Soziales Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
Wahrscheinlich können Kinder und Jugendliche in dieser Hinsicht empfindlich sein. Heutzutage erst recht, aber das hat jetzt weniger mit Bildung zu tun und mehr mit dem Geldbeutel der Eltern.Ich nehme an, dass du meinen Beitrag nur sehr flüchtig gelesen und ohne wirklich darauf eingehen zu wollen, nur als Aufhänger benutzt hast, um deine eigene Einstellung kund zu tun. Anders kann ich mir deine Antwort nicht erklären.
Nein, ich hatte noch nie Probleme mit "weniger gebildeten" Menschen. Wie man in den Wald hineinruft... Wenn allerdings, und das kommt ab und zu vor, jemand seine (Ein-) Bildung raushängen lässt, dann kann ich zur Hochform auflaufen. Solche Leute mag ich nicht und gebe dann entsprechend Feuer. Aber das ist selten.
Simiya
Ich habe es so erlebt, als ich, aus dem "einfachen Volk" stammend, aufs Gymnasium gekommen bin.immerhin, hat dich deine Mutter auf das Gymniasium gelassen und wahrscheinlich das beste damit im Sinn gehabt
Sogar meine eigene Mutter hat die Befürchtung geäußert, ich würde sie "nicht mehr anschauen", wenn ich immer mit "besseren Leuten" zu tun hätte. Und aus dem Umfeld wurde mir zugetragen, wenn sich jemand beklagt hat, dass ich ihn nicht mehr grüßen würde, dabei hatte ich halt einfach mal jemand nicht gesehen (Und wenn ich mal jemand "geflissentlich übersehen" habe, dann nicht wegen mangelnder Schulbildung, sondern aus ganz anderen Gründen!)
als ich deine Zeilen las, @Zwergohreule hatte ich den Eindruck, dass deine Mutter große Unsicherheit verspürte, wie das werden wird - vlt. hatte sie auch geahnt, wie die Umgebung reagieren wird
im Grunde lese ich aus dem nicht mehr anschauen eine Bitte/Hoffnung heraus im Sinne von: bitte bleib mir/uns innig verbunden - die allermeisten Mütter wünschen sich das 😊
vlt. war es von den Leuten der Umgebung auch Neid, dass du es geschafft hast
und möglicherweise musste deine Mutter da mehr ausgleichen, als dir bewusst ist/war
ging mir noch so durch den Kopf und wollte ich dir noch mitteilen
WurzelFluegel
Nun wäre vllt. mal die Frage nach der Definition angebracht.Liebe @Enya, "Definition" wäre mir persönlich zu "kühl", weil beinahe "wissenschaftlich".
geschrieben von Enya
Aber da @Der-Waldler, in der Überschrift bereits, von einem "Zerbrechen" schrubte, hat mich das Thema seitdem beschäftigt. Daher, anstatt einer Definition, meine Gedanken dazu, die übrigens mit Gefühlen, für meine Freundschaften deutlich verbunden sind.
Davon ausgehend nehme ich einige wenige Deiner Fragen, als Orientierung.
Für mich gibt es keine „echte“ Freundschaft, weil es m.M.n. eine „unechte“ nicht geben kann. Das wäre etwas anderes; zum Teil ja auch als „Zweckfreundschaft“ bezeichnet wird.Was zeichnet eine "echte" Freundschaft aus?
geschrieben von Enya
Freundschaft zeigt sich, nach meinen wenigen Erfahrungen (ich hatte/habe nur extrem wenige Freundschaften), in der Anfangsphase, zunächst durch ein Gefühl, dass, zum Teil deutlich, über Sympathie hinausgeht. Im Unterschied zu einer Verwandtschaft, in die jeder, ohne eigenes Zutun und eigene Entscheidung hineingeboren wird, passt für mich der Begriff der Seelenverwandtschaft, am besten.
