Wirtschaftsthemen Quo vadis EURO-Land?

carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 25.04.2010, 21:34:02
“Ich habe also die Meinung vertreten, daß viele Menschen es als selbstverständlich nehmen, daß z.B. in Regierungskreisen gelogen wird und daß Manager in der Öffentlichkeit keinen guten Ruf mehr haben.” Adam


@ adam
Mit Begriffen wie „guter Ruf“ und der angeblich weit verbreiteten Meinung in Regierungskreisen werde „gelogen“ lässt sich nichts anfangen. Bei schwierigen und unverstandenen Sachverhalten wird nun mal das eigene Unverständnis und Unvermögen gerne in „Lüge“ anderer umgemünzt. Wenn du von einem allgemein fehlenden Vertrauen in Manager in der Öffentlichkeit ausgehst, müsstest du eigentlich eher annehmen, dass die Leute Misstrauen entwickeln und sich nicht jedes Bankprodukt aufschwatzen lassen. Eben das ist nicht in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen. Ein gesundes Misstrauen ist ein guter Ersatz für Ethik und ein Zeichen von geistiger Reife in Zeiten, in denen angeblich die Ethik in der Wirtschaft bankrott gegangen ist, wie du sagst. Im Übrigen werden Manager nach ihren Leistungen bewertet. Es gibt Fälle von sehr hoch bezahlten Managern, die den Respekt ihrer Mitarbeiter genießen. Daneben gibt es auch andere Fälle.


Das Bankensystem in Deutschlandsteht auf drei Säulen. Sparkassen, Volksbanken und den Privatbanken. Die Spekulation in toxischen Papieren ging hierzulande von den Privatbanken und den großen öffentlich-rechtlichen Landesbanken aus, die diese Papiere erwarben. Wo war hier denn der wachsame Staat? Es ist auch so, dass der Willen eine hohe Rendite zu erzielen (Gier) meist mit Leichtsinn und Unwissenheit einhergeht. Deshalb das Misstrauen. Jeder von uns ist auf seine Weise Spekulant und versucht sich so zu verhalten, dass ein optimaler Ertrag herauskommt. Der Spekulant ist nicht die Ursache eines Ungleichgewichts, einer „Blase“. Die Spekulanten spüren nur Gelegenheiten für Gewinne auf.



Eine Geldblase entsteht auch nicht allein wie du meinst aus Spekulation, sondern aus Kreditvergabe innerhalb des Bankensystems. Jeder der einen Konsumentenkredit oder eine Grundschuld für die neue Eigentumswohnung aufnimmt, vermehrt dadurch die Geldmenge. Eine Geldmengenvermehrung bedeutet nicht automatisch Wachstum und Inflation. Die Geldmenge ist seit Jahren in der Eurozone so stark gewachsen, dass eine stärkere inflationäre Entwicklung befürchtet werden musste. Bis jetzt Fehlanzeige. Höhere Preise sind häufig nicht durchsetzbar wegen der Globalisierung.

„…denn was sich die Topmanager der Banken erlaubt haben, nämlich eine an sich wertlose Geldblase von unvorstellbarem Ausmaß zu schaffen, wird in kleinen Gaunerkreisen als Geldfälscherei bezeichnet, das unautorisierte Schaffen von Zahlungsmitteln.“ Adam

Die Krisen seit den 80er Jahren wurden alle nach eine Kriterium gemeistert: Vermehrung der Geldmenge. Die Geldmenge wurde gesehen als zentrale Steuerungsinstanz der Wirtschaft. Drohte eine starke Rezession, wurde die Zentralbank (= Staat) aktiv und pumpte gewaltige Summen an Geld in den Geldkreislauf. Das ist eine Ursache der Geldvermehrung. Das Problem ist, wie das ausgeworfene Geld wieder eingesammelt wird. Erwartest du nun etwa von Banken, dass sie Geldscheine in den Tresor legen oder auf Konten verschimmeln lassen? Die Banken haben dafür der Zentralbank (Staat) Zinsen bezahlt. Also leihen Banken das von der Zentralbank beschaffte Geld aus. Dafür bezahlen sie der Zentralbank Zinsen. Die Unternehmen, Privatleute, die Geld von den Banken ausleihen, dieses investieren und damit eine Wertschöpfung erzielen, solltest du auch einmal ins Auge fassen. Wenn diese Geld von den Banken nehmen, entsteht neues Geld im Wirtschaftskreislauf. „..eine an sich wertlose Geldblase von unvorstellbarem Ausmaß“ (adam) erkenne ich dabei jedoch nicht, „Geldfälscherei“ und „unautorisiertes Schaffen von Zahlungsmitteln ist es auch nicht.“ Was die Derivate (CDOs) betrifft, so ist das eine andere Sache.


