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THEMA:   Stiftungen

 16 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 29.09.02 (22:06) mit folgendem Beitrag:

"Stiftungen ermöglichen selbstbestimmte Entscheidungen zum Nutzen anderer..."

Karl's Thema über die Erbtante hat mich auf die Idee gebracht, mich einmal ein wenig über Stiftungen zu informieren. Dabei bin ich auf vorstehenden Satz gestoßen, der wohl den Zweck einer Stiftung gut beschreibt.

Alleine im Bundesland Bremen, also dem kleinsten Bundesland, gab es zum 31.12.2001 186 Stiftungen. Der Stiftungszweck reicht von der Förderung der Jugendpflege, der Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur über die Verbesserung der Umwelt, die Förderung bedürftiger Kinder, der Rettung aus Seenot bis zur Denkmalpflege - die Aufzählung ließe sich fortsetzen.

Die Liste liest sich wie ein Verzeichnis all der Aktivitäten, die zum allgemeinen Wohle wünschenswert sind und deren Sinn nicht angezweifelt werden kann, die aber von der öffentlichen Hand nicht oder nicht genügend angeboten werden und vielleicht auch gar nicht geleistet werden können.

Ich schließe daraus, daß es doch noch eine ganze Menge soziales Verantwortungsbewusstsein und Engagement gibt auch bei denen, Privaten oder Unternehmen, die auf welche Weise auch immer an genügend Geld gekommen sind, denn normale Angestellte werden die nötigen Mittel ja jeweils nicht aufgebracht haben.

Internet-Tipp: https://www.bremen.de/info/innensen/Kap3/Pdf/Stiftungsverzeichnis.pdf


Barbara antwortete am 30.09.02 (01:28):

Gerade habe ich mit meinen Söhnen über diesen Kreis der Stifter gesprochen. Ich zählte etliche Superreiche auf, die gemeinnützige Stiftungen ins Leben gerufen haben.

Kommentar meiner Söhne: "Hätten sie die Menschen nicht derart ausgebeutet, um diese Reichtümer anhäufen zu können, bräuchten sie später nicht durch Stiftungen versuchen etwas zurückzugeben......"

Irgendwie ist da was dran.....


Johannes Michalowsky antwortete am 30.09.02 (07:53):

Also, da erinnere ich aber mal an Jose Carreras, die Hospizstiftung, die VW-Stiftung, Stiftung Warentest, den Nobelpreis und die Kirchen. Große Künstler, Wissenschaftler und Sportler haben gestiftet, der Anfang des Stiftungsindex Deutschland (URL unten) liest sich so:

Aachener Stiftung Kathy Beys
ABC - Stiftung für Lateinamerika
Adecco Stiftung
Adelhausenstiftung Freiburg i. Br.
Adolf-Luther-Stiftung
AGAPEDIA gemeinnützige humanitäre Projekte GmbH
AGP Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft e.V.
Akademie für Technologieabschätzung in Baden-Württemberg
Akademie Schloß Solitude
Albert-Schweitzer-Gedenk- und Begegnungsstätte
Alcatel SEL Stiftung für Kommunikationsforschung
Alexander Rave-Stiftung
Alice-Hospital Darmstadt
Alexander von Humboldt-Stiftung
Alfred Toepfer Stiftung

usw.

Ich glaube, man sollte an diese Frage ohne Vorurteile gehen, es steht für mich nicht in Frage, daß hier Dinge geleistet werden, die wir vom Staat vergeblich erwarten und vielleicht auch nicht verlangen können.

Internet-Tipp: https://www.stiftungsindex.de/deutschland.htm


RoNa antwortete am 30.09.02 (08:37):

Mein Sohn ist auch in der glücklichen Lage, für seine Promotionszeit von einer Stiftung (Studienstiftung des Deutschen Volkes) zu profitieren, aber nicht weil der Staat nicht zahlt, sondern der Vater.
Für den Erhalt eines solchen Stipendiums muß allerdings vorher bis zum letzten Funken Kraft gearbeitet werden (in unserem Falle: Staatsexamen mit 1,0 Gesamtnote).


Wolfgang antwortete am 30.09.02 (10:17):

Stiftungen gibt es wie Sand am Meer. Mir fallen ein...

Die von den Herren Herren Weyrauch und Dr. Lüthje gegründete 'Stiftung Norfolk' in Liechtenstein und ihre Konten in der Schweiz - Teil des illegalen Finanzsystems der CDU unter ihrem Boss und Bundeskanzler a. D. Helmut Kohl.

