Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

hugo
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 15.06.2012, 10:13:49
hm carlos,,bei ner ganzen Menge an Begrifflichkeiten die Du erwähnst, geh ich ja ohne weiters mit, ich behaupte ja auch nie -um bei einem Beispiel zu bleiben- das die DDR auf der Überholspur war. Aber diese pauschalisierte Darstellung suggeriert, das sie generell irgendwo am Ende des Wettbewerbs der Systeme (den es ja so abgesprochen nie gab,,,dumme Ulbricht muss nun herhalten als Generalzeuge, oh wie fad.) hinterherhinkte.

und das finde ich gewaltig übertrieben,,,ausschließlich im Vergleich zu hochentwickelten kapitalistisch geprägten Staaten -bis hierher geh ich mit- hatten wir aus rein ökonomischer Sicht das Nachsehen.*

Nun wolln wir mal nicht zum xten mal die Ursachen, die Gründe, die echten und die weithergeholten Entschuldigungen (warum die Ossis die Arschkarte gezogen hatten,,)durchdiskutieren

,,,Fakt ist, wir hatten im direkten Vergleich mit Westdeutschland (und der scheint euch ja das allerwichtigste weil für euch das positivste zu sein)aus ökonomischer Sicht das Nachsehen.

daraus nun den Schluss zu ziehen das die DDR generell jeden Vergleich mit "Nichtsozialistischen" Staaten scheuen müßte,,,ist falsch. Da wirkt auch der behauptete Pleitegeier eher als schwache Schutzbehauptung, zumal die exakte Datenlage eine andere ist, wie wir ja nun allmählich begreifen lernen müssen.

aber wann ist nun ein Staat Pleite, geht das überhaupt ??
Wer hatte an die DDR offene Forderungen, welche Kredite hatte sie nicht mehr bedienen können, war die behauptete Verschuldung tatsächlich katastrophal ? War (theoretisch)der Gerichtsvollzieher unterwegs und in wessen Auftrag hätte er handeln sollen ?
Hatte die DDR keine Löhne mehr gezahlt ? keine Tilgungen und Zinsleistungen mehr geleistet ? Wer(außer wolfgang und co) hat ihre Kreditwürdigkeit in Frage gestellt ?
Du schreibst ja selber das die Handelsbeziehungen völlig anderer Natur waren ,,,z.B. im Vergleich zu den heutigen Problemen mit Griechenland,,

das nun die damaligen Zielsetzungen und propagandistisch rausposaunten Hoffnungen (vonwegen England Überholen usw) anders bewertet werden als die heute nicht unüblichen Wahlversprechen, denen man scheinbar gar keinen Wert beimißt in der ideologischen Diskussion, wundert mich nicht.

ich hab auch nicht eine Minute gedacht das man aus der damaligen Sondersituation (DDR Wendezeit)Erfahrungen für die gegenwärtige EU-Finanzkrise ableiten könnte außer das die üblichen Sprüche meiner Oma bezüglich Sparen, Rücklagen, Saus und Braus, die Grille und die Ameise doch nicht völlig aus der Luft gegriffen sind.

wer erst mal so arm dran ist, das er sein Saatgut und sein Zuchtvieh aufessen oder gar abliefern muss für den kommt sowieso jede außer der Überlebens-Hilfe zu spät. Daran sollte man vorher denken,,und vielleicht hat der Schürer im Vorgriff auf vermutete Hilflosigkeit, die Flucht nach vorn angetreten und die Wende beschleunigt *g*

* und diese ökonomische Schwäche war dann ja auch die treibende Kraft für die vielen undemokratischen Zwänge, deren sich das Regime in seiner Not bediente,,

hugo
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf silhouette vom 15.06.2012, 10:20:59
"Zitat von carlos1

"Den Kapitalismus einholen und überholen."

Viel besser: "überholen statt einzuholen" war das Ziel von Ulbricht. Der Ausspruch ist verbürgt, ich habe ihn von Ostdeutschen nach der Wende gehört.
Sorry für die mangelnde Ernsthaftigkeit. Bald geht es nur noch mit Galgenhumor." silhouette


Hallo silh,
ich zitierte nur die Rede von Stalin "Den Kapitalismus eiholen und überholen." Bewusst sagte er "einholen und überholen". So komisch es klingen mag. Es hängt mit seinem Weltbild zusammen.

