Soziales Wird der Suizid der Tod der Zukunft?
Ich kannte jemanden, der sein Leben beendete, als er Leiden vor sich sah, das er nicht durchleben wollte. Er ließ sich nicht umstimmen, hat aber seine Familie vorher informiert und von allen Abschied genommen.
Da er seiner Frau die ganzen Umstände mit seiner Leiche und der polizeilichen Untersuchung im Haus nicht zumuten wollte, hat er ein Hotelzimmer genommen und das zuvor gehortete Insulin auf einmal gespritzt und ist dann plangemäß an der Überdosis gestorben. In einem Abschiedsbrief hat er erklärt, daß es seine eigene, freie Entscheidung war.
Es war natürlich trotzdem sehr schlimm für die Familie.
Ich kann es mir nicht vorstellen, mich umzubringen und Menschen zurück zu lassen, die mich lieben und denen mein Tod seelische Schmerzen zufügt.
Aber ich weiß auch nicht, wie ich in einer so verzweifelten Situation mit großen Schmerzen tatsächlich reagieren würde, ob ich dann die Kraft hätte, das durchzuhalten oder dann doch irgendwann einfach nicht mehr könnte und dann doch den Ausweg wählen würde, wenn sich die Möglichkeit bietet.
Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die in so einer Situation die Entscheidung treffen, wie immer sie auch ausfällt, und das durchstehen.
Ich denke aber auch nicht, daß diese Art des Sterbens irgendwann die Regel sein wird, denn die Entscheidung dafür ist bestimmt nicht leicht und nicht jeder, der jetzt meint, so ein Tod ist doch eine schöne, leichte Erlösung wird es schaffen, das tatsächlich durchzuziehen, wenn die Situation da ist.
.....................Ich habe meiner Frau zugeschaut, als sie den Becher an die Lippen setzte. Etwas in mir schrie: "Bitte tu`s nicht!". Aber ich wusste auch, dass es nur eine Verlängerung ihrer Leiden bedeutet hätte. Später, als ich ihre Sachen aufräumte, ging es mir ein Blitz durch den Kopf, warum sie in den letzten Monaten so viele Schmerztabletten gehortet hatte: Das wäre der 2. Notausgang gewesen, wenn der 1. nicht geklappt hätte. Und dieser wäre schlimmer gewesen als der 1.
Ich finde nur die Tatsache so gruselig, dass sich jemand in so ein Gefährt legt, auf Knöpfe drückt und draussen einige Menschen warten, bis es vollzogen ist.
Ich weiss nicht, ob ich es richtig ausdrücke: aber ein Mindestmass an Intimität wäre doch gerade in diesen letzten Augenblicken so notwendig.
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Alles Gute, lieber Schorsch - Olga
Ich weiss nicht, ob ich es richtig ausdrücke: aber ein Mindestmass an Intimität wäre doch gerade in diesen letzten Augenblicken so notwendig.
Ich kann Ihre Gedanken nachvollziehen, möchte jedoch zu bedenken geben, dass in vielen Fällen des Sterbens der Schritt vom Hier ins Jenseits aus anderen Gründen nicht intim ist.
Wenn man berücksichtigt, dass Menschen von der Presse zukünftig bei Einsatz dieses Geräts nicht mehr dabei sein werden, dann gewährleistet es m.E. sogar mehr Privatsphäre als das z.B. meist in Krankenhäusern der Fall ist.
Was mich spontan mehr stört ist, dass der Mensch der gehen möchte nicht bis zum Schluss Körperkontakt halten kann. Es ist ein einsamer Tod.
Aber wenn ich dann bedenke welchen Weg Schorschs Frau gegangen ist, dann komme ich für mich unter'm Strich zu dem Ergebnis: Beide Varianten des selbst bestimmten Sterbens haben ihre Vor- und Nachteile. Für den, der geht und für den, der zurück bleibt und evtl. das mittragen muss.
Ich bewundere nach wie vor Ihren Mut und Ihre grosse Liebe zu Ihrer Frau, lieber Schorsch,die es möglich machten, dass SIE diese Entscheidung auch im Einvernehmen mit Ihnen treffen konnte.Ich finde nur die Tatsache so gruselig, dass sich jemand in so ein Gefährt legt, auf Knöpfe drückt und draussen einige Menschen warten, bis es vollzogen ist.Ich habe meiner Frau zugeschaut, als sie den Becher an die Lippen setzte. Etwas in mir schrie: "Bitte tu`s nicht!". Aber ich wusste auch, dass es nur eine Verlängerung ihrer Leiden bedeutet hätte. Später, als ich ihre Sachen aufräumte, ging es mir ein Blitz durch den Kopf, warum sie in den letzten Monaten so viele Schmerztabletten gehortet hatte: Das wäre der 2. Notausgang gewesen, wenn der 1. nicht geklappt hätte. Und dieser wäre schlimmer gewesen als der 1.