Oder, die in Bayern ansässige Stiftung 'Deutscher Orden (DO)', die einen kommerziellen Ableger hatte - die 'Deutsch-Ordens Beratungs- und Betriebsführungs-GmbH (DOBB)' -, was ja bekanntlich nicht gerade der Sinn und Zweck von Stiftungen sein sollte, und die damit unter dem Deckmantel der Stiftungsidee und in Tuchfühlung mit vielen CSU-Oberen eine dubiose Finanzierungspraxis betrieben (um die sich jetzt der Konkursverwalter und Staatsanwalt kümmern).

Oder, als positives Beispiel, die unter dem Namen "Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur" mit Sitz in Berlin errichtete Stiftung des öffentlichen Rechts, die gleich nach der 'Wende' den SED-(Unrechts-)Staat wissenschaftlich durchleuchtete und in den Jahren ihres Bestehens etliche segensreiche Dokumentationen lieferten.

Vorurteilslos an eine Sache herangehen... Finde ich gut, Johannes... Das bedeutet im konkreten Fall, die Stiftung ohne Sentimentalitäten als eine der Rechtsformen zu sehen, um Interessen - positiver oder negativer Art - zu organisieren. Die Stiftung ist das rechtliche Instrument dazu. Vorschusslorbeeren sollte man keinem Instrument geben. Die Stiftungsgeber muss man sich aber genau anschauen... Meistens weiss man dann schon sehr viel über den wirklichen Stiftungszweck. ;-)


Poldi antwortete am 30.09.02 (11:12):

Ohne Polemik geht es hier anscheinend nicht.


mechtild antwortete am 30.09.02 (18:24):

Es gibt viele positive Stiftungen. Man muss aber auch sehen, dass Stifter meist auch ein Eigeninteresse haben. Deshalb kann man nicht jede Stiftung nur positiv sehen. Der Staat hat in vielen Bereichen Pflichtaufgaben zu erfüllen, wozu er Geld braucht. Stiftungen sind freiwillige Leistungen, ohne die manche notwendige Aufgabe nicht durchgeführt werden könnte. Der Staat braucht Steuern und Stiftungen, damit es seinen BürgerInnen gut geht.


Barbara antwortete am 30.09.02 (18:43):

Gerade über Google gefunden:

>>Einige der prominentesten Internet-Größen trafen sich jüngst zu einem Symposium im Silicon Valley um zu beraten, wie man Reichtum und Know-how der Region einem guten Zweck zuführen könnte. Sie riefen auch eine Organisation ins Leben, die den Neu-Reichen beibringen soll, was wohl am Schwersten zu lernen ist: Wie lebe ich mit mehr Geld, als ich jemals ausgeben kann, und wie kann ich es nutzbringend verschenken.

Eine immer beliebter werdende Methode haben die Gründer einiger neuer Firmen entwickelt. Sie überschreiben einen Teil ihres Aktienkapitals an Stiftungen, die bei Erfolg des Unternehmens plötzlich über ein Millionen-Kapital verfügen können. Eines dieser Unternehmen war das Internet-Auktionshaus eBay, das bei seiner Gründung Aktien für Wohltätigkeit auf die Seite legte und jetzt über einen Fonds von über 50 Millionen Dollar verfügt.....

.....Der Mitbegründer von eBay, Jeff Kroll, gilt als einer der bekannten Silicon-Valley-Philanthropen. Er hat mit seinem Geld Hunderte von Dörfern in der Dritten Welt vernetzt und ans Internet angeschlossen, über das sie künftig ihre eigenen Produkte vermarkten sollen. Solche Projekte sind typisch für die neuen Formen der Wohltätigkeit, die - nicht zuletzt wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Methoden der High-Tech-Finanz - auch "Unternehmens- Philanthropie" genannt werden.....

....."Sie (die neuen Philanthropen) sitzen in ihren Büros hinter ihren Schreibtischen, und das ist alles, was sie kennen. Anschließend steigen sie in ihre BMWs und fahren auf die Autobahn. Wirkliche Armut sehen sie nie", meint die Sozialarbeiterin Mary Ellen Chell. "Menschen, die auf der Straße leben, die vielleicht übel riechen und verklebte Haare haben, werden von den Antennen dieser reichen Leute nicht erfasst". Doch Stiftungs-Leiter Barnard ist da optimistischer: "Ihre frische Energie und ihr Impetus werden nur dem Guten dienen. Es wird ungeheuer viel bewirken"<<

......aber man hat ein tolles Gefühl, vielleicht sogar Positives bewirkt und fühlt sich wie King......

