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Soziales Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten

val
val
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von val
als Antwort auf Michiko vom 08.08.2022, 10:48:33
Da gibt es aber auch eine Situation, wo man überlegen sollte, ob man nicht Dinge, die einen verletzt und getroffen haben, verzeihen sollte, um eine Freundschaft zu erhalten, die es einem wert erscheint. Und wenn von der anderen Seite ein ehrliches Bedauern darüber erkennbar ist, dass er einem Unrecht zugefügt hat, lohnt sich vlt. das Aufeinanderzugehen. Jemandem zu verzeihen ist viel schwerer als sich zu streiten und den Kontakt abzubrechen. Der erste Schritt fällt oft schwer, aber es wäre eine Möglichkeit, die Traurigkeit über die zerbrochene Beziehung nicht noch monate- oder jahrelang mit sich herumzuschleppen. Im  Interesse meines eigenen Seelenfriedens würde ich immer einen Versuch machen. Hat man es versucht und es ist nicht geglückt, ist es eine andere Sache.

Michiko
So sehe ich das auch, Michiko.

Schlichtweg 'abhaken' ist zwar einfacher, könnte aber ein ungutes Gef¨hl hinterlassen.
LG Val
RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 08.08.2022, 09:27:30

Hallo Der Waldler

Danke dir für die Antwort!

Es klingt ein bisschen danach, als hättet ihr euch auseinandergelebt, wie man so schön sagt: andere Schwerpunkte, neue Lebenssituationen usw. Solche Veränderungen tun weh, weil man den Freund ja liebgewonnen hat und nicht loslassen möchte. Ich habe die Familie meines Vaters schon auch gern - das sind alles ehrliche, fleissige Leute und keine Gauner. Aber die Beziehung stimmt einfach nicht. Das ist schmerzlich und ist auch nicht zu kitten. 

Ich finde es auch noch spannend, wie sich solche unguten Konstellationen auf die Gesundheit auswirken. Erst kürzlich hörte ich ein Interview mit Jim Parsons, der nach 12-jährigem Sendungserfolg aus "The Big Bang Theory" ausstieg. Er beschrieb das Ende als tränenreichen Abgang. Doch es habe mehrere Anzeichen gegeben, dass der ausgerechnet jetzt sein müsse: Sein geliebter Hund sei gestorben, er habe sich beim Drehen den Fuss gebrochen und zugleich hätten sich ihm beruflich neue Türen geöffnet. Das alles habe ihm gezeigt: Es ist Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. 

Meine Mutter rennt den Verwandten meines Vaters jetzt auch nicht mehr hinterher; sie hat sich in dem Sinne zurückgezogen. Doch es vergeht kein Tag, an dem sie nicht von ihnen spricht. Sie sehnt die vergangene Harmonie herbei, sagt sie. Wirklich Mutter?, frage ich sie. Hat es diese Harmonie jemals gegeben oder hat man einfach über gewisse Dinge hinweggesehen, weil die Sehnsucht nach Zugehörigkeit so gross war? Kurz nachdem meine Eltern in die geografische Nähe dieser Verwandten gezogen waren, erkrankten beide schwer; meine Mutter genas, mein Vater verstarb. Da muss nicht zwingend ein Zusammenhang bestehen, aber ich glaube im Allgemeinen schon,  dass ungelöste Konflikte unser Wohlbefinden beeinflussen.  

Ich habe jetzt in deinem Beitrag, Der Waldler, auch ein bisschen den Eindruck gewonnen, dass du noch über diese Freundschaft nachgrübelst. Sich äusserlich zu distanzieren ist gut, aber wichtiger ist, glaube ich, sich innerlich zu lösen. Zu vergeben, wie es so schön heisst und den anderen innerlich wie äusserlich ziehen zu lassen.  

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. 
Sandra.
 

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 07.08.2022, 17:04:37
Und ja, jede Freundschaft braucht Freiheit.  Ich sehe aber nicht, dass das, was ich unter Freundschaft verstehe, "unfrei" ist. Ziehen lassen, ja, auch das ist klar, das muss immer sein. Aber es darf auch wehtun..
Weh täte es (mir) heutezutage maximal 10 Sekunden. Dann sagte ich mir: Auf zu neuen Taten. Jetzt! Auch mit jetzt 82 pflanzte ich noch den allseits bekannten Neuen Baum.
Und ich tat es auch. Und der Baum wuchs und gedieh/gedeit.
Nicht jeder kann allerdings so 'brutal' denken und handeln, aber ich bin ja auch ein offener 'Binary'.
Deshalb diese hoffentlich Dir dienliche Erklärung.
Grübele nicht! Mach Dich auf zu Neuen Ufern! Jetzt!

Auch in dieser IT-Branche entwickeln sich sehr enge Freundschaften, obwohl sie eine Schlangengrube ist. Nach jedem Jahres-Projekt galt es Abschied zu nehmen, wissend dass man nie mehr zusammenkommen würde. Und das war so 20 x im Laufe des Lebens.
Diese persönlichen Erfahrungen schreibe ich hier; besonders die mit meinen Verflossenen.

