Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

carlos1
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 16.06.2012, 11:14:54
"Die DDR hatte durchaus fähige Ökonomen (s. Schürer), aber
sie mussten vorsichjtig sein, weil die Ideologen und Ausleger der Klassiker (der heiligen Schriften) dominierten." carlos1

hugo: "weder war der Schürer ein Ass auf der Geige der Volkswirtschaftlichen Geniestreiche (auch an dem von Ihm unterzeichneten Bericht hatte er wohl wenig Anteil) Fachleute waren Schalk, Beil, Höfner und Donda.
dieser Bericht, durch Egon Krenz in Auftrag gegeben, strotzt ja auch nicht vor Wahrheiten und Realitäten, sondern es ging wohl darum Warnschüsse gegenüber der politischen Führung abzugeben um einen Kurswechsel einzuleiten."


hugo, ich habe auf Schürer verwiesen mit "s. Schürer". Damit meinte ich die Mitverfasser, die im Bericht genannt wurden. Ich ging davon aus, dass es eine Gemeinschaftsarbeit war mit richtigen Erkenntnissen übrigens. Die verdeckte Inflation nannt ich früher bereits. Im Bericht ist auch die verdeckte Arbeitslosigkeit verschlüsselt genannt. Aus Briefwechslen mit DDR-Bürgern fiel uns immer auf, dass die langen Schreiben während der Arbeitszeit verfasst wurden, dass auch während der Arbeitszeit eingekauft oder Dienstleistungen wie Friseur etc in Anspruch genommen werden konnten. Grund: Der Materialfluss stockte. Bezahlt wurde die Anzahl der abgearbeiteten Stunden trotzdem, jeder fand Beschäftigung auf Kosten des Staates.


Woher sollen hohe Auslandsschulden kommen, wenn die DDR keine konvertierbare Währung hatte? Nur die Bundesrepublik kam in Frage für Kredite. Die DDR-Wirtschaft war auf den Comecon/RGW ausgerichtet, eine Art verlängerte Werkbank der Sowjetwirtschaft. Die abgeblätterten Fassaden vieler Häuser, die fehlenden Investitionen im Produktivbereich sind Anzeichen für unterlassene Investitionen. Die Tristesse fiel schon gar nicht mehr auf, eben weil alles trist war. Funktionäre zeigten uns stolz Gebäude an denen die Fassade abblätterte.

Wenn ich zynisch wäre, würde ich das eine "Disproportion" (s. Schürer) oder ein "Ungleichgewicht" zischen Notwendigkeit eines Erhaltungsaufwands und dem real existierenden Zustand nennen. Es mangelte an Material, an Willen. In einer Stadt betrachtete ich nach der Wende die Häuser am Marktplatz. Schöne alte Bauten. Die Dachstühle waren zerfallen. Der Regen lief in die oberen Geschosse. Alles im Übergang zum Ruinenstadium. Der Abriss wäre als Nächstes in einigen Jahren erfolgt.

c.
hugo
hugo
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 17.06.2012, 09:20:41
hallo carlos,,
ja die private "Wertschöpfung" während der gesellschaftlich notwendigen Schaffenszeit" ,,das war tatsächlich hin und wieder ein Thema.
Ein DDR-Witz endete ungefähr so . Wenn man in einer Laubenpieperkolonie rufen würde: "Alles was aus den Betrieben X, Y, u. Z stammt raustreten" dann würden viele Datschen zusammenfallen.
und dann gabs noch das Motto : Honecker hätte gesagt: "Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr herauszuholen" was dann zu o.g. Zuständen führte.

ich kenne das aus der Landwirtschaft da war es üblich, das man für private Transporte den betriebseigenen Traktor nutzen konnte,,,hab ich übrigens beim Hausbau öfter in Anspruch genommen.

man sollte aber fairerweise dazu sagen das die LPG die Arbeitskraft fast ohne Gegenwert nutzen konnten,,die Löhne waren aus heutiger Sicht eine Lachnummer
,,für 10 Stunden härtester Arbeit (z.B Kali mittels umgehängter Düngermolle über die Felder tragen und mit der Hand breitwürfig streuen und auf unseren Äckern gings hügelig zu,,) gabs ca eine bis 1,5 Einheiten,,und unsere Einheiten lagen anfänglich bei unter 7 Ostmark ausgezahlt (rechnerisch sogar bei minus 12 Ostmark)


Wer sich etwas besser stellen wollte schaffte zusätzlich mittels individueller Landwirtschaft und bekam dafür ein bisschen Naturalien.

