Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

schorsch
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.12.2011, 07:25:48
Jagt die im Wettstreit nach den schlechtesten Einschätzungen stehenden Rating-Agenturen zum Teufel - und es wird wieder ruhiger in der Welt!
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 08.12.2011, 10:37:06
unfug! die rating-agenturen berichten über den schlechten zustand von EURO und EURO-land. wären die rating-agenturen nicht oder gäbe es nur von merkozy geschmierte willfährige EURO-päische rating-agenturen, wäre der zustand immer noch schlecht. - wie schon oft gesagt: der bote ist der überbringer; er kann nichts für die botschaft.

--
Wolfgang
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Der EURO wird überleben.

Es steht Spitz auf Knopf. Die EU-Lenker müssen die auflodernde Euro-Krise heute bekämpfen, sonst droht das Aus.

Gelingt der Befreiungsschlag? Jörg Zeuner, Chefökonom der VP Bank, glaubt an die Euro-Zone. Bis eine Fiskalunion festgezurrt ist, müsse die EZB Zeit kaufen und die Märkte beruhigen.

mm: Herr Zeuner, können Sie das Thema Euro-Krise überhaupt noch hören?

Zeuner: Es hilft ja nichts, die Krise wird uns noch eine Zeit lang begleiten. Auch im ersten Halbjahr 2012 dürfte sie das dominierende Thema sein. Dann dürfte es etwas ruhiger werden.
mm: Warum?

Zeuner:

Wir gehen davon aus, dass es den Politikern bis dahin gelungen sein wird, die Eckpunkte für eine Bewältigung der Probleme festzuzurren.

mm: Wie kann das gehen?

Zeuner:

Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass der Euro überleben wird. Dazu werden sich die Regierungen zusammenraufen und eine Art Fiskalunion schaffen.

mm: Gehören dazu auch gemeinschaftliche Anleihen der Euro-Zone, die Bundeskanzlerin Angela Merkel bislang noch ablehnt, also Eurobonds?

Zeuner:

Soweit würde ich nicht gehen. Aber es wird einen Rahmen geben, innerhalb dessen die EU für mehr Stabilität in den einzelnen Ländern sorgen wird.
mm: Und was ist mit Griechenland?

Zeuner:

Griechenland ist ein Sonderfall. Das Land bedarf gesonderter Hilfe.

Hoffentlich behält Zeuner Recht .

Phil.

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olga64
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 08.12.2011, 12:36:31
Mir fällt seit längerem auf, dass sich hauptsächlich alte Männer gegen den Euro stemmen und teilweise frohlockend verkünden, bald wäre es aus mit dieser ungeliebten Währung.
Denken diese Opas denn eigentlich mal an ihre Enkel, die zur DM überhaupt keine Beziehung mehr haben und deren Zukunft es ist, mit dem Euro - der hoffentlich überleben wird - zu leben und dies zu meistern? Olga
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf olga64 vom 08.12.2011, 14:47:54
"Mir fällt seit längerem auf, dass sich hauptsächlich alte Männer gegen den Euro stemmen und teilweise frohlockend verkünden, bald wäre es aus mit dieser ungeliebten Währung."olga64


Hallo Olga,
als alter Mann bin ich für den Euro, d. h. ich sehe durch ihn mehr Vorteile als Nachteile. Selbstverständlich sehe ich die Mängel, und sehe es erbitterten Eurogegnern nach, wenn sie von "Unfug", "blutigem Gemetzel" einem "sterbenden Euro" schreiben. Wir müssen lernen harten Tatsachen ins Auge zu sehen. Das scheint nicht allen zu liegen.

Im Videotext lese ich heute, dass die OECD Griechenland für "reformunfähig" erklärt. In den 14 Ministerien wurde ein Mangel an Daten und Faktenwissen, Mangel an Organisation und Zusammenarbeit etc festgestell. Das ist die bittere Wahrheit. Griechenland ist ein Transformationsstaat, wie es die DDR und andere Ostblockstaaten nach der Wende waren. Es wird Jahrzehnte dauern, bis dieser Zustand überwunden ist. Milliardenbeträge für Griechenlanmd warten auf Projekte, werden aber von GR nicht abgerufen. 25% aller griechischen Beschäftigten sind beim Staat beschäftigt. Dann diese Unfähigkeit.