Auch einmal, als die zweite meiner drei Holden mit den zwei Kids abzog, hatte es mich arg erwischt, und nur durch einen deutlichen Fingerzeig von 'oben', der mir sagte 'So nicht, Büderchen; mit Dir habe ich noch was vor', kann ich hier schreiben. Und -Teufel auch-, man hatte (und hat) mit mir noch was vor. Jessas, habe ich da die Welt kennen gelernt.
Heute bin ich heilfroh, dass sie abzog! Der 'Rosenkrieg war gar nicht erbaulich. Kein Umgang mehr, auch nicht mit den beiden Kids, die mittlerweile um die 40 sind.

Die erste hab ich verlassen wegen ewiger Nörgelei. Heute weiss ich, wie weh es ihr getan haben muss.
Es war von mir kein netter Zug, aber ich musste, sonst wäre ich kaputtgegangen. Danach trafen wir beide es weit besser. Auch deswegen schreibe ich hier.

Als die Dritte abzog, hatte ich gelernt, mit Anstand Abschied zu nehmen. Heute weiß sie nicht mal mehr, warum sie die Leine riss, auch ich nicht; wir verstehen uns ausgezeichnet. Sind auch weit genug auseinander (Schottland, sie mit Familie (5)); eben wohl weil sie frei abziehen konnte.
Verschütteter Milch weint man auch nicht nach.

Es kam sehr viel besser - für alle; das sollte man auch berücksichtigen; deshalb empfahl/epmpfehle ich das auch, es kommt IMMER besser. Ganz sicher. Darauf kann jeder Beteiligte stolz sein, den anderen unbelastet ziehen gelassen zu haben - auch darauf, dass es ihm noch besser ergeht.
Der Chinese sagt, 'Kein Fest dauert ewig'. 'Loslassen' sei die Devise.

Man kommt sich ja auch nicht mehr in die Quere, was auch bei Freundschaften nicht ausgeschlossen ist. Dann wird das spätestens bis SonnenUntergang geklärt. Unter echten Freunden. Wird es nicht geklärt; kann es nicht gekärt werden, arbeitet die Zeit zum Guten.
Ist einer dazu nicht bereit, dann ist das kommentarlos zu akzeptieren, basta.
Aber hinterherheulen/jammern/grübeln? Das geht gar nicht.

War zwar persönlich, aber das ist ja auch Sinn dieses Forums für Ältere.
Vllt kannst Du daraus was verwerten.
Dann tu es! Schreite voran! Pflanze den Baum! Jetzt! Du wirst überrascht sein. Versprochen.
Und keinen Hass!


Moritz

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Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von Mareike
als Antwort auf werderanerin vom 08.08.2022, 11:01:09

" Man schiebt sie einfach weg, ist sicher nicht immer ehrlich, möchte die Freundschaft nicht gefährden, dabei ist sie schon längst nicht mehr die, die sie mal war."

Ich greife einfach mal diesen Satz auf, er eignet sich für mich zum Weiter-Denken.
Ich schrieb von einer Freundschaft, die in die Brüche ging, weil ich die spürbare Eifersucht der Freundin nicht mehr ertragen konnte. Sie war eifersüchtig auf alles, was mein Leben ausmacht(e): Meine Familie, meine Freunde in der Nachbarschaft und dann ganz extrem: Die Enkelkinder.

Sie war Einzelkind - verwöhnt, verhätschelt aber auch kleingehalten. Sie durfte sich mit den Kindern in der Nachbarschaft nie streiten, weil das als geschäftschädigend gesehen wurde für den Tante Emmaladen.
Sie blieb Singel, hatte nie dauerhafte freundschaftliche Beziehungen, war einsam und depressiv.
Wir lernten uns 1995 kennen in einem Malkurs.
Ich war seit einem Jahr verwitwet, die Töchter wegen Studium aus dem Haus.
Sie war seit kurzem in erzwungener Frührente, die pflegebedürftige Mutter verstorben.

Übers Malen näherten wir uns an, gemeinsame Unternehmungen machten Freude. Wir hatten Zeit füreinander. Sie blühte auf. Ich dachte. Sie fasst Vertrauen, erst recht als sie an Brustkrebs erkrankte und ich sie nach Kräften begleitete.

Meine Töchter heirateten. Sie war bei allen Ereignissen dabei: Bei den Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, irgendwie gehörte sie dazu ... ich muss rückblickend sagen: VERMEINTLICH. Sie hat notgedrungen mitgemacht, wollte aber mich, nicht meinen Anhang.

Mein erstes Enkelkind wurde geboren und die junge Familie wohnte gleich nebenan.

Erst da bemerkte ich die Veränderungen bei der Freundin. Sie wurde zunehmend depressiv. Sie konnte die veränderte Situation nicht akzeptieren.

Ich denke nun rückblickend: Wir stecken alle in unserer Haut. Niemand hat Schuld, wenn´s nicht mehr passt.
Entweder man wächst an den Herausforderungen oder man findet sich damit ab, dass keine stabile Basis mehr vorhanden ist ...