Allgemeine Befürchtungen, die Währungsunion könnte zu einer Transferunion mit laufenden Geldübertragungen nach Art des Länderfinanzausgleichs in Deutschland entarten, überraschen mich. Der Länderfinanzausgleich in Deutschland ist vereinfacht gesagt ein System staatlich organisierten Schmarotzertums (ich drücke es provokant aus), bei dem „Pleiten“ von Bundesländern bereits vorgekommen sind, bei dem sich wirtschaftsschwache Länder brüsten besser zu „sparen“ (mit Geld, das anderswo als Wertschöpfung entstand!), sozial fortschrittlicher zu sein als die Geberländer, alles mit von anderen erwirtschaftetem Geld: korrupter geht es nicht mehr. Das System ist nicht reformierbar, da die Nehmer gegenüber den Gebern in der Überzahl sind. Dies im Zeichen der Gerechtigkeit und des Gesetzes: Schaffung „gleicher Lebensverhältnisse“.


Meine Sympathien gehören Griechenland, weil ich das Land und seine Menschen mag, ihren Familiensinn schätze, weil wir dort Freunde haben. Was können sie dafür, dass sie jahrhundertelang unter Besatzern lebten (Osmanen), dass erst 1967 die Diktatur der Militärs abgeschafft wurde. Die Demokratie muss dort noch wachsen. Der Staat wird als eine Art Besatzer gesehen, den man betrügen kann, der fremd ist. Moral ist für sie etwas, was auf verschiedenen Ebenen sich abspielt. Diese Ebenen kennen sie.


Ich hoffe, dass die Politik versteht, dass eine gemeinsame Wirtschafts- und Fiskalpolitik in Europas Eurozone nötig ist, wenn es eine Währungsunion gibt. Der Zeitpunkt ist gekommen dafür etwas zu tun. Geschieht dies, hat die Krise einen Sinn gehabt.
c.
adam
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 26.04.2010, 18:48:51

@carlos,

meine Sympathien gehören den Griechen, na klar. Aber mit Begriffen wie "mögen", "Familiensinn" und ähnlichen, kann man bei der Übernahme von Kreditgarantien nichts anfangen.

Es wird eine politische Entscheidung sein, die auch berücksichtigen muß als wie seriös die restlichen, verschuldeten Staaten, auch die Bundesrepublik, weiterhin gelten wollen. Keine Kreditgarantie bedeutet Geldverlust für Kreditgeber und die könnten sich zukünftige Kredite teuer bezahlen lassen.

--

adam
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 26.04.2010, 20:27:32
"Aber mit Begriffen wie "mögen", "Familiensinn" und ähnlichen, kann man bei der Übernahme von Kreditgarantien nichts anfangen." adam


Damit kann ich auch nichts anfangen. Aber in einer Schicksalsgemeinschaft, wie Europapolitiker die EU nennen, darf dieser Begriff verwendet werden. Wir sind nicht nur eine Geldgemeinschaft. Eine persönliche Stellungnahme ist im größeren Zusammenhang erlaubt.

"Keine Kreditgarantie bedeutet Geldverlust für Kreditgeber und die könnten sich zukünftige Kredite teuer bezahlen lassen. " adam

Ist dir irgendeine Anleihe bekannt, die von Griechenland nicht zuürckbezahlt wurde? Griechenland hat den Schuldendienst nicht eingestellt. Es hat auch nicht um Zahlungsaufschub ersucht.

c.

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adam
adam
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 26.04.2010, 23:20:04
Ist dir irgendeine Anleihe bekannt, die von Griechenland nicht zuürckbezahlt wurde? Griechenland hat den Schuldendienst nicht eingestellt. Es hat auch nicht um Zahlungsaufschub ersucht.

c.


carlos1,

was soll denn diese Bemerkung? Griechenland ist bis über beide Ohren verschuldet und das zum großen Teil aus eigenem Unvermögen. Es kann seine Schulden nur noch bedienen, indem es neue Schulden macht und das zur dreifachen Verzinsung wie z.B. die Bundesrepublik.

Wie nennt man denn einen Lebemann, der seinen Verpflichtungen nur noch nachkommen kann, wenn der reiche Onkel sie bezahlt? Pleite! Alles andere ist nur Wortklauberei.

--

adam

rolf †
rolf †
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von rolf †
als Antwort auf adam vom 27.04.2010, 08:24:23
Unser Schuldenberg wird doch genauso "abgebaut"
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 27.04.2010, 08:24:23
"was soll denn diese Bemerkung? Griechenland ist bis über beide Ohren verschuldet und das zum großen Teil aus eigenem Unvermögen. Es kann seine Schulden nur noch bedienen, indem es neue Schulden macht und das zur dreifachen Verzinsung wie z.B. die Bundesrepublik." adam


Ich bezog mich auf die falsche Bewertung wirtschaftlicher und politischer Zusammenhänge. Die Dinge laufen so, dass die Berlin längst nicht mehr entscheiden kann, ob Griechenlanbd Hilfe erhält oder nicht. Es geht um die Stabilität des Euro, der auch unsere Währung ist. Das ist das eine Problem. Der momentane törichte Theaterdonner in Deutschland wird uns eines Tages noch vorgehalten werden. Wirtschaftliche und außenpolitische Beziehungen bedürfen der besonderen Pflege. Als Exportnation Nr. 1 in Europa dürfen wir das nicht vergessen. Dtld ist momentan in der Eurozone weitgehend isoliert.

