Umwelt und Klima Die Oder ist vergiftet, tausende von Fische sterben und keiner will wissen, warum?
Der eigentliche Skandal an der Tatsache, dass das Wasser der Oder so massiv verseucht ist, dass tausende von Fische sterben mussten und immer noch sterben, ist eine Katastrophe und ein Skandal.Viel schlimmer aber finde ich das Versagen der verantwortlichen Behörden und Politiker, die bis heute die Ursache angeblich nicht kennen wollen
QUELLE Nachrichtenportal des RedaktionsNetzwerkes DeutschlandAm 9. August hatte das Brandenburger Umweltamt erste Hinweise auf eine Umweltverschmutzung in der Oder erhalten. Ein Schiffsführer hatte das massive Fischsterben beim Landeslabor Berlin-Brandenburg gemeldet. Aus Polen seien hingegen keine Informationen an die Behörden in Deutschland übermittelt worden – erst als bereits Tausende Fische auf der Oder trieben. Dort hatte es nach Regierungsangaben allerdings bereits Ende Juli Hinweise gegeben, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.
Was wissen wir über die Ursache für das Fischsterben?
Anhand von aktuellen Labortests aus Polen ist ein hoher Salzgehalt in der Oder nachgewiesen worden, wo zahlreiche Fische gestorben sind. Schwermetalle oder erhöhte Quersilberwerte wurden zuvor als Gründe für das Fischsterben ausgeschlossen. Das erklärte am Samstag die polnische Umweltministerin Anna Moskwa.
Auch Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel stellte zuletzt „sehr stark erhöhte Salzfrachten“ fest, die im Zusammenhang mit dem Fischsterben stehen könnten. Der Begriff Salzfrachten bezeichnet im Wasser gelöste Salze. „Nach jetzigen Erkenntnissen wird es jedoch nicht ein einziger Faktor sein, der das Fischsterben in der Oder verursacht hat“, hieß es in einer Mitteilung. Die Ergebnisse seien aber „noch nicht voll aussagefähig und nicht abschließend“, hieß es. Weitere Untersuchungsdaten soll es in der kommenden Woche geben.
Spekuliert wird, dass Chemieabfälle verantwortlich für die organische Verschmutzung in der Oder seien könnten. „Es ist wahrscheinlich, dass eine riesige Menge an chemischen Abfällen in den Fluss gekippt wurde, und das in voller Kenntnis der Risiken und Folgen“, sagte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki am Freitag. Ermittlungen wegen eines Umweltverbrechens liefen bereits.
Die polnische Wasserbehörde hat inzwischen Berichte dementiert, wonach zwischen Ende Juli und Anfang August Wasser aus polnischen Staubecken in den Fluss eingeleitet worden sein soll. Dies seien falsche Informationen, die in polnischen und deutschen Medien verbreitet würden, hieß es in einer Mitteilung der Behörde am Sonntag laut Nachrichtenagentur PAP. Demnach sei der kurzzeitige Anstieg des Wasserspiegels auf die Wetterbedingungen zurückzuführen. „In Tschechien kam es Ende Juli zu heftigen Regenfällen, die sich auf den Durchfluss und den Wasserstand der Oder auswirkten“, heißt es in der Stellungnahme.
Verwunderlich auch, dass es zu dieser Umweltkatastrophe im ST offenbar noch kein Thema gibt.
Na ja, jetzt gibt es ja dankenswerterweise einen Thread für dieses Thema.
Aber verwunderlich finde ich die bisherige Ignoranz dann doch wieder nicht: diese Umweltproblematik ist seit Jahrzehnten bekannt und spielt sich ja nicht nur in Brandenburg an der Grenze Polens ab. Überall und stets geschehen solche Dinge - dann ist einige Tage die Aufregung gross und dann herrscht wieder Stillschweigen bis zum nächsten Mal.
Hohen Anteil an diesen Katastrophen und auch der Ignoranz hat unsere Generation, der alles lange bekannt ist und die sich nicht gerade dadurch kennzeichnet, bewusst etwas dagegen zu tun - es sei denn, man rechnet die Übertragung der Schuldfrage an jeweils wechselnde Politiker usw. schon als Aktivität dazu.
