Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Amerika wünscht sich parallel zu den von Merkel und Sarkozy durchgedrückten institutionellen Reformen wohl auch gemeinschaftliche Staatsanleihen, sogenannte Euro-Bonds, sowie ein entschiedeneres Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) beim Kauf von Anleihen bedrängter Staaten.

Während vor allem Merkel und Sarkozy von einer Schuldenkrise sprechen, sieht man beim Blick von jenseits des Atlantiks eher eine Wachstumskrise.
Wachstum aber ist mit strikter Sparpolitik à la Merkel schwerlich zu stimulieren.

Die "Washington Post" kommentiert, die Frage sei, ob der Deal auf dem EU-Gipfel die Deutschen und die EZB überzeugen könne, jetzt zu handeln und die Krise zu lösen. Sie hätten ja nun mit der Fiskalunion bekommen, was sie verlangten:

"Wir werden jetzt sehen, ob sie jemals beabsichtigten, die Euro-Zone zu retten."

Inflationsangst? "Nationalreligion der Deutschen"

Merkel aber lehnt all dies bisher ab:

Die Euro-Bonds, eine Bankenlizenz für den Rettungsschirm oder ein noch größeres Engagement der EZB. Und noch am Donnerstag hatte auch EZB-Präsident Mario Draghi betont, dass er nicht beabsichtige, unbegrenzt Anleihen aufzukaufen.

Riskieren die Europäer für das Ziel der Geldwertstabilität, für den Kampf gegen die Inflation die Stabilität des Euro insgesamt?

Sparen die Deutschen Europa kaputt?

Besorgt stellen sie sich in Washington diese Fragen.

"In Deutschland sind haushaltspolitische Disziplin und Inflationsangst wie eine Nationalreligion; in Italien, Griechenland und Spanien zerstört diese Disziplin jede Hoffnung auf die Zukunft", schreibt die "Huffington Post".

Phil. Siehe Link
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 10.12.2011, 13:04:58
Merkel aber lehnt all dies bisher ab: Die Euro-Bonds, eine Bankenlizenz für den Rettungsschirm oder ein noch größeres Engagement der EZB.
• Und noch am Donnerstag hatte auch EZB-Präsident Mario Draghi betont, dass er nicht beabsichtige, unbegrenzt Anleihen aufzukaufen.

Riskieren die Europäer für das Ziel der Geldwertstabilität, für den Kampf gegen die Inflation die Stabilität des Euro insgesamt?

Sparen die Deutschen Europa kaputt?

Besorgt stellen sie sich in Washington diese Fragen.

"In Deutschland sind haushaltspolitische Disziplin und Inflationsangst wie eine Nationalreligion; in Italien, Griechenland und Spanien zerstört diese Disziplin jede Hoffnung auf die Zukunft", schreibt die "Huffington Post". Phil



Phil, Ratschläge aus den USA sind wie Ratschläge eines Kranken an einen anderen Kranken. Beide Kranken klagen über Symptome. Es scheint mir aber die Ratgeber aus USA kennen die Krankheit nicht, an der sie leiden. Das gilt auch für Europa. Kranke denken an Symptome und deren Heilung und suchen die Ursachen der Krankheit in falschen Gewohnheiten. Die Furcht der Deutschen vor der Inflation sei fast eine Nationalkrankheit in Dtld., meint man in den USA. Ich meine nach wie vor, dass es eigentlich keine unmittelbare Inflationsgefahr in Europa gibt. Es geht nur darum, nicht die Schleusen für eine wilde Geldvermehrung zu öffnen. Es geht um die Handlungsfähigkeit und Stärkung der europ. Institutionen um ein demokratisches Europa.

