Umwelt und Klima AIDA NOVA - oder der absurde Klimaschutz eines Kreuzfahrtgiganten
Pünktlich zu Abschluss der Klimakonferenz in Polen läuft bei der Meyers-Werft gerade das größte, europäische Kreuzfahrtschiff vom Stapel und - es wird auch als besonders umweltschonend hochgejubelt!
Den 184.000 BRT Dampfer beschreibt die MEYER Werft mit den Worten
Mit Flüssiggas also, jubel!Highlight des Neubaus ist das „Green Cruising“-Konzept: Die AIDAnova ist das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, das komplett mit Flüssiggas angetrieben wird. Durch diesen neuen und emissionsärmeren Treibstoff reduziert sich der Schadstoffausstoß deutlich.
Bei der Entwicklung des Gasantriebs war die Expertise der MEYER WERFT gefragt. Die Experten haben zusammen mit weiteren Partnern zehn Jahre Forschung und Entwicklung in die neue Technologie investiert. AIDA Cruises wird als weltweit erste Kreuzfahrtreederei ihre gesamte neue Schiffsgeneration mit Flüssigerdgas betreiben.
Doch nicht nur der Antrieb ist neu. Auch bei den Unterhaltungsangeboten, den Kabinentypen und den Restaurants gibt es einige Neuerungen. So wird es an Bord des neuen Kreuzfahrtschiffes eine Street Food Meile geben, die fast rund um die Uhr geöffnet hat und den Gästen Baguettes, Currywurst, Döner und mehr bietet. Erstmals wird es zudem Einzelkabinen geben, die das Schiff auch für Alleinreisende interessant machen. Im Unterhaltungsbereich können die Passagiere in der sogenannten Rock Box Bar in uriger Pub-Atmosphäre Live-Musik erleben oder Karaoke singen. Der "Mystery Room" basiert auf dem Konzept des Escape Room, bei dem es im Team Rätsel zu lösen gilt, um dem verschlossenen Raum zu entkommen.
Die AIDAnova wird mit einer Vermessung von 184.000 BRZ und einer Kapazität von mehr als 2.600 Kabinen im Herbst 2018 die AIDA-Flotte verstärken.
Nur ist das Betanken dieses Riesendampfers alles andere als als umweltfreundlich, besonders dann, wenn er in Deutschland betankt werden soll.
CAPTAIN KREUZFAHRT schreibt dazu
Billiger werden die Kreuzfahrten auf diesem von Umweltbewusstsein scheinbar nur so strotzendem Schiff natürlich nicht und dann ist da noch die Sache mit der gesicherten Gasversorgung, die den Wirkungskreis des Riesenpottes doch sehr einschränkt-. Angeblich soll dann bei gewissen Strecken ein Tanker vorausfahren, der die Gasversorgung sichert, falls man denn doch einmal in Treibstoffnot - denn viele Häfen sind darauf ja noch nicht eingerichtet.
Aufgrund dieser Restriktionen hat AIDAnova neben den LNG-Tanks zur Sicherheit noch mehrere „alte“ Tanks an Bord, die den Betrieb mit Marinediesel gewährleisten können. So ist es bei der Emsüberführung auch erst im niederländischen Eemshaven möglich AIDAnova erstmals mit LNG vollzutanken. AIDA hat dafür schon im Jahr 2016 einen Vertrag mit dem Energiekonzern Shell geschlossen. Auf den ersten Reisen von AIDAnova, die noch vor der Jungfernfahrt zwischen Hamburg und Rotterdam stattfinden, wird es der Reederei möglich sein das Schiff in Rotterdam vollzutanken. Eine Tankfüllung soll im Normalfall dann für einen zweiwöchigen Betrieb ausreichen.
Die Betankung von LNG-Schiffen von deutschen Häfen ist derzeit sehr umständlich und gar nicht umweltfreundlich: Da diese Schiffe aktuell nur von Lastwagen aus betankt werden dürfen, wird das Flüssigerdgas von Rotterdam aus mit LKW’s zu den deutschen Häfen gefahren und dann betankt. Das führt den Umweltaspekt natürlich ad absurdum. Gerade für die Möglichkeit einer „sauberen“ Kreuzfahrt mit AIDAnova und allen noch folgenden LNG-Schiffen sollten die Behörden möglichst schnell eine Einigung zur Handhabe mit dem zukunftsweisenden LNG-Treibstoff finden.
Welchen Antrieb dieser Versorgungsdampfer hat, erwähnt AIDA leider nicht :-)
Zitat:
Da es in Deutschland noch keinen Hafen mit LNG-Terminal gibt, wird die Versorgung der Schiffe bei Bedarf durch spezielle Versorgungstanker erfolgen. Partner für Costa und AIDA wird die niederländische Shell Western LNG, die über große Terminals den Treibstoff per Bunkertankern zu den Schiffen bringt. „Wir werden mit dem Neubau ‚Cardissa‘ auch in die Ostsee kommen und dort verschiedene Häfen bedienen“, sagt Didier Daems von Shell.
Die Hamburger Reederei Bernhard Schulte hat außerdem bei der Werft Hyundai Mipo in Südkorea einen LNG-Bunkertanker bestellt, der im Sommer 2018 in der Ostsee eintreffen soll. Das 117 Meter lange Tankschiff soll bis zu 7500 Kubikmeter LNG vom Terminal in Klaipeda abholen und zu den Schiffen im Ostseeraum bringen. Eine Betankung könnte auch während der Liegezeiten in Kiel und Rostock erfolgen. In Klaipeda befindet sich bereits ein LNG-Lagerschiff mit einer Kapazität von 170.000 Kubikmetern. FB/FBi