In den Betrieben in denen ich später tätig war, besonders im KKW wurde peinlichst darauf geachtet das keine Materialien ohne Bezahlung oder gar unkontrolliert das Werk verließen,,,für ein paar Eisenrohre musste ich kraftwerksuntypischen Schrott als Gegenleistung abgeben. Man bekam dafür einen Beleg der zusammen mit dem Materialpassierschein über die gekauften und bezahlten Materialien zur privaten Nutzung berechtigte.

das schloss natürlich nicht aus, das in den Werkstätten hin und wieder Reparaturen privater Geräte erfolgten oder gar ein neuer Gartengrill das Licht der Welt erblickte. *g*

Woher sollen hohe Auslandsschulden kommen, wenn die DDR keine konvertierbare Währung hatte?(carlos)
ja das haste gut erkannt,,wenn nur Jeder in solchen Diskussionen diesen Fakt zu Herzen nehmen und nicht immerzu diese blöden anderslautenden Behauptungen verbreiten würde,
die DDR war nicht mal Zahlungsunfähig,,die hat bis zuletzt jegliche Forderungen bedienen können.

was ich Dir aber unbesehen abnehme und bestätige, war der unbefriedigende Zustand der Häuser, der Fassaden, der Dächer, waren hoher Sanierungs- und Investitionsstau usw. ,

,natürlich dem Mangel an Material und Arbeitskräften geschuldet,,
ist die nachlassende Investitionstätigkeit, ist das Konsumieren auf Koste der Substanz,,und aus dieser Not heraus wurden zusätzlich unökonomische Entscheidungen getroffen z.B Lizenzen und Patente wegen ein paar Westmark verhökert, anstatt hochmoderne Fertigprodukte zu verkaufen,,

aber das Alles ist ja heutzutage -wo es das genau Gegenteil nämlich Überfluss an Mensch und Material gibt- fast ausschließlich ein Finanzproblem.

Man braucht sich nur umzusehen,,es gäbe Arbeit für viele Millionen zusätzliche Arbeitskräfte,,
und dementsprechend die Möglichkeit des Abbaus der vielen unnützen bzw unproduktiven Kräfte die ausschließlich in Büros sitzen und gewaltigen und teuren Aufwand betreiben um das immer knapper werdende Geld zu verwalten und dabei einen guten Schnitt zu machen.,,und das nicht nur in Deutschland sondern europaweit,,
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.06.2012, 18:00:24
"Ein bissl Finanzkunde 1-1/4 Stunden
Linktipp: "Europa im Abgrund" Die Eurokrise - Prof. Dr. H. Flassbeck 07.03.2012 " digizar


Hallo digizar, es wäre gut, wenn du bei solch langen Vorträgen über volkswirtschaftliche Zusammenhänge den Inhalt zusammenfassen könntest. Es ist keine Einladung zu einer Diskussion, wenn nur ein sehr langer Vortrag eingestellt wird. Ich habe den Vortrag mit Interesse gehört, aber nach 39 Min war Schluss. Ein Anrufer unterbrach die Sitzung.

Grundsätzlich ist richtig, wenn Flassbeck in seinem Vortrag feststellt, dass in Talkshows die komplexen Zusammenhänge nicht dargestellt werden können. Deshalb hält er Vorträge. Gut.

Er geht im Vortrag davon aus, was eine Währungsunion ist. Er definiert sie vom Ziel her: Sie hat die Aufgabe die Inflationsrate niedrig zu halten. Er verweist auf die Zielkorridore der EZB, die im Schnitt 1.9% über die Jahre gerechnet ergeben. Frkrch hat, wie er nachweist genau im Zielkorridor gelegen, Dtld mit 0,9% erheblich darunter und die südlichen peripheren Staaten der Eurozone liegen erheblich über dem Zielkorridor. Ziel nicht erreicht, weil die Infl.raten auseinanderklaffen. Die Gewerkschaften begründen jedoch ihre Lohnforderungen mit erheblich höheren Preissteigerungsraten in Dtld.

Die Frage ist aber, ob die Eurozone der Währungsunion mehr ist als nur eine Antiinflationsgemeinschaft mit der EZB als Speerspitze.