Ich weiss nicht, ob ich es richtig ausdrücke: aber ein Mindestmass an Intimität wäre doch gerade in diesen letzten Augenblicken so notwendig.
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Alles Gute, lieber Schorsch - Olga
Und wenn Sie bis zum Schluss dabei waren, ist das ein hoher, auch "intimer" guter Beweis.
Bei demGefährt, das ich beschrieben habe, graut es mir nur vor der Vorstellung, dass ausserhalb fremde Männer, inkl. ein Journalist aus den Niederlanden, diesem Sterbeprozess zusehen (und ich denke, wenn jemand erstickt, ist das auch furchtbar).
Der Erfinder des Gefährts macht dies ja sicherlich auch alles, um diese Dinger gut und teuer zu verkaufen. Ist das nun Grausamkeit oder eine humane Hilfe?
Der Ehemann einer sehr guten Freundin von mir erhängte sich vor Jahren im gemeinsamen Haus auf dem Speicher. Gefunden wurde er damals von seiner Teenager-Tochter; die Mutter kam dann hinzu - Abschiedsbrief gab es nicht.
Die Tochter ist heute eine erwachsene Frau mit Kindern und vielen wechselnden Beziehungen; die Mutter eine alte Dame. Das konnte nie überwunden werden, weil auch eine grosse Scheu zwischen den Betroffenen bestand und dazu natürlich das Getuschel und die Gerüchte aus dem direkten Umfeld eine Rolle spielten und alles erschwerten.
Bedenken solche Menschen mit ihrem hoch egoistischen Wunsch nach dem Suizid und ihrer Schweigsamkeit über die die Gründe was sie ihren Angehörigen antun - und zwar bis zu deren Lebensende? Olga
Eingesperrt (evtl. auch noch angegurtet ?), ohne Bewegungsfreiheit.
Isoliert und kein Körperkontakt möglich.
Und dann noch ein Tod durch Ersticken.
Was das Gas betrifft - ich denke, es braucht auch irgendein Medikament, das die Abwehrreaktionen des Körpers unterdrückt (sofern es von außen nicht so schlimm aussehen soll).
Vor einiger Zeit kam ein Bericht und es wurde gezeigt, wie Schweine auf das Töten mit CO2 reagieren. Da war nichts friedlich. Es war ein Aufbäumen, ein grausamer Kampf um Luft…
Ob das bei Stickstoff so viel anders ist ?
Wer mag, kann nachlesen. Der Beschreibung nach klingt es nicht so schön:
Mythos „humane Hinrichtungsmethode“
26.01.2024
So bewerten Experten die Stickstoff-Exekution in den USA
Erstmals ist in den USA ein Mensch mit Stickstoff exekutiert worden. Der Staat Alabama sprach von der „vielleicht humansten Hinrichtungsmethode“. Menschenrechtsexperten widersprechen vehement.
Sollte auch nicht wirklich überraschen: In dem Moment, wo der Körper zu wenig Sauerstoff hat, gibt es natürliche Reaktionen, z. B. nach Luft zu schnappen, Übelkeit, zu versuchen, irgendwie an Sauerstoff zu kommen.
Und mit einem Medikament den Luftschnappimpuls zu unterdrücken, ist zwar möglich, aber nicht unbedingt gleichbedeutend damit, kein Erstickungsgefühl zu empfinden.
Morphium macht es evtl. etwas leichter - zumindest sieht es von außen so aus. Aber was innen abgeht ?
Man sagt, Ersticken sei mit einer der unangenehmsten Tode. Ich kann es mir jedenfalls überhaupt nicht friedlich vorstellen. Da gibt es deutlich bessere Möglichkeiten.
Hier ein Auszug bzgl. des Tötens von Schweinen mit Gasen…
Argon ist in der Theorie ein geeigneter Kandidat: Das Gas ist - genauso wie CO2 - schwerer als Luft. Schlachter könnten ihre CO2- Gruben weiterhin benutzen. Studien haben gezeigt, dass Schweine weniger leiden, wenn sie mit Argon betäubt werden. Allerdings wachen Tiere vereinzelt wieder auf. Ein weiteres Problem: Das Edelgas scheint den Blutdruck der Tiere zu erhöhen. Eine Untersuchung stellte fest: Gefäße können platzen und Blutpunkte auf dem Fleisch hinterlassen. Eine andere Studie mit 600 Tieren konnte die Blutpunkte allerdings nicht nachweisen.
Helium ist im Gegensatz zu Argon und CO2 leichter als Luft. Schlachter müssten ihre bisherigen Anlagen umbauen. Dafür ist Helium aber eine sehr schonende Methode, um Schweine zu betäuben. Versuche haben gezeigt: Die Tiere sind nicht gestresst und unternehmen keine Fluchtversuche.
Aber: Helium ist teuer und ein sehr flüchtiges Gas. Zudem ist es eine sehr knappe Ressource. Laut Physik-Nobelpreisträger Robert Richardson könne Helium bereits in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht sein. Für die Massentierhaltung kommt das Gas daher nicht infrage.
