Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Marija vom 08.12.2011, 23:38:35
Ich frage mich immer wieder :
Warum ist es unmöglich Dinge und Entwicklungen zu vermeiden, die lange vorhersehbar sind ?
Marija

mein versuch einer antwort...

der status quo, die überbordende verschuldung, der sterbende EURO, das auseinanderbrechende EURO-pa, ist nicht für alle der gottseibeiuns. die gläubiger zum beispiel leben gut von den schuldnern. sie können sich sicher sein, dass ihnen im fall des falles geholfen wird, und sei es um den preis einer galoppierenden inflation. den schuldnern geht es auch gut, so lange, wie auf ihre schulden neue schulden draufgepackt werden.

showbizz

das system lebt. noch lebt es. dass es krachend kollabieren wird, will niemand hören. deshalb lügen sie sich alle gegenseitig an und sprechen vom EURO, der nie, nie, nie sterben wird. irgendwann glauben sie ihren eigenen lügen.

--
Wolfgang

carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Marija vom 08.12.2011, 23:38:35
"Ein halbes Jahr ist inzwischen vergangen .
die Krise verschärft sich täglich.

Inzwischen wird ganz öffentlich, z.B. eben bei M.Illner ein "Kerneuropa" nicht mehr ausgeschlossen. Man rechnet also bereits mit dem Zerfall.

Die großen Konzerne rechnen bereits den worst case durch, die Währungsreform.

Ein großer Zocker nannte bereits vor einigen Wochen den 09. Dezember 2011 als den Tag der Entscheidung.
Das ist der morgige Tag.

.......vom Krisengipfel ist nichts
Gutes zu hören, außer, dass das Essen stimmt.

Du sprachst vom Erstarken der radikalen Kräfte.....alles da.

Ich frage mich immer wieder :
Warum ist es unmöglich Dinge und Entwicklungen zu vermeiden, die lange vorhersehbar sind ?
Marija"


Marija, jede/er reagiert unterschiedlich auf Krisen. Der eine sieht ein Gemetzel, die andere sich ständig verschärfende Krisen. Andere wiederum ziehen es vor ruhig zu bleiben, schreiben weniger aufgeregt, was aber nicht heißt, dass sie nicht verstehen, dass es Gründe gibt sich Sorge machen zu müssen. Demokratie funktioniert so lange gut, wie keine radikalen Kräfte auftreten, die an Emotionen appellieren, große Versprechungen machen und genial einfache Lösungen wirksam in aller Kürze anbieten. Die Gefahr auf simple Lösungen für komplexe Probleme ab zufahren ist groß, sie ist immer groß. Diese Stimmen gibt es immer. Der frz. Journalist und Publizist Renan sprach von der Demokratie als einem „plébiscite de tous les jours,“ Demokratie sei also tägliche Volksabstimmung.

Die Warnungen beim Einstieg in den Euro waren unüberhörbar. Der Vertrag von Maastricht war kein Monument der Vollkommenheit. Politik ist aber nicht mehr aktionsfähig, wenn alle Risiken ausgeschaltet werden. Es gibt keine vollkommene Sicherheit, dass alle Hoffnungen und Erwartungen voll und ganz in Erfüllung gehen.