"Den Kapitalismus überholen und einholen“ - Eine Rede von Josef Stalin

In seiner Rede „Den Kapitalismus einholen und überholen“ äußert sich Stalin zur Industrialisierung und zeigt die Schritte zum Sozialismus auf.
Zu Beginn vergleicht Stalin den gegenwärtigen technischen Stand der sowjetischen Industrie mit der der kapitalistischen Staaten und kommt zu dem Schluss, dass die kapitalistischen Länder einen erheblichn Vorsprung, bzw. die UdSSR einen gewaltigen Rückstand aufzuweisen hat.
Zudem verweist er auf einen Grundwiderspruch zwischen der sowjetischen Gesellschaftsordung und Staatsform gegenüber der rückständigen Wirtschaft. „Solange dieser Widerspruch besteht, kann der endgültige Sieg des Sozialismus nicht erreicht werden“ (Z. 16 ff.)
Dies sei die Hauptaufgabe laut Stalin, den Sozialismus errichten und schützen. Dies erreiche man nur durch das Ein- und Überholen der kapitalistischen Länder sowohl hinsichtlich politischer, als auch witschaftlicher Bereiche. Man müsse unabhängig gegenüber den kapitalistischen Ländern sein und diese Unabhängigkeit müsse verteidigt werden. Diese Verteidigung muss jedoch eine industrielle Basis besitzen, welche aber ohne die „höchstentwickelte Technik in der Industrie“ nicht möglich sei.
Die Rückständigkeit sei jedoch nicht durch die neue Führung entstanden, sagt Stalin weiter. Sie sei ein Erbteil und die neue Regierung sei dazu verpflichtet, dieses Erbe anzunehmen, sowohl die positiven, als auch die negativen Aspekte.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das ultimative Ziel Stalins die Errichtung eines Sozialismus und dessen Verteidigung ist. Dies könne jedoch nur durch eine starke, moderne Wirtschaft erreicht werden."


Wenn du unter den Stichworten googels, findest du genügend Texte. Unter Ulbricht wurde der Slogan dann modifiziert.

http://www.woschod.de/2008/10/04/ueberholen-ohne-einholen/

"...ferner aber sei auch auf die Modifikation der Formel Einholen und Überholen hingewiesen: sie wurde zu Überholen ohne Einholen, und diese Änderung, von Ahnungslosen oft verspottet, hatte einen tieferen Sinn. In ihr drückt sich die Widersprüchlichkeit der geschichtlichen Bewegung aus, genauer: des unterschiedliche Verhältnis von Sozialismus und Kapitalismus zu verschiedenen Formen des Fortschritts."






silhouette
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 15.06.2012, 16:24:03
Richtig, Carlos,
überholen ohne einzuholen.
Lass mir meinen Spaß - ohne tieferen Sinn. Ich hab's mehr mit der direkten sprachlichen Logik als mit der Ideo-Logik.

Und diese Parolen sind nun mal nur Schnee von gestern, jedenfalls hierzulande.

Schönes Wochenende!
S

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carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 15.06.2012, 11:29:45
"..ich behaupte ja auch nie -um bei einem Beispiel zu bleiben- das die DDR auf der Überholspur war. Aber diese pauschalisierte Darstellung suggeriert, das sie generell irgendwo am Ende des Wettbewerbs der Systeme (den es ja so abgesprochen nie gab,,,dumme Ulbricht muss nun herhalten als Generalzeuge, oh wie fad.) hinterherhinkte."

"ausschließlich im Vergleich zu hochentwickelten kapitalistisch geprägten Staaten -bis hierher geh ich mit- hatten wir aus rein ökonomischer Sicht das Nachsehen. Hugo


Warum wollte also Lenin den Sozialismus ausgerechnet in einem rückständigen Land aufbauen? Er wusste doch um den Rückstand gegenüber den kap. Staaten. Marx hatte das nicht vorgesehen. Und warum musste dann der Sozialismus in der DDR aufgebaut werden? Deine obige Feststellung ("wir hatten das ökonom. Nachsehen gegenüber kap. Staaten") hättest du in Parteiversammlungen in der DDR vortragen sollen. Hier besteht im Forum kein Risiko.


