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THEMA: NICHT SCHULDIG, EUER EHREN!!!
34 Antwort(en).
juttam
begann die Diskussion am 31.08.02 (03:05) mit folgendem Beitrag:
Ich bin 1952 geboren. In Deutschland aufgewachsen - mit den alten Kriegsgeschichten derer die dort waren! Mit den entsetzlichen Filmen der KZ die man uns als Kinder 3X woechentlich in der Schule gezeigt hat!
Mit vielen Buechern, von denen ich mir Verstaendnis erhoffte fuer das Geschehene!
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sowas UEBERALL & WIEDER passieren kann - wenn die Umstaende recht sind!
Ich bin ebenso zu dem Schluss gekommen dass ich UNSCHULDIG bin!
Und ebenso halte ich jeden der 1939 oder danach geboren wurde! Denn Kinder sind nunmal den Gezeiten ausgesetzt, und haben wenig andre Wahl als mitzuschwimmen!
Was denkt Ihr darueber?
juttam
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Johannes Michalowsky
antwortete am 31.08.02 (09:39):
Wieso 1939? Ich bin Jahrgang 1931 und war bei Ausbruch des Krieges 8 Jahre und bei seinem Ende 14 Jahre alt - wo liegt meine Schuld?
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Karl
antwortete am 31.08.02 (10:09):
Hallo Jutta,
ich verstehe die Motivation hinter Deiner Verteidigung nicht. Wer hat Dich denn persönlich angeklagt?
Ich bin Jahrgang 1948 und habe mich persönlich auch niemals schuldig gefühlt.
Die Verantwortung dafür zu sorgen, dass diese fürchterlichen Verbrechen nicht noch einmal passieren (hier bei uns und anderswo), diese Verantwortung nehme ich an und fühle mich aufgrund des Wissens um unsere Geschichte hierzu verpflichtet. Deshalb werde ich immer versuchen, mich gegen pauschale Verunglimpfungen von Menschengruppen und gegen Rassismus zu wenden, egal wo das praktiziert wird, ob bei uns oder im Ausland. Ich denke, das würde uns allen gut anstehen.
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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Fred Reinhardt
antwortete am 31.08.02 (10:20):
Jutta Deine Schlussfogerung : ich bin UNSCHULDIG ist richtig aber was danach kommt, hättest du lieber nicht geschrieben. Also schon wieder Schmarrn.
Ich bin 1932 geboren und war 13 Jahre am Ende des Krieges also deiner Auffassung nach " SCHULDIG EUER EHREN ".
Noch etwas, du übertreibst Jutta. Ich nimm es dir nicht ab, dass ab 1958 als du zur Schule gingst , 3 x wöchentlich KZ Filme vorgeführt wurden. Meine Schwester 1953 geboren hat im laufe ihrer gesamten Schulzeit ein oder zwei Filme dieser Art ansehen müssen. So ihre Aussage, soeben am Telefon.
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Felix
antwortete am 31.08.02 (11:16):
Ich bin der gleichen Meinung wie Karl. Es ist müssig die Schuldfrage retrospektiv zu stellen ... obwohl viele mitschuldige Täter nach Kriegsende in einer brav-bürgerlichen Rolle wieder zu Ehren kamen: Künstler, Ärzte, Wissenschaftler, Konzernleiter, Architekten, etc. Einige verzogen sich ins Ausland z.T. unter falschem Namen und gefälschten Dokumenten. Eigentlich wurde nur ein Bruchteil der Nazi-Verbrecher je zu Rechenschaft gezogen! Das ist der eine Aspekt des Problems. Der andere ... meiner Meinung wichtigere ... ist dem Einhalt zu gebieten, was jetzt und in Zukunft tendenziell sich in die gleiche Richtung entwickelt. Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie), Ethnozentrismus (die eigene Kultur wird höher als alle anderen bewertet), Intoleranz andern Religionen, Lebensgewohnheiten, Mentalitäten gegenüber u.s.w. Aussagen wie: " ... es geht um die Verteidigung der zivilisierten Welt ... gegen die Achse des Bösen" " .. jedes Mittel ist gerechtfertigt, den eigenen Glauben durchzusetzen" "... dies ist ein heiliger Krieg" "Gott ist auf unserer Seite" " .. Deutschland den Deutschen" " .. diese sind wie ein Krebsgeschwür in unserem Fleisch " .. wehrt euch gegen Parasiten" " ... dies gehört zu unserer Kernkultur.." u.s.w. Aussagen von ganz verschiedenen Gruppierungen und Orten. Aber genau diese machen mir Angst und Sorgen. Wer diese Tendenzen nicht mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft ... macht sich tatsächlich schuldig!