Die Erwartungen an die gemeinsame Währung waren in verschiedenen Ländern verschieden. Wir Deutsche sahen im Euro einen Einstieg in eine Erweiterung und Vertiefung Europas. Für Frankreich stand die Abschaffung der dominanten DM und die Reduzierung des starken wirtschaftlichen Gewichts Dtlds im Vordergrund. Großbritannien sah in Europa eine Freihandelszone. Europa als Bazar also. Die unterschiedlichen Stärken der einzelnen Wirtschaftseinheiten der Eurozone waren bekannt, sie sollten angeglichen werden mit viel Geld, wie schon seit Jahren. Manche ahnten, dass die Mafia (ein gigantischer Konzern damals mit 360MRD Umatz) auf den Euro wartete und mit ihm die niedrigeren Kreditzinsen zu einem Dolce-Vita-Extrem führen könnten. Über das Ausmaß des Misstrauens gegenüber einem vereinten Dtld in Frkrch und Großbrit. 1989 und 1990 machen wir uns ach keine Vorstellung mehr heute. Deshalb lohnt es sich die offiziellen Verlautbarungen etwa Mitterands bei seinem Besuch in der Ukraine und kurz vor Weihnachten 1989 (!!) in der DDR nachzulesen. Er trat als der große Fürsprecher des Status quo in Europaauf, und damit als Fürsprecher für den Fortbestand der DDR. Honecker war damals schon längst als Generalsekretär der SED abgelöst. Sogar einen Jugendaustausch mit der DDR schlug er vor. Einen besseren Fürsprecher für die DDR als Mitterand, den engsten Verbündeten Kohls, gab es nicht. Frz. Staatsraison ging über alles, der Dtld-vertrag von 1952, der ausdrücklich ein engagiertes Eintreten für die deutsche Wiedervereinigung der Westalliierten, also auch Frkrchs, ausdrücklich vorsah, blieb außen vor. Fazit? Verträge gelten so lange, wie die maßgebenden Interessen, die Staatsraison, es zulassen. Die Einführung des Euro, schon längst in den Planungsabteilungen in Brüssel vorbereitet (Delors), war die Folge. Die Abschaffung der DM und des bis dahin gut funktionierenden Systems sich anpassender Wechselkurse im Europ. Währungssystem (EWS), sollte das Ende des Diktats der Dt. Bundesbank in Europa sein. Für das Prinzip Hoffnung, alles werde schon gut gehen, und mit der Aussicht auf eine spätere Vertiefung der Eurozone mussten wir uns abfinden. Idealismus und hoffnungsfrohes Erwarten führten also auch zu dem heutigen Desaster. Idealistisches Eintreten für große Ziele kann gefährlich sein. Es wurde in Kauf genommen, dass unterschiedlich leistungsfähige Volkswirtschaften in einer Währungsunion zusammengefasst wurden. Der Euro als Klammer. Genau das ging schief, weil es wegen des Euro keinen Mechanismus mehr gab, der es unterschiedliche Wirtschaften erlaubte, durch Abwertung wieder wettbewerbsfähig zu werden.

Die Spaltung Europas in ein leistungsfähiges Kerneuropa und eine Südschiene ist die Konsequenz. Das Verhalten der Briten muss nicht enttäuschen. Ihr Versuch, Privilegien für die Finanzindustrie derf LondonerCity herauszuschinden weist auf das bisher gewohnte Geschacher hin. GB wird nicht zustimmen zu mehr Haushaltskontrollen. 23 von 27 EU-Staaten werden mitmachen. Manchmal kann ein Verlust auch ein Gewinn sein.

Griechenland ist nach einem Bericht der OECD reformunfähig. Im Vorwort des Berichts der OECD heißt es:

"Das allgemeine Fazit dieses Berichts lautet, dass die Dringlichkeit einer Reform des Regierungsapparates in GR ….gar nichtstark genug betont werden kann.“ Nach OECD-Angaben fehlen zentrale Datenbanken, Akten und „die Fähigkeit, Informationen aus Daten herauszulesen – wenn Daten überhaupt vorhanden sind.“ Zit nach Stuttgarter Zeitung 9.12.2011. Seite 12


50% der Griechen arbeiten im öffentlichen Dienst.

Es ist die Frage, wie wir mit solchen Fakten umgehen.




Marija
Marija
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von Marija
als Antwort auf carlos1 vom 09.12.2011, 11:27:41
Hallo carlos,

dein ausgezeichnetes post enthält viele markante Fakten, die im Einzelnen Stoff für eine Erörterung bieten.

Ich gehe mal nur auf Griechenland ein.
Und da ich weder Politologin noch Historikerin bin, bitte ich dich herzlich, mir meine "hausfrauliche" Betrachtungsweise nicht übel zu nehmen.

Griechenland hat eine gänzlich andere Historie als Mitteleuropa.
Der Staatsbetrieb ist, im Gegensatz zu dem der Deutschen, mehr oder weniger eine "Still-Mama" - kein demokratischer Apparat, der in gegenseitiger Verpflichtung und Verantwortung läuft.
Viele Griechen sagten mir, dass man dem Staat nicht vertrauen kann, dass er zunächst seine eigenen Leute bedient und versorgt - und im Umkehrschluss, dass es somit sinnvoll ist, eigene Leute einzubringen. So wuchs die Beamtenschaft permanent.
Die Griechen waren und sind immer findig und listig im Auffinden von Erwerbsschlupflöchern.
Im Schulbereich z.B., der sehr schlecht bezahlt wurde/wird, ist liebloser, schlechter Unterricht Programm und Absicht, weil man durch Nahhilfe nachmittags mehr verdient / selbst lange Jahre miterlebt !


