Sport stefanos tsitsipas
Hallo @sommerfan01,
bist Du ein Tennisfan? Dann schreibe aber doch bitte mehr zu diesem Spieler.
stefanos tsitsipas
Karl
hallo karl. das würde ich ja gern, aber, ich kriege meinen beitrag einfach nicht ins forum. ich hab alles mögliche versucht, aber, es klappt einfach nicht. ich werde diesen beitrag jetzt hier einfügen, und bitte dich, ihn auf die richtige stelle zu setzen. vielen dank im voraus sagt der sommerfan01
am 20. Januar 2019 um 13:31
Aus unserem Print-Archiv: Diese Story erschien erstmals im Oktober 2018 und ist jetzt auch online verfügbar!
Vor einem Jahr war
Stefanos Tsitsipas
noch die Nummer 161 der Welt. Nach den US Open kletterte er auf Rang 14. Aber nicht nur die sportliche Leistung ist bemerkenswert. Für
Marketingstrategen ist der 20-jährige Grieche ein Traum: groß, blond und erstaunlich reif für sein Alter.
Neulich in New York. „I wanna wake up in a city that doesn’t sleep“, twitterte Stefanos Tsitsipas frei nach Frank Sinatra. Dazu postete er
ein Foto, das ihn im Flieger zeigt. Unten die Skyline mit Empire State Building.
So weit nicht ungewöhnlich in Zeiten, in denen die Profis der Tour wie ganz normale Teenager und Twener ihr Leben im Netz teilen. Aber dann
zwei Tage später. @StefTsitsipas: „Es ist Wahnsinn, wieviele unterschiedliche Geräusche man hören kann, wenn man in New York spazierengeht.
Schließt nur eure Augen und saugt es auf!“
Ziemlich viel Tiefgang für einen jungen Mann, dessen gleichaltrige Kollegen sich zwischen Hotel und Court hin- und herchauffieren lassen
und sich die Zeit an der Playstation vertreiben. Da passte die Antwort des irritierten
Nick Kyrgios
auf den Tsitsipas-Tweet ins Bild. „Da fuq“, postete der Australier. Frei übersetzt bedeutet der Slang-Begriff: „Was soll der Scheiß?“
Später löschte Bad Boy Kyrgios die Antwort – er wollte den drei Jahre Jüngeren nicht mobben.
Es reicht nicht, hart zu schlagen
Einem Reporter der Londoner Times gab Tsitsipas später weitere Einblicke in seine Gefühlswelt. „Die Züge, der ganze Lärm von den Leuten.
Die Autos, Hupen, Taxis. All diese metallernen Geräusche, die von den Hot Dog-Wagen kommen. Es passiert so viel. Ich glaube nicht, dass es
irgendwo auf der Welt einen Platz mit so vielen Geräuschen um dich herum gibt.“
Willkommen im Kosmos von Stefanos Tsitsipas, der in den Medien schon als griechischer Philosoph gefeiert wird. Von dem sein Vater sagt: „Er
liebt die Stille. Er kann unglaublich gut zuhören.“ Auch die renommierte New York Times widmete dem Aufsteiger des Jahres schon einige
Geschichten. Ist das ein Wunder? Tsitsipas ist groß, blond, gutaussehend. Er hat das gewisse Etwas auf und außerhalb des Platzes. Darin
ähnelt er Legenden wie Andre Agassi und
Rafael Nadal
, als sie ihre Karrieren begannen.
Es reicht längst nicht mehr – und reichte auch damals nicht –, den Ball möglichst hart ins gegnerische Rechteck zu dreschen. Persönlichkeit
zählt. Patrick Mouratoglou, in dessen Akademie in Nizza Tsitsipas regelmäßig trainiert, schwärmt von seinem Schützling: „Er ist cool und
kreativ.“ Aufmerksam wurde der Coach von
Serena Williams
auf den Neuling durch ein YouTube-Video.
Selbstgemachte Videos auf YouTube
YouTube ist das Stichwort. Tsitsipas hat auf der Videoplattform einen eigenen Kanal. Ist er in einer fremden Stadt, dreht er Videos. Man
hat allerdings den Eindruck: Er lässt Drehen. Denn die Clips sind so professionell gemacht, dass einer alleine das kaum stemmen kann. Zumal
der Mann mit der einhändigen Rückhand in diesem Jahr so viel und so gut gespielt hat wie noch nie.