Es ist unbedingt erforderlich sich über die Ursachen einer Rezessionen klar zu werden. Rezessionen wohlgemerkt, denn es gibt keine Einheitsrezession; jede Rezession ist anders als die anderen. In jedem Land gibt es unterschiedliche Ursachen für eine Rezession. Die Amerikaner gehen von der simplen Annahme aus, dass es eine Art Allheilmittel für die Rezession gäbe: Gib Geld in den Geldkreislauf, fahre die Zinsen herunter und die Rezession weicht. Seit Jahrzehnten wenden die Ökonomen diesen „Zaubertrick“ an. Immer das gleiche Rezept, sollte die Konjunktur schlapp machen. Das klappt natürlich häufig und viele Einfaltspinsel glauben, dass es deshalb immer klappt. Tatsächlich klappt es nur bis zur nächsten Blase. Die vorletzte (Preis-)Blase war die dot.com-Blase um 2001. Die letzte war die Immobilien (Preis-)blase 2007ff. Jede Blase aber ist unterschiedlich von Land zu Land. Es gab vorher natürlich auch schon viele Blasen. Ich erwähne das nur.

Blasen sind immer Preis-Blasen. Das Platzen einer landesweiten Preis-Blase löst eine Krise aus. Wie in Europa oder Amerika 2007/08 vor der Lehman-Pleite. Folge des Platzens der Immobilien-Blase: Die Preise der Immobilen brachen ein. Aber die damit verbundenen Schulden blieben.!! Sie mussten und müssen weiter abbezahlt werden!! Das betrifft Unternehmen und Privathaushalte! Schuldenkrise also bitte nicht nur auf Staatshaushalte beziehen, beide stecken vielmehr im Minus. Sie sind jetzt bestrebt ihre Privatschulden abzubauen und ihre Bilanzen zu sanieren. Jeder Einzelne macht dabei das Richtige. Gesamtwirtschaftlich gesehen machen sie aber alles falsch. Immer weniger Leute geben Geld aus.Schlimmer noch: Sie „sparen“, auch wenn sie Geld ausgeben könnten. Die Krise ist da. Wenn nicht gespart würde und das Geld bei der Bank landen würde, die es verleihen könnte, dann wird die Spareinlage des einen eben zum Kredit des anderen. Wenn aber immer mehr Wirtschaftssubjekte ihre Schulden tilgen, bleiben auch Banken auf ihren Spareinlagen sitzen. Da hilft auch die Heilige Schrift des Karl Marx nicht weiter: Die Unternehmen und Haushalte Japans z. B. tilgen (minimieren) lieber ihre Schulden und „maximieren“ nicht ihren Gewinn. Dann stagniert die Wirtschaft über lange Jahre. In Japan bereits seit über 20 Jahren. Genau in dieser Gefahr befinden sich die USA und die Eurozone heute auch. Ja warum geht es den dt. Unternehmen heute so gut? Sie haben die Schulden der Krise von 2000/2002 in den Bilanzen bereinigt und die Schulden der dot.com Krise 2002 abbezahlt. Maßvolle Lohnerhöhungen senkten Lohnstückkosten und erhöhten die Wettbewerbsfähigkeit. Die letzte Krise 2008/09 wurde überstanden, weil Gewerkschaften, Unternehmen und Staat zusammen agierten und die Stammbelegschaften (wichtig!!) nicht abbauten. Heute liegen wir in der Industrieprodukten wieder leicht über dem Stand vor der Lehman-Pleite 2008. In Frkrch und Spanien liegt sie auf dem Niveau von 1997, in Italien von 1994. Die Arbeitslosenquote liegt im Sechserbereich, in einigen Gegenden im 2er Bereich (Biberach 2,2%). In Spanien bei 23%. Dtld ist eine Insel in Europa, der Wirtschaft geht es gut.

