Umwelt und Klima Soll der Wolf in deutsche Wälder zurückkehren dürfen?

Danke für den Tip.

Danke für den Tipp! Leider kann ich MDR nicht empfangen, aber vielleicht kommt der Film nochmals auf einem anderen Sender.

Ich möchte aber darauf hinweisen, dass der Titel des Film "Spur der Wölfe" - Rückkehr des Raubtiers" einen antiquierten Ausdruck verwendet.

"Raubtiere", als Übersetzung für die Gruppe der Carnivoren, das heißt "Fleischfresser", erweckt einen faschen Eindruck.

"Raubtier" bedeutet doch, dass dem Menschen etwas geraubt, weggenommen wird.

"Fleischfresser" bedeutet, dass die Anpassungen an diese Hauptnahrung von den Sinnsorganen über die Muskulatur und die Zähne bis zur Gestaltung des Verdauungstraktes inklusive der Bildung entsprechender Enzyme bis letztendlich aller physiologischer Vorgänge im Organismus aufgezeigt werden können.

Die Änderung der Gruppenbezeichnung "Raubvögel" zu "Greifvögel" wurde inzwischen fast allgemein akzeptiert; so sollte es auch mit dem Ausdruck "Raubtier", das eben eine negativen Beigeschmack hat, geschehen.

Würde sich der Wolf damit begnügen, im Wald die kranken und schwachen Waldtiere zu jagen und zu fressen, dann wäre nichts gegen ihn einzuwenden. Aber leider hat er gemerkt, dass es viel leichter ist, Schafe auf der Weide zu jagen. Merke: Der Wolf reisst nicht nur 1 Schaf um seinen Hunger zu stillen, sondern gleich alle, die er erwischt. Das befiehlt ihm sein Jagdtrieb.

Die ganze Vieh- und Weidewirtschaft der letzten Jahrzehnte ist auf "wolflos" ausgerichtet. Dass ein paar "Naturmenschen" Freude haben am Wiedererscheinen des Wolfes in unseren Gegenden ist ihnen zwar zu gönnen. Aber dass nun unzählige Schafe und Ziegen einfach so zum Jagdvergnügen des Wolfes getötet und schwer verletzt werden, das ist nicht gut.

Übrigens: Der Wolf (und andere Raubtiere) hausten in früheren Jahrhunderten auch dort, wo heute Dörfer und Städte stehen. Sollen sie auch dort wieder jagen dürfen?

Schorsch, ich habe nicht zu dem Thema "sollen?" oder "dürfen?" Stellung bezogen. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass die Bezeichnung "Raubtiere" falsch übersetzt und sehr anthropomorphen ist.

Meine Meinung bezüglich des Themas ist,

- dass sehr viele Mythen und insbesondere eine Dämonisierung bezüglich der Wölfe tief im Menschen verankert sind, die zum Teil nicht durch Tatsachen zu belegen sind und sogar naturwissenschaftliche widerlegt wurden

- dass Gebiete, in denen Wölfen zurückkehren "dürften" und die insbesondere für ihre Lebensweise geeignet sind, zumindest in Mitteleuropa rar gesät sind und sehr gut ausgewählt werden müßten

- dass es auf jeden Fall ein vorzüglichste naturwissenschaftliches und soziales Begleitprogramm inklusive Krisenmanagement geben müßte

- dass die Komplikationen, die sich durch die Vermischung von Wölfen mit Haushunden ergeben kann, m.Wissen nach noch nirgends behandelt worden ist. Ebenso ist das riesengroße Problem bzg. Tollwut für mich sehr präsent.

Leider kam nicht die angekündigte Reportage, sondern stattdessen eine aktuelle über die gefährlichen Kreidefelsen auf Rügen, wo neulich ein kleines Mädchen verschüttet und bisher nicht aufgefunden wurde.

Der Film über die Wölfe soll nun am 7. März nachgeholt werden. Ich könnte mir denken, dass er im Internet anschließend angesehen werden kann.

Mart, was Du über die Raubtiere sagst, ist richtig, und man hört öfter schon den Begriff "Beutegreifer", unter den ja auch die Raub/Greifvögel fallen. Aber die Wolfsgegner sorgen sicher noch eine Weile dafür, dass es beim Raubtier bleibt.

Vielleicht war der Ausdruck "Raubtier" in der Überschrift Absicht, es klingt ja doch etwas spektakulärer als ein simpler "Fleischfresser".

Clara

Schorsch, gibt es einen Beleg dafür, dass ein Wolf in einen ähnlichen "Blutrausch" verfällt wie es z. B. von Mardern oder Iltissen bekannt ist? Wenn mehrere Schafe in einer Nacht gerissen wurden, so kommt dies auf das Konto eines ganzen Rudels. Mehr war mir bisher nicht bekannt.

