Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 14.02.2012, 21:33:02
"Aujourd'hui, le "modèle allemand" consiste à s'appuyer sur les secteurs exportateurs et à abaisser le coût de la main-d'oeuvre, à faire de l'euro une monnaie forte à l'image de l'ancien deutschemark[/indent]


Zwei Falschaussagen. Die deutschen Arbeitskosten liegen mit an der Spitze in Europa. Allerdings sind die Arbeitskosten in den letzten Jahren in einigen Ländern Europas wesentlich stärker gestiegen als die deutschen. Es liegt also nicht an uns, wenn in anderen Ländern die Arbeitskosten stärker steigen. Eine Verdrehung der Tatsachen. Noch einmal: Die deutsche nArbeitskosten wurden nicht gesenkt (le "modèle allemand" consiste à s'appuyer sur les secteurs exportateurs et à abaisser le coût de la main-d'oeuvre[/u], sie sanken nur relativ zu denen anderer Länder. De facto sind sie gestiegen.
[i][u]

Es wäre auch gut einmal die Bedeutung von abgeschlossenen Verträgen zu überdenken und zu würdigen. Dann erledigt sich das Problem mit dem angeblichen Versuch den Euro zu einer Hartwährung zu machen ähnlich wie die DM von allein. Das Geschrei und Gezeter wäre nicht auszustehen, würde das "modèle allemand" nicht funktionieren.

Die Bewertung dieser auf französisch verbreiteten Ansichten siedele ich zwischen "doof" und "saudumm" an. es tut mir Leid.

Den Export brauchen wir, um Rohstoffe zu bezahlen. Der Saldo zwischen Ein- und Ausfuhren ist nicht überwaltigend hoch. Rohstoffe sind teuer.
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf carlos1 vom 14.02.2012, 22:10:18
Hallo carlos1

Darum habe ich Wolfgang auch geantwortet daß es schwer zu glauben sei

Es wird zur Zeit sehr viel von Informationen verbreitet welche nicht gerade der Stimmung zugute kommt.

Laut Rompuy und Barroso scheint es ja mal so daß China sich am Rettungsschirm beteiligen will , natürlich mit einem return of investment

Phil.
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss. Oder: Leben auf Kosten anderer Leben

Viele Ökonomen sehen die wirtschaftlichen Ungleichgewichte innerhalb EURO-Lands als eine zentrale Ursache der Krise. Denn hohen Exporten eines Landes stehen hohe Importe eines anderen Landes gegenüber - das sich dafür stark verschulden muss. Eigentlich hätte die deutsche Regierung dafür von der EU gerüffelt werden müssen. Merkel, der neue "Bismarck", hat das verhindert.

--
Wolfgang

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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.02.2012, 08:19:12
Wenn man mal genauer Hinschaut, gebe es hunderten
von überflüssige Posten die auf Staatskrötens kosten
stillschweigend schon aus gewohnheitsrecht weiter laufen! Wäre ja weiter nicht schlimm wenn da nicht wie in Brussel (ca. 43.600 Beamten)die (T)€uro-bogen so Uberspannen das man da ruhig von Griechisches Gewohnheitsrecht sprechen kann !
Dieser Brusseler Selbstbedienungstopf wo Restenrampepolitiker
ihr Unnwesen treiben und sogar sich noch nicht mal schämen
Tagesspesenbetrug zu begehen, gibt guter Anlass für ein Flur
Bereinigung ! (T)€uropa fang erst mal vor die eigenen Haustür
zu kehren !
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von JuergenS
Nachdem das Quo vadis nun in vieler Hinsicht beleuchtet wurde, ist mir erneut klar geworden, dass sich ein politisches Europa volkommen neu erfinden müßte.

Dazu müßte fast alles auf den Prüfstand, ohne Tabus.

Ich denke, dass die vielbeschworenen Phase des Friedens zwischen den europäischen Staaten, die man der EWG, der EG und der EU zuschreibt, nicht weiter als Argument für den jetzigen Bestand der EU weiter hält.

Man müßte nochmal von vorne anfangen, dann würde sich herausstellen, wer zu einer gemeinsamen neuen Basis willes wäre und passt.

Danach erst kann überlegt werden, wer hinzukommen könnte, weil er sich anpassen will.

(Ich wollte, ich könnte das ganze aus der Perspektive des Jahres 2100 betrachten.)

Allerdings könnten auch äussere Einflüsse so eine Entwicklung beschleunigen, die ein Zusammenrücken fördern könnte, eine alle betreffende Bedrohung, so war es doch auch zu Beginn der EU, der EWG.

