Forum Finanzen & Wirtschaft Wirtschaftsthemen Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie

Wirtschaftsthemen Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie

olga64
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Mitglied

Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von olga64
als Antwort auf Loana vom 19.12.2013, 16:24:46
Es ist wie es ist - aber Aldi und deutsche Discounter gibt es u.a. auch in Frankreich. Sie sollten auch hier nicht verallgemeinern - das ist nämlich ein wenig dumm, oder? Olga
Loana
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Mitglied

Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von Loana
als Antwort auf olga64 vom 19.12.2013, 16:26:12
Olga, was soll hier bitte dumm sein ???

Auch wenn es die Discounter gibt, für das Essen geben die Franzosen mehr Geld aus als in Deutschland.

Das ist nun mal Fakt ;)

Warum boykottieren die Deutschen die Solaranlagen aus China nicht ? Dann wäre dieses Problem nicht gegeben u. die Solarfirmen müssten keine Insolvenz anmelden.

Das ist nicht dumm, sondern simpel ;)
olga64
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Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von olga64
als Antwort auf Loana vom 19.12.2013, 18:11:11
Haben Sie belegbare Fakten, wieviel "die Franzosen" für das Essen ausgeben? Und vielleicht noch die Italiener, die Engländer usw.usw.
Warum sollen deutsche Schnäppchenjäger die Chinesen boykottieren? Der deutsche Kunde ist doch interessiert an Dumping-Preisen - z.B, auch bei Textilien aus Bangladesh, wo die Herstellung doch sehr viel menschenunwürdiger ist und die Produkte trotzdem vom deutschen Kunden in grossen Mengen gekauft wird. Olga

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Loana
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Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von Loana
als Antwort auf olga64 vom 20.12.2013, 17:21:12
Haben Sie belegbare Fakten, wieviel "die Franzosen" für das Essen ausgeben? Und vielleicht noch die Italiener, die Engländer usw.usw.
Warum sollen deutsche Schnäppchenjäger die Chinesen boykottieren? Der deutsche Kunde ist doch interessiert an Dumping-Preisen - z.B, auch bei Textilien aus Bangladesh, wo die Herstellung doch sehr viel menschenunwürdiger ist und die Produkte trotzdem vom deutschen Kunden in grossen Mengen gekauft wird. Olga


Eben - die Billigpreise sind das Problem, nicht nur bei Solaranlagen, oder Textilien, auch bei Fleisch - sonst hätten wir eine andere Tierhaltung und Züchtung, als es momentan der Fall ist.

Vor allem für Lebensmittel geben die Deutschen nicht gerne viel Geld aus: Die Ausgaben für Lebensmittel sind in einem deutschen Haushalt um vier Prozentpunkte geringer als in einem französischen und gar um neun Prozentpunkte geringer als in einem portugiesischen, hat das europäische Statistikamt Eurostat ermittelt.

Lebensmittel im Vergleich
Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Loana vom 20.12.2013, 22:52:53
Dabei sollte aber nicht vergessen werden das in Frankreich die
Lebensmittel etwas teurer sind.
Habe in Frankreich gewohnt, und der Franzose kauft genau so gerne bei Lidl ein,
wie der Deutsche.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.12.2013, 13:26:58
Digizar weist mit Recht auf die Gefahr staatlicher Subventionierung für die Preisgestaltung bei PV-Solaranlagen hin. Sie führt letzten Endes zu einer Wettbewerbsverzerrung, zu einer Verschleuderung von Ressourcen und Fehlplanung. Lange vor der Finanzkrise wies uns unser Installateur darauf hin, dass es keine bessere Geldanlage gäbe als eine PV-Anlage auf dem Dach. Über 7 oder 8% Rendite und mehr seien möglich. Er habe sehr viele Aufträge. Die Einspeisungsvergütungen für Solarstrom lagen zu jener Zeit knapp über 40 Cent. Bezahlt werden diese Vergütungen nach dem EEG von den Verbrauchen, das sind auch weniger auch weniger betuchte Rentner oder Studenten. Die Vermehrung der PV-Solaranlagen hat in der Entwicklung bis heute dazu geführt, dass die gewonnene Strommenge stark angestiegen ist, mehr als wünschenswert. Allerdings führt dies nicht zu einer Verbilligung des angebotenen Stroms, sondern vielmehr zu dessen Verteuerung. Da die angebotene Solarstrommenge in Spitzenlastzeiten anfällt, sinkt der Preis pro KWH an der Strombörse in Leipzig. Der Differenzbetrag zur Einspeisungsvergütung steigt aber, und diesen muss der Normalverbraucher auch bezahlen. Das überschüssige Stromangebot muss billig abgegeben werden, an mehreren Tagen im jahr sogar gegen Bezahlung z. B. an österreichische Pumpspeicherwerke. Diese Speicherwerke fahren ihr Wasser auf die Höhe, um bei Bedarf am Abend den gewonnenen Strom gegen Bezahlung wieder an uns zu verkaufen. Ohne Rabatt, versteht sich.

