Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?
Mir macht eigentlich viel mehr Angst, dass kapitalistische Wirtschafts- und Absatzkrisen bislang historisch zur Aufrüstung und zum Krieg geführt haben. Selbst der dicke Kohl (den ich überhaupt nicht mag) sagte kürzlich auf seiner Geburtstagsparty, dass der EURO wichtig für den Frieden in Europa ist. Da bleibt nur eine Lösung: killt die Spekulanten, um den Frieden zu bewaren!
"Man befinde sich "zweifelsohne" noch immer "in der schwierigsten Situation seit dem Zweiten Weltkrieg, vielleicht sogar seit dem Ersten", sagte der Chef Präsident der Europäischen Zentralbank dem SPIEGEL. "Wir erlebten und erleben wirklich dramatische Zeiten."
Seit dem 1. Weltkrieg??
Beruhigende Äußerungen klingen anders, aber wie lese ich manchmal, alles wird gut.
Senhora
"...kapitalistische Wirtschafts- und Absatzkrisen bislang historisch zur Aufrüstung und zum Krieg geführt haben." Dutchwepee
Die Große Depression ab 1930 hat in Deutschland und weltweit wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verwerfungen geführt, in deren Folge politischer Radikalismus sich durchsetzte. Der Sonderfall Deutschland nach Versailles (ein eigenes Thema!) ist kein Beleg dafür, dass Aufrüstung und Krieg notwendig auf jede Krise folgen müssen. Die USA und England waren von der Großen Depression stärker betroffen als Deutschland und rüsteten nicht auf, ebensowenig Frankreich. Erst beim Abflauen der Krise kam es zur Aufrüstung in Dtld nicht vorher. Hitler rüstete auf. Aber 1933 war der Höhepunkt der Wirtschaftskrise bereits überschritten. Es gibt momentan keine Anzeichen dafür, dass die Krise in Europa zu einer stärkeren Ausweitung der militärischen Ausgaben führen wird. Die Türkei bietet dem alten Gegner Griechenland Zusammenarbeit an und gemeinsame Reduzierung der Rüstungsaufgaben. Ich spreche von Europa, nicht von den Außenbeziehungen Europas.
Der Hinweis auf den Frieden in Europa im Zusammenhang mit dem Euro ist angebracht. Die Staaten Europas arbeiten heute eng zusammen. Das ist der Unterschied zu früheren Zeiten. ZUsammenarbeit statt Feindschaft. Sarkozy musste Merkel gewaltig unter Druck setzen, bis sie in der Griechenlandfrage nachgab. Die Dame ist Physikerin und kapiert nicht alles. Dass sie ohne Verbündete dastand, ist ihr Versagen in der Europapolitik. Er soll mit dem Bruch der dt-frz. Achse gedroht haben und auf den Tisch gehauen haben.
Der Euro ist das allgegenwärtige Symbol für den Frieden und die Zusammenarbeit in Europa. Der französische Staatspräsidentwies sagte vor einer Woche, dass der Euro Frieden in Europa bedeute. Wer ihn angreife, gefährde den Frieden. Wie soll man den Leuten klar machen, dass es ernst ist?
Wir stehen erst am Anfang der wirtschaftlichen Turbulenzen. Zunächst einmal muss gespart werden, weil über die Verhältnisse gelebt wird, auch privat. Es wird Verteilungskämpfe geben. Jeder weiß, wo der andere den Gürtel enger schnallen muss.
c.
Die Große Depression ab 1930 hat in Deutschland und weltweit wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verwerfungen geführt, in deren Folge politischer Radikalismus sich durchsetzte. Der Sonderfall Deutschland nach Versailles (ein eigenes Thema!) ist kein Beleg dafür, dass Aufrüstung und Krieg notwendig auf jede Krise folgen müssen. Die USA und England waren von der Großen Depression stärker betroffen als Deutschland und rüsteten nicht auf, ebensowenig Frankreich. Erst beim Abflauen der Krise kam es zur Aufrüstung in Dtld nicht vorher. Hitler rüstete auf. Aber 1933 war der Höhepunkt der Wirtschaftskrise bereits überschritten. Es gibt momentan keine Anzeichen dafür, dass die Krise in Europa zu einer stärkeren Ausweitung der militärischen Ausgaben führen wird. Die Türkei bietet dem alten Gegner Griechenland Zusammenarbeit an und gemeinsame Reduzierung der Rüstungsaufgaben. Ich spreche von Europa, nicht von den Außenbeziehungen Europas.
