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Auf Wiedersehen in Sofia

 

Kreuz und quer durchs Land

Plovdiv –Rhodopen – Schwarzes Meer

 

erzählt von

Peter J.Kurtenbach

 

 

1972

 

Und dann war es wieder so weit. Natürlich habe ich mich vor der Abreise bei Herrn Rüschmeier melden lassen. Nein, er hatte es nicht vergessen, das mit Herrn Manew. Er griff in seine Brieftasche, und was er mir dann in die Hand drückte, das war ein Hundert-Mark-Schein.

"Grüßen Sie Herrn Manew ganz herzlich von mir."

„Aber mit dem allergrößten Vergnügen, Herr Rüschmeier.“

*

Ein junger Mann aus dem Vorstand unseres Sportvereins hatte sich uns ange­schlos­sen. Helmut Löbach trainierte und betreute unsere Jugendmannschaften im Fußball. Er nahm seine Aufgaben sehr ernst. Das war auch der Grund, dass wir ihn ohne Zögern in unsere Reisepläne einbezogen. Natürlich kam er mit eigenem Wagen. Helmut betreute nicht nur unsere Fußballjugend, sondern auch die Dienstfahrzeuge der Manager bei FORD Köln. Das hatte fast zwangsläufig zur Folge, dass er die bes­ten dieser Top-Fahrzeuge wie alte Schuhe 'auftrug'. Helmuts Fahrzeuge waren immer vom Feinsten, was Ford zu bieten hatte. Im Augenblick fuhr er einen FORD 26M, der in einer irrsinnigen Signalfarbe, ich würde sagen orange/gelb lackiert war. Das Dach war ein Hardtop, mit schwarzem Kunstleder überzogen. Das Innentrim: Weißes Leder, die Mittelkonsole mit allen denkbaren Instrumenten bestückt, als ob es gelte, an einer Wüsten-Ralley teilzunehmen. Die Fenster ließen sich ohne Zwi­schenstre­be absenken. Das Blaupunkt-Kassettenradio lieferte über den dritten und vier­ten Lautsprecher aus beiden Türen einen makellosen Raumklang. Das war Anfang der siebziger Jahre absolute Spitze. Aber das waren alles nur Äußerlich­kei­ten. Der Aha-Effekt verbarg sich ganz bescheiden unter der Motorhaube. Ford labo­rierte damals an einer Vergaserversion, die an den Turbolader heran­reichen sollte. Bei der Projektentwicklung nannte er sich 'Umluftvergaser'. Er ist, trotz seiner phan­tastischen Eigenschaften, nie in Serie gegangen. Er muss wohl für eine allgemeine Werkstattbetreuung zu sensibel gewesen sein. Warum ich dieses Gefährt so genau beschreibe? - Na, raten wir mal. - Oder warten wir's ab.

Klaus, natürlich auch unserem Sportverein angehörig, wurde von Helmut als Beifah­rer 'eingestellt'. So hatten wir nur noch Günter auf der hinteren Sitzbank. Klaus war begeistert.

Die Tage in Bulgarien verliefen ganz anders, als wir uns das vorgestellt hatten. Dr.Troschanow hatte sich ausgebeten, uns diesmal nach Südbulgarien zu brin­gen, wo er sogar schon ein Quartier für uns vorbereitet hatte. Helmut wurde in der Familie wie unser Sohn aufgenommen, so dass es da überhaupt keine Probleme gab. Helmut war aber auch ein lie­benswerter und anpas­sungs­fähi­ger Mensch, dem das keine Mühe abver­langte. Als wir Helmut dann auch noch als einen ausgezeichneten Automechaniker offerierten, bat Tro­schan ihn, vor der Abreise doch einmal seinen ‘Wartburg’ durchzuchecken. 

Unser erstes Reiseziel war Plovdiv, wo Troschan uns in das ethnographische Museum führte. Dabei zeigte es sich, dass er sich in Wohnkultur, Kunst und Hand­werk der alten Bulgaren bestens auskannte. So konnten wir auf eine hauseigene Führung verzichten. Das war auch schon gut so, denn an jenem Tag waren einige Gruppenführungen gefragt; darunter mehrere  aus der DDR. Es machte ein trauriges Bild, wenn man beobachtete, wie sich unsere Lands­leute 'von drüben'  uns gegen­über auf sichtbare Distanz hielten. Und wurden wir dann doch einmal versehentlich angesprochen, bekam der Betref­fende aus seiner Gruppe heraus gleich einen gut gemeinten Stups in die Seite, oder man zupfte ihn augenzwinkernd am Ärmel. Eines hatten wir Landsleute aus Ost und West ohne Zweifel gemeinsam: Wir schämten uns alle etwas wegen die­ses albernen Getue. Und die Bulgaren selbst? Die konnten nicht ein­mal dar­über lachen. Die wussten besser als wir 'Westler', wie unsere Lands­leute

'von drü­ben' auch hier überall benachteiligt waren. Das fing schon an der Wech­sel­stube an und hörte bei jeglichem Service auf. Mit einer Ausnahme: Besuchte man in einem Feriengebiet um die Mittagszeit ein Restaurant, so konnte es einem passie­ren, dass der diensthabende 'Chef de sal' dem Gast aus dem Westen den Zutritt mit dem Hinweis verwehrte: „ßegá samo sa grup­pi“. Jetzt waren also erst einmal die Gruppen an der Reihe. Unter diesen Feriengästen gab es dann wieder zwei unter­schiedliche Gruppen: die, die sich in solchen Augenblicken ganz besonders gut fühlten, und jene, die sich mal wieder bis unter die Lederhaut schämten. Das abwei­sende Verhalten der einen konnte man mit Haltung ignorieren, den anderen haben wir mit freundli­chem Au­gen­zwinkern signalisiert, dass uns nichts, aber auch absolut nichts voneinander unterscheidet, dass dieses alberne Ritual auch uns recht verle­gen mache.

Unsere nächste Station war das Kloster 'Batschkovo' an der Ausfallstraße in die süd­lichen Rhodopen. Wir haben uns dort nur kurz aufgehalten, womit wir diesem histori­schen Angebot natürlich nicht gerecht wurden. Vielleicht ließe es sich auf der Rück­fahrt einrichten, bei diesem altehrwürdigen Klosterkomplex etwas länger zu verwei­len. Heute wollten wir noch nach Pamporowo, nicht weit von Melnik an der griechi­schen Grenze gelegen.

In Pamporowo fuhr Troschan mit seinem Wartburg gleich das neueröffnete Luxus­hotel Murgawez an. Über dem Restaurant und der Bar befanden sich acht Zimmer­etagen. Darüber war dann noch ein geräumiger Billardraum. Die Preise für Individu­altouristen aus dem Westen waren noch erschwinglich. Für die Bulgaren war der Mietpreis mit nur 30% immer noch viel zu teuer. Was hier wohnte, das waren aus­schließlich Gruppen aus der DDR  und im Augenblick wir natürlich. Von dem Hotel­verwal­ter wurden wir freundlich aber kühl, wie es dieser Höhenlage wohl entsprach, empfangen. Wir gaben unsere Pässe ab und erhielten unsere Zimmerschlüs­sel. Hernach bekamen wir einen Tisch im Restaurant zugewiesen, der sich abseits vom großen Treiben in einer ver­steckten Ecke, nahe bei der Essen­ausgabe befand. Diese Platzierung wirkte auf uns im ersten Augenblick wie ein 'Katzentisch'. Bei zweiter Überlegung fanden wir diese Nische aber gar nicht so unflott. Die nächsten Tage haben bestätigt, dass wir in dieser Ecke recht gut aufgehoben waren. Dass diese Son­derbehandlung hernach zu manchem Schabernack verleitete, wird wohl kaum verwundern. Ansonsten waren die Zimmer bescheiden, aber freundlich einge­richtet und besaßen alle einen Balkon.

