Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

silhouette
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf pschroed vom 28.11.2011, 20:47:33

Steigt Deutschland eventuel aus der EU-ZONE aus ???
Phil.


Was meinst du mit EU-Zone? Allzu oft wird EU und Euro in einen Topf geworfen. Davon profitieren diejenigen, die nicht in der Währungsunion sind und in den letzten 2 Jahren dem Euro einen, vielleicht den größten Schaden zugefügt haben, als die Spekulationen auf dem Finanzmarkt auf ihren Höhepunkt zugesteuert sind. Diese Nation und ihre Regierung bekommen beim EU-Gipfel die Möglichkeit, beim Euro und der Finanzkrise mitzureden, lehnen aber jegliche Maßnahme ab, z.B. diesen Spekulationen, die am Anfang der Krise standen, einen Riegel vorzuschieben, z.B. in Form der Transaktionssteuer. Dorthin flüchtet das an der Börse ausgetauschte Kapital, wenn es im Euro-Raum nicht mehr gehätschelt wird.

Sollen sie doch endlich konsequent sein und dem Euro beitreten oder aus der EU austreten. Ja, ich meine die Briten. Die europäische Bastion der amerikanischen Dollar-Interessen, denen ein Scheitern des Euro sehr zupass käme.

Vive de Gaulle! Der hat das damals schon ganz klar vorausgeahnt, als es nur um schüchterne erste Ansätze einer politischen Union ging.
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf silhouette vom 28.11.2011, 21:44:11
Hallo silhouette

Großbritannien ist nicht Mitglied der Euro-Zone - und will dies nach dem neuerlichen Bekenntnis von David Cameron auch nicht werden.

Sie fungieren genau wie du schreibst als Ablehner, beim finden einer Lösung.

Was meine Frage betrifft: Will Deutschland aus der EURO ZONE aussteigen ?

Weil keine Lösung zur Zeit gefunden wird um die Rendite der verschuldeten Länder zu senken.

Sowie Merkel auch nicht möchte daß die EZB eingreift und gegen die Eurobonds ist, was auch als

Zahlmeister verständlich wäre.

Die Ratingagentur Moody's macht ebenfalls keinen Hehl daraus, was sie befürchtet.


"Die Wahrscheinlichkeit von Pleiten mehrerer Euro-Staaten ist nicht mehr unerheblich", schrieben die Bonitätswächter in einem Sonderbericht zur Schuldenkrise.

"Moody's glaubt, dass jedes Szenario mit mehreren Austritten - mit anderen Worten, eine Fragmentierung des Euro - negative Folgen für die Kreditwürdigkeit aller Euro- und EU-Staaten hätte." Im Klartext: Herabstufungen aller Euro-Länder.


Phil.
schorsch
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf pschroed vom 28.11.2011, 22:15:57
Eigentlich müssten die Ratingagenturen ja so etwas sein wie das Barometer. Leider aber betätigen sie sich als Wettermacher. Und da sie gegenseitig unter Erfolgsdruck stehen, überbieten sie sich mit Schlechtwetter-Prognosen. Wenn der Wetterfrosch nun Regen und Hagel prognostiziert, dann nehme ich entweder einen Regenschirm mit - oder bleibe zuhause.

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silhouette
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf pschroed vom 28.11.2011, 22:15:57


1 - Großbritannien ist nicht Mitglied der Euro-Zone - und will dies nach dem neuerlichen Bekenntnis von David Cameron auch nicht werden.

Sie fungieren genau wie du schreibst als Ablehner, beim finden einer Lösung.

2 - Was meine Frage betrifft: Will Deutschland aus der EURO ZONE aussteigen ?

Weil keine Lösung zur Zeit gefunden wird um die Rendite der verschuldeten Länder zu senken.

Sowie Merkel auch nicht möchte daß die EZB eingreift und gegen die Eurobonds ist, was auch als

Zahlmeister verständlich wäre.

Die Ratingagentur Moody's macht ebenfalls keinen Hehl daraus, was sie befürchtet.


