Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Das ist ungefähr so, als würdest du in ’nem verrauchten Hinterzimmer in ’ner Kneipe in ’ner Pokerrunde sitzen, und du brauchst dringend Geld. Dann sagst du zum Zweiten: 'Leih’ mir was!' Dann sagt der zu dir: 'Ich hab’ selber nix. Aber die Schulden, die der Dritte bei mir hat, die kann ich dir geben.' Dann sagst du: 'Super. Und als Sicherheit bekommst du vom Vierten die Schulden, die ich bei dem hab’.' 'Spitze', sagen dann alle und fangen an zu zocken." - HG.Butzko, Kabarettist -> http://www.hgbutzko.de/

---
w.
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
klaus-peter willsch (mdb, cdu) redet klartext (linktipp): "Deutschland als Hauptgläubiger muss in allen Fragen ein Vetorecht bekommen." und: "Die EZB mutiert unter Draghi entgegen europäischem Verfassungsrecht leider zum Staatsfinanzierer und zur Bad Bank."
---
w.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.08.2012, 10:08:07
Ein "europ. Verfassungsrecht" (s. Link bei Wolfgang) gibt es noch nicht, weil es keine europ. Verfassung gibt.

Es geht um die Stellung und Funktion der EZB in der Krise. Ihre sidAufgaben klar umrissen (u. a. Maastricht): Die EZB ist verantwortlich für die Geldwertstabilität. Sie ist nicht die Finanziererin der Staaten.

Nur: Die jetzige Situation erfordert Handeln. Wer aber soll handeln? Die normative Kraft des Faktischen setzt die Paragraphen von Verträgen außer Kraft. Die Eurozone ist institutionell unterentwickelt. Das ist der Tatbesand. Keineswegs wurde das von "allen Kritikern" vorausgesehen, wie hier behauptet wird. Man wusste aber, dass in den meisten Staaten Europas die Zentralbanken eine andere Linie fuhren als die Bundesbank.

Eine Stärkung der Stellung Dtlds im EZB-Rat etc wird ohne weiteres nicht möglich sein. Es geht und ging in Europa vor allem um das Zurückdrängen des als übermächtig empfundenen deutschen Gewichts in Wirtschaft und damit zunehmend in der Politik. Das war das Problem mit der Dt. Bundesbank in den 80er und 90er Jahren. Deshalb erst entstand die Konstruktion des Euro, der für Europa durchaus Vorteile bringen könnte.

Bei der Nichtbeachtung des Maastrichter Vertrages (Stabilitätsunion) und den jetzigen Maßnahmen der EZB handelt es sich um Vertragsbruch. Es geht, anders gesagt, um die Geschäftsgrundlage dieser Vereinigung Eurozone.

Anzeige

pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Schröder spricht mit den Griechen und wird kommentiert als die " Andere Stimme Deutschlands!"

Ist Merkel Rhetorik zu abgestumpft ?

Zitat: ZEIT.de

Merkels Europa-Bekenntnis ist unglaubwürdig

Nur versteht es Schröder gleichzeitig, mit seinen Streicheleinheiten die Menschen in dem Krisenland für sich zu gewinnen und einzubinden, statt wie Merkel mit Beschimpfungen abzuschrecken.

"Hier gibt es fleißige Menschen, die mit ihrer Arbeit ihre Familien durchbringen, und die können nicht gleichgesetzt werden mit den Fehlentwicklungen, die es ohne Zweifel gegeben hat", sagte er.

Dagegen hat Merkel mit ihren BILD-Phrasen von den faulen Südländern, die weniger arbeiteten und mehr Urlaub machten als die Deutschen, den Groll Südeuropas selbst provoziert.

Phil.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 16.08.2012, 20:23:50
Hallo phil, in diesem Thread werden fast durchweg Meinungen irgendwelcher Prominenter zum Thema Eurokrise zum Besten gegeben. Diese Meinungen sollen die eigene Meinung stützen und stellvertretend die eigene Auffassung tendenziell ausdrücken. So könnte es sein.

Die Tendenz wird deutlich in dem Begriff, der in den gr. Zeitungen verwendet wird: "Das andere Dtld". Endlich mal die Anerkennung, dass die Gr "fleißige Menschen" sind. Politik lebt auch von Streicheleinheiten und selbstverständlichen Wahrheiten. Das Griechenland der Antike ist die Wiege der europ. Kultur. Wir "denken griechisch", um es einmal plastisch zu sagen, nicht nur, weil wir griechische Femdwörter verwenden. Unsere Denkstrukturen bis hin zu den Naturwissenschaften, Sport, Religion, Literatur, Philosophie sind griechisch. Natürlich meine ich nicht die heutigen Griechen, die mit denen der Antike relativ wenig gemein haben. Aber genau das ist es, was mich an der Gleichsetzung stört.