Obwohl die Natur, die Schönheit der Rhodopen, vorrangig beschrieben wer­den müsste, kann ich es mir nicht verkneifen, zu allererst  das Treiben im Restau­rant zu schildern. Dabei muss man wissen, dass in Bulgarien, zumindest hier in den Rhodo­pen, die Luxusklasse ausschließlich den DDR-Touristen  vorbehal­ten blieb. Wir Westtouristen genossen ganz unverdient, ebenfalls diese L-Kategorie.  In der Kate­gorie A oder I konnte man nur Russen antref­fen, in den Kategorien B und C oder II und III haben sich dann die Bür­ger der übri­gen Bruderländer  einquartiert.

Im Restaurant spielte sich tagtäglich ein merkwürdiges Ritual ab. Unsere DDR-Gäste kamen nie zu den Mahlzeiten, sie strömten regelmäßig in diese Restau­ration, als ob sie aus Startlöchern sprinteten. Hatten sie an den gedeckten Tischen Platz genom­men, begannen sie nicht etwa mit der jeweils anstehen­den Mahlzeit. Nein, sie saßen und warteten, obwohl in der Früh das Frühstück, oder am Mittag die Vorsuppe bereits auf den Tellern sich abkühlte. Trotz der vielen Personen, die sich da für die Abspeisung bereithielten, war es sehr ruhig und diszipliniert an den Tischen. Unsere Empfehlung an Klaus und Günter, sich daran ein Beispiel zu nehmen, hat nicht viel gebracht. Plötzlich flogen die weiten Flügeltüren von neuem auf. Was nun erhobenen Hauptes durch das Portal schritt, hatte eindeutig Delegationscharakter. Die war­ten­den Gäste empfingen sie mit lebhaftem Klatschen, das erst verstummte, als die Dame mit ihren beiden Herrn auf einer Empore, am Präsidententisch, wie mir schien, Platz genommen hatte. Herr Nr.1, ein gut aussehender Bulgare mit scharf ausra­siertem Oberlippenbart, erhob sich zu einer freundlichen Begrü­ßung, die von einer bildhübschen Bulgarin sofort ins Deutsche übersetzt wurde. Daraufhin erhob sich der deutsche Reiseführer und erwiderte in klang­vollem Sächsisch diese guten Wünsche, indem er sie in eine dauerhafte sozialistische Freundschaft einmünden sah. Sobald dieser nun sein Besteck in die Hand nahm, setzte das allgemeine Besteckeklappern ein, was verriet, dass die angebotenen Speisen aus einer guten Küche kamen. Diese Sprüche wie­derholten sich, in Abwandlungen natürlich, täglich dreimal, so, wie man seine Medizin nimmt. Wer hätte da noch daran zweifeln mögen, dass sozialistisches Gedankengut eines Tages die ganze Welt erfassen möge. 

Bei unserem ersten Frühstück waren wir mit unseren Jungs bereits eine Weile bei Tisch, als unser Helmut immer noch nicht auftauchte. Bei dem Kellner, der sich uns schon mehrmals angeboten hatte, gaben wir unsere Frühstückbestel­lung auf, wobei wir Helmut gleich mit einbezogen. - Und dann ging wieder diese Schwingtüre auf. Eigentlich schwang sie gar nicht. Helmut zwängte sich ganz bescheiden da hindurch, um als Nachzügler nicht zu sehr aufzufallen. Da hatte er aber seinen Katzentisch falsch eingeschätzt. Wir, immerhin zu viert, klatschten was das Zeug hielt. Da wurde es unversehens mucksmäuschenstill im Lokal. Helmut, solcher Situation ungewohnt, schlich sich hurtig an unseren Tisch, wo er bereits sein Frühstück vorfand.

Der immer weniger freundliche Hotelverwalter versuchte mich wegen dieser Ovation zur Rede zu stellen. Ich erklärte ihm scheinheilig, dass es schon immer in unserer ‘Gruppe’ Sitte sei, die letzte Schlafmütze am Morgen in die­ser Form willkommen zu heißen. Was wollte er machen? Es blieb ihm nur, seine Freundlichkeit noch ein wenig zurückzunehmen.

Trotzdem hatte das Folgen: Das gesamte Bedienungspersonal, dass sich eh nicht weit vom Küchenschalter aufhielt, hatte uns so quasi als Witznummer entdeckt. Auf so etwas hatten sie wohl schon lange gewartet, aber noch nie erlebt. Hinzu kam, dass an unserem Tisch beim Abrechnen der Zeche ganz beachtlich nach oben auf­gerundet wurde. Bei uns zu Hause kalkuliert man in der Regel zehn Prozent ‘Trink­geld’, wenn man sich auswärts bedienen lässt. Es mag sein, dass wir dort unten in Pamporovo stets auf volle Leva aufgerundet haben. Legte der, der als letzter am Tisch erschienen war, noch einen Lev darauf, dann zeigte das unausweichlich Wir­kung. Vielleicht sollte an dieser Stelle aber auch daran erinnert werden, dass wir einen erheblichen Teil unse­rer Levas widerrechtlich aus Deutschland einführten. So empfanden wir dies also  weniger als Großzügigkeit; eher als eine Art Wiedergutma­chung gegen­über dieser sozialistischen ‘Währungspflege’. Unsere ostdeutschen Gäste brauchten mit Trinkgeldern nicht umzugehen. Für sie war alles pauschal. 

Das Bedienungspersonal hatte aber Anweisung, uns jeweils nur einen einzi­gen Tag zu bedienen. Dann war ein anderer Kollege an der Reihe. Da sollten sich also kei­nerlei Beziehungen anbandeln. Das war vom Chef dieses Nobel­hotels zwar gut gemeint, erwies sich aber als totaler Fehlschlag. Alles will wohl doch gelernt sein. Wir waren vielleicht die ersten Gäste aus dem kapitalisti­schen Westen und führten absolut nichts Böses im Schilde, aber mit jeder Sonder­behandlung schafft man sich unnötige Probleme. Im Grunde wissen das schon kleine Kinder, aber bei ihnen spielt die Politik noch keine Rolle. Was soll’s. - Das gesamte Bedienungspersonal hatte bereits nach zwei Tagen seinen ‘Warteraum’ in die Nähe unseres Tisches verlegt. Man brauchte sich nur einmal am Kopf zu fassen, schon hatte man einen Kellner neben sich ste­hen.