3 - "Die Wahrscheinlichkeit von Pleiten mehrerer Euro-Staaten ist nicht mehr unerheblich", schrieben die Bonitätswächter in einem Sonderbericht zur Schuldenkrise.

"Moody's glaubt, dass jedes Szenario mit mehreren Austritten - mit anderen Worten, eine Fragmentierung des Euro - negative Folgen für die Kreditwürdigkeit aller Euro- und EU-Staaten hätte." Im Klartext: Herabstufungen aller Euro-Länder.


Phil.


zu 1
Auf dem EU-Gipfel reden sie mit und hauen auf diejenigen ein, die sich nicht in den griechischen Strudel mit hinunterziehen lassen wollen. Wie sie selbst weiter die Krise schüren, schrieb ich bereits.

zu 2
Deutschland will nicht aussteigen. Sondern Deutschland und Merkel wollen nicht bis zum St. Nimmerleinstag (jusqu'aux calendres grèques ) öffentliche Haushalte von Ländern mit alimentieren, die aufgrund ihrer Haushaltsführung (hier schon des öfteren im Detail beschrieben) nicht zu Mitteleuropa passen. So etwas ist zum Scheitern verurteilt, solange es keine gemeinsame Haushalts, Sozial- und Steuerpolitik gibt.

zu 3-
Das haben wir nun davon! Und was diese Agenturen machen, ist z.T. Manipulation und Psychologie, im Zweifel zugunsten des Dollars
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Leute von den Rating-Agenturen sprechen den Staaten weltweit ihr Misstrauen aus. Fitch droht den USA mit dem Entzug der Bestnote, Standard & Poor's will laut einem Zeitungsbericht den Ausblick für Frankreich senken (was die Vorstufe des Entzugs der Bestnote ist); Fitch und Moody's hatten ihren Ausblick für Frankreich bereits gesenkt. Der Vorwurf: Die Regierungen bekommen die Schulden ihrer Länder nicht in den Griff. - Stichwort: Staatsverschuldung

Grotesk... Verzweifelt ob der schlechten Lage stellen manche die Wirklichkeit auf den Kopf und zeigen mit Fingern auf die Rating-Agenturen. Die aber sind die Boten, nicht etwa die Botschaft. Die Botschaft ist die wachsende Staatsverschuldung und damit einhergehend immer mehr und immer größere "Rettungsschirme" (ein anderes Wort für noch mehr Schulden).

--
Wolfgang
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Tausende Euro Belastung für jeden Deutschen - die Kosten des Ausstiegs > laut SPON

Nirgendwo ist die Euro-Skepsis so groß wie in Deutschland.

Das ist einerseits verständlich, da die Bundesrepublik den größten Anteil an den Hilfspaketen für Krisenländer trägt.

Andererseits ist es absurd, weil Deutschland in den vergangenen Jahren besonders stark von der Euro-Einführung profitiert hat.

Deutschland ist stolze Exportnation, rund 40 Prozent der Ausfuhren gehen in die Euro-Zone.

An diesem Dienstag sorgte die Meldung für Aufsehen, dass die deutschen Exporte erstmals die Marke von einer Billion Euro knacken. > Das muß man sich mal vorstellen !

Die Unternehmen sind allerdings darauf angewiesen, dass sie ihre Waren zu einem möglichst niedrigen und stabilen Preis ausführen können.

Beides hat der Euro geschafft:

Durch die Gemeinschaftswährung verschwanden Wechselkursschwankungen, und der Euro "wertet" weniger stark auf als die D-Mark - er hält also die Preise konkurrenzfähig.

Die Folge war ein Exportboom. Stiegen die deutschen Exporte zwischen 1990 und 1998 noch um gut drei Prozent, waren es zwischen 1999 und 2003 schon 6,5 Prozent und zwischen 2003 und 2007 sogar mehr als neun Prozent.

Die staatliche KfW-Bank hat den Nutzen dieses Booms untersucht.

Demnach hat die Mitgliedschaft in der Währungsunion Deutschland allein in den vergangenen zwei Jahren einen Gewinn von 50 bis 60 Milliarden Euro gebracht.

Würde Deutschland die Euro-Zone verlassen, wäre dieser Vorteil schlagartig verschwunden.

