2
Die Zigeunerinnen
Schon die ganze Woche hatte sich Friedel Reist auf diesen Samstag gefreut. Keine ewig
reklamierenden, die Preise herunterdrückenden Bauern und Einkäufer von Landwirtschaftlichen
Genossenschaften konnten ihm in dieser Woche die Vorfreude vermasseln. Auf jeder Fahrt mit
seinem Geschäftswagen, bei jeder Einkehr in ein Autobahnrestaurant malte er sich aus, wie und wo
er am kommenden Wochenende seine Rute ausstrecken wollte. Gemeint ist natürlich nicht die
kleine, die ihn schon seit seiner Geburt auf Schritt und Tritt anhänglich begleitete, sondern die aus
Fiberglas, die mit der erst kürzlich gekauften Rolle, mit der er die präzisesten Würfe hinkriegen
konnte und die so leicht war, dass er sie ohne Mühe stundenlang in der Hand halten konnte ohne zu
ermüden und trotzdem so stark, dass auch ein Vierpfünder damit an Land gezogen werden konnte.
Heute war also der lang ersehnte Samstag. Es hätte den Wecker nicht gebraucht, der ihn mit
seinem an den anderen Tagen so verfluchten Scheppern manchmal fast wahnsinnig machte. Denn
bereits um vier Uhr lag er wach im Bett und stellte sich den Platz am Fluss zum wohl hundertsten
Mal vor. Es war ein lauer Sommermorgen. Am Abend zuvor hatte ein kleines Gewitter die
lähmende Hitze vertrieben. Keine einzige Mücke hatte ihm in dieser Nacht den Schlaf geraubt und
ihn gezwungen, das Bettlaken bis über den Scheitel zu ziehen, dass nur noch die Nase daraus
hervorragte, weil er wusste, dass es dann keiner dieser Plagegeister fertigbrachte, ihn in sein
|
|