Helmut hatte ganz offensichtlich ein Auge auf die bulgarische Reiseleiterin geworfen. Sie sah aber auch so aus, dass ich das ganz sicher auch getan hätte - oder habe. Sie war ein ganz typischer bulgarischer Strahlemann. Helmut, wohl voll im Saft ste­hend, gab sich alle Mühe, bei dieser Schönen etwas aus­zurichten. Da begannen dann aber schon die systemimmanenten Probleme. Helmut hat nie erfahren dürfen, ob sie gemocht hätte, weil sie, wenn sie gemocht hätte, dies niemals hätte zum Aus­druck brin­gen dürfen. Helmut hat mit ihr getanzt, ihr geschmeichelt, ihr alles mögliche versprochen. Nein, bei Violetta Deltchewa kam das alles nicht an. Unser Chelmut hatte keine blasse Ahnung von der Philosophie des Marxismus-Leni­nismus, er war ein total ungebildeter Mensch. Das aber mochte sich Helmut, als qualifizierter Auto­me­chaniker, nicht nachsagen lassen. Wer Sympathiebekundungen mit Karl Marx oder Lenin abzuschmettern versucht, ist es selber schuld. Also wurde Helmut, wie man es in der Weise nie bei ihm gewohnt war, deutlich. Er erin­nerte sich, dass auf den Hoteltoiletten ein leporello-gefaltetes Papier angedient wurde, dass man, wie wir erfuhren, aus Finnland importierte. Nichts gegen die Finnen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses leichte Packpapier auf finni­schen Toiletten anzutreffen ist. Also holte Helmut, aus sei­nem gekrän­kten Ego heraus, wohl etwas zu weit aus und provozierte:

„Der Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus zeigt sich doch schon auf Euren Toiletten: Wir wischen ab und ihr packt ein.“ - Na, so konnte man auch in Bulgarien keine Freunde gewinnen.

Die Rhodopen bilden die südliche Grenzregion zu Griechenland. Für die sozia­listi­schen Bruderländer sind die Rhodopen, neben ihren landschaftlichen Rei­zen, ein sehr geschätztes Skigebiet. In den Sommer- und Herbstmonaten zeichnet sich diese Gegend durch nahezu unberührte Wälder, blühende Wie­sentäler und  felsige Höhen aus. In der Zeit, wo wir dort waren, war Pilzzeit. Wir hatten auf unseren Exkursionen lichte Waldgebiete und Wachol­derhaine entdeckt, wo die Pfifferlinge wie die Gänse­blümchen  aufblühten. Einen sol­chen Pilzsegen hatten wir zuvor noch nie erlebt. Also wetzten wir unsere Mes­ser, holten Korb und Tüten hervor und hatten schon nach kur­zer Zeit eine stattliche Menge Pfifferlinge gesammelt. Wir putzten sie an Ort und Stelle, ehe wir ins Hotel zurückfuhren.

Für die Mittagsmahlzeit des folgen­den Tages ließen wir uns Lunchpakete zurecht­machen. Also fuhren wir tags danach wieder zu unseren Pilzgründen, um die Mahl­zeit für den nächsten Tag zu sammeln. Das war schnell besorgt und die Ernte in einer Kühlbox unterge­bracht. Um die Mittagszeit setzten wir unter einer schattigen Baumgruppe unseren Gaskocher in Gang und richteten mit Schinken und Eiern ein köstliches Pilzgericht her.

Ganz in unserer Nähe hatte sich ein Milizionär mit seiner Familie niedergelas­sen. Er hatte derzeit wohl auch Urlaub. Auch sie waren dabei, die gesammel­ten Pfifferlinge herzurichten. Wir haben eine Flasche Radeberger Pils’ spen­diert, was gleich gute Nachbarschaft herzustellen ver­mochte.

In den nachfolgenden Tagen haben wir die nähere und weitere Umgebung erkundet. Auf den bunt blühenden Wiesen tummelten sich Schmetterlinge, große Heuschre­cken, Zikaden und mancherlei Getier, das wir in unseren Breiten so nicht kennen. An stillen Waldseen stiegen steile Felswände empor, wo sich noch an den kleinsten Vorsprüngen Tannen und Kiefern mit ihrem spärli­chen Wurzelwerk festkrallten. All das muss wohl auch vor langer Zeit Orpheus dazu bewogen haben, auf einem dieser Felsen die Harfe zu schlagen - so, wie man sich allenthalben hier erzählt.

Wenn wir noch eine Woche ans Schwarze Meer wollten, mussten wir hier bald unsere Zelte abbrechen. Helmut ist mit seiner Violetta bis zum Schluss nicht zu Rande gekommen. Sie hat das besser verkraftet als er, denn sie war und blieb bis zum Schluss ein ganz reizendes Persönchen. Helmut tat sich da ganz offensichtlich schwerer, was ihm deutlich abzusehen war.

Am späten Abend vor unserer Abreise, man muss schon sagen zur halben Nacht, bekamen unsere drei Jungs noch unerwarteten Besuch. Es waren alle Kellner, die mit Flaschen und Gläsern in der Tür standen, um sich von ihnen zu verabschieden. Liesel und ich haben da ‘Toter Mann’ gespielt. Erstens hatten wir für den nächsten Tag eine weite Reise vor uns, und dann wollten wir uns auch mit Rücksicht auf Troschan da nicht engagieren. Jedenfalls haben die Akteure in der Nacht gezeigt, dass man auch ganz leise feiern kann. Natür­lich haben auch wir uns über diese Ver­abschiedungskundgebung des Bedie­nungspersonals sehr gefreut. Da können wir ja doch so schlimm nicht gewe­sen sein.

*

Ans Schwarze Meer fuhren wir über Plovdiv, Stara Sagora, Sliven und Burgas. So war diese Route nicht weiter, als ob wir gleich von Sofia ans Meer gefahren wären. Helmut, der nun das Schwarze Meer zum ersten Mal zu sehen bekam, war hell begeistert.

Wir waren nur mit einem kleinen Zelt ausgerüstet, das wir binnen kurzer Zeit aufge­baut hatten. Helmut dagegen hatte sich kurz vor der Abreise in Holland ein sehr gro­ßes Steilwandzelt gekauft. Als er nun mit dem Aufbau beginnen wollte, musste er feststellen, dass er die Aufbauanleitung zu Hause liegengelas­sen hatte. Da nach der langen Fahrt der Tag schon sehr fortgeschritten war, blieb ihm nichts anderes übrig, als die erste Nacht in seinem Auto zu verbrin­gen.

Während sich die Jungs am folgenden Tag mit dem Zeltaufbau befassten, suchten wir unsere Freunde vom vorigen Sommer auf. Herr Manew hatte sei­nen Standplatz bereits bezogen. Professor Malinowski wurde noch erwartet. Meinen ‘blauen’ Gruß von Herrn Rüschmeier hat er wohl etwas verlegen ent­ge­genge­nommen. Ich glaube, dass es auch nicht allzu geschickt war, mir die­sen Hun­derter so splitternackt mit­zugeben, aber so war es nun mal. Es muss mir aber in diesem etwas peinlichen Augenblick ein guter Witz eingefallen sein, denn wir lagen uns gleich danach lachend in den Armen. Ja, dieser Manew war wirklich ein ganz toller Kerl, der dem Hause 4711 vor Kriegszeiten ganz gewiss sehr gut zu Gesicht gestanden hat. 