Servus
carlos1
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Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 14.02.2012, 22:30:04
Hallo phil, das Lohndumping, das Dtld untersstellt wird ist nicht nur falsch, es ist auch unfair. Ein Rückblick in die 90er Jahre zeigt, dass unsere Lohnkosten in den 90ern weitaus schneller stiegen (3,9% p.a.) als der europ. Durchschnitt (3,2%). Das wurde mit starker Arbeitslosigkeit bezahlt. 1995 lagen die westdt. Arbeitskosten um 50% höher als der Durchschnitt der Industrieländer oder der EU-15-Staaten. Inzwischen hat sich das Kostenhandicap halbiert. Wir liegen aber immer noch hoch. Der Abstand beträgt aber nun wie früher rund 25% (dank niederer Lohnsteigerungsraten und den Wechselkursen von $, Yen etc.). Die Lohnzurückhaltung war bitter nötig. Die Beschäftigung wurde stabilisiert und die Arbeitslosigkeit wurde verringert. 2005 waren 5 Mio ohne Job, heute sind es unter 3 Mio. In bestimmten Regionen herrscht Vollbschäftigung. Sollen wir uns dehsalb schämen? Die Sparmaßnahmen haben aber keinen komparativen Vorteil gebracht, wir sind nur "back to normal."

Die Arbeitskosten in Frkrch und in Dtld lagen 2010 dicht beisammen: Frkrch 34,55€; Dtld 34,47€. Westdtld 36,28; Ostdtld 21,76€ (Daten der Dt. Bundesbank und Eurostat, Statistisches Bundesamt). In diesem Zusammenhang von Dominanz zu sprechen und Bismarck zu bemühen ist grotesk.

Griechenland hat derzeit die höchsten Mindestlöhne in Europa, das Rentenalter beginnt mit 50 und spätestens 55. Unsere griechischen Freunde am Telefon waren sprachlos zu hören, dass es solche Dinge gibt wie Rente mit 67. in GR sind pro Kopf der Bevölkerung 7 mal so viel Beamte installiert wie in Dtld. Steuereintreiben ist trotzdem nur ganz mühsam möglich. Jetzt sind wir auch schuldig, denn wir haben nicht vor den Folgen einer Verschuldung gewarnt. Und führen Wirtschaftskrieg!!! Bei uns wird ein Renteneintrittsalter von 72 ins Gespräch gebracht (Max Planck-Institut). Die OECD warnt (heute gelesen) vor Schwierigkeiten in Dtld, weil es zu wenig Arbeitskräfte geben wird. Ältere müssten länger arbeiten.

Heigl hat recht: Europa muss neu entdeckt werden. Dies Europa muss erst einmal sich finden und organisieren.

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pschroed
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Hallo carlos1

Laut Welt online sind die deutschen Löhne in Bezug der direkten Nachbarländer tiefer, was sich natürlich negativ auf den Export dieser auswirkt. z.b. Frankreich, Belgien, Schweden, Dänemark,Luxemburg.

Selbstverständlich spielt auch die Qualität sowie Zuverlässigkeit eine Rolle.


Demnach kostete eine Arbeitsstunde in der deutschen Privatwirtschaft 2010 rund 29,10 Euro. Deutschland liegt damit EU-weit an siebter Stelle.

Das ist die gleiche Position wie 2009, allerdings hat sich der Abstand zu den Ländern mit höheren Kosten vergrößert.

MINDESTLÖNE ohne Deutschland !

Luxemburg 1.570 €
Niederlande 1.335 €
Belgien 1.309,6 €
Vereinigtes Königreich 1.222,5 €
Frankreich 1.280 €
Irland 1.462 €
Griechenland 680,6 €
USA 696 €
Spanien 700 €
Malta 612,3 €
Slowenien 538,5 €
Portugal 497,0 €


Ich glaube daß die BRD ein Mindestlohn einführen sollte um endlich den Arbeitnehmer etwas zukommen zu lassen, sowie die Renten in der Zukunft steigen würden, was natürlich die Fixkosten erhöhen würde und somit der Export vielleicht besser verteilen würde.

Phil.
olga64
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 15.02.2012, 13:20:51
Phil - wir haben ja in den meisten Branchen bereits Mindestlöhne. Diese liegen dann - errechnet auf den Monat - bei ca 1.300.-- Euro brutto. Wenn ein solcher Arbeitnehmer dann seine Abzüge (ein wenig Steuern, Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung) abzieht, verbleiben ihm oft weniger als dem Hartz IV-Empfänger ohne ARbeit, der zu seinem Grundsatz noch die Miete und die Krankenversicherung bezahlt bekommt, aber dafür keiner Arbeit nachgehen muss.
Ungerecht ist nach wie vor auch, dass im Osten unseres Landes auch die Mindestlöhne geringer sind als im Westen.
Richtig finde ich nach wie vor, dass Löhne nicht durch ein Dekret von Regierungen erfolgen dürfen, sondern ausschliesslich Verhandlungssache der Arbeitgeber und Gewerkschaften sind. Wohin es führt, wenn staatliche Löhne festgesetzt werden, haben wir ja am Beispiel der untergegangenen DDR gesehen. Olga
pschroed
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf olga64 vom 15.02.2012, 16:15:41
Dear Olga

Wenn mann 2000 Euro brutto verdient und nimmt dann noch 49% Abzüge welche zum Teil zum Papa Staat wieder zurückfließen , dann sind die Netto Löhne noch einmal tiefer.

