Reiseerlebnisse
auf dem Balkan erzählt
von 1967 Um meinem
Traum, einem Wiedersehen mit meinem geliebten Sofia einen Schritt näher
zu kommen, wählte ich als Teststrecke eine Fahrt quer durch Jugoslawien
bis hinunter nach Dubrovnik. Man darf nicht vergessen: Bulgarien war ein
klassisches Ostblockland, und der Ostblock war für mich noch völlig
unerforschtes Gebiet. Jugoslawien schien mir da also im Sinne von Generalprobe
genau recht. In Dubrovnik
waren wir von Bekannten eingeladen worden, einer Familie Šebulc, die
einige Jahre in Köln gewohnt hatte. Herr Šebulc hatte damals eine
Anstellung als Ingenieur bei den FORD Motorenwerke. Ihr jüngster Sohn,
der kleine Beppo, war sogar in Köln geboren. Wir machten diese
Fahrt mit unseren drei Jüngsten, Ursula, Klaus und Günter. Die
drei Großen brachten wir derweil in Holland an der Küste in einem
komfortablen Wohnwagen unter. Meine
Erfahrungen mit Jugoslawien waren ja, wie sich jeder vorzustellen vermag,
nicht die besten. Der Rückzug der deutschen Wehrmachtseinheiten aus
Griechenland, Bulgarien und Jugoslawien qualifizierte sich auf jugoslawischem
Boden zum säuischsten Gemetzel, was dieser Krieg jemals und irgendwo hervorgebracht
hat. Die sich für mich anschließende Kriegsgefangenschaft war in
der Anfangszeit nicht minder chaotisch und grausam, weit entfernt von allen
'Genfer Konventionen'. Trotzdem wagte ich diese Reise, und das auch noch mit
drei minderjährigen Kindern. War das überhaupt zu verantworten?
Heute bin ich mir da auch nicht mehr so sicher. Damals sah ich darin noch
keine Probleme. Es gab sie auch
nicht. Jedenfalls vorerst nicht. Ich muß
mich korrigieren. Es gab doch ein Problem, und das schon am allerersten
Tag. Schon bald hinter Kufstein rumpelte es so merkwürdig unter meinem
Gaspedal, und auch die Gangschaltung wollte nicht mehr so recht funktionieren.
Da mir die technischen Zusammenhänge bei allen Motorfahrzeugen ein
Geheimnis sind und bleiben, war ich froh, schon bald danach ein Ortsschild
auszumachen. St.Johann nannte sich die österreichische Kleinstadt, auf
die wir nun zurollten. Das erste Gebäude hinter diesem Ortsschild war
eine Tankstelle, so wie sich das gehört. Hier war wohl Rat und Hilfe zu
erwarten. Und so war es denn auch. Der Tankstellenpächter setzte sich
gleich hinters Steuer, drehte eine Runde um seine Zapfsäulen und kam zu
dem Ergebnis: Die Wasserpumpe mußte ausgewechselt werden. So, wie
es mein Pech, oder Glück, einzurichten wußte, unterhielt
diese Tankstelle eine Opel-Vertragswerkstatt, was zur Folge hatte,
daß es an der erforderlichen Wasserpumpe nicht mangelte. Blieb also nur
noch die Frage, wann ich den Wagen zurückbekomme. - Morgen. Das Wohnhaus
gleich nach dieser Tankstelle vermietete Zimmer. Ich hätte nicht daran
gezweifelt: Da, wo die passende Wasserpumpe auf mich wartet, sind auch Zimmer
für uns frei. Die Hauswirtin war sehr freundlich, das ganze Haus in
einem Zustand, wo man sich gleich die Schuhe ausziehen mochte, und unsere
Kinder fanden eine mittelgroße Kiste, in der sich Comik-Hefte stapelten.
Wenn wir am darauffolgenden Tag ohne die Kinder weitergefahren wären,
hätten sie bei unserer Rückkehr immer noch eine Menge Lesestoff vorgefunden.
- Aber so war es ja nicht geplant. Unsere
nächste Übernachtungsstation war bei den Adelsberger Grotten, dem
heutigen Postojna. Nachbarn hatten uns ein Steilwandzelt geliehen. Nun wollten
wir wissen, wie es sich darin leben läßt. Beim ersten Aufbau des
Zeltes schaute man uns am besten gar nicht zu. Hernach, als wir uns etwas
häuslich eingerichtet hatten, wären wir sogar in der Lage gewesen,
Gäste zu empfangen. Es kam aber niemand, und das war schon gut so.
Drei Tage haben wir uns auf diesem Zeltplatz aufgehalten. Das heißt,
tagsüber waren wir natürlich dauernd auf Erkundungen aus. Dazu
gehörte auch ein Besuch in den Adelsberger Grotten, was uns
kolossal beeindruckte. Ein solches Höhlensystem hatte man sich ja nie
vorzustellen vermocht. Eine kleine Bahn brachte uns in das Zentrum dieser
Unterwelt. Dort, wo wir ausstiegen, war ein regelrechter Bahnhof, ausgestattet
mit einem Kiosk für Erfrischungen und Souvenirs. Natürlich fehlten
auch die Toiletteneinrichtungen nicht.