Eine „Schuldenkrise“ wie oben dargestellt gibt es weltweit nur in der Eurozone. Zwar ist die Verschuldung in Japan weitaus höher als in Europa, in USA und England auch höher. Aber diese Staaten haben keine Probleme Staatsanleihen zu niedrigen Zinsen zu bekommen. Die eigenen Staatsbürger leihen ihren Regierungen Geld. Auch in Dtld ist das so. In Griechenland aber wandert das Geld aus. Kein Grieche will seiner Regierung Geld leihen, weil das Misstrauen zu groß ist. Kein Spanier vertraut seiner Regierung Geld an. Italien ist da noch eher eine Ausnahme. Es wird gespart und die Italiener liehen ihren Regierungen Geld, trotz Berlusconi. Jetzt bitte ich mir zu sagen, wie eine dt. Regierungschefin in Berlin das Vertrauen der Spanier, Iren, Griechen etc. in deren Regierungen stärken kann und sie bewegen kann ihr Geld ihren eigenen Regierungen zu geben. Welche Hebel hat sie? Sie kann doch nur sich bemühen einen Rahmen zu schaffen, Institutionen zu stärken, Autorität installieren oder weiß der Kuckuck sonst was, indem sie Bedingungen vorgibt und hoffen, dass sich langsam Vertrauen einstellt - und Vernunft. Aber sicher weiß es jemand besser.

In dem von phil eingestellten Link mit den großartigen Vorschlägen aus USA findet sich der Hinweis auf die hohen Ausgaben für den Sozialstaat in den Eurostaaten. Diesen „Luxus“ leisten sich die USA nicht und sie lehnen es deshalb ab, mit 200MRD USD an den IWF zu zahlen zugunsten der Europäer. Das bitte bedenken, wenn solche Ratschläge aus den USA hier empfohlen werden. In den USA ist Austerity angesagt.

Merkel gescheitert. So wird verkündet. Ein Schritt aber bitte nach dem andern. Ohne Vertrauen der Bürger in die eigenen Regierungen gibt es kein preiswertes Geld für Anleihen. . Vertrauen wird durch Solidität geschaffen. Dazu gehört auch Stabilität, die ein anderes Wort für Solidität ist. Wir Deutsche leben momentan auf einer Insel. Anknüpfend an das oben Gesagte dürfen wir uns nach diesen Vorarbeiten in Brüssel nicht zurücklehnen und uns wichtigen Maßnahmen verweigern. Selbst wenn es in Dtld ein wenig Geldentwertung geben sollte, wäre dies ein Preis, den wir zahlen sollten, um die Eurokrise zu beenden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine dt. Regierung sich dem verweigert, wenn erst einmal die neue Finanzverfassung Europas – nach quälend langer Ratifizierung – installiert ist. Es wäre auch ein Einstieg in die politische Union. Wir dürfen Europa nicht kaputt sparen lassen. Europa würde es auch nie zulassen.

Es gibt gute und schlechte Schulden.


Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
die extrem-ente hat dem sterbenden EURO mehr frisches blut (geld) verordnet. dafür wird sie im deutschen staatsfernsehen als "königin der nacht" gelobhudelt (vgl. meinen beitrag am 09.12.2011 22:55). - doch das ist das problem (nicht etwa die lösung des problems, wie es im staatsfernsehen in zahllosen sendungen kolportiert wird). denn die währung, EURO, stirbt bei ständiger blutzufuhr (linktipp).

--
Wolfgang

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adam
adam
Mitglied

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 10.12.2011, 18:35:08
Wir dürfen Europa nicht kaputt sparen lassen. Europa würde es auch nie zulassen.

Es gibt gute und schlechte Schulden.


Gute Schulden regen den Geldkreislauf an und und schaffen im besten Fall Arbeitsplätze, die das Volksvermögen mehren und aus deren Versteuerung der Staat Teile seiner Investitionen zurück erhält.

Aber erklär mal einem deutschen Steuerzahler, daß er in Griechenland investieren soll, wo dort die Kapitalflucht in vollem Gange ist und dazu weder eine Volkswirtschaft existiert, in die investiert werden kann, noch Strukturen, die diese Investitionen tätigen.

Der Steuerzahler wird die Krise bezahlen, gleichgültig, ob der Staat weiter über neue Schulden investiert oder spart. Entweder über Inflation oder über weniger Verdienst, weil Arbeitsplätze wegfallen. Vorzuziehen wäre ersteres, weil es nicht zum Stillstand oder gar Rückentwicklung in der Wirtschaft führt. Da bin ich Deiner Meinung.

