Soziales Wertezerfall oder Wertewandlung?
Zitat von @gaby100
Meine Frage galt dem Wandel (siehe Anfangsthread).[b][/b]
Ich habe in fast 40jähriger Unterrichtstätigkeit den Wandel in der Wertehaltung der Eltern festgestellt. Für eine ständig wachsende Zahl ist nur der schulische Erfolg wichtig. Es wird am liebsten schon pränatal gefördert, spätestens in der Kita aufs Abi vorbereitet, und können die Kinder nicht mithalten, wird getäuscht, geleugnet und geklagt
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gaby
Ja, sehr oft gilt nur der schulische Erfolg!
Unsere Tochter Jahrg. 1980, kam in der 6. Klasse mal wutentbrannt nach Hause, Mami hör dir mal das an:
Der Schülerin XXX haben die Eltern bei guten Noten, d.h.
den Durchschnitt für die Sekundarschule schafft, doch tatsächlich ein eigenes Pferd versprochen!
Was wird dieser junge Mensch für Ansprüche im weiteren Leben stellen?
Sowas nenne ich Wertezerfall!
Dies bedeutet in meinen Augen dass es nicht wichtig ist ihr Kind zu begleiten! Das Kind lernt so dass es niemals auf den Schulstoff ankommt, sondern nur auf die Noten.
Sowas ist völlig daneben, solche Eltern könnt ich......!
Sonja
Meine Frage galt dem Wandel (siehe Anfangsthread).[b][/b]
Ich habe in fast 40jähriger Unterrichtstätigkeit den Wandel in der Wertehaltung der Eltern festgestellt. Für eine ständig wachsende Zahl ist nur der schulische Erfolg wichtig. Es wird am liebsten schon pränatal gefördert, spätestens in der Kita aufs Abi vorbereitet, und können die Kinder nicht mithalten, wird getäuscht, geleugnet und geklagt
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gaby
Ja, sehr oft gilt nur der schulische Erfolg!
Unsere Tochter Jahrg. 1980, kam in der 6. Klasse mal wutentbrannt nach Hause, Mami hör dir mal das an:
Der Schülerin XXX haben die Eltern bei guten Noten, d.h.
den Durchschnitt für die Sekundarschule schafft, doch tatsächlich ein eigenes Pferd versprochen!
Was wird dieser junge Mensch für Ansprüche im weiteren Leben stellen?
Sowas nenne ich Wertezerfall!
Dies bedeutet in meinen Augen dass es nicht wichtig ist ihr Kind zu begleiten! Das Kind lernt so dass es niemals auf den Schulstoff ankommt, sondern nur auf die Noten.
Sowas ist völlig daneben, solche Eltern könnt ich......!
Sonja
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Faktum ist lediglich, dass niemand schlecht oder wertlos geboren wird - dieses Konto ist zu diesem Zeitpunkt völlig leer; ......................................... Olga
Genau so ist es vermutlich aber nicht; wer mit dem Down Syndrom geboren wird, hat kaum eine Chance, ein Abi zu schaffen.
Ein bisschen daneben heute Schorsch ??? Was hat das Down-Syndrom mit Wertezerfall zu tun?
Edita
Edita
Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
richtig schorsch!
viel zu wenig förderung der schulen hat es, behinderte kinder entsprechend zu unterrichten. oft ist es aber auch die weigerung des lehrpersonals behinderte kinder aufzunehmen in den klassenverband. viele eltern müssen klagen, dass ihr behindertes kind die öffentlichen schulen besuchen kann. zu sehr scheuen manche lehrer die damit entstehende mehrarbeit, die durch die betreuung entstehen könnte.
und kinder, die ihre eltern abend für abend ein viertele trinken sehen, für die wird der genuss von alk aber sowatt von selbstverständlich. wen wundert es noch, dass kinder viel zu früh auf die entspanndende wirkung der hochprozentigen prösterlis bauen? mal ganz abgesehen davon, dass auch die kinder von alkis verminderte chancen haben sich zu entwickeln.