Mareike

Mitglied_162e28b
Mitglied_162e28b
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.08.2022, 11:35:40

OT
Der Bericht von deinem Moritz hat bei mir als Hundemensch natürlich eingeschlagen!
Ich denke, dass ich deine Gedanken nachvollziehen kann.

Vierbeiner können, wenn man sich auf sie so einlässt, wie sie es verdienen, fantastische Freunde sein.
Das Tolle an ihnen ist, dass sie dich so nehmen wie du bist. Und das sind wir von unseren Artgenossen nicht so sehr gewohnt.

Das, @Digi, wollte ich dir gerne als Feedback geben.
Ich hoffe, @ Waldler, dass du uns den kleinen Ausflug nicht verübelst!

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.08.2022, 10:49:24

Liebe Simiya,

ich stelle mal eine Frage und hoffe, Du bist nicht sauer. Aber vorab: Du kennst mich schon so gut, dass Du weißt, dass ich keinerlei Vorurteile gegenüber der DDR habe. Und wenn ich recht erinnere, bist Du doch aus der DDR und dort aufgewachsen.

Kann es sein, dass das Thema (Arbeiterkinder und höhere Bildung) für Dich einfach auch deshalb "kein Thema" ist, weil es in der DDR kein Thema WAR. Soviel ich weiß, wurden ja gerade die Arbeiterkinder ermutigt und gefördert, sich Bildung anzueignen, es war nichts besonderes, Arbeiterkinder studieren zu lassen.

Zumindest in dem Arbeiterviertel, in dem ich groß geworden bin (und ich weiß es auch von anderen Gegenden), war das fast ein Affront gegen alle, derart, dass ich wohl mit meiner Herkunft "nichts mehr zu tun haben wollte". "Bei uns" war höhere Schulbildung in den  1950er und 60er Jahren nicht Selbstverständliches für Arbeiterfamilien. "Bei Euch" dagegen war das Standard.

Vielleicht liegt da die Ursache des Missverständnisses?

LG

DW


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Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Michiko vom 08.08.2022, 10:48:33

Liebe Michiko,

ich kann und will natürlich nur für mich reden. Ich verzeihe nahezu alles. Ich habe gerade überlegt, ob es etwas gäbe, das ich nicht verzeihen würde, und da fiel mir ein: Wenn man mich bewusst hintergeht und mein Vertrauen aufs Schäbigste ausnutzt. Das ist mir aber seit 40 oder 50 Jahren nicht mehr widerfahren. Ich wäre sofort zu einem Gespräch bereit, vis-a-vis, ohne Vorbedingung, offen, ehrlich, kritisch und selbstkritisch. Aber zu so einem Gespräch gehören immer zwei...

LG

DW

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.08.2022, 11:35:40

Lieber digi,

Hass empfinde ich nicht. Nie! Ich kenne keinen Menschen, den ich hasse.

Danke für Deine Worte und Erfahrungen. Aber ich bin anders als Du. Und Dein Weg wäre für mich der völlig falsche, da es nicht authentisch wäre, es wäre nicht MEIN Weg. Ich brauche schon etwas mehr als "10 Sekunden", um die Trauer um eine Beziehung zu überwinden, die Jahrzehnte anhielt und sehr sehr sehr wichtig war. So leicht, schnell und einfach sind wichtige Menschen für mich nicht austauschbar oder ersetzbar. Bitte nicht missverstehen: Ich kritisiere Deinen Weg überhaupt nicht! Für Dich ist der gewiss richtig (so wie ich Dich hier kennengelernt habe). Aber nicht für mich.

LG

DW

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Mareike vom 08.08.2022, 12:09:31
Ich denke nun rückblickend: Wir stecken alle in unserer Haut. Niemand hat Schuld, wenn´s nicht mehr passt.
Entweder man wächst an den Herausforderungen oder man findet sich damit ab, dass keine stabile Basis mehr vorhanden ist ...

Mareike

Liebe Mareike,

danke, das fasst für mich zusammen, was ich aus der bisherigen Diskussion hier mitnehme.

LG

DW
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Zerbrechen von Freundschaften, Beziehungen, Kontakten
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Mareike vom 08.08.2022, 12:09:31

Liebe Mareike,

gerade dein letzter Satz ist entscheidend, wie ich finde. Man kann noch so viel miterlebt haben, war vielleicht auch manchmal zu gutgläubig, zu naiv, weil man es "nur gut" meinte...niemand kann letztlich in einen Menschen hinein schauen, jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen.

Neid allerdings , ist in meinen Augen eine sehr schlechte Charaktereigenschaft, die über kurz oder lang alles kaputt machen muss. Wenn jemand so aufwächst, kann man eben nicht anders und kann daran zerbrechen, egal wie gut Andere es meinen.

"Niemand hat wirklich Schuld" - wie richtig, wenn eine Beziehung auseinander geht, haben zu allererst mal Beide zu 50 % daran Mitschuld. So sehe ich das. 

Niemand ist vollkommen..., so etwas gibt es zum Glück nicht !

Kristine


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