Und dann haben wir ja noch die unregulierten Finanzmärkte, die das ihre tun und durch Erzeugung von Geld ohne Gegenwert sowie durch Spekulationen gegen den Euro Druck auf dessen Stabilität machen. Um dieses Problem wenigstens von Europa aus angehen zu können, brauchen wir die Briten mit der Londoner Börse. Revanchegedanken, mit Verweis auf Maggy Thatcher, sind unangebracht.

--

adam

Karl
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Administrator

Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von Karl
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sind interessante Artikel zur Finanzkrise erschienen, die in ihrer Summe extrem spannend zu lesen sind. Autoren sind Frank Schirrmacher, Jürgen Habermas, Albrecht Müller, Michael Hudson und Sahra Wagenknecht. Die Inhalte sind umso bemerkenswerter als die FAZ bisher nicht in dem Verdacht stand linkslastig zu sein. Lernfähig zeigt sie sich allemal.

Bürgerliche Werte – „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“
15.08.2011 · Im bürgerlichen Lager werden die Zweifel immer größer, ob man richtig gelegen hat, ein ganzes Leben lang. Gerade zeigt sich in Echtzeit, dass die Annahmen der größten Gegner zuzutreffen scheinen.
Von Frank Schirrmacher

Der griechische Weg – Demokratie ist Ramsch
01.11.2011 · Wer das Volk fragt, wird zur Bedrohung Europas. Das ist die Botschaft der Märkte und seit vierundzwanzig Stunden auch der Politik. Wir erleben den Kurssturz des Republikanischen.
Von Frank Schirrmacher

Euro-Krise – Rettet die Würde der Demokratie
04.11.2011 · Papandreou hält dem zerrissenen Europa den Spiegel vor. Ein Kommentar zu Frank Schirrmachers „Demokratie ist Ramsch“.
Von Jürgen Habermas

Eurokrise – Und vergib uns unsere Schulden
13.11.2011 · Jeder Umsturz, jede Revolution beginnt mit Schulden, welche die Gesellschaft nicht mehr bezahlen kann. David Graebers großes Buch „Debt“ zeigt uns, wo wir heute stehen. Eine Befreiung.
Von Frank Schirrmacher

Euro-Krise – Die Lüge von der Systemrelevanz
23.11.2011 Die Finanzwirtschaft hat die Politik im Griff – und warum? Weil jede Bank für „systemrelevant“ erklärt wird. System hat aber nur die Lüge, meint der Sozialdemokrat Albrecht Müller.
Von Albrecht Müller

Politik und Finanz – Was sind Schulden?
02.12.2011 · Die Weltgeschichte beweist: Interessen von Gläubigern sind nicht die der Demokratie. Bankenrettungen führen in die Oligarchie. Der Finanzsektor betreibt eine neue Art der Kriegsführung.
Von Michael Hudson

Oligarchie der Finanz – Der Krieg der Banken gegen das Volk
03.12.2011 Es gibt einen Weg, wie der Euro gerettet werden kann: Man muss nur der Europäischen Zentralbank erlauben, das zu tun, wofür Notenbanken gegründet worden sind: Geld drucken.
Von Michael Hudson

Schluss mit Mephistos Umverteilung!
08.12.2011 · Auch Eurobonds werden nicht helfen: Die Finanzkrise, von neoliberaler Politik verschuldet, greift vor allem den Mittelstand an – und damit die Demokratie. Aber noch ist es nicht zu spät.
Von Sahra Wagenknecht

Viel Spaß beim Lesen, Karl
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Der Euro wird durch einen Überfluss an Gutmenschen dominiert. Als Euro-Romantiker geben sie denjenigen freie Bahn, die rücksichtslos ihre eigenen Ziele verfolgen. Gutmenschen träumen von Rettungsfonds, Eurobonds und anderen Wohltaten und spielen so den Egoisten in die Hände, die sich auf den Empfang solcher Staatshilfen spezialisiert haben. Manches spricht dafür, dass es ohne diese Gutmenschen zur aktuellen Krise entweder nicht gekommen oder sie schon überwunden wäre.

aus... Gutmenschen in der Krise (von Charles B. Blankart), Finanz und Wirtschaft, 27.08.2011

Merkels Ententanz: Scheinbar Gutes propagieren, Schlechtes bewirken

Charles B. Blankart ist emeritierter Professor für öffentliche Finanzen an der Humboldt-Universität zu Berlin und ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern. Seit Jahr und Tag geht er an gegen romantisches Getue in der Politik.