"Unfug" sei das, was schorsch über die Ratung Abenturen schreibt, nicht. Dazu Folgendes: Die Rating-Agenturen sind private Veranstaltungen. Sie haben sich schon oft geirrt. Letztmals mussten sie Fehler zugeben bei der Bewertung Frankreichs zugeben und sich entschuldigen. Sie vertreten eine Meinung und diese basiert auf einer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage. Diese Einschätzung beruht nicht auf unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten. Es ist jedoch unleugbar, dass die Lage im Euroraum kritisch ist, vor allem auf Grund vorhandener Stukturmängel, die seit langem bekannt sind. Wenn aber die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage durch S&P nicht allein bleibt, sondern in einem ausführlichen Anhang eine Kritik an der Politk erfolgt, die Bewertung auch noch ausgerechnet vor einer entcheidenden Konferenz bekannt wird, so ist das eine parteiliche Stellungnahme und nicht die geforderte Neutralität, zu der diese Unternehmen verpflichtet sind. Es ist nicht Aufgabe der Rating Agenturen sich in politische Prozesse einzumischen.

Kritik hätten die Penner von S&P auch schon 10 Jahre früher abgeben können. Zu Griechenland gab es viel zu spät Warnsignale, obwohl Fachleuten dies bekannt war. RAting Agenturen, so wie sich jetzt präsentieren, sind zwielichtige Unternehemen.

Der Beitrag von phil (pschroed) mit dem Interviewausschnitt mit dem Ökonomen Zeumer ist eine vorsichtige und seriöse Einschätzung. Für mich ist der Euroraum immer eine Mängelkonstruktion gewesen. Wenn jetzt unter Zeitdruck daran gegangen wird, Geburtsfehler des Euroa zu korrigieren, dann ist es zu begrüßen. Befristete Anleiheaufkäufe der EZB können kurzfristig toleriert werden. Es muss garantiert werden, dass das dies kurzfristig bleibt und keine Dauererscheinung wird. Der Außenwert des Euro ist momentan (noch) stabil. Das ist aber nicht selbstverständlich.

Was wird das aber für ein Europa sein nach der angestrebten Zeitenwende? Ein straffer organisiertes Europa, mit strikteren Regularien, mehr Planung, mehr Automatismen? Mir ist ehrlich gesagt nicht so wohl dabei. Ich habe andere Vorstellungen von Europa. Ein Europa von oben, unter Druck geeint, zusammengehalten von einer Technokratie, mit einer Ersatzregierung aus Richtern, die Sanktionen verhängen könnten, wird nicht funktionieren. Europa ist in seiner Vielfalt ein Modellfall für föderale und föderative Strukturen. Die Tricksereien und Betrügereien, die sich einige fern der Brüsseler Zentrale ausdenken werden, sind von der Bürokratie gar nicht oder sehr spät wahrnehmbar.
olga64
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von olga64
als Antwort auf carlos1 vom 08.12.2011, 16:18:34
Danke für den sehr klugen Beitrag.
Ich bin Europäerin und dann erst Deutsche. Ich liebe diese europäische Idee von Anfang an, weil ich vermutlich auch nicht vergessen habe, welchen Scherbenhaufen gerade wir Deutsche hier durch unsere Angriffskriege hinterlassen haben. Gerade auf uns Deutschen lastet grosse Verantwortung, weil wir der grösste und reichste Staat innerhalb dieses Verbundes sind und uns unsere Nachbarn immer noch - verständlicherweise - mit grosser Skepsis begegnen, wenn wir wieder zu "allmächtig" erscheinen.
Ohne das gemeinsame Europa hätten wir alle keine Chance mehr gegen die immer mächtiger werdenden BRIC-Staaten - es wäre wieder ein einsames Dümplen in nationalen Gegebenheiten und Intrigen und Isolationen gegenüber Nachbar Staaten, ganz abgesehen von der Tatsache, dass Deutschlands wichtigster Exportmarkt die europäischen Staaten sind. Olga

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carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf olga64 vom 08.12.2011, 16:24:40
Hallo Olga,
ich denke in der gleichen Richtung, wie von Ihnen dargestellt. Wir werden als europ. Einzelstaaten in der Welt in wenigen Jahrzehnten nicht mehr wahr genommen werden. Deshalb gilt es jetzt Kräfte zu bündeln. Das muss beredet werden. Ich bin froh, dass es dies Europa als Ansatzpunkt da ist. Ich pfeife auf eine deutsche Dominanz in Europa. In dieser Lage muss aber jemand vorangehen. Die Institutionen haben versagt. Wir waren jahrzehntelang wirtschaftlcih eine Großmacht, politisch aber zweit- und drittrangig. Das wird nach der Krise wieder so sein. Mehr brauchen wir nicht. Keine Großmacht in Europa, keine Weltmacht.

Europas Nationen werden in 70 oder 80 Jahren bestenfalls 5% oder 7% derWeltbevölerung stellen. Europa wird vielleicht eine Randerscheinung der Geschichte sein.

