Wirtschaftsthemen "Wir leben von 600 Euro im Monat"
Ehe hier der große Brioche-Streit ausbricht :
In seinen Confessions hat Rousseau 1782 diesen Satz geschrieben:
Enfin je me rappelai le pis-aller d'une grande princesse à qui l'on disait que les paysans n'avaient pas de pain, et qui répondit: Qu'ils mangent de la brioche.
(Schließlich erinnerte ich mich an die "Notlösung" einer hohen Prinzessin, der man sagte, daß die Bauern kein Brot hätten und die antwortete: "Dann sollen sie Brioche (eine spezielle Kuchenart) essen")
....
Ob Marie-Antoinette am 5. oder 6. Oktober 1789 (also sieben Jahre später) damals in Versailles, als die Pariser Bevölkerung vor den Palastfenstern gegen die Erhöhung des Brotpreises protestierten, aus dem Rousseau-Satz zitiert hat (Ils n'ont pas de pain? Qu'ils mangent de la brioche) .. die Historiker halten es für unwahrscheinlich, aber ausschliessen können sie es natürlich nicht.
So gesehen "gehört" der Satz also eigentlich nicht Rousseau, nicht Marie-Antoinette, sondern der unbekannten "grande princesse".
Und die hatte auch für damalige Begriffe eine gehörige Portion Zynismus - oder riesige Dummheit - an den Tag gelegt.
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cecile
was marie antoinette angeht, kann ich ein hervorragendes buch meines landsmanns Antal Szerb empfehlen:
Das Halsband der Königin
Das Halsband der Königin
isoldes *ironiemodus* finde ich daneben.
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eleonore
isoldes *ironiemodus* finde ich daneben.
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eleonore
Keinen Spass an Ironie, beste Eleonore? Stell dir mal vor, über die von euch hier so begeisternd beschriebene Marie-Antoinette haben die französischen armen Leute seinerzeit genauso gedacht wir ihr über Frau Schickedanz. Dafür wurde sie dann auch einen Kopf kürzer gemacht. Die Marie Antoinette, nicht die Schickedanz.
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isolde
Ja, ich habe auch heftigstes Mitleid mit der armen Frau Schickedanz. An dem "Kopf ab" schlittert sie ja glücklicherweise vorbei, weil das in unserer Gegend nicht mehr zu den gängigen Strafen gehört. Aber was für ein schreckliches Schicksal liegt vor ihr? Sie muss den Rest ihres Lebens mit den paar verbliebenen Milliönchen auskommen. Sie wird sozusagen fast in Armut leben. Nein, darauf kann wirklich niemand neidisch sein!!!
Heftigst GRINS! )
myrja
Heftigst GRINS! )
myrja
Keinen Spass an Ironie, beste Eleonore? Stell dir mal vor, über die von euch hier so begeisternd beschriebene Marie-Antoinette haben die französischen armen Leute seinerzeit genauso gedacht wir ihr über Frau Schickedanz. Dafür wurde sie dann auch einen Kopf kürzer gemacht. Die Marie Antoinette, nicht die Schickedanz.
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isolde
isolde,
ich hab schlicht ein buch empfohlen, von ein ausgezeichnete ungarische schriftsteller.
meine begeisterung für die dame MA hält sich sehr in grenzen, und nach lesen dieses buch wurde es noch weniger.
(du darfst nicht vergessen, die habsburger haben uns fast 400 jahrelang geknechtet)
was frau schikedanz angeht, ihre äusserungen in spiegel-artikel fand ich peinlich, und ich glaube ihr kein wort.
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eleonore
Eleonore - Sie sind Ungarin?
Ich habe soeben ein tolles Buch eines Janos Szekely (Verlockung) gelesen, welches mich sehr beeindruckte. Es beschreibt die Lebensgeschichte dieses wunderbaren Autors und gibt auch hervorragende geschichtliche Schilderungen Ungarns bis in die Nachkriegszeit wider.