Die wieder eingeführte D-Mark dürfte gegenüber dem Euro deutlich aufwerten, UBS-Chefökonom Deo hält einen Anstieg von 40 Prozent für realistisch. Die Folge: Exporte würden dauerhaft teurer.

Falls ein starkes Land die Euro-Zone verlasse, schreibt Deo,

"würde es letztlich seine Exportindustrie abschreiben".

Für Deutschlands Wirtschaft wäre das ein desaströses Szenario.

Phil.

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silhouette
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf pschroed vom 29.11.2011, 18:37:15
Du zitierst so gerne, mit und ohne Kennzeichnung
Also mache ich das auch mal, auch wenn es keine direkte Antwort auf die Auszüge aus "deinem" Artikel ist:

Für eine Währungsunion brauche man aber zwingend eine politische Union, sagt Biedenkopf. Und macht es wieder plastisch: Erst wurde Deutschland 1871 geeint, dann kam die Mark - und nicht umgekehrt. Dass der Euro ohne die notwendige politische Union eingeführt worden sei, vergleicht Biedenkopf mit einer Expedition in ein fernes Land, bei der man auf den Kauf einer Ausrüstung verzichte - in der Hoffnung, sich diese nach und nach zulegen zu können.
geschrieben von Kurt Biedenkopf

Überhaupt ist der ganze Artikel lesenswert. Der Mann weiß, wovon er spricht (er war u.a. Prof. für Volkswirtschaft, ansonsten war er auf Wirtschafts- u. Handelsrecht spezialisiert, diesmal als Jurist) - und wurde vermutlich deswegen auch aus dem "System Kohl" rausgedrängt.

Biedenkopf über EU und Euro

Fazit: in unseren Diskussionen lagen wir gar nicht so sehr daneben.
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf silhouette vom 29.11.2011, 21:09:02
Hallo silhouette > Der Biedenkopf sieht das schon realistisch.

Es weiß wahrscheinlich keiner wie das EU Theater ausgehen wird, die Informationen die man findet ändern so schnell, wie sie von den Medien publiziert werden.

Fakt ist daß die Anleger kalte Füße bekommen sowie nicht genug Geld für den Hebel zur Verfügung stehen.

Fakt ist auch daß die Inflation rasant zunehmen wird, Ökonomen reden schon von 10%, (Geldentwertung).

Eurobonds werden auch langsam auf breiter Front in Frage gestellt.

Der Hebel ist zu schwach (Keine Investoren).

Bleibt nur noch die EZB Druckmaschine. (Notenbank)

Es wir schon interessant

Anbei der fehlende Link.

Phil.
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 29.11.2011, 21:46:53
"Durch die Gemeinschaftswährung verschwanden Wechselkursschwankungen, und der Euro "wertet" weniger stark auf als die D-Mark - er hält also die Preise konkurrenzfähig." phil

Hallo phil
Een Ausstieg aus dem Euro und die Wiederkehr der DM wäre wirtchaftlich sehr riskant. Sie wäre politisch eine Katastrophe.

In der Tat unterlag der € einer geringeren Wertschwankung als die DM, also niedrigere Inflation. Von den Fundamentaldaten her gesehen müssten wir schon längst eine sehr starke Inflation im Euroraum haben. Es liegt aber nicht an der geringeren Aufwertungstendenz des Euro gegenüber anderen Währungen, sondern am globalen Wettbewerb. Seit 1990 sind durch den Zusammenbruch des Ostblocks und dem raschen Aufstieg Chinas und anderen asiatischer Schwellenländer neue Märkte hinzugekommen. Sicher hat sich die Geldmenge seitdem stark vermehrt. Auf der anderen Seite der Bilanz stehen aber die neuen Märkte Asiens, die Öffnung des ehemaligen Ostblocks für den Welthandel, riesige Wirtschaftsräume und eine Vielzahl von neuer Märkten mit neuen Chancen und neu hinzugekommenen Gütermengen. Deshalb ist der gebannte Blick auf die Geldmengenentwicklung zwar in der Vergangenheit eine angemessene Sichtweise gewesen, aber die globalisierte Wirtschaft erfordert eine andere Betrachtung. Die Geldmengenentwicklung ist zu einem guten Teil durch die Gütermenge gedeckt (vollständig Deckung war nie erforderlich). Das bedeutet: Die ständige Angst auch vor den Eurobonds im Euroraum als Ursache für eine befürchtete Inflation ist bis zu einem gewissen Grad der Geldmengenausweitung nicht gerechtfertigt. Aber alles mit Maßen. Ein fanatisch durchgesetzter Sparkurs ist nicht in jedem Fall hilfreich.