Inzwischen stellte sich heraus, dass der Walliser Wolf, an den Du vielleicht denkst und der angeblich 120 Schafe gerissen hat, noch mindestens sieben Artgenossen in der Umgebung hat. Alle sind männlich, deshalb wird es keine Rudelvergrößerung geben.

Der Beruf des Schafhirten sollte wieder mehr Beachtung finden und auch die echten Hütehunde zum Einsatz kommen sowie Umzäunungen und Nachtställe. Nachweislich getrauen sich Wölfe nicht an derartig gesicherte Schafherden.

In Italien fährt man inzwischen gut mit Ausgleichszahlungen an die Bauern für ein gerissenes Schaf. So gut, dass einige Schlauberger Schafe selbst töten, um an die Gelder zu kommen!

Hier ein interessanter Film (5 Minuten) über diesen Fall im Wallis:

Wölfe im Wallis

Clara

Um damit zu beginnen:
Ja ich bin sehr dafür, daß der Wolf
wieder in unsere Wälder zurückkehrt -
in der Lausitz glaube ich, ist er auch
bereits gesichtet worden.

Und es freut mich, daß die Bezeichnung "Raubtier"
im Zusammenhang mit dem Wolf irreführend ist,
wenn immer wieder darauf hingewiesen wird,
verschwindet sie auch langsam aus dem Sprachgebrauch.

Ich erinnere mich als Kind daran, das damals
die Presse reißerisch schrieb: "Die Bestie von
Lichternfelde ist erlegt" - und damit war der
letzte Wolf Deutschlands ausgerottet.

Dem Himmel sei dank, hat im Laufe der Jahrzehnte
ein Umdenken in großen Teilen der Bevölkerung
stattgefunden, den Wolf wieder einzubürgern.

In vielen Mythen kommt der Wolf vor:
als Werwolf, Wolfskind, Wolfsfrau, die
Wölfin von Rom, - "Schwarzwolf" und "Grauwolf"
von Jack London, im Märchen vom Rotkäppchen -
Der mit dem Wolf tanzt - etc.

mir hat immer das Rudel- und Sozialverhalten
dieser Tiere imponiert.


Ich heiße ihn willkommen.

Medea.

Hallo Medea,
in der Lausitz gibt es schon seit 2 oder 3 jahren wieder wölfe.
Kürzlich wurden sogar wölfinnen mit jungen ausgemacht, d.h. die vor jahren von Polen eingewanderten wölfe fpühlen sich auf dem riesigen gelände eines ehemaligen truppenübungsplatzes wohl und vermehren sich wieder.
Einzelne Jungwölfe sind wahrscheinlich auf der suche nach eigenen revieren schon weitergewandert.

Ich hab diese uralt Thread mit Absicht ausgegraben, da gestern Abend kam auf SWR eine hochinteressante Dokumentation über die momentane wolf-Populationen in Deutschland.

ich hab mich zeitweise über Dummheit und Intoleranz gewundert.
Argumente der Fachleute und experten waren teilweise umsonst.

eine junge *achwasbincihwichtigund supertoll*hätte ich am liebsten vermöbelt.
ein selbsternannte experte, von Beruf Informatiker rührte kräftig den hasstrommel.

Ich hab die Dokumentation verlinkt, es lohnt sich anzusehen.

Allerding finde ich ne Titel der seht gute Dokumentation nicht gescheit, es liest sich als würden demnächst ganze Rudel wölfe in Ortschaften einfallen.

"Soll der Wolf in deutsche Wälder zurückkehren dürfen?"

Ja, aber nicht in die Wiesen!

Bevor Wolf und Bär in hiesigen Landen ausgerottet wurden, hatten die Bauern ihre Tiere im Stall oder auf kleinen Wiesen und tagsüber bewacht. Nachts nahm man sie herein. Inzwischen könnten die Bauern mit solchen Kleinbetrieben kein Auskommen mehr finden, denn der Konsument verlangt nach billiger Milch, Butter, Käse und Fleisch; auch die Naturschützer. Aber gerade diese Naturschützer wollen heute den Bauern zumuten, dass sie ihre Tiere grosszügig Wolf und Bär überlassen. Sie vergessen dabei, dass diese Tiere des Bauern Stolz und Herzenssache sind und auch Ersatzzahlungen, wenn sie vom Wolf oder vom Bär gerissen werden, diese Herzenssache nicht entschädigen können.

Tier- und Naturschützer sollten sich, bevor sie Bauern verurteilen, die gegen frei herumlaufende Raubtiere eingestellt sind, mal zuerst überlegen, wie sie selber denken und handeln würden, stünden sie als Bauern auf der Weide und müssten die toten und verletzten Tiere betrachten, die auf der Wiese liegen.