Dennoch werde ich mir niemals eine böse Kritik über dieses Verhalten gestatten.
Denn ich weiß aus eigener Anschauung und aus jahrelangem Erleben, dass der griech. Mittelstand stets ums Überleben kämpfen musste.
Die Reichen setzten sich schon immer ab und schöpften alles ab.

Dies ist nur ein ganz winziger Aspekt der Eurokrise.
Und meiner Meinung nach sind die Griechen nicht schuldig.

Schuldig in meinen Augen ist Goldman Sachs - der " Arm Gottes".................

Marija


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Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Moody's cut BNP Paribas and Crédit Agricole's long-term debt ratings by one notch to Aa3 and SocGen one notch to A1, giving all three banks negative outlooks." (linktipp)

--
Wolfgang
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Dieser EU-Gipfel markiert eine Zäsur:

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in der Eurozone komplett durchgesetzt - und ist doch total gescheitert.

Denn noch während das Brüsseler Treffen lief, schossen die Zinsen für Italien in die Höhe. Für die Investoren ist also klar, dass die Eurokrise weiter eskaliert.

Die Finanzmärkte mögen zwar oft irrational sein, doch diesmal liegen die Investoren genau richtig.

Angela Merkel schaufelt am Grab der Eurozone.

Mit der ganzen ökonomischen Macht, die Deutschland verkörpert, hat sie nun durchgesetzt, dass europaweit eine rigide Schuldenbremse gilt.

Das ist einfach Wahnsinn. Denn die Eurozone befindet sich bereits in einer Rezession, und auch in Deutschland schrumpft die Wirtschaft.

Wenn jetzt auch noch europaweit gespart wird, dann verstärkt sich der Abschwung ungebremst. Am Ende sind die Defizite größer, nicht kleiner.

Genau davor haben die Investoren Angst. Zu Recht.

Phil.


carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 09.12.2011, 18:53:50
"Die Finanzmärkte mögen zwar oft irrational sein, doch diesmal liegen die Investoren genau richtig.

Angela Merkel schaufelt am Grab der Eurozone." phil


Die Ankündigungen zur Schaffung von mehr Stabilität greifen nicht durch sofortiges Handauflegen bereits am Nachmittag der Beschlüsse von Brüssel, sondern sind Maßnahmen die in der Zukunft mittel- und langfristig Wirkung entfalten. Vor Ablauf einiger Monate ändert sich nichts. Ich kann in den Reaktionen der Zockerkommune in der Vergangenheit wenig Verstand erkennen. Sonst hätten die Penner schon viele Jahre vorher reagieren können und müssen. Erst recht nicht ist auf die trostlosen Bubis in den Rating-Anstalten der USA Verlass. Sie machen Fehler und müssen sich entschuldigen wie im Fall Frkrch vor einigen Wochen. Die Lage hatte isch vor den Beschlüssen der latzten Nacht nicht geändert und trotzdem drohte eine Abstufung der ganzen Eurozone. Nicht mehr nachvollziehbar. Verständlivch nur, wenn es als direkte Einmischung in einen laufenden politischen Prozess und dessen Meinungs- und Entschlussbildung gedacht ist. Das wäre eine provokante unzulässige Einmischungindie Politik.

Die Beschlüsse von Brüssel bieten die Chance zu solidem Wirtschaften. Wenn das gelingt, besteht die Möglichkeit, dass sich die Lage an den Märkten beruhigt.

Die Politik musste handeln. Hätte sie nichts getan, wären die Vorwürfe noch viel härter gewsen.

Die EZB muss in den nächsten Monaten für die notwendige Liquidität im Finanzsystem sorgen. Es wird wie Draghi ankündigte zu einem begrenzten Aufkauf von faulen "toxischen" Anleihen kommen. Die EZB wird dafür Sorge, dass dasGeld wieder "abgesaugt" wird. Der Leitzins wurde von der EZB bereits gesenkt.