Ein weiterer Kandidat: Stickstoff. Die Substanz ist im Gegensatz zu Argon und Helium kein Edelgas. Stickstoff könnte aber ein einfaches Betäubungsmittel sein, da er ohnehin zu 70 Prozent in der Luft vorkommt. Die Idee der Forscher: Den Stickstoff in der Luft anreichern, den Sauerstoffanteil herunterfahren. Klingt einfach, die technische Umsetzung ist aber schwierig.
Außerdem reagieren die Tiere auf den Stickstoff. Die Schweine schnappen zwar nicht nach Luft, sind aber aufgeregt und machen laute Geräusche. Ob sie diese Aufregung tatsächlich spüren oder sie zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Wahrnehmungsfähigkeit verloren haben, lässt sich nicht sagen. Auch hier müssen Forscher noch weitere Messungen machen.
Quelle
Skys - so wie dieser Suizid dieser Amerikanerin in der Kapsel beschrieben wird, stehen"draussen" der Unternehmer, der diese Kapseln verkauft und ein Journalist - aber kein Arzt.
Man sollte zwar annehmen dürfen,dass dies alles vorher mit der Dame abgesprochen wurde und auch deren Einverständnis zum Prozedere juristisch festgezurrt ist - aber ich finde es hoch verstörend, wenn jemand so stirbt und draussen schauen die anderen zu.
Von dem leeren Gefährt war ein Bild zu sehen: da gibt es eine Auflage wie auf einer Sonnenliege und ein kleines Kissen für den Kopf. Olga
Nun, es gibt sicherlich Unterschiede zu den eigenen Wunschvorstellungen vieler Menschen.
Aber wie und vielleicht noch mehr verstörend oder schrecklich sollte es vielleicht sein, dass ein Mensch überhaupt in so eine Situation kommt, solch eine Wahl trifft, und - was viele wohl stört - evtl. keine andere Unterstützung dabei hat als einen Arzt und einen Unternehmer und nur diese und Reporter anwesend sind ?
Wobei es vielleicht ja auch noch andere Personen gab, aber diese entweder nicht dabei sein wollten oder sollten ?
(Für mich eher nebensächlich, ob jemand dabei ist, der damit Geld verdient oder nicht. Kaum jemand arbeitet umsonst, auch Ärzte und Bestatter nicht. Insofern für mich mit dem Suizid des betroffenen Menschen nicht viel zu tun hat.)
Ein paar Schritte zurück gedacht, könnte man hier auch viele Fragen stellen...
Und ein paar Schritte vorausgedacht gemäß des Threadthema ebenfalls...
Würde es diese Todesbegleitungen nicht geben, würden viel mehr Menschen erst per Zufall in einem Wald an einen Ast geknüpft gefunden. Ist diese Art, seinen Todeszeitpunkt selber zu bestimmen, vielleicht menschlicher?
Evtl. ein Missverständnis Schorsch und noch mal lesen, was ich schrieb ?
Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen diesen Weg wählen.
Von mir aus kann auch jemand in diese Kapsel mit Stickstoff steigen - allerdings halte ich es nicht für die beste Methode (s. o.).
Und ich sprach an, dass wenn man die Entscheidung eines Menschen, sich umzubringen (egal wie) oder dass (nur) bestimmte Personen dabei sind, es ebenso wichtige Fragen im Vorfeld geben könnte. Abgesehen von der Tatsache, dass wohl auch Informationen fehlen, weshalb es so ablief, wie es ablief.
Aber die Frau wollte es anscheinend so. Das war in dem Fall letztlich entscheidend.
Die Möglichkeit seriöser Sterbebegleitung halte ich für sehr wichtig.
PS bzgl. der Threadtitel-Frage: Wird der Suizid der Tod der Zukunft?
Das wohl nicht, rein zahlenmäßig gibt es noch genug anderes, was in den Tod führt.
Aber mit zunehmendem Neid und Missgunst und mangelnder Herzensbildung werden solche Lösungen vielleicht immer mehr toleriert bzw. akzeptiert bzw. sogar unterstützt oder gefördert werden.
Ist eine Frage der Entwicklung des Wertverständnisses eines Menschenlebens in einer Gesellschaft.
Je stärker und unabhängiger sich ein Mensch fühlt (unabhängig davon, ob es tatsächlich so ist), umso asozialer verhält er sich. Das kann man leider jetzt schon sehr oft beobachten (z. B. auch menschenverachtende Entwicklungen in der Politik).
Zum Thema "Aber mit zunehmendem Neid und Missgunst und mangelnder Herzensbildung.....":
Ich denke, jeder Mensch betrachtet diese 3 Eigenschaften (zwei sind negativ, eines positiv) aus einer anderen Warte. Und je mehr negative Eigenschaften dieser Mensch hat, desto eher wird er geneigt sein, sie beim Mitmenschen zu entdecken. Auf die positiven aber erhebt er Alleinherrscheranspruch.