Gegen den überschüssigen PV-Solarstrom wäre nichts einzuwenden, wenn er gespeichert werden könnte. Der Ausbau der Windkraft ist vergleichsweise wesentlich kostengünstiger. Dafür fehlen aber die entsprechenden Netze. Der Ausbau der PV-Solarindustrie erfolgte weltweit und insbes. in Dtld. aufgrund der üppigen Vergütungssätze. Weltweit existiert ein Überangebot. Sollte es preisgünstigere Kleinspeicher geben, kann sich die Lage ändern. Im Inseltrieb könnte sich Solarstrom bei steigenden Strompreisen wieder lohnen. Batterien kämmen für den Inselbetrieb in Frage oder die Gewinnung von Wasserstoff durch Elektrolyse oder dessen Umwandlung in Methan und Einspeisung ins Gasnetz.

Die Subventionierung des PV-Solarstroms ist im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien (Windkraft) derzeit am ineffizientesten und am teuersten. Das ist längst bekannt, wird aber nicht. wahrgenommen. Dafür ist der Anteil des PV-Solarstroms in Anbetracht der höchsten Subventionierungskosten auch noch am geringsten.

Wir werden AKWs und vor allem die Entsorgung des langfristig radioaktiven Mülls nicht risikofrei gestalten können. Wenn die Braunkohle als letzte Rettung anvisiert wird, muss gesagt werden, dass zum Überlegen vorher Zeit gewesen wäre. Dezentralisierung der Energieversorgung? Sicher durch KWK-Kopplung, Biogasanlagen aber dann auch Windkraft und Solarthermie. Solarthermie wird nur ganz geringfügig gefördert. Also bleibt sie ein Stiefkind, wobei längst bekannt ist, dass die Sonne genügend Wärme im Jahresverlauf liefert, die auch leichter gespeichert werden könnte (Sonnenhäuser).

Über ein Drittel des Energieverbrauchs in der Energiebilanz der Bundesrepublik entfällt auf die privaten Haushalte (Heizung und Warmwasser). Ein Drittel etwa auf den Verkehr und auf die Industrie (überschlägig). In der Schweiz werden in Bergregionen Sonnenhäuser gebaut, deren Heizung und Warmwasser fast ausschließlich über die Sonne gewonnen werden. Auch bei uns werden solche Häuser gebaut. Das nur als Beispiel für die Ressourcenverschwendung durch die bisherige übermäßige PV-Förderung. Beim Vorwurf der Dumpingpreise würde ich vorsichtig sein. Auch die Förderung der Photovoltaik mit staatlicher Garantie der Einspeisungsvergütung auf 20 Jahre ist ein Markteingriff zur Erzielung künstlich niedriger Preise oder Kaufanreizen, nichts weiter als Dumping im Effekt. Das die immens hohen Gewinne in der Solarindustrie nicht zur Förderung der Forschung und zur Produktverbesserung verwendet wurden, sondern in den Taschen von Investoren landeten, ist aber nicht Schuld des Staates. Ein Solarbaron kaufte sich sogar ein Schloss. So was passiert, wenn den Leuten das Geld aus den Ohren quillt und sie dasKapital nicht sinnvoll investieren.