Der Bestimmungsgrund (die Determinante) für die Inflationsrate sei die Produktivität. Sie sei in Dtld in den letzten Jahren durch Lohnverzicht gestiegen (Beweis: Stagnierender Privatverbrauch) . Richtig.

Davon ausgehend ergibt sich für ihn die Folgerung, dass deutsche Güter billiger werden. Ein Mercedes werde gegenüber einem Peugeot vorgezogen, weil er billiger sei: Der bekannte Vorwurf des Lohndumping. Umgekehrt würden die Autos der Anbieterstaaten teurer (Gegenfrage: Welche Autos bietet Portugal oder GR zum Kauf in DTld an). Die Produkte Griechenlands (Olivenöl, Schafskäse, Textilien, Gemüse) werden teurer, sind aber meiner Erfahrung nach auf dem dt. Markt konkurrenzfähig, obwohl sie einen - wie behauptet - relevanten Wettbewerbsnachteil erleiden. Kritik: Die Gegenüberstellung von Luxusautos und Agrarprodukten sind das bekannte Beispiel, wo Äpfel mit Birnen verglichen werden.

Der Ausgangspunkt in der Argumentation ist schwach, um nicht zu sagen unbrauchbar und in einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung nicht zulässig. Es gibt nicht nur ein wirtschaftliches Ziel, das die Wirtschaftspolitik verfolgt. Es gibt deren Dutzende, die angestrebt werden müssen/müssten.

Deshalb werden Ziele hierarchisiert (= nach ihrer Wertigkeit eingestuft) und aus allgemeinen Ordnungsvorstellungen(Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit etc.) abgeleitet. Nach dem Stabilitätsgesetz von 1967 gibt es die im magischen Viereck festgehaltenen vier großen Ziele für eine Wirtschaftspolitik:

Hoher Beschäftigungsstand
Stabiles Preisniveau
Angemessenes Wirtschaftswachstum
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht



Diese Ziele wären einzeln und für sich gut erreichbar, aber die Verfolgung aller Ziele führt dazu, dass andere nicht mehr oder nicht mit ausreichendem Erfolg erreicht werden können (deshalb "magisches" Viereck). Wer Wachstum haben will und Milliarden für ein Konjunkturprogramm ausgibt (dazu noch auf Kredit), muss gewärtigen, dass das Preisniveau sich erhöht. Wachstum auf Kosten der Inflation. Die Ziele sind für einander kontraproduktiv.

Dtld hat global gesehen einen leichten Überschuss in der Zahlungsbilanz. Auf die Eurozone gerechnet ist der Überschuss höher. Die Zahlungsbilanzüberschüsse, auf die der Professor sich wohl bezieht sind noch höher (ich schreibe aus dem Gedächtnis, prüfe nicht nach). Das Ziel Preisniveaustabilität in Dtld ist in etwa erreicht, sie lag in letzter Zeit über dem Zielkorridor von 1,9%, entgegen der Aussage Flassbecks. Die gefühlte Inflation ist bei jedem von uns höher als die offiziell festgestellte. Es gibt genügend Beiträge im Forum dazu.

Der Hinweis Flassbecks auf den lange stagnierenden Privatverbauch sind richtig, ebenso auf die unverhältnismäßig angestiegenen Einkünfte aus Unternehmenstätigkeit. Anhand solcher Grafiken lassen sich Zusammenhänge gut darstellen, wenn man sich bemüht einfache Sätze zu verwenden. Allzu sehr darf man aber auch nicht vereinfachen, sonst wird die Grundtendenz falsch.

Im Folgenden beziehe ich mich nicht mehr direkt auf den Vortrag des Professors, den ich nur 39 Min verfolgen konnte.

Die Probleme in der Eurozone sind nicht entstanden aus der auseinander klaffenden Schere zwischen den Zielkorridoren der Inflationsraten innerhalb der Eurozone und den außenwirtschaftlichen Schieflagen der Südstaaten, sondern im Rückgang der Produktivität, fehlender Modernisierung, Ungleichgewichten im Staatshaushalt (insbes. auch in Frkrch, aber auch in Dtld) etc. Dadurch erst erscheint das sehr durchschnittliche deutsche Maß als "gewaltig". Unter Blinden ist der Einäugige König, so könnte ma ndie deutsche Rolle in Europa beschreiben

Die angestrebte Preisstabilität, wofür die EZB verantwortlich zeichnet, ist gelungen, Aber wie es scheint, betrachten immer mehr Leute die Eurozone als eine Zone ökonomischer Selbstbefriediger. Maßstab kann aber nur die Leistung und Wettbewerbsfähigkeit im globalen Maßstab sein, sonst nimmt niemand mehr die Europäer ernst. Damit würde die Eurozone eine Zone ökonomischen Dahinsiechens. Das Beispiel China, das hugo ins Spiel gebracht hat ist ein Nachdenken wert.