Seit einigen Jahren begehren junge Menschen dagegen auf und auch die Partei "die Grünen" haben nie darüber geschwiegen. Aber der Effekt war und ist auch,dass gerade aus unserer Generation dann Spott und Häme über die Gruppen ausgeschüttet werden, die dagegen vorgehen wollen.
Es soll letztendlich alles so bleiben wie es immer war - wer die grosse Schuld hat, wissen wir ja: Politiker und Behörden, auch wenn im aktuellen Fall dies dann mutmasslich Polen betrifft, wo wir als Deutsche vermutlich noch weniger Einblick haben, was da vor sich ging oder geht. Olga
Auch heute ist immer noch unklar, wie es zu dieser Umweltkatastrophe kommen konnte. Tausende freiwillige Helfer sind weiterhin an deutscher und polnischer Seite im Einsatz, verendete Fische zu bergen.
Das es aber immer noch keine endgültigen Laborergebnisse gibt, kann man nicht recht glauben... Die ersten Analyseergebnisse stammen aus einer automatischen Prüfstation bei Frankfurt Oder.
Sie zeigte, dass vor einer (!) Woche bereits eine starke Welle organischer Substanzen durch Frankfurt Oder floss. Erhöhter Quecksilbergehalt hieß es dann. Heute las ich, dass Brandenburgs Umweltminister, Axel Vogel sich bereits am Freitag sehr skeptisch zeigte, ob das Schwermetall wirklich die alleinige Ursache ist.
Die polnische Regierung vermutet, dass eine riesige Menge an chemischen Abfällen in den Fluss gekippt wurde. Bereits im Juli hatte man nach polnischen Regierungsangaben Hinweise auf verendete Fische.
Regierung und Behörden in Polen stehen unter massiver Kritik, weil sie zulange gezögert haben, der deutschen Seite Bescheid zu geben.
Wenn man nun die Fakten sieht, dass es zwischen Deutschland und Polen einen Alarm,-und Meldeplan und einen Havarieplan der Internationalen Kommission zum Schutz der Oder gegen Verunreinigung (IKSO) gibt, kann man sich schon fragen, warum funktionierte dieser überhaupt nicht?
Die Folgen sind noch garnicht abzusehen oder gar zu beziffern. Die Oder ist ein wunderschönes Naturparadies und lockt immer mehr Urlausbsuchende. Wer dies einmal erlebt hat, weiß, was das für diese Region bedeutet.
Man kann gespannt sein, ob der Umweltsünder ausgemacht werden kann oder ob es gar mehrere sind.
Kristine
Ich bitte um belegte Beispiele, wann es in einem deutschen Grenzfluss in den letzten Jahren eine Umweltkatastrophe solchen Ausmaßes gegeben hat. Ich erinnere mich nur an 1986 , als bei Sandoz in Basel einer Lagerhalle abbrannte und hochgiftiges, rot gefärbtes Löschwasser in den Rhein flos Es löste ein bis dahin nicht gekanntes Fischsterben aus.Aber verwunderlich finde ich die bisherige Ignoranz dann doch wieder nicht: diese Umweltproblematik ist seit Jahrzehnten bekannt und spielt sich ja nicht nur in Brandenburg an der Grenze Polens ab. Überall und stets geschehen solche Dinge - dann ist einige Tage die Aufregung gross und dann herrscht wieder Stillschweigen bis zum nächsten Mal.
Ich erinnere mich gut an die Zeiten, wo die BAYER AG und die BASF den Rhein mit ihren Abwassern so stark verschmutzten, dass sogar Gefahr für das Trinkwasser bestand.
Das änderte sich dann langsam alles, auch weil es die Partei der Grünen dann gab, die massiv mit ihren Anhängern dafür eingetreten sind.
Warum Sie das auf "Grenzflüsse" beschränken wollen, verstehe ich nicht. Als Binnenland hat Deutschland immer sehr schnell irgendwo einen "Grenzfluss". Olga
tausche Grenzflüsse gegen Flüsse, die nicht nur durch Deutschland fließen.
der letzte nennenswerte BASF-Chemie-Unfall war 2010 und ist mit dem, was an der Oder passiert, nicht zu vergleichen.