Alles das war überspannt von einem gewaltigen Gewölbe,
das sich in Dunkelheit verlor. Die dann folgende Führung, an bizarren
Stalaktiten und Stalagmiten vorbei, die sich unter einer spärlichen
Beleuchtung in allen Weiß- bis Brauntönen präsentierten, erschien uns
als ein einmaliges Erlebnis. Das
nächste Etappenziel waren die Plitwitzer Seen. Das waren natürlich
Naturschönheiten von ganz besonderer Art und ebenfalls überaus
beeindruckend. Hier hatten wir nur zwei Übernachtungen eingeplant.
Da lohnte es nicht, das Zelt aufzubauen. Statt dessen bezogen wir eine urige
Holzhütte auf einem Campingplatz. Natürlich brauchte man mindestens
einen ganzen Tag, um einen überschaubaren Eindruck von den berühmten
Wasserfällen zu bekommen. Ein kluges Leitsystem, in der Form von
farbigen Wegweisern, stellte sicher, daß wir an diesem einen Tag sehr
viel zu sehen bekamen. Am Abend waren wir dann aber auch alle geschafft,
besonders die Kinder. Die großartigen Anblicke der ständig
wechselnden Kulissen hatten uns unsere müden Beine völlig vergessen
lassen. Jetzt war man natürlich froh, sich bei einer einfachen
Abendmahlzeit ausruhen zu
können. Auch in der Nacht herrschte auf dieser Anlage völlige Ruhe.
Auf dem Weg von
den Plitwitzer Seen nach Karlobag an der dalmatinischen Küste hatten wir
dann noch in dem kleinen Dorf Bunic ein interessantes Erlebnis. Es war auf der
Weiterfahrt nach unserem Empfinden unerträglich heiß, und der Weg
von den Plitwitzer Seen über Gospic nach Karlobag führte über
eine abenteuerlich enge Straße durch hohes Karstgebirge. Da kam uns die
kleine Kneipe in Bunic gerade recht. Als wir mit unseren Kindern den Gastraum
betraten, musterte uns eine wohlbeleibte Wirtin sehr freundlich, wohl
der Kinder wegen. Als ich sie dann auch noch in ihrer Sprache anredete,
wurde sie gleich munter und überschlug sich fast vor Freundlichkeit.
Unsere Kinder bekamen ihre Limonade, Liesel und ich werden wohl
Mineralni-Woda getrunken haben, da ich ja noch zu fahren hatte. Und dann
redete und redete sie. Sie wollte eigentlich gleich alles wissen. Wo wir
herkommen, wie alt unsere Kinder sind, was ich beruflich mache und welcher
Arbeit meine Frau nachgeht. Als ich sagte, daß wir eigentlich nicht
drei, sondern sechs Kinder hätten und daß dabei meiner Frau keine
Zeit zu einträglicher Berufsarbeit bliebe, spendierte sie gleich
für unsere Kleinen noch eine Runde Limonade auf Kosten des Hauses. Es
war verrückt. Dann fuhr
draußen ein Auto vor. Es waren Franzosen. Als sie den Gastraum
betraten, war's mit der Unterhaltung vorbei. Die Franzosen wurden bedient und
hernach abkassiert. Während der ganzen Zeit stand sie mit dem
Rücken zu ihrem Buffet und verlor kein weiteres Wort. Wie die Franzosen
dann zahlten und aufbrachen, wandte sich die Wirtin sogleich uns zu und
redete wieder munter auf uns ein. Als wir zur Weiterfahrt rüsteten,
fragte Liesel, wo man hier irgendwo Brot kaufen könne. Als ich dies der
Wirtin übersetzte, erhob sich gleich ein Zivilist, um für
Augenblicke zu verschwinden. Als er zurückkehrte, drückte er uns
einen ofenwarmen Brotlaib in die Hand. Der Dorfbäcker hatte also unsere
Frage mitbekommen. Jetzt hatten wir Brot. Geld konnten wir keines an ihn loswerden.
In Mostar
verdingten wir einen Führer, der uns in ein denkmalgeschütztes
muslimisches Haus führte. Hier durften sich Ursula, Klaus und
Günter aus einer reich verzierten Truhe alte, orientalische Trachten
aussuchen, um sich hernach als türkische Jugendliche zu
präsentieren, was wir dann in gelungenen Fotos festhielten. Liesel
und ich bekamen derweil eine Rosenblätterlimonade kredenzt.