Da ich auch kürzlich endlich mal wieder in Budapest war - war es eine perfekte Abrundung dieser Reise.
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olga64
Ich habe soeben ein tolles Buch eines Janos Szekely (Verlockung) gelesen, welches mich sehr beeindruckte. Es beschreibt die Lebensgeschichte dieses wunderbaren Autors und gibt auch hervorragende geschichtliche Schilderungen Ungarns bis in die Nachkriegszeit wider.
Da ich auch kürzlich endlich mal wieder in Budapest war - war es eine perfekte Abrundung dieser Reise.
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olga64
ja olga, ich bin gebürtige ungarin.
und versuche ein wenig ungarische literatur und schriftsteller bekannt zu machen, wenn es sich ergibt.
ich kann ihnen wärmstens die werke von antal szerb, magda szabo, und
harmonia caelestis (mit ergänzungsband) von peter eszterhazy empfehlen.
unter anderem.
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eleonore
und versuche ein wenig ungarische literatur und schriftsteller bekannt zu machen, wenn es sich ergibt.
ich kann ihnen wärmstens die werke von antal szerb, magda szabo, und
harmonia caelestis (mit ergänzungsband) von peter eszterhazy empfehlen.
unter anderem.
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eleonore
Isolde - Sie unterliegen einem Irrtum: Zu Zeiten Marie Antoinette gab es weder Fernsehen, noch Zeitungen usw. - die Verbreitung von Neuigkeiten oder Interna am Hofe war minimal und nicht mit heute zu vergleichen.
Andererseits hätten wir es alle gut überleben können, wenn Frau Schickedanz ihren Schmarrn für sich behalten hätte. Sie ruft ja doch nur die berufsmässigen Neider auf den Plan, die nun wieder - ausgestattet - mit hohem Jammergen ihre Tiraden loslassen.
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olga64
Andererseits hätten wir es alle gut überleben können, wenn Frau Schickedanz ihren Schmarrn für sich behalten hätte. Sie ruft ja doch nur die berufsmässigen Neider auf den Plan, die nun wieder - ausgestattet - mit hohem Jammergen ihre Tiraden loslassen.
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olga64
olga,
sie irren sich.
diesmal jammert madame schikedanz.
wir zerfliessen nur von mitleid.
--
eleonore
sie irren sich.
diesmal jammert madame schikedanz.
wir zerfliessen nur von mitleid.
--
eleonore
Es kommt sehr oft gar nicht so sehr darauf an, dass historische Personen einen ein auf die Situation passenden Satz wirklich gesagt haben, sondern, dass sie diesen gesagt haben könnten. Die Zeitgenossen wollen damit die betreffende Person charakterisieren und die Zeitumstände. Ob die Zeichnung stimmt oder nicht, ob der Satz so gesprochen wurde, kann niemand bezeugen. Aber da ein Schriftsteller oder Historiker vom andern gerne abschreibt, werden solche Irrtümer von einer Generation auf die nächste tradiert.
Wie hieß doch der adelige Kammerherr, der Ludwig XVI. am Morgen des 14. Juli die Nachricht von der blutigen Erstürmung der Bastille überbrachte? Jedenfalls verfügte er über eine fundierte philosophische Bildung. Auf die erregte Entgegnung des Königs, das sei doch eine Revolte, meinte er kenntnisreich: "Nein, Sire, das ist keine Revolte, das ist eine Revolution." Für die Historiker ist das sehr bquem. Von da an können sie sagen, ist das Wort Revolution in der heutigen Bedeutung in die Welt getreten.
Eleonore weist auf das Buch "Das Halsband der Königin" ihres ungarischen Landsmannes hin. Ich habe es vor Jahren gelesen. Stefan Zweigs Biographie über M.A. ist etwas leichter lesbar.
