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THEMA:   Auf der Suche

 27 Antwort(en).

Ratterich begann die Diskussion am 11.08.02 (23:29) mit folgendem Beitrag:

Auf der Suche


Er hatte schon Vieles über die Liebe gehört, aber nichts von dem verstanden, also machte er sich auf, nach ihr zu suchen. Eines Tages gelangte er in einen Wald, dort Holzfäller die Bäume schlugen. „Was macht ihr da?“ frug er sie. Man schlüge die Bäume, um Holz für das Feuer und für den Bau von Hütten zu bekommen, antworte-ten die Holzfäller ihm. „Aber, dann braucht ihr doch nicht so viele Bäume zu fällen, weniger reichen doch auch, und der Wald bleibt erhalten“, wendete er ein. „Unsinn!“ gingen sie ihn an, „wir schla-gen alle, und wenn andere Holz brauchen, müssen Sie es bei uns kaufen, und wir werden reich.“ Und sie lachten dabei.

Der Wanderbursche ging seines Weges, da traf er an einem Fluß auf einen Fischer inmitten vieler Körbe, die mit Fischen angefüllt wa-ren. „Was machst du da?“ frug der Wanderbursche den Fischer. „Das siehst du doch, ich fange Fische“, antwortete der Fischer. „Aber weshalb denn so viele, die kannst du doch gar nicht verzeh-ren. Weniger reicht doch, und die Fische bleiben erhalten.“
„Unsinn!“ rief der Fischer, „ich fange alle, und wenn andere welche haben möchten, müssen sie sie bei mir kaufen, und ich werde reich.“ Und der Fischer lachte dabei.

Der Wanderbursche ging davon, er langte in einer Steppe an, dort eine Löwin ein Zebra jagte. Sie fing es, tötete es und schleifte es zu ihren drei Kindern und zu ihrem Gatten. Der Wanderbursche sprach die Löwin an, „weshalb hast du nur ein Zebra erlegt.“
„Weil wir mehr nicht verzehren können“, antwortete ihm die Lö-win, und alle Löwen, selbst die Kinder, schauten ihn an, als hielten sie ihn seiner Frage wegen für von Sinnen. Er setzte sich nieder, packte seine Wegzehrung aus, und aß mit den Löwen gemeinsam. „Ich habe sie gefunden“, sprach er plötzlich, und die Löwin frug, was er gefunden meinte. „Die Liebe.“
„Was ist denn das?“ wurde er aus gleich fünf Mündern gefragt. „Ach das ist ein Wort, dessen Begriff ich gesucht und bei euch ge-funden habe. Ihr habt nur ein Zebra gejagt, obwohl viele da sind, damit erhaltet ihr die Zebras.“ Der Löwenmann schüttelte seinen bemähnten Kopf, „das sei doch vernünftig.“
„Genau!“ rief der Wanderbursche, „Liebe ist Vernunft, nichts ande-res.“

Der Wanderbursche blieb bei den Löwen, er baute sich keine Hütte, schlug auch kein Holz für ein Feuer, sondern richtete sich eine La-gerstätte aus Steppengras. In der Nacht fror ihm fürchterlich, trotz-dem schlief er ein. Als er am nächsten Morgen erwachte, juckte es ihm auf der Haut, und als er nachschaute, fand er lange braune Haa-re darauf. „Ich bekomme ein Fell, damit mich Nachts nicht friert“, flüsterte er. Und wieder ein paar Tage später bestaunte er seine Hände, die sich in Tatzen verwandelt hatten. Er wollte sich erheben, viel aber gleich auf die Nase, er konnte nicht mehr auf zwei, son-dern mußte auf vier Beinen gehen. Er rannte zum See, dort die Tiere tranken, schaute in das klare Wasser, und ein Löwenkopf mit einer mächtigen Mähne spiegelte sich darin. „Ich habe sie gefunden“, sprach er, und da vernahm er hinter sich eine sanfte Stimme, „wen hast du gefunden?“ Er wendete sich um, eine wunderschöne Lö-wendame stand da, und sah ihn mit ihren verführerischen Augen an. Er ging hin zu ihr, „dich“, flüsterte er ihr ins Ohr. Und beide gingen in die Tiefen der weiten Steppe hinein, und blieben gewiß nicht al-lein, denn, so der Wanderbursche nach der Liebe suchte, fand er ih-ren Begriff, die Vernunft um den Erhalt, bei denen, die dieses Wort nicht kannten und trotzdem nach seinem Begriff handelten, als sei es ihnen angeboren.