Das Wahrzeichen von Mostar, die alte türkische Brücke über die
Neretva, hatte noch eine Attraktion zu bieten. Junge Bosniaken sprangen
für ein Handgeld von der recht hohen Brücke in die tief darunter
daherfließenden smaragdgrünen Fluten. Dubrovnik blieb
uns ein ungetrübtes Erlebnis. Das mittelalterliche Ragusa, die ganze
Atmosphäre, auch die Menschen, das alles war einzigartig. Da unsere
Wirtsleute dazu noch alte Bekannte waren, fühlten wir uns in unserem
Quartier gleich wie zu Hause. Nach einer sehr
anstrengenden Autofahrt hatten wir uns zeitig zur Ruhe gelegt. Draußen,
und erst recht in den Räumen, stand die Hitze. Durch die offene Balkontür
hörten wir bis spät in die Nacht dalmatinische Klapa-Gesänge.
Irgendwo unter uns ging allmählich eine Hochzeitsfeier zu Ende. Der
vielstimmige Gesang klang noch lange in die Nacht hinein. Meiner Frau
waren diese Melodien fremd. Sie war hingerissen von der Melancholie
dieser Lieder. Um dem Gesang besser zuhören zu können, quartierte
sie sich um auf den Balkon, auf dem sie am folgenden Morgen erwachte. Schon beim
Frühstück war es abgemacht: Dort in dieser Kneipe wollten wir an
diesem Abend unseren Schlaftrunk nehmen. Und so geschah es denn auch. Es war ein
kleines, sauberes Gartenlokal, nahe bei den Klippen und unserer kleinen
Badebucht. Im Garten amüsierte sich eine Gruppe junger Leute aus
Ulm, was aus den Gesprächen zu entnehmen war. Ihre Späße
drehten sich um einen Gockel, der sie allzufrüh am Morgen weckte. Konnte
man den jungen Leuten glauben, dann machte das dieser Hahn nicht mehr lange. Inzwischen war
der Wirt an unseren Tisch getreten und fragte nach unseren
Wünschen. "Eine
Flasche trockenen Weißwein hätte ich gerne, und wenn es
möglich wäre, auf Eis. Und bringen Sie bitte auch für die
Kinder etwas Erfrischendes." "Aber
selbstverständlich. Sofort, mein Herr." Während
der Wirt in seiner Gaststube meine Bestellung ausrichtete, empfahl ich meiner
Frau, sich gleich dessen Gesicht einmal ganz genau anzuschauen. "Wenn ich
für einen Film die Rolle eines Partisanenhäuptlings zu besetzen
hätte, dann käme für mich nur dieses und kein anderes Gesicht
in Frage." Aber da kam
mein Häuptling bereits angewirbelt. Den Weißwein servierte er
im Sektkübel, in dem die Eiswürfel klirrten. Die Flasche stilecht
in eine Serviette eingeschlagen, war sie von einem trockenen Mumm kaum
zu unterscheiden. Den Kindern brachte er echten Zitronensaft auf Eis. "Na, das
lasse ich mir gefallen!" "Aber ich
bitte Sie, das war doch so bestellt.- Aber erlauben Sie mir die Frage, wo Sie
unsere Sprache gelernt haben?" "Ach,
hören Sie auf! Diese Sprachkenntnisse reichen gerade aus, um mir eine
Flasche Wein zu bestellen." "Nein,
nein, Sie sprechen sogar etwas Dialekt, wie man es in der Gegend von Novi Sad
spricht. Waren Sie dort im Krieg?" "So ist
es." "Das ist
aber interessant. Bei welcher Einheit waren Sie dort?" "Macht es
Ihnen etwas aus, wenn ich es vergessen habe?" "Ach,
bitte verzeihen Sie. Gegen Kriegsende war ich dort oben als Oberst bei den
Partisanen. Eigentlich müßte ich jede Einheit kennen, die dort zum
Einsatz gekommen ist. Bitte machen Sie mir die Freude. Sagen Sie's." "Na gut
denn. Ich war zuletzt bei der Festungsbrigade 967." "Ja sowas!
Sie waren bei Oberst Klotz!?" "Haben Sie
ihn gekannt?" Aber er war
bereits unterwegs in seine Gaststube. Als er zurückkam, balancierte
er drei stattliche Sliwowitze auf einem Tablett. "Bitte,
ich muß Ihnen versichern, wie sehr ich mich freue, daß wir uns
damals nicht gegenseitig totgeschlagen haben. Sie müssen heute abend
meine Gäste sein." Dann schleppte
er mich ins Haus und zeigte mir Küche und Vorräte. Freudestrahlend
brachte er mich an den Tisch zurück. Meine Frau
schaute sichtlich verwirrt. Dieses Aufsehen war gar nicht nach ihrem
Geschmack. Für meinen
zehnjährigen Klaus war's ein ganz toller Zufall, daß ich, so weit
von zu Hause entfernt, einen alten 'Kriegsfreund' wiedergetroffen hatte. Na,
das hörte sich doch ganz gut an. Zu meinen
Sprachkenntnissen wäre noch etwas zu sagen. Mein Serbokroatisch
hatte ich natürlich nicht bei Oberst Klotz gelernt. Was ich bei
Gelegenheit so daherredete, war eher ein Serbobulgarisch. Diese
Sprachschöpfung gewährleistete mir eine reibungslose
Verständigung und sorgte allenthalben für Spaß und
Gelächter. Über das bulgarische Segment verfügte ich bereits,
bevor ich bei Oberst Klotz in Diensten stand. Für den serbischen
Sprachanteil hatte ich hinterher eine Menge Zeit und Muße, mir diesen
anzueignen. Für meine
Kinder war ich der Größte, wenn ich kyrillische Schilder und Texte
las und übersetzte, und wenn mir von allen Leuten fröhliche
Freundlichkeit entgegengebracht wurde. Meine Frau sah das etwas anders.