Als wir am Mittag unsere Jungs zum Mittagessen abholen wollten, waren an Helmuts ‘Baustelle’ eine Menge Camper versammelt, die seine Aufbaube­mü­hungen interes­siert, und verschiedentlich mit einiger Schadenfreude verfolg­ten. Da kam doch einer aus dem Westen, um mit seinem Superzelt zu protzen und bekam es nicht einmal aufgebaut. Aber so war es ja doch nicht. In Sachen Camping war Helmut noch völlig unerfahren und ist wohl davon ausgegangen, das ein Zelt so in etwa den Abmessun­gen des heimischen Schlafgemachs entsprechen muss.

Jedenfalls haben wir uns erst  einmal ins Restaurant begeben, wo Nikola uns gleich wieder einen Supertisch zuwies. Helmut, der in den Rhodopen ja doch etwas zu kurz gekommen war, genoss diese neue Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Nach dem Essen haben dann Liesel und ich auf Helmuts Baustelle mit Hand angelegt. Merk­würdig, mit einem Mal boten auch die Zuschauer ihre Hilfsdienste an. Vielleicht hat das aber auch an meiner Ungeschicklichkeit gelegen. Jedenfalls dauerte es nicht mehr lange, und Helmuts Zelt hätte einer ganzen Fußballmannschaft Obdach bieten können.

Schon am folgenden Tag rollte ein zum Campingbus umfunktionierter Kran­kenwagen aus dem Hause Mercedes in unsere unmittelbare Nachbarschaft. Zwei junge Bur­schen, von beachtlicher Körperlänge übrigens, kletterten aus dem Führerhaus, reckten einige Male ihr langes Gebein und gaben sich gleich daran, ein Segelboot vom Dachträger herunterzuholen. Während diese beiden ihr Boot an den nahen Strand schleppten, Segel setzten und in See stachen, machte sich ein zierliches Persönchen, wohl die Zierde dieser Crew, daran, eine Schüssel Leibwäsche in die Wascheinrichtung zu schaffen. Als sie mit ihre Wäsche zurückkam, um sie auf eine Leine zu hängen, machten wir alle eine besorgniserregende Feststellung. Unter einem der hinteren Radkästen ihrer Ferienkutsche troff Dieselöl als kleines Rinnsal auf Helmuts Zelt zu. Da stand sie nun da, mit einem Büttchen Buntwäsche unter dem Arm, und schaute hilfesuchend in die Runde. Ihre beiden Männer lagen derweil mit ihrem Segler im Wind. Da tauchte Helmut auf. Er kam gerade vom Duschen. Seine blon­den Locken schienen noch zu dampfen. In seinen schneeweißen Bademantel gehüllt, hat er sich die Sache erst einmal angeschaut. Irgendwie war er ja bereits in diese Sache verwickelt, denn diese übelriechende Flüssigkeit sickerte langsam auf sein Zelt zu. Also krempelte er die Ärmel hoch und gab sich an die Arbeit. Was war geschehen? Mit der Tankentlüftung stimmte etwas nicht. Die Werkstatt, oder waren es die Burschen selbst, die diesen ausge­dien­ten Krankenwagen umfunktioniert hat­ten, muss da wohl etwas nachläs­sig gewesen sein, sonst hätte das nicht passieren können. Beim letz­ten Tan­ken hatte der Tankwart nicht nur den Kraftstofftank, son­dern auch den ganzen Radkasten mit Diesel betankt. Ja, jetzt wurde dieser Kleinen auch verständlich, dass sie an der letzten Tankstelle um die hundert Liter Kraftstoff zu bezahlen hatten. Waren sie wohl doch nicht übers Ohr gehauen worden.

Helmut hat erst einmal diesen Radkasten entleert, was ihm nicht ersparte, die­ses üble Gebräu mittels dünnem Schlauch anzusaugen. Das muss wohl das Schlimmste bei dieser Prozedur gewesen sein. Als die beiden jungen Herren mit ihrem Boot zurück waren, hatte Helmut den Schaden behoben und den Tankstutzen sogar fachmännisch abgedichtet. Sein schneeweißer Bademantel sah allerdings aus, als ob er gerade aus einer Schlammschlacht käme. Die Herren Segler waren arg verle­gen, als sie sahen, was sich da in ihrer Abwe­senheit getan hatte. Die Frage an Helmut, wie sie sich da erkenntlich zeigen könnten, war spontan beantwortet: Nehmt mich morgen mit zum Segeln.

Das war kein Problem. Schon am folgenden Morgen, gleich nach dem Früh­stück, ging es hinaus aufs Wasser. Unser Klaus durfte mit aufs Boot. Günter blieb bei uns, was uns schon sehr recht war. Die junge Dame ließ derweil nichts aus, um uns ihre Sympathie zu bekunden. Sie war übrigens eine Toch­ter aus der Familie, aus deren Konservensortiment Liesel das Sauerkraut ganz besonders schätzte. Während Fräulein H. sich mit Günter zu ersten Abenteuern aufmachte, suchten wir das Ehe­paar Manew auf. Jetzt lernten wir auch den Sohn der Familie, Herrn Vesko Manew, kennen. Der Name Vesko ist von Veselin abgeleitet. Vesko hatte ebenfalls ein riesen­großes Zeit für sich allein. Er war ein sehr freundlicher junger Mann, der uns sein Zelt für die nächsten Jahre, wenn es dazu komme, für die erste Über­nach­tung anbot, so dass wir unsere Behausung am folgenden Tag ausgeruht und in aller Ruhe aufschlagen könnten. Das war sehr freundlich, und wir haben dieses Angebot später auch ungeniert in Anspruch genommen.

Inzwischen war auch Professor Malinowski eingetroffen. Er machte sich gleich daran, sein Zelt aufzubauen. Herr Manew, sein Sohn und wir haben ihm eifrig dabei gehol­fen. Tags darauf traf auch Frau Malinowska ein. Sie hatte in Sofia noch einiges zu erledigen gehabt und war nun von Freunden hierhin mitge­nommen worden. Sie war erstaunt, dass das Zelt schon komplett eingerichtet war, wobei zu bemerken ist, dass dies keine Kleinigkeit war. Die gutsituierten Bulgaren machen kein Camping im unse­rem Sinne. Sie residieren wie die Wüstenfürsten. Auf einer Luftmatratze würde man bestenfalls seinen Hund schlafen lassen. Nein, mehr oder weniger komfortable Klappliegen mussten es schon sein. Nachdem Frau Malinowska einige Male das stolze Zelt, was der Bulgare übrigens Palatka nennt, umkreist hatte, fand sie, dass dieses  nicht optimal ausgerichtet sei. Stellte man sich den Einfall der Morgensonne und erst die Abendsonne vor, würde man gleich feststellen, dass dies zu keiner Ferienfreude führe. Nein, man brauche doch das Zelt nur um etwa 20 Grad im Uhr­zeigersinn zu drehen, dann habe man das Licht immer von der richtigen Seite. Wir Männer haben uns mal alle tief in die Augen geschaut und uns erneut an die Arbeit gemacht. Zur Belohnung gab es am späten Abend Weiß­fische vom Grill und weißen bulgarischen Sekt dazu.