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pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf carlos1 vom 17.06.2012, 11:39:53

Die Probleme in der Eurozone sind nicht entstanden aus der auseinander klaffenden Schere zwischen den Zielkorridoren der Inflationsraten innerhalb der Eurozone und den außenwirtschaftlichen Schieflagen der Südstaaten, sondern im Rückgang der Produktivität, fehlender Modernisierung, Ungleichgewichten im Staatshaushalt (insbes. auch in Frkrch, aber auch in Dtld) etc. Dadurch erst erscheint das sehr durchschnittliche deutsche Maß als "gewaltig". Unter Blinden ist der Einäugige König, so könnte ma ndie deutsche Rolle in Europa beschreiben

Die angestrebte Preisstabilität, wofür die EZB verantwortlich zeichnet, ist gelungen, Aber wie es scheint, betrachten immer mehr Leute die Eurozone als eine Zone ökonomischer Selbstbefriediger. Maßstab kann aber nur die Leistung und Wettbewerbsfähigkeit im globalen Maßstab sein, sonst nimmt niemand mehr die Europäer ernst. Damit würde die Eurozone eine Zone ökonomischen Dahinsiechens. Das Beispiel China, das hugo ins Spiel gebracht hat ist ein Nachdenken wert.


Hallo carlos1

So sehe ich es auch, die gesamte EU Zone leidet an einer wirtschaftlichen Schieflage, innerhalb der EU haben sich die Märkte zu einem großen Teil verabschiedet in den asiatischen Raum, sowie in die Schwellenländer.

Wir die EU Bürger haben es noch immer nicht kapiert wenn der finanzielle Input nicht mehr in dem gewohnten Maß gegeben ist, daß dann der Output (sozial Leistungen) nicht mehr im vollen Maß vorhanden sind (Renten, Löhne usw.)

Was kann man tun ?? EU weit noch billiger produzieren, der nächste Schritt wird zu einem weiteren Erwachen beitragen wenn Europa mit guten Asiatischen Autos überschwemmt wird .

Per Zufall hatte ich mit HUAWEI zutun, wenn du auf diese Site googlen gehst, dann ist man baff wie China es schon in der Kommunikation weit voran getrieben, anbei findest du ihre Produktions Zahlen, welche trotz Krise in Europa schnurstracks nach oben klettern.

Phil.
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf carlos1 vom 17.06.2012, 11:39:53
"Ein bissl Finanzkunde 1-1/4 Stunden
Linktipp: "Europa im Abgrund" Die Eurokrise - Prof. Dr. H. Flassbeck 07.03.2012 " digizar


Hallo digizar, es wäre gut, wenn du bei solch langen Vorträgen über volkswirtschaftliche Zusammenhänge den Inhalt zusammenfassen könntest. Es ist keine Einladung zu einer Diskussion, wenn nur ein sehr langer Vortrag eingestellt wird.






Ich habe diesen Vortrag mit Gewinn gehört. Eine Zusammenfassung würde mE nicht viel bringen.
Man sollte sich die Zeit dafür nehmen.

Da ich die Diskussion hier nicht ständig verfolgt habe, kann ich nicht eisteigen.
Flassbecks Ausführungen stellen eins ganz klar: Währungsunion Auch Deutschland verletzt das Inflationsziel

Europa im Abgrund

Deutschland müsste mit höheren Lohnsteigerungen den anderen Ländern über einen langen Zeitraum die Möglichkeit geben, ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen

LG
Mareike
carlos1
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Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Mareike vom 17.06.2012, 12:20:11
"Die Inflationsraten der einzelnen Länder entwickelten sich hingegen massiv auseinander; die südeuropäischen waren zu hoch, die deutschen zu niedrig. Die Güterpreise sind so fortgesetzt auseinander gelaufen, konstatiert Flassbeck. Zwischen Deutschland und den Südeuropäern liege der Abstand dadurch inzwischen bei 30 Prozent. "So kann eine Währungsunion nicht funktionieren."