für mich beginnt der eigentliche werteverfall auch damit, dass sich kluge köpfchen hinter den geschützten mauern lustig machen und lallend das veralbern, was als information gedacht war. es sind m.e. die alten, von denen sich viele vehement wehren, einsicht zu zeigen, damit die enkel respekt und achtung empfinden könnten.
auch wenn es mich nur als grossmutter betrifft, welche freude habe ich empfunden bei der einschulung von Sophie eine junge, fröhliche lehrerin kennen zu lernen. es war meine größte sorge, dass eine altgediente pädagogin mit ihren womöglich verkrusteten denkstrukturen in nur kurzer zeit zerstören könnte, was wir als familie bisher vorgelebt haben.
warum so weit in ferne, höhere sphären gedanklich fliegen, wenn doch der werteverlust bzw. werteverfall forennah zu sehen ist?
da sabbern, lallen und schnattern leute stundenlang, ohne auch nur eine minute merken zu wollen, dass es vielleicht an der zeit wäre, mal bissi rücksicht zu üben und nicht zu allen themen ihren wortmüll anbieten?
ein weiteres zeichen von werteverfall ist für mich darin zu sehen, dass immer mehr wenig selbstbewußte leute bei diskussionen sich hinter dem schützenden "wir" verstecken. dagegen möchte ich mich wehren, denn das sind nur einige der wertevermittelnden gedanken meiner eltern:
- verantwortung für sich selbst zu übernehmen
- sich der wahrheit verpflichtet fühlen und sie nicht für ein linsengericht zu verkaufen ob materieller vorteile
- miteinander reden und dennoch anderer meinung sein dürfen
--
pilli
viel zu wenig förderung der schulen hat es, behinderte kinder entsprechend zu unterrichten. oft ist es aber auch die weigerung des lehrpersonals behinderte kinder aufzunehmen in den klassenverband. viele eltern müssen klagen, dass ihr behindertes kind die öffentlichen schulen besuchen kann. zu sehr scheuen manche lehrer die damit entstehende mehrarbeit, die durch die betreuung entstehen könnte.
und kinder, die ihre eltern abend für abend ein viertele trinken sehen, für die wird der genuss von alk aber sowatt von selbstverständlich. wen wundert es noch, dass kinder viel zu früh auf die entspanndende wirkung der hochprozentigen prösterlis bauen? mal ganz abgesehen davon, dass auch die kinder von alkis verminderte chancen haben sich zu entwickeln.
Wird ein Embryo (bis zur 9. Schwangerschaftswoche) oder Fetus (ab der 9. Schwangerschaftswoche) während seiner Entwicklung Alkohol und Alkoholabbauprodukten ausgesetzt, so wird er nicht nur in seiner Entwicklung gehemmt, sondern erfährt in Abhängigkeit von Reifestadium, Alkoholmenge und individueller Disposition weitere körperliche und kognitive Entwicklungsschädigungen. Diese nachgeburtlich diagnostizierbaren Schäden fasst man unter den Begriffen fetales Alkoholsyndrom (beim Vollbild) oder unter fetale Alkoholeffekte (bei symptomatisch minderschwerer Ausprägung) zusammen. Als Oberbegriff wird Fetal Alcohol Spectrum Disorder genutzt.
für mich beginnt der eigentliche werteverfall auch damit, dass sich kluge köpfchen hinter den geschützten mauern lustig machen und lallend das veralbern, was als information gedacht war. es sind m.e. die alten, von denen sich viele vehement wehren, einsicht zu zeigen, damit die enkel respekt und achtung empfinden könnten.
auch wenn es mich nur als grossmutter betrifft, welche freude habe ich empfunden bei der einschulung von Sophie eine junge, fröhliche lehrerin kennen zu lernen. es war meine größte sorge, dass eine altgediente pädagogin mit ihren womöglich verkrusteten denkstrukturen in nur kurzer zeit zerstören könnte, was wir als familie bisher vorgelebt haben.
warum so weit in ferne, höhere sphären gedanklich fliegen, wenn doch der werteverlust bzw. werteverfall forennah zu sehen ist?
da sabbern, lallen und schnattern leute stundenlang, ohne auch nur eine minute merken zu wollen, dass es vielleicht an der zeit wäre, mal bissi rücksicht zu üben und nicht zu allen themen ihren wortmüll anbieten?