Für mich kommt dazu der Aspekt der Vertrautheit hinzu, der sowohl ein tiefes Vertrauen beinhaltet, als auch Nähe, in körperlicher Form. Eine Umarmung ist dabei deutlich „vertrauter“/vertrauender“, als eine Art rituelle und mit mehr Ähnlichkeit zu einer, die, in einer Liebesbeziehung, geschenkt und angenommen wird.
Und, wiederum im Unterschied zu einer Verwandtschaft, entscheide(t) ich mich und mein Gegenüber (im Sinne eines Spiegelbildes?), „gehe/n ich/wir (eine Freundschaft) ein“. Ich und die andere Person, sind aktiv, leben und verwirklichen das Vertrauen/die Vertrautheit, mehr oder weniger, bewusst.
Nein, nicht für mich.Können auch eher oberflächliche Bekanntschaften Freunde sein?
von Enya
Nein, Freundschaft ist, nach meinem Empfinden etwas „grenzenloseres“.Kommt es dabei auf einzelne Situationen an?
von Enya
Der Begriff "Zerbrechen" macht, nach meiner Anschauung, auch den Unterschied zu Veränderungen, von weniger tiefen Beziehungen, deutlich.
Ich kann mir kein "Zerbrechen" von Bekanntschaften oder Kontakten vorstellen. Ein Zerbrechen von "Beziehungen" schon, weil der innere Charakter von einem "aufeinander bezogen und hingewendet sein", ähnlich ist.
Zerbrechen hat etwas von einem Geschehen, in dem "Gewalt" ins Spiel kommt. Da ist keine (Los-)Lösung, keine Distanzierung da. Da tun die Beteiligten (oder zumindest eine/r davon) etwas, was "ein Herz brechen" kann, was Schmerz verursacht. Und dies nicht etwa im Sinne einer Beleidigung, sondern auf einer sehr viel tieferen und damit existentielleren Ebene; der einer (Ver-)Bindung.
Mein bester Freund, der leider, in der Zwischenzeit, an einer sehr bösartigen Erkrankung, zugrunde gegangen ist (was mich immer noch schmerzt, selbst wenn ich "nur" darüber schreibe), wohnte weiter entfernt und machte einen beruflichen Weg, in dem er sich, in seinen Ansichten und auch seinem Verhalten, deutlich veränderte. Von einem Teil unserer Seelenverwandschaft, war etwas (wichtiges) irgendwann nicht mehr da. Zunächst war ich irritiert, dann fühlte ich mich verletzt und, im weiteren (auch zeitlichen) Verlauf, distanzierte (und schützte?) ich mich dann. Es gab dann nur noch ein letztes "Fädchen", in Form von Höflichkeitsritualen (von seiner Seite); Geburtstagsgrüße, Kärtchen zu Weihnachten .... und die verursachten immer wieder auch Schmerz, in mir.
Seine Erkrankung warf ihn, nach eigener späterer Aussage, auf einen ausschließlich existentiellen Grund zurück. An diesem (Zeit-)Punkt habe ich wieder Kontakt zu ihm aufgenommen. Wir gaben unserer Freundschaft dann wohl wieder genug Platz, um leben zu können. Leider nur und zu kurz.
Heute und im Nachhinein, mache ich mir schon auch den Vorwurf, dass ich ihn nicht weiter, auch in seinen Veränderungen, die "mir nicht gepasst haben", weiter begleitet habe.
pace e bene
Bernd
Meine eigene Einstellung werde ich mir in Zukunft verkneifen.
Simiya
Vielleicht hätte Der-Waldler die Überschrift seines Beitrag´s
anders nennen sollen.
Vielleicht in:
Zerbrechen einer langjährigen Freundschaft durch Corona
Was hier wieder einmal geschied ist weitweg vom Thema
denn jeder versucht den anderen lebhaft zu erklären was
er unter Freundschaft und seinen Ausartungen versteht.