Kernproblem sei die Entwicklung der Lohnstückkosten, erläutert der Ökonom. Deutschland ist mit der Lohnentwicklung stark zurückgeblieben. "Das bestimmt die Preise ganz zentral, und diese bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften." Vor dem Euro habe es ausgeglichene Handelsbilanzen gegeben; unmittelbar nach dem Beginn der Währungsunion seien Deutschlands Exportüberschüsse dramatisch gestiegen, weil Deutschland die Abnehmerländer seiner Produkte preislich zunehmend unter Druck gesetzt habe." s. Link bei mareike


Danke mareike,
irgendwie erinnern mich hier Diagnose und Heilmethode des kränkelnden Euro an das Mittelalter. Krankheit wurde nach der Lehre des römischen Arztes Galienus erklärt als falsche Mischung der Körpersäfte, die nicht mehr in Harmonie zueinander stünden. Bei jeder Krankheit wurde deshalb bis in die frühe Neuzeit ein Aderlass empfohlen. Damit die Saftmischung wieder stimmt.

Eine analoge Methode wird hier angepriesen.

Inflation wird nicht nur verursacht durch niedrigere Lohnstückkosten relativ zu anderen Ländern, sondern vor allem auch durch die Vermehrung der Geldmenge in den Düdstaaten, also durch Kreditaufnahme. In der Eurozone hält sie sich wegen der Größe des Gebietes insgesamt in Grenzen und vor allem wegen der globalen Konkurrenz. Der Preisüberwälzungsspielspielraum für Industriegüter ist nicht mehr gegeben wie in vergangenen Jahrzehnten, wegen der immer stärker werdenden Globlalisierung. Einfach nur undifferenziert von Gütern zu sprechen ist nicht zulässig.

Es macht keinen Sinne Agrarprodukte mit Industrieprodukten zu vergleichen, weil die Bestimmungsgrößen von deren Preisen jeweils andere sind. Schlechte Ernten verändern Preise. Rostoffpreise haben andere Bestimmungsgründe

Selbst in Dtld gibt es in verschiedenen Bundesländernm unterschiedliche Preise für Güter und Dienstleistungen. Die Handelsbilanz allein ist auch nicht ausschlaggebend für die Bewertung, vielmehr die Zahlungsbilanz, die auch die Dienstleistungen mit einbezieht.

Die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtsachaft wird vor allem durch ihren technischen Stand, ihre Ausrüstung, und Ihre Innovatiionsbereitschaft bestimmt. Industrien, die es in der südlichen Periopherie nicht gibt, können mit dem Industriestandort nicht konkurrieren, weil kein Angebot zur Verfügung stand. Die Gelder, die von der EU für Modernisierung zur Verfügung gestellt wurden, wurden verprass oder nicht genutzt. Man lebte auf Kredit. Deshalb die Inflation. Heute im Presseklub kurz gehört: Die KfW vergibt günstige Darlehen an Investoren in Gr. Seit Monaten liegt das Programm auf. Ein (In Ziffern: 1) Investor hat sich bisher gemeldet. Im Energiebereich wäre GR interessant (Solarindustrie!). Eon hat kein Interesse.


Überhaupt kann wie früher erwähnt nicht ein wirtschaftspolitisches Ziel - annähernd stabiles Preisniveau - Anspruch auf Alleingeltung haben.


Preislich hat Dtld die Partnerländer nicht unter Druck gesetzt. Das ist Unsinn. Die asiatische Konkurenz setzt uns unter Druck. Die Preisgestaltung deutscher Produkte unterliegt anderen anderen Kriterien im Ausland. Fast 60% des dt. Exports geht nicht mehr in die Eurozone. Autos sind am teuersten in Dtld. Anderswo verkaufen dt. Firmen ihre Autos billiger. Die Zeche zahlen dt. Verbraucher bei angeblich niederigerem Preisniveau. Lohndumping? Dt. Medikamente sind im Ausland wesentlich billiger. Trotz des höheren Preisniveaus in GR zahlte ich bei meinem letzten Urlaub in einer griechischen Apotheke rund 40% weniger für das gleiche deutsche Medikament.Natürlcih ist auch das durchschnittliche Einkommen in anderen Ländern niedriger. Deshalb diese Preisgestaltung, so vermute ich. Viele Produkte im Supermarkt sind in Ostdtld billiger als in der Region mittlerer Neckar.


