Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 03.11.2011, 11:55:47
"Griechenland ist nach meinung von immer mehr wirtschaftsexperten nicht und auf nichtabsehbare zeit nicht in der lage einen etwa ausgeglichenen haushalt zu erwirtschaften, geschweige denn von der verschuldung herunterzukommen.
Alles geld was derzeit hineingeholfen wird, wird gnadenlos konsumiert.
Wo soll da und wie soll da was erwirtschaftet werden?" gram


@ gram
Dem stimme ich zu, gram. War auch in der Vergangenheit so. Die Zeit der günstigen Kredite in der Anfangszeit des Euro wurde genauso intensiv zum Konsum genutzt. Keine Strukturreformen, keine Wirtschaftspolitik auf lange Sicht zur Stärkung der Wettbewerbskraft. Aufblähung der Staatsbürokratie (25% der Beschäftigten sind Beamte), aber keine effiziente Steuerverwaltung. Gram, du sagst es: Mit Oliven, Wein und Tourismus allein - wobei bulgarische Gastarbeiter in der Tourismusindustrie noch die Drecksarbeit machen dürfen - wird GR nicht auf einen grünen Zweig kommen.

Im September hieß es, dass GR die nächste Tranche aus dem Rettungsschirm in Höhe von 8 MRD Euro im Oktober unbedingt brauche, sonst könnten Löhne und Renten nicht ausbezahlt werden. Im Oktober heißt es überraschend, das Geld reiche bis in den Novembe., Nun wiederum verlautet, dass im Dezember noch genügend Geld da sei. Hier gibt es Geheimnisse aufzuklären.

Griechenlands Bürokratie und politisches System ist ein Saftladen, dessen Bürokratie nicht in der Lage ist Milliardengelder aus den Brüsseler Fonds (Strukturfonds, Kohäsionsfonds) anzufordern und geeignete Förderprojekte zu planen. Dafür gibt es andererseits 650 Berufe, bei deren Ausübung Frauen bereits ab 50 in Rente gehen können (z. B. Friseuse) Männer ab 55.
hugo
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 03.11.2011, 20:44:45
hallo carlos gram u.a.
wenn ich Eure schwarzen Bilder so angucke dann will ich mal einen -nicht ganz ernst gemeinten Lichtblick- zwischenrufen
und fragen, ob wir uns nicht mal zurückversetzen sollten ins Jahr 1989/90.

Damals waren ca 60 Mio Westdeutsche bereit sich 15 Millionen Bürger eines -wie gram immer so schön formuliert- "total maroden Regimes" liebevoll an die Brust zu nehmen und bei und mit ihnen aus der Portokasse finanziert, blühende Landschaften zu schaffen.

Was gibts denn da heute für Probleme wenn sich 500 Millionen EU-Bürger der paar Griechen (sinds 10 Millionen ?) annehmen würden ?
50 EU-Bürger müßten sich um einen Griechen liebevoll kümmern, eine Patenschaft übernehmen und ,,,,(bei ca 30.000 € Schulden pro Kopf sollten die 600 € die das pro Europäer ausmacht auch nicht weiter ins Gewicht fallen oder ?)*g*

also dieses Fünfzigstel Schulden eines Durchschnittsgriechen, das sollte doch zu packen sein, oder ? zumal wir ja gleichzeitig als Kreditgeber, Schuldeneintreiber/ Gerichtsvollstrecker und Sozialarbeiter fungieren.

mal vorausgesetzt das der Rattenschwanz der Nachahmer und Zugaufspringer rabiat gestoppt und verhindert wird,,sollte es in diesem Ausnahmefall doch möglich sein oder ?

hugo
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 03.11.2011, 21:21:34
"„…wenn ich Eure schwarzen Bilder so angucke dann will ich mal einen -nicht ganz ernst gemeinten Lichtblick- zwischenrufen
und fragen, ob wir uns nicht mal zurückversetzen sollten ins Jahr 1989/90.

Damals waren ca 60 Mio Westdeutsche bereit sich 15 Millionen Bürger eines -wie gram immer so schön formuliert- "total maroden Regimes" liebevoll an die Brust zu nehmen und bei und mit ihnen aus der Portokasse finanziert, blühende Landschaften zu schaffen.“ Hugo


Lieber hugo, ein Vergleich mit der ehemaligen DDR und anderen Ostblockländer verbietet sich von selbst, wie du selbst andeutest. Solidarität war gefordert und wird heute noch erbracht gegenüber den Transformationsstaaten Osteuropas.