Albrecht
Ich habe einen ähnlichen Beitrag in den "Was mich ärgert, freut..."-Thread gesetzt, und dort soll ja nicht diskutiert werden. Da ich aber das Gefühl habe, dass das Bedürfnis nach Diskussion besteht, setze ich das hier noch einmal ein, sinngemäß:
Mein ehemals bester Freund M. (42 Jahre lang hätte ich diesem Menschen alles anvertraut, sogar mein Leben, weil ich sicher war, es hält und trägt), mit dem es durch Corona zu einem Riss in der Beziehung kam. Heute erfuhr ich nun per Zufall, dass er Anfang Juli seine Lebensgefährtin geheiratet hat. Ich habe dazu keine Information, Karte oder sonstigen Hinweis erhalten.
Es gehen durch Corona, Krieg, aber auch andere Ursachen viele und zunehmend viele Risse durch Familien, Freundschaften, Gesellschaft. Wird man sie wieder heilen können (ich hatte immer gehofft, dass M. und ich das noch mal hinkriegen).
Habt Ihr ähnliches erlebt? Wie geht Ihr damit um?
DW
In der Tat ist zwischen Überschrift und Ersttext eine kleine Diskrepanz. Ursprünglich ging es mir in dem anderen Thread ("Was mich heute gefreut, gerägert...") vorwiegend um Trennungen, Zerbrüche usw. durch/wegen Corona. Dazu habe ich auf Anregung von @JuergenS hier einen eigenen Thread erstellt.
Ich finde es als Thread-Ersteller genauso interessant, zu erfahren, wie man generell mit Zerwürfnissen langjähriger Beziehungen, Freundschaften umgeht. Man kann und sollte und darf hier über beides reden, sowohl coronabezogen als auch "offener", was ich ja auch oben im Ausgangstext mit "Es gehen durch Corona, Krieg, aber auch andere Ursachen...". angedeutet zu haben glaubte.
DW
Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich dir zu nahe getreten sein sollte.
Meine eigene Einstellung werde ich mir in Zukunft verkneifen.
Simiya
Liebe Simiya,
ich glaube, Ihr redet einfach von zwei verschiedenen Dingen. Zwergohreule davon, wie schwierig es für ein Arbeiterkind in seiner Familie und Freundeskreis sein kann, eine höhere Schulbildung oder gar ein Studium zu absolvieren. Ich habe diese Erfahrungen auch, das schrieb ich ja.
Du schriebst, wenn ich das recht verstanden habe, davon, dass Du nie überheblich gegenüber anderen warst und solche Überheblichkeiten auch bei anderen nie akzeptiert hast/hättest.
Ich denke, das sind zwei Paar Schuhe.
Zwergohreule und ich waren nicht überheblich, ich habe, wie sie auch, eher geschwiegen, wenn es um Schule, Bildung, Studium ging, weil ich spürte, dass andere damit Probleme haben, egal, ob das Neid war, oder einfach nur Unsicherheit/Sorge, dass ich durch die Bildung aus meinem sozialen Verband (Familie, Freundeskreis) ausscheren könnte.
Da besteht nun aber kein Grund, zukünftig die eigene Einstellung zu verkneifen...
LG
DW
NACHTRAG: Du schriebst an einer Stelle " Nein, ich hatte noch nie Probleme mit "weniger gebildeten" Menschen." Zwergohreule und ich auch nicht, im Gegenteil, diese Menschen hatten, nachdem ich "zur höheren Schule" ging, auf einmal Probleme mit MIR... In den 1950er und 60er Jahren war es in unserer Gegend noch extrem unüblich, als Arbeiterkind eine "höhere Schule" zu besuchen... Besser kann ich es nun auch nicht erklären, und ich denke nach wie vor, dass Ihr zwei von verschiedenen Erfahrungsebenen redet.