Ich kann Frau Schickedanz gut verstehen. Das Geld unter den Händen zerrinnen sehen ist schmerzlich. Bestimmt schmerzlicher als nie viel Geld besessen zu haben. Ständig daran erinnert zu werden, welche Fehler gemacht wurden! Insofern sind die, die wenig haben "gut" dran. Vermutlich wird aber so viel übrig bleiben, dass es mindestens jeden Morgen für frische Brötchen reicht.
c
Wie hieß doch der adelige Kammerherr, der Ludwig XVI. am Morgen des 14. Juli die Nachricht von der blutigen Erstürmung der Bastille überbrachte? Jedenfalls verfügte er über eine fundierte philosophische Bildung. Auf die erregte Entgegnung des Königs, das sei doch eine Revolte, meinte er kenntnisreich: "Nein, Sire, das ist keine Revolte, das ist eine Revolution." Für die Historiker ist das sehr bquem. Von da an können sie sagen, ist das Wort Revolution in der heutigen Bedeutung in die Welt getreten.
Eleonore weist auf das Buch "Das Halsband der Königin" ihres ungarischen Landsmannes hin. Ich habe es vor Jahren gelesen. Stefan Zweigs Biographie über M.A. ist etwas leichter lesbar.
Ich kann Frau Schickedanz gut verstehen. Das Geld unter den Händen zerrinnen sehen ist schmerzlich. Bestimmt schmerzlicher als nie viel Geld besessen zu haben. Ständig daran erinnert zu werden, welche Fehler gemacht wurden! Insofern sind die, die wenig haben "gut" dran. Vermutlich wird aber so viel übrig bleiben, dass es mindestens jeden Morgen für frische Brötchen reicht.
c
Re: Maria Antoinette
geschrieben von ehemaliges Mitglied
In die Volkslegende gehen etliche Sätze ein:
Da hier die Revolution angesprochen wurde, zwei Beispiele für Sätze, sozusagen geflügelte, die auch heute noch in vielen Situationen passend eingebracht werden können:
[i]Bei Ausbruch der Märzrevolution soll sich folgende Szene zugetragen haben, die zum berühmtesten ihm zugeschriebenen und heute noch oft verwendeten Zitat geführt hat: Kaiser Ferdinand betrachtet mit Kanzler Metternich von einem Fenster der Hofburg aus eine große aufgebrachte Menge. Er fragt Metternich in nasalem Schönbrunnerdeutsch: „Was mach'n denn all die viel'n Leut' da? Die san so laut!“ Dieser antwortet: „Die machen eine Revolution, Majestät.“ Ferdinand drauf erstaunt und konsterniert: „Ja, dürfen's denn des?“
Nach seinem Rücktritt wurde ihm bei jedem der zahlreichen Missgeschicke Franz Josephs von der Legende der Satz in den Mund gelegt: „Das hätt' ich auch noch z'ammbracht.“[/indent] (aus wikipedia)
--
mart1
Da hier die Revolution angesprochen wurde, zwei Beispiele für Sätze, sozusagen geflügelte, die auch heute noch in vielen Situationen passend eingebracht werden können:
[i]Bei Ausbruch der Märzrevolution soll sich folgende Szene zugetragen haben, die zum berühmtesten ihm zugeschriebenen und heute noch oft verwendeten Zitat geführt hat: Kaiser Ferdinand betrachtet mit Kanzler Metternich von einem Fenster der Hofburg aus eine große aufgebrachte Menge. Er fragt Metternich in nasalem Schönbrunnerdeutsch: „Was mach'n denn all die viel'n Leut' da? Die san so laut!“ Dieser antwortet: „Die machen eine Revolution, Majestät.“ Ferdinand drauf erstaunt und konsterniert: „Ja, dürfen's denn des?“
Nach seinem Rücktritt wurde ihm bei jedem der zahlreichen Missgeschicke Franz Josephs von der Legende der Satz in den Mund gelegt: „Das hätt' ich auch noch z'ammbracht.“[/indent] (aus wikipedia)
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mart1