Aus der „Portokasse finanzieren und liebevoll an die Brust drücken“ wie du formulierst, das war nicht der Fall, wird es in ähnlichen Situatione nicht sein. Du sprichst mich an. Ich habe damals mit mindestens 30 Jahren gerechnet und ich erinnere mich an viele Diskussionen, mit jungen Leuten vor allem, die nichts von der Vereinigung und den 17 MIO Menschen wissen wollten. Dagegen wandte ich mich. Der Weg war schwierig, aber vergleichsweise gute Ergebnisse sind heute sichtbar. Damit will ich hier keine Diskussion über Befindlichkeiten lostreten, hugo, und wie es hätte besser laufen müssen.

Griechenland heute – ich muss mich wiederholen, weil ich es schon früher schrieb – ist in keiner anderen Lage als die ehemals „maroden“ Ostblockstaaten. Von diesen jedoch sind große Aufbauleistungen erbracht worden. Ich erwähne nur Polen. Das ist von GR nicht zu erwarten. Tricksen, betrügen, zocken, verzögern, vertuschen, versprechen und nichts tun, das ist das Kennzeichem der classe politique dort. Es geht nicht nur um Aufbau eines Landes, um Reformen und Strukturveränderungen, sondern auch um eine breit angelegte Mentalititätsveränderung. Das wird viele Generationen dauern. Erfolg sehr ungewiss. Wie GR bei einer möglichen Rückkehr zur Drachme und einer erfolgten Abwertung seine Rohstoffe Maschinenimporte in USD und Euro etc bezahlen will, wäre schleierhaft, meinte ein Grieche hier im Land. Scheiße bleibt Scheiße, auch wenn du demokratisch-plebiszitären Puderzucker darüber streust. Ein Politiker muss wissen, dass kollektive Entscheidungen auch fehlerhaft sein können.


Ich habe mich übrigens im letzten Beitrag sehr zurückhaltend ausgedrückt. Der Kommentar in der heutigen Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten spricht eine andere Sprache. Ich zitiere:


„Vielleicht wird man in ein paar Monaten der Chance nachtrauern, dass Europa eine historische Gelegenheit verpasst hat, sich eines uneinsichtigen, handlungsunwilligen und unberechenbaren Pleitiers zu entledigen. Vielleicht kommen noch Wochen und Monate, in denen Europa müde und geschlagen feststellen muss, es wäre in jenen dramatischen Novembertagen 2011 besser gewesen, die Währungsgemeinschaft von ihren schmarotzenden Ausbeutern zu befreien.“

So weit wäre ich nicht gegangen. Aber es steht heute in der Zeitung. Die Dynastie der Papandreous in GR hat eine lange Tradition. Der Großvater des heutigen Premiers regierte schon das Land, der Vater ebenso und der Sohn heute. Die Opposition ist nicht besser.

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sittingbull
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf carlos1 vom 03.11.2011, 20:44:45
"Griechenlands Bürokratie und politisches System ist ein Saftladen ..."



"Alles geld was derzeit hineingeholfen wird, wird gnadenlos konsumiert."
geschrieben von gram



tatsächlich wird das geld allerdings gnadenlos zur tilgung der kredite bei den banken verpulvert
und das volk wird "ausgepresst wie zitronen" ...
ein "saftladen" ganz nach dem geschmack des "kapitals" .


sitting bull

hugo
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 04.11.2011, 09:48:08
die Währungsgemeinschaft von ihren schmarotzenden Ausbeutern zu befreien.“ (Carlos)

ja, danke für das Stichwort, ich würde diesen Begriff jedoch weiter und nicht ausschließlich auf die Griechen beziehen. Z.B ein Teil der Banken, ein Teil der EU-Fördermittelbezieher (z.B der Mist mit den Stillegungsprämien usw.) und die vielen anderen Schmarotzer welch z.B wegen Mangels Finanzkontrollen an der Steuer vorbei oder durch Panschereien an der Lebensmittelkontrolle vorbei, und und und,,reich werden..