Der Hinweis auf den Frieden in Europa im Zusammenhang mit dem Euro ist angebracht. Die Staaten Europas arbeiten heute eng zusammen. Das ist der Unterschied zu früheren Zeiten. ZUsammenarbeit statt Feindschaft. Sarkozy musste Merkel gewaltig unter Druck setzen, bis sie in der Griechenlandfrage nachgab. Die Dame ist Physikerin und kapiert nicht alles. Dass sie ohne Verbündete dastand, ist ihr Versagen in der Europapolitik. Er soll mit dem Bruch der dt-frz. Achse gedroht haben und auf den Tisch gehauen haben.
Der Euro ist das allgegenwärtige Symbol für den Frieden und die Zusammenarbeit in Europa. Der französische Staatspräsidentwies sagte vor einer Woche, dass der Euro Frieden in Europa bedeute. Wer ihn angreife, gefährde den Frieden. Wie soll man den Leuten klar machen, dass es ernst ist?
Wir stehen erst am Anfang der wirtschaftlichen Turbulenzen. Zunächst einmal muss gespart werden, weil über die Verhältnisse gelebt wird, auch privat. Es wird Verteilungskämpfe geben. Jeder weiß, wo der andere den Gürtel enger schnallen muss.
c.
Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
SZ
15.05.2010
Ökonom Lord Skidelsky: "Der Euro - ein Kaiser ohne Kleider"
Der britische Ökonom Lord Skidelsky über die Euro-Krise, die Gefahr einer Rezession - und den Charme einer neuen Reservewährung.
Interview: Andreas Oldag
[...]
SZ: Und den Euro haben Sie schon abgeschrieben?
Skidelsky: Die Währungsunion ist in einer Existenzkrise. Sie basierte auf der Annahme einer strikten Finanzdisziplin und ebenso auf Angleichung der Wettbewerbskraft. Beides ist nicht eingetreten. Mit dem Euro ging auch die Möglichkeit für nationale Regierungen verloren, die Währung abzuwerten, als wichtiges konjunktursteuerndes Instrument. Jetzt steht der Euro da wie ein Kaiser ohne Kleider.
SZ: Und was hat das nun für praktische Folgen?
Skidelsky: Es kann zwei Möglichkeiten geben: Entweder raufen sich die Mitglieder zusammen und koordinieren ihre Finanzpolitik. Dazu ist auch ein Europäischer Währungsfonds notwendig. Das neue Rettungspaket für die Euro-Wackelkandidaten geht da in die richtige Richtung. Das hat dem Euro vielleicht eine Atempause verschafft. Doch die Ursachen der Krise sind nicht beseitigt. Die andere Möglichkeit - das wäre der Worst Case - ist ein Auseinanderbrechen der Währungsunion. Wahrscheinlich würde in diesem Fall nur ein kleiner Kern von Mitgliedern übrig bleiben, die sich um Deutschland und Frankreich sammeln.
[...]
--
Wolfgang
Wir stehen erst am Anfang der wirtschaftlichen Turbulenzen. Zunächst einmal muss gespart werden, weil über die Verhältnisse gelebt wird, auch privat. Es wird Verteilungskämpfe geben. Jeder weiß, wo der andere den Gürtel enger schnallen muss.Das ist auch meine Einschätzung. Die Politik des Schuldenmachens bricht zusammen, weil die Wachstumsraten in den westlichen Ländern gegen Null tendieren. Schulden können nur über Wirtschaftswachstum refinanziert werden. Wenn dieses ausbleibt oder so niedrig ist wie derzeit, gibt es ein strukturelles Problem. Die Politik wird noch so strampeln können. Sie werden den Zusammenbruch nicht verhindern. Es ist zudem m. E. überhaupt nicht zu begreifen, wie jemand glauben kann, dass das Schuldenproblem mit noch mehr Kreditaufnahmen zu meistern ist.
Da fragt es sich wirklich, wie sich der einzelne in einer solchen Situation verhalten soll. Karl
P.S.: Aktuelle Wechselkurse:
1 EUR = 1,23580 USD (15.05., 10:59)
Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.
Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein' Gewalt.
Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.
B. Brecht: Das Lied von der Moldau
--
Wolfgang
Hallo, dutchweeepee,
das ist die falsche Lösung!