Den Euro wird es noch in 10 Jahren geben. Die Krise (ein griechisches Wort übrigens) bietet auch Chancen für Europa. Wir wachsen zusammen.

Es wird zu viel von Schuldenkrise gesprochen und zu wenig darauf hingewiesen, dass es gute Schulden (für Zukunftsinvestitionen) und weniger gute gibt (Konsum).

Gruß
c
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf silhouette vom 29.11.2011, 21:09:02
"Wenn Sie alle Teilhaber eines Fonds wären, der Ihre Rente bezahlen soll, würden Sie dann in griechische Staatsanleihen investieren?" Biedenkopf.


Hallo Silh,

der alte Biednkopf kann anschaulich erzählen. Er deutet an, worum es in der Wirtschaft geht: Um Vertrauen. Ist das Vertrauen weg, verweigern sich die privaten Investoren. Die Investoren, das sind auch die vielen Mio Sparer, die Geld auf die hohe Kante legen fürs Alter. Werden die Halter von griechischen Staatsanleihen aufgefordert diese zu halten, so fordert der Staat, wie geschehen, einen Vertrauensvorschuss ein. Dann wurde aber kaltschnäuzig insbes. von deutscher Seite der Schuldenschnitt eingebracht: Auf 50% sollten die privaten Investoren verzichten. Jetzt ist das Erstaunen groß, dass das Vertrauen weg ist. Ein Schuldenschnitt ist auf jeden Fall populärer udn damit einfacher als eine Steuererhöhung. Private Investoren scheuen jetzt aber das Risiko der Staatspapiere. Sie wollen, wenn sie überhaupt dem Staat Geld geben sollen, eine Risikoprämie. Geld ist getane Arbeit. Niemand will umsonst gearbeitet haben. Deswegen steigen die Zinsen für Italien nun auf über 7%. Die Risiken hängen mit dem Vertrauensverlust zusammen. Italien ist heute so hoch verschuldet wie zur Zeit der Euro-Einführung: 120%. Jetzt sehen aber die Märkte aber genauer hin, nicht aus Bosheit und abgrundtiefem Menschenhass, auch nicht weil sie moralisch haltlos sind, sondern weil sie vorsichtig sein müssen. Das hätten sie schon längst tun müssen, weil Italiens Wirtschaft stagniert.


Bleibt also noch die EZB, die niemals Anleihen ökonomisch schwacher Staaten aufkaufen dürfte. Also nun auch vernünftige Regeln übe Bord? Ein bisschen Krankheit dürfen wir uns noch leisten wegen der Inflationsgefahr, aber nicht mehr übermäßig viel.


Grundfehler der Eurozone von Geburt an ist die wirtschaftl. Inkompatibilität der Teilnehmerstaaten- Einen Finanzausgleich nach dt. Vorbild sollte es nach Biedenkopf geben. Mit Verlaub gesagt, das wäre die Transferunion. Die darf es nach den Statuten nicht geben. Dafür gab es schon in den 70ern und 80ern Förderung aus Brüssel (heute Strukturfonds, Kohäsionsfonds) zum Ausgleich der Ungleichheiten. Außerdem äußerst zinsgünstige Kredite in den Jahren seit €-Einführung. Das Ergebnis waren Blasen (Immobilienblase in Spanien) oder fehlende Reformen und Misswirtschaft (Griechenland). Genau so wie in Deutschland auch. Wer Jahrzehntelang gewohnt ist, die Hand in die Tasche anderer zu stecken (Finanzausgleich), macht gerne so weiter.

c.

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