Tierschutz Eulen in unserem Garten
Seit Wochen finde ich Gewölle im Garten (am Fuße des Schönbergs im Hexental), graue Haarbälle mit zarten weißen Knochen dazwischen - stammen sie von einem Raubvogel, einer Eule oder einem Käuzchen? Keiner der möglichen Verursacher ließ sich blicken. Irgendwo im Wipfel der hohen Tanne, wo die letzten Jahre Falken ihre Kinderstube hatten, bis der Horst von Krähen in Besitz genommen wurde, vermutete ich neue Nest-Besetzer. Vor einer Woche kam dann die Lösung des Rätsels: Mitten in der Wiese saß eine kleine, flauschig-graue Eule und schaute mich mit großen Augen an. Nach einigem Blickkontakt in respektvollem Abstand holte ich dann meinen Foto und knipste - ebenfalls mit Abstand, um die Vogeleltern nicht zu erzürnen oder zu verscheuchen.
Das Kleine verschwand dann selbständig und unbemerkt wieder in den Bäumen und meine Neugierde war geweckt. Aus der Kiefer zirpte es, dann aus der Tanne und Lärche - aber nichts war zu sehen und der dauernde Wechsel machte die Lokalisierung schwierig. Zufällig entdeckte ich im Pflaumenbaum ein Elterntier, eine wunderschöne Waldohreule, die mich wohl schon die ganze Zeit im Blick hatte.
Ihre eigentliche Aufmerksamkeit galt allerdings der Kiefer und damit gab sie den Tipp, wo ich zu suchen hatte. Und tatsächlich, nach genauem "Scannen" zeigten sich ganz oben in den Ästen zwei dicke Federbälle, eng aneinander gekuschelt.
Wir freuten uns über unsere seltenen Gartengäste und waren glücklich, dass sie sich bei uns wohl fühlten. Mit der Zeit lernten wir dann die ganze Familie kennen, die Eltern und vier Eulenkinder, die von Tag zu Tag lebhafter werden, sich gegenseitig kuscheln und lausen, auf den Ästen spazieren gehen und ihre Flugübungen machen. Das Schildkrötengehege, das unter ihrem Lieblingsbaum liegt, haben sie inzwischen weiß gesprenkelt und am Gewölle ist zu erkennen, dass sie gut gefüttert werden. Schildkröten gehören nicht auf den Speisezettel von Eulen, schon weil sie, bevor es dunkel ist, ihr Schlafquartier aufsuchen und Eulen ja bekanntlich Nachts jagen - das dachte ich jedenfalls, bis ich eines Schlechteren belehrt wurde. Eine der kleineren Schildkröten hatte mehrere blutige Verletzungen, die nur davon kommen konnten, dass ein scharfer Schnabel versucht hatte ihren Panzer zu knacken. Keine Sorge, die Verletzungen sind behandelt, die Löcher mit "Hautriss-Akut" versiegelt und der Patientin geht es wieder gut. Statt nach Eulenart tagsüber zu schlafen, interessieren sich die Eulenkinder dafür, was wir gerade machen und beobachten uns genauso wie wir sie, nur von oben herab. Dabei verdrehen sie den Kopf mit akrobatischem Geschick, während wir unten stehen und mit Nackenschmerzen für das Hochstarren bestraft werden. Inzwischen habe ich gelesen, dass sie 14 Halswirbel haben und ihren Kopf um 270 Grad drehen können. Mit der doppelten Anzahl von Halswirbeln sind die spektakulären Kopfdrehungen natürlich kein Kunststück.
Die Eltern passen sehr gut auf die Kleinen auf, ein Elterntier sitzt immer in der Nähe und warnt, wenn Gefahr droht. Neulich war eine fremde Katze im Garten und auf einem Ast, direkt über ihr, sass der Eulenvater und bellte. Die Warnlaute klingen wie das Bellen eines kleinen kurzatmigen Hundes. Das Geräusch hatte ich schon öfters gehört, aber nie mit einer Eule in Verbindung gebracht. Der Nachbarskater, vor dessen Kletterkünsten kein Baum sicher ist, hat wohl seine Erfahrungen mit den alten Eulen gemacht. Er hält sich nur noch auf der Terrasse direkt am Haus auf und hat neuerdings Angst, in den Garten zu gehen. Von Nachtruhe hat die Eulenfamilie nichts gehört, gegen Abend wird sie so richtig munter. Mit dem leisen Gezirpe ist dann Schluss, sie machen bis weit nach Mitternacht einen Riesenlärm und beschallen die ganze Nachbarschaft. Beschwerden kamen bisher keine, nur Anfragen, was das für Tiere seien - von Fuchs über Igel und Marder reichten die Vermutungen. Inzwischen haben die Eulchen schon mehr Übung im Fliegen und landen ziemlich zielsicher auf den Ästen.