(reg.u.W. BDS)


neugierig antwortete am 11.08.02 (23:48):

Idee ist sehr gut


Doris16 antwortete am 12.08.02 (02:29):

Nachdem die Menschen die Erde total verwuestet haben, bleiben hoffentlich noch ein paar Seelen wie dieser Wanderbursche uebrig.


WANDA antwortete am 12.08.02 (09:12):

Mich stimmt nachdenklich, dass der Wanderbursche sich durch die Liebe auch rein äusserlich verändert.


Ratterich antwortete am 12.08.02 (10:03):

danke für die Stellungnahmen.
hallo wanda,
hat es der Autor wohl doch so gemeint, daß Liebe unter Menschen nicht mehr, oder nur nach deren absoluten Änderung möglich ist, wobei er eine mögliche seelische Änderung nach außen, körperlich gestaltet.
Grundsätzlich ist es doch so, daß die Liebe den Mensch verändert, verschönt...


e k o antwortete am 12.08.02 (10:21):

Ich denke, man darf die Geschichte mit dem löwenmähnigen Wanderburschen nicht in der dargegebenen konkreten Form betrachten. Es ist eine Allegorie, ein Vergleich.

Unbestritten ist doch aber, dass die Liebe den Menschen innerlich und auch äußerlich verändert, ihn schöner, "liebens"würdiger macht.

Meint Ihr nicht auch ?


e k o antwortete am 12.08.02 (10:26):

Es ist mir noch etwas eingefallen:

Die Begegnung mit der Liebe in Form dieser Löwen, die sich nur soviel holen, wie sie zu ihrem eigenen Lebensunterhalt benötigen, hat diesen Wanderburschen ( der nichts Anderes ist als ein Mensch auf der Suche) verändert. Er wollte sein wie diese Wesen, die ihm die Liebe aufgezeigt haben.

Deshalb ist er auch äußerlich so geworden wie sie.


Ratterich antwortete am 12.08.02 (11:33):

hallo, eko,

genau so ist es. Jetzt stelle ich mal eine Frage: der Autor sagt sinngemäß >Liebe ist (die Vernunft der) Ausgewogenheit. Wie würdest du aus deiner Sicht Liebe beschreiben? Verstehe mich bitte richtig, ich möchte mit euch ein Gespräch beginnen...


mfg Ratterich


WANDA antwortete am 12.08.02 (21:47):

Diese Wesen haben dem Wanderburschen in erster Linie Bescheidenheit aufgezeigt und nicht Liebe. Ein Philosoph würde vielleicht sagen, sich bescheiden ist Liebe zur Sache.
Sicher verändert Liebe und sie schafft auch einen anderen Blickwinkel. aber das ein Bursche zum Tier wird, das ist schon ein starkes Stück.


Ratterich antwortete am 12.08.02 (22:15):

hallo Wanda,

lese ich aus dem starken Stück richtig eine Minderbewertung des Tieres?
Bei den Maya zum Beispiel hatten die meisten Götter Tiergestalt, Quetzalcoatl als gefiederte Schlange.
Ist doch interessant zu fragen, weshalb?


WANDA antwortete am 12.08.02 (22:20):

Nein eine Minderbewertung nicht, aber eine Rückentwicklung.
Aber vielleicht muss man sich rückentwickeln um Liebe zu finden ?


pilli antwortete am 12.08.02 (22:56):

oder stark behaart sein....?