vermutlich haste auch an die derzeitigen EU-Wackelkandidaten gedacht,,,die werden bald hell aufleuchten *g*

rein theoretisch rechnerisch kannste recht haben das es den Griechen für den Neuanfang gut täte, bei Null anzufangen, also Insolvenz mit allem Drum und Dran (ich bin darauf neugierieg wie das funktionieren könnte, denn Argentinien ist ja hierfür kein Vorbild)

Dann kommt jedoch auch die Moral dazu -also Dein Mentalitätsdinsda- und die fehlende Erfahrung in Sachen Ordnung, Disziplin bezüglich Steuerrecht und Staatsfinanzen,,,

ok, wenigstens da sollte Athen ne echte Hilfestellung erfahren und annehmen, damits eben nicht Generationen dauert. Und echt, damit meine ich das das "gemeine Volk" nach dem Sturz vom Neu-Anfang an, zumindest die Tendenz spürt, das der freie Fall beendet ist.

Aber noch sind sich unsere Experten und Scheinexperten nicht einig wie und was und wann, noch klammern viele am Bisherigen,,,und werkeln an den Symptomen,,,Wem kann man heute trauen ? Wer ist ehrlicher Experte und Wer selbstsüchtiger Lobbyist ?

ps hallo sittingbull,, Du hast wohl zu wenig Bankaktien im Depot weil Du deren Einnehmendes Unwesen so kritisch siehst ? *gg*
hugo
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 04.11.2011, 10:23:39
Heuer im Frühling erklärte mir ein Portugiese die portugiesische Mentalität. Vielleicht ist nicht so allgemein bekannt, mit welcher Wehmut auf die noch gar nicht so lange zurückliegende Kolonialzeit mit ihrer Macht und Herrlichkeit geschaut wird.

Seine Aussage ist folgende: Die Portugiesen haben zwar ihre (fast alle) Kolonien verloren, aber nun betrachten sie die EU als neue Kolonie.

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pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Hellas steht Kopf, und der griechische Premier Giorgos Papandreou tut so, als hätte er mit der vorworrenen Lage nichts zu tun. Er glaubt vielmehr, das Beste für sein Land zu tun.

Ich glaube beidem dreht es auch schon nicht mehr richtig. 2ter Berlusconi ?

Die Opposition bringt Papandreou mit seiner sturen Haltung auf die Palme.

„Papandreou ist ein Lügner und Betrüger.

Er führt unsere europäischen Partner systematisch an der Nase herum und er hat das Referendum nur ins Spiel gebracht, um die Zustimmung der Nea Dimokratia zu erschleichen.“

Mit diesen scharfen Worten griff Oppositionsführer Antonis Samaras am Donnerstag im Parlament an. Niemals habe er die Zustimmung zum Schuldenschnitt für Griechenland verweigert, fügte er hinzu und kritisierte erneut, dass Papandreou diesen Umstand gegenüber den übrigen Eurozonen-Regierungschefs verschwiegen habe. Samaras beschuldigte den Premier, dass dieser die Europäer ebenso wie das griechische Volk hintergehe, und zog sich danach mit seiner Fraktion demonstrativ aus dem Plenum zurück.
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
die agitprop läuft wie geschmiert. papandreou sei ein "Chaos-Premier". hinz + kunz fahren voll drauf ab und plappern das nach.

--
Wolfgang
Karl
Karl
Administrator

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von Karl
Sehr gut die heutige Karikatur von Stuttmann zum Thema.



Mit spitzer Feder lässt sich doch oft der wesentliche Punkt freilegen. Was wir im Moment erleben ist das Primat der Wirtschaft über die Politik.

Karl
Mitglied_5ccaf87
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 04.11.2011, 16:05:57
Vielleicht sollten wir noch einmal in Erinnerung rufen, das Staatsbankrotts gar nicht so selten sind und Deutschland in den vergangenen 90 Jahren selbst zwei erlebt hat. Dies geschah im Jahr 1923 und 1945. Jedes mal gab es eine Auferstehung. Ich wünsche Griechenland auch eine wirtschaftliche Wiedergeburt. Etwas besseres kann ihnen nicht passieren. Die Einzigen die dabei zu Schaden kommen sind die Gläubiger, also die Banken. Da trifft es aber keine Armen. Für das Volk kann es nicht noch schlimmer werden.

https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Staatsbankrott


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