Die Aktionen der Spekulanten sind doch nicht die Ursache!
Die Ursache ist eine Politik, die die Aktionen der
Spekulanten erst ermöglicht.
Die Politik bestimmt immer noch den Rahmen der wirtschaftlichen Handlungen.
Viele Grüße
arno
Da bleibt nur eine Lösung: killt die Spekulanten, um den Frieden zu bewaren!
das ist die falsche Lösung!
Die Aktionen der Spekulanten sind doch nicht die Ursache!
Die Ursache ist eine Politik, die die Aktionen der
Spekulanten erst ermöglicht.
Die Politik bestimmt immer noch den Rahmen der wirtschaftlichen Handlungen.
Viele Grüße
arno
"Die Politik des Schuldenmachens bricht zusammen, weil die Wachstumsraten in den westlichen Ländern gegen Null tendieren." karl
An und für sich wäre es sinnvoll in einer Krise wie jetzt Schulden zu machen, um die Wirtschaft zu beleben. Würde das durchgeführt, würden die Budgetdefizite steigen. Das würde Ausgabenkürzungen erfordern oder Steuererhöhungen. Dies wiederum würde die wirtschaftliche Erholung zunichtemachen. Wenn man jetzt keine Schulden machen würde, würde dies aber aber auf den gleichen Effekt hinauslaufen, nämlich eine neue Finanzkrise.
Momentan ist die Lage so, dass Anleihenehmer bei den aufgelaufenen hohen und weiter steigenden Schulden auf höheren Zinsen bestehen. Das ist ökonomisch rationales Verhalten und vorhersehbar. Alte niedriger verzinste Staatsanleihen verlieren dann an Wert. Banken weltweit, die in solchen Anleihen investiert sind würden hohen Verluste erleiden. Ebenso Investoren und Fianzinstituionen.
Das Problem, welches das kleine Griechenland stellt, ist ein weltweites Problem. Die Wirtschaftsleistung Griechenlands mit 11 Mio Einwohnern liegt bei 237,5 MIO Euro. Das Bundesland Baden-Württemberg liegt bei 353,7 Mio. Bayerns Wirtschaftskraft liegt über dem Belgiens. Niedersachsens Leistungskraft gemessen in Euro liegt über dem Finnlands. Warum macht dies kleine Gr so viel Trouble?
Ich erinnere mich an die Entstehung der Weltwirtschaftskrise 1929 nach einem Jahrzehnt, das man die Goldenen Zwanziger nannte. Das Gold leuchtete, aber im Untergrund rumorte eine Schuldenkrise. Der erste Weltkrieg war auf Pump finanziert worden. England und Frankreich hatten riesige Anleihen aufgenommen in den USA. Die mussten bedient werden. Deshalb vor allem benötigten die Sieger in Europa die deutschen Reparationen. Aber Dtld konnte nicht zahlen, es war verarmt. Also liehen sich die Deutschen in den USA Geld (Dawes- und Young-Anleihe 1924 und 1929). Das von den Amerikanern geliehene Geld ging an F und E. und von dort nach den USA. Ein Kreditkreislauf. Immerhin kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.
Das "Ende" kam 1929 im Oktober. Die Deutschen hatten Fehler gemacht. Sie hatten viel Geld kurzfristig ausgeliehen, aber langfristig angelegt. Eine klassische Fehlleistung, weil riskant (s. HRE, die machte dasselbe). In den USA waren die Aktienkurse in gewaltige Höhen gestiegen. Man lieh sich Geld, weil man an den ewigen Aufstieg glaubte. Die Wirtschaftsleistung war gewaltig vermehrt worden, die Löhne und Gehälter blieben zurück. Das konnte nicht gut gehen, denn irgendjemand musste die schönen produzierten Dinge kaufen können. Kleine Anlässe im Zusammenhang mit Spekulationen um eine kanadische Company genügten einen Kurssturz herbeizuführen.
Amerikanische Banken kündigten ihre kurzfristigen Kredite in Dtld, weil Aktien als Sicherheit an Wert verloren hatten. Die Gelder aber waren langfristig angelegt. Das war der Startschuss zu einer ersten Krise. Weitere Fehler folgten und der Weg in die Große Depression war frei.
Es waren Fehler, die nicht hätten gemacht werden müssen.
c.