Irgendwann ging ihr diese Art von Fröhlichkeit, oder Freundlichkeit,
was es auch sein mochte, auf die Nerven. Aus zwei Gründen, wie sich
herausstellte. Erstens hätte sie gerne gewußt, ob und wie albern
meine Sprüche auf die Einheimischen hier wirkten. Was sie aber
ausgesprochen störte, war ihre Beobachtung, daß meine offensichtlich
lustigen Sprachübungen nahezu überall und immer wieder zum
Alkoholmißbrauch verführten. Unsere
Wirtsleute, denen ich unser abendliches Erlebnis schilderte, kannten
diesen Wirt und fanden es schon merkwürdig, daß wir uns gerade
dorthin verlaufen hatten. "Sie müssen wissen, dieser Wirt ist
ein Erzkommunist. In den Vierziger Jahren, während des Krieges
meine ich, hatte er deshalb auch eine glänzende Partisanenlaufbahn.
Er hat es Ihnen ja selbst erzählt. Als dann der Krieg vorüber
war, hat man nur die Offiziere in das jugoslawische Militär übernommen,
die eine Schule besucht hatten, auf jeden Fall lesen und schreiben konnten.
Alle übrigen wurden ihrem Dienstgrad entsprechend mit beachtlichen
Geldbeträgen abgefunden. Auf diese Weise ist unser Wirt dort unten
auch an seine schmucke Kneipe gekommen." Man konnte sich
über Jugoslawien und seine Bewohner kein einheitliches Urteil bilden.
Eigentlich gibt es den
Jugoslawen ja auch nicht. Die Dalmatiner waren jedenfalls ein reizendes
und sangesfrohes Völkchen. Ich war froh, dies feststellen zu
können. Merkwürdig
- meine Frau hatte keine Probleme, meine Kinder hatten keine Probleme, die
Probleme hatte nur ich. Das fing damit an, daß ich den Hausberg,
den Srdj (sprich Serdsch) bestieg, um von der Höhe Panoramafotos von
Dubrovnik zu machen. Diese Fotos sind mir auch allerbestens gelungen. Auf dem
Weg nach dort oben, hat es mich einmal gründlich hingehauen, wobei ich
in einem dornigen Gestrüpp landete. Mein rechtes Knie war zerschunden
und mein linker Arm mächtig zerkratzt. Was ich aber erst im Quartier
feststellte war, daß mich bei diesem Sturz eine aufgeschreckte Schlange
gebissen haben muß. Mein linker Oberarm, da wo richtige Männer
ihre Muskeln anschwellen lassen, war diesmal auch bei mir alles geschwollen und
blutunterlaufen. Drei gut sichtbare Einstiche verrieten unzweifelhaft
den Schlangenbiß. Unseren Wirtsleuten gleich gegenüber wohnte ein
Arzt, dem ich diese Blessur zeigte. Ja, eindeutig Schlangenbiß. Ich
möge ihn auf dem Laufenden halten. Schöne Aussichten. Dieser
Biß blieb aber, Gott sei Dank, ohne Folgen. Diesem Reptil fehlte
es wohl an dem gewissen Etwas, oder es hat, vor Schreck vielleicht, im
Augenblick des Geschehens nicht die wirksame Rezeptur zusammen bekommen. Wenige Tage
später ging es mir dann aber wirklich schlecht. Ich hatte einen heftigen
Sonnenbrand auf meinen Füßen. Das hat auf der Rückfahrt
aus der Stadt, in der Straßenbahn zu einem regelrechten Kollaps
geführt. Schüttelfrost, schwarz vor den Augen und das alles im
Stehen, weil es keine freien Sitzplätze gab. Liesel und Ursula haben
mich bis zum Ziel in der Senkrechten gehalten. Am nächsten Tag
konsultierte ich wieder meinen Doktor von gegenüber. Er
verordnete mir Kakaobutter aus der Apotheke, die ich seitdem allen
kollabierenden Sonnenbrändlern nur empfehlen kann. Auf der
Rückfahrt von Dubrovnik machten wir einen Abstecher nach Ruschevo. Aber
bis dahin war es noch weit. Unsere erste Station war Sarajewo. Daß
wir uns im erstbesten Hotel einquartierten, hatte schon eher Fluchtcharakter.