Bis dahin hatten wir aber wieder einmal ein Problem. - Die Segelbootbesat­zung war längst überfällig. Das junge Fräulein H. war schon in großer Sorge. Wohl war uns auch nicht zumute, aber wirkliche Sorgen mach­ten wir uns noch nicht. Kurze Zeit danach hatte Günter das Boot am Horizont ent­deckt, und es war ganz offensichtlich, dass es auf unseren Strand zuhielt. Aber die Jungs da draußen hatten tatsächlich ein ernstes Problem: Sie hatten kei­nen Wind mehr im Segel. Während wir also ungedul­dig auf die Burschen warteten, waren diese dabei, mit den Händen in Richtung Strand zu paddeln. Auf diese Weise hatten sie sich schon um die Mittagsmahlzeit gebracht. Wir standen am Strand und warteten, um Klaus und Helmut zum Abendes­sen mit­zunehmen.

Am Strand angelangt, schienen mir die Bootseigner arg frustriert. Helmut und unser Klaus fanden den Tag auf dem Wasser aber  ‘ganz große Spitze’. Vor allem seien sie zeitweilig von einem Schwarm Tümmler begleitet worden, die über­mütig vor und neben ihnen her ausgelassenes Wellenreiten vorgeführt hätten.

Bei der nächtlichen Grillpartie waren Helmut und unsere Jungs natürlich mit dabei. Die Ruhezeit, die man am Abend durch irgendwelche Arran­gements einbüßte, konnte man getrost und unbekümmert am Morgen dran­hängen. Es lief uns ja nichts davon.

Da bei unseren Jungs offenbar keine Langeweile aufkam, planten Liesel und ich für den folgenden Vormittag eine Exkursion zum Ropotamofluß. Der Ropo­tamo ist ein romantisches Flüsschen, das nördlich von unserem Campingplatz ins Meer einmün­det. Wir stellten also unseren Wagen auf einem Waldpark­platz ab und wanderten landeinwärts, wobei wir die Ufervegetation aufmerk­sam in Augenschein nahmen. Dabei entdeckten wir natürlich auch mancherlei Getier, wie Land- und Wasserschild­kröten und große Echsen, giftgrün mit einem leuchtend roten Schwanz. Es ging schon auf Mittag zu, als wir auf ein einsames Gehöft trafen, wo eine alte Frau gerade damit beschäftigt war, eine riesige Schüssel grünen Salat zuzubereiten. Sie strahlte uns freundlich an und fragte gleich, ob wir nicht über Mittag ihre Gäste sein wollten. Wir wehrten dankend ab, waren aber ob dieser Gastfreundlichkeit auf das ange­nehmste berührt. An einem Schwätzchen kamen wir natürlich nicht vorbei. Also aus Deutschland würden wir kommen, was für sie im Augenblick aber noch DDR bedeu­tete. Als ich ihr verriet, dass wir aus dem Westen Deutschlands kämen, rief sie gleich ihren Mann dazu. Der wollte erst einmal wissen, wieso ich mich der bulgarischen Sprache bedienen könne. Also gestand ich ihm, dass ich wäh­rend des Krieges als Angehöriger der Luftwaffe einen Job in Sofia hatte. Ja, war denn so etwas die Mög­lichkeit: Er war Anfang der vierziger Jahre auch eine Zeit lang als Wachsoldat auf dem Militärflugplatz Frazdebna eingesetzt. Da wären wir uns doch möglicherweise sogar einmal begegnet. Das konnte auch ich nicht ausschließen, da wir dort die nachrichtentechnischen Einrich­tungen betreuten. Also gingen wir einmal davon aus, dass wir uns hier nach langer Zeit endlich einmal wiedersahen, was Grund genug war, dieses ‘Wiedersehen’ mit einem Grosdowa, einem Traubenschnaps zu begie­ßen. - Merkwürdig, in Bulgarien kann man doch hinkommen wo man will, man braucht immer eine gute Ausrede, um dort wieder wegzukommen. So war es denn auch hier.

So eine Woche ging natürlich schnell dahin. Inzwischen wussten wir, dass der letzte Abend uns immer etwas abverlangte: Abschied von all den freundlichen Urlaubsge­fährten, Abschied von Nikola und seinem eifrigen Kellner, Abschied vom Schwarzen Meer, das uns inzwischen schon recht vertraut war.

Am Ortsrand von Burgas entdeckte Helmut eine Baniza-Bäckerei. Baniza ist eine mit Schafskäse gefüllte Blätterteigtasche. Helmut hatte dieses Gebäck bei Troschanowis kennen gelernt und war seitdem ganz wild darauf. Also hielt er an, um sich reichlich mit diesem Backwerk einzudecken. Da wir durch diesen Stop gleich hinter ihm am Straßenrand standen, kam Klaus auf den Gedanken, all seinen Kram in Helmuts Kofferraum zu verladen. Helmut hatte nichts dage­gen. Also stellte er seine kostbare Baniza erst einmal auf dem Wagendach ab und räumte seinen Kofferraum entspre­chend um. All das war schnell erledigt, und wir machten uns gleich wieder auf den Weg.  

Die Fahrt nach Sofia haben wir recht zügig hinter uns gebracht. Schon in der Mit­tagszeit konnten wir unsere Mami B. ins ungarische Restaurant abholen.

Auf dem Zeltplatz in Vranja hatten wir uns drei Bungalows gemietet, zwei für die jun­gen Leute und einen für uns. Unser ‘Pavilonski Natschalnik’ begrüßte mich gleich mit großem Hallo und einem gut gekühlten Grosdowa. Dieser war von einer Qualität, wie man ihn nur unter hochrangigen Bonzen trank. Im Han­del war dieses Gesöff über­haupt nicht erhältlich. Mein Natschalnik hat mir sogar noch drei dieser Flaschen käuflich überlassen, trug mir aber auf, sie im Kofferraum gut zu verstecken, damit sie dem Zoll an der Grenze nicht in die Finger geraten würden. Ich konnte ihn überzeu­gen, dass wir da schon etwas routiniert seien. Während wir dieses Wiedersehen in so gepflegter Weise begingen, war Helmut dabei seinen Kofferraum auf den Kopf zu stellen. Wo, verdammt noch mal, war seine Baniza, die er in Burgas gekauft hatte. Sie war und blieb verschwunden. Es war Günter, der die Erklärung für diesen Verlust überzeugend rekonstruierte: Helmut hatte nach dem Umpacken des Koffer­raums bei der Weiterfahrt die Baniza auf dem Dach liegen lassen. Irgend ein paar arme Buben in jenem Vorort von Burgas seien heute vielleicht nach lan­ger Zeit wieder einmal richtig satt geworden. Dieser Gedanke war tatsächlich dazu geeignet, unseren Helmut über diesen Verlust hinwegzutrösten. Und Baniza gab es in Sofia ja auch. 

In unserer direkten Nachbarschaft hatte ein saudischer Scheich seine Zelte aufge­schlagen. Das waren drei unterschiedlich hohe weiße Zelte, die ineinan­der übergin­gen. Das niedrigste am Eingang war offensichtlich für das Perso­nal, das mittlere Zelt für die Kinder und das große Zelt am Ende dieser Zeile war wohl die Schlafstatt die­ses hochnoblen Herrn aus dem Morgenland. In seinem orientalischen Gewand war er die Würde in Person. Einer seiner Söhne, der jüngste wohl, ließ sich schon seit einer geschlagenen Stunde auf der Kühlerhaube eines riesigen Cadillac-Monsters vom graulivrierten Chauf­feur kreuz und quer über das Camping-Areal kutschieren. Für unsere Kinder war das natürlich eine einzigartige Schau.  

