für mich-
Grüße von Nuxel


Dirgni antwortete am 09.10.02 (12:13):

Ein praktischer Spruch meiner Mutter, den ich beibehalten hab:
"Hast gehört, was ich mir gedacht hab?"
Anzuwenden, wenn man eigentlich etwas Böses anworten müßte, aber keinen Streit will. Oder auch (mißbräuchlicherweise), wenn einem keine schlagkräftige Antwort einfällt.


Reggie antwortete am 09.10.02 (15:37):

Hallo Ingrid,
hast gehört, was ich mir gedacht hab'?


DorisW antwortete am 09.10.02 (17:31):

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat zur Herkunft des Ausrufs "Heilig's Blechle" folgende Auskunft gegeben:

"Die einschlägigen Wörterbücher (schwäbisch, badisch) sind sich darin einig, dass Blech hier eine Form von Blitz (vermittelt über Blich) ist. Wir haben es hier mit einer Verhütungs-, Abwehrformel zu tun: Indem ich bei Gewitter den Blitz "heilig" mache, versuche ich zu bewirken, dass er nicht bei mir einschlägt. Der Spruch ist dann als Ausruf des Überraschtseins verallgemeinert worden."

(Der Sprachdienst, 04/2001)


Gila antwortete am 09.10.02 (17:43):

Weiß jemand von euch vielleicht, woher der Ausruf "Ach du grüne Neune!" kommt und was er eigentlich bedeutet? Er wurde in unserer Familie oft benutzt als Ausdruck des Schrecks oder Erstaunens.


WANDA antwortete am 09.10.02 (18:54):

soeben gelesen, was mir spontan einfiel, war, dass man mit deutschen Karten spielte, also die grüne Neun war sozusagen das allerschlechteste Blatt.
Nur Vermutung, wir benutzten diesen Spruch auch immer. Kommst Du auch aus dem Osten?


DorisW antwortete am 09.10.02 (19:02):

Meine Mutter sagt das auch mit der "grünen Neune".
Sie stammt aus Nordhessen.


KikiM antwortete am 10.10.02 (05:22):

DorisW!
Du findest die Antwort dazu unter:

www.guteseiten.com/info_allgemein/phraseologie.htm


DorisW antwortete am 10.10.02 (07:42):

KikiM!
Ich habe zwar nicht nach der grünen Neune gefragt, sondern mich nur drangehängt, mir aber trotzdem die Phraseologie-Seite angeschaut. Nicht schlecht gemacht!

Schönen Tag noch!


Tessy antwortete am 10.10.02 (16:21):

Ein Freund von mir gebraucht gerne das Wort "grunzipiell". Wohl eine Mischung aus -grundsätzlich und prinzipiell-.
Da er ein sehr ernster Mensch ist brachte ich es nie fertig ihn zu verbessern, muß aber inzwischen aufpassen daß ich das Wortgebilde nicht selber anwende. :-)


WANDA antwortete am 10.10.02 (16:48):

danke, ich bin noch nicht so fit im Internet und fand diese Seite ganz toll, auch die Erklärung zur grünen Neune.


bello antwortete am 10.10.02 (16:58):

Please - take place !


DorisW antwortete am 10.10.02 (17:04):

"Nichtsdestotrotz" ist genauso eine Synthese wie "grunzipiell", nämlich aus den Wörtern "nichtsdestoweniger" und "trotzdem".
Ursprünglich scherzhaft gemeint, wird es mittlerweile durchaus ernsthaft verwendet.
Vielleicht bringt es "grunzipiell" ja auch mal so weit, wenn du es weiterträgst, Tessy... :-)

P.S. Ich werde prinzipiell nicht grundsätzlich ;-)


sofia204 antwortete am 10.10.02 (18:55):

das "grunzipiell" hat sich bei mir sofort einquartiert,
ohne zu fragen, weil es schön ist.


WANDA antwortete am 11.10.02 (09:03):

Wer weiss, wo das Wort "verrucht" herkommt. Ich habe es in einem anderen Zusammenhang benutzt, es gehört zu meinem Wortschatz, wird aber selten angewandt.
Kommt es von verraucht oder geht es um den Ruf, den man vielleicht etwas ruiniert?


DorisW antwortete am 11.10.02 (19:18):

Liebe Wanda,
wenn ich das Wort "verrucht" höre, denke ich:
"Mir ist heut so nach Tamerlan, nach Tamerlan zumut...
Ein kleines bißchen Tamerlan, ja Tamerlan wär gut..."

Aber zur Sache:

"verrucht
Adj. (PPrät.) obs. (<13. Jh). Mhd. Verruochet 'sorglos, jmd., der aufgehört hat, sich um etwas zu kümmern', Partizip zu mhd. verruochen 'aufhören, sich um etwas zu kümmern'; dieses eine Präfigierung zum Ausdruck des Gegensatzes zu mhd. ruochen 'sich kümmern' (s. geruhen). Unter dem Einfluß des zur gleichen Sippe gehörigen ruchlos hat sich die Bedeutung stark zur negativen Seite hin entwickelt."
(aus: Kluge, Etymologisches Wörterbuch, 23. Auflage)

Und nun geh hin und tanz deinen ruchlosen Tango ;-)


KikiM antwortete am 11.10.02 (22:43):

@DorisW
Zu Deinem Beitrag an mich vom 10.10.
Bitte nicht ernst zu nehmen ;)

Mensch, immer diese deutsche Gruendlichkeit.
Ist doch egal. Du hast trotzdem recht!

:) "Lass' mal fuenfe gerade sein" :)

Noch so'n Spruch.


WANDA antwortete am 12.10.02 (08:25):

@DorisW es wird Dich enttäuschen - aber Tamerlan ist nicht alles !!
Danke für die Arbeit und das Heraussuchen und liebe Grüsse aus Baku, Aserbaidschan, da lebt Tamerlan und da gehts ihm gut.


WANDA antwortete am 20.10.02 (08:36):

Ich kann nirgendwo nachschlagen, deshalb hier die Frage, woher kommt das?
"Es wird aber höchste Eisenbahn!"

Falls jemand antwortet, schon jetzt ein Danke.


Ursula Trautmann antwortete am 20.11.02 (15:35):

Oh.my dear Mr. Singing club!!! DAs sind ja tolle Erklärungen, habe noch nie drüber nachgedacht! Wr oder was Tamerlan ist weiß ich nicht ! Danke für die Seite, werde bald mal stöbern


Ursula Trautmann antwortete am 20.11.02 (15:40):

Oh.my dear Mr. Singing club!!! Das sind ja tolle Erklärungen, habe noch nie drüber nachgedacht! Wer oder was Tamerlan ist weiß ich nicht ! Danke für die Seite, werde bald mal stöbern Ich hörte in meiner Kindheit einmal wie meine Mutter sagte:" Da nagen wohl zwei Hunde an einem Knochen!" Ich glaube, da ging es um ein Dreiecksverhältnis und ich sollte das nicht mitkriegen, weil ich noch so jung war!!! Habe es mir doch bis heute gemerkt!