Es wäre aber auch angebracht, nicht nur einseitig die dt. Kritik an GR zu schelten, nicht nur die anfänglichen Fehler zu betonmen, die nicht anfänglich sind, sondern tiefverwurzelte Mentalitäten, die sich nicht schnell ändern werden. Die Klientelwirtschaft ist nur ein Beispiel. Die Griechen haben zuerst einen Sündenbock gesucht, und den im fernen Berlin gefunden, obwohl alle europ. Staaten und der IWF seit 2010 gewaltige finanzielle Leistungen erbrachten. Stellvertretend sich als Nazi beschimpfen zu lassen, weil nicht genügend Geld fließt, Aggresionen an Touristen auslassen ist nicht zielführend.

Das Geld der Reichen ist aus Gr abgeflossen. Es genügt aber nicht zu sagen, dass sie keine Steuern bezahlt haben. Das Geld muss zurück nach GR, nur so kann es ín GR investiert werden. Sie nennen sich doch Patrioten, die Griechen.

Wenn derart viel Geld abwandert, nicht mehr in GR zur Verfügung steht - nicht nur wegen der Steuer!! - dann muss Kapital importiert werden, d. h. die europ. Steuerzahler müssen einspringen (d. h. die europ. Staaten). Der gr Staat kann nur zusehen, weil er hilflos und gelähmt ist. Die sich verstärkende Rezession ist Ausdruck der deflatorischen Lücke im Wirtschaftsablauf infolge fehlender Kreditnachfrage. Geldschöpfung erfolgt durch Kreditnachfrage. Wo sind die Leute mit Ideen, die nachfragen? Marija hat auf Rohstoffe hingewiesen. Ich weise auf den Tourismus als Einnahmequelle hin und die Investitionen in die Energieversorgung (Solarthermie, PV) wären lohnend, weil sie GR von Energieimporten unabhängig machen würden. Die Lohnstückkosten sind erheblich gesunken. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht, dass sich etwas bewegen kann.

Ein Großteil der gr. Schulden sind bereits erlassen worden. Schröder hat durchaus recht die Lage nicht so pessimsitisch zu sehen. Aber die Griechen sind jetzt gefragt, sie müssen anpacken, neue Wege gehen und das Land neu bauen. Strukturen verändern.
Marija
Marija
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von Marija
als Antwort auf dutchweepee vom 15.08.2012, 15:34:55
Zitat :

"Finnlands Außenminister Erkki Tuomioja hat ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone als unausweichlich bezeichnet. In einem Interview mit der britischen Zeitung "Daily Telegraph" forderte er die Länder Europas auf, sich darauf vorzubereiten. "Es gibt keine Regeln dafür, wie man den Euro verlässt, aber es ist nur eine Frage der Zeit", sagte der Minister. "Entweder der Süden oder der Norden wird wegbrechen."

Zitatende

aus

Finnland zum Sprung bereit

und weiter liest man :
"
Die Gemeinschaftswährung sei wie eine Zwangsjacke, die Millionen Menschen in Not bringe und die Zukunft Europas zerstöre. Aber niemand in Europa wolle der erste sein, der aus dem Euro aussteige...."

Anzeige

Marija
Marija
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von Marija
als Antwort auf Marija vom 17.08.2012, 07:34:36
Die mainstream-media springt an, nach ntv nun auch welt-online . Finnland bereitet sich darauf vor, den Euro zu verlassen.

Ende des Euro für Finnland ?
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf carlos1 vom 16.08.2012, 21:47:00
Hallo phil, in diesem Thread werden fast durchweg Meinungen irgendwelcher Prominenter zum Thema Eurokrise zum Besten gegeben. Diese Meinungen sollen die eigene Meinung stützen und stellvertretend die eigene Auffassung tendenziell ausdrücken. So könnte es sein.


Hallo carlos1

Der Austausch welcher sich hier im Forum manifestiert ist immer das Sammeln von Informationen sowie Aussagen unserer Politiker. Wir sitzen ja nicht dabei

Es ist eben Fakt daß Frau Doktor Merkel sich wie erwähnt mitgeteilt und ausgedrückt hat.
Entgegen ihrer akademischen Ausbildung macht das schon einem Bedenken.
Es ist eine Kunst mit Menschen zu Verhandeln oder Umzugehen ohne nachher in einem Konflikt auseinander zugehen.

Wie schon beschrieben habe ich das Gefühl daß Merkel aus dem Euro aussteigen will, dann soll sie es tun, ohne wenn und aber, oder kann sie sich wieder nicht entscheiden ?

Es ist legitim daß sie glaubt alleine richtig zu sein die anderen alle falsch.

Was soll denn viel passieren ? Wir werden alle den Gürtel enger schnallen müßen, wenn die finanzielle Kalibration ihren Lauf nimmt.

Diese Zeilen sind nur meine persönliche Meinung.