Es gibt so gen. Fachleute, die Hauseigentümern vorrechnen, dass sich Dämmen und Solarthermie niemals amortisieren. Dabei müssten diese Einfaltspinsel einmal die Berechnungen von Schweizer Wohnungsgesellschaften ansehen, bei denen die Wertsteigerung der Immobilie und Preissteigerungen bei Leitungsenergien mit einberechnet werden. Pro Quadratmeter Fläche ergibt sich übrigens ein Energiegeeintrag pro Jahr in der Region Stuttgart von rund 1150 bis 1200 KWH. Wenn davon nur 550KWH genutzt werden könnten, ist viel gewonnen Die Sonneneinstrahlung durch Fenster hinzugerechnet, dazu eine effiziente Dämmung (incl. Kellerdecke und DG) ergäben eine Energieeinsparung von 80% bis 90%. Allerdings müssten die Menschen der Sonne ermöglichen durch das Fenster zu scheinen. Es gibt Leute, die die warme Sonne selbst im Winter fürchten und die Rollläden runterlassen. Das richtige Lüften beherrschen die meisten auch nicht. Dafür vergessen sie beim Verreisen in den Urlaub die Heizung zurückzustellen. In den letzten Tagen schien die Sonne etwas und die Temperaturen stiegen in der Solaranlage auf dem Dach auf 100 Grad. Der Wirkungsgrad der Heizung wurde durch den Solareintrag auf 40% erhöht. Er ist in den vier Wintermonaten ab November gering. Gut in den Übergangsmonaten. Im Sommer werden in der Anlage Temperaturen von 170 Grad erreicht. Die überschüssige Wärme wird nicht genutzt.

Die Energiewende besteht in der Schaffung eines Energiemixes, es geht um den Umbau einer Industriegesellschaft. Es geht auch nicht allein um die Solarindustrie. Die Solarindustrie in Dtld kann überleben, wenn sie sich auf technisch fortgeschrittene Produkte verlegt. Es bleibt nichts anderes übrig als besser zu sein als die Länder mit den so gen. Dumpinpreisen. Für ein Exportland wie Dtld ist das nichts Neues.

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Karl
Karl
Administrator

Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 21.12.2013, 22:38:20
Das ist ein sehr informativer Beitrag, Carlos1, vielen Dank. Er zeigt sehr deutlich, wie durch komplexe Zusammenhänge Förderprogramme unerwartete 'Nebenwirkungen' zeitigen können. Persönlich hoffe ich weiter auf eine Zukunft für die Photovoltaik, denn sie ist m.E. ökologisch wesentlich verträglicher als Windenergie (durch die große Schneißen in unsere Wälder geschlagen werden) und noch "dezentraler" nutzbar. Dein Plädoyer für Photothermie kann ich nachvollziehen. Wir haben auf unserem Dach Thermoelemente nachrüsten lassen.

Für die effektive und wirklich dezentrale Nutzung der PV bräuchte es kleine Stromspeicherelemente für Haushalte. Ich hoffe, dass sich hier technologisch noch einiges tun wird.

Karl
Loana
Loana
Mitglied

Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von Loana
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.12.2013, 23:05:02
Dabei sollte aber nicht vergessen werden das in Frankreich die
Lebensmittel etwas teurer sind.
Habe in Frankreich gewohnt, und der Franzose kauft genau so gerne bei Lidl ein,
wie der Deutsche.
geschrieben von Catrinchen


na, dann muss ich wohl in China gelebt haben ;)Aber das gehört jetzt nicht in diesen Thread.

Loana
Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Loana vom 22.12.2013, 15:40:55
Ich antworte Dir per PN Loana
olga64
olga64
Mitglied

Re: Das gewollte Ende der deutschen Solarindustrie
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 22.12.2013, 09:01:11
Persönlich hoffe ich weiter auf eine Zukunft für die Photovoltaik, denn sie ist m.E. ökologisch wesentlich verträglicher als Windenergie (durch die große Schneißen in unsere Wälder geschlagen werden) und noch "dezentraler" nutzbar.

Karl
geschrieben von karl


Man kann davon ausgehen, dass es weitergeht - wenn auch unter anderen Vorzeichen. Chinesische Unternehmen kaufen pleitegegangene PV-Unternehmen in Deutschland auf (z.B. Conergy) und sind dann gut gerüstet, um wirklich günstig bei uns anzubieten. Peinlich ist nur, dass hier mal wieder deutschen Unternehmen der Spiegel einer gewissen Unfähigkeit vorgehalten wird, was nicht das Vertrauen vieler Investoren fördern dürfte. Olga

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