Als wir uns auf den Weg zurück in die Stadt machen wollten, eröffneten uns die jun­gen Leute, dass sie lieber auf dem Zeltplatz bleiben möchten. Nun ja, uns sollte es recht sein. Also haben wir allein und ungestört einen Stadtbum­mel unternommen, nachdem wir unseren Wagen wieder an der Kathedrale abge­stellt hatten. Unsere Abendmahlzeit haben wir im Hotel Sofia, gleich beim Reiterdenkmal auf der [1]Bul.Rußki, eingenommen.

Es war schon ziemlich spät und stockdunkel, als wir auf den Campingplatz zurück­kamen. Wir trauten unseren Ohren kaum, als wir schon aus eini­ger Entfernung unsere Nationalhymne vernahmen, und diese Sänger waren ohne Zweifel Helmut und unsere Jungs. Na, das war ja wohl das Letzte! Als ich diese Sippschaft gleich darauf recht laut zur Ordnung rief, grinsten mich alle drei scheinheilig an und mach­ten mich auf den gesungen Text aufmerk­sam: „Streichholzdöschen, Streichholzdö­schen, Streichholzdöschen, Streich­holz­dos, usw....“ Und das fanden sie auch noch witzig. Um es sich aber nicht noch mehr mit mir zu verderben, legten sie zu dieser späten Stunde eine andere Platte auf: „Persilkarton, Persiiiilkarton, Persilkartooon, Persilkarton...“ nach der Melodie des russischen Volksliedes: ‘Wetscherniï swon’. Na, das passte wohl in etwa zu der momentanen Tageszeit und schaffte nach Meinung unse­rer Sänger auch einen gewissen Ost/West-Ausgleich. Nein, ich hatte jetzt genug von dieser nächtlichen Aufführung und sorgte endgültig für Ruhe.

Wir lagen in der Früh noch auf unseren spartanischen Bettgestellen, als es schon wieder um unsere Ohren klang: „Streichholzdöschen ....“. Jetzt war’s aber genug. Mit einem Sprung aus dem Bett und in die Hose. Als ich dann aber zu den Jungs hin­überwetzte, was bekam ich da zu sehen? Der Scheich aus unserer Nachbarschaft hatte sich am Häuschen unserer Kinder eingefun­den und ließ sich zu seinen Ver­gnügen das Band vorspielen, das Helmut bei diesem nächtlichen Gesang aufge­nommen hatte. Und Klaus und Günter? Sie grinsten mich an, als wollten sie mir zu verstehen geben: ‘Sieh’ste Papa, keine Ahnung von Kunst.’ - Unserem Helmut habe ich hernach in aller Deutlichkeit klargemacht, dass ich in einem Ostblockstaat solche Veranstaltungen missbil­lige.

Als Liesel und ich tags darauf am späten Nachmittag nach Vranja zurückkehr­ten, schien sich ein neues Problem anzubahnen. Die Jungs hatten am Abend vorher einem ‘Feuertanz’ beigewohnt. Eine junge Bulgarin tanzte vor dem Speiselokal der Campinganlage nach den Klängen eines ‘Horos’ barfuss auf einem glühenden Holz­kohlenteppich. Die an den umstehenden Tischen ver­sammelten Gäste spendeten immer wieder heftigen Beifall. Unser Helmut konnte an  dieser Aufführung überhaupt nichts finden, was ihm gefallen hätte. Hinzu kam, dass er einige Zeit nach dieser Aufführung dieser Tänzerin begeg­nete und es ihm auch gelang, sie zu einem Drink einzuladen. Als sie dann kurz darauf bei Helmut und unseren Jungs am Tisch erschien, stellte Helmut fest, dass sie beide Füße leicht verbunden hatte. Es kam noch dazu, dass die kleine Tänze­rin ein wunderhübsches Mädchen war. Helmut wollte wissen, wer sie dazu brächte, solch verrückte Tänze aufzuführen. Ja, eigent­lich war es ihr Vater, der so mit ihrer Hilfe den Unterhalt der Familie bestritt. Diese hübsche kleine Niko­lina muss an jenem Abend noch lange bei unseren Jungs aus­gehal­ten haben. Sie stellte dabei tausend Fragen über die Lebensweise in West­deutschland, in Sapatna Germania. Für Helmut stellte sich wieder einmal die Frage, ob er nicht schon wieder ernstlich verliebt sei.

Es schien wirklich so zu sein, denn für diesen Abend hatte er sich fest vorge­nom­men, diesen Rabenvater noch vor Beginn des Feuertanzes anständig zu verprügeln. Wir hatte alle unsere Mühe und liebe Not, ihm dieses Vorhaben auszureden. Für Nikolina und ihren Vater sei es angebrachter, wenn er ihr eine großzügige Spende in ihren Tamburin legen würde. So hat er es dann auch gemacht, wobei ihn die großen, dankbaren Augen tief bewegt haben.

Am folgenden Abend waren wir wieder alle in der Ami Bue bei Troschanowis ver­sammelt, was dann auch schon gleich als Verabschiedung galt. Oma Dru­mewa hatte uns zu Ehren einen schmackhaften Mußaká gezaubert. Helmut bekam von Tro­scha­nowis sorgfältig ausgesuchte Geschenke. Als er sie entge­gennahm, war er nicht fähig sich zu bedanken. Überraschung und Rührung hatten ihm die Sprache ver­schlagen. Damit man seine Tränen nicht sehen sollte, versteckte er sein Gesicht in einem großen Karton, der bulgarische Keramik enthielt.   Unsere Frau B. war wieder einmal arg zu kurz gekom­men. Franzl hielt sich nach Mamis Aussage zur Zeit in der Provinz auf, was immer das auch heißen mochte. - Mami wusste, wir kommen wie­der.

 

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Tod und Trauer um einen wunderbaren Freund

 

  1974

 

Im Spätherbst des Jahres ‘73 erhielten wir aus Sofia sehr schlechte Nachrich­ten. Troschan war an einem Gehirntumor operiert worden, einem sehr schnellwüchsigen, von der schlimmsten Sorte. Inzwischen war er schon zum wiederholten Mal nachoperiert worden. Als Arzt wusste er wohl, woran er war, wenn er sein Problem auch sehr herunterspielte. Jedenfalls bat er uns, in die­sem Sommer mit ihm noch einmal in die Rhodopen zu fahren. Dort wollten wir dann eine gemeinsame Ferienzeit verleben. Seinen Wartburg konnte er selbst nicht mehr chauffieren. Also rüsteten wir uns für die Rho­dopen.

