Mehr von Peter Kurtenbach | Impressum

Ehepaar KurtenbachEigentlich wollte ich auch gar nicht so vieles und aufregendes erleben und es fing in den ersten Märztagen des Jahres 1921 auch  ganz ruhig und gemächlich an. Mein Vater versah auf dem Bahnhof einer unbedeutenden Nebenstrecke, die von Linz am Rhein nach Altenkirchen im Westerwald führte, den Dienst des Bahnhofvorstehers und Fahrdienstleiters in einer Person. Der Bahnhof Elsaff lag zentral und recht einsam zwischen Ober- und Unterelsaff. Meinte man meine beiden Geschwister, so sprach man von der Bahnhofs Gertrud und dem Bahnhofs Willi. Nun ja, da nannte man mich natürlich auch nicht anders.

Ich war fünf, als mein Vater nach Linz versetzt wurde und auch dort den Dienst des Fahrdienstleiters weiter versah. Hier in Linz besuchte ich die Schulen, hier lernte ich meine Braut kennen, mit der ich nunmehr über fünfzig Jahre verheiratet bin. Von hier wurde ich zum ’Reichs-Arbeitsdienst' eingezogen, wo wir in Lothringen die Straßen instandsetzen mussten, die unsere Stukas kurze Zeit zuvor in einen wüsten Zustand versetzt hatten. Es blieb mir gerade noch Zeit den Beruf des Industriekaufmanns zu erlernen, obwohl dies mein eigentlicher Berufswunsch nicht war. Zwischen Arbeitsdienst und Militär blieben mir ganze zwei Tage, wo ich mich von meinen Eltern und meiner Braut verabschieden konnte. Und das Schicksal meinte es fürs Erste recht gut mit mir. Ich qualifizierte mich in der Ausbildungszeit nach damaligen Maßstäben zum Fernschreiber der Extraklasse und wurde infolgedessen zu einem hochangesiedelten Luftwaffenstab nach Sofia abkommandiert. Hier durfte ich mich drei Jahre relativ sicher fühlen, dessen ich mir auch bewusst war. Im Herbst des Jahres 1944 sah das dann mit einem Mal ganz anders aus. Über die Zeit vom Herbst 1944 bis zum Winter 1948, über diese vier Jahre habe ich ausführlich, aber ohne Bitterkeit berichtet. Aufgeschrieben habe ich dieses alles in meiner Eigenschaft als Opa für meine acht Enkelkinder, von denen ich den Eindruck habe, dass sie allesamt gut geraten sind. Unsere Ehe hat sechs Kinder hervorgebracht, drei Buben und drei Mädchen. Ich gehe einmal davon aus, dass sie uns alle lieben. Mögen tun sie uns auf jeden Fall.

In einer Kölner Duftwasser-Firma habe ich mir über eine Zeit von dreißig Jahren den Unterhalt für meine Familie verdient. Mit meinem sechzigsten Lebensjahr schied ich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben und erwarb mir ein Fertighaus in einer ganz besonders schönen Eifelregion. Dort, umgeben von schier endlosen Wäldern, konnte ich vergessen, mich aber auch mit meinem Leben und mit allem versöhnt erinnern.     


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