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Angelika
antwortete am 31.08.02 (11:54):
Sorry Jutta - aber das ist Schmarren.Ich bin auch Jahrgang 52, habe in der Schule max. 2x Filme über KZs gesehen und an sonsten worde das Thema in den späten 50ern und auch noch Anfang der 60er weitgehenst übergangen - Geschichte: da wurde Karl der Grosse und die Preussenkönige, der 30j. Krieg und die Kreuzzüge wochenlang durchgeackert, an sonsten endete die Geschichte der Gegenwart mit der Weimarer Republik und fing dann mit Adenauer erst wieder an. Hitler und der WWII und besonders die Massenvernichtung von Menschen wurden nur nebensächlich behandelt und dann auch so, als wenn "die Nazis" von einem anderen Stern wären und nicht, als wenn es Deutsche wären.
Wenn Du Dich hier selbst freisprichst und von Unschuld redest - gleichzeitig aber schreibst, und da gebe ich Dir recht - dass es "überall wieder passieren kann"- ist Dein Unschuldsbekenntnis da prophilaktisch gemeint?
Wie sieht es denn aus, wenn Du zB in den USA hörst, mit welcher Bewunderung man über Deutsche Dichter und Denker spricht - oder gar über angeblich immer noch existierende "typisch deutsche" Eigenschaften wie FLEISS; Ehrlichkeit, Präzision --- bist Du dann auch unschuldig und hast nichts damit zu tun oder fühlst Du Dich gebauchpinselt und gibst den Leuten im Stillen recht - schliesslich gehörst Du ja dazu ....
Wir Deutschen haben eine merkwürdige Art, mit unserer Identität umzugehen und wenden uns dabei oft wie ein Aal, der sich selbst in den Hintern beissen möchte ...
Kollektivschuld muss sich niemand zuweisen lassen - sich selbst aber freisprechen wo keine Anklage ist, aber denen, die in die Ungnade der frühen Geburt fallen, Schuld zuzuschieben ist feige.
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Johannes Michalowsky
antwortete am 31.08.02 (12:04):
@Karl
Es gab einmal die Kollektivschuldthese, nach der jeder Deutsche schuldig war und ist - Du übrigens auch, da hilft auch nicht Gnade der späten Geburt.
Diese Theorie wurde vor allem von den USA in die Welt gesetzt und gepflegt, und vielleicht ist Jutta in ihrer neuen Heimat als Person deutscher Abstammung gelegentlich immer noch damit konfrontiert.
Ich war noch nicht einmal in meinen Schuljahren - Abitursjahrgang 1950 - auch nur ein einziges Mal mit der damals jüngsten deutschen Geschichte seitens der Schule befaßt worden, sicherlich war da auch ein damaliger Verdrängungsmechanismus im Spiel, und die Lehrpläne sahen da wohl auch nichts vor.
Daß Schulkindern in späteren jahren auf einmal dreimal wöchentlich Kz-Filme vorgeführt worden sein sollen, gehört mit Sicherheit ins Reich der Märchen.