Wenn du die Beteiligung deutscher Banken am Griechenlandgeschäft näher betrachtest, wirst du erkennen, dass wir ein Interesse haben, Gr zu stützen, denn sonst könnte es in unserer Bankenlandschaft auch noch krachen. Das würde aber u. U. noch teurer. Soviel zum Austritt Gr aus der Eurozone.

Der IWF ist beteiligt. Desssen Bedingungen sind als äußerst rigide bekannt. Deshalb brauchst du nicht in das Wahlkampfhorn der Dame Merkel blasen und den starken deutschen Max markieren, von dem allein es abhängt, ob Griechenland gerettet wird. Etwas mehr Bescheidenheit ist angebracht.

Deine Worte vom "Lebemann" (= Gr) sind deplatziert.

c.

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carlos1
carlos1
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf olga64 vom 26.04.2010, 16:55:00
"Dafür lohnt es sich dann auch, ein "schwarzes Schaf" in dieser Gemeinschaft zu retten, mit dem Deutschland beste Geschäfte machte und macht (= Griechenland)." Olga

Olga, Ein guter Beitrag. Er weist auf Dinge hin, die nicht unbedingt mit Geld zu tun haben.

c.
adam
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 27.04.2010, 09:42:55

@carlos,

an keiner Stelle der Diskussion habe ich in irgendein Wahlkampfhorn geblasanen. Daß es sich um eine politische Entscheidung handelt und wie verzahnt die finanziellen Gegebenheiten sind, weiß ich.

Wer mit seinen theoretischen Abwägungen die Nase vorn haben wird, wird die Zukunft zeigen. Vieles ist möglich. Zu einem persönlichen Streit habe ich deshalb keine Lust.

--

adam
ehemaligesMitglied38
ehemaligesMitglied38
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaligesMitglied38
als Antwort auf carlos1 vom 26.04.2010, 23:20:04
"Aber mit Begriffen wie "mögen", "Familiensinn" und ähnlichen, kann man bei der Übernahme von Kreditgarantien nichts anfangen." adam


Damit kann ich auch nichts anfangen. Aber in einer Schicksalsgemeinschaft, wie Europapolitiker die EU nennen, darf dieser Begriff verwendet werden. Wir sind nicht nur eine Geldgemeinschaft. Eine persönliche Stellungnahme ist im größeren Zusammenhang erlaubt.

"Keine Kreditgarantie bedeutet Geldverlust für Kreditgeber und die könnten sich zukünftige Kredite teuer bezahlen lassen. " adam

Ist dir irgendeine Anleihe bekannt, die von Griechenland nicht zuürckbezahlt wurde? Griechenland hat den Schuldendienst nicht eingestellt. Es hat auch nicht um Zahlungsaufschub ersucht.

c.


Der Thread heisst ja "Quo vadis"-wo gehst Du hin Euroland ?
Selbiges geht m.E. hin zu einer Umverteilungsgemeinschaft, in der der groesste Zahler wohl so etwa anteilsmaessig auch das meiste zu sagen hat, aber von den gluecklichen Nehmern in wechselnden Koalitionen immer ueberstimmt werden wird.
Das fing an mit der Thatcher, die ihren Beitragsrabatt ertrotzte, der Subventionitis, die auf Frankreich zugeschnitten ist, bis zu suedlichen Freunden, die sich ihren Muesiggang, wie z. B. fruehe Verrentung,letztlich von uns finanzieren lassen.
Alternativen ? Die sind nicht schoen, laufen letztlich auf Streit und Konflikte hinaus, sollte der Grosszahler die lechzenden Empfaenger in ihrer Gemeinschaft alleine lassen.
Ob allerdings ewiges zaehneknirschendes Zahlen die Loesung ist, werden kuenftige Generationen entscheiden, denen man die Vergangenheit nicht mehr so erfolgreich um die Ohren wird hauen koennen.
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Quo vadis EURO-Land?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 23.04.2010, 22:47:34
Der Pleitegeier kreist. EURO-Land ist abgebrannt. Überall brauchen sie Kredite. Kredite, um Kredite bezahlen zu können. Noch mehr Geld für die Schuldner, damit noch mehr Geld an die Gläubiger überwiesen werden kann. Immer mehr Geld. Ende offen.

--
Wolfgang

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