Soziales Wird der Suizid der Tod der Zukunft?
Du vergasst noch zu erwähnen, dass der Mensch für den Zeitpunkt seines Erscheinens NICHT zuständig ist....
ein sehr interessanter Einwand! Daraus kann man aber nicht
eine konsturierte Rechtssituation für diesen Fall ableiten.
Die Eltern sind zuständig für den Zeitpunkt des Erscheinens
eines Kindes und sie sind mit allem , was sie tun, in die
Fortentwicklung nach den Gesetzen der Evolution
eingebunden.
Die begrenzete Lebenszeit eines jeden Individuums gehört
zu den Gesetzen der Evolution.
Der Evolution ist es egal, ob ein Lebewesen das letzte Ende
seines Lebens künstlich verkürzt, um sich ein Siechtum oder
Leiden zu ersparen.
Viele Grüße
arno
Auch, wenn er sterbenskrank ist.
Jopie, er wäre gerne noch geblieben.
Wie sieht es mit der Palliativmedizin aus. Nimmt sie nicht eine Lebensverkürzung bewußt in
Kauf?
Ich habe schon viele Menschen, die nur eine begrenzte Lebenszeit hatten, begleitet. Sie hatten keine Schmerzen. Viele wollten noch bleiben, auch ältere Menschen.
Niemand wollte seinem Leben ein Ende machen.
Auch spielt die Tagesverfassung eine Rolle, wenn es nicht so gut geht an einem Tag, da will
man gerne sterben. Aber, am nächsten Tag sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Eine alte Dame sagte immer, dass sie sterben will. Über ein halbes Jahr habe ich sie begleitet und habe jedesmal gesagt, sie würde noch den "Jopie" machen. Um Himmelswillen war ihre Antwort. Sie hätte ihr Sterben verkürzen können, indem sie jegliche Nahrung eingestellt
hätte. Aber das wollte sie nicht - für mich ein Zeichen, dass sie doch noch nicht sterben
wollte.
Sie lag dann morgens tot im Bett, ist dann einfach so gestorben, weil ihre Zeit gekommen war.
Diese Diskussion ist mir zu theoretisch. Es geht an der Praxis vorbei, denn die sieht ganz
anders aus.
Ich glaube nicht, dass der "Normalbürger" sich selbst tötet. Das Loslassen ist wirklich eine
große Kunst. Derjenige, der loslassen kann stirbt schneller und friedlicher.
Ja, klar ich kann auch den Entschluß fassen, dass ich mich umbringe, wenn ich eine tödliche
Krankheit erleide. Aber, bin ich wirklich dazu in der Lage es umzusetzen, wenn es wirklich
so weit ist. Ich glaube kaum, denn ich kann auch noch in meinem Sterben meinem Leben Impulse
setzen und ihm nochmal eine schöne Färbung geben.
anjeli
alle, die von "außen" auf den kranken oder alten menschen sehen,
können zwar trösten, zu helfen versuchen, jedoch kann sich niemand
in den menschen hineindenken.
sag mal jemandem, daß du kopfschmerzen hast.
niemand kann dann ermessen, wie sehr du darunter zu leiden hast
oder zu leiden glaubst.
also muss jeder, der genug hat vom leben und leiden, selbst
entscheiden müssen oder dürfen, wann er sein endziel erreicht hat.
langes dahinsiechen oder über jahre an schläuchen hängen und künstlich
am leben gehalten zu werden -
das finde ich unmenschlich
da ist die tiermedizin humaner.
Ich habe versucht, eine andere Seite aufzuzeigen.
Ich würde niemanden verurteilen, der sterben will.
Es gibt immer Menschen, die sich in andere hineinversetzen können. Sie haben ganz einfach
eine Riesenportion empathische Fähigkeiten und sind in der Lage zu validieren.
Das kann auch in Seminaren erlernt werden. Ich schreibe kann und nicht muss, denn nicht jeder, der ein Seminar belegt hat, ist in der Lage einen Sterbenden angemessen zu begleiten.
anjeli
Ich kann es nicht verstehen, daß ein Mensch mehr Mut besitzt, seinem Leben ein Ende zu setzen,
( es steckt ja nicht immer eine tödliche Krankheit dahinter ) als eine Lösung zu suchen, wie man das Leben noch lebenswert gestalten kann! Es kann eigentlich nur daran liegen, daß das Vertrauen in die umgebenden Menschen derart erschüttert ist, daß man sich nur noch im Tod sicher fühlt!
Alles wird besser, schneller, höher, nur die Menschlichkeit bleibt dabei auf der Strecke!
Ich mag mir nicht vorstellen, wie das in 30, 40 oder 50 Jahren damit bestellt ist!