Ich kenne das deutsche Steuergesetz nicht, ich weiß nur daß viele deutsche Grenzgänger in unserem Team arbeiteten, wo überhaupt nicht amused über die deutsche Besteuerung der Löhne waren.

Bei diesen Kollegen handelte es sich um qualifizierte Arbeitnehmer und waren Top !

Phil.
carlos1
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 15.02.2012, 13:20:51
Hallo phil,
mit einer Statistik kannst du alles machen, du musst nur wissen, wo sie etwas verfälscht worden ist oder, milder ausgedrückt, wo die Schwächen liegen. Deine Statistik aus Welt-Online bezieht sich auf Löhne in der Privatwirtschaft. Andere Statistiken sprechen von verarbeitendem Gewerbe. Zum zweiten enthält sie Angaben zu Dtld., die so undifferenziert sind, dass man Manipulation unterstellen darf.

Wir sprechen im Euroraum von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, die durch die Arbeitskosten beeinflusst wird. Ein Durchschnittswert, der ganz Dtld umfasst, muss einschließen die wenig exportorientierte ostdeutsche Wirtschaft und einige stark exportorientierten Regionen in Westdtld. Jede Statistik, die hier nicht unterscheidet, die die Transformation des ehemaligen DDR-Gebietes nicht getrennt erfasst, verfälscht, weil der Osten immer noch in einem Transformationsprozess sich befindet und mit vielen Milliarden unterstützt werden muss (was Europa und uns auch mit Griechenland noch bevorsteht). Westdtld läge dann in der Lohnentwicklung des verarbeitenden Gewerbes (nicht der Privatwirtschaft) dann etwa mit Frkrch gleichauf, Ostdeutschland dagegen läge auf dem 19. Platz des europ. Arbeitskostenrankings. Gesamtdtld. läge auch in den Arbeitskosten vor allen großen Industrienationen. Ich vergesse nicht, dass Brüssel auch Gelder für die Regionen in Ostdeutschland bereitstellt.

Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg ist, dass wir in Lohnkosten gegenüber den Big Players unter den Industriestaaten zwar deutlich vorangehen, also wesentlich teurer sind als unsere Konkurrenten, aber das noch (noch) ausgleichen können durch Qualität und Kompetenz. Norwegen, Schweden, Dänemark etc, die nach deiner Welt-Online-Statistik im Lohnranking vor uns liegen, sind eben keine Big Players.

Gegenüber China mit Arbeitskosten von 2,69€/h haben wir in der Massenproduktion keine Chance. China wiederum verliert schon Arbeitsplätze an noch "billigere" Staaten in Asien. Wettbewerbsfähigkeit sichert Arbeitsplätze, darum eben geht es auch in Europa. Das ist besser als hohe Schulden, hohe Löhne in der Statistik verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit.

In den exportrelevanten Industriezweigen Maschinenbau, Fahrzeugbau etwa wird nicht mit Mindestlöhnen gearbeitet. Das ist ein anderes Thema. Wir kommen nicht darum herum. Die Löhne in der dt. Autoindustrie sind weltweit die höchsten. Daimler bezahlt für die tariflich entlohnten Mitarbeiter 2011 übrigens zusätzlich noch 4100,-€ Gewinnbeteiligung. Letztes Jahr waren es noch 3700,-€. Mit diesen Löhnen kann die Privatwirtschaft (Mittelstand) nicht konkurrieren.

Wir können Griechenland nicht abschreiben nur weil das Land keine modernen Strukturen hat. Aber die Griechen müssen anders wirtschaften. Ein Marshallplan muss her, macht aber nur dann Sinn, wenn vorher andere Strukturen aufgebaut worden sind. Als der Marshallplan für Europa 1947 angekündigt war, wurde 1948 zuerst eine Behörde zur Verteilung der Gelder gegründet, die Vorläuferin der heutigen OECD; sie hieß damals OEEC oder so ähnlich. Die Bundesrepublik 1948 musste bevor sie Geld erhielt im Londoner Schuldenabkommen die Schulden aus den 20er Jahren anerkennen und deren Rückzahlung versprechen. Europa war zerstört und es wurde über Schuldenrückzahlung verhandelt. Es gab noch die alte Reichsmark, die das Papier nicht wert war, auf dem sie gedruckt war. Trotzdem wurde vorausgesetzt, dass Schulden bezahlt würden. Niemand wälzte sich bei uns vor Schmerz über diese Zumutung am Boden. Dtld erhielt umgerechnet 1,4 Mrd Dollar. Insgesamt standen 14 Mrd USD für Europa zur Verfügung verteilt auf vier Jahre (bei Wiki nachzulesen). In den 80er Jahren wurden die letzten Raten der Schulden der Dawes- und Young-Anleihen aus den 20er Jahren von der Bundesrepublik getilgt. Ein Vergleich mit der heutigen Situation in Südeuropa wäre durchaus angebracht. Da geht es nur noch um Schuldenschnitt und wie viel Schuldenschnitt: 30%, 50% oder 70% oder alles.



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