Dafür mußten wir uns mit einer kompletten Suite 'begnügen',
denn sonst war nichts mehr frei. Hier erlebten Liesel und unsere Kinder
erstmals den Gebetsaufruf des Muezzins vom Minarett der großen
Husref-Beg-Moschee. Die
nächste Übernachtung gestaltete sich schon wesentlich
problematischer, was nicht notwendig gewesen wäre. Man sollte sich im
Landesinneren stets rechtzeitig ein Nachtquartier besorgen. Wir hatten das
versäumt und waren in die Dunkelheit hineingeraten. In Šid (sprich
Schid) suchten wir nach einem bestimmten Hotel. Als wir bei einem
großen Gebäude einen Milizionär danach fragten, machte er uns
erst einmal klar, daß wir uns in einer Straße befänden, die
für Fahrzeuge aller Art gesperrt sei. Also zückte er seinen Block
und stellte uns einen Strafzettel aus. Daß wir gerade vor dem Hotel
standen, nach dem wir suchten, das sagte er uns nicht. Wir sollten zusehen,
daß wir möglichst schnell von dieser Straße fortkämen.
Als wir wieder anfuhren, formierte sich eine Gruppe junger Leute vor unserem
Wagen, um dann ganz, ganz langsam vor uns her zu schlendern. Das war eine
Provokation, bei der man jetzt nicht nervös werden durfte. Als die
Straße zu Ende war, war auch dieser unfreundliche Ort zu Ende. Es
war mittlerweile stockfinster geworden. Wir fuhren durch ein ausgedehntes
Waldgebiet. Im Licht der Scheinwerfer sah ich dann mehr zufällig ein
Hinweisschild, das von der Straße weg in den Wald hineinführte. Da
wir eh nicht mehr wußten, wo wir uns befanden, sind wir mehr
verzweifelt als mutig diesem Weg gefolgt, der durch einen finsteren Hohlweg
führte. Aber schon bald sahen wir Lichter in der Ferne, und Musik drang
an unser Ohr. Wir hatten zu einem Vergnügungslokal gefunden, das auch
Übernachtungsmöglichkeiten anbot. Na also. - Zuerst belegten
wir in der Gaststube einen Tisch und bestellten für uns alle
Getränke. Ich ging mit Liesel zum Auto zurück, um das kleine
Übernachtungsgepäck aus dem Kofferraum zu holen. Zu den
Zimmern ging man über eine Außentreppe. Als wir das uns
zugewiesene Zimmer aufschlossen und das Licht anzündeten, verschwand
verschiedenartiges Käfergetier eiligst unter die Fußleisten.
Und auf diesem Boden sollten unsere Kinder auf Luftmatratzen schlafen!
Während Liesel also die Betten richtete, ging ich zurück in die Gaststube
zu unseren Kindern. Die drei waren aber schon nicht mehr allein. Ein junger
und fixer Bursche, er mochte an die zwanzig sein, hatte sich bereits an
unsere Ursula herangemacht, die zu dieser Zeit immerhin schon vierzehn war.
Mit der Verständigung haperte es allerdings erheblich. Deutsch und Serbokroatisch
paßte nicht zusammen. Ursula, die diesen Burschen wohl gar nicht so
unflott fand, versuchte es nun auf Englisch. Da hatte unser Serbe aber auch
nicht viel drauf. 'I love you',
'I want you' und 'I need you'.
Das war's denn auch. Damit hätte man wohl schon weiterkommen
können, aber nicht bei unserer Ursula. Liesel kam an
den Tisch und war ganz grau im Gesicht. Was hatte das nun zu bedeuten? "Peter,
geh mal mit mir hoch zur Toilette. Da sitzen riesengroße Käfer,
und ich müßte unbedingt einmal." Natürlich
wollte ich meiner Liesel zu Diensten stehen. Aber noch mehr interessierten
mich jetzt diese Käfer. - Die Toiletten waren auch hier, wie fast auf
dem ganzen Balkan, von der sportlichen Art. Zwei Fußstützen und
ein Loch ließen eine Gebrauchsanweisung überflüssig
erscheinen. Und da saßen sie, diese Prachtexemplare von einem
Eichenbock-Käfer, der dem Botaniker unter dem Namen Cerambyx cerdo L.
ein Begriff ist. Schön waren sie anzuschauen. Für Liesel saßen
sie wohl an der falschen Stelle. Ich brachte es nicht übers Herz, sie zu
killen. Also holte ich mir auf unserem nahegelegenen Zimmer einige Wir haben nicht
schlecht gegessen, obwohl es der Liesel noch nicht so recht schmecken wollte.