ein weiteres zeichen von werteverfall ist für mich darin zu sehen, dass immer mehr wenig selbstbewußte leute bei diskussionen sich hinter dem schützenden "wir" verstecken. dagegen möchte ich mich wehren, denn das sind nur einige der wertevermittelnden gedanken meiner eltern:
- verantwortung für sich selbst zu übernehmen
- sich der wahrheit verpflichtet fühlen und sie nicht für ein linsengericht zu verkaufen ob materieller vorteile
- miteinander reden und dennoch anderer meinung sein dürfen
--
pilli
Liebe Pilli,
ob behinderte und nicht behinderte Kinder die ein und dieselbe Schule besuchen können oder dürfen, dieser Gedankengang wird erst die letzten , vielleicht 20 Jahre, ernsthaft diskutiert. Darum denke ich, daß dieses nichts mit Wertezerfall zu tun hat. Im Gegenteil, ich würde das einer neueren Werteschaffung zuordnen. Und, so gerne ich Lehrer kritisiere, aber hier sind sie nicht allein in der Verantwortung, es sind vielmehr die Eltern nicht behinderter Kinder, die sich dagegen sträuben, aus lauter Sorge, daß ihr ja gesundes Kind wahrscheinlich zu wenig lernen könnte, und daß das gesunde Kind immer Rücksicht auf das behinderte Kind nehmen muß! Das man seit etlichen Jahren, ( ich für meinen Teil tue das seit 35 Jahren ) mit seinem behinderten Kind in die Öffentlichkeit gehen kann und muß, sehe ich auch als Fortschritt einer neuen Werteerfassung an. Wenn ich mir überlege, daß, als ich Jugendliche war, mir nie irgendwo ein behindertes Kind über den Weg gelaufen ist, denn es gab sie ja bestimmt, sie wurden nur versteckt, ist das heute schön zu sehen, daß sie einfach dazu gehören!
Wenn ich daran denke, daß früher in kleinen Dörfern erwachsene Behinderte immer die Rolle der Dorftrottel, zur Belustigung der Dorfbewohner spielen mussten, die dann auch vor Erniedrigung nicht haltmachten, so wird sich das heute niemand mehr trauen! Also ist das auch eine weitere neue Erkenntnis in Sachen Wert eines Lebens! Ich empfinde das als ein wirklich neu entstandenes, hohes Gut, und bin auch dankbar dafür, daß ich und mein Kind schon in den Genuss kommen dürfen, weil die Entwicklung dahin nicht selbstverständlich war!!!
Edita
ob behinderte und nicht behinderte Kinder die ein und dieselbe Schule besuchen können oder dürfen, dieser Gedankengang wird erst die letzten , vielleicht 20 Jahre, ernsthaft diskutiert. Darum denke ich, daß dieses nichts mit Wertezerfall zu tun hat. Im Gegenteil, ich würde das einer neueren Werteschaffung zuordnen. Und, so gerne ich Lehrer kritisiere, aber hier sind sie nicht allein in der Verantwortung, es sind vielmehr die Eltern nicht behinderter Kinder, die sich dagegen sträuben, aus lauter Sorge, daß ihr ja gesundes Kind wahrscheinlich zu wenig lernen könnte, und daß das gesunde Kind immer Rücksicht auf das behinderte Kind nehmen muß! Das man seit etlichen Jahren, ( ich für meinen Teil tue das seit 35 Jahren ) mit seinem behinderten Kind in die Öffentlichkeit gehen kann und muß, sehe ich auch als Fortschritt einer neuen Werteerfassung an. Wenn ich mir überlege, daß, als ich Jugendliche war, mir nie irgendwo ein behindertes Kind über den Weg gelaufen ist, denn es gab sie ja bestimmt, sie wurden nur versteckt, ist das heute schön zu sehen, daß sie einfach dazu gehören!