Unterhält man sich mit ihm, klingt dennoch alles nach selbstgemacht. Fotografieren, filmen, schneiden, texten, Musik auswählen, Grafiken
einbauen – er scheint das aus dem Ärmel zu schütteln. „Die Musik auszuwählen, ist am Schwersten“, erzählt Tsitsipas so, als sei er
hauptberuflich Produzent von hippen Videos und nicht Tennisprofi. „Da sitze ich oft Stunden dran.“
Bei einer Pressekonferenz in New York nahm er die Schaumstoffhülle vom Mikrofon – er wollte wissen, welche Marke bei einem Event von
Weltformat benutzt wird. Neben seiner Schlägertasche schleppt er teilweise sündhaft teure Kameras durch die Gegend.
Tsitsipas, so scheint es, postet keine Videos zum Selbstzweck. Er hat eine Botschaft. „Be a rebel“, heißt es in einer seiner
Bewegtbild-Kreationen. Es folgt ein Bilderreigen aus Paris – Eiffelturm, Seine, Notre Dame – Fotos von Apple-Gründer Steve Jobs,
Südafrika-Legende Nelson Mandela und Guerillaführer Che Guevara.
Zwischendurch dreht Tsitsipas die Kamera auf sich, deutet mit dem Zeigefinger in Richtung seiner Zuschauer und sagt: „Das Leben braucht
eine Person wie dich, um die Welt zu ändern.“
Stefanos Tsitsipas
AUF IN DEN KAMPF: Zwei ATP-Finals bestritt Tsitsipas in diesem Jahr: Barcelona und Toronto. Sein Bezwinger jeweils Rafael Nadal.
„Ich wäre beinahe ertrunken”
Es gibt eine Geschichte, die in den Kontext passt. Sie könnte eine Erklärung sein, warum Tsitsipas so ist, wie er ist: nachdenklich,
reflektierend, zuweilen belehrend. Einige halten ihn für genial, andere für spleenig. Vor drei Jahren spielte er ein Futureturnier auf
Kreta. Mit einem Freund ging er nach einem der Matches in die Sauna. Später wollten sie sich im Meer abkühlen. Aber sie unterschätzten die
Situation komplett. Das Wasser war tief, die Wellen zu hoch. „Ich wäre beinahe ertrunken. Ich war ein, zwei Atemzüge vom Tod entfernt“,
sagt Tsitsipas. Gerettet wurden die beiden schließlich von Apostolos Tsitsipas, seinem Vater und Coach, der ins Meer sprang und die
Ertrinkenden an den Strand schleppte.
„Es war wie ein Weckruf. Ich hatte so viel Glück. Es hat mir gezeigt, was wirklich wichtig im Leben ist und es hat mir geholfen, stärker
und reifer zu werden“, sagt Tsitsipas. Und weiter: „Seit diesem Tag habe ich vor nichts Angst im Leben.“
Mit drei Jahren hielt Stefanos Tsitsipas zum ersten Mal einen Schläger in der Hand, als seine Eltern Training in einem Sommer-Camp in der
Nähe von Athen geben. Das Talent liegt in den Genen. Vater Apostolos ist Tennistrainer, Großvater Sergei Salnikov ein berühmter
Fußballspieler, der mit dem sowjetischen Team 1956 olympisches Gold holte. Mutter Julia spielte Profitennis in der Sowjetunion. Bei den
Juniorinnen war sie die Nummer eins der Welt, trat im Fed Cup für ihr Land an, schlug die dreifache Grand Slam-Siegerin Virginia Wade. Den
Durchbruch schaffte sie nicht, weil sie nicht reisen durfte. Im Einzel hieß ihr bestes Ranking Platz 194. Geld verdiente sie sich später in
französischen Ligaspielen. Da hatte sie die Sowjetunion längst verlassen. Dann heiratete sie einen Griechen.
Julia Apostoli, benannt nach ihrem Mann, ist sich sicher, dass die Tenniserfolge ihres ältesten Sohnes – Stefanos hat noch drei
Geschwister, eine Schwester und zwei Brüder – vorbestimmt waren. „Als er geboren wurde, kam er mit ausgestrecktem Arm zur Welt, so als
wolle er gleich servieren.“
Disziplin von Mutter, Leichtigkeit vom Vater
Ihr Sohn sagt: „Ich habe die Disziplin von meiner Mutter und die Leichtigkeit von meinem Vater. In zwei Kulturen aufgewachsen zu sein – der
griechischen und der russischen – , hat meinen Horizont erweitert.“
Die ersten Schritte auf der Tour. Als 15-Jähriger spielt Tsitsipas Futureturniere in Griechenland, Kanada, Deutschland und Österreich. Bei
den Junioren erreicht er 2016 die Halbfinals in Wimbledon und bei den US Open. In Wimbledon gewinnt er zudem den Doppeltitel mit dem Esten
Kenneth Raisma. Sein großes Idol:
Roger Federer
.