Dtld kann sich nur noch in Nischen behaupten. Die Eurozone wird abgehängt, wird uninteressant. Die Anpassung an Versager führt nur zur unteren Mittelmäßigkeit des Ganzen.


Im Presseclub heute gehört: Arbeiter in der Energiebranche in GR erhalten das Gehalt eines deutschen Abteilungsleiters. Gehört im Presseklub. Ich kann es nicht glauben. 14 Monatsrenten, mit 50 oder 55 in Rente. Alles sooo gut und schön. Privilegienwirtschaft? Das Auseinanderklaffen zwischen Anspruch und Leistungfähigkeit führt auch zur Inflation. Das durchschnittliche Einkommen in GR war jedoch auch vor der Krise zu nieder.

Sinn macht die Analyse dort, wo die Stärkung des Privatverbrauchs in Dtld gefordert wird. Das ist aber ein langwieriger Prozess.

Das Einuíge, was in dieser Situation noch helfen könnte, wäre eine Diskussion über eine politische Union mit zentralen Kontrollfunktionen. Sie allein könnte helfen.


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Mitglied_bed8151
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Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Aufschub. Zeit zum Luftholen. Laut "WSJ" (Linktipp) arbeiten die möglichen Koalitionäre Nea Dimokratia (ND) und Panellinio Sosialistiko Kinima (PASOK) an einem Brief an die EURO-päer. Sie bitten darin, so heißt es, um zwei Jahre mehr Zeit, um die vereinbarten Sparauflagen umzusetzen. - Meine Meinung: Man wird ihnen die Zeit geben müssen, soll die Koalition zustande kommen. Ansonsten droht Neuwahl.

--
Wolfgang
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.06.2012, 11:28:44
Wenn man ihnen aber soooo lange Zeit gibt, darf man ihnen keine weiteren Milliarden mehr schicken. Sonst ist nach 2 Jahren wieder eine andere Regierung am Ruder, die dann einfach sagt: "Diese von unseren Vorgängern verpufften Milliarden gehen uns nix mehr an!"
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 19.06.2012, 17:38:58
es wären dann vier jahre (ab jetzt gerechnet). zwei jahre sind bereits abgemacht; um zwei jahre obendrauf geht es den koalitionären. kommt das zugeständnis nicht, würde die neue griechische regierung (so sie überhaupt zustande käme) nicht lange bestand haben. - es geht kein weg daran vorbei: zugeständnis oder neuwahl (die die EURO-päer noch mehr in die bredouille bringen würde).

--
Wolfgang
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 17.06.2012, 12:19:12
"Wir die EU Bürger haben es noch immer nicht kapiert wenn der finanzielle Input nicht mehr in dem gewohnten Maß gegeben ist, daß dann der Output (sozial Leistungen) nicht mehr im vollen Maß vorhanden sind (Renten, Löhne usw.)" phil


Hallo phil,
input und output sind eine Umschreibung dafür, dass nur das verbraucht werden kann, was vorher produziert worden ist. Die liebgewordenne Vorstellung vieler Politiker, dass es immer jemanden gibt, in dessen Portemonnaie man greifen kann, um eigene Wünsche zu erfüllen, führt nicht weit. In der Fachsprache nennt man das Transferunion. Wer sic hdarauf verlassen darf, dass immer andere die Löcher im Haushalt stopfen, bemüht sich nicht mehr. Genau das erleben wir in Dtld, das in seinem föderalen System eine Transferunion ist.

Die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Staaten der Eurozone sind die Ursachen der Schieflage der Eurozone. Die Bereitschaft zur Behebung dieser Schieflage fehlt. Die Gelder, die seit Jahrzehnten geflossen sind, wurden nicht angemessen genutzt. Ohne radikale Reform (politische Union, Fiskalunion und strenge Regeln für eine Kontrolle der ausgaben) scheitert die Eurozone.

Chinas Leistungsfähigkeit beruht auf harter Arbeit. Die Folgen sind Ausbeutung der Arbeitskraft, soziale Ungleichheit, Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich, Umweltzerstörung, Massenarbeitslosigkeit, eine beispiellose Immobilienblase. Aber die Chinesen sind im Gesamt sehr erfolgreich auf den Weltmärkten, sind sehr lernfähiog und sehr fleißig.

Asien erlebt im 21. Jhd seinen Aufstieg. Europa seinen Abstieg. Dieser Abstieg hat erst begonnen.


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