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THEMA: Heimische Produkte aus fernen Ländern
5 Antwort(en).
Johannes Michalowsky
begann die Diskussion am 09.09.02 (12:43) mit folgendem Beitrag:
Vorweg: Ich hoffe und wünsche, daß wir nach einigen Aufregungen der letzten Tage wieder zum Diskutieren zurückkehren.
Hier ein Thema:
Äpfel aus Chile, Wein aus Kalifornien, Lammkotelets aus Neuseeland, Spargel aus Südafrika - so schön das alles ist: Muß das sein, brauchen wir wirklich Zwiebel aus Ägypten und Autos aus Japan und frische Erdbeeren an Weihnachten?
Ich sehe da ein Dilemma und kann mich zu keiner Antwort entschließen:
Dieser Handel mit Dingen, die doch sicher objektiv überflüssig sind, belastet die Umwelt, denn ich würde schon gerne einmal wissen, wieviel Transportkapzität für die Verteilung benötigt wird, die besser am Boden oder im Hafen bliebe.
Andererseits: Der chilenische Apfelplantagenarbeiter und südafrikanische Spargelstecher verdient damit seinen wahrscheinlich lächerlichen Hungerlohn, aber immerhin, und auch die Transportindustrie und letztlich der Handel ist ein großer Arbeitgeber.
Also sollten wir nicht vielleicht doch lieber ein argentinisches Steak einem deutschen Kotelett den Vorzug geben, damit die Gauchos beschäftigt bleiben?
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Almex
antwortete am 09.09.02 (13:30):
Das ist ein interessantes Thema. Sicher sind wir verwöhnt, weil es eben alles gibt. In meiner Kindheit gab es Apfelsinen nur zu Weihnachten, heute das ganze Jahr - nur, ist das unbedingt negativ? Gut, ob nun Zwiebeln aus Ägypten eingeführt werden müssen, die einheimische Bauern auch selbst erzeugen können, ist eben die Frage, was man bereit ist, zu zahlen. Warum haben wir immer weniger Vielfalt der "Beackerung"? Zucker wird subventioniert und ist in Deutschland bei weitem am teuersten. Warum soll sich ein Bauer damit abquälen, z.B. Zwiebeln anzubauen, die er dann hier auf Grund des Preises nicht los wird ? Kohle ist aus Australien trotz Transportkosten noch billiger, als wenn sie die Kumpels im Revier fördern, nur weil sie dort eben vielfach im Tagebau zu gewinnen ist und die Energiekosten weit geringer sind.
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Fred Reinhardt
antwortete am 09.09.02 (13:33):
Johannes, wenn man deinen Brief so liest, muss man dir zustimmen.
Aber leider werden die Rechnungen unserer Exportgüter sehr oft nur noch mit Handelsgüter beglichen. Wir leben nun mal vom Export und müssen uns desshalb auch mit dem Import solcher Güter, wie von die beschrieben, abfinden. Viele Firmen in Deutschland können nur noch über solch einen Warenaustausch Exportgeschäfte tätigen. Gruss Fred
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mulde
antwortete am 09.09.02 (16:45):
Oh Jo lass doch den Genuß,das ganze Jahr Erdbeeren essenm zu können. Sicher manche Dinge gab es nur zu bestimmten Jahrezeiten und waren damit etwas besonderes. Anderseits, sagt mein Onkel Doc. es wäre gar nicht gut für den Nordmenschen (hier Europäer) alles jeder Zeit essen zu können. Er meint damit den Vitamimspiegel,was immer das auch sein mag. Und dann gibt es den Großverbrauch an Zwiebeln in der Chemie, die ziehen da wohl bestimmte Öle raus. Für was genau - das würde mich mal brennend Interressieren.
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angelika
antwortete am 09.09.02 (18:17):
Ob man, so man denn Fleischverzehrer ist, Steak aus Argentinien oder Deutschland isst, bleibt abgesehen von Preisunterschieden und eventuellen Qualitätsunterschieden schlussendlich egal, denn Argentinien importiert vor allem Futtermais und Soja - alles zu 90% genmanipuliert. Zwar heisst es so schön, dass argentinische Rinder nur Pampagras fressen - fährt man aber mal über eine der riesigen Ammästestancias südlich von Buenos Aires, wo zum Teil bis zu 14.000 Rinder gemästet werden, kann man das nicht so ganz glauben. Immerhin bedienen dort 2 Männer den Fütterungs-Computer, der die richtige Mischung für die jeweiligen Gewichtsklassen zusammenmischt u. dann wird das Zeug mit einem riesigen Ungetüm in den Futtertrögen verteilt. Haben die Rinder ein bestimmte´s Gewicht erreicht, kommen sie tatsächlich auf die saftigen Weiden ...
Was sonst noch gefüttert wird - wer weiss das? Tatsache ist, dass zB der Star unter Argentiniens Zuchtbullen - er heißt "X 384" und ist Sohn des legendären Zuchtbullen "Freeman" - bereits bei seiner Geburt einen satten zentner wog. Nach 30 Wochen am Euter der Mutterkuh und einem guten Jahr auf der Weide wog er mit 21Monaten beeindruckende 850 Kilo!
Normal ist das nicht. Normal wird ein auswachsenes argentinisches Rind mit einem Durchschnittsgewicht von 400 bis 500 Kilo geschlachtet, 220kg Fleisch wandern danach in die Kühlhäuser und gehen in den Export...
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E-l-e-n-a
antwortete am 10.09.02 (10:40):
Meine Überlegungen gehen in die gleiche Richtung, warum nicht zur passenden Zeit, die reifen und wohlschmeckenden Früchte und Gemüse der Heimat geniessen?
Dann kommen aber die Gedanken, dass ich nie in den Genuss von Feigen, Kiwi und anderen exotischen Produkte gekommen wäre und das fände ich schade. Ich würde ungern ganzjährig auf Zitronen zum Fisch verzichten, dagegen brauche ich keine Erdbeeren zu Weihnachten, die ohnehin nur wenig Geschmack haben.
Wenn ich aber lese und höre, dass inzwischen die Lagerhaltung der grossen Automobilfirmen mehr und auf die Strasse verlegt wird, dann finde ich das doch sehr fragwürdig. Die Streiks auf und an den französischen Autobahnen hat gezeigt, dass die Produktion nur noch eine Woche aufrecht erhalten werden kann, weil dann das Material ausgeht und Kurzarbeit gemacht werden muss.
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