--
Wolfgang

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Mitglied_5ccaf87
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 11.12.2011, 16:34:02
Vermutlich muß die PDF neu geschrieben werden.

Bis zum heutigen Tag nahm ich tatsächlich an, das Bundestagspräsident Lammert CDU-Mitglied sei und nun stellt sich heraus, das er die letzten Brüsseler Beschlüsse verfassungsrechtlich prüfen lassen will: Süddeutsche.de: Gipfelbeschlüsse zur Eurorettung - Lammert will Rettungspläne verfassungsrechtlich prüfen lassen Guten Morgen.

Ich finde es völlig absurd, das erst so weitreichende Beschlüsse gefasst werden und hinterher geprüft wird, ob sie mit dem GG vereinbar sind. Warum fragt man nicht vorher eine Kommission von Verfassungsrechtlern, ob ein solcher Rettungsschirm überhaupt möglich ist? Wo befindet sich denn nun unsere Bundesregierung? Unter der Berliner Käseglocke oder in Karlsruhe?

Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.12.2011, 10:19:32
es gibt ja längst grenzen, die vom deutschen verfassungsgericht gezogen wurden. eurobonds z.b. wären verfassungswidrig (ganz nebenbei, sie wären auch gegen europäisches recht). merkels ententanz ist wider die gesetze und damit unrecht.

ich begrüße es, dass sich norbert lammert (cdu) für das recht einsetzt (linktipp). er ist einer der letzten mohikaner.

--
Wolfgang
pschroed
pschroed
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von pschroed
Jeder ist am Finanzmarkt beteiligt, jeder möchte eine Vermehrung seines Geldes, oder ??

Immer wieder fragen sich die Menschen, wer ist eigentlich der Markt? Wer sind die Märkte, die Unternehmen und Staaten abstrafen können. Die Politik umgarnt diese Macht und wirbt um ein Zeichen des “Vertrauens”. Man will die Märkte besänftigten und bloß nicht in deren Fokus geraten. Die unsichtbaren Märkte, um die es geht, sind die Bürger selbst.

Der Markt ist die Summe der Gelder, die die Menschen den Finanzunternehmen geben. Der Bürger erarbeitet das Geld und gibt es in Form von Bankeinlagen, Fondsanteilen oder Versicherungen an Unternehmen weiter. Die Gelder liegen dann nicht im Tresor, sondern werden weiter investiert. So bekommt die Finanzindustrie zu viel Macht und bestimmt mit dem Geld der Bürger über Unternehmen, Staaten und am Ende über den Bürger. Das ist schizophren, aber die Wahrheit.

Die Märkte können nur Druck auf andere ausüben, wenn sie Geld haben. Versiegt der Geldfluss an Fondsgesellschaften, Banken & Finanzunternehmen im allgemeinen, dann verringert sich sofort deren Machtpotential. Warum bricht man nicht die Kette und zähmt das Finanzmonster? Weil alle Beteiligten einer Gesellschaft hungrig nach Rendite sind.

Die Bürger geben den Finanzunternehmen ihr Geld und verlangen: “vermehrt es”. Wir selbst heizen also die Spekulation an, über die wir dann schimpfen. Die Verwerfungen an den Märkten, die oftmals nicht mehr nachvollziehbar sind, werden eben deshalb verursacht, weil unser Geld in den Markt strömt, um mit immer höheren Risiken mehr Rendite zu erwirtschaften.