Vielleicht hätte Der-Waldler die Überschrift seines Beitrag´sAber nein, warum sollte er das tun. Der Titel dieses threads ist doch allumfassend zu sehen, Corona plagt uns seit gut 2 Jahren und Freundschaften und Beziehungen begleiten uns ein Leben lang. Und genauso lang haben wir damit unsere Erfahrungen, die guten und die schlechten. Und auch, was der Einzelne unter Freundschaft versteht, ist doch interessant zu lesen. Ich jedenfalls habe hier noch keinen Beitrag gelesen, der ein Schritt vom Wege gewesen wäre.
anders nennen sollen.Vielleicht in:
Zerbrechen einer langjährigen Freundschaft durch Corona
Was hier wieder einmal geschied ist weitweg vom Thema
denn jeder versucht den anderen lebhaft zu erklären was
er unter Freundschaft und seinen Ausartungen versteht.
geschrieben von Feeling60
Michiko
Lieber BerndHeinrich,
ich kann Dir da in vielem, eigentlich allem, zustimmen. Lediglich bei den "echten" Freunden finde ich, dass diese Unterscheidung sinnvoll sein kann. In der heutigen Zeit wird das Wort "Freund" geradezu inflationär benutzt, in den sozialen Medien, aber auch im ganz normalen Alltag. Um auszusagen, dass man an eine Freundschaft etwas mehr Ansprüche stellt als an eine Bekanntschaft scheint mir diese Bezeichnung durchaus sinnvoll.
Liebe Grüße
DW
Hallo Der Waldler
Die Echtheit von Freundschaften zeigt sich in Krisenzeiten. In diesen trennt sich sozusagen der Spreu vom Weizen. Das ist die eine Seite. Aber andererseits verändern sich zwischenmenschliche Beziehungen heutzutage auch durch das Internet. Die Leute werden irgendwie selbstbezogener, weniger verbindlich. Das Leben ist für uns alle anstrengender geworden.
In Bezug auf deinen Freund: Könnte es sein, dass die Freundschaft vorher schon nicht ganz gestimmt hat? Du schreibst, dass du ihm alles anvertraut hast. War es denn auch umgekehrt so? Meiner Erfahrung nach hat sich bei solchen scheinbar plötzlichen Kontaktabbrüchen vorher schon lange vieles angestaut.
Ich selber habe nach gut 50 Jahren endlich den Kontakt zur Familie meines Vaters abgebrochen. Den Wenigen, die sich nach dessen Tod noch bei mir gemeldet haben, habe ich kurz, bündig und freundlich zu verstehen gegeben, dass ich keinen Kontakt mehr will. Die Allermeisten haben sich bis jetzt daran gehalten.
Meine Mutter ist da anders. Wenn sie merkt, dass die Beziehung nicht stimmt, beginnt sie mehr und mehr von sich preiszugeben. Sie kommt da in so ein Leistungsdenken hinein, so als wäre sie allein für die Beziehung verantwortlich. Ich habe ihr in Bezug auf die Familie meines Vaters schon oft gesagt: Lass es bleiben. Du holst dir damit nur noch weitere Verletzungen ins Haus. Könnte es sein, dass auch du, Der Waldler, dich allzusehr um diesen Freund bemüht hast, er aber innerlich schon lange die Reissleine gezogen hatte?
Es ist freilich nicht die feine englische Art, sich sang- und klanglos aus dem Staub zu machen, gerade wenn die Freundschaft über so viele Jahre ging. Aber manchmal ist es der einzige Ausweg, um den anderen nicht unnötig zu verletzen. Ich habe bei der Familie meines Vaters gemerkt: Die würden nicht checken, was ich ihnen zu sagen hätte. Da lasse ich die Sache lieber auf sich beruhen. Nicht aus bösem Willen, sondern einfach aus Selbstschutz - nach immerhin fast 50 Jahren der Demütigungen, Fettnäpfchen und vielem Unschönem mehr möchte ich nicht alles nochmal aufrollen und die Beziehung allenfalls mit Vorwürfen und Unverständnis usw. beenden. Ich trenne mich lieber im Guten, nach dem Motto: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Ich wünsche dir viele neue, tiefgründige Freundschaften, bei denen du dich aufgehoben fühlst.
Liebe Grüsse
Sandra.