Wir, Liesel und ich, haben diesmal in Jugoslawien einen Umweg über Jajce gemacht. Damals, 1968, waren wir auf der Rückfahrt von Dubrovnik an diesem schönen Städt­chen vorbeigefahren und hatten uns vorgenommen, irgendwann hier einmal etwas genauer nachzuschauen. So haben wir’s dann auch gemacht. Wir hat­ten ein Privatquartier bezogen, wo wir recht gut aufgehoben waren. Hier erhiel­ten wir für die Mittagsmahlzeit noch einen Geheimtipp. Gleich am Eingang der Stadt, bei einem Fahnenarrangement, befände sich das ‘Bosnische Haus’. Dass dieses auch ein Restaurant für bosnische Spezialitäten sei, könne man von außen nicht erkennen. Also haben wir dort zu Mittag einen ‘Bosnischen Gjüwetsch’ gegessen. Er war in kleinen Tontöpfen auf offenem Holzkohlen­feuer geschmort worden und kam so auf den Tisch. Diese urigen Behälter nennt man ‘Gjüwetschetas’. Das war eine sehr gute Empfehlung, und wir nah­men uns vor, dass wir hier nicht zum letzten Mal einen bosnischen Gjüwetsch verspeisen würden. Dann haben wir aber den kürzesten Weg durchs Land auf die bulgarische Grenze zu genom­men und waren am Abend wieder in Ale­xinac, mit dem sich für uns schon so manche angenehme Erinne­rung verband.

In Sofia sind wir natürlich erst bei unserer ‘Mami B.’ vorgefahren und haben unseren Kofferraum etwas erleichtert. Als wir auf Troschan zu sprechen kamen, weinte sie. Dass dieser großartige Mensch von einer solch schlimmen Krankheit heimgesucht worden sei. Der hilflose Blick in seinen Augen ginge ihr durch und durch. Neuerdings trage er ein Toupet. Lange Zeit sei er mit einer OP-Kappe aus seiner Arzttätigkeit herumgelaufen.

Wir aßen wieder in unserem ungarischen Restaurant auf der Rakowska, ehe wir hinaus zum Motel Gorubljane fuhren.

In der Ami Bue fielen uns Lilly und Oma Drumewa weinend um den Hals. Nein,  war das ein Unglück für ihre ganze Familie. Troschan schloss uns in die Arme und wollte gleich wissen, wann wir uns auf den Weg in die Rhodopen machen. Auf was sollten wir da noch warten? Also fuhren wir gleich am nächsten Tag.

Unser Quartier nahmen wir in einem ‘Sporthotel’, das für unsere Begriffe eher an eine Jugendherberge erinnerte, was aber keinesfalls als Abwertung ver­standen werden sollte. Hier ging es recht urig zu. Die Zimmer waren recht spartanisch eingerichtet. Die Matratzen lagen auf einem Maschendrahtge­flecht. Das Restaurant bot einfache Nationalgerichte an, die aber genau nach unserem Geschmack waren. Im Souterrain befand sich der Frühstücksraum. Daran schloss sich die Touristenküche an, wo aus einem großen Kessel stän­dig heißer Tee  entnommen werden konnte. Auch konnte man sich dort selbst etwas kochen, wobei erwartet wurde, dass man das benutzte Geschirr gesäu­bert wieder in die Schränke zurückstellte. Das klappte auch reibungslos.

Schon auf dem Weg dorthin schloss sich uns eine bulgarische Familie an; ein noch junges Ehepaar mit einer kleinen, quirligen Tochter mit Namen Elena. Er, ein gewisser Krasimir Gramatikow, sah gar nicht aus wie ein Bulgare. Da hätte ich eher auf einen Franzosen geschätzt. Beide, er und auch seine Frau, spra­chen Deutsch. Und so lernten wir uns kennen: Er hatte seinen ‘Trabbi’ quer und sperrig auf einem kleinen Parkplatz abgestellt, war aber beim Wagen geblieben. Als er sah, dass ich auf diesem Platz unseren Wagen wenden wollte, kam er gleich an mein Wagenfenster um mir zu sagen, dass er sofort weiterfahren würde. Kurze Zeit später haben wir uns oben im Sporthotel wie­dergetroffen. Die Gramatikowis hatten also auch dort Quartier bezogen.

Das Frühstück im Souterrain haben wir fortan immer gemeinsam eingenom­men. Er bot sich zudem an, uns allmorgendlich aus dem Ort Pamporovo fri­sche Trinkmilch mitzubringen. Dieses Angebot haben wir dankbar angenom­men. Nach seinem Beruf befragt, erzählte er uns, dass er mit großem Erfolg eine pri­vate Champignonzucht betreibe. Er habe das in Deutschland in der Nähe von Hamburg beobachten können und habe dann auch gleich in Sofia mit einer Pilzzucht begonnen. Auf die Frage, wieso man ihm dieses private Gewerbe gestatte, befand er, dass die Bürokraten hierzulande für solche Unter­nehmungen noch zu blöd seien. Er würde in Sofia und Plovdiv alle grö­ßeren Restaurationsbetriebe bedienen und wüsste mit seinen Erträgen kaum den inzwischen aufgetretenen Bedarf zu decken. Nun ja, in der bulgarischen Küche gab es ja eine ganze Menge von Speisen, bei denen Champignons verarbeitet wurden. Wildpilze sind mir in den Sofioter Restaurants bewusst noch nie begegnet, obwohl sie in der Witoscharegion, wie auch hier in den Rhodopen, in Massen anzutreffen waren. Wir erinnerten uns an unsere Pfiffer­linge im vor­letzten Jahr.

Im Hause hielt sich zu dieser Zeit eine große Gruppe junger Leute aus der DDR auf. Jungen und Mädchen. Erstaunlicherweise waren aber auch etliche Rentnerehepaare aus der DDR darunter.

In der Früh wurden wir allmorgendlich von einer Trillerpfeife geweckt. Ihr folgte die Aufforderung: „Alles fertigmachen zum Früüüühsporrrt!!“

Fünf Minuten später Trillerpfeife und: „Rrrraustreten zum Früüüühsporrrt!“

Ja, und dann konnte man sie da draußen hüpfen sehen, mit Rumpf- und Knie­beuge. Wenn man bedenkt, dass wir durch dieses Weckritual mit Freunden und Bekannten so um die gleiche Zeit am Frühstückstisch erschienen, war das eigentlich nicht so unflott.  Dieses Ost/West-Zusammentreffen hatte natürlich zur Folge, dass wir uns bald wieder vorkamen, als ob wir von den Schwarzen Pocken befallen seien, wenn nicht noch schlimmeres. Für uns war das nicht neu, und wir wussten inzwischen auch damit umzugehen. Am Abend saßen die jungen Leute an einem langen Tisch und sangen, nicht zu laut, Lieder oder vertrieben sich die Zeit mit Gesellschaftsspielen. Das sehr disziplinierte Ver­halten der jungen Leute, und das an allen Tagen, hat uns sehr beeindruckt.

Natürlich hatte es sich  gleich herumgesprochen, dass sich zwei Westdeutsche nach hier verlaufen hatten, und ganz gewiss sah man das auch unserem Wagen an. Nach einigen Tagen begegneten wir bei einem Waldspaziergang einem der Rentnerehepaare. Nachdem sie nach links und rechts ‘gesichert’ hatten, fragten sie recht verlegen und bescheiden, ob wir DM gegen Lewa wechseln möchten. Im ersten Moment hatte ich das nicht so recht kapiert, bis sie dann erklärten, daß sie gerne einmal in den Besitz einer westdeutschen Bank­note kämen. Ich hatte leider nicht einen Pfennig dabei. Ich ver­sprach ihnen, dass ich die nächsten Tage immer etwas deutsches Geld mitfüh­ren würde. Wir sind uns aber nicht mehr begegnet.