Im Lokal war
seit unserem Erscheinen eine merkwürdige Spannung spürbar. So waren
wir schon froh, daß uns dieser liebesbedürftige Jungmann etwas
betreute. Ich glaube, es war auch ein großer Fehler, daß ich
der Musikkapelle eine Runde (nach Belieben) spendierte. Vom Akkordeon-Spieler
bekam ich nämlich gleich einen schönen runden Korb. Er nähme
nichts an von einem Deutschen. - Es wurde nicht mehr gemütlich. So verabschiedeten
wir uns bald. Als wir oben über die Holzdielen unserem Schlafgemach
zustrebten, krachte es allenthalben unter unseren Füßen. Liesel
hatte mit ihrer Flitspritze mal wieder ganze Arbeit geleistet. Morgen
würde man sagen: Typisch, die Deutschen waren mal wieder da. Wir sind am
nächsten Morgen schon recht frühzeitig aufgebrochen. Die Küche
hatte noch nicht geöffnet. Als wir beim Auto unser 'Sturmgepäck'
verluden, öffnete sich neben uns ein Zimmerfenster. Der Erste
Geiger war's, der uns mit einem etwas ungarischen Akzent in unserer Sprache
aufforderte, mit ihm zusammen eine Tasse Kaffee zu trinken. Er habe für
uns Kaffee mitgekocht, auf daß wir mit freundlichen Gedanken von hier
weiterzögen. Dabei entschuldigte er sich für das ablehnende
Verhalten seines Musikantenkollegen. Seine Familie habe im Krieg schwer
draufzahlen müssen. Wir möchten das doch als Entschuldigung gelten
lassen. Das waren vernünftige Worte, und der Kaffee, den wir auf der
Motorhaube abgestellt hatten, der ließ sich auch gut trinken. Unser
nächstes Reiseziel war also Ruschewo. Da mußten wir aber zuerst
nach Slawonisch Brod, wo wir zu Mittag aßen. Die
Straße von Slawonisch Brod nach Ruschewo, war weit von dem entfernt,
was wir uns hierzulande unter einer Straße vorstellen. Zum Glück
waren es nur etwa zehn bis fünfzehn Kilometer, auf denen wir Angst um
unser schönes Auto hatten. In Ruschewo
fragten wir uns zum Friedhof durch und fanden dort, ohne lange zu suchen, die
Grabstätte, in der Heinz mit seinen deutschen und kroatischen Kameraden
seine letzte Ruhe gefunden hatte. Es war das einzige, mit Blumen bepflanzte
Grab auf dem gesamten Friedhof. Am Ende des Friedhofes befand sich ein
Wegweiser: Nach Ðakovo (sprich Djakovo) 32km. Na, da war ich doch vor vielen Jahren schon
einmal. Als ob sie uns
aufgelauert hätte, hatte sich auch jene Frau am Friedhofszaun
eingefunden, die damals, im April 1945, für eine würdige Bestattung
dieser Männer gesorgt hatte. Dafür hat man sie für zwei Jahre
in das Zuchthaus von Sremska Mitrovica gesteckt, in dem ich vor Jahren
für eine Zeit auch als Häftling ein äußerst
unfreundliches Unterkommen fand. Diese deutschen Faschisten und ihre
kroatischen Kollaborateure auch noch auf dem Friedhof zu beerdigen, das war
doch wohl der Gipfel. Jetzt lernten wir sie persönlich kennen. Ich
weiß nur noch ihren Vornamen: Mariza. Mariza machte
uns auch mit dem damaligen Ortsvorsteher bekannt, der mit Heinz in dessen
Eigenschaft als Standortältester oder Kampfkommandant zusammengearbeitet
hatte. Der Alte, ein freundlicher Mann, schien sich gerne an Liesels Bruder
zu erinnern. Er habe sich in dieser schwierigen Zeit gut mit ihm verstanden. Wie werden wohl
seine letzten Stunden abgelaufen sein? Mariza und auch
der Alte erinnerten sich, daß an jenem Morgen die Partisanen von
allen Seiten auf ihr Dorf eingedrungen seien. Ihre eigenen Leute, Kroaten
einer deutschen Legionärseinheit, und ihre deutschen Offiziere und
Unteroffiziere hielten sich in einem Holzschuppen verborgen, da sie,
mittlerweile ohne Munition, völlig wehrlos waren. Der Haß der
Tito-Partisanen auf diese kroatischen Legionäre war so groß,
daß sie bei den wehrlosen Männern keine Gnade walten ließen. Ein Nachbar des
damaligen Dorfältesten überredete uns, über Nacht zu bleiben.
Es waren freundliche Leute. Der noch nicht so sehr alte Hausherr fragte, wo
wie zu Hause seien. "Wir
kommen aus Köln." "Köln?
- Ist das DDR?" "Nein, Köln
am Rhein, Cologne, kapiert?" "Aah, nix
kapiert." "Wir
kommen aus Köln, Köln bei Solingen." "Aaaah,
Solingen!! - Mooment!" - Na, dachte ich mir's doch. Dann kam er mit
einem elektrischen Schafscherer, einem Erzeugnis der Zwilling-Werke,
Solingen. Das Ding sah wie eine elektrische Rasenkantenschere aus. Die
Schermesser seien stumpf. Ob ich ihm vielleicht welche besorgen könne.
Na klar würde ich das können. Seine Frau
machte uns bereits das Abendbrot zurecht: Ausgebackene Hühnerteile.
Sie waren gut zubereitet und schmeckten - tja eben, wie Hühnerteile.