Nach offizieller Lesart und Sprachregelung war die DDR auf der Überholspur und der Kapitalismus war zum Absterben verdammt. Du hast das womöglich nicht ernst genommen und wohl als Unsinn angesehen, es war aber offizielle Politik.

Honecker am 7.10.1989: "Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf."

Ich möchte mich nicht dauernd wiederholen und früher Gesagtes nochmals wiederkäuen. Der Osten Dtlds war benachteiligt. Aber die "Arschkarte" hat er nicht gezogen. Das ist eine völlige Verkennung der Situation. Die "A..karte" haben die anderen osteurop. Länder gezogen, Polen etwa. Ihrem Schicksal gegenüber war die deutsche Teilung eher noch ein Privileg. Die Polen verschwanden völlig im Machtbereich der Sowjetunion und sie haben in bewundernswerte Weise es verstanden für die Freiheit einzutreten. Nach 1989 waren sie sich selbst überlassen. Die Deutschen im Westen hatten das Glück auf Grund der Nachkriegsentwicklung zu einem großen Teil nicht im sowjet. Machtbereich leben zu müssen. Die DDR hatte jedoch bei weitem den höchsten Lebensstandard im Ostblock. Wenn über die Ineffizienz der DDR-Ökonomie und der Ostblock-Ökonomie gesprochen wird, bedeutet das keine Herabsetzung oder Beleidigung der Leistung Einzelner, sondern Kritik an einem System.

Die in der EU betriebene Planwirtschaft, Verteilunhgsorgien, die Ausschüttung von Milliarden und aber Milliarden über die Jahre hat nicht dazu geführt, dass Länder wie GR u. a. sich modernisiert haben, wie etwa Polen, das auf einem guten Weg ist. Jedes Jahr zahlt allein Dtld nahezu 30 MRD Euro in die EU-Kasse. Das Geld wird in verschiedene Fonds aufgeteilt und versickert irgendwo. In wenigen Staaten nur wird es sinnvoll verwendet. Der genannte Betrag entspricht wertmäßig dem Marshallplan für Gesmateuropa über vier jahre verteilt nach dem letzten Krieg. Eine ungeheure Geldverschwendung.

Das Ergebnis ist, dass jetzt eine Transferunion gefordert wird. Das war aber nicht vorgesehen bei der Euroeinführung. Dann geht aber der Euro kaputt, heißt es. Der würde aber auch mit Transferunion kaputt gehen, weil ohnehin nur ein Zahlesel gesucht wird. Die Strukturen müssen sich ändern.


Ich kann nur mit Bewunderung von den Polen sprechen, wenn ich sehe, was sie tun mit der Hilfe aus der EU. Das Geld wird meist sinnvoll investiert anders als in GR, IT, ESP, PORT etc.
silhouette
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 15.06.2012, 17:27:34
Die "A..karte" haben die anderen osteurop. Länder gezogen, Polen etwa. Ihrem Schicksal gegenüber war die deutsche Teilung eher noch ein Privileg. Die Polen verschwanden völlig im Machtbereich der Sowjetunion und sie haben in bewundernswerte Weise es verstanden für die Freiheit einzutreten. Nach 1989 waren sie sich selbst überlassen.

Das Ergebnis ist, dass jetzt eine Transferunion gefordert wird. Das war aber nicht vorgesehen bei der Euroeinführung. Dann geht aber der Euro kaputt, heißt es. Der würde aber auch mit Transferunion kaputt gehen, weil ohnehin nur ein Zahlesel gesucht wird. Die Strukturen müssen sich ändern.

Ich kann nur mit Bewunderung von den Polen sprechen, wenn ich sehe, was sie tun mit der Hilfe aus der EU. Das Geld wird meist sinnvoll investiert anders als in GR, IT, ESP, PORT etc.

Polen gehört zu den neuen Wirtschaftswunderknaben. Ebenso die baltischen Staaten. Estland, das seit kurzem Euroland ist, hat die mit Abstand niedrigste Staatsverschuldung, unter 10% (Deutschland ca. 80, Euroland-Durchschnitt 87%).

Die Transferunion wird angesichts der gegenwärtigen Stimmungen (und Wählerstimmen) in den "kritischen" Ländern mit Sicherheit zu einer Schuldenunion. Sagen alle, die etwas von dem Gebiet verstehen.