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Mechtild
antwortete am 31.08.02 (12:36):
Für mich gibt es eine Erbschuld oder eine Kollektivschuld in dem Sinne, dass Menschen zu meinen Lebzeiten Verbrechen begehen und begangen haben und ich nicht aufgestanden bin und mich dagegen ausgesprochen habe und im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas dagegen unternommen habe. Jeder wird schuldig, der sich nicht für Frieden, Gerechtigkeit und die Menschenrechte einsetzt. Jeder der sagt Politik interessiere ihn nicht und die Umwelt sei ihm egal, trägt eine Mitschuld daran, dass extreme Kräfte eine Chance haben Macht zu ergreifen. Kein Erwachsener ist unschuldig, alle sind wir mitverantwortlich für die Welt in der wir leben.
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alima
antwortete am 31.08.02 (12:42):
hallo juttam, ich komme aus der ehemaligen ddr, bin 49 geboren und bei uns in der schule hatten wir zwar nicht dreimal die woche diese filme zusehen aber öfter als oft und uns hingen diese filme und bücher und auch die lieder zum halse raus. auch ich fühle mich absolut nicht schuldig. auch meine kinder mußten sich das gleiche anhören und auch ihnen hing es zum halse raus ständig das gleiche sehen zu müßen und hören zu müßen, aber wie gesagt es waren ddr zeiten.
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Angelika
antwortete am 31.08.02 (13:00):
Hallo Alima - aber war es in der DDR nicht dann so, dass es dann imer der BRD zugeschoben wurde und die DDR frei von Schuld war?
Übrigens habe ich ein altes Geschichtsbuch ais DDR - Zeiten und finde es sehr bemerkenswert, wie dort die Adenauer-Politik speziell im Hinblick auf DDR-BRD dargestellt wurde. So ähnlich steht bzw stand es auch in Schulbüchen einiger anderer Länder und ist sicher wahrheitsgetreuer als das, was man uns in der BRD beibrachte.
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schorsch
antwortete am 31.08.02 (14:28):
Es ist jedem und jeder zu verdanken, der/die das Thema "Mitschuld" immer wieder aufgreift. Das soll aber nicht heissen, dass wir uns bis zu unserem Lebensende jeden Tag dreimal mit Asche überstreuen müssen. Aber eins müssen wir dringend tun: Augen und Ohren offen halten. Denn Anfänge zu Vorkommnissen, wie sie zwischen 1920 und 1945 passierten, sind auch heute wieder an der Tagesordnung. Wenn heute Rechtsradikale ihre Sieg-Heil-Treffen ungestraft (und mit wohlwollendem Augenzwinkern der Sicherheitskräfte!) unter den Augen der Öffentlichkeit abhalten können, machen wir uns bereits wieder mitschuldig am nächsten Holcaust.
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mulde
antwortete am 31.08.02 (20:08):
Wer ist hier für was schuldig? Jo- ich bin auch Jahrgang 1931 und die Angelika 1932 Juttam für was willst Du uns schuldig sprechen? Wenn Du Dich mit der historie näher befasst hättest oder es man Dir beigebracht hätte- dann wüßtest Du Schon im Sommer 1945 man uns Kinder die wir auch im Jungvolk sein mußten, durch ein Beschluß der Allierten "frei gesprochen" und mit Kz Filme 3x wöchentlich ? wo war diese Schule? In der BRD bestimmt nicht. Das hat noch nicht mal die DDR fertiggebracht , dort wurde das intensiver behandelt sogar mit noch lebenden Zeitzeugen aber 3x die Woche? Nein! jede Schülergeneration hat mal vorgebene Thema "dicke Satt" und es hört keiner mehr hin oder gibt den Lehrern die Antworten die sie hören wollten. Das ist überall so.Auch heute noch!!!!! Nein wir fühlen uns nicht verantwortlich - wenn Du jedoch anderer Meinung bist - dann sag uns., die wir damals 1945 11-15 Jahre waren was hätten tun sollen Kriegsbeginn 1939 also wie Jo schon sagte 6-8 Jahre alt.Wir haben gerade begonnen unseren Namem zu schreiben. bitte Juttam etwas mehr zur Realität zurück Nur zur Erinnerung zu Deiner Zeit gab es einen Staats sekretär "Globke" in Bonn. Den hat man wohlwollend geduldet!!!! (Judengesetze) und uns Kindern willst Du Schuld zuweisen???