Dazu tranken wir einen Landwein auch aus eigener Erzeugung. Mit Unterhaltung
war da nicht allzuviel. Man ging auch früh zu Bett, was uns sehr entgegenkam.
Mir hatte man das Paradebett zugewiesen. Ich weiß nicht, ob es täglich
von der Familie benutzt wurde. Man mußte tatsächlich ins Bett steigen, so, wie auf einen Sockel. Das Bettzeug war
gewaltig und etwas angestärkt. In der heißen Jahreszeit war
das natürlich nicht zum Aushalten. Also ließ ich dieses
Kunstwerk schon bald sachte zu Boden gleiten. Ja, so hätte man einschlafen
können, wenn nicht - . Die Mutter, ein steinaltes Weiblein, schien wohl
die ganze Nacht bei mir auf der Lauer zu liegen. Immer, wenn ich für
einen Augenblick diesen Alpdruck von Plumeau los zu sein glaubte, huschte sie
an mein Bett und deckte mich wieder liebevoll zu. Es war zum Verzweifeln.
Schon sehr zeitig haben wir uns nach einem deftigen Frühstück
wieder auf den Weg gemacht. Unsere
nächste Übernachtung war dann aber eine totale Pleite. Das Motel,
an der Auto-Put gelegen, war mit NOVSKA ausgeschildert. Diese Anlage gab rein
äußerlich schon gar nichts her, aber es wurde Zeit, daß wir
von der Straße kamen. Meine Straßenkarte wies zwar noch weitere
Motels in Richtung Österreich aus, aber das sagte mir ja nichts.
Ich kannte sie nicht, und sie sahen vielleicht noch übler aus als
dieses hier. Es war ja auch nur für eine Nacht. Nachdem wir unser
Sturmgepäck auf unsere Zimmer gebracht hatten, versammelten wir uns
unter einer gewaltigen Linde zum Abendessen. Hier erlebten wir nun das, was
uns das Motel Novska in bleibender Erinnerung beläßt. Was wir uns
an jenem Abend zum Essen bestellt hatten, weiß ich noch genau. Es waren
Nudeln mit Goulasch. Aber dann wir haben unser Nachtmahl abrupt abgebrochen.
Warum? - Ich mag es eigentlich gar nicht erzählen. Diese alte Linde war
ein stark frequentierter Schlafbaum der hier beheimateten Vögel.
Und ehe die für die Nacht endgültig die Augen schlossen,
ließen sie alle noch etwas fallen, was exakt in unseren Tellern
landete. Da es schon ziemlich dunkel war, ist uns das zuerst nicht
einmal aufgefallen. Aber so etwas schmeckt man auch. Damit ist es jetzt aber
genug. Die letzte
Übernachtungsstation war ein etwas abgelegenes Motel in Lienz. Wir haben
es per Zufall entdeckt, worüber wir recht glücklich waren. Dieses
Motel befand sich in einem weiten Wiesengelände und bot einen Ausblick
auf eine großartige Dolomitenformation. Die Schlafräume waren
bescheiden. Das Angebot der Küche war zwar auch nicht
überwältigend, aber schmackhaft. Das Bier war immerhin
ausgezeichnet, so daß sich hier genüßlich der Abschied von
den Schluchten des Balkans feiern ließ. Als wir uns
dann am folgenden Morgen auf den Weg machten, betrachteten wir das
'Unternehmen Jugoslawien' als ein absolut gelungenes Abenteuer. Aber da
wußten wir noch nicht, daß wir schon bald, und zwar auf dem
Paß Turn, einen Unfall bauen würden. - Wir befanden uns bereits
auf der Talfahrt. Es hatte leicht zu regnen begonnen. Als ich vor der
Einfahrt in eine neue Kehre den Wagen etwas abbremsen wollte, kam dieser ins
Rutschen und ließ sich nicht mehr steuern. Zumindest war das damals
mein Eindruck. Hätte ich das Bremspedal einige Male losgelassen,
hätten wir wahrscheinlich keine Probleme bekommen. So aber glitten wir
auf ein niedriges Mäuerchen zu, wo es gleich dahinter ab in die Tiefe
ging, und unser rechter Kotflügel wurde in Höhe der Mauerkante
aufgerollt, wie eine Fischdose. Der Radkasten war zum Innenraum hin
aufgerissen, so daß mein Schätzchen für den Rest der Fahrt
einen recht luftigen Fußraum in Kauf nehmen mußte. Auf der
A3 gerieten wir zwischen Limburg und Siegburg in einen so dichten Nebel,
daß man schon fast nichts mehr sehen konnte. Trotzdem sind wir
weitergeschlichen, indem wir uns am Mittelstreifen orientierten. Um es genau
zu sagen: Ich hatte ihn mir zwischen die Räder genommen (was ich heute
auch nicht mehr tun würde!). Tags darauf
mußten wir nach Holland, um unsere 'Großen' von einem Zeltplatz
in Den Helder abzuholen. Erst jetzt merkte ich, daß ich etwa ab Tempo