Wenn ich daran denke, daß früher in kleinen Dörfern erwachsene Behinderte immer die Rolle der Dorftrottel, zur Belustigung der Dorfbewohner spielen mussten, die dann auch vor Erniedrigung nicht haltmachten, so wird sich das heute niemand mehr trauen! Also ist das auch eine weitere neue Erkenntnis in Sachen Wert eines Lebens! Ich empfinde das als ein wirklich neu entstandenes, hohes Gut, und bin auch dankbar dafür, daß ich und mein Kind schon in den Genuss kommen dürfen, weil die Entwicklung dahin nicht selbstverständlich war!!!
Edita
Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
......... denn das sind nur einige der wertevermittelnden gedanken meiner eltern:
- verantwortung für sich selbst zu übernehmen
- sich der wahrheit verpflichtet fühlen und sie nicht für ein linsengericht zu verkaufen ob materieller vorteile
- miteinander reden und dennoch anderer meinung sein dürfen
--
pilli
Schade eigentlich, pilli
einen immens wichtigen Wert haben deine Eltern dir offenbar leider vergessen zu vermitteln,
als da wäre, andere Menschen zu achten und zu akzeptieren und sie nicht mit Hohn und Spott zu übergießen, sich selbst hernach euphorisch in höhere Sphären zu katapultieren, um sich auf einem Podest wieder zu finden, welches in großen schwarzen Lettern die Aufschrift Hochmut trägt.
Der Hochmut ist ein plebejisches Laster.
(Marie von Ebner-Eschenbach)
(Marie von Ebner-Eschenbach)
loretta
Re: Wertezerfall oder Wertewandlung?
...ob behinderte und nicht behinderte Kinder die ein und dieselbe Schule besuchen können oder dürfen, dieser Gedankengang wird erst die letzten , vielleicht 20 Jahre, ernsthaft diskutiert. Darum denke ich, daß dieses nichts mit Wertezerfall zu tun hat...
ich respektiere deine sichtweise, edita
meine aber gerade darin eine steigerung des werteverfalles zu sehen, wenn nicht selbstverständlich dafür sorge und verantwortung getragen wird, dass, ob nun körperlich oder geistig behinderte kinder, alle kinder die gleichen chancen haben, sich im klassenverband entsprechend ihrer fähigkeiten, weiter entwickeln zu können...schorsch erwähnte es bereits.
Down-Syndrom und Schule
Leider ist es – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – in Deutschland immer noch nicht üblich, dass Kinder mit Behinderung eine Regelschule besuchen: Nur rund 15% bekommen diese Möglichkeit, in den meisten anderen europäischen Ländern sind dies ca. 85%!
Das alleine zeigt, dass es einiges zu tun gibt, um Kindern mit Behinderung bessere Chancen zur Integration – oder besser zur Inklusion – und damit bessere Chancen auf Bildung, Anerkennung und auf ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben zu geben.
Seit Deutschland im März 2009 die UN-Behindertenkonvention ratifiziert hat, hat sich zwar rechtlich einiges geändert – nichtsdestotrotz ist gerade jetzt Eigeninitiative gefordert, damit Betroffene auch zu ihrem Recht kommen!
miteinander downsyndrom
beispiele erfahre ich hier an meinem wohnort durch den "Verein zur Integration körper- und mehrfach Behinderter" :
..Seit über 40 Jahren setzt sich unser Verein für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen ein. Mit verschiedensten Einrichtungen im Kölner Süden unterstützen wir biografiebegleitend das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen: von der Eltern-Kind-Gruppe für Babys und Kleinkinder über unser integratives Jugendhaus bis hin zu Wohn- und Freizeitprojekten für Erwachsene.
Einige unserer Einrichtungen sind erfolgreiche Pilotprojekte, wie zum Beispiel unsere Integrative Kindertagesstätte, die dazu beitrug, dass Sonderkindergärten überall in Deutschland verschwanden.
Mit unseren Einrichtungen möchten wir einen Beitrag zur Verwirklichung einer „inklusiven Gesellschaft“ leisten: Alle können überall teilhaben – und niemand wird aufgrund seiner Behinderung ausgeschlossen. Gefördert wird diese positive Entwicklung durch die UN-Konvention „Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“.
miteinander leben
das sind, wohlgemerkt nur für mich, themen, die brennend heiß diskutiert werden sollten und nicht der "Anstand" und andere leicht verzichtbare relikte der denke mancher altvorderen. watt nutzt es, das schwinden der regeln einer hinterfragungswürdigen etikette zu betrauern, wenn es doch so vieles andere hat,
das sinnvolles tun erfordert?