Internet-Tipp: https://rhein-zeitung.de/on/99/08/25/topnews/gates.html


Zorro antwortete am 30.09.02 (20:33):

Also irgendwie komme ich nicht mehr mit!

Es gibt solche und solche Stiftungen, da brauchen wir nicht zu diskutieren.
Vieles ist möglich, zum Wohle der Allgemeinheit, weil es Stiftungen gibt.
Die Negativbeispiele herauszusuchen, ja ist auch eine Art der Befriedigung.
Gefragt ist nicht Zerstörung, sondern Aufbau.
Weil alles zerredet und schlecht gemacht wird, gibt es ja viele Probleme.

Neulich hatte ich einen Traum:
Hier im Forum kamen Menschen zusammen, die sich unterstützten, gegenseitig halfen, es gab wunderbare Ergänzungen und zum Schluss einen Konsenz.
Päängg, dann schellte der Wecker!
Wieder nichts, eben nur ein Traum.


Barbara antwortete am 30.09.02 (21:16):

Hallo Zorro,

wenn ein Diskussionsthema "Stiftungen" lautet und Johannes jubelt, wie viele wohltätige Superreiche es gibt, darf man doch auch auf Stiftungen hinweisen, die zu anderen Zwecken gegründet werden und wurden. Natürlich finde ich es auch prima, wenn Menschen versuchen, mit ihrem Reichtum etwas Sinnvolles zu bewirken.


Irmgard Dupke antwortete am 30.09.02 (22:44):

Ja Zorro, leider sind Träumr nur Schäume.
Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.


Johannes Michalowsky antwortete am 30.09.02 (23:39):

@barbara

Also, gejubelt habe ich doch nicht, wo denn? Durfte ich nicht ganz schlicht meine Meinung sagen?

Ich habe, angeregt durch Zorro, nochmal über Google nachgeforscht und bin dort, etwas Anderes suchend, wieder auf Knigge gestoßen mit einem Text, der zu den Diskussionen hier im Forum gut passt:

Über den Umgang mit Zanksüchtigen, Widersprechern und solchen, die Paradoxa lieben.

Eine besondre Gemütsart, die mehrenteils aus Eigensinn entspringt, doch auch wohl zuweilen bloß Bizarrerie oder ungesellige Laune zur Quelle hat, ist die Zanksucht. Es gibt Menschen, die alles besser wissen wollen, allem widersprechen, was man vorbringt, oft gegen eigne Überzeugung widersprechen, um nur das Vergnügen zu haben, disputieren zu können; andre setzen eine Ehre darin, Paradoxa zu sprechen, Dinge zu behaupten, die kein Vernünftiger irgend ernstlich also meinen kann, bloß damit man mit ihnen streiten solle; endlich noch andre, die man Querelleurs, Stänker nennt, suchen vorsätzlich Gelegenheit zu persönlichem Zanke, um eine Art von Triumph über furchtsam Leute zu gewinnen, über Leute, die wenigstens noch feiger sind als sie, oder, wenn sie mit dem Degen umzugehen wissen, ihren falschen Mut in einem törichten Zweikampfe zu offenbaren.

Lesenswerte Fortsetzung bei der folgenden URL.

Internet-Tipp: https://www.freiherr-von-knigge.de/gedichte/i3_8.htm


DorisR antwortete am 01.10.02 (02:42):

Warum sich wohl so viele von diesen zanksuechtigen Besserwissern hier im Seniorentreff etablieren? Hat es womoeglich mit dem Altern zu tun, weil sie keine Familie oder Bekannte [mehr] haben, mit denen sie sich zanken koennen?
In Bezug auf Stiftungen, Bill Gates und Frau haben eine sehr aktive Foundation. Selbstverstaendlich ziehen die Stifter auch finanzielle (Steuer, Abschreibung) Vorteile daraus. Warum auch nicht?


Poldi antwortete am 01.10.02 (09:51):

Vielleicht ergänzend zu DorisR's Hinweis auf Bill Gates:

Zu dessen Vermögen tragen wir alle kräftig mit bei. Da sollten wir schon unsere PC's auf den Müll werfen, denn andere Anbieter, Intel über Sun Micro Systems und Symantec usw. usw. sind auch nicht eben arm zu nennen.