Anfangs hatten sie beim Landen Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten und hingen schon einmal mit dem Kopf nach unten am Ast. Jetzt werden sie immer mutiger und heute haben wir sie erwischt, wie sie bei uns ins Esszimmer geschaut haben. Karl hat sie dabei durch die Fensterscheibe beobachtet und ihren Abflug mit dem IPhone gefilmt. Die Qualität ist nicht optimal, aber wenn ihr auf Vollbildmodus stellt und den Film erst dann startet, seht ihr die interessanten Kopfbewegungen beim Sondieren der Lage:
Ich bin gespannt, wie lang sie noch bei uns im Garten wohnen. Sobald sie selber jagen können, werden sie wohl auswandern und ihre eigenen Jagdgründe suchen.
Margit
über eure Gartenbewohner!
Danke!
Gudrun
diesen ausgiebigen Bericht und Fotos!
Welch ein Glück in Eurem Garten!
Grüssle
Ingeborg
ich muss zugeben, auf dieses Erlebnis bin ich exorbitant neidisch. (Scherz)
Aber im Ernst, es ist schon außergewöhnlich eine Eulenfamilie im eigenen Garten beobachten zu können. So etwas erlebt man nicht alle Tage. Danke, dass Du uns daran teilhaben lässt.
Dann werden die Jungeulen ja nun bald auf und davon sein. Ich wünsche ihnen ein gutes Leben.
LG,
woelfin
Herzliche Grüße und Danke schön
Uschi
Bruny
Allegra
Dann werden die Jungeulen ja nun bald auf und davon sein. Ich wünsche ihnen ein gutes Leben.Die Ästlinge dürften noch einige Zeit bei uns verbleiben.
Die Elternvögel füttern jedoch ihren Nachwuchs bis mindestens zur 11. Lebenswoche. QuelleDanach könnten sie es bis in den Ruhrpott schaffen
Selbständig gewordene Jungeulen legen auf der Suche nach neuen geeigneten Lebensräumen gelegentlich mehrere hundert Kilometer zurück. Aufgrund von Beringungsfunden konnte man nachweisen, dass Wanderungen aus mitteleuropäischem Gebiet bis nach Portugal vorkommen. Die bisher maximal belegte Wanderungsstrecke von Jungeulen beträgt 2.140 Kilometer. Typischer ist jedoch eine Wiederansiedelung in einem Radius von 50 bis 100 Kilometern um den Horst. Quelle.
@ nnamttor44,
die Nähe vom Wald scheint nicht das Wichtigste zu sein, denn die Waldohreulen jagen trotz des Namens wohl vor allem auf Freiflächen und landwirtschaftlich genutztem Gelände. Wir wohnen am Schönberg (auf der Hexental-Seite) und sind vom Wald durch Wiesen und Reben getrennt. Unsere Bäume im Garten sind, seitdem wir dort wohnen (seit 30 Jahren), ungestutzt und haben eine beträchtliche Höhe erreicht (was uns viel Sonne nimmt, aber offensichtlich Eulen bringt ).
Karl
DANKE für Euren Bericht - hat mir sehr gefallen!
Wir hatten mal welche (ein paar Wochen lang) auf Bäumen mitten in einem Schulhof, gut sichtbar von unten.
Sie ließen sich trotz des Pausenlärms in ihrem Schlaf nicht stören, "rotierten" nur ab und zu den Kopf.
hzl Gerdd
heute Nacht gab es hier ein heftiges Gewitter mit Schlagregen. Bei den gewaltigen Donnerschlägen sind selbst wir im sicheren Haus erschrocken. Ich habe mich gefragt, was sich die Eulen in solchen Momenten wohl denken und wäre gern einmal in ihren Kopf geschlüpft. Sie haben es überstanden, aber wohl hungrig, denn die Alten konnten sicherlich nicht füttern.
Karl