Mit Lilly, Troschan und den beiden Mädchen, Rumi und Maria, haben wir an einem der Tage eine ganze Menge Walderdbeeren gesammelt. In der Nacht hat Lilly dann die Ausbeute in der Touristenküche zu Marmelade verarbeitet. Als wir nach dem Frühstück auf unser Zimmer kamen, standen acht Gläser Erdbeermarmelade auf der Fensterbank. Ach, die gute Lilly, sie meinte immer und überall, dass sie bei uns etwas gutzumachen hätte.

Gramatikowis hatten für uns in Pamporowo ein Lammessen organisiert; nicht im Ort selbst, sondern in einem etwas abgelegenen aber urigen Chantsche, einem kleinen Gasthaus also. Troschan und Lilly stand verständlicherweise nicht der Sinn nach dieser Einladung. Rumi und Maria haben uns aber beglei­tet. Herr Gramatikow hatte ein ganzes Lamm am Spieß braten lassen. Ein Kellner aus einer Hotelanlage in Pamporowo hatte sich widerstrebend bereit­gefunden, uns dieses Lamm fachmännisch zu tranchieren. Nicht, dass er uns nicht gemocht hätte, aber er hatte Sorge, dass ihm dieser Service an westdeut­schen Touristen Probleme einbringen könnte. Herr Gramatikow wird diesen Angstkomplex mit einigen Lewascheinen kuriert haben. Jedenfalls haben wir an jenem Abend zartes, allerfeinstes Lammfleisch genossen, wie wir das im Leben nicht mehr erleben werden. - Anzumerken wäre noch folgendes: Bei solch einer Lammfleischvöllerei bringt eine Serviette überhaupt nichts; da braucht man Tempo-Taschentücher, am besten gleich ein ganzes Paket. 

Wir mussten unseren Aufenthalt bei Pamporowo plötzlich abbrechen. Troschan hatte inzwischen wieder tierische Schmerzen in seinem Schädel. In Sofia hat Lilly noch am gleichen Tage den Professor aufgesucht, der Troschan schon mehrmals operiert hatte. Nach ihrer Rückkehr nahm sie uns zur Seite und berichtete, was der Arzt ihr gesagt hatte.

Dass bei Troschan umgehend eine Nachoperation angesetzt werden müsse, daran ginge leider kein Weg vorbei, aber das ließe sich auch nicht unbegrenzt fortsetzen. Mit jeder weiteren Operation würden wichtige Funktionen verloren ­gehen. Auf ihre Frage, ob es denn da überhaupt kein Mittel gäbe, das die Fortentwicklung des Tumors stoppen könne, habe er geantwortet, dass es neu­erdings ein Medikament namens ‘Vincristin’ gebe, das von einem Professor in der Universitätsklinik in Köln erfolgreich angewandt würde; aber das sei nun mal in Köln, in Westdeutschland also. Als sie dann dem Professor gesagt habe, dass sie gerade im Moment  Freunde aus Köln zu Gast hätten, hat wohl auch der gute Professor an ein Wunder geglaubt. Also hat er ihr alle Unter­lagen, einschließlich aller Schnitte zusammengestellt, damit wir das alles mit nach Köln nehmen sollten. - Lilly war über die Maßen aufgeregt - und wir mit ihr.

Mit Gramatikowis haben wir uns noch einmal bei der Kathedrale getroffen. Sie kamen mit Geschenken, die uns arg verlegen machten. Darunter waren zwei kunstvoll bestickte Bulgarenblusen. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir noch, dass Gramatikowis den Umweg über Plovdiv machen mussten, weil für ihn da noch etwas zu erledigen war. Als sie dann nach Sofia weiter wollten, stellten sie fest, dass die kleine Elena verschwunden war. Die so entstandene Situation wurde jedenfalls so eng, dass sie die Miliz an ihrer Suchaktion beteiligen muss­ten. Elena wurde gefunden. Ob sie etwas hintendrauf bekommen hat, wurde nicht verraten. 

Nach unserer Rückkehr haben wir sofort mit der Kölner Uniklinik Kontakt auf­genommen. Besagter Professor zeigte sich sehr interessiert. Als er aber die mitgebrachten Schnitte geprüft hatte, rief er uns an, um uns zu sagen, dass da für seinen Kollegen in Sofia überhaupt keine Hoffnung mehr auf Stillstand, geschweige Heilung zu erwarten sei. Was dieses Medikament beträfe, so würde er uns dies selbstverständlich zur Verfügung stellen, wolle aber dazu bemerken, dass mit der Verabreichung Nebenwirkungen verbunden seien, die er einem eigenen Familienangehörigen oder Verwandten keinesfalls zumuten würde. Jedenfalls ständen die negativen Belastungen in gar keinem Vergleich zu den zu erwartenden Verbesserungen des Zustandes des Patienten. Also haben wir in Sofia diese Aktion auch sogleich abgeblasen. - Später hat man ihn aber noch nach Moskau geschafft. Dort hat man ihm bis auf das Stamm­gehirn die ganze übrige Gehirnsubstanz entfernt. In dieser Verfassung hat er dann noch fast ein ganzes Jahr ‘gelebt’, weil er auch nicht sterben konnte. Die Ärzte, denen wir darüber berichteten, waren ob dieser Operationspraxis empört. So etwas wäre in allen westlichen Ländern undenkbar.

Troschan ist erst im darauffolgenden Jahr, 1975 also, gestorben. Bis dahin war er nur noch ein leichtgewichtiges Häuflein Elend. Da er keinen Hunger mehr empfand, war natürlich auch von Appetit keine Rede mehr. So ganz ohne Verstand entwickelte er aber immer noch einen unbeugsamen Eigensinn. Wenn man ihn fütterte, bestand er darauf, dass dies ‘mit Liesels Löffel’ geschah. Uns war bis dahin überhaupt nicht bewusst, dass wir einen unserer Löffel in Sofia gelassen hatten. Woran es all die Zeit nie gefehlt hat, das war 4711 Kölnisch Wasser. Lilly gestand uns später, dass wir uns nicht vorstellen könn­ten, was das für Troschan und für sie alle eine Erleichterung gewesen sei, da Troschan ja auch ‘unter sich gehen ließ’. Da er kein Geschmacksempfinden mehr hatte, wird ihm auch der Geruchssinn verlorengegangen sein. Die, die ihn zu pflegen hatten, wussten sehr wohl noch den Wohlgeruch des Kölnisch Wassers zu schätzen.

Sechs Wochen nach Troschans Tod sendete Radio Sofia eine halbstündige Gedenksendung mit bulgarischen Volksliedern, die, von Troschan gesungen,   viele Jahre über seinen Sender gingen. Wir haben einen Mitschnitt dieser Lie­der, die uns ein ehemaliger Tonmeister von Radio Sofia besorgte.

 

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[1]Rußki=die kyrillische Schrift kennt nur das harte S, wie ß und       schreibt sich ‘C’ oder das weiche S, wie Sofa und schreibt      sich ‘3’.

 


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