Edita
Es gibt viele intakte Familien, aber wenn die Ehefrau oder der Ehemann auch schon in die Jahre gekommen ist, dann kann die Rundumpflege nicht mehr abgedeckt werden.
In anderen Fällen sind die Familien total überfordert, können nicht mit dem Tod und dem Sterben umgehen.
Andere wollen es auch nicht.
In unserer Tageszeitung war vor Weihnachten ein Artikel über ein Hospiz der Nachbarstadt.
Dort hat ein sterbender Mann geschrieben. U.a., dass er keine Angst hat vor dem Sterben und
dass sein Entschluß ins Hospiz zu gehen von der Familie abgelehnt wurde. Er hat sein Vorhaben aber trotzdem realisiert. Jetzt sagte seine Ehefrau und auch seine Kinder: " Es war das Beste, was uns passiert ist.
Ich glaube nicht, dass der Suizid, der Tod der Zukunft wird.
anjeli
In der Schweiz wurde in den letzten Tagen eine klaustrophobische Suizidkapsel mit dem Namen "Sarco" vorgestellt und in Betrieb genommen. Das löste sowohl einen grossen Polizeieinsatz als auch weltweites Entsetzen aus.
Sarco wurde nach einem Sarkophag benannt. Dieser Begriff kommt aus dem Altgriechischen und meint: "Fleischverzehrer". Sarkophage sind Särge aus Stein - damit sollte ursprünglich der Verwesungsprozess beschleunigt werden.
Vor einigen Tagen wollte eine 64-jährige Amerikanerin mit diesem Sarco ihr Leben beenden. In einem Waldstück unweit der deutschen Grenze beendete die Dame ihr Leben im Beisein von einem Co-Direktor der Sterbehilfeorganisation "The last Resort", zwei Anwälten und einem Pressefotografen.
DAs Gerät sieht so aus, als wolle man damit die Zukunft erobern - und könnte auf einer Designmöbelmesse präsentiert werden.
Hergestellt wurde es von einer Firma mit dem Namen "Exit International" und sieht aus wie eine Mischung aus einem Dampfbügeleisen und einer Sci-Fi-Kulissse.
Mobilität ist bis zuletzt gegeben - unten sind Rollen angebracht.
Das Funktionsprinzip ist relativ einfach: Man legt sich in die Kapsel, die Haube senkt sich und dann kann man per Knopfdruck Stickstoff einleiten. Man schäft ein und stirbt an Sauerstoffmangel.
Der Hersteller bewirbt das Gerät auf seiner Homepage u.a. mit "einem euphorischen Tod" und das Design soll das Gefühl vermitteln, man täte eine Reise zu einem neuen Ziel".
Jetzt sind die Schweizer Gerichte am Zug, da das Ganze laut Scchweizer Bundesrat nicht rechtskonform sei.
Die Kundin dürfte das nicht mehr interessieren - sie ist tot und vermutlich wurde sie am Ende weggerollt unter Beobachtung der Zeugen. Olga
Die gleichen Anti-Argumente, die im Moment gegen diese Kapsel aufgestellt werden, waren auch schon im Gerede, als es darum ging, die heute gängigen und akzeptierten Sterbeorganisationen zu verhindern. Hätte meine Frau diese Kapsel schon zur Verfügung gehabt, hätte sie vielleicht nicht das lange Prozedere der Organisation Exit mitgemacht.
Ich möchte es jedem Menschen, der wegen unerträglichen Schmerzen nicht mehr leben möchte, gönnen, seine Absicht möglichst schnell und schmerzfrei in die Tat umsetzen zu können.
Aber so oder so: Es sind nicht die Gegangenen, die ich bemitleide, sondern diejenigen, die sich dann für die Gegangenen rechtfertigen oder gar entschuldigen müssten, wenn es gewisse Verwandten so möchten. Ich kann ein Liedlein davon singen......
Nein, lieber Schorsch - bitte nicht missverstehen. Ich werde nie jemanden kritisieren, wenn er oder sie den Weg in den Suizid wählen. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches das machen kann und auch tun soll,wenn persönliche Gründe das Leben nicht mehr lebenswert machen.
Ich finde nur die Tatsache so gruselig, dass sich jemand in so ein Gefährt legt, auf Knöpfe drückt und draussen einige Menschen warten, bis es vollzogen ist.
Ich weiss nicht, ob ich es richtig ausdrücke: aber ein Mindestmass an Intimität wäre doch gerade in diesen letzten Augenblicken so notwendig.
Und über dieses Gefährt wird nun medial weltweit berichtet, auch über die AmerikanerIn, die diesen Weg wählte und nun vermutlich auch noch das Nachspiel vor Gericht.
Alles Gute, lieber Schorsch - Olga