Nur durch Konsumverzicht im weltweiten Konsens lässt sich die Kumulation von Vermögen verhindern, für linke Fundamentalisten vielleicht ein Traum, für den kleinen Konsumenten aber eine traurige Vision.


H.D.Claus antwortete am 01.10.02 (20:45):

Ich habe da eine Frage.
In der Lebensmittelkette LIDL habe ich einen Artikel gekauft mit der Aufschrift:
Hergestellt von der LIDL-Stiftung.
Meine Frage:Was ist das für eine Stiftung?
Ich würde mich freuen eine Antwort darauf zu bekommen,Danke.
HDC


Barbara antwortete am 01.10.02 (20:52):

Ein sehr interessanter Artikel in heise.de über das Stiftertum:

>>Wer Philanthropie nach amerikanischer Manier lobt, der sollte sich immer der paternalistischen Züge gewahr werden. Er sollte sich bewusst sein, dass die riesigen Stiftungen mit ihrem bürokratischen Apparaten rasch genauso schwerfällig werden wie die staatliche Verwaltung. Zudem können viele Gesundheits- wie Kulturorganisationen kaum mehr ihre eigentliche Arbeit absolvieren, sind sie so sehr damit beschäftigt in der allgemeinen Konkurrenz um Stiftungsgelder ihren Happen zu bekommen - ob sie im nächsten Jahr wieder begünstigt werden, wissen sie meist nicht. Dem privaten Engagement fehlt oft die Konstanz, die Berechenbarkeit (von der Transparenz der Vergabeverfahren ganz zu schweigen). Einzelne entscheiden nach Lust, Laune und Prestigeträchtigkeit - und an Unwürdige wird nichts gegeben. Dass dem Staat dadurch, dass die Stiftungszuwendungen absetzbar sind, immense Steuergelder verloren gehen, die Schulen und Krankenhäusern, aber auch Gefängnissen und Obdachlosenasylen fehlen, scheint in den USA kaum jemanden wirklich zu stören.

Es war der ehemalige Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" Joachim Fest, der darauf hinwies, dass unter den Philanthropen der Typus des Misanthropen häufiger vertreten ist als sonst in der Bevölkerung. Auch betonte er, dass dem äußeren Anschein zum Trotz kein wesenhafter Unterschied besteht im Leben großer Stifter "zwischen den Jahren von Eroberung und maßloser Machtgier auf der einen, und des fast ebenso maßlosen Hergebens auf der anderen Seite". Es gab zumeist gar kein Damaskuserlebnis, sie sind immer Saulus, nie Paulus geworden.......

...Einleuchtender scheint denn auch die These, dass diese modernen Herrscherfiguren im Alter nur fortsetzten, was sie ihr Leben lang getan hatten: Imperien zu errichten, Reichtümer anzuhäufen und Nebenbuhler auszustechen, auch wenn sie jetzt, bei nachlassender Kraft, auf Reservate auswichen, die weder den Regeln des Marktes noch der Kontrolle des Staates unterlagen. Der Schriftsteller John Steinbeck hat bei dieser Gelegenheit bemerkt, der Ehrgeiz dieser Männer sei stets der gleiche geblieben. Denn das Geben verschaffe keineswegs geringere Triumphgefühle als das Nehmen, und womöglich sei die verschwenderische Philanthropie nur eine andere, nämlich "spirituelle Form der Habgier"; als suche der Wohltäter gleichsam als Bekrönung aller Erfolge im Diesseits, sich nun auch das Jenseits zu erobern.

Internet-Tipp: https://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9463/1.html


Wolfgang antwortete am 01.10.02 (21:12):

Wo wir gerade bei den Philantropen sind... Stiftungen gíbt es, die stellen richtige Schweinereien her... In meiner Heimat zum Beispiel ist das die "Diehl Stiftung" in Nürnberg. Der gehört unter anderem die "Diehl Munitionssyteme GmbH & Co. KG" in Röthenbach. Aus dem Firmenprospekt:

Intelligente Munitionen und Submunitionen für Rohrwaffen,
Raketen und Dispenser,
Artillerieraketen MARS/MLRS,
Komponenten für Flugkörper (RAM/Stinger),
Laseroptik, Pioniermittel,
Gefechtsköpfe und Zündsysteme,
Computerunterstützte Ausbildung,
Elektronische Subsysteme

Internet-Tipp: https://www.diehl.de/produkte/stift_mu.htm