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Angelika
antwortete am 31.08.02 (20:33):
inohnmachtfall...MULLLDEEE!!! bitteeee mach mich nicht 20J älter als ich bin!!! lach ...
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juttam
antwortete am 31.08.02 (21:00):
Wenn ich sehe wie man sich hier windet und sofort in die defensive geht wenn es zu diesem Thema kommt - und das JEDESMAL wenn dieses Thema in irgendeiner Art angeschnitten wird - kommt mir das kalte Grausen.
Das Allerletzte was ich beabsichtigte war Schuld zuzuweisen, IM GEGENTEIL!!!
Ich hatte gehofft zu lesen zu bekommen: ja so denken wir auch, wir waren schliesslich kinder und mussten mit auf diesen Heuwagen, ob wir wollten oder nicht!
Stattdessen greift man mich an und weist (eingebildete) Schuldzuteilung meinerseits scharf ab!
Soll man daraus den Schluss ziehen, dass man hier im allgemeinen mit der eigenen Schuldzuteilung noch nicht ganz im Reinen zu sein scheint?
Mulde, z.B., denkst du im Ernst ich weiss das nicht, dass man bereits als Kinder und Jugendliche mitmachen musste? meinem Vater haben sie mit 16 ne Knarre in die hand gedrueckt, meinem Onkel mit 14 - sie in Richtung anziehender Amerikaner gedreht und gesagt: geh und mach!!! Aber du hast recht, ich haette wirklich 29 anstatt 39 schreiben sollen, tut mir leid wenn es jemand in die falsche Kehle gekriegt hat! Mein Fehler!
Trotzdem, wenn man sich gelegentlich mal ernshafter mit den Eintragungen anderer beschaeftigen wuerde, anstatt sie sofort als Schmarrn abzutun, nur weil sie von bestimmten Diskuntanten kommen, dann haetten wenigsten ein paar darin gelesen dass Schuldzuweisung das genaue Gegenteil ist von meinem Zweck!
Wenn schon nicht von Fred R. , aber von anderen haette ich es bestimmt erwartet!
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Hans-Jürgen
antwortete am 31.08.02 (21:12):
Mechthild schrieb am 31.8. um 12:36:
"... Jeder wird schuldig, der sich nicht für Frieden, Gerechtigkeit und die Menschenrechte einsetzt. ..."
Das ist, streng genommen, richtig; nur bedarf es einer Ergänzung: Widerstand gegen Unrecht, gegen staatlich verordneten Haß, gegen Mord an Unschuldigen und vieles mehr, das hier zur Debatte steht, ist in einer *Demokratie* leicht möglich. In Diktaturen dagegen setzt er viel Mut und Selbstverleugnung voraus und kann sogar lebensgefährlich sein. Dies gilt für die Nazizeit wie die spätere, sogenannte "DDR", über deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit die meisten auch heute noch nur sehr nebelhafte Vorstellungen haben, falls sie überhaupt etwas davon wissen.
Hans-Jürgen capsi.hu@t-online.de
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Angelika
antwortete am 31.08.02 (21:30):
komisch, dass offenbar alle deinen beitrag anders verstanden haben ... vielleicht hättest du im plural schreiben sollen? trotzdem wäre es interessant, wenn du die fragen, die an dich gerichtet wurden, beantworten könntest? versteh es nicht falsch - mich hat dein beitrag einfach nur sehr erstaunt und ich frage mich, für was du dich verteidigst? natürlich ruht in jedem, egal wo und egal welcher gesellschaftlichen schicht er angehört, die bereitschaft für gewalt. die bereitschaft, andere im namen der macht zu misshandeln, zu strafen, zu foltern - ja sogar zu töten.