--
pilli
Hallo Sonja,
Dein Beispiel zeigt, wie elterliche Liebe an den schulischen Erfolg gekoppelt ist. Was ist, wenn der ausbleibt? Ich habe immer wieder erleben müssen, wie Kinder schon bei der Note "befriedigend" in Tränen ausbrechen, weil sie den Erwartungen der Eltern nicht mehr entsprechen, die ihr "Projekt Kind" erfolgreich durchziehen wollen. Auf Kosten der Kinder sollen die eigenen unerfüllten Träume verwirklicht werden.Das Thema ist sehr vielschichtig, auch die Eltern stehen unter Druck.
Zitat Sonja:"Was wird dieser junge Mensch für Ansprüche im weiteren Leben stellen?"
Ich glaube, es ist wirklich auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Bei den überbetreuenden, überfördernden Eltern steht der kurzfristige Erfolg im Vordergrund. Die Koalition zwischen Schule und Elternhaus, die auf der Anerkennung gleicher Werte beruhte, wird von immer mehr Eltern aufgegeben. Die Folgen für die Kinder sind schwerwiegend. Die Geduld und das Vertrauen, ein Kind seinen eigenen Weg finden zu lassen, fehlen.
Erfolg, auch kurzfristiger, scheint mir ein neuer Wert zu sein. Was meint ihr dazu?
Dein Beispiel zeigt, wie elterliche Liebe an den schulischen Erfolg gekoppelt ist. Was ist, wenn der ausbleibt? Ich habe immer wieder erleben müssen, wie Kinder schon bei der Note "befriedigend" in Tränen ausbrechen, weil sie den Erwartungen der Eltern nicht mehr entsprechen, die ihr "Projekt Kind" erfolgreich durchziehen wollen. Auf Kosten der Kinder sollen die eigenen unerfüllten Träume verwirklicht werden.Das Thema ist sehr vielschichtig, auch die Eltern stehen unter Druck.
Zitat Sonja:"Was wird dieser junge Mensch für Ansprüche im weiteren Leben stellen?"
Ich glaube, es ist wirklich auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Bei den überbetreuenden, überfördernden Eltern steht der kurzfristige Erfolg im Vordergrund. Die Koalition zwischen Schule und Elternhaus, die auf der Anerkennung gleicher Werte beruhte, wird von immer mehr Eltern aufgegeben. Die Folgen für die Kinder sind schwerwiegend. Die Geduld und das Vertrauen, ein Kind seinen eigenen Weg finden zu lassen, fehlen.
Erfolg, auch kurzfristiger, scheint mir ein neuer Wert zu sein. Was meint ihr dazu?
Kulturpessimismus hat Hochkonjunktur. Das Gejammer über die zerfallenden Werte in unserer Gesellschaft greift immer mehr um sich .
Aber können echte Werte denn überhaupt zerfallen oder wandeln sie sich nur?
Werte sind undefinierbare Ideale, die der Mensch nicht in der Lage ist, zu erreichen. Wie kann er da deren Zerfall oder Wandlung beurteilen? Des Einen Wert steht einem anderen entgegen. Wie unmöglich es ist, Werte zu definieren oder sie gar zu verwirklichen, ist an grundlegenden Rechten wie Leben und Freiheit zu erkennen. Keines kann auch nur annähernd erfüllt werden, ohne das andere zu verletzen.