An und für sich wäre es sinnvoll in einer Krise wie jetzt Schulden zu machen, um die Wirtschaft zu beleben. Würde das durchgeführt, würden die Budgetdefizite steigen. Das würde Ausgabenkürzungen erfordern oder Steuererhöhungen. Dies wiederum würde die wirtschaftliche Erholung zunichtemachen. Wenn man jetzt keine Schulden machen würde, würde dies aber aber auf den gleichen Effekt hinauslaufen, nämlich eine neue Finanzkrise.
Momentan ist die Lage so, dass Anleihenehmer bei den aufgelaufenen hohen und weiter steigenden Schulden auf höheren Zinsen bestehen. Das ist ökonomisch rationales Verhalten und vorhersehbar. Alte niedriger verzinste Staatsanleihen verlieren dann an Wert. Banken weltweit, die in solchen Anleihen investiert sind würden hohen Verluste erleiden. Ebenso Investoren und Fianzinstituionen.
Das Problem, welches das kleine Griechenland stellt, ist ein weltweites Problem. Die Wirtschaftsleistung Griechenlands mit 11 Mio Einwohnern liegt bei 237,5 MIO Euro. Das Bundesland Baden-Württemberg liegt bei 353,7 Mio. Bayerns Wirtschaftskraft liegt über dem Belgiens. Niedersachsens Leistungskraft gemessen in Euro liegt über dem Finnlands. Warum macht dies kleine Gr so viel Trouble?
Ich erinnere mich an die Entstehung der Weltwirtschaftskrise 1929 nach einem Jahrzehnt, das man die Goldenen Zwanziger nannte. Das Gold leuchtete, aber im Untergrund rumorte eine Schuldenkrise. Der erste Weltkrieg war auf Pump finanziert worden. England und Frankreich hatten riesige Anleihen aufgenommen in den USA. Die mussten bedient werden. Deshalb vor allem benötigten die Sieger in Europa die deutschen Reparationen. Aber Dtld konnte nicht zahlen, es war verarmt. Also liehen sich die Deutschen in den USA Geld (Dawes- und Young-Anleihe 1924 und 1929). Das von den Amerikanern geliehene Geld ging an F und E. und von dort nach den USA. Ein Kreditkreislauf. Immerhin kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.
Das "Ende" kam 1929 im Oktober. Die Deutschen hatten Fehler gemacht. Sie hatten viel Geld kurzfristig ausgeliehen, aber langfristig angelegt. Eine klassische Fehlleistung, weil riskant (s. HRE, die machte dasselbe). In den USA waren die Aktienkurse in gewaltige Höhen gestiegen. Man lieh sich Geld, weil man an den ewigen Aufstieg glaubte. Die Wirtschaftsleistung war gewaltig vermehrt worden, die Löhne und Gehälter blieben zurück. Das konnte nicht gut gehen, denn irgendjemand musste die schönen produzierten Dinge kaufen können. Kleine Anlässe im Zusammenhang mit Spekulationen um eine kanadische Company genügten einen Kurssturz herbeizuführen.
Amerikanische Banken kündigten ihre kurzfristigen Kredite in Dtld, weil Aktien als Sicherheit an Wert verloren hatten. Die Gelder aber waren langfristig angelegt. Das war der Startschuss zu einer ersten Krise. Weitere Fehler folgten und der Weg in die Große Depression war frei.
Es waren Fehler, die nicht hätten gemacht werden müssen.
c.
Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
erhellende Ausführungen zu den Tanzschritten ums Goldene Kalb!
Hoffe sehr, dass sich die ganze Angelegenheit nicht wiederholt wie vor 1929 und später. Kein Geld und Arbeit mehr vorhanden, sehr viele arbeitslos, usw.
Mein Vater war auch betroffen, hat viel davon erzählt!
Und was unser Landsmann erzählt ( Ackermann ), betreffend Griechenland, bin ich auch seiner Meinung, mit diesen Auflagen, können sich die Griechen nie mehr erholen. Die Kuschelpolitik hat total versagt. Eine totale umkrempelung der korrupten Regierung wäre schon längst fällig!
Mein Vater war auch betroffen, hat viel davon erzählt!
Und was unser Landsmann erzählt ( Ackermann ), betreffend Griechenland, bin ich auch seiner Meinung, mit diesen Auflagen, können sich die Griechen nie mehr erholen. Die Kuschelpolitik hat total versagt. Eine totale umkrempelung der korrupten Regierung wäre schon längst fällig!