Dtld allein wäre dann global gesehen mit seinen Einwohnern eine Randnummer, gemessen in Bruchteilen von Prozenten.
Marija
Marija
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von Marija
als Antwort auf Karl vom 23.04.2010, 22:47:34
Macht Euch der Verfall des Euros nicht auch bald Sorgen? Griechenland ist in einer sich selbst anheizenden Abwärtsspirale, wird es die anderen Euroländer mit sich reißen?

Jeder weiß, Griechenland ist hoch verschuldet. Deshalb wollen viele Griechenland nur dann noch Geld leihen, wenn es besonders hohe Zinsen zahlt. Also werden die Finanznöte Griechenlands noch größer, weil die Zinslast noch einmal vergrößert wird.

Die Regierung muss Sparmaßnahmen beschließen, aber ein Großteil der Bevölkerung sieht das nicht ein und demonstriert. Die Gewerkschaften rufen zum Streik auf, gerade da, wo es weh tut, beim Tourismus. Die Einnahmen aus diesem sehr wichtigen Wirtschaftszweig in Griechenland sinken. Die Finanznot wird noch größer, die Regierung muss noch mehr sparen, die Streiks werden ausgeweitet.

Irgendwann bricht dieses Gebilde zusammen. Was dann? Werden autoritäre Systeme wie China wirtschaftlich erfolgreicher werden als Demokratien? Für mich wäre das ein Alptraum, aber Demokratien, die es nicht schaffen, ihre Bevölkerung von Notwendigkeiten zu überzeugen, werden, wenn sie in die Schuldenfalle tappen, möglicherweise zugrunde gehen.

Die Wirtschaftskrise ist noch nicht vorbei und wir sollten Griechenland aufmerksam beobachten. Die Gefahr in solchen Situationen ist immer, dass links- und rechtradikale Kräfte gestärkt werden.

Karl
geschrieben von karl



Karl,

ein halbes Jahr ist inzwischen vergangen .
die Krise verschärft sich täglich.

Inzwischen wird ganz öffentlich, z.B. eben bei M.Illner ein "Kerneuropa" nicht mehr ausgeschlossen. Man rechnet also bereits mit dem Zerfall.

Die großen Konzerne rechnen bereits den worst case durch, die Währungsreform.

Ein großer Zocker nannte bereits vor einigen Wochen den 09. Dezember 2011 als den Tag der Entscheidung.
Das ist der morgige Tag.

.......vom Krisengipfel ist nichts
Gutes zu hören, außer, dass das Essen stimmt.

Du sprachst vom Erstarken der radikalen Kräfte.....alles da.

Ich frage mich immer wieder :
Warum ist es unmöglich Dinge und Entwicklungen zu vermeiden, die lange vorhersehbar sind ?

Marija
schorsch
schorsch
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.12.2011, 10:50:11
Du ignorierst, dass jede Rating-Agentur aus Menschen besteht. Menschen neigen dazu, alles zu tun, was zu ihrem Vorteil wird. Wenn nun jemand möchte, dass ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Bank in Misskredit gerät, genügt es, eine Handvoll Menschen einer Rating-Agentur zu schmieren, auf dass sie ihre Prognosen in diese Richtung steuern.

Und auch die Rating-Agenturen unter sich stehen in Konkurrenz; wer "bessere" (= schlechtere!) Prognosen verkündet, der ist mehr im Rampenlicht = der hat das grössere Ansehen. Und dann bekommen auch die Prognostizierer dieser Agentur mehr Ansehen - und Gage. Und dann versucht die weniger erfolgreiche Agentur der erfolgreichen die erfolgreichen Manipuleure auszuspannen.

Das ist nicht anderes als in der Fussballwelt: Wenn ein betuchter Verein einen guten Spieler einer anderen Mannschaft abwerben möchte, dann nimmt er mit diesem Spieler undercover Verbindung auf und es könnte sich folgender Deal entwickeln: "Spiel dann, wenn dein jetziger Verein gegen uns spielt, mal nur mit halber Kraft. Und wenn du vor unserem Tor stehst, dann spiel mal schön 10 cm über die Latte. Das setzt dann deinen Wert bei deinem Verein herab - und dann müssen wir nicht mehr so viel hinblättern, wenn wir dich deinem jetzigen Verein abkaufen!"

Alles klar?
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 09.12.2011, 10:18:49
nichts wird klarer. du führst platitüden an, dem thema nicht angemessen. klar ist aber, dass rating-agenturen (übrigens alle, nicht nur die amerikanischen) salz in die wunde reiben. die wunde ist da, ist nicht etwa eine erfindung der leute von fitch et al.. man kann sie mit überbordender verschuldung hinreichend genau beschreiben. ratingagenturen liefern die beweise dafür und erstellen ein ranking und begründen es auch. das ärgert die schuldner. gut so!

--
Wolfgang

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