Es sind im Überschwang in den letzten Monaten im Zusammenhang mit griechischen Anleihen gravierende Fehler begangen worden, die die Investoren abschrecken. Kein Investor wird Geld investieren, wenn er das Gefühl hat, dass mit leichter Hand ein Schuldenschnitt vorgenommen wird. Debatten über Gerechtigkeit haben ihren Sinn. Hier aber ist der Schuss nach hinten los gegangen.

Im Übrigen darf erwähnt werden, dass es im Lauf der Wirtschaftsgeschichte schon sehr häufige Staatspleiten gegeben hat. Unsummen gingen verloren. Woher das große Vertrauen kommen soll, das bisher in Staatsanleihen gesetzt worden ist, kommen soll, ist unerfindlich. Uninformiertheit (besser: Dummheit) hat eben ihren Preis.

Griechenland war im Verlauf seiner neueren Geschichte schon 5 oder sechs mal bankrott. Es darf doch nicht verwundern, dass die Griechen ihrem Staat nicht trauen. Mariha aht darauf hingewiesen.

Was die Politik tun kann ist das eine. Was die mit Millionen entlohnten Zockerbubis der britischen Finanzindustrie an ihren Bloombergs in London tun das andere. Etwas gan anderes wiederum ist die Güter erzeugende Realwirtschaft.

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carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 09.12.2011, 18:53:50
Hallo phil,
ich lese erst jetzt den Link, den du eingesetzt hast. Du stützt dich in der Aussage voll auf den Artikel der taz. Ich hätte nicht auf deinen Beitrag geanwortet, wenn ich gewusst hätte, dass er die taz-Meinung wiederkäut. Es ist doch offensichtlich, dass im Moment nicht gespart werden kann und darf. Ankündigungen, dass in Zukuft gespart werden wird mit einer Drohkulisse von Sanktionen aber sind keine aktuellen Sparmaßnahmen und damit kein Kaputtsparen.
c.

Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
im zweiten deutschen staatsfernsehen wird von der 'königin der nacht' gesprochen. gemeint ist die hässliche grotesk watschelnde ente, die allabendlich dem zuschauer zugemutet wird. die hat natürlich nicht den sterbenden EURO gerettet. die hat ihm ein paar flaschen frisches blut versprochen und ganz nebenbei das recht gebrochen. - die lage bleibt, wie sie war... viel zu viel geld ist da und das in viel zu wenig händen. laufend wird neues geld geschöpft, ohne dass dem irgendwelche güter aus dem realwirtschaftlichen prozess gegenüberstehen. geld aus dem nichts. per kredit geht das. die irrealwirtschaft boomt. die währung, EURO, stirbt dabei.

--
Wolfgang
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf carlos1 vom 09.12.2011, 22:37:18
Hallo phil,
ich lese erst jetzt den Link, den du eingesetzt hast. Du stützt dich in der Aussage voll auf den Artikel der taz. Ich hätte nicht auf deinen Beitrag geanwortet, wenn ich gewusst hätte, dass er die taz-Meinung wiederkäut.



Hallo carlos1

Ich sehe das neutraler, als geborener Luxemburger in Belgien Wallonie lebend und mit deutschen Genen (Föhren), bin ich nicht partei orientiert.

Ich nehme auch an keinen Wahlen teil Klimbim Theater

Meine Wennigkeit ist eher zur EU ausgerichtet. Darum nehme ich auch nur den Inhalt des Taz Beitrages zur Kenntniss.

Phil.
silhouette
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.12.2011, 22:55:26
die hässliche grotesk watschelnde ente,
--
Wolfgang

Wie wär's denn mal, wenn jemand auf die Idee käme (es darf sogar ein Mann sein ), die diversen hässlichen, schlurfenden, feisten alten Männer als solche zu benennen, die allabendlich unsere Bildschirme "füllen" und die den Frauen als abtörnender Anblick zugemutet werden?
Nur mal so als Versuch, Ausgewogenheit herzustellen?

Solange das Aussehen von Personen in einem Atemzug bzw. Satz mit ihren Aktionen erwähnt wird, ist das für mich kein ernstzunehmender Kommentar, erst recht, wenn dabei auch noch ein frauenverachtender Ton deutlich wird.

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