Prof.Dr.Friedrich Hacker, österreich-amerikanischer Psychoanatyliker, der leider schon in vergessenheit geraten ist, hat dies an hand seiner "Abraham Studie" vor etwa 35 jahren in den USA auf erschreckende Weise deutlich gemacht. Falls Du diese Studie nicht kennst, sende ich gerne Infos. -
Als ich Deine Mail las, hatte ich die Bilder aus dieser Studie vor Augen .... die Aussage der Studie ist: jeder 3. Mensch ist bereit, einen anderen aus seinem Umfeld aus wissenschaftlichen oder anderen öheren Gründen zu verraten, zu bestrafen, ja selbst Dich zu töten ... wer spricht sich da von Schuld frei..? Ich würde es nicht wagen.
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Karl
antwortete am 31.08.02 (21:43):
@ Hans-Jürgen,
wie recht Du hast. Gerade weil wir alle nicht wissen können, ob wir in der Diktatur heldenhaft widerstehen könnten (ich habe Zweifel, was mich betrifft), lasst uns die nächste Diktatur im Vorfeld vermeiden helfen. Jetzt ist es einfach dafür zu streiten. Wenn wir den Anfängen nicht wehren würden, wären wir schuldig.
@ Angelika Ich kenne die Studie. Solche Studien sind wichtig, um erkennen zu können, unter welchen Bedingungen Menschen zu Bestien werden. Die Herstellung solcher Bedingungen gilt es zu verhindern.
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juttam
antwortete am 01.09.02 (00:47):
Immer noch verkehrt verstanden, Angelika!
Darum geht es ja: ICH VERTEIDIGE MICH NICHT, DENN ICH HABE NICHTS DESSEN ICH MICH SCHULDIG FUEHLE. (Was obiges Thema betrifft - ansonsten bin ich auch nur ein Mensch)
Hatte lediglich eine Frage gestellt, auf welche die meisten obigen Antworten mir zeigen dass es anscheinend immer noch genuegend Schuldgefuehle zum rumreichen gibt! Danke, ich passe!
Und ja, die Studie kenne ich. Auch ist sie nur ein von mehreren. ALLE fuehrten zu Resultaten die jedem Affen die Schamroete ins Gesicht treiben muesste mit uns ueberhaupt verwandt zu sein!
"Wenn Du Dich hier selbst freisprichst und von Unschuld redest - gleichzeitig aber schreibst, und da gebe ich Dir recht - dass es "überall wieder passieren kann"- ist Dein Unschuldsbekenntnis da prophilaktisch gemeint?"
Prophylaktisch, Angelika? Darf ich nunmal was verkehrt verstehen und Dir unterstellen dass du glaubst dass ich beim "naechsten Mal" irgendwann/irgendwo mitmache?
So schnell kann man was verkehrt verstehen!
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Ossi
antwortete am 01.09.02 (00:47):
Warum wühlt Ihr in der braunen Jauche ? Gibt es keine aktuelleren Themen ? Juttam, ich denke, dass du ein wenig naiv bist! Wie kannst Du dich schuldig fühlen?
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wessi
antwortete am 01.09.02 (00:50):
Osii, so neu und schon so viel mist
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juttam
antwortete am 01.09.02 (01:12):
Ossi,
bitte mal Augen aufmachen beim Lesen!!!
N I C H T.....ICH WIEDERHOLE NOCHMAL......N I C H T Schuldig!!!
Freud haette seine Freude hier!!!
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schorsch
antwortete am 01.09.02 (10:35):
Sind die Reaktionen denn nicht ein Beweis, dass das Thema noch längst nicht bewältigt ist?
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Karl
antwortete am 01.09.02 (10:42):
Lieber Schorsch,
wie könnte ein solches Thema je bewältigt werden? Sollte es?
Ich stimme Jutta zu, wenn sie sich für "nicht schuldig" erklärt. Solange dahinter nicht die Absicht steht "Lasst mich mit diesem Thema in Ruhe, ich will es verdrängen" ist diese Aussage völlig ok.
Verdrängen dürfen wir dieses Thema niemals, nein, wachsam müssen wir sein!