120 Km/h eine unerträgliche Unwucht in dem lädierten Vorderrad
hatten. Also mußten wir wieder vorsichtig schleichen, um nicht noch
einen weiteren Unfall zu bauen. Hatte ich nun
auf dieser 'Testfahrt' einiges dazugelernt, besonders auch, was den Balkan
betraf? Ich hoffte ja, aber das würde sich im kommenden Jahr noch
zeigen. * Aber da bleibt noch eine Tiergeschichte zu erzählen: Es war am vorletzten Tag in unserer Badebucht unterhalb
der Hotelanlage ‘Belvedere’, und das sollte dann aber auch unsere
letzte Schwimmübung bleiben. Als wir die Felsstufen hochstiegen, um
zu unserem Privatquartier zu gelangen, beobachte unser Klaus, wie eine Frau
laut schimpfend aus einer Schüssel ganz junge Igelkinder die Felsen
hinunterwarf. Das war natürlich ganz und gar nicht nach unserem
Geschmack. Klaus versuchte gleich, den quiekenden Winzlingen nachzusteigen,
was mir aber zu gefährlich schien. Einen dieser Ärmsten hat er aber
doch aufnehmen können, den er mit in unser Quartier nahm. Süß
sah das Kerlchen aus. Ein so kleines Igelkind hatten wir alle noch nicht
gesehen. In einer Zigarettendose aus Blech, vordem eine 25er Packung der
Austriamarke NIL, bot ihm schon soviel Platz, daß er in ihr fressen
und schlafen konnte. Zu fressen bekam er fortan Milch mit Zwieback und kleine
Würfel einer Wassermelone. Beides hat der kleine Kerl offensichtlich mit
großem Appetit vertilgt. Auf der Heimfahrt hat Liesel ihn mit samt seiner
Notunterkunft in unsere Spülschüssel untergebracht, in der er
offensichtlich überhaupt nichts zu entbehren hatte. Einen Namen hatte er
natürlich auch schon: Mecki. Wie hätte er wohl sonst heißen
können? Ein kleines Problem ergab sich in Sarajevo. Wir konnten
diesen Frischling ja nicht mit auf unsere Zimmer nehmen. Also ließen
wir die Scheiben unseres Autos auf Fingerbreite offen und ließen ihn
auf dem hoteleigenen und überwachten Parkplatz übernachten. In
der Früh hat uns der Parkwächter etwas erstaunt gemustert. Als wir
an unseren Wagen kamen, wußten wir auch warum. Unser Mecki war
irgendwie in Panik geraten, wimmerte hörbar und hatte den Fußraum
der hinteren Sitze ziemlich eingesaut. Liesel hat zärtlich seine
butterweichen Stacheln gestreichelt, und sogleich wurde ihm wohl
bewußt, daß er sich in guten und verläßlichen
Händen befand. Dann erinnere ich mich noch an den Crash auf dem Paß
Turn. Liesel hatte Mecki mit der Spülschüssel auf dem Schoß
und achtete darauf, daß er von allen Widerwärtigkeiten dieser
Fahrt, freischwebend, nichts mitbekam. Mecki hat sich ein ganzes rundes Jahr von uns
verwöhnen lassen. In unserem großen Garten hat er wohl alles
gefunden, wonach ihm der Sinn stand. Wellen und Meer konnten wir ihm
natürlich nicht bieten, aber vielleicht war dieses Umfeld in seiner
Erinnerung nicht mehr präsent. Er hatte ja doch einiges an
Kindheitserlebnissen zu verdrängen. Im Winter haben wir ihm aus Torfballen eine regelrechte
Burg gebaut. Sie wird für unsere Wintertage wohl zu komfortabel
gewesen sein, denn schon bald hatte sich ein Rattenpärchen bei ihm
einquartiert. Nein, mit denen hatte er nichts gemein. Die rabiaten Nager
konnte er für die Welt nicht leiden. Dieses langschwänzige Pack
hatte es doch tatsächlich geschafft, ihn aus seiner eigenen
Behausung zu verjagen. Ich fand ihn eines Abends mit blutiger
Rüsselnase, als er versuchte, unserer Umzäunung zu entkommen.
Dabei hatten wir diese doch gerade zu seinem Schutz errichtet. -
Natürlich habe ich ihn aus dieser Not befreit und habe ihn mit ins Haus
genommen. Da mir im Augenblick nicht in den Sinn kam, wie und wo ich diesen
Kerl nun einquartieren sollte, habe ich ihn mir in den Arm genommen, um mit
ihm dann auf unserer Couch meinen Schlaf zu Ende zu bringen. So fand mich
dann am anderen Morgen mein Schätzchen. Und dann suchte ein junges Ehepaar über eine
Zeitungsannonce als Haustier einen nachtaktiven Hausgenossen, nach
Möglichkeit einen Igel. Und da wir gerade dabei waren, unseren
nächsten Urlaub zu planen, paßte diese Suchmeldung genau in
unser Programm. Wir meldeten uns bei der Redaktion, und wenige Tage
später war Mecki bei seinen neuen Pflegeeltern. ** |