erschreckend , wie Sie das runterspielen,
Ich spiele nichts "runter" - ich halte mich nur gerne an Fakten und die sind bei dem aktuellen Oder-Fall ja noch nicht vorhanden. ABer bei BASF, Bayer usw. längst alles abgeschlossen und daraus wurde auch viel gelernt für weiteres Verhalten. Hoffe, dass es in Polen und angrenzendem Deutschland auch bald soweit sein wird. Olga
Ich habe eine ganz einfache Theorie:
Auf polnischer Seite ist Gift ins Wasser gekommen. Wo und warum, wird sich hoffentlich rausstellen. Derzeit ist die Quelle aber im Wasser nicht mehr zu finden, weil das Leck inzwischen dicht ist. Deshalb ist es auch logisch, dass derzeit nichts zur Ursache gesagt werden kann, ausser, dass sie in Polen liegen muss. Was derzeit an Vorwürfen auf beiden Seiten geäußert wird, ist Kaffeesatz-Leserei, weil das Wasser an der "Quelle" inzwischen wieder sauber ist. Mein Fazit: Abwarten.....
Nicht nur in der Oder auch in der Saale wurden hunderte tote Fische entdeckt.
Angler entdecken Hunderte tote Fische in der Saale
Als Gartenbesitzer dachte ich ja zuerst an das Einbringen von stark fischgiftigen Pestiziden. Auf solche wird erst noch untersucht.Man kann gespannt sein, ob der Umweltsünder ausgemacht werden kann oder ob es gar mehrere sind.
Dass Quecksilber den Fischbestand eines Flusses auf einen Schlag eliminiert haben soll, hatte ich für eine Zeitungsente (oder besser das Produkt von Informanten/Presseleuten gehalten, die Chemie/Biologie als Wahlfach abgewählt hatten).
Interessant wird es, wenn man sich fragt, welche Firmen im Einzugsbereich der Oder produzieren und mit welchen gewässergefährdenden Chemikalien sie hantieren. Dies muss bekannt sein, es sei denn, solche Betriebe arbeiten illegal. Aber auch das sollte Leuten des Ordnungsamtes oder den Gesundheits-Umweltschutzbehörden nicht entgangen sein, es sei denn sie leiden alle an ganzjährigen Allergien, die sie keinen Schritt vor ihre Büroräumlichkeiten machen lässt. Wenn es also von einem Anlieger iwS verschmutzt worden sein soll, dann sollte es keine solche Stocherei mit der Stange im Nebel geben.
Einen kleinen Hinweis gabdie polnische Ministerin selbst indem sie die beiden Leitungsspitzen der betroffenen Behörden feuerte ...
Mich würde die Meinung von (echten) Fachleuten interessieren, auch warum z.B. jetzt (welche) Labors in weiteren (EU ?) Staaten mit eingeschaltet wurden ?
Und letzlich sollte diese Katastrophe mal als Gelegenheit Erinnerung benutzt werden, sich Gedanken zu machen, was die Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie (WRRL von 2000 !!!) angeht, in der EU, in Polen und natürlich auch in Deutschland (das eher in die Kategorie der 'Schlusslichter', von wegen 'Musterschüler' , gehört...)
Dazu in Satz der Dessauer (UBA - Umweltbundesamt) von 2021:
" Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie definiert den chemischen Zustand von Gewässern über die Einhaltung von Umweltqualitätsnormen für ausgewählte Chemikalien. In deutschen Flüssen und Bächen werden die Normen für Quecksilber und polybromierte Diphenylether (BDE) in Fischen sehr häufig überschritten. Auch die Konzentrationen von Pestiziden und anderen langlebigen Chemikalien sind zu hoch.
Deutschland sticht im internationalen Vergleich bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mit einer deutlichen Rotfärbung der Flussgebietseinheiten hervor. Grund dafür - derzeit erreichen nur insgesamt 8% der deutschen Gewässer einen ökologisch guten Zustand bzw. ein ökologisch gutes Potenzial (Umweltbundesamt 2021).
Klar. Ist Sache der Länder, trotzdem erlaube ich mir zu fragen, was haben die in den letzten 20 Jahren , (oder bis zum Umsetzungszieljahr 2015) bloss gemacht ?
Was der WWF vor ein paar Jahren schrieb stimmt immer noch:
" Insgesamt lässt sich sagen, dass die Zustände der Oberflächengewässer
und des Grundwassers in keinem Bundesland den Anforderungen der
WRRL entsprechen. Es gibt ausnahmslos überall großen Handlungsbedarf. Zu den drei besten Bundesländern bei der Erreichung der Ziele der WRRL in Deutschland gehören "