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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Margret
antwortete am 01.09.02 (10:45):
Macht uns das Thema vielleicht Angst weil keiner von uns weiss wie er sich in Extremsituationen verhalten würde?
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Paula
antwortete am 01.09.02 (10:46):
Das Thema scheint mir an den Haaren herbeigezogen zu sein. Ich habe noch nie gehört, daß damals noch gar nicht Geborene als "schuldig" für die Verbrechen der Nazis angesehen wurden. Wenn aber niemand jemals solch einen "Schuldspruch" ausgesprochen hat, warum fühlt sich dann juttam als "unschuldig"?
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Angelika
antwortete am 01.09.02 (11:02):
Jutta: Lies doch mal Deine Thread Überschrift: "NICHT SCHULDIG, EUER EHREN" setzt voraus, dass Du Dich angeklagt fühlst oder angeklagt warst/bist - denn Du schreibst weiter in der ICH-Form, womit auszuschliessen ist, dass Du als Geschworene auftritts. (Freud lässt grüssen und ich vermute, an Dir hätte er seine grösste Freude:-) Wie sonst lässt sich eben diese Wortwahl wohl erklären? Deine immer und immer wiederholte Phrase erinnert mich an die auch heute noch üblichen Reaktionen von Deutschen, wenn sie sich hier im Lande mit einem mal mit jüdischen Mitbürgern konfrontiert sehen. Da heisst es dann - auch und gerade bei Leuten, die in den 50ern und später auf die Welt kamen - "Meine Eltern/Grosseltern haben nichts davon gewusst" oder "Mein Opa hat auch einen Juden versteckt" (dessen Namen man aber nicht mehr weiss ....)oder aber "Meine Oma hatte auch eine jüdische Mutter" ....alles Synonyme für "Ich bin unschuldig" ...
Vor zwei Gruppen von Menschen, die die Zeit des Nationalsozialismus mit all seinen Greueltaten bewusst miterlebten und vor ihren Kindern, die ihre Aussage genau so weitergeben, habe ich den grössten Respekt:
Es sind die. die zugeben, daß sie etwas gewußt oder geahnt hatten, ihnen das Hemd jedoch näher als die Jacke war und Angst hatten, auch deportiert zu werden. Willst Du wirklich behaupten dass Du weisst, wie Du Dich verhalten hättest? Ich wüsste es nicht zu sagen ...Sprüche klopfen kann jeder.
Die kleinste Gruppe hat wirklich Juden versteckt - die meisten reden nicht selbst davon, aber ihre Schützlinge haben es getan. Welche Motivation dahinterstand - wie zB bei Schindler, dessen Geschichte im Film sehr verzerrt eird und der sich vor allem fin. Profit von seinen Aktion erhoffte - mag dahingestellt sein - so lange Leben gerettet wurden.
Ich kann nur hoffen, dass Kindern in der ganzen Welt die Bilder von den Greueltaten der Menschheit ausreichend oft gezeigt werden! Ein Verbrechen zu vergessen, bedeutet, es noch einmal zu begehen.
Für mich gibt es keine Kollektivschuld, aber eine gemeinsame Geschichte und eine gemeinsame Verantwortung für die Zukunft. Und dem kannst auch Du Dich nicht entziehen.
Angelika
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Gabi
antwortete am 01.09.02 (21:11):
ich komm nicht umhin, mich irgendwie schon verantworlich zu fühlen, ich bin schließlich deutsch... hmm, es ist nicht richtig, ich weiß, denn ich kann nichts dafür, dennoch mussten soviele sterben - und wer weiß, es würde heute auch niemand mehr dagegen tun... - ich bitte diesen eintrag als unqualifizierte meinungsäußerung anzusehen -
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webmaster@seniorentreff.de
antwortete am 01.09.02 (21:19):
Hallo Gabi,
sich verantwortlich zu fühlen ist absolut in Ordnung, nur muss sich das auf die Zukunft richten. Du bist an Vergangenem, an dem Du nicht beteiligt warst, nicht schuldig geworden - wie auch, aber Du und alle hier, die um damals wissen, würden sich schuldig machen, wenn sie nicht verhindern würden, dass so etwas noch einmal passiert.