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, ja, das unterscheidet den Menschen von allen Wesen, weil die Menschheit zu delettantisch ist, Werte/Ideale im allgemeinen Zusammenhang zu erfüllen. Sie sieht die Fehler wohl, ist aber für die Allgemeinheit außerstande sie abzustellen. Werte können nicht zerfallen oder sich wandeln, aber im menschlichen, ungeschickten Bemühen, sie zu werten, sie zu verwirklichen, wogen ihre Stellenwerte auf und ab
Die menschliche Geschichte und das menschliche Geschick werden bestimmt durch Dilettanten. Hoch spezialisiert schaffen sie perfekte Techniken, erreichen damit Ziele, um dann festzustellen, daß sie für den menschlichen Fortbestand schon mittelfristig eine Katastrophe sind. Das ebenso perfekte Gegensteuern, durch eine wiederum perfekte Technik, schafft eine neue perfekte Katastrophe. Eigentlich wird die Katastrophe auch vorausgesehen, aber durch das Gegeneinander von Wertvorstellungen wird sie dennoch realisiert. Das Motto der Menschheit scheint zu sein: Nur gemeinsam sind wir dumm. Dazu passt ein Spruch des verstorbenen Kabarettisten Wolfgang Neuss:
"Stellt Euch vor, es geht, aber keiner kriegt`s hin."
Dilettanten streben in Ämter, um sich im Wert des Amtes zu zeigen, ohne in der Lage zu sein, diesen Wert aufrecht zu erhalten oder gar zu mehren. Dilettanten wollen die Abzeichen eines Wertes, um durch ihn Einfluß zu nehmen, ohne auch nur die geringsten Anlagen zu besitzen, die Voraussetzung dafür wären, mit dem Wert umzugehen. Dilettantismus bestimmt als das schwächste Glied in der menschlichen Entwicklung am stärksten deren Weg.
Die Dilettanten können Werte nicht zu Fall bringen, auch nicht wandeln, aber sie streuen Steine auf dem Weg, ihnen näher zu kommen, sie bringen den Schein vor das Sein, machen die Hochstapelei hoffähig. Dilettanten regieren Völker als Despoten oder gewählte Vertreter, ohne eine geringste Ahnung über das Wie zu haben, sie werden Künstler ohne kreativ zu sein, werden Bänker, ohne volkswirtschaftliche Zusammenhänge zu kennen, werden Schreiner, ohne Buche von Kiefer unterscheiden zu können. So verschleiern sie die Sicht auf Werte und rufen wieder Dilettanten auf den Plan, die das ändern möchten. Dilettanten regieren die Welt und bestimmen die Sicht auf Werte.
--
adam
.
Beim Lesen dieses Threads (ich habe immer mal reingeschaut und jetzt noch mal zur Gänze überflogen) bin ich sehr viel Gedankengut begegnet, welches mir in meinem Leben mal mehr, mal weniger Kopfschmerzeen bereitet hat. Schlagartig wurde mir klar wieso ich mich nach und nach immer mehr dem Daodejing zugewandt habe. Das Daodejing ist eine Weltanschauung, die von Gleichmut geprägt ist, regelmäßiger Rückzug von weltlichen Angelegenheiten und Muße verhelfen zur Relativierung von Wertvorstellungen und schaffen Platz für Natürlichkeit, Spontaneität und Mut zur Gelassenheit. So wird der Blick frei für die Möglichkeiten im Hier und Jetzt, ungetrübt von "Wertvorstellungen".
Ich habe drei Töchter und vier Enkelkinder und habe mich immer dafür eingesetzt, dass Kinder Freiraum bekommen um sich ihren Begabungen und Möglichkeiten gemäß entwickeln zu können. Eine Erziehung muss am Kind orientiert sein und nicht am System.
Und hier noch ein bemerkenswertes Zitat von Joachim Gauck: "Es ist wichtig zu begreifen, dass wir der Toleranz nicht dienen, wenn wir unser Profil verwässern, sondern indem wir uns umgekehrt unserer eigenen Werte wieder vergewissern."
Mareike
Ich habe drei Töchter und vier Enkelkinder und habe mich immer dafür eingesetzt, dass Kinder Freiraum bekommen um sich ihren Begabungen und Möglichkeiten gemäß entwickeln zu können. Eine Erziehung muss am Kind orientiert sein und nicht am System.
Und hier noch ein bemerkenswertes Zitat von Joachim Gauck: "Es ist wichtig zu begreifen, dass wir der Toleranz nicht dienen, wenn wir unser Profil verwässern, sondern indem wir uns umgekehrt unserer eigenen Werte wieder vergewissern."
Mareike