Ratterich antwortete am 13.08.02 (00:15):

hallo, pilli,
ist Humor angesagt? Nehme den Faden auf: erinnert mich an >Hair<, sehe es immer wieder gerne, oder auch an diesen herrlich ängstlichen Löwen aus Oz...

mfg
Ratterich


Dingo antwortete am 13.08.02 (00:31):

Der Wanderbursche hat sich in einen Löwe verwandelt damit er rumsitzt und seine Frau (Löwin) ihm das essen bringt.


Ratterich antwortete am 13.08.02 (01:18):

hallo, Dingo,
auch eine Möglichkeit, aber gewiß wird er zum Dank nicht nur rumsitzen. Wer tut das schon, bei einem schönen Löwenmädchen? Mußt mal den Auerhahn beobachten, wenn er wirbt...


Ratterich antwortete am 13.08.02 (01:32):

Nachtrag:
ich glaube aber nicht, daß es dieses menschliche Problem unter Tieren gibt.


WANDA antwortete am 13.08.02 (08:32):

@Was heisst hier zum Dank?


Ratterich antwortete am 13.08.02 (10:17):

hallo wanda,
Frage durchschaut. Das war ein Abgleiten in menschliche Probleme, nimm den Nachtrag als eigentliche Antwort


e k o antwortete am 13.08.02 (14:41):

@Ratterich:

Du hast an mich eine Frage gestellt. ( Liebe)

Nachdem ich sehe, was hier teilweise für Beiträge eingestellt werden, möchte ich das Thema lieber nicht öffentlich diskutieren. Das Risiko, dass es manche Leute dazu motivieren könnte, es in der Luft zu zerpflücken und lächerlich zu machen, ist mir zu groß, da behalte ich meine Gedanken lieber für mich.

Eigentlich schade, aber das Thema Liebe ist mir zu sensibel dafür.

Gruß vom e k o


henner antwortete am 13.08.02 (17:49):

Eko ,,das von Ratterich angsprochene Thema ist ja nur eines von mehreren aus oben erzählter Fabel.Ein weiteres wäre der Raubbau an --in diesem Falle Bäumen und Fischen.Dazu fällt mir eine Karrikatur aus dem Eulenspiegel der Fünfziger Jahre (glaub ich:) ein. Ein Mann sitzt im Lendenschurz mit seinem Sohn in einem Urwald auf einem alten Baumstamm und spricht:Hier soll einmal vor vielen tausend Jahren eine große Stadt gestanden haben.Sie soll Berlin geheißen haben,,,,


e k o antwortete am 13.08.02 (18:28):

@henner,

da bin ich nicht ganz Deiner Meinung, mein Lieber. Es geht bei dieser Geschichte zunächst einmal um L i e b e ! Dieser so genannte Wanderbursche, der nichts anderes darstellen soll als einen suchenden Menschen, sucht doch die Liebe. Bei den Menschen findet er sie nicht, weil die nur an sich selbst und ihren eigenen Profit denken. Erst bei der Löwenfamilie findet er die Liebe in Form der Genügsamkeit, weil sie nur das für sich zu holen, was sie zum Lebensunterhalt brauchen.

Dass diser Mensch dabei das Aussehen der Löwen annimmt, ist ja nur die Umschreibung dafür, dass er deren Lebenseinstellung der Genügsamkeit annimmt.

Nun kann man dies natürlich auch verfremden, indem man diese Allegorien der Waldabholzung und Raubfischfang in die konkrete Welt ummünzt und dann ein Thema beginnt mit dem Bejammern und Beschimpfen des realen Raubbaus an Wäldern und Fischen. Das ist aber mit dieser Geschichte sicherlich nicht gemeint.

Und ich persönlich, muss ich Dir sagen, habe auch überhaupt keine Lust dazu, mich immer und immer wieder auf allen Feldern, ob Naturzerstörung, Politik, Verkehr oder was auch immer, immer und immer wieder die gleiche Leier des Bejammerns und Beschimpfens von gewissen Zuständen zu befassen. Das sind mir alles zuviel negative Energieen, mit denen man sich da umgibt, da kann keine Lebensfreude aufkommen.