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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G. Harry Arnold
antwortete am 02.09.02 (00:02):
Ich kann es einfach nicht verkneifen,obwohl es wenig bezwecken wird,einen weiteren Kommentar ueber die sogenannte Gueltigkeit oder Nichtschuldigkeit meiner lieben deutschen Landsleute weiterhin zu Belaestigen. Ich bin der Meinung, dass man sich in Deutschland mehr darauf konzentrieren sollte, was nach dem Ende des Krieges mit unseren gefangenen Kameraden passierte, und wer und wie derartige Verbrechen ausgeuebt wurden.(Siehe:"Other Losses" James Bacque, ein Kanadischer Author)Eine Millionen Verluste nach dem Kriege, und dass nur von der westlichen Seite,nicht davon zu reden die Verluste nach dem Kriege in Russland und den oestlichen Laendern. In der Hoffnung, dass die schuldig und nichtschuldig Fuehlenden nach einer weiteren Aufklaerung besser schlafen koennen und sich an Ihrem Deutschtum erinnern auf dem wir hier im Ausland eigentlich sehr stolz sind. Sind wir nicht die Vertreter eines Heimatlandes? oder hoert sich dass bei Einigen zu braun an?
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Felix
antwortete am 02.09.02 (00:32):
Statt sich schuldig zu fühlen ... würde mir eine echte tiefe Betroffenheit manchmal mehr bedeuten. Leider fehlt diese einigen Zeitgenossen vollständig.
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dela
antwortete am 02.09.02 (11:41):
29 beitraege hier innerhalb drei tagen in diesem forum zeigen deutlich betroffenheit an. gerade lese ich ein zum thema passendes buch „mein verwundetes herz (martin doerry)“, biografie einer juedin in briefen, und meine betroffenheit will nicht enden. 1936 geboren, fuehle ich mich nicht schuldig, jedoch bin ich deutsche. wie aber haette ich gehandelt, waere ich nicht ein kind gewesen? das ist meine grosse, bange frage. medienberichte heute kritisch zu hinterfragen und unsere betroffenheit der nachfolgenden generation immer wieder deutlich zu machen, das scheinen mir die prioritaeten zu sein.
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schorsch
antwortete am 02.09.02 (17:13):
Ich bezweifle nicht, dass die allermeisten Deutschen nicht mit dem einverstanden waren, was mit den Juden passierte. Es nützt nun aber nicht mehr viel, wenn man sich als schuldig oder nichtschuldig outet. Vielmehr müssen wir alles daran setzen, dass solches nicht mehr passieren kann. Denn Anfänge dazu gibt es zuhauf. Auch in den Zanziger- Dreissigerjahren waren es zuerst nur eine Handvoll braune Judenhasser, die laut brüllten. Die schweigende Mehrheit hat sich damals insofern mitschuldig gemacht, dass sie Augen und Ohren verschloss, statt ebenso laut Kontra zu brüllen.
Merke: Der Mensch ist nich anders geartet als die Brüllaffen: Wer am lautesten brüllt dominiert über die anderen!
gseges@yetnet.ch
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Poldi
antwortete am 02.09.02 (18:29):
@schorsch
Es gibt noch die andere Variante:
"Wer schreit, hat Recht"
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schorsch
antwortete am 03.09.02 (09:03):
Oder umgekeht bei mir: Wer mich anschreit, hat Unrecht!
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Gabi
antwortete am 07.09.02 (13:01):
ja, wer schreit hat unrecht. weil er seine eigene unsicherheit übertünchen will. für mich sind diejenigen, die immer am lautesten ihre meinung verkünden wollen, diejenigen, die sich wichtig tun wollen und mit ihrem geschrei ihre argumentsarmut verstecken wollen.
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