Phil.
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
EURO-pa ist nicht nachhaltig gebaut und ist nicht mehr zu halten. das weiß mittlerweile jedes kind. aber kaum jemand aus der riege der politruks traut sich und sagt es. nicht so finnlands außenminister erkki tuomioja; der spricht die unangenehme wahrheit aus (linktipp). von einer "Zwangsjacke" redet er. "Es gibt keine Regeln dafür, wie man den Euro verlässt, aber es ist nur eine Frage der Zeit." und: "Entweder der Süden oder der Norden wird wegbrechen." und: "Das Auseinanderbrechen bedeutet nicht das Ende der Europäischen Union. Es könnte ihr helfen, besser zu funktionieren".
---
w.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 17.08.2012, 08:13:04
Hallop phil, danke für deine Antwort. Selbstverstädnlich müssen wir auf das achten, was Politiker sagen. Aber als Kernaussage das nehmen, was vor langer Zeit einmal in BILD stand, zudem noch falsch war, ist kalter Kaffee, den wir im Forum nicht nochmal aufbrühen müssen. Auch wenn es ein nahmhaftes Presseorgan aufbrüht.

Um auf Merkels Verdikt zurückzukommen: Die Griechen arbeiten länger (wenn sie arbeiten können) als die Deutschen, die die kürzeste oder zweit- oder drittkürzeste Jahresarbeitszeit in Europa haben, wegen der vielen vielen Feiertage (Spitze!). Dafür bekommen viele Griechen Prämien, wenn sie pünklich zur Arbeit erscheinen. Leider wahr, aber in den blöden Zusammenhang gehröt es hinein. Jetzt entdeckt man hier im Forum die Finnen, die die Nase voll haben von dem Schwindel, den die südstaaten betreiben, allen voran Italien, Spanien, Frkrch - eine "Bande - ("a gang) von vier Anführern" - die die Regeln ändern wollen.

Dass die Briten schon vor langer, langer ...Zeit feststellten, dass die Eurozone eine Zwangsjacke sei (keine Möglichkeit zur Abwertung in der Einheitswährung) und dass die Ökonomien mit unterschiedlicher Leistung nicht zusammenpassen und deshalb das Gebilde eines Tages auseinanderfallen wird, das haben sie immer gesagt und auch der oberste Prophet des Neoliberealismus - Milton Friedman - hat es auch schon zu seinen Lebzeiten von sich gegeben: Alles bekannt. Und jetzt soll von Finnland eine neues Wellengekräusel seinen Ausgang nehmen. Die haben den Kanal auch voll. Aber bitte, beachte doch mal: Die Finnen liegen hoch oben im Norden. Wir in Dtld liegen zentral in der Mitte Europas, sind eng verflochten mit den Anrainern. Hier wird doch stereotyp nur heiße Luft abgelassen. Welcher Politiker hat gerade wieder eine Seifenblase in die Luft entlassen, welcher Hirnfurz stinkt mehr. Ex-Kanzler Schröder in Ehren, aber er sollte unbedingt mal auf die Lage der bulgarischen Gastarbeiter in der Touristikbranche beachten und das Verhalten der griechischen Herrenmenschen. Viel verloren wohl ihre Jobs aber die Bulgaren sind trotzdem schadenfroh über die Lage der Griechen. Mich wundert es nicht nach allem, was ich gehört und gesehen habe. Aber wie schön deckt doch das wort "Solidarität" (Brüderlichkeit) allen Mist zu, der zum Himmel stinkt.

Was die Merkel tut oder lässt ist das Ergebnis einer Interessenabwägung, ob einige das gefühl haben, "sie" will aussteigen oder weiß nicht, was sie will, das alles sind Gefühle. Temptation ist ein religiös besetztes Wort (Jesus wurde in der Wüste vom Teufel "versucht").Jetzt wird die Angela versucht. Meint ein britischer Schreiber.

Völlig daneben liegst du in der etwaigen Annahme sie allein weiß, was richtig oder falsch sei. Niemand weiß in diesen Tagen, was genau der richtige oder falsche Weg sein wird. Es gilt ja nicht zu entscheidenzwzischen Hell und Dunkel, sondern zwischen sehr schlecht und eher weniger schlecht.

Die Diskussion wurde doch, wie hier auch richtig festgestellt wurde, durch einen Artikel des "Economist in London: "Merkel Tempted", also die Merkel in der Versuchung. In der Politik stellen sich Alternativen dar. Insofern ist man geneigt von Versuchung zu sprechen. Aber wieso übernehmen wir das arrogante Geschwätz der Angeber vo nder Insel mit ihren Spielcaninos? Müssen wir nicht.

Die Schuldenkrise stellt doch die Frage, wie hoch sich ein Staat verschulden kann und darf. Wovon hängt das ab? Wie entsteht Geld? Was ist Kredit? Du nennst es "finanziellee Kalibration", sollte Dtld oder ein anderer Staat den Euro aufgeben. Was soll das denn sein? Den Gürtel enger oder weiter schnallen - du verwendest den Ausdruck - hängt doch mit Geldschöüfung und Geldvernichtung zusammen. Das wäre mal ein Thema statt des ständigen Wiederkäuens von dümmlichen Medienberichten.

Anzeige