Würde in unserer Gesellschaft nicht nur kritisiert, heruntergemacht, bejammert, beschimpft, sondern auch mal etwas als schön, als positiv, als erfreulich bewertet und in den Vordergrund gestellt, sodass eine gewisse Balance vorhanden wäre, dann sähe dies anders aus, aber so ? Neee !!

Gruß vom e k o


pilli antwortete am 13.08.02 (18:37):

mannomann;

was mag enlaufene frau sich im laufe der jahre alles angehört haben...


Ratterich antwortete am 13.08.02 (19:09):

hallo, pilli,
das verstehe ich nun wirklich nicht...


Ratterich antwortete am 13.08.02 (22:00):

Stark behaart sein (pilli), rumsitzen und Essen bringen (dingo), sind an und für sich Beiträge, die zur Diskussion nicht beitragen. Der Autor hat sie trotzdem als humorvolle Einlagen aufgenommen und dementsprechend beantwortet. Der letzte Beitrag (pilli) – leider etwas verstümmtelt, den ich mal so vervollständige >deine entlaufene Frau...<, wäre, falls er so zutrifft, kein Beitrag zum Thema, sondern ein Angriff auf den Autor selbst. Sollte dem so sein, möchte ich das Gespräch hier beenden und mich gleichzeitig von diesem Forum verabschieden.

Mit freundlichen Grüßen
Ingo Erbe
waltan maren verlag


pilli antwortete am 13.08.02 (22:40):

" Als er am nächsten Morgen erwachte, juckte es ihm auf der Haut, und als er nachschaute, fand er lange braune Haa-re darauf. „Ich bekomme ein Fell, damit mich Nachts nicht friert“,"

dein text?

"oder stark behaart sein....?"

meine frage!

wo ist dein problem? es sind deine worte; warum gehören sie jetzt nicht mehr zum thema? ist interpretation des textes vorher mit dir abzusprechen? sorry, das kann ich dir nicht zusagen *ggg*

nein,

der nächste beitrag bezog sich nicht auf dich, die welt dreht sich nicht nur "haarige" geschichten :-)


Ratterich antwortete am 13.08.02 (22:56):

deine entlaufene Frau...<

das ist gemeint


Ratterich antwortete am 14.08.02 (00:43):

hallo, pilli,
Niemand muß seine Kritik mit mir abstimmen. Das wäre Unsinn. Der Beitrag mit der Behaarung hat mir Heiterkeit bereitet.

In meinen eigentlichen Beruf habe ich das frühe Erkennen von Gesprächsabläufen erlernen müssen. Schlimm wirkt sich bei der Gesprächsbeobachtung eine Information aus, die für die Diskutierenden, oder deren Thema (deine entlaufene Frau...) nicht bestimmt ist, nicht vorhersehbar war. Sie führt zu Irritationen und dem Gesprächsende.

Es ist bedauerlich, daß ich in unser Gespräch eine, wie du sagst, nicht für mich bestimmte Information einbezogen habe.

Es ist geschehen, und darunter wird das Gespräch nun leiden, deswegen sollte es abgebrochen werden. Zudem glaube ich in meiner Eigenart der Diskussion für ein Chat nicht geeignet sein. Deswegen ist meine Teilnahme an Chats zu unterlassen besser.

Mit freundlichen Grüßen
waltan maren verlag
Ingo Erbe


pilli antwortete am 14.08.02 (07:28):

@ Ratterich

da "die pilli" leider das vergnügen davonlaufender frauen nur virtuell im ST erlebte, vermag ich dir zu deinen thesen nicht zu antworten.

wenn du, anstatt deine geschichte hier anzupreisen, dem ST ein wenig mehr aufmerksamkeit geschenkt hättest (es hätte sich gelohnt :-)), wäre dir das nicht entgangen.