Die Politik hat die Rahmenbedingungen geschaffen, damit das Finanzmonster so erstarken konnte. Sie hat sozusagen die Ketten entfernt. Nun ist die Macht in den Händen von wenigen Institutionen, die sie nun nicht mehr kontrollieren können. Die Märkte sind die Finanzinstitute, die mit Geldern ihrer Kunden Druck ausüben können. Die Summe macht es.

Fragt man sich, warum die Märkte so sind wie sie sind, dann liegt die Ursache in dem angelsächsische Prinzip, das aus England und Amerika stammt, nämlich aus Geld Geld zu machen.

Zu Beginn der 80er Jahre haben Finanzjongleure die Idee gehabt, nicht mehr selbst zu arbeiten, sondern das Geld für sich arbeiten zu lassen.

Nur wird dadurch nichts generiert. Es muss gearbeitet werden, es müssen sich die Hände schmutzig gemacht werden, um Werte zu erschaffen.

Wenn ein Finanzjongleur clever ist und sein Geld vermehrt, dann verliert jemand anderes seinen Einsatz. Aus Geld kann man kein Geld machen, es wird immer jemand anderem weggenommen.

Die Gier der Menschen hat dazu beigetragen, dass aus einer kleinen Finanzindustrie, die eigentlich die überschaubare Aufgabe hat, die Unternehmen mit Kapital zu versorgen und den Geldkreislauf in Form von Krediten und Einlagen aufrecht zu erhalten, ein mächtiges Monster geworden ist.

Ein Teil der Spekulation, die zu dem Durcheinander an den Märkten führt, ist die fortwährende Investition in steigende Märkte. Kurse sollen immer steigen. Dass das nicht geht, weiß der Anleger, aber trotzdem wird es erwartet.

Ähnlich ist es beim Lottospielen, wo jeder Spieler eigentlich weiß, dass die Chance zu gewinnen fast unmöglich ist, aber man verschließt die Augen vor der Realität. Jede Woche rennen Millionen von Menschen an den Lottoschalter und hoffen auf den großen Gewinn.

Die Bürger, die ihr Geld Vermögensverwaltern, Banken, Fonds und Versicherungen überlassen haben, wollen die Aktienkurse steigen sehen und in der Folge auch die Rendite ihrer Anlagen. All diejenigen sind es, die die Spekulation anheizen, weil sie nach mehr gieren.

Die Märkte leben davon, dass immer Geld nachkommt, das vermehrt werden will. Um dem Hunger der Anleger gerecht zu werden, werden entsprechend große Risiken eingegangen, die, wenn die Wette nicht aufgeht, in Verwerfungen am Markt enden.

So schließt sich der Kreislauf. Die Bürger geben den Unternehmen ihr erarbeitetes Geld und wollen Rendite sehen, dadurch haben die Unternehmen sehr viel Kapital und können sich in Entscheidungsfindungen einmischen. Sie haben eben die Macht, die sie durch die Summe der Bürger übertragen bekommen haben. Somit sind die Bürger die Märkte.

Zitat: START-TRADING.de

Phil.
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 12.12.2011, 11:40:15
um das zurechtzurücken... DIE menschen sind nicht die märkte. es ist nur ein teil der menschen, der zu marktteilnehmern (in diesem fall zu finanzmarktteilnehmern) werden kann. denn auf dem finanzmarkt, um den es in diesem thema geht, in der irrealwirtschaft, wie ich sie nenne, können nur menschen agieren, die über viel, viel geld verfügen, das sie außerhalb der realwirtschaft vermehren wollen.

chance gewinn + risiko verlust

dagegen ist nichts zu sagen. wenn aber willfährige politiker das marktgeschehen aushebeln, die chance jeder geldanlage den großen leuten lassen, das risiko jeder geldanlage aber den kleinen leuten aufbürden, dann kann nicht mehr von einem funktionierenden marktgeschehen gesprochen werden.

merkels ententanz

das geschieht gerade. die bankster haben es geschafft und müssen nicht mehr haften für ihre unternehmerischen entscheidungen.

--
Wolfgang


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