Inzwischen taugt der 1,93-Meter-Mann selbst als Vorbild und als Schwarm. Als er vor einem Jahr beim Next Gen-Finale in Mailand weilte, war
er nur Ersatzspieler. Der Südkoreaner
Hyeon Chung
gewann, der Kanadier
Denis Shapovalov
galt als Superstar in spe.
Alexander Zverev
ließ sich nur kurz blicken, um dann zum großen Masters nach London weiterzureisen. Von Tsitsipas sprach kaum jemand.
Das hat sich grundlegend geändert. In Barcelona schaffte er es erstmals in das Finale eines ATP-Turniers. Auf dem Weg dorthin räumte er mit
Diego Schwartzman
, Albert Ramos-Vinolas, Dominc Thiem und
Pablo Carreno Busta
vier gestandene Weltklassespieler aus dem Weg, bevor er im Endspiel Rafael Nadal unterlag.
Stefanos Tsitsipas
MODELL-ATHLET: Neben Alexander Zverev, Denis Shapovalov und
Karen Khachanov
gilt Stefanos Tsitsipas als künftiger Superstar.
„Plötzlich gucken alle Tennis”
Vier Monate später das erste Finale bei einem Mastersturnier, dem Rogers Cup in Toronto. Und diesmal ist seine Reise durchs Tableau noch
beeindruckender. Tsitsipas schlägt vier Top Ten-Spieler in Folge – Thiem, Djokovic, Zverev und Anderson. Zu dem Zeitpunkt ist er noch 19
und damit der jüngste Akteur seit 1990, dem so ein Kunststück gelingt. Im Finale trifft er in einer zum Duell der Generationen stilisierten
Partie wieder auf Nadal. Diesmal ist es knapper. Ging Tsitsipas in Barcelona noch mit 2:6, 1:6 unter, heißt es diesmal 2:6, 6:7.
Anschließend kommentierte der Unterlegene: „Nadal hält dich wie eine Bulldogge in seinen Fängen.“
Wie die Öffentlichkeit auf seine Erfolge reagiert, erzählte er in einer Pressekonferenz bei den US Open: „Nach den Resultaten in
Toronto sind sie in meiner Heimat aufgewacht. Plötzlich gucken alle Tennis. Man hat mir erzählt, das Großväter in entlegenen Dörfern den
Fernseher einschalten und meine Matches verfolgen. Menschen, die überhaupt keine Ahnung haben, wie Tennis funktioniert. Die Leute sind
verrückt geworden.“
Was insofern nicht verwundert, weil es noch nie einen griechischen Tennisprofi gab, der so erfolgreich war. Vor Tsitsipas hieß der
bestplatzierte Grieche Konstantinos Economidis, 2007 die Nummer 112 der Weltrangliste. Neben Tsitsipas trägt auch Maria Sakkari, 23 Jahre
alt, aktuell die Nummer 31 und wie er in Athen geboren, einen Teil zum kleinen Tennisboom in Europas Südostzipfel bei.
Eigener Podcast: „A Greek Abroad”
Berühmte Spieler mit griechischen Wurzeln gibt es viele – Sampras, Philippoussis, Kyrgios – , aber die Sehnsucht nach einem Star kann nur
ein echter Grieche stillen – Stefanos Tsitsipas, der von seinem Land als „schönstem der Welt“ schwärmt und in jeder Stadt, in der er
spielt, beim Griechen essengehen will.
Fast wäre er, der Fan vom FC Liverpool und der Enkel einer sowjetischen Fußballlegende, beim Kicken geblieben. Aber dann habe es plötzlich
klick gemacht. „Es war während eines Turniers in der Normandie“, erinnert sich Tsitsipas, „ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, habe
meinen Vater geweckt und ihm gesagt, dass er mich beim Schwimmen und Fußball abmelden soll. Ich will nur noch Tennis spielen!“
Seit einiger Zeit produziert der Aufsteiger des Jahres auch einen eigenen Podcast. „A Greek Abroad“ – ein Grieche auf Reisen – heißt das
Werk, in dem Tsitsipas von seinen Abenteuern unterwegs erzählt. Es wird spannend zu verfolgen, wohin die Reise den charismatischen jungstar noch führt.