Deutschland mit seinen 80% Staatsverschuldung kann sich die Funktion als Zahlesel schon lange nicht mehr leisten!!!
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
anti-deutsch ist in in EURO-land.

--
Wolfgang

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pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.06.2012, 18:40:25
Da braut sich was zusammen, nun fehlen noch die französiche und spanische .

Phil.
hugo
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von hugo
als Antwort auf carlos1 vom 15.06.2012, 17:27:34
hm carlos, das mit der Arschkarte haste in den falschen Hals bekommen,,gemeint war der Unterschied zum Westen,,,der hatte weniger Reparationen aber mehr Marshallplan, bekam ohne Gegenleistung hunderttausende junge gut ausgebildete Arbeitskräfte usw,,,ich will das nicht alles wieder aufwärmen aber so war es gemeint,,

ja, was die Polen leisten ist schon enorm,,

fast könnte man denken das die uns immerzu unter die Nase geriebene Aufbauhilfe Ost jetzt im Nachhinein eher zum Bremsklotz für die Entwicklung des Ostens wird,,,die guten Leute sind weg, die Produktion ist futsch, die Schulden gewaltig, der Rest auf Almosen angewiesen und entsprechend träge geworden ( die Produktivität hinkt immer noch 30 und mehr % hinterher)
alles eine Folge der überhasteten und z.g.T. wie ein Bumerang zurückkehrenden Hilfe Aufbau Ost.

Da hier so unentwegt der Siegeszug der kapitalistischen Gesellschaftsform am Beispiel DDR-BRD in den Vordergrund geschoben wird,,,was hälste von China ??
ist das nun ein sozialistischer oder kapitalistischer Staat, von zunehmender Rückschrittlichkeit und Abgehängtheit gegenüber dem Kapitalismus wirste doch hier wohl nicht mehr überzeugt sein ??

Da muss doch sicher eine neue Definition her damit der Kapitalismus nicht gar so arg gebeutelt aus der Diskussion rauskommt.

übrigens: "
("wir hatten das ökonom. Nachsehen gegenüber kap. Staaten") hättest du in Parteiversammlungen in der DDR vortragen sollen. Hier besteht im Forum kein Risiko.
geschrieben von carlos

da biste völlig im Irrtum und widersprichst Dir selber,,andere geben zu das sogar der Herr Ulbricht selber davon sprach das wir noch hinterherhinken und deshalb das Ziel ins Auge fassen aufzuholen,,warum sollte ein hugo nicht das gleiche sagen dürfen wie ein Parteisekretär ? auch wenn er für die Parteiversammlung noch zu jung war.

hugo





silhouette
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf pschroed vom 15.06.2012, 18:54:00
Das ist unverschämt und erinnert mich an den Stil der Aussagen von Berlusconi und Spießgesellen zu Martin Schulz.

Wer hat vor dem Euro den Wirtschafts- und Sozialausschuss und die gemeinsame Landwirtschaftspolitik zur Hälfte finanziert???
Schade für die Briten, dass sie nicht einstimmen können, weil sie nicht direkt betroffen sind, jedenfalls nicht nach vermutlicher Einschätzung der kurzsichtigen Massenpresse.
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
so sehen deutsche linke sozialdemokraten, grüne, gewerkschafter, wissenschaftler das geschehen rund um EURO-pa und EURO...

[...]

Eine zentrale Ursache der derzeitigen Krise ist die seit über 30 Jahren weltweit betriebene Umverteilung von den Arbeits- zu den Besitzeinkommen. In vielen Ländern verfielen die Lohnquoten und stiegen die Gewinnquoten. Bei zurückbleibender Nachfrage führte dies nicht zu vermehrten Investitionen in die Realwirtschaft, vielmehr speiste die überschüssige Liquidität die Finanzmärkte.

[...]

aus...
Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
MEMORANDUM 2012 | Europa am Scheideweg - Solidarische Integration oder deutsches Spardiktat
http://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/
http://www.alternative-wirtschaftspolitik.de/veroeffentlichungen_der_arbeitsgruppe/memorandum_2012/

irrealwirtschaft zu lasten der realwirtschaft. eine idee verirrter. die irre in berlin repräsentiert diese idee perfekt. die saat der dazu passenden politik ist aufgegangen. der kollaps steht unmittelbar bevor.
--
Wolfgang

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